Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Viele kleine und große Häuser reihen sich hier aneinander. Bunte Farben zieren die kahlen Wände und vor allem die Dächer. Mit diesen Farben symbolisieren die Magier ihren Rang und ihr Können in einer oder mehr Magiearten.
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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von fremder Mann » Samstag 6. Januar 2007, 00:41

Olgrin schüttelte verwirrt den Kopf. "Warum sollten Minnas Schwester – sie heißt übrigens Lesandra und beherrscht nur sehr mäßig die Naturmagie – oder mein Luca etwas mit diesem Verbrechen zu tun haben? Ich habe lediglich gesagt, dass ich mit dem Jungen eine kleine Meinungsverschiedenheit hatte, das kommt häufiger vor. Das ist doch kein Grund, mich auszurauben ... oder doch?!"

Der Alchemist wirkte nun nachdenklich, verunsichert. Konnte es sein?

<b>Nein, weder Luca noch Lesandra würden eine solche Tat begehen. Das will ich nich glauben ... obwohl ... wo könnten sie stecken?</b>

Doch dann machte Thror eine Anmerkung, die Olgrin das Herz in die Hose rutschen ließ. Er atmete tief ein und keuchte dann. "Na-Natürlich funktioniert der Zweitschlüssel auf dieselbe Weise wie meiner! Aber Lesandra würde ihn nie ... oje, das verschlimmert die Sache, nicht wahr?"

Hilfesuchend schaute Olgrin zu seinem Gastgeber. Adelmund verstand und ging in die Küche, um erneut einen Tee für den Mann zu holen, der mit den Nerven völlig am Ende war.
Doch dann fügte Olgrin an: "Meine Gerätschaften waren noch da, sagt ihr. Aber was ist mit denen meines Lehrlings? Habt ihr deswegen nachgeschaut? Seine Materialien sind kostbarer, ich habe viel Geld für seine Ausbildung ausgegeben. Er hatte die Dinge nicht mitgenommen, nur seine Kleidung gepackt. Immerhin hatte er gedroht, alles aufzugeben. In diesem Fall bräuchte er sein Alchemieset nicht."

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von fremder Mann » Samstag 6. Januar 2007, 12:09

Olgrin lag noch immer mitsamt dem Sessel am Boden. Nach Minnas Wutausbruch hatte er es vorgezogen, einfach liegen zu bleiben. Jetzt jedoch kam Adelmund Constellano d'Artinell mit dem Tee und der Alchemist entschied sich, doch wieder aufzustehen. Er erhob sich mit helfender Hand von Jolanta und rückte den Sessel wieder zurecht. Jedoch blieb er daneben stehen, nahm dankbar den Tee entgegen und trank einen Schluck ehe er Thror antwortete.

"Wie gesagt, der Junge und ich hatten eine heftigere Diskussion. Er drohte damit, seine Lehre aufzugeben und packte seine Sachen. Dann ist er einfach gegangen. Ich war so wütend auf ihn – und mit den Nerven am Ende – dass es mir anfangs egal war. Ich habe ihn ziehen lassen. Ich weiß nicht, wo er hin ist und ob er sich noch in der Stadt aufhält. Sein erstes Lehrjahr hat er bei mir gewohnt."

Olgrin von der Potznitz schaute etwas betreten zu Boden. Mittlerweile tat es ihm Leid, dass er Luca Bresen nicht aufgehalten hatte. Der Junge besaß Talent, wäre wohl ein großer Alchemist geworden, aber warum nur hatte er nicht einsehen wollen, dass er damals mit seinem Standpunkt vollkommen falsch lag?

"Tja, Minnas Schwester ... Lesandra Glanz. Sie wohnt in Zyranus. Sie ist, mit Verlaub, eine äußerst miserable Naturmagierin. Deshalb kam sie auch damals zu meinem Labor. Ich sah sie durch das Fenster, als sie sich hilflos umschaute, weil sie mein Haus nicht betreten konnte. Ihre Schönheit faszinierte mich und ich verfiel ihr ... hrm hrm, zurück zum Thema. Lesandra wohnt bei ihrer Schwester, allerdings schauen die beiden sich nicht mehr an seit diesem unglücklichen Vorfall. Lesandra kommt, soweit ich weiß, auch nur noch zum Essen und Schlafen nach Hause. Die meiste Zeit befindet sie sich im großen Park vor dem Turm der Magie und versucht, ihren Teil des Parks am Leben zu erhalten. Das ist verschwendete Energie, ihr sterben alle Pflanzen weg ohne meine alchemistischen Mittelchen."

Jolanta warf Thror einen vielsagenden Blick zu. Das war also die erste Spur, der er folgen sollte. Lesandra Glanz im Park vor dem Turm. Den Jungen konnten sie immer noch suchen. Wenn er vor einiger Zeit die Stadt verlassen hatte, kam er als Verdächtiger ohnehin nicht mehr in Betracht.

"Achja, Luca und Lesandra kannten sich kaum. Der Junge hat sie ein paar Mal in meinem Haus gesehen, schließlich wohnte er bei mir. Aber er hat uns nie im ... naja, ich habe ihn dann immer Besorgungen erledigen lassen, ihr versteht", fügte Olgrin an und bekam rote Wangen.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Samstag 6. Januar 2007, 21:12

Als Anezka ins Haus zurückkehrte, wurde sie von Adelmund mit einem Lächeln begrüßt. Der Magier hatte soeben abgewaschen und rieb sich die Hände an einem Tuch trocken.

Jolanta nickte Anezka zu und vertiefte sich anschließend wieder in mehrere Aufzeichnungen, allesamt etwas über Runen. Anezka muste schmunzeln. Trotz des Diebstahls ließ es sich die Zwergin nicht nehmen, den Unterricht für ihren Schüler vorzubereiten.

Olgrin hockte immer noch oder schon wieder im Sessel. Auf seinem Schoß ruhte eine leere Tasse. Erwartungsvoll schaute er Anezka an, doch als diese von dem verschwundenen Alchemie-Set und dem Treffen mit den Abgesandten berichtete, verschlechterte sich die Laune des Mannes sofort wieder.

"Es wundert mich, dass Luca sein Set mitgenommen hat. Er wollte doch nicht länger Alchemist werden – zumindest nicht mehr bei mir. Tja, er liebte es eben doch, ich konnte es an seinen Augen sehen, welche Begeisterung er der Alchemie entgegen brachte."

Auf die Frage, wo sich Luca Bresen nun befinden könnte schüttelte Olgrin von der Potznitz den Kopf. "Ich kann Euch nur sagen, was ich Eurem Zwergenfreund bereits erzählt habe: Luca ist nach unserem Streit einfach gegangen und ich weiß nicht, wo er stecken könnte. Es ist wahr, er wuchs bei einem Bauern auf, aber dieser war nicht sein leiblicher Vater, Ihr kennt ja solche Geschichten. Der Mann hatte Luca nur geschlagen, sogar in meiner Anwesenheit, als ich auf der Durchreise an dem Hof Halt machte. Ich habe mich damals entschlossen, den Burschen mitzunehmen. Das ist jetzt zwei Jahre her. Er war sehr glücklich bei mir. Er kennt zwar nur Zyranus und den Weg zu seinem Ziehvater, aber ich glaube nicht, dass er wieder hiemgekehrt ist. Nicht nach diesen Misshandlungen. Ach, ich vermisse ihn."

Olgrin lehnte sich zurück mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Aber Anezka hatte ja noch den Teil mit den Abgesandten des Rates zu berichten. Kaum, dass sie zu Ende erzählt hatte, klopfte es auch schon an der Tür.

"Öffnet im Namen des hohen Rats der Magier", drang eine Stimme dumpf durch das Holz.
"Nur herein!", rief Adelmund. Sogleich betraten zwei blau gewandete Männer die Stube. Den einen kannte Anezka bereits. Er hatte sie nach Olgrin ausgefragt. Der Abgesandte lächelte freundlich, als er Anezka entdeckte und deutete ein knappes Nicken an. Der andere Mann kam inzwischen auf Olgrin zu. "Seid Ihr Olgrin von der Potznitz, der Bestohlene?"

"J-ja", stotterte der Alchemist und schluckte.
"Nun, keine Angst. Wir wollen Euch nur ein paar Fragen stellen."

Adelmund bot das Hinterzimmer an und Jolanta schlug vor, erneut einen Tee aufzusetzen. Die Abgesandten nickten und folgten Adelmund zusammen mit Olgrin in die Küche. Dort gab es einen kleinen Tisch und mehrere Stühle.
Jolanta schlich sich noch rasch zu Anezka. "Wenn der Junge nicht zu seinem Hof zurückgekehrt ist, befindet er sich vielleicht noch in der Stadt. Wir sollten der Sache langsam auf den Grund gehen, bevor die Abgesandten noch weiter nachforschen. Sie würden einen Dieb sehr hart bestrafen, denn Diebstahl ist in Zyranus mit Mord vergleichbar – beides gab es noch nie in der Stadt."

Anezka wusste, worauf Jolana hinaus wollte. Sollte Luca Bresel hinter der ganzen Sache stecken, würde ihn ein schlimmes Ende ereilen. Und selbst wenn er es nicht war, verdächtig genug hatte er sich bereits gemacht. Wer wusste schon, welche Schlüsse die Abgesandten und der Magierrat ziehen würden. Doch wo sollte Anezka mit der Suche beginnen?

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 7. Januar 2007, 20:13

Im Haus war es sehr still. Nichts und niemand regte sich. Was war geschehen?
Anezak roch den Duft von frisch aufgebrühtem Tee. Aber sie hörte keine Stimmen. Wo waren Adelmund, Jolanta, Olgrin und die beiden Abgesandten?

"Adelmund?", fragte sie und ging vorsichtig weiter in den Raum.
Da hörte sie einen Stuhl rücken. Adelmund kam mit fragendem Blick aus der Küche. Zuerst schaute er etwas enttäuscht, dann aber lächelte er freundlich. Der Magier kam auf Anezak zu, wollte sie schon umarmen, verkniff es sich dann aber und nahm nur ihre Hand.

"Verzeiht meinen trübseligen Blick eben, Anezka. Ich hoffte, Jolanta wäre bereits zurück. Olgrin ist von den Abgesandten abgeführt worden. Er wird dem Magierrat vorgeführt und soll ihnen erklären, wie es zu dem Diebstahl kommen konnte. Es herrscht kein Grund zu Besorgnis, wir haben sehr weise Männer im Rat. Jolanta bestand dennoch darauf, sie zu begleiten. Als Runenmeisterin steht ihr das schon fast zu. Nur der Rat allein entscheidet, ob sie sich Olgrins Aussage mit anhören darf. Sie will ein Auge auf dessen Glaubwürdigkeit werfen. Nicht, dass er dem Rat etwas erzählt, was er uns verschwiegen hat."

Adelmund seufzte. Seine Hand drückte Anezkas und erst jetzt bemerkte die junge Kriegerin wie klein die Hand eines Mannes sein konnte, der wohl nie in seinem Leben ein Schwert geschwungen hatte. "Ich bin froh, Euch zu sehen. Habt Ihr etwas herausgefunden, Anezka?"

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 7. Januar 2007, 21:49

Adelmund hörte sich aufmerksam Anezkas Bericht an, aber erst, nachdem er sie zum Sofa geführt und sich zusammen mit ihr hingesetzt hatte. Auf einem kleinen Tisch vor dem Sofa stand noch immer ein Tablett mit Tassen und eine Kanne. Außerdem hatte jemand Gebäck bereit gestellt.

Während Anezka erzählte, goss Adelmund Tee ein, aber weder er noch die Kriegerin tranken. Beide waren zu aufgeregt. Obwohl ... Anezka wirkte eher mit den Nerven am Ende.

"Entspanne dich, Anezka. Dem Jungen wird es gut gehen. Vermutlich hat er die Stadt zwar noch nicht verlassen, denn Dimtris Aussagen klingen zu eindeutig. Er versucht, uns etwas mitzuteilen. Wir sollen wohl zwischen den Zeilen lesen, sein Hinweis auf die Kanalisation ist kein Zufall. Ich vermute, Luca befindet sich dort, auch wenn mir kein Grund einfallen will. Warum sollte er in den Abwässern herumkriechen?"

Anezka aber machte sich zu große Sorgen. Hauptsächlich, weil sie Bedenken hatte, was die Abgesandten oder der Magierrat mit einem Bengel anstellen würden, ob schuldig oder nicht. Aus Sorge drückte sie Adelmunds Hand etwas fester. Der Magier saß direkt neben ihr und schaute sie an. Und dann küsste er Anezka auf die Stirn!

"Ruh dich aus und warte, bis dein Freund Thror wiederkommt. Oder geh ihn suchen. Er muss sich im Park aufhalten, in dem wir vorhin gewesen sind. Dann solltet ihr einmal in die Kanäle hinabsteigen. Wenn du willst, begleite ich dich ... euch beide. Ich erinnere mich, einen Abstieg nahe von Olgrins Haus beim Marktplatz gesehen zu haben. Wir bräuchten nur ein Werkzeug, um den Deckel anzuheben. Mit meiner Lichtmagie kann ich da nicht viel ausrichten."

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 7. Januar 2007, 22:47

Auch Adelmunds Gesicht nahm langsam die Farbe von schimmernden Rubinen oder überreifen Tomaten an, als sich Anezka gegen ihn lehnte. Er grinste bis zu den Ohren, legte einen Arm um sie und verweilte schweigend, genießend.

Irgendwann ist aber jeder Glücksmoment einmal vorbei und Anezka löste sich wieder, setzte sich gerade hin. Sie freute sich jedoch, dass Adelmund sie begleiten wollte und nahm das angebot freudig entgegen.

"Es wird mir ein Vergnügen und eine Ehre sein, deinen Weg zu Erleuchten", säuselte der Magier verträumt. "Sollen wir Thror suchen gehen oder noch auf ihn warten?"

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von fremder Mann » Montag 8. Januar 2007, 01:14

Adelmund umarmte Anezka und endlich beruhigte sie sich. Ihrer beider Blicke trafen sich, umarmten sich ebenfallls ... da tauchte Thror auf. Schlecht gelaunt, wie es schien, stapfte er zur Sitzecke hinüber und ließ sich im Ohrensessel nieder.

Anezka und er tauschten ihre gesammelten Informationen aus und schnell war klar, dass sie nur noch einen Anhaltspunkt besaßen: Die Abwässer unterhalb der Stadt.

Thror würde mit ihnen gehen. Anezka fragte bereits, ob sie aufbrechen wollten. Der Lichtmagier aber erhob sich und ging zu einem Schrank. Dort holte er drei lange Tücher hervor, warf Anezka und Thror jeweils eines zu und band sich das eigene um den Hals. "Die werden wir bei dem Gestank da unten brauchen. Außerdem nehmen wir noch Öl, Zunder und eine kleine Laterne mit. Vielleicht brauchen wir meine Magie für mehr als ein kleines Licht im Dunkel."

Eilig suchte Adelmund Laterne und Öl zusammen, packte alles in eine kleine Tasche, die er bequem über die Schulter werfen konnte und griff nach einem armlangen Stab, auf dem eine schimmernde Kugel befestigt war: sein kleiner Magierstab.

Er grinste die beiden an und schenkte Anezka noch ein besonderes Lächeln. "Gut, jetzt kann es losgehen!"


<i>[weiter in der Marktplatz]</i>

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 11. Januar 2007, 22:40

Luca ließ sich den ganzen Weg bis in Adelmunds Haus führen. Dort setzten sie ihn auf das Sofa, weitab von Fenstern und dann gingen Thror, Adelmund und Anezka nacheinander hinauf, um sich zu waschen und umzuziehen.

Als Adelmund herunter kam, brachte er auch einen Satz Kleidung für den Jungen mit. "Ich habe noch ein paar alte Sachen auf dem Dachstuhl gefunden. Die dürften Luca angemessen passen." Er führte den Alchemistenlehrling in ein Nebenzimmer, wo er sich umziehen konnte. Thror bewachte die Tür äußerst aufmerksam. Bisher hatte Luca nicht einen Fluchtversuch gewagt, aber sicher war sicher.

Als Anezka frisch, sauber und frohlockend die Stufen hinab stieg, warteten die anderen bereits. Luca hatte kein Wort mehr gesprochen. Betreten starrte er auf seine Füße. Er antwortete auch nicht viel, als Anezka ihn noch einmal auf Dimtri ansprach.
"Er hat nichts damit zu tun, er wollte mir nur helfen, dass mich keiner findet", sagte er erneut und verfiel wieder in Schweigen. Thror wandte sich noch einmal an den Jungen.

Inzwischen fand Anezka Zeit, mit Adelmund zu reden. Sie entschuldigte sich für ihre Worte und gab eine Rechtfertigung ab.
Adelmund schmunzelte. "Aber du hast Recht, viel zu viele der zyranusischen Magier sind nichts als arrogante und egoistische Madenhirne. Aber es ist äußerst großzügig von dir, dass du mich nicht dazu zählst."

Adelmund registrierte ihre geröteten Wangen und grinste sanft. Dann nahm er sie in den Arm, küsste sie erneut auf die Stirn und flüsterte: "Mach dir keine Gedanken." Anschließen hob er den Finger, berührte Anezkas Haar und murmelte eine Zauberformel, die es im Licht der Kerzen nun leicht golden schimmern ließ.
Zuletzt geändert von Erzähler am Donnerstag 11. Januar 2007, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Januar 2007, 22:54

Jolanta und Thror waren in eine heftige Diskussion vertieft. Gegenstand dieses hitzigen Gesprächs in der Sprache der Zwerge war Thrors weitere Ausbildung zum Runenmagier. Er konnte einfach nicht länger in dieser verfluchten Stadt bleiben unter all diesen arroganten, selbstverliebten und dummen Zauberern. Nein, das ging einfach nicht! Er musste hier weg.

Jolanta konnte zum Teil verstehen wie Thror sich fühlte. Immerhin stimmte es. Die meisten Bürger Zyranus waren genau das, was Thror im Augenblick von ihnen hielt. Sie scherten sich einen Dreck um andere, ihnen war nur ihr eigenes verdammtes Wohlergehen wichtig. Und dennoch ... Jolanta hatte schon viel mehr Zeit hier verbracht. Sie hatte sich daran gewöhnt, handelte manchmal nicht viel anders, sah ihre Fehler am Ende jedoch ein.

Während die beiden Zwerge auf verbale Art miteinander stritten, saß Adelmund bei Luca. Leise redete er auf ihn ein und der Junge beruhigte sich langsam wieder. Auch wenn ihm noch immer Tränen aus den geblendeten Augen strömten, so trank er doch jetzt von dem Tee und schwieg.

Da platzte Thror wieder herein, setzte die Diskussion in der Sprache fort, die alle verstanden und stampfte dann in seine Schmiede. Er würde nicht länger hier bleiben. Er würde gehen! Er <i>musste</i> gehen!
Jolanta gab es auf, weiter auf ihn einzureden. Es hatte keinen Sinn mehr. "Nimm das Buch mit", meinte sie dennoch. "Ich habe es dir geschenkt. Es gehört dir. Lerne auf deine Art, Magie zu nutzen und verwende sie weiser als der Rat der Magier. Tu mir diesen Gefallen, Thror. Du warst und bleibst ein so guter Schüler."

Sie marschierte eilig in die Schmiede und holte das Runenbuch. Dann drückte sie es dem Zwerg in die Hand, ob er es nun nehmen wollte oder nicht.
Aber Thror hatte im Augenblick andere Sorgen. Er ging zu Luca und versuchte, sich mit seinen Worten aufrichtig bei ihm zu entschuldigen. Der Junge streckte suchend die Hand aus, bis er Thror am Helm berührte. Er fuhr hinab und ergriff die stämmige kleine Hand des Zwergs. Ein mäßiges Lächeln stahl sich auf seine Züge. "Ich verzeihe Euch, Thror. Euch und Anezka. Ihr wusstet ebenso wenig wie ich, was ..."

Er brach ab. Dann sagte er mit trauriger Stimme und gesenktem Kopf. "Wenn die Legenden um die Drachen nur existieren würden. Ich las in einem von Olgrins Büchern, dass die zerriebene Schuppe eines Drachen, freiwillig gegeben, wahre Wunder bewirken soll." Er stieß einen Seufzer aus. "Alles nur Lug und Trug. Vermutlich nur ein dummes Märchen, Drachen gibt es auf Celcia nicht ... oder nicht mehr."

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