Wo Schatten sich herumtreiben

Die Wohngebäude der Bürger sind meist sehr eckig und flach gebaut. Bestehend aus braunem Sandstein spenden sie, im Gegensatz zu dem heißen Wetter, einen kühlen Schutz.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Samstag 6. Mai 2023, 20:23

Eigentlich hatte der Reinrassige mit dem Besuch der Gehilfin einiges anderes bezwecken wollen. Was genau und warum, nun, das blieb allein ihm vorbehalten und auch, was er tatsächlich von dem Scheitern seines Vorhabens hielt. Dennoch konnte sein Schüler merken, dass er vorsichtiger sein musste, wollte er den Geduldsfaden seines Lehrmeisters nicht überstrapazieren. Noch konnte er das Blatt wenden, jedoch musste er genauer auf die Vorzeichen achten, wollte er nichts unnötig riskieren. Also hieß es erst einmal, Zähne zusammen beißen, tief durchatmen und auf sich zukommen lassen, was das auch immer sein mochte.
Indes verschwand der Dunkelelf in seinem Schlafgemach und kam wenig später äußerst vorteilhaft in dunkelblaue, seidige Stoffe gehüllt wieder. Die langen Haare hatte er gekonnt zurecht gebunden, dass nicht eine einzige Strähne sich zu lösen wollen schien. Ganz so, als hätten auch sie sich der Kontrolle seines Willens zu unterwefen. Auch sonst merkte man ihm überhaupt nicht an, dass seine Nacht ebenfalls relativ kurz gewesen, als auch der Vormittag nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen war.
Sein Blick fiel auf den Jüngeren und lediglich das flüchtige Anheben seiner Augenbraue verriet, dass ihm die unnötigen Falten in dessen Kleidung mehr als deutlich auffiel. Dennoch sagte er dieses Mal erstaunlicherweise nichts dazu, zumindest noch nicht! Die Bemerkung würde schon noch folgen... bevorzugt in einem absolut unpassenden Moment. Wie, um diese unausgesprochene Drohung zu verstärken, strich er sich scheinbar beiläufig seitlich über eine Stelle seines Oberteiles, das es definitiv nicht nötig hatte bei ihm, gerichtet zu werden.
Dann trat er an die Tür der Suite und wollte diese gerade öffnen, als der Mischling in seinem Rücken eine, dieses Mal nicht unberechtigte, Frage stellte. "Hm...", machte er daraufhin und drehte seinen Kopf, bis er den anderen über die Schulter hinweg ansehen konnte, den Mundwinkel zu einem feinen, angedeuteten, aber vor allem hintergründigen Grinsen angehoben. "Das kommt ganz auf dein Benehmen an, würde ich einmal sagen.", stellte er in Aussicht.
Was wiederum zweierlei Bedeutungen hatte. Einerseits, dass er eindeutig nicht erfreut über das Verhalten seines Schülers war und bestimmt nicht vor gemeinen Strafen zurück schrecken würde, würde dieser es weiter auf die Spitze zu treiben. Und andererseits hieß es, dass besagtes Treffen, auf das er gerade vorbereitet werden sollte, nicht an diesem Tag, zu welcher Stunde auch immer, stattfinden würde. Nun ja, da er ein neues Gewand geschneidert bekommen sollte, war auch davon auszugehen gewesen. Trotzdem war es ein weiteres Puzzlesteinchen in einem Bild, das sich noch nicht erschließen mochte.
Damit öffnete der Ältere die Tür und ohne sich länger aufzuhalten, verließ er sowohl die Suite, als kurz darauf auch die Herberge. Dabei musste er sich auch nicht umsehen, um sich zu vergewissern, ob der andere ihm gehorsam folgte. Dieser wusste schließlich dank ausreichender Erfahrung, dass es für seine Gesundheit weitaus zuträglicher wäre, es zu tun.


Skýler folgt seinem Lehrherrn nach Entspannung tut Not
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. September 2023, 20:49

Skýler wird von Entspannung tut Not hergeführt


Als sie auf das Badehaus verließen, war der Vormittag schon relativ weit fortgeschritten. Es war ein angenehmes Wetter, der Himmel nur von ein paar hellen Wolken bevölkert und in der Luft konnte man riechen, dass die Natur sich allmählich dem Neuerwachen annäherte. Ungewöhnlich warm nach den letzten Tagen fühlte es sich an und nicht mehr lange, der Schnee würde vollständig schmelzen. Schon tropfte es von den Dächern. Einer dieser kalten Tropfen schaffte es, genau in dem Moment herab zu fallen, dass er in Skýlers Nacken landete und dort einen unangenehmen, kalten Punkt erzeugte.
Kraz'hian hingegen streckte und reckte sich, als hätte er sich ebenfalls etwas Entspannung und Ruhe gegönnt, ehe er seufzte:"Was für ein herrlicher Tag, meinst du nicht?" Flüchtig grinste er in die Richtung seines Schülers, dann führte er ihn weiter durch Santros' Gassen und Straßen.
Es verschlug sie mal hierhin, mal dorthin und trotzdem wirkte alles irgendwie... als diene es einzig und allein dazu, die Zeit verstreichen zu lassen. Eine Antwort auf das Warum, sofern der Jüngere sich diese Frage zu stellen traute, bliebe der Dunkelelf hingegen schuldig.
Erst am späteren Nachmittag, als sie in die nun gemeinsame Unterkunft zurück kehrten, tat sich endlich etwas zielstrebigeres. Die neu geschneiderte Kleidung war eingetroffen und Skýler blieb gar nichts anderes übrig, als sich diese anzuziehen. Die Hose war eng und kniff etwas im Schritt, was wohl darauf zurück zu führen war, dass das Abmessen nicht so gelaufen war wie vorgesehen. Ansonsten passte der Rest und wirkte auch geeignet dazu sich zu bewegen, ohne, dass beim ersten Schritt die Nähte aufplatzten.
Trotzdem war alles eng und fühlte sich wie eine zweite Haut an, wobei die dunkle Farbe diese Wirkung noch verstärkte, die zu seinem Teint perfekt passte. Es schmeichelte seiner Erscheinung und betonte seinen feingliedrigen Körperbau ebenso wie seine Männlichkeit.
Ob sich der Mischling darin wohlfühlte oder nicht, war jedoch unerheblich, wie Kraz'hian deutlich machen würde, sollte es einen Protest seitens seines Schülers geben. Er wirkte durchaus zufrieden mit dem Werk, nickte und bedeutete dem anderen kurz vor Sonnenuntergang, sich einen Umhang umzuwerfen, der mitgeliefert worden war und aus seidig glänzendem Stoff bestand, ihm zu folgen.
Ein weiteres Mal ging es hinaus an die frische Luft, die ob der späteren Stunde rasch abkühlte. Im Gegensatz zu untertags allerdings war der Schritt des Dunklen diesmal zielstrebig und weit ausholend, ganz so, als hätte er es jetzt tatsächlich eilig, an sein Ziel zu gelangen. Wo und welches auch immer das sein mochte!
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 17. September 2023, 20:10

Auf die Frage hin nickte Ský lediglich und warf Merle einen Blick zu, den man allerdings als Nichtssagend bezeichnen konnte. Er fragte sich, ob ihre Anwesenheit bei Krazhian nur Zufall und Teil ihrer Arbeit war, oder ob mehr dahintersteckte. War die Dame des Hauses vielleicht ein kleiner Spitzel und ein Werkzeug, mit dem Krazhian die Loyalität und Verschwiegenheit seines Untergebenen testen wollte? Möglich wäre es, immerhin waren solche Tests in den letzten Jahren stetig wiederkehrend gewesen.
Die grauen Augen musterten Merle kurz, ehe er sie auf einen Stuhl richtete, auf den so setzte, dass er seine Arme vor sich über die Lehne legen konnte. Glücklicherweise reichte die Länge des Stoffes um seine Hüftes aus, so dass weiterhin kein Blick auf intimere Zonen zu gewinnen war.
„Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, aber es war wirklich sehr angenehm.“, antwortete Ský und sah von da an zum Dunkelelfen, der überraschend gute Laune zeigte. Eben dieser Laune traute er nicht über den Weg.
Er beobachtete das Geplänkel zwischen ihm und Merle, ehe Krazhian das Zeichen zum Aufbruch gab, woraufhin er sich aufrichtete und ihm folgte. Von der Brünetten verabschiedete er sich nur mit den üblichen Höflichkeitsfloskeln.
Obwohl er das ein oder andere Schauspieltheater gerne abzog, war er doch zu seiner unnahbaren Art zurückgekehrt, in der er sich selbst mehr im Hintergrund hielt. Das war weitaus weniger anstrengend und da er derzeit keine Informationen einholen musste, erschien es Ský sinnvoller seine Energie und Nerven zu schonen. Soweit dies überhaupt gehen würde, da er nun wieder seines Lehrmeisters war.
Außerhalb des Badehauses atmete Ský erst einmal durch und genoss das frische Gefühl der Luft auf seinem Gesicht, wie der Tatsache seine Klamotten wieder anhaben zu können. Tatsächlich war der Aufenthalt mehr angenehm als unangenehm gewesen, doch gerade das war es, was in ihm den Argwohn anwachsen ließ. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen und folgte Kraz’hian einfach wohin es ihn auch verschlug. Das war er schon längst gewohnt – im Grunde wie ein Schatten dem Dunklen zu folgen. Auf die Bemerkung des Wetters hob er den Blick und sah auf den, kaum von Wolken gekennzeichneten Himmel.
„Doch, finde ich auch.“, bestätigte er, im Wissen, dass der andere sehr genau wusste, in welchem Klima sich sein Schützling am wohlsten fühlte. Brodelnde Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit gehörten da nicht wirklich zu. Von daher genoss Ský wirklich das Wetter des Tages. Doch war das belanglose Thema nicht längst wieder oder weiter ein Grund sich zu fragen, was dieser ganze Besuch von Krazhian eigentlich bezweckte?
Über den Tag hinweg hielt er seine Fragen auf ein Minimum reduziert und leistete dem anderen einfach nur Gesellschaft mit belanglosen Themen. Im Wissen, dass er ihn an Morgen schon gereizt hatte, wollte er nicht wirklich mit seinem Glück spielen.
Dieses Vorhaben fiel dem Mischling am Nachmittag allerdings bedeutend schwerer, als er die neu angefertigte Kleidung anziehen musste. Er hielt seine Miete zwar ausdruckslos, doch innerlich fluchte er über die Enge, besonders der Hose.
Farblich ist zum Glück nichts einzuwenden, aber der Stoff gibt gerade mal genug nach, dass die Nähe nicht reißen. Gemütlich ist definitiv anders…, dachte er mit einem innerlichen Seufzen, denn er wusste, dass er den Einkauf nicht reklamieren konnte.
Einerseits ist es ja…. fast schon nett, dass er mir neue Kleidung kauft, aber für was soll das gut sein? Er weiß, dass ich meine Bewegungsfreiheit brauche…
Innerliche Klagen hin oder her, er hatte sich weitaus Schlimmeres vorgestellt, weshalb er unterm Strich doch noch zufrieden sein konnte und es auch war. Eines war zumindest sicher: diese Kleidung war wohl die bislang feinste, die er je getragen hatte.
„Und? Zufrieden?“, fragte er Krazhian, als er sich den Umhang, auf das Drängen des anderen umgebunden hatte und sie sich erneut auf machten, die Straße hinunter zu laufen.
„Verrätst du mir, wohin es geht?“, wagte er nun seit Stunden das erste Mal wieder etwas über den Sinn des Ganzen herauszufinden. „Bist du den Abend über auch weiter Herr Aeric?“

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Montag 18. September 2023, 13:28

Ob der Dunkelelf aus jeder Begegnung Leute für sich schuf, die nach seinem Gutdünken handelten und ihm Informationen jeglicher Art zukommen ließen, wusste höchstens er selbst. Auch bei Merle war es durchaus möglich. Doch im Prinzip hatte sie nichts gemacht, das einen Hinweis auf eine Tätigkeit als Spitzel hätte geben können, im Gegenteil, sie hatte sich relativ wortkarg gegeben und war so gar nicht auf die Versuche des Mischlings eingegangen, sich mit ihr zu unterhalten. Andererseits stand Kraz'hian hier, an den Türrahmen der Küche gelehnt und hatte sich mit ihr unterhalten.
Worüber, das blieb jedoch offen, denn davon hatte der Jüngere nichts aufschnappen können. Vielleicht war es auch nicht die Hausherrin gewesen, die den Kontakt zu dem Reinrassigen gesucht hatte, sondern dieser war zu ihr gekommen. Warum? Noch viel mehr Möglichkeiten zur Spekulation. Das lohnte sich nicht wirklich, obwohl er ausreichend Gelegenheit erhielt, weiterhin darüber nachzudenken, wenn er es denn wollte.
Indes verließen die beiden Männer das Badehaus und streiften in der Stadt herum, offensichtlich, um die Zeit tot zu schlagen. Bis sie schließlich zurück in das noble Etablissement gingen und Skýler das zweifelhafte Vergnügen erhielt, in seine neue Kleidung zu schlüpfen. Sein Lehrmeister beobachtete ihn dabei mit undurchdringlicher Miene. Zwischendurch bedeutete er dem anderen einmal mit einer kleinen Geste, sich zu drehen und ein paar Schritte auf und ab zu gehen, als wolle er sehen, ob der nicht vorhandene Faltenwurf weiterhin passte... oder als ob er ahne, dass die Nähte ziemlich viel würden aushalten müssen.
Am Ende seufzte er beinahe lautlos und deutete ein Kopfschütteln an, ehe sie sich zum erneuten Aufbruch anschickten. Schon kam die Frage, die zu erwarten gewesen war. "Hättest du die Kleine heute Morgen weniger grob behandelt, hätte sie mehr Platz berechnen können.", murrte er und machte damit ziemlich klar, dass er mit dem Ergebnis eben nicht zufrieden war. Doch erstaunlicherweise führte das zu keinerlei Konsequenzen, diese würden erst mit zeitlicher Verzögerung folgen... und womöglich gar nicht direkt für den Mischling.
Stattdessen gewährte er eine gewisse Absolution, indem er hinzufügte:"Können wir jetzt nicht ändern. Aber wenn etwas reißt, erwarte nicht, dass ich darauf Rücksicht nehme."
War das eine versteckte Drohung? Oder ließ er damit lediglich durchblicken, dass sich seine Laune ins Negative zu schrauben begann und dadurch erst recht große Vorsicht geboten wäre? Besser, der Jüngere hielt beides für möglich und verhielt sich entsprechend, um keine noch unangenehmeren Folgen heraufzubeschwören. Die bereits am Horizont lauerten und auf Gelegenheiten wie seine Neugier regelrecht zu warten schienen.
"Nein.", kam es knapp auf die Frage nach dem Ziel. War es lediglich die Erfahrung oder die später werdende Stunde, dass sich die Luft mit einem Mal eine Nuance kühler anfühlte?
Als sein Schüler weiter sprach, blieb er plötzlich und so abrupt stehen, dass der Zusammenprall unvermeidlich war, auch wenn er nicht sonderlich stark ausfallen würde. So schnell waren sie nicht ausgeschritten, das war mit dieser neuen Hose auch gar nicht möglich. Obwohl der Dunkle bereits eine aufrechte Haltung aufwies, schien er sich noch einen Hauch mehr zu straffen. Mit einer fließenden Bewegung drehte er seinen Kopf und sah über die Schulter hinweg zu seinem Gefolgsmann, den er sich herangezogen hatte.
"Warum machen wir nicht diesen Abend aus dir meinen Leibwächter, der stumm ist?", stellte er eine Gegenfrage, die an Deutlichkeit wohl kaum zu überbieten wäre. Jedenfalls für niemanden, der Kraz'hian mit all seinen Launen und Verhaltensweisen bereits so intensiv erlebt hatte wie sein Gesprächspartner.
Schon wandte er sich wieder nach vorn und setzte sich in Bewegung. "Du erfährst alles zu seiner Zeit.", schickte er noch hinterher und warf keinen Blick mehr zurück. Das bräuchte er vermutlich auch nicht, immerhin war ihnen beiden bewusst, dass es vor ihm kein Entkommen gab. Es war demnach nur gesünder, ihm zu folgen, ohne, dass er darauf erst hinweisen musste.
Die Sonne hatte sich inzwischen längst dem Horizont genähert und die Schatten in den engen Gassen der Stadt wurden länger. Nun begann jene Zeit, in der sich Schattenmagier am wohlsten fühlten. Eventuell auch mit ein Grund, warum dieses ominöse Treffen, zu dem sie unterwegs waren, erst jetzt stattfinden sollte. Denn nur, um Skýler nach seinen Wünschen herzurichten, hatte er gewiss nicht all die Stunden ins Land ziehen lassen, das wäre um einiges einfacher gegangen. Oder es hatte noch andere Gründe. Jedenfalls war der Reinrassige nicht gewillt, darüber zu sprechen, wie er sehr deutlich gezeigt hatte, sodass der restliche Weg in leicht angespanntem Schweigen verlief. Das Gesicht des Älteren blieb dabei ausschließlich nach vorne gerichtet, doch auch unter anderen Umständen wäre es schwierig gewesen, von seiner Mimik, ganz gleich, ob es ein Mienenspiel gäbe oder nicht, auf seine eigentlichen Gedanken zu schließen.
Im Gegensatz zum Morgen allerdings führte der Weg sie dieses Mal nicht in Richtung Markt und enge Gässchen. Nein, die Wege wurden breiter, die Hausfassaden vornehmer und das abendliche Gedränge verlief sich. Hier wurde nicht gehetzt, um noch ein bisschen Zeit zu gewinnen, die für die letzten Aufgaben vor dem Schlafengehen benötigt wurde, hier wurde flaniert, sich gezeigt und auch hie und da ein wenig geplaudert. Auch Kraz'hian nickte hin und wieder dem ein oder anderen Passanten zu, brachte sogar zwei recht junge Frauen zum Kichern, aber er hielt sich nirgends auf.
Stattdessen führte er seinen Schüler weiter durch das noble Viertel und bog irgendwann nach rechts in eine dunkel gelegene Seitengasse ein. Diese war ebenfalls breiter als die Wege rund um den Markt, jedoch im Vergleich zu der bisherigen Straße wiederum recht eng. Auf jeden Fall mit tiefen Schatten durchzogen, wie geschaffen für sie beide.
Prompt blieb der Ältere auch stehen und zischte, gerade laut genug, damit Elfenohren ihn verstehen konnten:"Schattenmantel!" Schon legten sich die Schatten um ihn und ließen es so wirken, als wäre er spurlos verschwunden. Dass er seinen Zauber hingegen angekündigt hatte, konnte nur einen Grund haben, nämlich jenen, dass Skýler es ihm nachmachen sollte. Denn für die Anwendung hätte es dieser Aussprache bei einem Könner wie dem Dunklen nicht gebraucht.
Sobald also auch sein Schüler soweit war, schlichen sie lautlos weiter bis zu einer Hintertür, die, wie abgesprochen, geöffnet wurde. Eine junge, dralle Magd kippte einen Eimer Unrat daneben auf die Gasse und wollte danach wieder in den Hof hinter der Mauer verschwinden. Blöd für sie, dass das Klackern von Steinchen sie ablenkte und auch erschreckte. Das eröffnete ihnen ein Zeitfenster, in dem sie unbemerkt hinein huschen konnten. Waren die Laute in dem betuchten Stadtviertel in der Gasse schon gedämpft gewesen, so verschluckte die Ummauerung des Hofes auch noch den Rest davon.
Die Magd indes zuckte mit den Schultern und kehrte zurück, schloss die Pforte hinter sich und stapfte mit ihren Holzpantinen in Richtung des Hauptgebäudes. Dass sie dabei verfolgt wurde, bemerkte sie nicht. Durch eine warme, geschäftige Küche mit schmackhaften Gerüchen schlichen die beiden Männer zu einem schmalen Gang, an dessen Ende eine Treppe ins obere Geschoss führte.
Da keine der Türen hier verschlossen war, damit die Dienerschaft jederzeit für den Hausherren verfügbar war, war es ein Leichtes für sie, bis in einen Salon zu gelangen. Dieser wurde, trotz des restlichen Tageslichts, das durch die hohen Glasfenster noch hereinfallen konnte, bereits von Kerzen erhellt und das nicht erst seit ein paar Minuten, so viel Wärme, wie sie inzwischen abgegeben hatten.
Die Einrichtung selbst war nobel, entsprechend teuer und wirkte dennoch nicht wie von jemandem ausgewählt, der Geschmack besaß. Die Wände zierten kostbare Tapeten mit lieblichen Landschaftsszenen und trotzdem waren zwei hohe Bücherregale vor einen Teil geschoben worden, sodass sie weniger vorteilhaft zur Geltung kommen konnten. Auch das ein oder andere Porträt, mal in rundem, mal in eckigem Rahmen überlud den ganzen Eindruck.
Die Regale selbst waren in manchen Reihen regelrecht vollgestopft mit Büchern, während in anderen ausreichend Platz vorhanden war, um Staub anzusetzen. Gegenüber befand sich eine Sitzgruppe mit zwei Stühlen und einem Sofa, in dessen Mitte ein niedriger Tisch stand. Die Polsterung war auf dem Mehrsitzer von hellblauer Farbe zu dem diejenige der anderen Möbelstücke in rot nicht recht passen wollte. Auch das helle Holz passte nicht recht zu der dunkelbraunen Kredenz, die linker Hand an der Wand stand.
Davor befand sich eine korpulente Gestalt mit Halbglatze, die den Eindringlingen den Rücken zuwandte. Und um diese ging es scheinbar auch, denn der Dunkle näherte sich lautlos, bis er sich mit einem wohligen Aufseufzen auf einen der, wider erwarten bequemen Stühle fallen ließ. Im selben Moment löste er auch seine Schattenmagie und wirkte prompt wie aus dem Nichts herbei gezaubert.
Der Dicke wuchtete seinen großen Bauch herum und blickte mit großen Schweinsäuglein auf den Ursprung des Geräuschs, das ihn so erschreckt hatte. Mit einer Hand hielt er sich an der Kredenz fest, die andere wanderte zu seinem Herzen, als er ächzte. "Ihr!", stöhnte er.
Kraz'hian schenkte ihm ein feines, spöttisches Grinsen und nickte leicht. "Ich.", erwiderte er.
Doch anstatt nun unfreundliche Worte oder ähnliches zu hören zu bekommen, womöglich gar einen Rauswurf, griff sich der Hausherr aus seiner, sich um die Leibesfülle spannende Weste ein Stofftuch, um sich die Schweißperlen auf der hohen Stirn abtupfen zu können. Als dies geschehen war, lächelte er schief. "Ich werde nie verstehen, was Euch so daran gefällt, mich jedes Mal so zu erschrecken! Wie macht Ihr das nur, stets aus dem Nichts aufzutauchen?", plauderte der Mensch los und zeigte damit deutlicher, als seine Worte es gekonnt hätten, dass diese Männer sich kannten.
Geschmeidig schlug sein ungebetener Gast die langen Beine übereinander, als hätte er bisher nicht daran gedacht, und machte eine kleine, ausholende Geste. "Lasst mir meine Geheimnisse, wärt so gut. Verratet mir lieber, welchen Tropfen Ihr heute bei Euch habt, meine Kehle fühlt sich wie ausgetrocknet an."
Es dauerte einen Moment, ehe sein Gegenüber begriff, doch dann hatte er es recht eilig, sich umzuwenden und die bereit gestellte Kristallkaraffe zu öffnen, um zwei teure Gläser damit zu füllen. Golden schimmerte die Flüssigkeit darin und verströmte einen leicht süßlichen Duft, als er damit zu der Sitzgruppe trat.
Als Kraz'hian nach dem Stiel griff, bemerkte er wie beiläufig:"Ach ja, erschreckt mir nicht sofort wieder, wenn Ihr meinen Leibdiener seht." Das war das Stichwort für den Schüler, seinen eigenen Schattenmantel fallen zu lassen. Und es wäre auch ratsam dies zu tun... oder sollte er sich sträuben?
Blinzelnd jedenfalls ließ der Dicke seinen Blick durch den Raum gleiten, während der Reinrassige seelenruhig und scheinbar desinteressiert an seinem Wein nippte.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 23. September 2023, 20:50

Bei der Anprobe schienen alle beiden nicht zufrieden zu sein. Und das war unterm Strich für Skýler fast noch frustrierender. Immerhin zwängte er sich nur auf Krazhians Wunsch in diese neuen Sachen.
Von daher war er mit der Rüge auch nicht einverstanden, als der Ältere ihm eindeutig die Schuld für den nicht perfekten Sitz geben wollte.
„Entschuldigung? Ich habe das Frauenzimmer doch nicht gedrängt oder grob behandelt. Sie war die ganze Zeit von dir und der Tatsache abgelenkt, dass sie meinen Schritt vermessen und ihre Hände dafür in die Nähe bringen muss.“, verteidigte er sich, behielt seine Stimme aber unter Kontrolle, so dass er weder gereizt klang, noch die Lautstärke unangemessen wäre. „Gib ihr die Schuld, immerhin hast du ganz klar geäußert, wie wichtig dir der richtige Sitz ist! Sie war eben nicht die Schneiderin, sondern nur die Gehilfin und so wie sie ständig rot angelaufen ist, hat sie entweder wenig Erfahrung, oder ist den Umgang mit Männern nicht gewohnt. Bezahl einfach nicht die volle Summe!“ Noch immer sprach er ruhig, doch es fiel ihm schwer ein genervtes Zucken seiner Augenbraue zu verhindern, während er versuchte den Sitz der Hose in eine bequemere Position zu zupfen. Doch Genug war eben genug und Ský ärgerte es, dass Krazhian eher bereit war diese Göre in Schutz zu nehmen, als ihn. Dafür sagte er mit keinem Ton, dass er sich am liebsten wieder umziehen wollte. Er wusste immerhin, dass es nicht dazu nicht kommen würde.
„Ich pass schon auf…!“, erwiderte der Rotschopf während er in der neuen Kleidung und unter dem Umgang seine Waffen verstaute und dem anderen im Anschluss nach draußen folgte. Auf sein Nachfragen bekam er nur noch knappe Abfuhren, was ihn dazu veranlasste nicht weiter nachzuhaken. Er spürte, dass sich die Laune seines Vorgesetzten ziemlich verschlechtert hatte und würde sich daher, wie Kraz es unfreundlich einforderte, in Schweigen hüllen, solange er nicht angesprochen werden würde. Von daher waren lediglich ihre leisen Schritte zu hören, während sie die Straßen entlangliefen, zu einem Ziel, das nur einer von ihnen kannte.
Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und das spärliche Licht in den Gassen, war für normale Augen wohl der einzige Orientierungspunkt bei Nacht, wenn nicht irgendeine andere Lichtquelle durch die Fenster der Gebäude schien. Skýler selbst konnte sogar bei völliger Dunkelheit gut sehen, was ihm eben jener missgelaunte Dunkelelf gelehrt hatte, der ihn nun in die gehobenere Gegend Santros brachte. Hier wurden die Straßen wieder breiter und die Beleuchtung ließ nicht zu Wünschen übrig. Es war klar zu erkennen, dass in diese Gegend weit mehr Geld gesteckt worden war, als im mittelständischen Marktviertel.
Es wäre ja auch unverantwortlich, wenn sich einer der zugeschnürten Pfauen auf die Nase legen würde. Oder gar ein Schmutzfleck den Rocksaum einer Dame verunreinigt…
Während Krazhian hier modisch kaum aufzufallen schien, fühlte sich der Mischling keineswegs zugehörig. Doch das war ihm gleichzeitig auch ziemlich egal. Eine gewisse Dreistigkeit wohnte auch ihm inne und normal ließ er sich von niemandem sagen oder daran hintern wo er sein wollte. Er ging dahin wohin er wollte – schlüpfte dafür lediglich in unterschiedliche Rollen. Und dieses Mal war er der stille Begleitschutz für den Reinrassigen. Für viele menschliche Augen wären die Unterschiede zwischen ihm Krazhian fast nicht sichtbar, so dass sie ihn vielleicht sogar als Reinblütigen betrachten würden.
Der Voranlaufende bog plötzlich rechts ab und die betraten eine Art Seitengasse, die offenbar nicht dafür gedacht war, sie des Nachts entlangzulaufen. Die Schatten der Gebäude und Pflanzen schirmten fast alles Licht ab, was für die beiden Schattenmagier jedoch kein Problem darstellte. Ský ahnte langsam, dass sie ihrem Ziel nähergekommen waren und richtete seinen Blick auf das anliegende Anwesen, zu dem dieser Weg führte.
Höchstwahrscheinlich ein Dienstbotenweg, dachte er, als er den knappen Befehl von Krazhian vernahm und im Bruchteil einer Sekunde ebenfalls umsetzte. Dafür war er solche Anordnungen zu gewöhnt.
Sie verschmolzen vollständig mit der Dunkelheit und den Schatten und normal wären sie sicher nicht einmal zu hören gewesen, doch der Ältere schien es einen Moment sogar darauf anzulegen, um eine Magd abzulenken, die von den klackernden Geräuschen aufgeschreckt, ihren Blick in die Dunkelheit richtete. Einer Dunkelheit, in der sich die beiden Männer längst nicht mehr befanden und sich unerlaubten Zutritt in das Gebäude verschafft hatten, indem sie der Magd schlussendlich geräuschlos folgten.
Krazhian führte ihn zielsicher in einen Salon und Skýler war sich ziemlich sicher, dass sein Lehrmeister dieses Haus nicht zum ersten Mal betrat. Er selbst ließ seinen Blick über die Einrichtung schweifen und registrierte nur beiläufig den ganzen Prunk, von dem er sich nur allzu gerne etwas in die Tasche gesteckt hätte. Doch davon sah er ab und würde mit Sicherheit nichts von seinem Platz entfernen, solange ihm der andere keinen entsprechenden Hinweis oder Befehl gab. Immerhin kannte er noch immer nicht den Grund ihrer Mission.
Die Anwesenheit einer Person, die sich im Salon befand war ebenfalls sofort ausgemacht und so richteten sich die sturmgrauen Augen auf den rundlichen Mann, der eindeutig der menschlichen Rasse angehörte und wie die meisten Wohlhabenden in einem solchen Anwesen, sichtlich dem Übermaß frönte.
Ský sah zu, wie Krazhian sich auf einen der Stühle fallen ließ, während er gleichzeitig seinen Schattenmantel ablegte und seine Anwesenheit dem Menschen offenbarte. Bis zu diesem Zeitpunkt war kein Geräusch von ihnen beiden zu hören gewesen, weshalb es den Rotschopf nicht wunderte, dass sich der Vielgewichtige vor Schreck ans Herz fasste und seine kleinen Augen weit aufriss, als er diese auf den Dunkelelfen richtete.
Während die beiden die ersten Worte austauschten, positionierte sich Skýler schräg neben seinem Lehrmeister, so dass er diesem gerade noch ins Gesicht sehen konnte, während sein Blick in gerade Richtung auf den unfreiwilligen Gastgeber fallen würde. Anders als zunächst angenommen, schien dieser Krazhian nicht unbedingt als unwillkommenen Gast wahrzunehmen, denn er wischte sich den Schweiß ab und sagte mit einem schiefen Lächeln: „Ich werde nie verstehen, was Euch so daran gefällt, mich jedes Mal so zu erschrecken! Wie macht Ihr das nur, stets aus dem Nichts aufzutauchen?“
Weiter in seinem Schattenmantel gehüllt blieb Skýler geräuschlos stehen und verfolgte aufmerksam die beginnende Konversation. Kraz indessen machte es sich deutlich gemütlicher und sorgte mit seinen wohlgewählten Worten, dass er ein Glas eines edlen Tropfens erhielt, bei dem sich der Mischling nicht wundern würden, wenn er ziemlich teuer wäre.
„Lasst mir meine Geheimnisse, wärt so gut. Verratet mir lieber, welchen Tropfen Ihr heute bei Euch habt, meine Kehle fühlt sich wie ausgetrocknet an." Der rundliche Mann beeilte sich dem Reinrassigen einzuschenken und ihm eines der Gläser zu reichen. In dieser Bewegung fiel Ský der schwere Geruch nach teuren Duftwässern oder Parfums auf, die den Schweißgeruch des Mannes leider nicht gänzlich zu überdecken gelangen.

„Ach ja, erschreckt mir nicht sofort wieder, wenn Ihr meinen Leibdiener seht.", erklang plötzlich die Stimme von Krazhian, woraufhin sich Skýlers Blick von der Gestalt des Menschen kurz löste. Diese Worte waren für ihn das Zeichen seine Anwesenheit ebenfalls preis zu geben und so ließ er den Schattenmantel fallen und erschien, mit bewusst aufrechter Haltung schräg neben dem Dunkelelfen, so dass der Gastgeber nicht lange suchen musste.
Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, doch Ský nickte oder lächelte ihm weder zu und ging völlig in der Rolle des schweigsamen Leib-wächters auf, in der er sich gerade viel eher sah und wohlfühlte – auch wenn wohl jeder wusste, dass Krazhian keine wirkliche Leibwache nötig hatte.
Der Mischling hielt seinen Blick und Ausdruck neutral, so dass man ihm nicht ansehen konnte, was in seinem Kopf vor sich ging, doch die dunkle Kleidung und die dunkelelfischen Züge an ihm konnten dem ein oder anderen schon bedrohlich vorkommen. Doch wie würde es bei diesem Individuum aussehen, der sich vor Krazhian nicht direkt zu fürchten schien.
Er würde abwarten was nun weiter passieren würde. So ganz durchblickt hatte er die Situation noch nicht. Was wollte Krazhian von diesem Mann? Und wofür war seine Anwesenheit erforderlich?

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. September 2023, 19:58

Dass Kraz'hian mit der Wirkung der georderten Bestellung unzufrieden war, merkte man ihm an, denn er erlaubte es seinem Schüler dies. Doch auch, wenn er sich beherrscht wie eh und je gegeben hätte, hätte dieser es durch die ein oder andere Reaktion feststellen können. Allerdings war es nicht sonderlich ratsam, sich gegen den Unmut aufzulehnen und die Schuld, die ihm zugewiesen wurde, nicht klaglos hinzunehmen. Er wurde eben trotz allem allmählich flügge...
Aber gerade jetzt war es der absolut falscheste Moment dafür. Für den Hauch eines Hauches blitzte etwas gefährlich in den Augen des Dunkelelfen auf, eine Warnung an jeden, der ihn länger kannte. Diese Reaktion des Mischlings hätte ein Nachspiel, dessen konnte dieser sich sicher sein. Dennoch ließ er sich zu einer, leicht unterkühlten, Erwiderung herab und sorgte nicht sofort für die in seinen Augen angemessene Strafe.
"Soll ich mit deiner Hand machen, was du mit ihrer getan hast?" Er kam näher und machte Anstalten, diesen Vorschlag in die Tat umzusetzen, um im letzten Moment es dann jedoch sein zu lassen. "Nein? Gut.", schnaubte er und wandte sich um. "Das nächste Mal lass dir bei solch einer Gelegenheit einen wichsen und die Hose wird passen.", erklärte er noch und verließ die Suite, als deutliches Zeichen, dass er nicht gewillt war, noch länger darüber zu reden.
Allerdings war er auch mit dem Ortswechsel nicht viel gnädiger gestimmt, wie er unmissveständlich klar machte. Entsprechend legten sie den Weg schweigend zurück, jeder in seiner Rolle, bis zu dem unbekannten Ziel, das der Reinrassige im Sinn hatte. Es war für die beiden Spione ein Leichtes, sich heimlich in ein Anwesen zu schleichen, selbst, wenn sie keine Schattenmagier gewesen wären.
Doch mit einem geübten Zauber machten sie es sich noch einfacher, sodass sie allzu bald in einem teuren, aber nicht sonderlich geschmackvoll in seiner Komposition eingerichteten Salon standen. So gut wie niemand von den Dienstboten war ihnen begegnet und bis auf den Dicken befand sich ebenfalls keiner in dem Raum, sodass sie sich längst wieder hätten zeigen können.
Jedoch schien Kraz'hian ein anderes Ziel zu verfolgen, als er sich zuerst auf dem gepolsterten Stuhl niederließ, bevor er wie aus dem Nichts erschien und den Menschen beinahe zu Tode damit erschreckte. Dass dies Absicht war, ja, dem Älteren sogar ein bisschen Vergnügen bescherte, könnte sein Leibwächter am Funkeln der Augen erkennen. Elegant und formvollendet wie gewohnt saß er da und ließ sich nicht davon beeindrucken, dass er durch diese Position zu dem Dicken aufsehen musste.
Dieser hatte seine besten Jahre eindeutig schon hinter sich, war dafür allerdings den leiblichen Genüssen offensichtlich nicht abgeneigt. Neben dem stattlichen Bauch, den er vor sich herschob, besaß sein Kinn einen Doppelgänger, seine Augen wirkten noch kleiner als früher und seine Finger waren verdickt, dass der Ring, der von einem Bund mit einem Weib zeugte, allmählich immer bedenklicher einengte.
Er erschrak bei diesem plötzlichen Besuch und schien dennoch nicht auf eine Art überrascht, die darauf schließen ließe, dass dies an diesem Abend zum ersten Mal geschah. Im Gegenteil, die Unterhaltung der beiden Männer, die nun entstand, machte deutlich, dass sie sich schon länger kannten und auch die ein oder andere Gepflogenheit. Zwar wusste Kraz'hian generell zu fordern und zu erhalten, was er wollte, doch seine Worte unterstrichen, dass er schon des Öfteren hier eingeschenkt bekommen hatte. Und so eilig, wie der Dicke es hatte, diesem Wunsch nachzukommen, hatte er wohl auch bereits deutlich gemacht, dass seine Geduld enden wollend war.
Oder steckte noch etwas anderes dahinter? Was wollten sie überhaupt bei diesem reichen Schnösel, dem der Schweiß beständig auf der Stirn zu stehen schien? Er würde warten müssen, um hinter des Rätsels Lösung zu gelangen. Ohnehin war es von Vorteil, aufmerksam zu bleiben und keine Order zu verpassen, wie diejenige, sich gleichfalls endlich aus den Schatten wieder zu lösen.
Trotz der Vorwarnung ächzte der Mann leise auf und tupfte sich ein weiteres Mal die Feuchtigkeit von Stirn und Wangen, ehe er das teure, bestickte Tuch vor die Lippen hielt, als hätte er vergessen, es wieder wegzustecken. Stattdessen glitt sein Blick musternd über die Gestalt des Mischlings, schien jedes Detail ungeniert in sich aufsaugen zu wollen und blieb letzten Endes unverhohlen an seinem Schritt hängen. So weit der Weg auch gewesen sein mochte, die Nähte hatten gehalten, das konnte der Träger der neuen Hose vermutlich spüren, ohne sich vergewissern zu müssen.
Dennoch zog der Dicke ihn mit diesem Blick förmlich unten rum aus, während sich unter seinem Wanst der Stoff zu spannen schien. Auch ging sein Atem ein wenig schneller und man merkte ihm, ohne besonders bewandert in diesen Dingen des Lebens zu sein, die aufsteigende Erregung an. Was sollte das? Wollte Kraz'hian ihn etwa diesem Dicken ausliefern für dessen Gelüste? Sollte die Kleidung aus diesem Grund dermaßen eng sitzen, dass ein Zerreißen kaum Mühe erforderte? Nein, dazu war der Dunkle selbst zu verärgert über den schlechten Sitz und dessen Risiko gewesen. Aber warum dann...?
Mehrmals schluckte der Mensch, ehe er sich endlich auf seine Haltung besann. Während er neuerlichen Schweiß abtupfte, wandte er sich wieder an seinen eigentlichen Besucher. "Einen Leibwächter? Aber, mein Lieber, fühlt Ihr Euch bei mir derart unsicher?", schmeichelte er.
Die Lippen des so Angesprochenen, dem dieser Tonfall gewiss nur gefallen konnte, kräuselten sich zu einem feinen, hintergründigen Lächeln. "Wie kommt Ihr denn darauf?", gab er, beinahe schon liebenswürdig, zurück, dass es einem Wunder gleichkam, dass der Boden dieses Raumes von der unsichtbaren Schleimspur nicht ganz glitschig wurde. "Ich hatte zu tun und brauchte ihn als wachsames Auge in meinem Rücken. Nun ist er nicht mehr nötig, doch da ich Euch kenne, wollte ich Euch diesen Augenschmauß nicht vorenthalten."
Wie aufs Stichwort glitt der Blick des Dicken zu dem Jüngeren zurück und schien ihn erneut allein damit ausziehen zu wollen. Fehlte nur noch, dass ihm vor Lust der Sabber überlief und seine Hose einen großen, nassen Fleck bekäme!
Einen Moment lang hing Schweigen in der Luft, die sich ungut knisternd aufzuladen begann. Kraz'hian ließ seinen Schüler zappeln ebenso wie den Menschen, während er, als einzig Wissender, seelenruhig und genüsslich an seinem Weinglas nippte. Schließlich erlöste er die Beiden, indem er seufzte:"Ja, ein guter Tropfen. Aus Jorsa?"
Mehrmals schluckte der unfreiwillige Gastgeber und tupfte sich tatsächlich die Mundwinkel, bevor es ihm gelang, die Augen von diesem Neuankömmling abzuwenden. Auch das joviale Lächeln misslang gehörig, während die helle Hose tatsächlich einen kleinen, feuchten Fleck allmählich zeigte, der Vorbote von noch mehr wartender Flüssigkeit. "Ja, in der Tat. Wie erratet Ihr nur die Herkunft meiner Weine immer so vortrefflich?", versuchte er es im Plauderton, der viel zu gepresst klang, um ehrlich zu sein.
Der Reinrassige lächelte und ließ das teure Getränk im Glas kreisen. "Glück? Zufall?", erwiderte er und erhob sich im nächsten Moment geschmeidig. "Nun, nachdem Ihr meinen Leibwächter begutachten konntet, wird es wohl Zeit.", eröffnete er und warf besagtem Begleiter einen Blick zu, der es ihm vermutlich ziemlich mulmig zumute werden ließ.
Was sollte das? Was würde jetzt folgen? Wann war der rechte Zeitpunkt, um sich gegen das Offensichtliche zu sträuben und klar zu machen, dass dies nicht passieren würde?! Vielleicht rang Skýler noch mit sich, vielleicht öffnete er auch schon den Mund, um zu widersprechen und nicht näher als notwendig bei diesem geifernden Liebhaber des eigenen Geschlechts zu sein, jedenfalls ließ sein Lehrmeister ihn im Endeffekt nicht zu Wort kommen.
"Ihr habt sicher nichts dagegen, wenn er hier auf mich wartet, während wir unsere... Sitzung haben.", erlöste er den Mischling. Bei der Betonung jenes einzelnen Begriffs leuchteten indes die Augen des Mannes auf und es entrang sich ihm ein heiserer Laut, obwohl trotz allem auch Bedauern in seiner Mimik zu erkennen war. Es war nicht zu leugnen, er hätte den Leibwächter nur zu gerne mit einbezogen in das, was anscheinend folgen sollte.
Der Dunkelelf hingegen ging, mit dem Weinglas in der Hand, elegant und vollkommen ungerührt zu einer weiteren Tür, ohne eine Antwort abzuwarten. Erst knapp davor blieb er stehen und warf einen Blick über die Schulter. "Wo bleibt Ihr?", fragte er mit falscher Freundlichkeit.
Der Dicke, der noch einmal auf den Schritt des Leibwächters gestarrt und sich die Lippen geleckt hatte, fuhr zusammen. "Ich komme schon!", beeilte er sich diensteifrig zu versichern, wobei die Doppeldeutigkeit dieser Aussage beinahe eine gewisse Komik in sich barg. Erstaunlich schnell für seine Leibesfülle folgte er seinem Besucher und öffnete ihm die Tür, als wäre er nicht der Hausherr, sondern lediglich der Dienstbote.
Kraz'hian indes sah ebenfalls noch einmal zu seinem Begleiter hin. "Kein Sträuben!", mahnte er ihn, ohne sich näher zu erklären. Dann ging er dem Menschen voraus, der ihm hastig folgte und die Tür hinter sich wieder zu zog.
Mit einem Mal war Skýler allein, allein in einem fremden, reich ausgestatteten Raum und mit einer Luft, die sich zum Schneiden dick anfühlte. Ob er zu einem der mit teurem Glas verzierten Fenster gehen und es aufreißen sollte? Es könnte helfen, um wieder zu Atem zu kommen!
Was auch immer er in den nächsten Minuten tat und dachte, irgendwann öffnete sich eine weitere, bislang womöglich noch gar nicht entdeckte Geheimtür. Herein trat... eine Magd, jung, hübsch und trotzdem wohl nicht gerade darauf erpicht, irgendwem irgendwie zu nahe zu kommen. Jedenfalls ächzte sie leise, als sie den mit Wäsche gefüllten, schweren Korb durch die schmale Öffnung zwängte, daraufhin noch einen Wäschesack mit der anderen Hand holte und hinter sich die Tür wieder schloss.
Sie machte zwei Schritte, dann sah sie den fremden Mann und blieb stehen. Einen Moment lang sah sie ihn an, bis sie sich gefangen hatte. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ein paar Strähnen ihres hellen Haars hingen ihr ins Gesicht. "Nichts zu tun? Gut.", bemerkte sie und überwand die kurze Distanz zielsicher, um ihm den Korb kurzerhand in die Hände zu drücken.
"Mitkommen!", befahl sie mit ihrer angenehm melodiösen, aber fast ein wenig zu tiefen Stimme, und steuerte jene Tür an, durch die vor kurzem erst die Besucher den Salon betreten hatten, in Erwartung, dass er gehorchen würde.
Warum sollte er das tun? Er war gewiss kein Dienstbote und gehörte schon gar nicht zu diesem Haushalt! Andererseits... hatte der Reinrassige das womöglich eingefädelt und mit seinen Abschiedsworten darauf angespielt? Und außerdem, was sollte er sonst tun? Er hatte keine Ahnung, wie lange der andere weg wäre, und in der Zwischenzeit könnte es nicht schaden, mehr zu machen, als hier nur sinnlos herum zu lungern. Schmuck würde er an diesem Ort keinen finden, der es sich lohnen würde, ihn mitgehen zu lassen.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 1. Oktober 2023, 14:21

Die schnellen Wechsel seiner Launen war Skýler von Krazhian gewohnt und doch erschien ihm der andere ungewöhnlich schnell reizbar. Hier und da kleine Widerworte hatte er sich in den letzten Jahren durchaus erlauben können, wenn sie kein Thema betrafen, das von wirklicher Relevanz war.
Dieses Mal war es etwas anders. Dieser ganze Besuch wirkte auf den Mischling merkwürdig und wenn er bedachte, dass er Krazhian bisher treu und gut gedient und sich über die ganzen Jahre zu seinem fähigsten Spion gemausert hatte, lösten die schnellen Warnungen doch eine gewisse Skepsis in ihm aus. Von daher musterte er den Dunkelelfen auch nur stumm, nachdem dieser ihn wegen seiner Aussage zur Schneidergehilfin verbal angefahren hatte.
Einfach nur anstrengend! Vielleicht kommt er langsam in das Alter, indem alte Leute grantiger werden…, dachte Ský innerlich genervt, was er sich nach außen hin jedoch nicht anmerken ließ – wohl zu seinem eigenen Glück. Dennoch spürte auch er, dass sein Geduldsfaden langsam aber sicher immer angespannter wurde.

Im Anwesen zeigte sich, dass Krazhian sich anderen gegenüber weiterhin zu hundert Prozent im Griff hatte. Der korpulente Mann, dem sie einen unangekündigten Besuch abstatteten, schien sich trotz der samtigen und nachsichtigen Stimme dennoch in Demut zu üben. Was sie wohl miteinander zu tun hatten? Ging es hier um Geschäftliches? Geld oder Einfluss?
Aufmerksam beobachtete Ský die Unterhaltung, bis auch er aufgefordert wurde sich aus dem Schatten zu lösen. Obwohl man den Menschen vorgewarnt hatte, schien er sich dennoch kurz zu erschrecken, was dem Mischling unter anderen Umständen sogar Vergnügen bereitet hätte. Doch der kurze Funke der Schadenfreude verflog sehr schnell, als er die Art und Weise bemerkte, wie der Kerl ihn von oben bis unten betrachtete.
Großartig! Ein alter Lüstling. Ist das sein Ernst? Gedanklich klagte er, weil er in diesem Fall absolut kein Vertrauen in seine Begleitung besaß. Dafür waren die Andeutungen bereits zu viel gewesen.
Ský hob den Kopf ein Stück weiter, machte sich so automatisch größer und ließ seinen Blick eine Spur kälter werden. Es war gar nicht viel, was er tun musste, um damit eine eindeutige Distanz auszustrahlen, die gleichzeitig jedem signalisieren sollte, dass von seiner Seite aus, nichts zu erwarten wäre, das eventuellen Fantasien entsprechen würde.
Angegafft zu werden war für den Mischling nicht mal schlimm. Das war ihm gleich, auch vom gleichen Geschlecht. Was andere taten und mit wem sie sich vergnügen wollten, war ihm einerlei. Doch kannte er sich und seine Grenzen sehr gut und sollte Krazhian auf die Idee kommen von ihm zu verlangen solch eine Grenze zu überscheiten, hätten sie ein eindeutiges Problem. Denn Skýler hätte nicht vor, dies zu tun!
Innerlich angespannt wandte er seinen Blick vom Hausbesitzer ab und sah zu Krazhian, dem er ansehen konnte, dass er an dieser Situation seinen Spaß hatte. Wäre der Jüngere nicht dank einer Jahrzehnte langen, harten Schule darauf sensibilisiert worden, sich seine Gefühle und Gedanken nicht groß anmerken zu lassen, hätte man ihn wohl Zähne knirschen sehen. Es war eben doch ein wenig unangenehm zu registrieren, wie offenkundig dieser Mensch ihm, mit seinem Gegaffe, sein sexuelles Interesse bekundete. Und gleichzeitig den imaginären Dolch der uneinschätzbaren Erwartungen von Krazhian in seinem Rücken zu spüren.
"Wie kommt Ihr denn darauf? Ich hatte zu tun und brauchte ihn als wachsames Auge in meinem Rücken. Nun ist er nicht mehr nötig, doch da ich Euch kenne, wollte ich Euch diesen Augenschmauß nicht vorenthalten.", trällerte Kraz’hian auf die Frage seines Gegenübers hin und zog mit diesen Worten weiter an dem Geduldsfaden des Mischlings.
Danke für die Blumen, Mistkerl! Soll das nun die Retourkutsche für die Widerworte sein?, fragte Ský gedanklich schimpfend. Kurz durchlief ihn eine Vorstellung, was passieren könnte, sollte die Situation für ihn tatsächlich eskalieren. Doch die blutige Szene wischte er gedanklich beiseite, als Kraz nach einer gefühlten Ewigkeit erneute das Wort ergriff und die Aufmerksamkeit kurzzeitig auf den ausgeschenkten Wein lenkte. Es wirkte für ein paar Augenblick beinahe so, als wäre das unangenehme Thema zu den imaginären Akten gelegt worden, doch sobald der Mischling erleichtert ausatmen wollte, karrte der Ältere noch einmal zurück.
„Nun, nachdem Ihr meinen Leibwächter begutachten konntet, wird es wohl Zeit.", erklärte dieser, woraufhin sich Skýlers Blick verdunkelte. Das Farbspiel seiner grauen Iriden glich dem Wolkenspiel eines nahenden Unwetters und unter dem Mantel ballte er eine seiner Hände zu Fäusten. Krazhian würde nicht wirklich…?
Sei nicht albern Ský! Davon hätte er nichts! Er weiß genau, dass wir dadurch Jahrzehnte zurückfallen würden. Er will mich nur provozieren… vielleicht testen. Nein, das würde er nicht wagen! Innerlich rannten seine Gedanken, doch diese ergaben für ihn irgendwie Sinn. Auch wenn ihre Verbindung und seine Loyalität auf Angst und Schmerz aufgebaut war, wusste Kraz’hian doch, dass er den Stolz seines Schülers nicht zu stark attackieren sollte. Denn sollte dieser Faden reißen, würde er eines seiner fähigen Werkzeuge verlieren. Entweder für eine lange Zeit, oder für immer.
„Ihr habt sicher nichts dagegen, wenn er hier auf mich wartet, während wir unsere... Sitzung haben." Mit diesen Worten kam das Aufatmen! Endlich wich der schmachtende Blick von seiner Gestalt und wurde durch einen beinahe enttäuschten Ausdruck ersetzt. Skýler hingegen atmete langsam und für normale Ohren nicht hörbar, langgezogen aus. Wie sehr er die Spiele des Älteren doch hasste!
Die Wolken in seinen Augen lichteten sich ein wenig, während die beiden anderen zu einer Türe gingen, die sie ein einen weiteren Raum führen würde, wo sie diese sogenannte Sitzungabhalten würden. Und der Rotschopf war alles andere als traurig darüber, zurückgelassen zu werden.
Nun bleibt nur doch die Frage übrig, was das alles hier soll? Wozu die Geheimniskrämerei, wenn er mich nicht ärgern oder strafen will? Er verfolgt doch eindeutig einen Plan! Der Blick seiner Augen folgte Kranzhians Gestalt, der sich am Eingang noch einmal umdrehte und ihm ein für Menschenohren nicht hörbares: „Kein Sträuben!", zuraunte.
Du kannst mich mal…, dachte Ský, noch ziemlich angefressen von den Momenten davor. Doch würde er gehorchen, denn es war im Grunde nichts geschehen! Und so nickte er nur kaum erkennbar und verdankte lediglich seinem Poker-Face, dass sein Peiniger nichts von seinen aktuellen Mordgedanken ablesen konnte.

Zurückgelassen war der Klang der zufallenden Türe die reinste Musik in seinen Ohren. Er hob seinen linken Arm und massierte sich mit der Hand den Nacken.
Und was nun? Was genau meint er mit Kein Streuben? Ha… kann er es nicht einmal sein lassen so kryptisch zu sein und mir einfach sagen, worauf ich achten soll? Er ließ seinen Blick umherstreifen. Zum Stehlen von wertvollem Schnickschnack war er nicht hier, das war für ihn ziemlich klar. Mit Sicherheit wusste er es zwar nicht, aber Krazhian war alles andere als arm. Er trug nur die beste Kleidung und führte sich seit einigen Jahren sowieso immer mehr wie eine Giftschlange im Pfauenmantel auf. Wenn überhaupt würde er Skýs Elsterkrallen nur einsetzen, um etwas von individuellem Wert, wie etwa ein Schriftstück oder etwas Vergleichbares zu stehlen. Der Wert einer Information konnte immerhin wertvoller sein, als ein Sack voller Gold.
Langsam löste er sich von seinem Standort und suchte mit den Augen nach diesem Etwas. Bis ihm näherkommende Schritte dazu brachten sich wieder unauffällig neben dem Sofa zu positionieren. Eine unauffällige Türe, die der Optik der Wand angeglichen worden war, öffnete sich und eine junge Magd betrat den Raum. Anfangs bemerkte sie ihn nicht, da sie zu stark von dem schweren Wäschekorb abgelenkt war, den sie umständlich durch die schmale Türe manövrierte. Doch als sich ihre Blicke trafen und neben der Überraschung einen Fremden in diesem Zimmer zu sehen, errötete sich auch noch. Ský nickte ihr nur kurz zu, nicht in Erwartung, dass sie ihn plötzlich ansprechen würde.
„Nichts zu tun? Gut.", sprach sie mit plötzlicher Bestimmtheit, ging auf ihn zu und drückte dem etwas überrumpelten Mischling den Korb mit der Wäsche in die Hände.
„Mitkommen!", befahl sie, während sie auf die Türe zuging, die auf den langen Korridor führen würde, durch die sie sich Eintritt verschafft hatten.
Skeptisch und als wäre er im falschen Roman gelandet, hob Skýler eine Augenbraue und betrachtete den Berg Wäsche. Schwer war der Korb nicht, zumindest nicht für ihn. Doch war er kein Angestellter dieses Hauses, was das Mädchen doch wissen müsste!?
„Kein Streuben!“, hörte er noch einmal Krazhians Stimme in seinem Kopf, woraufhin er seufzend, in Ermangelung anderer Beschäftigung, der Magd folgte.
„Wieder mal viel zu tun?“, fragte er nach einer Weile, in der er ihr einfach schweigend nachgelaufen war. Vielleicht würde er mit einem leichten Gespräch ja ein wenig mehr über den Hausbesitzer und den Grund ihres Besuches herausfinden.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Dienstag 10. Oktober 2023, 13:58

Was hinter der Stirn des Reinrassigen vorging, hatte noch nie wirklich jemand zu durchschauen gewusst. Nun gut, eine Person gab es und dennoch war deren Identität eins der best gehütetsten Geheimnisse in ganz Celcia vermutlich. Wie auch immer, so gut der Jüngere seinen Lehrmeister auch kannte und einzuschätzen gelernt hatte, passierte es trotzdem hin und wieder, dass er ins Leere lief. Wie auch in dieser Situation, in der er klug genug reagierte und sich ruhig verhielt, um nicht doch noch eine Bestrafung zu riskieren.
Dass er bereits in einer gewissen Gefahr schwebte, war ihm allerdings wahrscheinlich bewusst. Umso vorsichtiger musste er seine nächsten Schritte setzen.
Diese führten ihn erst einmal mit Kraz'hian in ein zwar unbekanntes, aber offensichtlich vermögendes Anwesen inmitten des Reichenviertels von Santros. Dort gelangten sie in einen, mit wenig Geschmack und Sinn für Zurückhaltung eingerichteten Salon zu einem dicken und wenig ansehnlichen Bewohner. Er wirkte auf den ersten Blick nicht einmal sympathisch genug, dass man sich mit ihm zum Trinken in der Schenke treffen und ihn näher kennenlernen wollte.
Dennoch musste er einen gewissen Mehrwert besitzen, sonst hätte sich der Dunkelelf nicht hierher begeben, das stand fest. Ja, mehr noch, die beiden Männer kannten sich offensichtlich und das bedeutete, dass Skýler erst recht auf der Hut sein musste, um den anderen diesen Kontakt nicht durch irgendeine Unachtsamkeit zu verleiden. Und das konnte wahrlich leicht geschehen bei der Unwissenheit, in der er, garantiert mit Absicht, gelassen worden war.
Was musste der Alte auch solch ein Geheimniskrämer sein! Wobei... teilweise hatte es wohl auch sein Gutes, denn hätte der Mischling sich gesträubt, wenn er im Vorhinein ob der Blicke des Menschen gewusst hätte, mit denen er den vermeintlichen Leibwächter wusste? Bei dessen Erscheinung ihm sichtlich das Wasser im Mund zusammen lief und Hinweise darauf gab, dass er nicht gänzlich dem eigenen Geschlecht gegenüber abgeneigt war. Oh, der Dunkle würde ihm so etwas nicht antun, das würde er nicht wagen! Andererseits, die neue enge Kleidung und das deutliche Interesse allein bei seinem Auftauchen... Spannung lag in der Luft und es fehlte nicht viel, dass der Funke endgültig überspringen und zu einer Explosion führen würde. Dass diese vermutlich kaum in Kraz'hians Sinn liegen mochte, stand wohl außer Frage.
Doch letzten Endes kam es gar nicht soweit, denn der Reinrassige war auch derjenige, der das Ganze ein wenig... auflöste. Natürlich nicht, ohne es vorhin noch weiter an die Spitze zu treiben und ein flüchtiger Blick in seine Augen würde seinem Schüler deutlich verraten, dass der andere gerade eine diebische Freude verspürte, ihn auf die Folter zu spannen und ihn Dinge glauben zu machen, die so nicht passieren würden. Aber dann war es überstanden und deutlich geworden, dass Skýler nicht länger in der illustren Zweisamkeit alter Bekannter erwünscht war. Warum auch immer dieses Theater zuvor notwendig gewesen war, mit einem letzten, selbstverständlich kryptischen Hinweis, ließen die Männer den Mischling zurück in dem Salon.
Was auch immer sie miteinander zu besprechen hatten, war somit offenkundig nicht für seine Ohren bestimmt. Tatsächlich würde es auch keinen Sinn machen zu lauschen, denn der Raum dahinter war lediglich ein kurzer Gang und würde es somit auch geschulten Elfenspionen unmöglich machen, etwas im daran angrenzenden Gemach hören zu können. Und das Bedürfnis, ihnen hinterher zu schleichen, hatte er vermutlich nicht. Noch dazu, wo der Hinweis keine Spuren zu einer Aufforderung dergleichen enthalten hatte. Also blieb dem Jüngeren erst einmal nichts anderes übrig, als im Salon zu verweilen und der Dinge zu harren, die da kommen mochten.
Und sie kamen in Form einer Magd mit einer gehörigen Portion Schmutzwäsche. Was dann folgte, war irgendwie... skurril. Denn ehe sichs der Spion versah, wurde er kurzerhand zum Handlanger der jungen Frau gemacht, die ihm den Wäschekorb in die Hände drückte. Sie selbst schnaufte leise auf und wischte sich eine Haarsträhne aus dem vor Anstrengung leicht geröteten Gesicht, ehe sie ihre Anweisung gab und merklich erwartete, dass er ihr gehorsam folgte.
Dass dies weder seiner Aufgabe, noch seiner Position entsprach, schien sie dabei nicht zu kümmern... oder sie war der Grund für die zugeraunte Anweisung gewesen. Wie hatte sie noch mal gelautet? Kein Sträuben! Ja, das musste er damit gemeint haben, denn gewiss wusste er um solch eine passende Gelegenheit. Wenn dem so wäre, wäre dieser Plan gar nicht mal so schlecht, denn es gab eine gute Begründung für Außenstehende, warum er, der fremde Leibwächter des Dunklen, der zierlichen Magd bei ihrer schweren Arbeit half.
Somit führte sie ihn hinaus auf jenen Weg, den er erst vor kurzem in die andere Richtung und in die Schatten gehüllt genommen hatte. Niemand begegnete ihnen bis zur Küche und in dem Raum, der voller lecker duftender Gerüche erfüllt war, beachtete sie auch niemand. Die Wirtschafterin war beschäftigt, einem schniefenden Mädchen die Leviten wegen falsch geschnittenem Gemüse zu erteilen, während ein sehniger Kerl halb im Ofenzugang hing, weil er sich um das Herdfeuer kümmern musste. Mehr Gesinde, das nach dem optischen Eindruck des Salons vermutlich durchaus vorhanden war, war nicht zugegen und niemand hielt sie auf, als sie auf den finsteren Hof traten.
Kaum an der frischen Luft schien die Magd aufzuatmen, trotz der Kühle des Abends. Kurz blieb sie bei seiner Frage stehen und sah zu ihm hin, beleuchtet dabei vom Widerschein aus der offenen Küchentür, das ihre Züge weich wirken ließ. Sie war ein ansehnliches Ding in all ihrer Natürlichkeit und schien es dennoch nicht darauf anzulegen, besonderen Gefallen bewirken zu wollen, was ihr wiederum gut zu Gesicht stand.
Plötzlich leuchtete es schelmisch in ihren Augen auf, was den Eindruck noch positiv verstärkte. "Wann nicht?", erklang ihre angenehme Stimme und ein kleines, spitzbübisches Grinsen umspielte ihre Mundwinkel. "Wenn dir so langweilig ist, tauschen wir. Ich würd' meine Zeit auch gern mal mit einfachem Rumstehen vertrödeln können."
Damit wuchtete sie betont schwungvoll den Wäschesack, den sie weiterhin selbst getragen hatte, auf den ohnehin schon übervollen Korb. Dass es ihn dadurch etwas Mühe kosten würde, dem neuen Gewicht anfangs nicht nachzugeben, war ihr bewusst, wie ein Blick in ihre Augen bewies, die ihn stumm herausfordern zu wollen schienen. Wären sie beide in einer anderen Situation und an einem anderen Ort aufeinander getroffen, vielleicht hätte sich eine kleine Tändelei zwischen ihnen entspinnen können. Dazu aufgelegt, sich von seinem Äußeren nicht einschüchtern zu lassen und ihn auf positive Art und Weise zu reizen, schien sie jedenfalls zu sein.
Zumindest so lange, bis sie sich ihrer eigentlichen Aufgabe wieder besann. Bildete er sich das ein aufgrund der Lichtverhältnisse oder wirkte sie einen Wimpernschlag beinahe so etwas wie... bedauernd, keine wirkliche Gelegenheit mit ihm gehabt zu haben?
Wie auch immer, sie deutete hinter ihn und der Schalk war aus ihrer Mimik wieder verschwunden. "Dorthin sollen die Sachen. Die Lauge ist fertig, weich am besten die Sachen aus dem Korb schon mal ein.", wies sie ihn an und machte Anstalten, ihn in den Verschlag, der offenbar für die Wäsche erbaut worden war, nicht begleiten zu wollen. Je nachdem, wie er reagieren und ob er sie zurück halten würde, würde sie noch kurz verharren oder in die Küche zurück verschwinden und ihn allein seiner neuen Arbeit überlassen.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 14. Oktober 2023, 21:18

Während Skýler der Magd durch die Gänge folgte, ließ er seinen geübten Blick erneut über die Räumlichkeiten schweifen. Nur für den Fall, dass ihm etwas auffallen könnte, was von Nutzen sein könnte. Gleichzeitig begann seine Laune immer weiter zu sinken. Die ganze Situation ging ihm gehörig auf die Nerven und schien völlig … nutzlos zu sein.
Wozu schleift er mich hier eigentlich mit? Einen Leibwächter hat er hier sicher nicht nötig, wenn überhaupt irgendwo., fragte er mit einem resignierten Ausstoßen der Atemluft. Von der Schmutzwäsche, die er trug, kam ein muffiger Geruch, auf den er gut und gerne hätte verzichten können. Doch wie so oft in den letzten Tagen hielt er die Füße still und muckte nicht auf, obwohl im immer mehr die Laune dazu kam, sich hier und jetzt über die Mauer zu schwingen und davonzumachen. Lediglich seine Erfahrung und Vernunft hielt ihn davon ab.
Hoffentlich verzieht er sich hiernach wieder oder entlässt mich in einen Auftrag ohne seine Gesellschaft. Seine Aufmerksamkeit kehrte zur Magd zurück, als sie nun die Küche betraten. In einem solchen Haushalt schien dauerhaftes Treiben zu herrschen und die Dienerschaft schien bereits mit den Vorbereitungen für das nächste Mahl beschäftigt zu sein. Für den Mischling war solch ein Leben nicht besonders erstrebenswert. Kam eine solche Anstellung doch einem Gefängnis gleich, aus dem man kaum ausbrechen konnte. Tag ein, Tag aus dasselbe zu erledigen zu haben … nein, das wäre wahrlich nichts für ihn.
Im Hof angekommen beschloss er das Wort an sie zu richten und seiner aufkeimenden Langeweile ein Ende zu machen. Vielleicht würde sich dieses Theater ja bald aufklären!
Während die Magd antwortete und schelmisch lächelte, während sie ihm einen leichten Job unterstellte, ließ er seinen Blick musternd ihr Gesicht abtasten. Für eine Menschenfrau war sie recht hübsch, doch kam ihm nicht wirklich ein Gedanke dazu. Ihrer recht frechen Anspielung setzte sie noch das Krönchen auf, indem sie ihm ihren Wäschesack zusätzlich noch auf den Korb wuchtete, was ihm gewichtsmäßig zwar nicht wirklich etwas ausmachte, doch wusste er nicht, wieso er ihr all diese Gefallen tun sollte.
„Mh! Und einem Angreifer stellst du dich sicher todesmutig in den Weg, nicht wahr?“, fragte er mit einem leicht ironischen Unterton. Für einen Moment sahen sie sich in die Augen und keiner von ihnen schien nachgeben zu wollen. Bis sie schlussendlich mit den Gedanken zurück zu ihrer Arbeit fand. Den vielleicht etwas bedauernden Blick erkannte Ský nicht einmal. Einerseits war seine sinkende Laune dafür verantwortlich, andererseits suchte er sich an solchen Orten nie kleine oder große Tändeleien.
„Dorthin sollen die Sachen. Die Lauge ist fertig, weich am besten die Sachen aus dem Korb schon mal ein.", hörte er sie plötzlich sagen, was ihn dazu bewog einen Blick zurück zu werfen. Und für einen kurzen Moment zogen sich seine Augenbrauen leicht zusammen.
„Und wieso sollte das tun?“, fragte er sie nun herausfordernd und ließ dem Korb in seinen Händen einfach los. Mit abgekühlten Blick sah er sie abwartend an und ignorierte den Wäschehaufen vor seinen Füßen.
„Ich kann mich nicht entsinnen hier eine Anstellung zu haben.“, merkte er noch an und machte keine Anstalten sich groß zu regen. Ob Kraz’hian dies bereits als Sträuben ansehen würde? Im Grunde konnte er es nicht wissen, doch er bezweifelte stark, dass er das Badehaus durchlaufen hatte, um nun wie ein Waschweib dreckige Kleidung in Lauge einzuweichen.
„Ich denke es war nett genug von mir, dass ich dir einen Teil deiner Last abgenommen habe, doch nun verzeih, dass ich zurück zu meiner Herrschaft gehen werde!“, sagte Skýler und setzte sich testweise in Bewegung. Er wollte sehen, wie sie reagierte, doch gleichzeitig sah er es so, dass er als Leibwächter nicht die Aufgabe hatte dem Personal zu helfen.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Oktober 2023, 20:22

Nichts geschah an diesem Ort ohne Grund, davon konnte der Mischlingself ausgehen. Das Problem an dem ganzen Schauspiel war allerdings, dass sein Lehrmeister nicht einmal den kleinen Finger gerührt hatte, um ihm ernsthafte Hinweise auf das Ziel des Ganzen zu geben. Dadurch kam ihm scheinbar auch nicht der Gedanke, dass die Magd, die ihn in diesen Momenten zum Träger degradiert hatte, nicht zufällig auf ihn gestoßen und seine Dienste in Anspruch genommen hatte.
Dabei war dies durchaus im Bereich des Möglichen oder wieso sonst sollte sie ihn, den Wildfremden, derart dreist auffordern, ihr zu folgen? Mehr noch, den Korb mit der Schmutzwäsche tragen und sich mit ihr dabei durch das halbe Haus begeben. Wenngleich ihnen keiner aus dem restlichen Hausstand begegnete und auch in der Küche wurden sie ignoriert. Das wiederum jedoch lag an der Tageszeit und war von der jungen Frau durchaus beabsichtigt worden, schließlich sollte es so wenig Fragen wie möglich von jenen geben, die sie kannten.
Auf diese Weise gelangten sie unbehelligt in den Hof hinaus, wo die kühl gewordene Nachtluft sie empfing. Zumindest in der Hinsicht hatte er Glück, denn bis auf die Frische war es draußen ganz erträglich, da hätte es ihn schlimmer erwischen können mit Regen oder gar Schnee. Auch ein kräftigerer Wind hätte es recht unangenehm werden lassen können.
Die Magd schien ebenfalls von dem Wetter angetan und reagierte erstaunlich schelmisch auf seinen Unmut. Bei seinem ironisch gemeinten Konter nickte sie. "Natürlich, warum auch nicht? Ist sicher aufregender, als bei diesem Langweiler hier!", gab sie, wenngleich gedämpft, zurück und zwinkerte ihm auch noch zu. Dass ihre Stimmung gleich darauf kippen sollte wegen ihm, konnte sie da noch nicht ahnen.
Denn plötzlich, nachdem sie sich gedanklich zur Räson gemahnt hatte, um keine Zeit zu vertrödeln, die sie eigentlich nicht hatte, verwehrte er ihr jegliche weitere Hilfe. "Hey!", beschwerte sie sich, als er die Schmutzwäsche kurzerhand zu Boden fallen ließ. Zum Glück war der Sack aus relativ stabilem, reißfestem Material und auch aus dem Korb plumpste dank des Gewichts obendrauf nur wenig heraus. Trotzdem... allein diese Geste ließ jegliche Laune mit ihm ein bisschen zu scherzen verpuffen.
Undamenhaft schnaubte sie und sammelte die paar Stücke ein, um sie zurück zu stopfen. Ohne auf seine Frage und weiteren Bemerkungen einzugehen, dazu hatte er sie zu sehr verärgert, wuchtete sie mit Schwung den Korb in die Höhe. "So eine Frechheit!", schimpfte sie und ließ ihn einfach stehen, um sich selbst zum Waschschuppen zu begeben. Wenngleich nicht, ohne weiter vor sich hin zu zetern, leise zwar für einen Menschen, allerdings laut genug, um von Elfenohren verstanden werden zu können. "Soll er doch zu seinem blöden Herrn laufen wie ein Schoßhund! Von wegen, er wird sich nicht sträuben! Und für so was halt ich meinen Kopf hin! Pah! Dieser Herr kann mich mal, dem helf' ich nie wieder!" Trotz des schlechten Lichts stapfte sie zielsicher voran, mit hoch erhobenem Haupt und als wäre diese Last in ihren Händen nicht schwerer als eine Feder, was davon zeugte, dass sie nicht zum ersten Mal derart viel zu schleppen hatte.
Was auch immer Skýler davon halten und wie er sich bewegen mochte, vielleicht sogar vor hatte, sie darauf anzusprechen, was genau sie mit ihrem Geplapper meinte, er kam nicht mehr dazu. Denn kaum hatte er zwei Schritte gewagt, unabhängig, in welche Richtung des Hofes, konnte er hinter sich ein leises, diesmal tatsächlich nur für Elfenohren vernehmbares Lachen hören, das jede weitere Regung erst einmal vom Tisch fegte. "Herzig, wenn sie sich so aufregen.", wisperte eine männliche Stimme im Schatten. Da hielt sich jemand verborgen und nutzte das schlechte Licht derart ausgiebig, dass er keinerlei Magie bedurfte, um wahrlich unsichtbar zu wirken.
"Schade, dass du keine Wäsche waschen willst. Dort hättest du nicht ganz so sehr deine Langohren spitzen müssen.", spöttelte der Fremde hinter ihm weiter. Um mit plötzlichem Ernst hinzu zu fügen:"Und denk nicht mal dran, dich umzudrehen, sonst bin ich weg und mit mir meine Informationen."
Daraufhin flog ein kleiner Kiesel an Skýler vorbei und lenkte dessen Aufmerksamkeit zu einem Blumenbeet, von dessen Bewuchs man in der Dunkelheit höchstens die äußere Form, jedoch keinerlei Farben erkennen konnte, denn das Küchenlicht reichte nicht weit genug dafür, trotz der offenen Tür. "Geh dorthin und tu so, als ob du an den Pflanzen riechen würdest, damit es nicht ganz so wirkt, als würdest du hier rumlungern.", kam die nächste Anweisung und ließ ihm die Wahl.
Folgte er ihr, würde er scheinbar endlich erfahren, was diese ganze Farce sollte, allerdings zu dem Preis, dass er eine ungünstige Position einnehmen müsste, sollte der Fremde auf die Idee kommen, ihn hinterrücks anfallen zu wollen. Andererseits, verweigerte er sich oder wandte sich gar um, wäre alles umsonst gewesen und das müsste er Kraz'hian dann auch beichten. Etwas, das weitaus schmerzvoller enden konnte als ein möglicher Angriff in seinen Rücken. Welche Gedanken er auch sonst noch dazu hegte, am Ende führte kein Weg daran vorbei, der Anweisung des Fremden zu folgen, denn er wollte wissen, warum er hier war und wusste, dass er nun direkt vor des Rätsels Lösung stand. Er müsste demnach einfach noch vorsichtiger und noch mehr auf der Hut sein als sonst. Außerdem hatte der Reinrassige ihn oft genug auch in den ungünstigsten Positionen malträtiert, um ihm beizubringen, wie er jegliche Lage nutzte, um sich befreien zu können. Entweder um sich dann doch noch zu wehren oder um Fersengeld zu geben. Diese Schule war eine wahrlich harte gewesen, aber sie hatte eine gute Vorbereitung gebildet, um auch solch eine Situation wie jetzt zu überstehen.
Sobald er sich also auf jene Weise hingestellt hatte, wie von ihm verlangt worden war, konnte er hören, wie sich jemand beinahe lautlos anschlich, um einen weiteren, äußerst dunklen Fleck zu suchen, der ihn vor neugierigen Blicken verbergen würde. Noch immer blieb die Stimme so leise wie möglich, damit auch wirklich nur er mit seinen empfindlichen Ohren sie verstehen könnte. Für Menschen, sofern sie nicht nahe genug heran treten würden, wäre das Wispern höchstens wie das Rascheln von Blättern in einem leichten Luftzug. Obendrein schwappte die Lauge in dem Schuppen immer wieder auf und übertönte dieses kaum merkliche Geräusch zusätzlich für alle, die kein elfisches Gehör besaßen.
"Merk dir gut, was ich jetzt sage, ich werde nichts wiederholen. Es gibt eine Schwachstelle im Netz und du sollst sie ausfindig machen. Vor einigen Wochen ist sie hier gesehen worden und dann aus der Stadt gelaufen, Richtung Süden. Schwarzes Haar, meist zu einem Zopf gebunden, dunkle Mischlingshaut, Dunkelelf und Mensch, weibliche Figur, eisblaue Augen. Kleidung zweckmäßig, die wechselt sie auch. Der Rappe, auf dem sie geritten ist, ist in der Stadt untergestellt, sie ist also zu Fuß unterwegs. Spricht Lerium und Garmisch. Die Spur verläuft sich in Richtung Eisreich. Wohin genau ist unklar, zuletzt hatte sie was mit der Nordlicht-Sippe zu tun, mit dem Zweig der blau-weißen Feder. Ihr Gehöft liegt nördlich von der Hauptstadt, Richtung Westen, gut zwei Tagesfahrten von der Küste entfernt und wird von einer Frau geleitet. Such sie auf und gib ihr das, was ich liegen lasse." Damit knirschte es leise, als er seine Position noch einmal deutlich verriet. Der kleine Pergamentfetzen mit einer Handvoll Worten in Esera hingegen fiel lautlos zu Boden, während sich der Schatten daraufhin wieder zu entfernen begann.
Und der Mischling? Wie würde er reagieren, jetzt, da dieses einseitige Gespräch zu Ende zu sein schien? Würde er sich nun doch umdrehen und versuchen, vergeblich, wie sich rasch zeigen würde, einen Blick auf den Informanten zu erhaschen? Oder würde er etwas sagen und damit ein Innehalten bewirken? Oder würde er ihn einfach ziehen lassen und lediglich die Botschaft aufheben, um danach in den Salon zurück zu kehren? Noch hatte er die Möglichkeit zur Wahl, diese alledings würde nur noch ein paar rasche Atemzüge bestehen.
In diesem Moment, sofern er nicht schneller gewesen war, wurde ihm jedoch die Entscheidung abgenommen, als von der Küche her plötzlich eine barsche Stimme rief:"Hey! Wer lungert da draußen rum?! Wenn'st keine Arbeit hast, troll' dich her, aber hier wird nicht gefaulenzt, nur weil die Sonne untergegangen ist!" Damit war der Abschied zu dem Informanten also endgültig, denn dieser hatte die Gelegenheit genutzt, um sich tunlichst unbemerkt davon zu machen.
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 18. Oktober 2023, 20:39

Der Ablauf des Tages und Krazhians Geheimniskrämerei hatten den Geduldsfaden des Mischlings ziemlich ausgedünnt. Und davon zeugte auch seine Reaktion, indem er die Wäsche der Magd einfach fallen ließ. Worüber diese natürlich erbost und empört war, doch in diesem Moment ließ Skýler dies absolut kalt. Sein Blick war dunkler geworden, ähnlich wie ein grauer werdende Himmel der ein Unwetter ankündigte. Aber auch sonst ließ seine Mimik keinerlei Anteilnahme oder gar Reue erkennen. Er sah ihr ungerührt dabei zu, wie sie die Wäsche zusammenklaubte und schimpfend den Korb hochwuchtete, um Abstand zwischen den undankbaren Wicht und sie zu bringen.
Ihre Worte erregten zwar kurzer Hand einen Teil seiner Aufmerksamkeit, doch war er selbst nicht wirklich erpicht darauf ihr nun nachzueilen und die Wogen zu glätten. Daher blieb er, wo er war und schob seine Hände lediglich in die Taschen seines Umhangs.
Scheinbar hat sie doch etwas mit Kraz zu tun, dachte er mürrisch und wollte gerade seinen Blick über den Hof schweifen lassen, als er plötzlich eine unbekannte Stimme in einer ihm äußerst bekannten Sprache hörte!
"Herzig, wenn sie sich so aufregen." Obwohl er nicht einmal zuckte oder sich mehr regte, als es sein natürlicher Atemrhythmus verursachte, war Skýler sofort aktionsbereit. Er war durch Kraz’hians Schule gegangen und hatte gelernt seine Sinne zu schärfen und Angreifern keine wirkliche Chance zu geben. Was jedoch nicht hieß, dass er sich sofort bedroht fühlte, wenn sich eine andere Ratte an ihn herangeschlichen hatte.
Die verborgene Person, die sich im Schatten versteckte, hatte im Grunde seine Position verraten und schien daher bewusst die Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben. Und das hatte oftmals einen Grund und war unter Spionen und Informanten nichts Ungewöhnliches.
Scheinbar unbeeindruckt wandte Sky kaum den Blick in die Richtung und lauschte lediglich aufmerksam was nun als nächstes passieren würde. Sorge vor einem Angriff hatte er weniger, denn selbst wenn war er in der Lage sich zu verteidigen und Angreifer abzuwehren. Erst recht bei dieser Dunkelheit!
"Schade, dass du keine Wäsche waschen willst. Dort hättest du nicht ganz so sehr deine Langohren spitzen müssen.", hörte er den Unbekannten sagen und zog aus den gewählten Worten seine ganz eigenen Schlüsse.
„Tja, diesen Vorteil genießen eben nicht alle“, sagte er in einer Lautstärke, die Elfenohren noch hätten wahrnehmen können, jedoch für ein menschliches Gehör nicht mehr sinnwiedergebend war. "Und denk nicht mal dran, dich umzudrehen, sonst bin ich weg und mit mir meine Informationen.", warnte der Unbekannte weiter, was Skýler innerlich zum Aufseufzen brachte.
Das Verhalten des Informanten ließ den Mischling vermuten, dass dieser noch keine so gefestigte Routine besaß, übervorsichtig war, oder dass er genau wusste, mit wem er hier sprach. Nicht, dass ihm sein Ruf groß vorauseilte. Er war ein Schatten und diese handelten im Verborgenen. Wenn schon wäre es eher Krazhians Ruf, der den Fremdling zu Achtsamkeit riet.
Mit den Augen verfolgte er das Geräusch des fliegenden Kiesels, der geworfen wurde, um einen Platz zu markieren, an dem die Informationsweitergabe stattfinden sollte.
"Geh dorthin und tu so, als ob du an den Pflanzen riechen würdest, damit es nicht ganz so wirkt, als würdest du hier rumlungern.", drangen weitere Anweisungen an die feinen Ohren des Mischlings, denen er ohne Zögern Folge leistete.

„Entspann dich mal! Ich weiß, was ich zu tun habe.“, erwiderte Ský in angebrachter Lautstärke, so dass niemand unautorisiertes mithören konnte. Tatsächlich setzte er sich in Bewegung und blieb dann an dem kleinen Beet stehen, um sich vor die farblose Pracht zu hocken. Jedoch sah man ihn nicht an den Blumen riechen – wieso auch? Seine Gestalt selbst lag größtenteils außerhalb jeglichen Lichtscheins, wodurch man so oder so nicht hätte erkennen können, was genau er dort trieb. Und da die Schatten ihn umschmeichelten, fühlte er sich sicher. Wenn er es drauf abzielen würde, wäre es für ihn kein Problem einen Blick auf den Vorsichtigen zu werfen, immerhin war die Dunkelheit für ihn keineswegs so düster, als für andere. Doch wozu das riskieren, wenn ihm das Wissen um das Aussehen vielleicht gar keinen Vorteil bringen würde?
Als das vorsichtige Wiesel sich ihm nun auf seine Weise genähert hatte, brauchte Skýler nichts groß Anderes zu tun, als aufmerksam zu lauschen, wie man es ihm anriet.
"Merk dir gut, was ich jetzt sage, ich werde nichts wiederholen. Es gibt eine Schwachstelle im Netz und du sollst sie ausfindig machen. Vor einigen Wochen ist sie hier gesehen worden und dann aus der Stadt gelaufen, Richtung Süden. Schwarzes Haar, meist zu einem Zopf gebunden, dunkle Mischlingshaut, Dunkelelf und Mensch, weibliche Figur, eisblaue Augen. Kleidung zweckmäßig, die wechselt sie auch. Der Rappe, auf dem sie geritten ist, ist in der Stadt untergestellt, sie ist also zu Fuß unterwegs. Spricht Lerium und Garmisch. Die Spur verläuft sich in Richtung Eisreich. Wohin genau ist unklar, zuletzt hatte sie was mit der Nordlicht-Sippe zu tun, mit dem Zweig der blau-weißen Feder. Ihr Gehöft liegt nördlich von der Hauptstadt, Richtung Westen, gut zwei Tagesfahrten von der Küste entfernt und wird von einer Frau geleitet. Such sie auf und gib ihr das, was ich liegen lasse."
Es war kein überragendes Talent nötig, um sie Menge an Informationen und Details bereits nach einem Mal hören einzuprägen. Es gehörte zum Handwerkszeug eines guten Spions und der Mischling war sicher nicht der Einzige, der bei dieser Menge noch mitgekommen wäre.
Na das ist doch endlich mal was!, dachte er, als er abwartend lauschte, wie sich der Überbringer all dieser Informationen wieder entfernte. Dann begab er sich zurück in eine stehende Position, was ihm dank der engen Hose, die glücklicherweise gehalten hatte, seine Beine dankten. Alles in allem, war es ein sonderlicher Auftrag, den man ihm da übertragen hatte. Von einer Schwachstelle im Netz hörte man nicht gerade oft – tatsächlich in all seinen aktiven Jahren so gut wie gar nicht. Ob Kraz’hian davon wusste? War er vielleicht deshalb so schlecht gelaunt und angespannt?
Die Nordlicht-Sippe … blau weiße Feder…! Als Schüler Krazhians besaß er ein breites Wissen, doch in diesem Fall wäre es sicher vorteilhaft mit ihm noch einmal über diesen Auftrag zu sprechen. So oder so hörte er eigentlich nur auf ihn, wenn es darum ging einem Auftrag zu folgen, obwohl er schon in der Vergangenheit eigenständig Spuren gefolgt war, von denen er gewusst hatte, dass es im Interessen des Dunkelelfen war.
Sein Blick fiel auf das Fleckchen Erde, wo der kleine aber rätselhafte Pergamentfetzen zu Boden gefallen war, den er sich im gleichen Augenblick holen ging. Als er diese in den Händen hielt drehte er sie im mageren Licht, die die meisten noch immer Dunkelheit nennen würde. Doch seine Augen sahen nicht alleine nur dank seiner Magie unter diesen Verhältnissen sehr gut.
Die geschriebenen Worte erkannte er als Esera, doch konnte er nur vereinzelnd ein paar Worte oder über die Jahre aufgeschnappte Sätze dieser Sprache, die jedoch auf dem Pergament nicht zu finden waren.
Lautlos wanderte der Hinweis in seine Tasche und kaum, dass er sich wieder in den etwas besser einzusehenden Teil des Hofes begeben hatte, rief ihm bereits jemand mit barscher Stimme zu.
"Hey! Wer lungert da draußen rum?! Wenn'st keine Arbeit hast, troll' dich her, aber hier wird nicht gefaulenzt, nur weil die Sonne untergegangen ist!" Skýler schnaubte lautlos bei diesen Worten und beschloss sich wenigstens einen kleinen Spaß zu gönnen, indem er mit dem nächsten Schatten verschmolz und sich für den Arbeiter somit in Luft auflöste.
Auf Hühnerrupfen, Holzscheite aufstapeln oder Wasser schöpfen habe ich nun wirklich keine Lust!, dachte er nur und fand so ungesehen zurück in den Salon zurück, in dem ihn Krazhian und der Hausbesitzer zurückgelassen hatten. Erst dort löste er sich von den Schatten und lehnte sich, scheinbar vom Warten gelangweilt, neben eines der hohen Fenster an die Wand.
Wer das kleine Singvögelchen wohl sein mag?, fragte er sich, als er noch einmal über die Beschreibung des Informanten nachdachte, während sich sein grauer Blick mit einem zufriedenen aber dunklen Glimmen füllte.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Oktober 2023, 19:51

Ob Kraz'hian von der kleinen, unschönen Szene erfahren würde? Was er davon halten würde? Nun, das musste seinen Schüler derzeit nicht kümmern, denn er hatte seine Wahl getroffen und die Hilfe eingestellt. Das schien auch jemand in den Schatten so wahrzunehmen, denn kurz darauf erklang das Wispern in der altbekannten Sprache der Dunklen, gerade einmal für feine, geschulte Elfenohren noch hörbar. Und das war auch definitiv beabsichtigt, damit niemand Notiz von ihrer kurzen Unterhaltung nehmen würde. Jedes ungebetene Ohr könnte schließlich ein Risiko des Verstehens bergen und somit den Aufwand erhöhen, um genau dies zu verhindern.
Dass der Unbekannte allerdings sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit des Mischlings hatte, lag für beide auf der Hand, da benötigte es keinerlei Gesten oder ähnlichem. Wer der Schatten in den Schatten wohl sein mochte? Ein Mensch, der gelernt hatte, sich in einer fremden Sprache zu artikulieren und seine Lautstärke so sehr zu reduzieren, dass er nur noch für Langohren, wie er sie nannte, hörbar war? Oder jemand, der ebenfalls zu den Elfen zählte? Oder gar noch eine andere Rasse, eine kleinere, wie die Zwerge?
Nachdem Skýler seine erste Erwiderung gegeben hatte, erhielt er sogleich eine Warnung, die vorerst dafür sorgte, dass er keine näheren Erkenntnisse über den Fremden gewinnen konnte. Ein Umsehen nach diesem war nicht erwünscht. Nun, das war nicht ungewöhnlich in diesen Kreisen. Schließlich bot auch jedes Gesehenwerden und Wiedererkennen neuerliche, nicht immer einschätzbare Risiken. Oder er wollte keine direkte Konfrontation und sich den Vorteil, sich im Rücken des Mischlings zu befinden, nicht nehmen lassen. So oder so, es gab viele mögliche Gründe für diese Reaktion.
Schon folgte die nächste Anweisung und dieses Mal hielt der so Angesprochene sich nicht zurück. Was ihm ein kaum wahrnehmbares, verächtliches Schnauben einbrachte. Doch auf eine Diskussion oder ähnliches ließ sich der Unbekannte nicht ein und schien sich seine Replik zugunsten seiner Aufgabe zu verkneifen. Wie auch immer, der Mischling gehorchte dennoch und als der andere zufrieden damit war, folgte er und wurde seine Botschaft in ein paar knappen Sätzen los.
Es war nicht gerade wenig an Information, sogar mehr, als sich Kraz'hian mitunter hatte entlocken lassen, ehe er seinen Schützling zu einem Auftrag losgeschickt hatte. Und es zeigte auch, in welche Richtung es gehen würde, in die Kälte, ins Eisreich zu einer Gattung Elfen, die im Prinzip nicht sonderlich für ihre Gesprächigkeit und Hilfsbereitschaft bekannt war. Nun ja, damit würde sich händeln lassen. Die Frage war allerdings... würde der Dunkle ihn überhaupt losschicken, um diese Schwachstelle zu finden? Oder wollte er lediglich an die Information ran und dann jemand anderes aussuchen? Nein, eher unwahrscheinlich. Je mehr Mitwisser, desto größer das Risiko der Weitergabe. Nein, vorrausgesetzt sein Lehrmeister hatte keine allzu schlechte Laune, würde er wohl oder übel aufbrechen müssen.
Ob der andere ihn begleiten würde? Möglich, aber nicht zwingend. Es sei denn, diese gesuchte Person wäre zu wichtig, als dass er sie ihm allein anvertrauen wollen würde. Nun, das würde sich jedoch rasch herausstellen, davon konnte Skýler ausgehen.
Erst einmal galt es, nachdem der Unbekannte den Fetzen zurück gelassen hatte und offensichtlich verschwunden war, zurück in den Salon zu gehen, mitsamt der Beute mit dem Inhalt in fremder Sprache. Viele Worte waren es nicht und dennoch solche, die sich dem Mischling nicht erschlossen. Ob es eine Botschaft war, vielleicht an diese ominöse Anführerin der Feder? Oder ein Hinweis an ihn, wo er hin sollte? Quasi wie eine Wegbeschreibung, dass er eine derartige Inschrift irgendwo im Eisreich finden und als bekannt erkennen würde? Das hätte der Fremde ihm aber sagen müssen! Außer, es sollte für ihn zugleich eine Art Prüfung sein, ob er gut genug wäre, dieses Rätsel allein zu lösen. Ob sein Lehrmeister eigentlich Esera beherrschte? Bislang hatte sich dieses Thema zwischen ihnen noch nicht ergeben.
Als er sich in Richtung des Stadthauses begab, wurde sein Schatten wie aufs Stichwort entdeckt und er sollte prompt zu neuer Arbeit eingeteilt werden. Er hätte einfach zur Küche gehen und sich unberührt als Leibwächter des Gastes zu erkennen geben können, doch das hätte womöglich zu Fragen geführt, die er wohl nicht gewillt wäre zu beantworten. Somit entschied er sich für den für ihn einfacheren Weg und verschmolz mit der Dunkelheit, sodass ein blinzelnder Mensch zurück blieb, der sich die Augen rieb und schließlich etwas vor sich herbrummte über Täuschung und langer Tag und ähnliches mehr, was der Spion schon gar nicht mehr hörte.

Zurück im Salon und aus den Schatten gelöst, brauchte er nicht lange zu warten. Fast schon wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür, durch welche die beiden Männer verschwunden waren, und ließ die Zwei ebenfalls zurück kehren. Kraz'hian wirkte noch immer leutselig, obwohl dieses Gefühl seine Augen nicht erreichte, die sofort nach seinem Schüler suchten.
Als er diesen beim Fenster stehen sah, hob er flüchtig eine Augenbraue an. Mehr bedurfte es in seiner Mimik nicht, um den Jüngeren wissen zu lassen, dass er ein Nicken oder Kopfschütteln erwartete. Nicken dafür, dass seine Aufgabe hier abgeschlossen war, und Kopfschütteln, dass er noch nichts Neues zu hören bekommen hatte, über das sie sich unter vier Augen unterhalten sollten.
Unerheblich davon, wie die Reaktion ausfiel, wandte er sich danach ein wenig zur Seite und klopfte dem Gastgeber, der ein befriedigtes Leuchten in den Augen hatte, auf die breite Schulter. "Nun, mein Lieber, die Zeit läuft nur so dahin. Es ist spät geworden nach diesem langen Tag.", erklärte der Dunkle.
Daraufhin kratzbuckelte der Dicke und verhielt sich noch unterwürfiger als bei ihrem Auftauchen. Was die Beiden wohl in jenen Minuten getan oder besprochen hatten? Vermutlich würde er es nie erfahren, selbst, wenn er es gewollt hätte. "Aber, mein lieber Freund, ich hatte gehofft, Ihr würdet mit mir und meiner Gattin zu Abend speisen. Meine Köchin ist eine wahre Zauberin!", schmeichelte er.
Unter anderen Umständen hätte sich der Ältere vielleicht darauf eingelassen oder wenn es ihm einen Nutzen versprochen hätte. So hingegen schüttelte er mit gespieltem Bedauern den Kopf. "Das mag sein, doch heute nicht. Es gab viel zu tun und auch der nächste Tag verspricht viele Aufgaben. Somit verabschiede ich mich." Er deutete eine leichte Neigung des Kopfes als Gruß an.
Schon wollte der Hausherr an ihm vorbei schnaufen, da hob er die Hand zu einer anhaltenden Geste. "Macht Euch keine Mühe, ich finde den Weg hinaus. Grüße an die verehrte Frau Gemahlin, ich hoffe, sie beim nächsten Mal vielleicht auch endlich einmal wieder anzutreffen!"
Das sorgte für eine ungesunde Röte im Gesicht des Dicken, der dadurch zu abgelenkt war, um sich erneut anbiedern zu können. Indessen drehte sich der Reinrassige um und strebte gezielt dem Ausgang zu, mit einem minimalen Wink an seinen Leibwächter, der nicht notwendig gewesen wäre, wie sie beide wussten. Allerdings waren es diese Kleinigkeiten, auf die der Dunkle nur ungern verzichtete, um ihrer beider Positionen deutlich zu machen, immer wieder aufs Neue.
Dieses Mal nahmen sie den offiziellen, den prächtigen Weg durch das Anwesen und standen wenig später an der kalten Nachtluft. Noch immer beleuchteten die Staßenlaternen den Raum zum Flanieren, gemeinsam mit jenen Lichtern, die durch die teuren Glasfenster nach draußen schienen. Im Gegensatz zu vorhin jedoch war nun kaum noch jemand unterwegs zum Sehen und zum Gesehen-werden. Stattdessen hatte sich das Leben der Oberschicht nach drinnen verlegt, ließ mitunter sanfte Musikklänge oder Gelächter ertönen.
Trotzdem war hier, in der Öffentlichkeit, nicht der richtige Raum, um über die Begegnung mit dem Unbekannten zu sprechn. Das musste warten, bis sie in ihre Suite zurück gekehrt waren. Dort erwartete sie ein kleines Abendmahl in Form von einem großen Stück Schinken, einen Korb mit Brot und zwei verschiedene Aufstriche. Daneben stand eine Karaffe mit Wein und zwei Gläsern, beleuchtet von einer Lampe, mit deren Hilfe sich die Leuchter an den Wänden ebenfalls entzünden ließen.
Diese Aufgabe würde Skýler zufallen, während der andere direkt zum Tisch trat, sich Wein einschenkte und einen ungewöhnlich großen Schluck nahm. Mit geschlossenen Augen sann er dem Geschmack nach, als dieser seine Kehle hinunter lief, und gab schließlich einen tiefen Seufzer von sich. "Besser!", bemerkte er und ließ sich dann auf einem der bequemen Stühle nieder, nachdem er sich noch nachgeschenkt hatte.
Die Beine elegant überschlagen, den Ellbogen auf den Tisch gestützt und das Glas auf Höhe des eigenen Gesichts sah er zu seinem Schüler. "Ich höre.", lautete die Aufforderung und während er nun an seinem Getränk nippte, ließ er den Mischling nicht mehr aus den Augen.
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Umgang anderer Waffen - rudimentär
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 25. Oktober 2023, 19:32

Ihm blieb kaum Zeit über diesen doch recht unerwarteten Auftrag nachzudenken, da öffnete sich schon die breite Türe, durch die zuvor Krazhian und der unfreiwillige Gastgeber verschwunden waren. Die beiden Herren kamen zurück und Skýler löste sich von seiner etwas gemütlicheren Position an der Wand und stellte sich wieder gerade hin. Und keine Sekunde später traf sein Blick auf den des Dunkelelfen, der eine stumme Antwort erwartete. So folgte ein Nicken seitens des Mischlings, das hoffentlich die Laune von Krazhian aufbessern würde. Äußerlich war ihm zwar nichts anzusehen, doch es folgte eine rasche Verabschiedung, die Skýler zumindest erfreute. Vielleicht hatte er dann ja für den Abend etwas Ruhe.
Während sie das Haus verließen, folgte der Mischling dem anderen und machte sich ein paar Gedanken zu dem ganzen Erlebten.
Ich denke er will so schnell wie möglich hören, was ich erfahren habe. Nur irgendwie kommt mir das alles ein wenig merkwürdig vor. Wieso musste ich die Informationen entgegennehmen? Er hätte sich doch auch gut alleine mit diesem Wiesel treffen können. Stattdessen hatte er mit dem Dicken etwas zu besprechen. War das wirklich wichtiger als ein Verräter?
Natürlich gab es die Möglichkeit, dass Krazhian von dem Loch im Netz noch nichts wusste, doch irgendwie erschien ihm die Wahrscheinlichkeit recht gering. Andererseits … irgendwann erfuhr man immer das erste Mal von etwas Neuem.
Halb Elfe, halb Mensch … Die Information, dass der Spitzel ebenfalls ein Mischling war, der im Dienste der Spinne stand, war nicht groß überraschend, denn im Laufe der Jahrzehnte war Skýler einigen begegnet. Doch befürchtete der Schattenmagier dadurch, dass eine neue Kontrolle – besser gesagt ein Loyalitätstest ihn sicher bald erwischen würde, wenn es nicht bereits in diesem Moment geschah.
Das könnte nervig werden…, dachte er noch, musste im Gleichen Gedankengang jedoch zugeben, dass er selbst nicht die treuesten Gefühle seinem Herrn gegenüber hegte. Auch er suchte im Grunde nur nach einer sicheren Gelegenheit auszusteigen. Nur war fraglich, ob solch eine überhaupt existierte. Und wenn Skýler etwas war, dann ein Überlebenskünstler. Sein Wille am Leben zu bleiben und es zu verbessern war stark. Risiken nahm er nur in Kauf, wenn er die Konsequenzen abschätzen konnte. Denn sein Leben hatte ihm gelehrt, dass Loyalität auch anders gewonnen werden konnte…
Zurück in der Suite fühlten sich wohl alle beide direkt ein wenig wohler, denn hier war es einfach zu kontrollieren, dass sie nicht belauscht wurden. Ský ging zu einem der Stühle und warf dort seinen Umhang auf die Lehne, bevor er sich setzte und die Stiefel abstriff. Und sollte ihm Kraz’hian die Gelegenheit geben, würde er sich auch direkt aus der engen Hose schälen und sich eine gemütlichere überstreifen.
"Besser! Ich höre." Und mit dieser Aufforderung erwartete der Reinrassige nun einen detaillierten Bericht.
Skýler machte es sich nun selbst etwas gemütlicher, griff nach der Karaffe und schenkte sich ebenfalls etwas zu trinken ein, während er beinahe zeitgleich - solange er eine Hand freihatte - nach einem der Brote griff, von dem er erst einmal herzhaft abbiss. Seiner Meinung nach hatte er eindeutig zu wenig gefrühstückt und war dank des ganzen Hin und Her, um ein Mittagsmahl betrogen worden.
„Ich bin der Magd gefolgt, nachdem du mit dem Dicken verschwunden warst. Wurde zum Wäscheschleppen verdonnert, aber sie hat mich raus in den Hof geführt, wo ich auf einen Informanten traf.“, begann der Mischling zu erzählen, nachdem er seinen Bissen runtergeschluckt hatte. „Nachdem er seine ellenlangen Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, um sicherzustellen, dass ich mich auch ja nicht umdrehe, berichtete er, dass es eine Schwachstelle im Netz gibt. Angeblich ein Mischling, halb Elf, halb Mensch und ich soll ihn ausfindig machen.“ Skýler wusste, dass Kraz`hian auf eine ausführliche und wortgetreue Widergabe der Informationen bestand und so fuhr er weiter fort – jedoch ohne auf das Aussehen und das Geschlecht des Vögelchens näher einzugehen.
„Soll offenbar vor einigen Wochen hier in Santros gewesen sein, doch nun scheint die Verdachtsperson im Eisreich in Gesellschaft der Nordlichtsippe – genauer gesagt mit Mitgliedern des Zweigs der blau-weißen Feder, zu sein. Ich soll nördlich von der Hauptstadt, Richtung Westen die Besitzerin eines Gehöfts aufsuchen und ihr das hier geben … Moment!“ Skýler stand noch einmal auf, um besagte Nachricht aus der Tasche seines Umhangs zu holen und diese dem Reinrassigen auszuhändigen.
„Das Gehöft soll ca. zwei Tagesfahrten von der Küste entfernt liegen.“ Diese Information war für Skýler keineswegs erfreulich, sollte er wirklich auf diese Reise geschickt werden. Denn von allen Fortbewegungsmitteln hasste er das Schiff am meisten, dicht gefolgt von dem Rücken eines Pferdes.
Die optischen Merkmale ließ er noch bewusst offen und wollte abwarten, ob Kraz`hian ihn diesbezüglich danach fragte. Sollte er dies nicht tun, würde er dies vorerst für sich behalten wollen. Der Mischling stützte in einer entspannten Geste seinen Ellbogen auf dem Tisch ab und bettete sein Kinn in die Handfläche, was ganz und gar nicht zum Verhalten von jemandem passte, der vor der Person, die er am meisten fürchtete, etwas verheimlichte.
„Kannst du dir denken, von wem dieser Auftrag kommt? Ich frage mich, wieso sie wollen, dass ich dem nachgehe, wo doch jeder weiß, dass ich nur auf deine Befehle höre.“, merkte Ský nun noch an griff mit seiner linken Hand nach einem der Aufstriche. Doch bevor er seine Brotscheibe damit bestrich, richteten sich die grauen Augen auf Kraz’s Gesicht und er fragte ernst: „Soll ich dem nachgehen?“
Während er auf die Antwort wartete, senkte er den Blick auf das Stück Pergament, dass er Kraz ausgehändigt hatte und fragte, mit dem Kopf darauf deutend. „Kannst du das lesen?“ Alles in Allem wirkte der Mischling nicht so, dass er dem Reinrassigen etwas verschwieg oder etwas geplant zurückhielt.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Sonntag 29. Oktober 2023, 14:32

Ob es wirklich ein Zufall war, dass der Reinrassige auftauchte, kaum, dass sein Schüler zurück gekehrt war? Oder hatte er im Stillen vorausgesetzt, dass es nicht länger dauern würde? Hatte er ihn womöglich gehört oder anderweitige Möglichkeiten gehabt, ihn zu beobachten? Und warum hatte er sich nicht selbst mit diesem Informanten getroffen? Nun, zumindest bei letzterem konnte Skýler davon ausgehen, dass es einen Grund hatte. Die Frage war also weniger, warum, sondern viel eher, weswegen!
Ob er diese unter vier Augen stellen sollte? Vielleicht, wenn Kraz'hian wieder bessere Laune hatte? Es würde sich weisen.
Erst einmal wurde der Abschied recht schnell eingeläutet. Beinahe schien es so, als hätte es auch der Ältere eilig, davon zu kommen. Weil er wissen wollte, was dem Mischling gesagt worden war? Oder weil er nicht länger als notwendig bei dem Dicken bleiben wollte? Gerade, wenn er sich an die Meinung bei der Erwähnung des Hausherrn erinnerte, war dies im Bereich des Denkbaren. Möglich war demnach beides, sofern man überhaupt diese zwei Gründe voneinander trennen sollte.
Hinzu kam, dass es sich bei dem Treffen von Haus aus wahrscheinlich um ein Brisantes gehandelt haben musste. Aus welchem Grund sonst hatte sich der Dunkelelf höchstpersönlich hierher begeben, um sein eigenes Werkzeug mit zu schleppen und zu dem Treffpunkt zu schicken?
Auf jeden Fall dauerte es im Endeffekt nicht lange, bis sie in die Suite zurück gekehrt waren, in der sie sich offensichtlich ungestört unterhalten konnten, sonst hätte sich der Ältere niemals an diesem Ort einquartiert, Luxus hin oder her. Und tatsächlich hielt er sich nicht lange und umständlich mit anderen Dingen auf, sondern wollte zügig erfahren, was seine Begleitung Neues zu berichten hatte.
Mit dem Weinglas in der Hand, an dem er hin und wieder nippte, und in einer lässigen, wenngleich noch immer eleganten Position lauschte er den Worten mit undurchdringlicher Miene. Hatte der Reinrassige bereits andere Informationen zu diesem Thema erhalten oder war er genauso ahnungslos wie Skýler bislang? Was hielt er überhaupt von der ganzen Scharade und von dem, was der Grund dafür zu sein schien?
Auf jeden Fall war Kraz'hian ein guter Zuhörer, unterbrach nicht, sondern ließ erst einmal alles auf sich zukommen, um es für sich selbst in einen gewissen Kontext zu bringen. Sein Blick dabei unaufhörlich auf den Erzähler gerichtet und seine Mimik blieb glatt, kein noch so winziges Zucken sorgte dafür, dass die Konzentration des anderen gestört wurde. Auch nicht, als er die niedergeschriebene Botschaft entgegen nahm und flüchtig besah.
Erst, als Skýler fertig mit seinem Bericht war, hob er das Glas an die Lippen, um auch den letzten Rest darin zu trinken. Als er es wieder absetzte, sah er darauf und drehte es zwischen seinen langen, dunklen Fingern. "Eine Schwachstelle, also. Verstehe.", raunte er leise und wurde wieder still.
Die Zeit strich langsam dahin, eine Minute, dann eine zweite, in der er weder etwas sagen, noch hören wollte. Als Schüler, der es geschafft hatte, seit Jahrzehnten in seiner Gegenwart zu überleben, wusste der Mischling, dass es nun klüger war, ihn nicht dabei zu stören.
Solange, bis er persönlich das Zeichen gab, indem er das Glas auffordernd in seine Richtung streckte. Dieses Mal erwartete er einen kleinen Dienst, den er bisher auch gut selbst hatte tun können, nämlich, dass der Jüngere ihm nachschenkte. Währenddessen meinte er langsam und bedacht, was darauf schließen ließ, dass er seine Gedanken noch nicht vollkommen und zu seiner Zufriedenheit abgeschlossen hatte:"Und wie sollst du... oder jemand anderes diese Schwachstelle finden? Ohne näherer Beschreibung?" Nun richteten sich seine Augen prüfend auf seinen Schüler und verengten sich dabei leicht.
Ein mehr als deutliches Zeichen, dass er durchaus das Fehlen dieses Details bemerkt hatte und darüber alles andere als erfreut war. Mehr noch, wenn der andere die Wogen nicht rasch mit Erklärungen glättete, könnte das Misstrauen auch bezüglich des Rests oder eher des fehlenden anwachsen. Dass Kraz'hian zwangsläufig nicht sonderlich vertrauensselig war, lag auf der Hand. Allerdings sollte man es lieber nicht übertreiben, wenn man eine Begegnung mit ihm schmerzfrei überstehen wollte.
Schließlich kamen von seinem Gegenüber ebenfalls Fragen, die auf einen wunden Punkt trafen. Die Miene des Dunkelelfen verschloss sich und er blickte auf den nachgeschenkten Roten, den er träge in seinem Glas schwenkte. "Ich soll dem nachgehen.", stellte er klar und offenbarte damit auch, dass die Botschaft nicht für seinen Schüler selbst bestimmt gewesen war.
Viel eher hatte er ihn vorgeschickt, um sich die Informationen zu beschaffen. Warum? Weil es ein Handlangerdienst war? Wenngleich solch einer mehrere Risiken barg in Form von Mitwissern und auch falschem Verstehen, sodass die wirklichen Details untergehen könnten. Nicht bei solch einer eher einfachen, knappen Botschaft und nicht bei einem Spion von der Qualität des Mischlings. Trotzdem musste es etwas bedeuten, dass er seinen Schüler dafür eingespannt hatte.
Schon fragte dieser, ob dadurch er auch auf die Reise gehen sollte. Darauf gab der Reinrassige vorerst keine Antwort, sondern beschäftigte sich vordergründig weiter mit seinem Wein.
Bis die nächste Frage kam und dafür sorgte, dass Kraz'hian den Kopf drehte und zu dem Tisch sah, wo er den Zettel hingelegt hatte. Obwohl es vermutlich nicht mehr nötig gewesen wäre, denn schon zuvor hatte er sicherlich einen Blick auf die Nachricht geworfen. Nun allerdings verzog sich sein Gesicht abfällig. "Bäh, Esera, wie ich es hasse!", grollte er und stürzte den restlichen Roten die Kehle hinab.
Dann stellte er das Glas weg und erhob sich, richtete seine, natürlich nicht verrutschte, sondern weiterhin perfekt sitzende, Kleidung und seufzte daraufhin übertrieben laut für Elfenohren. Schließlich sah er den Jüngeren direkt an und nickte knapp. "Besorg' dir ein dickes Fell. Ich erwarte deine Abreise morgen Früh. Sobald du neue Informationen hast, gehe nach Estria zum Handelsposten und frage nach einen Torin.", erteilte er seine deutlichen Anweisungen und wandte sich ab, um in sein Schlafzimmer zu gehen.
Anscheinend war für ihn damit alles gesagt, sollte der Mischling ihn nicht aufhalten wollen. Gäbe es denn sonst noch etwas zwischen ihnen zu besprechen, das nach all den gemeinsamen Jahren nicht ohnehin auf der Hand läge?
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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 14. November 2023, 13:22

Skýler wusste, dass er mit dem Feuer spielte, wenn er Informationen zurück und für sich behielt. Wieso also tat er es dieses Mal, obwohl solch ein Verhalten ganz und gar nicht zu ihm passte? Wusste er doch nicht einmal, ob ihm dieses Wissen einen noch ungeahnten Vorteil beschweren könnte.
Nein, tatsächlich machte sich der Mischling über all das weniger Gedanken. Er spielte einfach mit dem Zufall. Entweder Krazhian würde es darauf beruhen lassen, oder er sprach ihn darauf an. Was er dann auch schlussendlich tat. In dem Moment, als ihn der düstere, von Misstrauen durchwobene Blick traf wusste Skýler, dass er spontan reagieren musste, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Er lehnte sich in seinem Sitz etwas zurück, gab so eine offenere Haltung vor, die in keiner Weise nach einem schlechten Gewissen aussah, oder darauf schließen ließ, dass man ihn bei etwas ertappt hätte.
„Es gab eine Beschreibung!“, gab er unumwunden zu und zog seinen rechten Fuß aufs linke Knie, um in eine, für ihn gemütlichere Position zu wechseln. Gleichzeitig sah er Krazhian genau in die Augen, was er in der Vergangenheit nie getan hatte, wenn er es mit der Wahrheit mal nicht so genau genommen hatte.
„Nimm es mir nicht krumm, aber ich habe das Gefühl getestet zu werden. Du tauchst plötzlich unangekündigt auf und dieses ganze Hin und Her inklusive Schneiderei, Badehaus und dem ganzen Ablauf am heutigen Abend kam mir so vor, als hättest du über all die Informationen von vornherein Bescheid gewusst.“ Die grauen Augen des Jüngeren verengten sich leicht und Krazhian kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sein Schüler eine extreme Abneigung gegen Loyalitäts-Tests empfand und sie bis aufs Blut hasste. Er verschränkte vor der Brust die Arme und sah ihn vollkommen ernst, wenngleich auch ein klein wenig übelgelaunt an.
„Ich bin länger als ein durchschnittliches Menschenleben anhält an deiner Seite und in deinen Diensten. Du hast mir alles beigebracht und mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Und abgesehen von den kleinen Nörgeleien, die du an mir ständig kritisierst, habe ich mir nichts zu Schulden kommen lassen! Daher verzeih mein Misstrauen, dass sich in den letzten Stunden gebildet hat und meinen kleinen Test.“ Seine Stimme war klar und in diesem Moment umgab ihn eine Aura vollkommener Professionalität. In Krazhians Gegenwart verfiel der Mischling gerne mal in ein jungenhafteres Verhalten zurück, wenn sie unter sich waren, doch in diesem Moment zeigte er, dass er ein gestandener Mann mit Lebenserfahrung war, der seine Ehre in Frage gestellt sah und darüber in keiner Weise amüsiert zu sein schien.
„Wenn du an mir zweifelst sag es frei heraus! Aber lass diese Spielchen, von denen du weißt, dass ich sie genauso sehr hasse, wie ich von dir weiß, dass du es hasst, wenn man dir etwas vorenthält.“
Sein Zug war riskant und provokativ. Er könnte gut und gerne eine Strafe beinhalten, doch gerade setzte Skýler alles auf eine Karte. Der Dunkelelf war in vielen Bereichen sein Vorbild und Lehrmeister und gerade kopierte er einige seiner Züge.
Für eine Weile herrschte absolutes Schweigen, bis Skýler mit den Schultern zuckte und nach seinem Glas griff, von dem er einen großen Schluck Wein trank.
„Verdächtigt wird ein Mischling. Offenbar halb Dunkelelf, halb Mensch, scheinbar weiblich. Dunkle Haare, zum Zopf gebunden, blaue Augen und Mischlingshaut. Denke die dunkelelfischen Merkmale überwiegen optisch. Sind ja in der Regel immer dominant vererbt. Soll Lerium und Garmisch sprechen. Mehr relevante Informationen habe ich nicht.“, endete er seinen nachträglichen Bericht und sah dann wieder auf zu Kranzhian, um seinem Blick ganz klar zu begegnen. Er wartete ab, wie der andere reagieren würde. Würde er ihn abmahnen oder abwinken und die Situation auf sich beruhen lassen? Skýler hatte in erster Linie klargemacht, was er selbst von sich hielt. Und das war im Grunde nicht einmal eine Lüge gewesen. Er war Krazhians Untergebener – sein Werkzeug und ja, eines seiner Besten, das der Dunkelelf besaß. Der Mischling mochte sich hier und da den kleinen Tagträumereien hingeben, in denen er dem Netz entkommt und sein Leben nach seinen eigenen Regeln bestimmt lebt, doch waren es bisher im Grunde nichts weiter, als Gedenken. Gedanken und Hirngespinste, denen es an Ernsthaftigkeit mangelte. Denn so einfach krempelte man sein Leben nicht komplett um. Erst recht nicht, wenn man, wie er die Risiken und Konsequenzen kannte. Und eines war der Mischling sicher nicht: Waghalsig in Unternehmungen, die sein eigenes Wohl gefährdeten.
„Also…“, begann er dann langsam und betrachtete Krazhian prüfend. „Soll ich mir das Fell nun besorgen?“, fragte er und versicherte sich so noch einmal, dass ihm der Auftrag nun fest erteilt wurde.
Die Aussicht auf einen Ausflug ins kalte Esera war nicht wirklich das, was sich der Spion erhofft hatte. Doch gehörte er nicht zu denen, die sich über die Ortswahl laut echauffierten. So professionell war er, wenn man nicht gerade neckende Spielchen mit ihm trieb, wie es der Dunkelelf zu gerne hin und wieder tat.
Sollte Krazhian nichts mehr groß darauf zu erwidern haben und ihn in seiner Position als sein Werkzeug weiter bestätigen, würde Skýler nun einfach aufstehen und das Zimmer verlassen, um seinen Vorbereitungen nach zu gehen. Denn diese würde er treffen, da er seinen Komfort auf dieser Reise sicher nicht gefährden würde, indem er die nötigen Besorgungen schleifen ließ.

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Re: Wo Schatten sich herumtreiben

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. November 2023, 21:51

Was sich der Dunkle wohl bei diesem Verhalten dachte? Anzumerken war ihm, wie meistens, nichts und dennoch konnten beide Anwesenden davon ausgehen, dass es Konsequenzen haben würde. Früher... oder später, aber auf jeden Fall in einem Moment, in dem der Jüngere vermutlich nicht gewappnet wäre.
Fest stand dafür, dass der Mischling so einfach nicht damit davon kam und durchschaut werden würde. Warum? Manches Mal war es nicht so wichtig, dass sein Lehrherr jedes noch so winzige Detail kannte. Hier jedoch... Nun, in diesem Fall war es nichts Unerhebliches, denn es ging um die Beschreibung jener Schwachstelle. Entsprechend entkam er der Aufforderung auch nicht, sondern musste davon ausgehen, dass dies noch ein Nachspiel haben würde.
Trotzdem ließ er sich diese Information entlocken und offenbarte somit auch das Letzte, was er als Trumpf in der Hinterhand gehalten hatte. Wenngleich er weder wirkte, als bereue er diesen kleinen Fauxpas, noch, als müsse er sich beeilen, diesen wieder gut zu machen.
Bei seinem Einleitungssatz hob sich Kraz'hians Augenbraue minimal an. "Ach?", kam es ihm über die Lippen und in diesem einen Wort triefte der Sarkasmus, wie es nur dieser Reinrassige es konnte. Als wäre er absolut überrascht darüber, dass er Recht gehabt haben könnte. Umso ruhiger war sein Blick, mit dem er den des anderen erwiderte, sodass nicht erkennbar war, was hinter seiner Stirn tatsächlich vorging.
Als dann sein Schüler fortfuhr, hob er das Gefäß in seiner Hand an und nippte an seinem Wein, ohne auch nur zu blinzeln dabei. Dennoch ruckte seine Augenbraue noch ein paar Millimeter höher. "Nein, wie rührend. Hast du etwa solch eine Sehnsucht nach mir, dass du diese lange Trennung nicht verkraften kannst?", spöttelte er und man könnte beinahe meinen, er wäre tatsächlich amüsiert über diese vermeintliche Erkenntnis. Doch dies war eine falsche Fährte und wer ihn mehr als eine Handvoll Minuten überlebt hatte, der wusste das auch.
Prompt wurde er auch wieder ernst, zuckte mit den Schultern und nippte erneut an seinem Wein. "Aber gut, dann werde ich in Zukunft die wirklich heiklen Aufgaben anderen anvertrauen.", gab er mit vermeintlich bedauerndem Tonfall bekannt.
War er etwa gekränkt? Oder war das vielmehr jene Art von Zurechtweisung, die Skýler auf den Pfad der Tugend, wie er ihn verstand, zurück führen sollte? Ein Dämpfer für sein eigentliches Können, das er sich derart mühevoll aufgebaut hatte?
Aber der Jüngere war noch nicht fertig, sondern stichelte weiter und entlockte seinem Gegenüber damit ein abfälliges Schnauben. Kurzerhand stand dieser auf und trat mit dem Becher in der Hand ans Fenster, um seinen Blick hinaus in die Nacht werfen zu können. "Du unterstellst mir also, dich einem Test unterzogen zu haben. Hm... Das wirft bei mir die Frage auf, ob ich einen Grund dazu hätte?", folgte es mit gefährlich ruhiger Stimme und ein kühler Blick seines Spiegelbildes traf den Mischling.
Es schien kühler in dem Raum zu werden und die Flammen der Beleuchtung flackerten unruhiger. Schatten wirkten, als würden sie dichter und tiefer werden, obwohl sie vorerst nicht gefährlich wurden. Es war eine nonverbale Drohung, die beunruhigen sollte. Mehr aber auch nicht... derzeit.
Und Skýler reagierte richtig, denn endlich rückte er mit der Sprache heraus und offenbarte, was er bislang zurück gehalten hatte. Die Schatten wurden schwächer und natürlicher, das Licht ruhiger, während der Dunkle weiterhin aus dem Fenster sah. Nichts änderte sich an seiner Haltung, kein Laut kam ihm über die Lippen und dennoch... eine kleine, nahezu winzige Reaktion folgte auf die Beschreibung. Nein, seine Augen verengten sich nicht, seine Atmung blieb regelmäßig, seine Haltung gleich aufrecht. Lediglich der Griff um den Gegenstand in seiner Hand wurde eine Nuance fester und ließ die Fingerknöchel für einen flüchtigen Atemzug lang deutlicher hervor treten. Dann war alles wieder wie zuvor.
"Aha.", kommentierte er nichtssagend. Danach wurde er äußerst schweigsam und wirkte, als wäre er zu einer Statue geworden. Stets ein Hinweis darauf, dass es hinter seiner Stirn arbeitete.
Es war erneut der Jüngere, der diese eisige Stille unterbrach. Die Reaktion... ließ auf sich warten und hatte es dann in sich. Plötzlich schien Kraz'hian wieder zum Leben zu erwachen, stürzte den restlichen Wein die Kehle hinab, ehe er zielstrebig zum Tisch zurück kehrte. Unsanft stellte er den Gegenstand ab und sah seinen Schüler mit einem unheilvollen Blitzen in den Augen an.
"Geh mir aus den Augen!", zischte er, dass einem das Blut in den Adern gefrieren konnte. "Und sorg' dafür, dass du nicht versagst!", fügte er hinzu... und war im nächsten Moment dank der Schatten verschwunden. Skýler fand sich mit einem Mal allein in der Suite und hatte somit Gelegenheit, sich viele Gedanken zu machen. Nur die Antworten darauf... die würde er vorerst vermutlich nicht erhalten.


Für den Mischling geht es weiter nach Der Nebel der Dunsthügel
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