Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Hier wohnen die Nachtelfen in ihren dunklen Häusern. Kein Lichtstrahl ist je zu sehen, tief unter der Erde, nur der Schein der Fackeln erhellt die dunklen Gassen.
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Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. November 2024, 21:59

Neri kommt von: Spiel der Ratten

Der Weg durch den Arus verlief recht ereignislos. Wenn man mal davon absieht, dass Neri genug Stoff für ihre Gedanken hatte. K’alil hatte sich an die Spitze gesetzt, um den Weg zu zeigen, während einige seiner Gefolgsleute recht schnell ausgeschwärmt und von der Dunkelheit verschluckt worden waren. Man hörte nicht einen Mucks von ihnen und doch durften sie sicher sein, dass sie in der Nähe waren. Es war beeindruckend, wie gut diese Elfenart mit der Dunkelheit verschmelzen konnte. K’alil bewies eine gewisse Arroganz. Er zögerte nicht einmal, ihnen den Rücken zuzudrehen und schien sich seiner Sache äußerst sicher zu sein. Mit trittsicheren Schritten legte er ein ordentliches Tempo vor und nach weniger als einer halben Stunde, erreichten sie tatsächlich das Gesuchte. Reichlich unspektakulär musste Neri feststellen, dass der Eingang zum Reich der Nachtelfen schlicht und ergreifend ein Loch im Boden war. Mitten im Wald, gut geschützt durch eben jene Laubbäume, die sie nun hundertfach an sich vorbeiziehen gesehen hatte. Doch da war es und womöglich wäre sie noch hineingefallen, wenn der Kurzhaarige nicht stehengeblieben wäre. K’alil deutete auf die Absenkung im Boden und bei Nähertreten konnte Neri erkennen, dass sich eine steinerne Wendeltreppe hinab ins Erdreich schlängelte. Licht suchte man vergebens hier. Noch stand der Mond am Himmel, aber sein Strahlen reichte bei weitem nicht aus, um bis nach unten zu leuchten. „Nach euch“, bot K’alil freundlicherweise an, ehe er ihnen schließlich folgte. Neri hatte den Vortritt, dann folgte Arunn und schließlich Calhoun. Die Pferde konnten sie derweil nicht mitnehmen und hatten die Satteltaschen und den verbliebenen Sattel entfernt. Jenen hatten sie zurückgelassen, da sie nun keine Verwendung mehr hatten, und Calhoun hatte den Tieren einen Klaps auf den Po gegeben, damit sie in die Freiheit trabten. Schnaubend und zufrieden, wie es schien, ließen sich die Tiere das nicht zweimal sagen und verschwanden im Dunkel. Dafür kamen die anderen Elfen wieder hervor und folgten ebenfalls hinab, immer weiter und tiefer in die Dunkelheit. Es schien beinahe endlos so weiterzugehen und man musste sich fragen, ob man nicht irgendwann den Erdkern erreichen würde. Sobald man nach oben schaute, erkannte man nichts mehr, außer eines schwarzen Lochs. Kein Baum, keine Sterne oder gar der Mond tauchten mehr auf. Und als wären sie in einer endlosen Schleife aus Stufen gefangen, musste Neri abrupt anhalten, wenn sie nicht gegen eine schlichte, dunkle, Eisentür laufen wollte. Sie hatten das Ende erreicht und auch jetzt war der Eingang wenig pompös. „Klopfen“, sagte K’alil im Hintergrund an Neri, die die erste war, gewandt. Sobald sie das getan hatte, wurde ein Schlitz innerhalb der Tür zur Seite geschoben und ein paar graue Augen tauchten auf. „Passwort?“, fragte er und K’alil’s Stimme ertönte in einem schaurigen Flüstern, das offenbar die Sprache dieser Elfen sein musste. "Blut zu Blut", sagte er und der Riegel wurde wieder zurückgeschoben. Dann dauerte es einen Moment, ehe es knarzte und quietschte. Die Tür öffnete sich und Neri, so wie die anderen durften das Reich der Nachtelfen betreten.

Hinter der Eisentür saß ein Nachtelf, der offenbar schon betagter war. Er trug recht einfache Kleidung, war ein wenig gebeugt und besaß strähnige, lange und weiße Haare. Sein Gesicht wies nicht mehr ganz so faltenfreie Haut auf, ansonsten aber wirkte sein Blick noch wach und aufmerksam. Er musterte die Fremden, bis K’alil auftauchte. „K’alil!“, begrüßte der Alte ihn und deutete auf Neri und ihre Begleiter. „Was willst du mit denen?“ „Wirst du schon sehen! Ich habe ein gutes Gefühl – im schlechtesten Sinne!“. Beide lachten. Aber sie verstanden kein Wort, denn die Sprache der Nachtelfen war wohl niemandem geläufig. Dafür bescherte sie eine Gänsehaut, denn sie klang so, wie das Volk seinen Ruf hatte: Heimtückisch. Sie hätten wohl auch Liebesschwüre austauschen können, es hätte vom Klang her keinen Unterschied gemacht. K’alil bedeutete den anderen, ihm zu folgen und über einen Boden, der fest und abgetreten war aber ansonsten nur aus Erdreich bestand, gelangten sie schließlich in die Stadt hinein. Jetzt erst erstreckte sich das große Reich der Nachtelfen vor ihnen. Neri konnte unzählige Gassen, Hütten und Häuser entdecken. Sie sah über sich eine immens gewölbte Decke aus Erdboden und wusste, wenn das einstürzen sollte, wären sie alle des Todes. Anderenfalls war das Bild, das das Reich abgab, lohnenswert genug. Überall an den Wegen und teilweise auch an den erdigen Wänden gab es purpurne, fluoreszierende Pilze, deren Sporen überall in der Luft für violettes Licht sorgte. Es war schummrig und gleichzeitig nötig, denn ansonsten hätten sie kaum etwas gesehen.
Es gab hier unten war auch Licht in Form von Kerzen aber so spärlich, dass ihre Augen sich vorerst gewöhnen mussten. Die schiere Größe aber, die wurde ihnen auch so bewusst. K’alil hielt sich mit dem Anblick nicht auf. Er war bereits weitergelaufen und sie mussten sich beeilen, wollten sie Schritt halten. Seine Schergen aber hatten sich bereits abgesetzt. Nun waren sie nur noch zu zweit, aber jetzt eine Flucht oder Angriff zu starten, wäre das in Neri’s Sinne? Calhoun war wie immer recht ruhig und ließ sich nicht in die Karten schauen. Arunn indes hatte den Mund sperrangelweit offen und glotzte ganz ungeniert fasziniert in die Gegend. „Ich bin Bergmann… ich bin zu Hause!“, murmelte er und berührte die erdige Wand voller Ehrfurcht. „Das muss ja ewig gedauert haben, das zu erschaffen…“, murmelte er weiter. Und Neri konnte spüren, wie ihr Innerstes aufwallte. War es nun Freude? Oder einfach die Mehrung der Macht, weil hier das Licht kaum Platz hatte? Und nach all den Geschehnissen, war es Pitt, der auf einmal aufwachte und fast aus Neri’s Kragen purzelte, weil er sich so erschreckte. „WAS zum Harax ist passiert, WO sind wir? Was treibt ihr bloß immer?!?“, wollte er lautstark wissen und zupfte unablässig an Neri’s Ohrläppchen.
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Freitag 29. November 2024, 09:37

Im Gegensatz zu ihrer Dunkelheit, gefiel Nerélle nicht, in welche Richtung sich ihre nächtliche Reise entwickelte. Ihr dunkler Teil schien mit einem Mal ein Eigenleben zu führen, denn alle Versuche, ihn weg von K’alil und hin zu Calhoun zu führen, scheiterten früher oder später. Dass sie sie nicht nach ihrem Gutdünken kontrollieren konnte, verunsicherte sie. Sie konnte nicht einschätzen, ob Calhoun das gleiche wie sie spürte. Wenn, dann ließ er sich zumindest nichts dergleichen anmerken. Neri konnte nur versuchen, das Dunkle in ihr, das K'alil sehen wollte, dem Nachtelfen gegenüber hinunter zu spielen. „Sicher, das kann schon sein. In der Dunkelheit werden die Schatten größer, das Grauen greifbar, nicht wahr?“ Neri hörte seine Worte und schaute wortlos zurück zu ihm, während sie überlegte, ob es so schlau war, seine Einladung anzunehmen. Aber hatten sie eine Wahl? Gleichzeitig war Neri naiv genug, zu glauben, dass seine Einladung gleich Gastfreundschaft bedeutete, so wie sie es aus ihrer Heimat kannte. „Manthala hat uns ein wundervolles Leben beschert! Nun kommt, wir wollen nicht trödeln!“ Neris goldene Augen folgten für einen Moment seiner überheblichen Geste gen Dunkelheit. Sie sah so gut wie nichts. Sie waren auf diese Elfen wohl oder übel angewiesen. Neriélle versuchte, mehr über diese Nachtelfen und ihre Bruderschaft herauszufinden. „Eine Gemeinschaft.“ Bei dem Klang seiner Worte regte sich ihre Dunkelheit. Auch sie wollte mehr wissen. „Jeder ist willkommen, der das Finstre schätzt. Der das Dunkel kennt und in ihm lebt. Wir sind ein Zuhause für all jene, die das Licht nicht haben will. Wir sind Frieden in tiefster Nacht, wenn andere Angst bekommen. Wir fürchten uns nicht. Wir lieben.“ Er klang so verführerisch, als würden sie sich nicht gerade zum ersten Mal begegnen und gleichzeitig glaubte Neri, dass es eher dem Sinn der Bruderschaft galt als ihr. Und sie bekam eine leise Ahnung davon, was ihre Dunkelheit so interessant an diesem Elfen fand. Er verehrte die Dunkelheit.. "Klingt wunderbar", erwiderte Neri und hoffte, dass der Sarkasmus ihrer Worte deutlich heraus zu hören war, während ihre Stimme seltsam belegt klang. Ihr behagte nicht, was er sagte. Sie dachte daran, wie ihr dämonischer Teil das Licht in ihr während dem Ritual verdrängt hatte. Die Lichtmagie war immer nur eine kleine Flamme in ihrem Inneren gewesen und von ihrer Dunkelheit einfach so verschlungen worden. Neri schaute noch einmal auf das Emblem an seinem Oberarm. „Folgt mir, Reisende – dann werdet ihr staunen und das Reich der Nachtelfen bewundern können!“, lud er sie abermals ein. Neri rückte zu Arunn und Calhoun ran. „Nachtelfen sind verschlagen, hinterlistig und heimtückisch. Sie sind auf ihren Vorteil bedacht und berauben dich“ …“Während du auf dem Scheißhaus sitzt!“ Ein Blick aus den goldenen Augen traf den Menschen. "Arunn!", mahnte sie leise und wusste nicht, wie er in dieser Situation noch seinen speziellen Humor bewahren konnte. „Jedenfalls, sollten wir verdammt noch mal aufpassen. Aber es würde uns auch einen Moment der Rast gewähren. Wir könnten uns stärken und morgen frühzeitig weiterreisen.“ Neriélle dachte darüber nach. "Wahrscheinlich haben wir eh keine große Wahl. Gut, wir nutzen die Rast und ziehen weiter, sobald die Sonne aufgeht", stimmte sie zu. „Wir dürfen uns nicht trennen, hört ihr?“ Sie nickte zur Bekräftigung seiner Worte. Sie würde einen Harax tun, alleine mit K’alil zu bleiben. Auch wenn ihre Dunkelheit mehr über ihn wissen wollte, hatte Neri das Gefühl, sie vor ihm schützen zu müssen. Die Männer gaben sich mal wieder einen Wortwechsel. „Du tust ja gerade so, als wäre das meine Schuld! Ich habe kein elfisches Gehör, ja?“, warf Arunn am Ende ein. Da warf sie ihm einen Blick mit gehobener Augenbraue zu. "Wir werden alle älter", fand sie kurz zu ihrer Scherzhaftigkeit zurück, wusste aber, dass er natürlich recht hatte. Es ärgerte sie selbst, dass sie zu unaufmerksam gewesen war. Dann hatte sie einen kurzen Augenblick mit Calhoun allein. „Alles in Ordnung?“ Sie sah in das Rot seiner Augen. "Ich weiß es nicht", gab sie dann mit echter Ehrlichkeit ihm gegenüber zu. Sie klang beunruhigt, aber ging auch nicht weiter darauf ein. Sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte und außerdem wollte sie nicht, dass irgendein nachtelfisches Ohr davon erfuhr. „Los jetzt! Ihr habt Zeit genug, sobald wir drin sind!“, drängte da außerdem K’alil. Als sich ihre Hände berührten, lächelte Neri Calhoun für einen Moment zuversichtlich an. "Lass' und später reden", raunte sie ihm zu. Wäre sie alleine hier, würde sie sich vermutlich noch mehr sträuben, diesem Elfen zu folgen. Aber diese Nacht würden sie schon überstehen und morgen früh direkt weiter reisen. Hoffentlich..

Jetzt folgten sie erst einmal dem Trupp Elfen durch die Finsternis. Neriélle versuchte, sie im Auge zu behalten, aber das war unmöglich. Sie verschmolzen mit der Dunkelheit, während ihr Anführer vorausging, als hätte er nichts vor ihnen zu befürchten. Hatte er vermutlich auch nicht. Neri vermutete, dass seine Leute sie nicht aus den Augen ließen. Ihr behagte das Ganze hier noch immer nicht, aber die Aussicht darauf, eine Unterkunft für die Nacht zu haben und morgen gleich weiter zu reisen, besänftigte sie etwas. Neri starrte auf den Boden vor sich und versuchte, gleichsam vorsichtig zu laufen und dabei K’alils Tempo zu halten. Irgendwann blieb er dann stehen und Neri wäre vermutlich einfach in das Loch gelaufen, wenn er sie nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Sie starrte auf den Boden und erkannte dann auch die Wendeltreppe, die sich geradewegs in den Boden wand. „Nach euch.“ Neriélle blickte den Elfen mit den violetten Augen für einen Moment an und dann hinab auf die ersten Stufen. "Das ist stockdunkel", stellte sie fest, als würde ihm das nicht klar sein. Sie zögerte einen Moment, wechselte einen Blick mit ihren Begleitern und setzte sich dann seufzend in Bewegung. Eine Hand legte sie an die kalte Wand, um Halt zu finden, aber vor allem auch um sich zu orientieren und nicht hinab zu fallen. Denn je tiefer sie hinab stiegen, desto dunkler wurde es. Neriélle ging entsprechend langsam, auch wenn das bedeutete, den Trupp aufzuhalten. Wenn es K’alil zu langsam voran ging, konnte er ja immer noch die Führung übernehmen. Ab und an warf Neri Arunn und Calhoun einen Blick zu, die hinter ihr liefen. Es war seltsam, hinunter in die Erde zu laufen, während es über ihnen bald so dunkel war wie unter ihnen. Sie konnte nur hoffen, dass sie keinen Fehler begingen. Sie kniff die Augen zusammen, als würde sie dadurch mehr sehen können, und erkannte gerade noch so eine andere Nuance Schwarz, die sich aus der Dunkelheit schälte. Eine Tür. Sie blieb abrupt stehen und klopfte dann, wie K’alil es ihr befahl.

Sie vernahm sein schauriges Flüstern in ihrem Rücken und langsam kroch doch eine gewisse Nervosität in ihr hoch. Neri bekam mit einem Mal Angst, dass sie leichtsinnig in eine Falle getappt waren - schon wieder. Die Worte, die die beiden Männer wechselten, klangen voller Unheil und entzogen sich ihrem Verständnis, was das Gefühl nur verstärkte. Ihr Gelächter zog eine Gänsehaut nach sich. Schließlich betrat K’alil das Nachtelfenreich und Neri folgte ihm trotz allem Unwohlsein. Sie wollte sich nun keine Blöße geben, also nahm sie all ihren Mut zusammen. Als erstes fielen ihr die leuchtenden Pilze auf, die endlich etwas Licht spendeten. Mit einer gewissen Neugier musterte Neri sie, dann aber ließ sie ihren Blick über die Stadt im Erdreich schweifen, während sich ihre Augen an das gedämpfte Licht gewöhnten. Es war groß, viel größer als sie es sich hätte vorstellen können. Tatsächlich sah es aus, wie eine normale Stadt, nur dass sich diese unter einer riesigen gewölbten Decke aus Erde befand. „Ich bin Bergmann… ich bin zu Hause! Das muss ja ewig gedauert haben, das zu erschaffen…“ Neri lächelte ihn an. Es war komisch, dass gerade das Reich der Nachtelfen so eine Freude bei ihm weckte. In ihrem Inneren sah es etwas anders aus. Auch auf sie machte die Stadt Eindruck und sie spürte eine gewisse Anerkennung ihren Erbauern gegenüber. Aber viel stärker spürte sie gerade ihre Dunkelheit. Offenbar.. freute sie sich und nahm hier unten irgendetwas zum Anlass, um sich stärker bemerkbar zu machen. Neri wusste noch immer nicht, was sie davon halten sollte. K’alil eilte voraus, aber Neri gab sich keine Mühe, ihm schneller als nötig zu folgen. Dass sich Pitt meldete, kam ihr gerade recht, denn es lenkte sie ein wenig von ihren verwirrenden Gefühlen ab. Sie hatte gar nicht mehr an das Ottsel gedacht, stellte sie mit einem leicht schlechten Gewissen fest. Immerhin hatten sie ihn nicht auf einem der Pferde vergessen.. „WAS zum Harax ist passiert, WO sind wir? Was treibt ihr bloß immer?!?“ "Tja.." Neri seufzte und schaute zu Pitt an ihrem Ohr, was ziemlich umständlich war. "Wie viel Schlaf braucht ihr Ottsel eigentlich so?", überlegte sie laut, denn jetzt, wo sie darüber nachdachte, stellte sie fest, dass Pitt ziemlich oft schlief und ganz offensichtlich auch tief und fest. "Wir sind im Wald leider ein paar Nachtelfen begegnet. Und jetzt sind wir in ihrem Reich." Neri deutete auf den Kurzhaarigen vor ihnen. "Das da ist K’alil. Er hat uns eingeladen, was auch immer das zu bedeuten hat. Wir bleiben die Nacht und morgen früh ziehen wir weiter", versuchte sie, Pitt auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen. Dann ließ sie den goldenen Blick erneut über das Reich der Nachtelfen schweifen und folgten mit einem mulmigen Gefühl ihrem Gastgeber..

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. November 2024, 13:06

Die Dunkelheit war allgegenwärtig. Dabei war Neri noch nie sonderlich ängstlich gewesen, wenn im Kapayu die Sonne wieder keine Chance gehabt hatte, durch den dichten Blätterbewuchs zu scheinen. Sie kannte sich an den entlegenen Orten aus, war eine versierte Jägerin und durchaus in der Lage sich zu wehren. Aber hier? Die Dunkelheit schien sich wie eine viel zu Enge Blase um sie zu legen. Als würde sie eingeschlossen werden. Das Gefühl wurde auch nicht besser, als sie sich tief unter die Erde begaben und schließlich erkannten, dass hier wirklich ein ganzes Reich existierte. Gehört hatte man davon, aber keiner von ihnen war je hier gewesen. Und es war, als würden sie direkt in den Schlund einer großen, alles verschlingenden Bestie spazieren. Neri fand Ablenkung darin, dass Pitt sich wiedermal ungeniert echauffierte. Als sie ihm alles erklärte, nickte das Ottsel nur. Bis er die kleinen Hände in die Luft warf und schnaufte. „Verdammt noch eins, kann man euch nicht zwei Sekunden aus den Augen lassen!“, brummte er beleidigt, ehe er sie anstarrte, aufgrund ihrer Frage. „Ernsthaft? Ich schlafe, so viel, wie ich will!“, antwortete er beleidigt und verschränkte die Arme. „Aber schön, wenn du es unbedingt wissen willst… Wir schlafen, wann immer möglich. Gerade, wenn ich mir keine Sorgen um Nahrung machen muss!“, grinste er. Neri war quasi seine Futterquelle und schon wuselte Pitt behände an ihr hinab und verschwand in ihrer Tasche, um sich was zu Beißen zu suchen.
Er würde erstmal nicht mehr auftauchen, so viel war sicher. Diese Ablenkung war also auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Jetzt hatte Neri erneut alle Zeit der Welt, während sie K’alil folgte, das Reich zu betrachten. Die purpurnen Pilze waren für eine lange Zeit die einzige Lichtquelle und die tanzenden, ebenfalls leuchtenden Sporen muteten auch nicht sonderlich liebreizend an. Ob es giftig war, sie einzuatmen? Sie würden es zwangsweise herausfinden, wenn es so wäre, denn es war nicht möglich sie nicht einzuatmen! Der Weg schlängelte sich gemächlich vom Eingangstor weg und führte noch ein wenig tiefer, bis sie endlich die ersten Ausläufer der Stadt fanden. Einige äußerst heruntergekommene Hütten lagen hier am Rande. Sie bestanden aus schwarzem, morschem Holz. Es roch modrig hier und tatsächlich konnte Neri auch spiegelnde Flächen am Boden erkennen, die das Erdreich aufweichten. Was das für Flüssigkeiten waren, wollte man womöglich nicht so herausfinden, aber sie passte vielleicht besser auf, wohin sie trat. Als K’alil sie durch die ersten Hütten führte, nahm die Beklemmung noch mehr zu. Die Armut war nicht zu übersehen und hier und dort saßen dunkle Gestalten, die aufsahen als der Nachtelf mit ihnen im Schlepptau vorbeizog. Kinderelfen mit schmutzigen Nasen und zerschlissenen Kleidern schauten zu Neri auf, aber keiner wurde aufdringlich oder sprach sie an. Ihnen folgten lediglich… Blicke. Im Gegensatz zu diesen Gestalten, mussten sie wie reiche Bürger der Oberwelt wirken, selbst, wenn sie gar nicht viel besaßen. Arunn blieb brav in der Nähe zu Neri und auch Calhoun hatte nicht mehr Abstand als nötig zu ihnen. Sie alle hielten sich an seine Weisung, dicht beieinander zu bleiben, während K’alil immer noch ein gehöriges Tempo vormachte.

Schließlich wurden die Hütten immer dichter und nahmen ein Bisschen an Stabilität zu. Man sah sie dicht an dicht, während sie schmal in die Höhe gebaut worden waren. Es fehlte an Pflanzen oder anderen Dingen, die man einfach nur zur Zier besaß. Wo Shýana Nelle bunt und weitläufig war, da war das Reich gedrungen, schien aus allen Nähten zu platzen und besaß kaum einen Zauber, der sich wohlfühlen ließ. Immer mehr Hauseingänge reihten sich aneinander und die Gassen wurden schmaler. Nicht selten mussten die Reisenden stehenbleiben, um einen Entgegenkommenden vorbeizulassen. Es nahm auch keiner Rücksicht auf sie oder wartete höflich. Auch hörten sie nicht ein freundliches Wort. Jeder, der ihnen entgegenkam, beachtete sie einfach nicht. Oder warf ihnen im Rücken abschätzende Blicke zu. Die blassen Vertreter der Elfen waren ein sehr dubioses Volk und ihre Charaktere glichen nicht unbedingt den oberirdischen Elfen. Die Luft blieb stickig und ihre Lungen mussten sich vorerst daran gewöhnen. Auch herrschte hier kein frischer Windzug, sondern mehr eine klamme Feuchte. K’alil hatte damit keine Probleme. Er ging schnurstracks seinen Weg und sie mussten sich ordentlich ins Zeug legen, ihm folgen zu können. Bis er auf einmal um eine Häuserecke bog, eine Gasse weiter ging und… verschwunden war. Nachdem sie ihm gefolgt waren, ihn aber nicht mehr sehen konnten, hielt Calhoun Neri am Arm fest, damit sie nicht nachging. Er sah sich sofort aufmerksam um und auch Arunn schloss sich ihm an. Pitt wuselte noch in Neri’s Tasche und ruckelte ab und an an ihr. „Warte.“, sagte Calhoun leise und schaute zu jeder Seite der Gasse. Die Fensterläden waren zugeklappt, hier drang kein Geräusch zu ihnen hervor. Dann wurde es mit einem Mal noch dunkler als die dämmrige Atmosphäre bereitete. Calhoun zischte alarmiert. „Schattenmagie“, raunte er und griff nach Arunn, um auch den Menschen dicht bei sich zu haben. Arunn griff nach Neri’s Hand, während Calhoun sie im Arm hielt und den Menschen an der Schulter gepackt hatte. Immer weiter waberten die Schatten über den Boden, krochen auf sie zu, bauten sich auf und schlossen sie in der absoluten Finsternis ein. Neri konnte nichts mehr sehen. Sie spürte Calhoun, spürte Arunn, aber sie sah sie nicht. Zugleich war es gespenstisch still um sie herum. „Wartet hier“, flüsterte Calhoun und Neri konnte spüren, dass er sie und Arunn losließ. Der Mensch rückte näher und tastete mit seiner zweiten Hand nach Neri’s Arm. „Ich bin noch da!“, flüsterte er ihr zu und drückte ihre Hand. Calhoun war verschwunden. „Calhoun?“, rief Arunn nach gefühlten Minuten der Stille. Doch sie hörten einfach nichts. Dann spürte Neri mit einem Mal einen Ruck an ihrer Hand. Dann ein Aufjapsen seitens Arunn und schließlich entglitt er ihren Fingern. Sie blieb allein. Pitt streckte den Kopf aus der Tasche, sah die Finsternis und zog sich langsam wieder zurück. „Neri?“, wimmerte er fragend und schluckte. Dann aber spürte Neri, wie ihr mit einem Mal ein Sack über den Kopf gestülpt wurde und kräftige Hände, die nicht Calhoun waren, sie an den Schultern packten. Daraufhin wurde sie gestoßen und nach vorne getrieben.
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Freitag 29. November 2024, 14:03

Der Plausch mit dem Ottsel war eine willkommene Abwechslung, aber doch nur von kurzer Dauer. „Ernsthaft? Ich schlafe, so viel, wie ich will! Aber schön, wenn du es unbedingt wissen willst… Wir schlafen, wann immer möglich. Gerade, wenn ich mir keine Sorgen um Nahrung machen muss!“ Neri blinzelte kurz, bevor ihr ein einfaches "Oh" entwich. "Deshalb werde ich dich also nicht mehr los", überlegte sie laut. Ihr Grinsen zeigte aber, dass das nur Spaß war. Sie fand ihn witzig und ein wenig hilfreich war er auch gewesen, wenn sie an das Rätsel des Gargoyles zurück dachte. Dass er weitaus mehr in der Schattenwelt für sie getan hatte, ahnte sie ja nicht. Sie sah für einen Moment zu der Tasche hinab, in die Pitt verschwand, und konzentrierte sich dann wieder auf K’alil und den Weg. Augenblicklich umfing sie wieder dieses dunkle Gefühl, das dieses dunkle Reich nur zu verstärken schien. Neris Blick huschte über alles, was es zu sehen gab. Ihre Kenntnisse über die Nachtelfen und ihr Reich hielten sich in Grenzen, von daher schwang auch eine gewisse Neugierde darüber mit, wie ihr Leben unter der Erde ablief. Sie ging davon aus, dass auch nicht viele Außenstehende diese Stadt zu Gesicht bekamen. Als sie dann in dem offensichtlich ärmeren Teil dieser Stadt erreichten, war Neri doch überrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass hier solche Zustände herrschten. Genau genommen hatte sie eigentlich gar nicht gewusst, was sie erwarten könnte. In Anbetracht der übelriechenden Pfützen, verzog sie das Gesicht und stieg über diese hinweg, während sie tiefer in das Viertel eintauchten. Neri fühlte sich unwohl. Auch wenn sie wusste, dass es gerade Nacht war und im Wald über ihnen ähnlich dunkel wie hier unten, so vermisste sie doch den frischen Wind, den Blick auf den Himmel und das Mondlicht. Trotz seiner Ausmaße war es hier unten doch gedrungen - oder lag das nur an der bedrohlichen Stimmung? Am liebsten hätte sie einfach den Kopf eingezogen. Aber sie hielt sich noch immer daran, keine Schwäche zu zeigen, sodass sie sich auch nicht allzu weit zurückfallen ließ. Neriélle musterte die Elfen, denen sie hier begegneten, während die Kinder ihr Mitleid erregten. Sie kannte solche Verhältnisse nicht aus Shyana Nelle und es schnürte ihr die Kehle zu. Niemand sollte so aufwachsen und sie fragte sich, wie die, die mehr im Leben hatten, zulassen konnten, dass andere Elfen in der gleichen Stadt so hausen mussten? Die goldenen Augen lösten sich nur schwer von den verarmten Gestalten, aber sie wusste auch, dass sie nichts tun konnte. Das hier war nicht ihre Welt und am Ende war sie nur ein kleines Licht, das hier nichts ändern konnte.

Trotzdem oder gerade deshalb setzten ihr die Zustände hier unten zu. Alles war trist, grau und dunkel. Es war doch immer noch das Zuhause von Elfen, aber die Natur suchte Neri vergeblich. Bis auf die Pilze gab es keine farbenfrohen, dichten Pflanzen und zumindest die Häuser, an denen sie bald vorbei liefen, schienen einfach nur praktisch gebaut zu sein, ohne jeglichen Schnickschnack. Bald schon standen die Häuser enger und die Gassen wurden schmaler. Neri warf hin und wieder einen Blick zu Arunn und Calhoun, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Gleichzeitig fragte sie sich, wie weit der Weg wohl noch war - und wohin er führen würde. Als K’alil um die nächste von unzähligen Häuserecken bog, konnte sie nur hoffen, dass nicht mehr so viele folgen würden. Als sie ihm folgte und sich vor ihren Augen eine leere Gasse ohne den Elfen auftat, blieb sie überrascht stehen. Dann spürte sie Calhouns Hand an ihrem Arm und ihr Körper spannte sich mit einem Mal an. Etwas war nicht in Ordnung. Neri sah den Dunklen fragend an und dann ließ auch sie ihren Blick abermals und diesmal langsamer schweifen. Erst dachte sie, ihre Augen spielten ihr einen Streich, aber tatsächlich wurde es mit einem Mal dunkler. „Schattenmagie.“ Es war nur ein Wort, aber es setzte sie sofort in Alarmbereitschaft. "Wieso..?", hauchte sie nur und umfasste fest Arunns Hand, als hinge ihr Leben davon ab, während sich ihre andere Hand um Calhouns Hüfte legte. Allerdings musste sie besorgt feststellen, dass sie sich nicht wirklich sicherer so fühlte, sondern ein Gefühl des Ausgeliefertseins entstand. Wieso nutzte er Schattenmagie? Sie waren K’alil doch gefolgt, ohne irgendwelche Versuche der Flucht oder ähnliches zu unternehmen. Neri verstand den Sinn dahinter nicht. Dann sah sie die Schatten, die auf sie zugekrochen kamen und starrte zu Calhoun hinauf. "Kannst du nicht etwas tun?", fragte sie, bis ihr einzufallen schien, dass sie ja hier die Lichtmagierin war. Sie suchte im Inneren nach ihrem Licht, obwohl sie sich gar nicht mehr sicher war, ob es noch da war. Oder würde ihre Dunkelheit ihr helfen können? Die Nervosität machte es ihr jedoch nicht gerade einfach, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Gefangen in einer Blase aus Dunkelheit, hörte sie ihren eigenen Herzschlag und das Rauschen des Blutes in ihren Ohren mehr als alles andere. „Wartet hier.“ "Nein!", rief sie aus und wollte Calhoun enger zu sich ziehen, um ihn aufzuhalten. Aber er entwand sich ihrem Griff. Sie versuchte noch, nach ihm zu fassen, aber sie griff in die dunkle Leere. "Calhoun!", zischte sie. „Ich bin noch da!“ Da spürte sie Arunns Hand und umfasste sie mit kalten Fingern. "Er sollte hier bleiben", meckerte Neri und griff mit ihrer freien Hand nach Arruns Arm, so wie er es bei ihr tat. Der Dunkelelf hatte sie selbst eindringlich gewarnt, zusammen zu bleiben, und nun ging er einfach. Sie konnte nur hoffen, dass er einen Plan hatte. Unruhig schaute sich Neri um, aber sie sah einfach.. nichts. Es war gespenstisch und beängstigend, zumal man nichts anderes außer ihren Atem hörte, als würde alles drum herum nicht existieren. Auch Calhoun antwortete nicht auf Arunns Rufen. "Es wird alles gut", murmelte Neri, während die Angst sie zu überwältigen drohte. Wirklich schlimm wurde es aber, als Arunn mit einem kräftigen Ruck von ihr gezogen wurde. Es ging so schnell und unerwartet, dass Neri gar keine Zeit hatte, zu reagieren und zu versuchen, ihn zurückzuhalten. "Nein!", schrie sie nur hilflos und machte ein paar Schritte in die Richtung, in der Arunn eben noch gestanden hatte. Sie streckte die Arme aus, aber sie konnte nichts und niemanden ertasten. „Neri?“, hörte sie Pitt und fühlte sich ähnlich, wie er klang. "Sei leise", bat sie ihn, weil sie hoffte, dass er vielleicht unbemerkt bleiben würde. Sie merkte gar nicht, dass ihre Stimme genauso zitterte wie ihr Körper. Da stand sie nun allein in völliger Schwärze. Plötzlich berührte sie etwas an ihrem Kopf und Neri zuckte mit einem überraschten Schrei zusammen. Sie versuchte sich wegzuducken und sich mit den Händen zu wehren, aber sie war im absoluten Nachteil. Sie schnappte nach Luft, als ihr klar wurde, dass man ihr einen Sack über den Kopf gestülpt hatte. "Lasst mich!", schrie sie der Dunkelheit entgegen. Sie spürte kräftige Hände und wollte sich mit Händen und Füßen dagegen wehren. Stattdessen wurde sie einfach davon gestoßen. Neri stolperte fast und spürte, wie die Angst sie zu überwältigen drohte. Sie versuchte zumindest, sich mit Armen und Beinen zu wehren, obwohl sie nichts sah. Sie blieb stehen und drehte sich langsam und orientierungslos im Kreis, auf der Suche nach einem Elfen. "Was soll das?!", schrie sie dann mit einem Mal verzweifelt. "Wieso tut ihr das, K’alil? Behandelt ihr so eure Gäste?" Sie waren ihm gefolgt, nicht ganz freiwillig, aber Ende doch ohne aufzubegehren. Und jetzt behandelte er sie wie Feinde, die man gefangen nehmen musste. Neri hatte unfreiwillig und unbewusst aufgeben, sich nichts von ihrer Angst anmerken zu lassen, denn hiermit hatte K’alil sie deutlich entfesselt.

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. November 2024, 22:10

Das gesamte Bild erschwerte es Neri, sich zu entspannen. Ihre neugierige Dunkelheit war das eine, dass sie tief unter der Erde waren, das andere aber die Armut, die sie nun sehen musste, berührte sie nochmal mehr. Neri war es nicht gewohnt, dass Elend so sehr herrschen konnte denn in Shyáná Nelle gab es so etwas nicht. Auch hier gab es weniger betuchte Elfen, aber niemand musste deshalb in einer Bretterbude hausen. Man half sich gegenseitig, war füreinander da und tat, was man kann. Wenn alle ein Stück vom Ganzen abgaben, dann hatte jeder mehr als genug, nicht wahr? Hier schien dieser Grundsatz nicht angekommen zu sein. Unrat, windschiefe Verschläge, hustende, verlauste Kinder. Es berührte die Elfe und doch wusste sie, dass sie kaum etwas daran würde ändern können. Sie hatte ganz andere Sorgen und ihren dämonischen Teil wollte sie womöglich auch nicht in die Nähe von Kindern oder Geschwächten bringen. So oder so musste sie aufpassen, dass sie K’alil nicht verlor, denn der Elf war schnell auf seinem Weg unterwegs. Leider zu schnell. Neri konnte ihn noch um eine Häuserecke verschwinden sehen, doch dann … war er fort. Sofort war Calhoun alarmiert und sollte mit seiner Vorsicht Recht behalten. Die Dunkelheit griff nach ihnen, doch jene war eindeutig magischer Natur. Neriélle fühlte in sich nach ihrem Licht, aber sie musste feststellen, dass es deutlich geschwächter war als noch vor ihrer inneren Offenbarung. Es war nicht weg, aber sie brauchte gehörige Willensstärke, es zu erreichen. Immer wieder wurde sie dabei von der Dunkelheit abgelenkt. Sie griff nach Neri’s Geist, umschmeichelte ihn und lockte, wie ein Liebhaber. Und es hieß die Schatten willkommen, erfreute sich daran, auch wenn Neri das Herz bis zum Hals klopfte. Sie durfte feststellen, dass der innere Dämon durchaus ein Faible für die Schatten besaß. Und sie wusste auch sehr gut warum, war sie doch immerhin einem Schattenmagier verfallen und früher war einer von ihnen Auslöser für ihren inneren Wunsch, die Welt zu sehen, gewesen. Ihr blieb nur jetzt nichts anderes übrig. Die Schatten umhüllten sie drei und nur kurz darauf setzte sich Calhoun ab. Ärgerlich, weil er sich selbst nicht an die von ihm aufgestellten Regeln hielt, griff sie nach Arunn. "Er sollte hier bleiben", murrte sie und Arunn seufzte.
„Du kennst ihn doch!“, meinte er nur, ehe auch er sich etwas näher zu ihr stellte. Auch ihm war überhaupt nicht wohl dabei. Während Neri noch versuchte, irgendetwas von dem zu erhaschen, was um sie herum eigentlich geschah und dabei doch vollkommen hilflos blieb, musste sie auch kurz darauf erkennen, dass ihr der Angreifer vollkommen überlegen war. Er entriss ihr Arunn und schon taumelte sie allein durch das Nichts. Pitt verkrümmelte sich wieder in die Tasche, nachdem Neri ihn gebeten hatte, still zu sein. Das ließ er sich nicht zweimal sagen.

Doch dann war Neri an der Reihe. Hinterrücks und ohne, dass sie es hätte kommen sehen, wurde ihr von hinten ein Sack über den Kopf gestülpt. Panisch wehrte sich Neri, ließ sich nicht so einfach festhalten. Tatsächlich erwischte sie in ihrem Widerstand einen Arm und kratzte diesen, dass sie ein fluchendes Zischen hören konnte. „Kratzbürste!“, hörte sie, ohne zu verstehen. Dann aber wurde Neri laut. "Lasst mich! Was soll das?! Wieso tut ihr das, K’alil? Behandelt ihr so eure Gäste?" plötzlich waren die Hände verschwunden. Neri spürte, dass sie nicht mehr festgehalten wurde, wohl aber den Sack noch trug. Eine seltsame Ruhe breitete sich aus, dann aber hörte sie eine weibliche Stimme: „K’alil? Ihr gehört zu K’alil?“, fragte sie und Neri konnte Schritte hören, die sich ihr näherten. Als ihr der Sack vom Kopf gezogen wurde, waren ihre Haare wild durcheinander, aber gleichwohl war das schummrige Licht eine Wohltat für ihre Sinne. Sie sah endlich wieder etwas. Neri stand in einem Halbkreis von drei Elfen. Einer von ihnen rieb sich missmutig den Arm, wo Neri ihn erwischt hatte. Er blutete, was etwas in ihr zufrieden stimmte. In der Mitte stand ihr eine bildschöne Nachtelfe gegenüber, die das lange, silberfarbene Haar zu kunstvollen Strähnen geflochten hatte. Die Spitzen ihrer Ohren zierten einige Silberringe, die bei jeder Bewegung sanft hin und herschwangen. Ihre Gestalt war in einen hautengen Einteiler gesteckt, doch es sah viel mehr aus, als wäre er ihr auf den Leib geschneidert. An ihrer schmalen Hüfte konnte Neri Dolche erkennen und an ihrem Rücken war ein Kurzschwert in einer Scheide versenkt. Sie sah eindrucksvoll aus und besaß graue Augen, die den selben purpurnen Schimmer besaßen, wie die Pilze hier überall. Was Neri im ersten Moment nicht erfassen konnte, war Calhoun. Dafür aber Arunn, der ebenfalls gerade erst die Fesseln seiner Hände löste und etwas bedröppelt dreinblickte. Er rieb sich das Gelenk, bevor die Elfe weitersprach. „Was will K’alil mit euch beiden?“, „Dreien…“, hörte Neri endlich Calhoun’s Stimme.
Der Dunkelelf kehrte tatsächlich mit K’alil zurück, der die Situation betrachtete. Die Elfe aber fixierte Calhoun und schürzte die Lippen. Ihr gefiel, was sie sah. K’alil trat neben Neri und blickte die Nachtelfe an. „Sie sind meine Freunde, Xitra. Ich fand sie oben im Wald und sie haben sich als interessant genug herausgestellt, dass ich sie einlade, uns kennenzulernen.“, schnarrte K’alil. Er warf Neri einen Blick zu, zwinkerte kurz und schaute zurück zu Xitra. Jene hob eine feine Silberbraue. „Du hast keine Freunde, K’alil“, bemerkte sie trocken und der Kurzhaarige schnaubte amüsiert. „Ich habe doch dich?“, feixte er und Xitra hob einen Mundwinkel.

Dann aber richtete sie ihre Augen wieder auf Neri, ehe ihr Blick Calhoun erfasste. „Die Elfen, verstehe ich… aber… einen Menschen?“, sie verzog das Gesicht, als sie Arunn ansah. Jener runzelte die Stirn. „He! Ich werde doch auch nicht gemein!“, beschwerte er sich und Xitra schnaubte. „Vorlautes Pack. Nun gut, K’alil – dann solltest du auf deine…“ sie blickte erneut zu Calhoun, „Beute besser aufpassen“, sie leckte sich die Lippen. „Sonst schnappt sie dir noch jemand weg!“, raunte sie und K’alil feixte verschlagen. „Mach mir einen guten Preis, Liebchen!“, forderte er Xitra heraus und jene amüsierte sich scheinbar, denn sie lachte. „Oh, ich mache keine Preise. Ich nehme mir, was mir gefällt!“, schnurrte sie, legte einen Finger unter K’alil’s Kinn und hob es etwas an. „Erinnerst du dich?“, flüsterte sie anrüchig, ehe sie Neri überging und an Calhoun herantrat. „Herzlich Willkommen in der Bruderschaft!“, säuselte sie dem Dunklen zu, der keine Miene verzog. Er war sich seiner Wirkung bewusst, das hatte er bereits im Feldlager deutlich gezeigt. Aber er machte keine Anstalten, sich auf Xitra’s Werben einzulassen. Das schien sie jedoch wenig abzuschrecken. „Nach dir, K’alil!“, sagte sie und der Kurzhaarige nickte. „Kommt Freunde, verzeiht dieses kleine Malheur. Hier macht jeder sofort Beute, wenn er die Chance dazu erhält. Und Xitra ist eine der besten Kopfgeldjägerinnen, die ihr hier finden könnt!“, erklärte er ohne falsche Bescheidenheit. Und auch die Silberhaarige machte keine Anstalten, das zu relativieren. Es war so.
Nun aber führte K’alil den Trupp um Neri und Xitra wieder an. Es waren tatsächlich nur noch zwei weitere Gassen, dann kamen sie endlich an einen runderbauten Platz. In der Mitte stand eine grauenvolle Skulptur aus schwarzem Obsidian. Sie zeigte ein Geschöpf, ob Mensch, Elf oder etwas dazwischen war nicht erkennbar, denn es trug Merkmale von jeglichen Rassen, dass sich auf Knien befand. Es hatte sein Gesicht schmerzerfüllt gen Himmel gerichtet und wurde von einer undefinierbaren Masse scheinbar verschlungen. Es zeigte Qual, Angst und Tod. Dennoch war jene Statue der zentrale Punkt, wie es schien. Um diesen Punkt herum, befanden sich Hütten, ebenfalls in schwarz erbaut und dennoch akkurat. Sie waren nicht heruntergekommen oder windschief, wie das andere aber einladend war es auch nicht. Bei näherer Betrachtung fielen aber eigenartige Oranamente und Schnitzereien daran auf. Überall war dieses Zeichen erkennbar und es gab hier nichts, das in der Sonne würden blühen können. Alles war auf Dunkelheit ausgelegt. „Brüder und Schwestern!“, rief K’alil da plötzlich und hatte die Arme ausgebreitet, während er in die Mitte des Platzes trat. „Wir haben Besuch, kommt! Kommt und sehet. Die Dunkelheit sucht immer neue Jünger!“, rief er und schon öffneten sich überall Türen. Neri konnte erkennen, dass alle dieselbe Kleidung trugen: Graue Kutten, mit schwarzen Abzeichen daran. Es waren dieselben Abzeichen, die auch an K’alils Tunika prunkten, nur, dass seines aus Gold war. Und auf einmal stimmten alle einen eigenartig dunklen Singsang an, während sie Neri, Calhoun und Arunn umzingelten. Sie standen an der Statue und um sie herum bildete sich ein Kreis. K’alil reihte sich, ebenso, wie Xitras und sie anderen beiden Elfen in den Kreis ein und stimmten ebenfalls das Lied an. „Entweder sind die völlig wahnsinnig, oder haben eine schräge Art, Fremde Willkommen zu heißen!“, murmelte Arunn. Calhoun konnte zu zustimmend brummen. „Als ob K’alil nicht damit gerechnet hatte, dass dieses Weib uns auflauert!“, murmelte er seine Meinung dazu. Und Neri? Wie gefiel es ihr, dass man sie in der Gemeinschaft willkommen hieß? Denn plötzlich, während das Summen anschwoll, abflaute, anschwoll und wieder abflaute, wurde der Kreis rechts von ihnen geöffnet. Einige weitere Kuttenträger trugen Tische und Stühle heran. Es wurde eine lange Tafel aufgebaut, bei der alle Kuttenträger Platz fanden. Es mochten an die 40 Nachtelfen sein, wenn man grob überschlug. Als der Tisch samt Sitzmöglichkeit aufgebaut worden war, trugen Kinder mit schwarzen Kutten und Masken, die allesamt schmerzverzerrt wirkten allerlei Essbares heran. Der Tisch wurde gedeckt, während sie die ganze Zeit von diesem Singsang begleitet wurden. Erst als das letzte Besteck, der letzte Teller und die letzte Platte an Salat abgestellt worden war, hörte der Singsang mit einem Mal auf und alle setzten sich einfach hin. Außer den Kindern. Die bezogen Aufstellung hinter den Graukutten und waren offenbar dafür da, dass sie Nachschub holten. Zwischen Xitra und K’alil blieben exakt drei Plätze frei. Zeit gemütlich zu speisen, nicht wahr?
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Sonntag 1. Dezember 2024, 13:23

Die Dunkelheit umgab sie vollkommen und Neri spürte, dass es nicht nur die Aufregung war, die sie davon abhielt, ihre Lichtmagie zu rufen. Je mehr sie es versuchte, desto deutlicher spürte sie, dass ihr innerer Dämon diese Schatten willkommen hieß. Bisher hatte sie immer gedacht, dass er allein von Calhouns Teil angesprochen wurde. Aber offenbar fühlte er sich auch von den magischen Schatten angezogen, die nicht nur der Dunkelelf rufen konnte. Neri lernte Stück für Stück mehr über sich selbst und hatte doch keine Zeit, darüber nachzudenken oder selbst groß Einfluss darauf zu nehmen. Als man sie überfiel und ihr einen Sack über den Kopf stülpte, gab Neriélle nicht einfach auf. Sie würde dieses Prozedere nicht einfach über sich ergehen lassen, also wehrte sie sich. Sie vermutete einen Hinterhalt von K’alil und dass dies ein Versuch war, sie drei voneinander zu trennen. Daher sprach sie auch zu jenem Elfen, überzeugt davon, dass er hier stand und dieser Überfall von ihm inszeniert worden war. „K’alil? Ihr gehört zu K’alil?“ Neri drehte sich in die Richtung der Stimme. "Ja!", bestätigte sie und spannte sich an, als sie Schritte in ihre Richtung vernahm, um sich gegen erneute Übergriffe zu wehren. Stattdessen zog man ihr aber den Sack vom Kopf. Neriélle blinzelte und war erleichtert, endlich wieder etwas zu sehen. Zu ihrer Überraschung sah sie aber nicht K’alil, sondern drei ihr fremde Elfen. Darunter eine Frau, die noch schöner war als es für eine Elfe grundsätzlich schon üblich war. Die Elfe sah beeindruckend aus und mit ihren Waffen alles andere als harmlos. Neri musterte die andere und stellte fest, dass sie attraktiv aussah in ihrem Aufzug. Die Shyanerin musste das anerkennen, ob sie wollte oder nicht. Und vermutlich sollte man die Nachtelfe nicht unterschätzen. Nach einer Musterung sah sie weiter zu den beiden Begleitern der Frau. Dem, der sich den blutenden Arm hielt, warf sie einen Blick voller Genugtuung zu. Dann erblickte sie Arunn und trat an seine Seite. "Alles in Ordnung?", raunte sie ihm zu. Dass Calhoun fehlte, fiel ihr natürlich direkt auf. Sie sah sich unauffällig nach ihm um, bevor die schöne Nachtelfe erneut sprach. „Was will K’alil mit euch beiden?“ „Dreien…“ Neriélle wandte sofort den Blick zu Calhoun und ein leichtes Lächeln erhellte ihre Züge, als sie ihn sah. Dann fiel ihr Blick auf K'alil neben ihm. Das Lächeln verblasste daraufhin und Neri blickte zurück zur Nachtelfe. Die wiederum nahm Calhoun in Augenschein, woraufhin Neri die Augen engte. Sie kannte diesen Blick - von sich selbst - und es gefiel ihr offensichtlich nicht, dass diese Elfe Calhoun so taxierte. „Sie sind meine Freunde, Xitra. Ich fand sie oben im Wald und sie haben sich als interessant genug herausgestellt, dass ich sie einlade, uns kennenzulernen.“ Neri hob den Kopf, als sie sah, wie sich K'alils Blick auf sie legte. Auf sein Zwinkern reagierte sie mit einem wenig freundlichen Blick, ihre Dunkelheit aber tastete in seine Richtung, als würde ihr die Aufmerksamkeit gefallen. Während die beiden Elfen ein paar Worte wechselten, bedeutete Neri Arunn mitzukommen. Schweigend stellte sie sich an Calhouns Seite und suggerierte so eine Einheit. Dann war das hier also kein Hinterhalt von K'alil, sondern sie hatte ihn tatsächlich nur aus den Augen verloren, realisierte Neri langsam, auch wenn ihr das Ganze immer noch komisch vorkam.

Schließlich legten sich die grauen Augen der Elfe wieder auf sie. „Die Elfen, verstehe ich… aber… einen Menschen?“ Neri hob den Blick in ihre Richtung und man sah ihr an, dass ihr nicht gefiel, was sie da hörte. „He! Ich werde doch auch nicht gemein!“, wollte Arunn sich verteidigen., aber Xitra interessiere das nicht. „Vorlautes Pack.“ In den goldenen Augen der Shyanerin blitzte etwas auf. "Vorsicht", erhob nun Neri ihre Stimme und brauchte sich hier keine Mühe geben, eine Spur bedrohlich zu klingen. Vermutlich erweckte sie im Gegensatz zu der Elfe nicht den Eindruck einer Gefahr - und trotzdem stand sie für ihren Bruder ein. Xitra schien jedoch offensichtlich mehr Interesse an Calhoun zu haben als an ihr. Etwas, das die Nachtelfe noch unsympathischer machte. „Nun gut, K’alil – dann solltest du auf deine… Beute besser aufpassen. Sonst schnappt sie dir noch jemand weg!“ Die Wortwahl gefiel Neri ganz und gar nicht. Besonders auf Calhoun bezogen, jedoch betraf es sie selbst ja auch. "Gäste..", verbesserte sie deshalb die Elfe, die offenbar auch an K'alil nicht ganz uninteressiert war und vor sie als Fremde keinen Hehl daraus machte. „Mach mir einen guten Preis, Liebchen!“ Da wechselte Neri einen Blick mit Calhoun und Arunn und sah diese vielsagend an. Mussten sie sich vielleicht doch Sorgen machen bei der Wortwahl oder war das nur Gerede unter zwei… was auch immer K'alil und Xitra waren..? „Oh, ich mache keine Preise. Ich nehme mir, was mir gefällt! Erinnerst du dich?“ Das hingegen glaubte Neri der Elfe sofort. Xitra sah aus wie eine Frau, die ihren Willen öfter bekam als nicht. Welcher Mann würde sich bei dem Anblick auch nicht von ihr.. nehmen lassen? Neri kannte sich aus mit derlei Gebaren und wusste selbst, wie einfach es manchmal sein konnte. Sie wechselte in einer unbequemen Anwandlung ihr Standbein. Da kam Xitra in ihre Richtung und würdigte sie, obwohl sie sich direkt neben Calhoun gestellt hatte, vorerst keines Blickes mehr. Dafür wurde Neri hautnah Zeugin ihres Auftretens und vielleicht war ja auch genau das ihre Absicht. „Herzlich Willkommen in der Bruderschaft!“, säuselte sie Calhoun entgegen, der der Fels blieb, der er war. Neri machte sich keine Sorgen, dass er darauf eingeben würde. Vielmehr nervte sie das Gebaren dieser Elfe, die offenbar der Meinung war, dass sie jeden haben konnte. "Danke für euren netten Empfang", ließ sich Neriélle nicht nehmen, auf ihre Worte zu reagieren - sich völlig bewusst, dass die Elfe sie absichtlich übergangen hatte - und lächelte ihr zuckersüß zu. Auch wenn Neri nicht mit Waffen beladen war, machte ihre Haltung, ihr Blick und ihre Reaktion deutlich, dass man sich auch nicht unbedingt mit ihr anlegen wollte.

„Kommt Freunde, verzeiht dieses kleine Malheur. Hier macht jeder sofort Beute, wenn er die Chance dazu erhält. Und Xitra ist eine der besten Kopfgeldjägerinnen, die ihr hier finden könnt!“ Neri schaute K'alil an, der sich dann wieder in Bewegung setzte, und folgte ihm langsam. Da hat er aber wirklich nette Freunde, die einfach jede Chance nutzen, um Fremden aufzulauern. Diesmal behielt Neri ihre Gedanken aber für sich, während sie durch weitere Gassen liefen. Sie hielt sich nah bei Calhoun, auch um der Elfe klar zu machen, dass sie nicht zwischen sie passte. Es dauerte zum Glück gar nicht mehr lange, da hatten sie ihr Ziel offenbar erreicht. Neris Augen schweiften über den Platz, der sich vor ihnen erstreckte, und blieben einige Momente an der grauenvollen Statue hängen. Es sah alles andere als einladend aus. Neri verzog kurz den Mund, schaute Arunn vielsagend an, ehe sie die schwarzen Häuser betrachtete. Der Ort wirkte finster und alles in allem wenig einladend für die Shyanerin, die unter komplett anderen Umständen aufgewachsen war. „Brüder und Schwestern!“, rief K'alil da und Neri verspürte eine Gänsehaut bei seinen folgenden Worten in der Sprache der Nachtelfen. Sie verstand kein Wort, aber der Klang war unheilvoll. Plötzlich öffneten sich die Türen der Häuser und zu ihrer Überraschung kamen unzählige Elfen in grauen Kutten heraus. Sie stimmten einen Singsang an und bildeten einen Kreis um sie herum. Einen weniger aufwändigen Empfang hätte Neriélle auf jeden Fall bevorzugt. Ihre Dunkelheit aber wurde von den tiefen Stimmen angelockt und schien sich mehr umsehen zu wollen als Neriélle selbst. „Entweder sind die völlig wahnsinnig, oder haben eine schräge Art, Fremde Willkommen zu heißen!“, sagte da Arunn neben ihr. Neri fixierte für einen Moment K'alil und Xitra, die inzwischen ebenfalls in dem Kreis der Kuttenträger standen. "Definitiv wahnsinnig", äußerte sie leise ihre Meinung. „Als ob K’alil nicht damit gerechnet hatte, dass dieses Weib uns auflauert!“ Neri gab einen zustimmenden Laut von sich. "Sieht so aus, als ob die beiden den großen Auftritt brauchen", erwiderte sie und meinte es nicht mal scherzhaft. Vielmehr bereitete ihr das Sorgen. Sie wusste noch nicht, was sie von all dem hier, und insbesondere von K'alil und Xitra, halten sollte. Sie hatte die Hoffnung gehegt, hier wirklich nur die Nacht in Ruhe verbringen zu können. Jetzt aber sah sie sich diesen Kuttenträgern gegenüber, die vor ihren Augen eine lange Tafel für sie aufstellten. Ihre Dunkelheit schien hingegen ganz zufrieden mit den Umständen zu sein und Neri fühlte sich dadurch sehr zwiegespalten. Nachdenklich musterte sie die Kinder mit den schmerzverzerrten Masken. Und dann als alles vorbereitet war, verstummte mit einem Mal der Singsang und die Elfen setzten sich. Am Ende standen also nur noch Arunn, Calhoun und sie völlig im Mittelpunkt dieser Gemeinschaft.

Neri schaute zu den Plätzen hinüber, die zwischen Xitra und K'alil leer geblieben waren. "Wunderbar", murmelte sie sarkastisch und warf ihren Begleitern einen Blick zu. Währenddessen überlegte sie schon, wo sie sich, aber vor allem Arunn, am besten platzierten. Er hatte keinerlei Abwertung durch diese Nachtelfe verdient und Neri wollte ihn davor schützen. Und Calhoun? Ihr war nicht wohl dabei, ihn direkt neben der Elfe zu wissen, aber sie vertraute ihm voll und ganz. Ganz im Gegensatz zu Xitras, der sie völlig misstraute. "Bringen wir es hinter uns. Vielleicht können wir uns danach zu dritt zurückziehen", äußerte Neri ihre Hoffnung, die immer noch ein wenig daran glauben wollte, dass das hier ein ganz normales Abendessen war. Sie lächelte Arunn und Calhoun zu und ging dann langsam auf die freien Plätze zu. Sie hatte überlegt, sich neben Xitras zu setzen, aber sie wollte nicht wie das eifersüchtige Frauchen rüber kommen. Außerdem konnte Calhoun auf sich selbst aufpassen. Sie selbst hegte auch keinerlei Interesse an einem Plausch mit der Elfe. Calhoun war da wohl geeigneter und im Gegensatz zu ihr ein Meister darin, alles an sich abprallen zu lassen. Je näher sie K'alil kam, desto deutlicher spürte sie auch, wie es ihre Dunkelheit in seine Richtung zog. Warum war das so? Neri selbst fühlte sich nicht von K'alil angezogen, aber der Dämon war ein Teil von ihr, und hier unter der Erde offenbar auch stärker als unter freiem Himmel. Außerdem war Neri neugierig und wollte in Erfahrung bringen, was der Dämon sich hiervon versprach. Offenbar interessierte er sich nicht nur für Calhoun. Neri musste ab jetzt mit diesem dämonischen Teil leben und das hieß auch, zu verstehen, wie er dachte und fühlte. Hinter Xitra und K'alil blieb sie stehen und musterte beide von ihrer Position aus. Dann schaute sie zu Arunn und deutete fragend auf den Platz in der Mitte. So wäre er von Calhoun und ihr umgeben und etwas abgeschirmt von den Elfen. Neri setzte sich schließlich neben K'alil und ließ den Blick kurz zu Xitras schweifen. Sie würde sie nicht ganz aus den Augen lassen. Ihre Dunkelheit aber konzentrierte sich auf K'alil auf der anderen Seite. Neri spürte, wie der Dämon die Fühler nach ihm ausstreckte, als hätte er noch mehr als diesen Empfang zu bieten. Die Elfe ließ den goldenen Blick schweifen und nahm die ganze Szenerie von ihrem neuen Blickpunkt aus auf. "Ihr lasst euch also von kleinen Kindern bedienen", begann sie dann etwas unkonventionell ein Gespräch und konfrontierte K'alil direkt mit einem Detail, das ihr sauer aufstieß. Sie betrachtete das Essen auf dem Tisch, das wirklich gut aussah. Das letzte Mal hatte sie in Arronds Heim ordentlich gespeist. Schließlich hielt Neri die Neugierde selbst nicht mehr aus und schaute K'alil von der Seite aus an. "Ihr seid der Anführer dieser Gemeinschaft, oder?", vermutete sie. Sein Abzeichen war im Gegensatz zu den anderen golden. Und Xitras hatte beim Nennen seines Namens von ihnen abgelassen - wenn das nicht wirklich alles einfach nur abgesprochen war. Neri sah fragend in die violetten Augen des Nachtelfen. Sie schätzte K'alil so ein, dass er gerne von sich erzählte, und das würde ihrer Neugierde und die des Dämons sehr entgegen kommen.

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Dienstag 3. Dezember 2024, 13:26

Manchmal gelangte man in einen eigenartigen Sturdel, der einen immer weitermachen ließ. Er zog einen stets den Weg entlang, ob man nun wollte oder nicht. Neri konnte sich nicht entscheiden, ob sie überhaupt hier sein wollte oder nicht doch besser den Rückzug antrat. Und das kleine ‚Malheur‘ mit Xitra trug gewiss nicht dazu bei, dass sie sich wohler fühlte. Aber auf der anderen Seite war ein Schlafplatz und Nahrung auch verlockend. Nahm man dafür dann gern diese bizarre Gesellschaft in Kauf? Calhoun und Arunn wussten, dass dieser Ort nicht unbedingt der sicherste war. Und auch Neri konnte eine leichte Gänsehaut nicht vollends verhindern. Leider war da noch ihr innerster Teil, der sich selbstständig zu machen schien. Denn während Neriélle noch geglaubt hatte, dass dieser Teil einzig und allein auf Calhoun reagierte, musste sie feststellen, dass dem nicht so war. Es fühlte sich durchaus von der Dunkelheit angezogen, egal woher jene kam. Es war ein feines Sehnen nach Offenbarung, nach Huldigung. Und es war gleichzeitig an ihr eigenes Bedürfnis gekoppelt, anerkannt zu werden. Sie wollte ernstgenommen und beachtet werden, wie jedes fühlende Wesen dieser Welt. Aber in Verbindung mit dem Dunkel in ihr, wurde dieses ‚Wollen‘ zu etwas… mehr. Sie spürte, dass sie immer wieder bei K’alil mit ihrer Aufmerksamkeit landete. Hier ein Blick, da eine Geste. Dabei war der Nachtelf mit sich und seinem Auftritt beschäftigt, während die Mitglieder der Bruderschaft ein großes Willkommen anstimmten. Während die drei das über sich ergehen lassen mussten, hatte Neri einen Moment Zeit über alles etwas nachzudenken. Gefiel ihr dieser Singsang? Ihre Dunkelheit blieb jedenfalls neugierig. Es hatte etwas sehr düsteres ansich und gleichzeitig konnte Neri anerkennen, dass die gedeckte Tafel sehr ansprechend aussah. Vielleicht hatte sie Würmer und Maden erwartet, aber tatsächlich gab es vieles mit Pilzen, Knollen und Salat. Die vegetarische Kost unterschied sich von der in Shyáná aber nicht auf negative Weise. Nachdem das Willkommen beendet worden war, blieben am Ende nur noch 3 Plätze übrig. Zwischen K’alil und Xitra. Neri bevorzugte beide nicht sonderlich, aber sie wägte in Gedanken ab, welches das geringste Übel sein würde. Und sie wollte Arunn beschützen, der bereits zu spüren bekommen hatte, dass seine Rasse bei Xitra offenbar nicht sonderlich hoch angesehen war. So entschied die Waldelfe, dass Arunn zwischen sie und Calhoun kam, während sie neben K’alil und Calhoun neben Xitra Platz nahm. Es war wohl nur eine Scharade, denn eine andere Mischung hätte mindestens ebenso viele Probleme bedeutet.

Als sie sich setzten, dauerte es keinen Atemzug, da hatte Xitra das Gespräch mit Calhoun eröffnet. Ihre Mimik, ihre Gestik alles sprach Bände. Diese Frau wollte den Dunklen für sich einnehmen. Calhoun erwiderte die Antworten, die sie einforderte und blieb dabei der Stein, den er sein konnte. Zumindest fürs erste. Arunn schaute etwas unschlüssig auf die dargebotenen Speisen und zog eine Schnute. „Gibt’s gar kein Fleisch?“, fragte er und Xitra fühlte sich bemüßigt gleich einzugreifen: „Nein, Barbar! Salat tut dir sicher mal gut!“, zischte sie herzlos und Arunn funkelte sie an, verkniff sich allerdings einen Kommentar. Dann nahm er eine der Holzschüsseln und begann, sich aufzufüllen. Xitra legte eine Hand auf die von Calhoun und lächelte entwaffnend mit hellen Zähnen, vollen, roten Lippen und funkelnden Augen. Sie war sowas von bereit! „Reichst du mir die Schale mit den Knollen?“, fragte sie vollkommen ausgetauscht. Calhoun entzog ihr die Hand, griff dann allerdings nach der Schüssel, sodass nicht klar war, ob er wirklich nur die Schüssel anreichte oder ihr den Körperkontakt verwehrte. Das Geplänkel ging weiter und Neri wollte die Möglichkeit nutzen, mehr herauszufinden. Tatsächlich tastete die Dunkelheit nach dem Nachtelfen und eine vorfreudige Nervosität wollte sich ausbreiten. "Ihr lasst euch also von kleinen Kindern bedienen", setzte sie zum provokativem Gespräch an und K’alil wandte den Kopf in ihre Richtung. Sie konnte ihm nun direkter in die Augen schauen und das Violett schien hier und dort von schwarzen Fäden durchzogen zu sein. „Richtig.“, antwortete er. Dann fügte er an: „Wobei es eine ehrbare Aufgabe ist, der Gemeinschaft dienen zu dürfen. Wir haben das alle getan“, berichtigte er Neri’s Gedanken und widmete sich daraufhin ihrem Becher. Er griff ungefragt danach, schenkte ihr tiefroten Wein ein. "Ihr seid der Anführer dieser Gemeinschaft, oder?" Er lächelte, was seinem Gesicht schmeichelte. Es suggerierte Freundlichkeit, in einem ansonsten herben Gesichtszug. „Ich bin einer von den Führenden.“, nickte er.
„Es gibt nicht ‚den‘ Anführer“, er stellte den Krug mit Wein beiseite und hielt ihr ihren Becher hin. Daraufhin wanderte sein Blick in ihr Gold. „Ihr habt wundervolle Augen, Neriélle.“, bemerkte er und es wirkte tatsächlich ehrlich, wenn man von der unheimlichen Umgebung mal absah. Rings um sie herum wurde stumm gegessen. Keiner von den anderen unterhielt sich. Sie alle aßen schweigend und keiner der Kinder bewegte sich, es sei denn, es ging etwas zur Neige. Dann lief eines los, holte aus einem Vorrat neue Schalen und stellte sich anschließend wieder auf. K’alil wartete die ganze Zeit darauf, dass Neri ihren Becher annahm, bevor er seinen greifen würde. Er würde mit Neri anstoßen wollen, um sie über den Rand seines Bechers hinweg anzusehen, während er seine Lippen mit dem roten, schweren Wein benetzte. „Erzählt mir etwas von euch, Neriélle. Ich bin neugierig auf euch, wenn ich so unverblümt sein darf. Etwas an euch reizt mich doch sehr!“, gestand er ihr und leckte sich kurz einen Tropfen Wein von den Lippen. Er blieb ihr zugewandt und schien nicht sehr am Essen interessiert zu sein. Oder zumindest nicht an dieser Art von Essen. Arunn hingegen schaufelte ordentlich und auch Pitt bekam etwas von dem Menschen ab. Er saß unterm Tisch und knabberte hier und dort an einer Knolle oder einem Salatblatt. Arunn leerte gerade den zweiten Becher Wein. Calhoun und Xitra unterhielten sich leise, dann lachte sie, lehnte sich vor und legte ihre Lippen an das spitze Ohr des Dunklen. Sie flüsterte etwas und strich mit ihren Fingern seinen Arm entlang, als sie sich wieder zurückzog. Sie zog sämtliche Register und das ungeniert. Calhoun hatte bisher weder etwas getrunken, noch gegessen, aber Xitra gab ihm auch kaum Gelegenheit. Sie hingegen trank mindestens so viel, wie Arunn, ohne dass es sie beeinträchtigen würde. K’alil griff plötzlich nach Neri’s Hand, was ihre Dunkelheit aufwallen ließ, wie eine Sturmflut. Sie lechzte nach ihm. „Was ist nur in euch, dass ich es unbedingt entdecken möchte?“, fragte er plötzlich und tastete ihr Gesicht mit seinen Augen ab. „Sagt es mir!“, verlangte er und klang dabei mehr bittend als fordernd.
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Donnerstag 5. Dezember 2024, 17:55

Es war noch nicht lange her, dass sie ihre dunkle Seele angenommen hatte. Neriélle hatte gehofft, langsam lernen zu können, was für Auswirkungen die Verbindung mit dem Dämon auf ihr Leben hatte. Doch der machte schon jetzt deutlich, dass noch mehr mit seiner Existenz einherging. Die Elfe spürte deutlich die Anziehung zu K'alil, auch wenn sie sich diese noch nicht eingestehen wollte. Zu verwirrend war das Aufflammen ihres dunklen Teils dem fremden Elfen gegenüber. Ihre Seele verzerrte sich also nicht nur nach Calhouns Dämon, sondern nach der Dunkelheit im Allgemeinen. In Santros hatte sie die zarten Bande gespürt, die sich zwischen Calhoun und ihr aufgebaut hatten. Sie hatten nicht darüber gesprochen und vielleicht machte das die Geschehnisse hier im Nachtelfenreich nur komplizierter. Und doch war sie nun hier und verspürte eine ähnliche Anziehung zu diesem Mann. Nichts, das Neri früher abgeschreckt hätte. Aber früher waren die Umstände völlig andere gewesen. Sie wusste ja nicht mal, was das mit Calhoun war, und sah sich gleich unverhofft dem nächsten Elf mit fragwürdiger Herkunft gegenüber. Was war, wenn die Dunkelheit sich so sehr nach Calhoun verzerrt hatte, weil er in Santros und auf ihrem Weg hier her eben der einzige Dunkle gewesen war? Neri bedrückten diese Gedanken und wie sollte sie auch nicht zweifeln, da sie eben noch gar nicht wissen konnte, was genau der Dämon in ihr für Auswirkungen hatte. Xitras offensive Art Calhoun gegenüber konnte sie da auch nicht gerade beruhigen. Neri beobachtete die Nachtelfe misstrauisch an Arunn vorbei. Sie ließ tatsächlich nichts anbrennen. Als sie Arunn erneut anfuhr, machte sie sich noch unbeliebter bei der Shyanerin als sowieso schon. Neriélle schnaubte, als sie Zeugin davon wurde, wie die Nachtelfe im nächsten Atemzug Calhoun umgarnte, als wäre nichts gewesen. Die goldenen Augen engten sich, als die Andere Calhoun an der Hand berührte. Xitras Gehabe zerrte zusätzlich an ihren Nerven und ihrer Laune. Aber was sollte sie tun? Calhoun war erwachsen und in ihren Augen nicht der Typ Mann, der beschützt werden musste. Neri versuchte, sich abzulenken, immer wieder warf sie jedoch einen Seitenblick zu Calhoun und Xitra. Sie füllte ihren Teller und musste zugeben, dass das Essen hier sehr gut aussah.

Währenddessen spürte sie aber unablässig die dunkle Neugierde in sich, die sie gen K'alil zog. Sie versuchte, sich mit einem Gespräch abzulenken, aber die Gesamtumstände sorgten dafür, dass sie provokante Worte wählte, um ihr Missfallen wegen der Kinder anzusprechen. „Richtig. Wobei es eine ehrbare Aufgabe ist, der Gemeinschaft dienen zu dürfen. Wir haben das alle getan.“ Neri gab einen Laut von sich, der diese ehrbare Aufgabe, von der er sprach, anzweifelte. Ansonsten schwieg sie dazu aber. Sie probierte von dem Salat und hob dann den Kopf in Richtung des Elfen. Ihr Blick blieb in den violetten Augen hängen und sie musterte die schwarzen Fäden darin. K'alil hatte wirklich sonderbare Augen. Während der Elf ihr Wein einschenkte, mutmaßte Neri, dass er der Anführer dieser Gemeinschaft war. „Ich bin einer von den Führenden. Es gibt nicht ‚den‘ Anführer.“ Sie betrachtete sein Gesicht mit dem Lächeln und erwiderte es eher unbewusst und etwas abgeschwächt. So gerne sie auch in Gesellschaft war, aß und trank, es blieb ein Misstrauen diesen Nachtelfen und ihrer dunklen Gemeinschaft gegenüber. Sie dachte an Dromar, der so freundlich gewesen war und für so viel Grausamkeit gesorgt hatte. Diese Erfahrung würde sie nicht so schnell vergessen können. Neri griff nach ihrem Becher, den K'alil gefüllt hatte und ihr nun entgegen hielt. „Ihr habt wundervolle Augen, Neriélle.“ Sie war überrascht von dem Kompliment und schien etwas in seinen sonderbaren Augen zu suchen. Vielleicht bemerkte er, dass sie auf der Hut blieb, auch wenn er aufrichtig wirkte. Sie fühlte sich hier nicht unbedingt wohl und war deshalb auch nicht so gelöst wie bei anderen Gelegenheiten. Dennoch konnte sie den Blick nicht von seinen Augen nehmen, während sie mit ihm anstieß und von dem roten Wein trank. Einerseits versuchte Neriélle, den Nachtelf neben sich einzuschätzen, und andererseits ließ der Dämon ihn nicht aus den Augen, als würde er noch immer darauf warten, dass K'alil erkannte, dass er da war. „Erzählt mir etwas von euch, Neriélle. Ich bin neugierig auf euch, wenn ich so unverblümt sein darf. Etwas an euch reizt mich doch sehr!“ Neri spürte, wie die Dunkelheit zufrieden seufzte und sich geschmeichelt fühlte. Oder waren das doch eher ihre eigenen Empfindungen? Sie war überrascht davon, dass K'alil in die Offensive ging und dass sich ihr dämonischer Teil angesprochen davon fühlte, auch wenn Neri weiterhin versuchte, nicht zu viel darauf zu geben. Als sich K'alil den Wein von den Lippen leckte, rutschte Neris Blick für einen Moment dorthin, bevor er wieder in seinen Augen landete. Was sollte sie darauf antworten? "Das Fremde ist oft reizvoll", erwiderte sie dann scheinbar lapidar, als wäre das Erklärung genug, und wandte sich wieder ihrem Essen zu, das sie stoisch aß. Sie wusste, dass der Reiz nicht darin lag, dass sie eine Shyaner Elfe war, die er vermutlich selten zu Gesicht bekam. Sie wusste, dass es auch nicht daran lag, dass er ein Nachtelf war, wieso es sie in seine Richtung zog und weshalb sie sich letztendlich neben ihn gesetzt hatte. Dass er ihr offen sagte, dass sie ihn reizte, machte es nicht gerade einfacher für sie. Neri wusste, dass es unangebracht war, nach allem was mit Calhoun geschehen war, der dazu auch noch quasi neben ihr saß. "Ich komme aus Shyana Nelle", antwortete sie dann doch noch und stockte dann wieder. Damals im Heerlager hatte sie vieles von sich und ihrer Heimat preisgegeben und Calhoun hatte zumindest angedeutet, dass ihre Heimat in Gefahr war. Auch wenn es nicht unbedingt an den Informationen lag, die sie ausgeplaudert hatte, blieb Neri diesmal sehr viel zurückhaltender. "So viel gibt es gar nicht zu erzählen", sagte sie daher. "Ich bin Jägerin und hatte ein gutes Leben dort. Im Grunde war es nach all den Jahren aber ziemlich unspektakulär und es zog mich in die Welt hinaus", offenbarte sie dann doch, denn Schweigsamkeit war auch nicht gerade ihr Steckenpferd. Sie lächelte und dachte offenbar an ihre wunderschöne Heimat zurück.

Dann aber erschallte Xitras Lachen und die Elfe zog damit Neris Blick auf sich. Xitras Bedürftigkeit war kaum auszuhalten. Neri spürte, wie Eifersucht in ihr hinauf kroch, auch wenn sie noch immer glaubte, dass die Nachtelfe nicht so leichtes Spiel bei dem Dunklen haben würde. "Calhoun, könntest du mir bitte die Pilze rüber reichen?", fragte sie an Arunn vorbei, der ebenfalls in Reichweite der Schüssel saß. Allerdings fragte Neri bewusst Calhoun und fixierte die Nachtelfe mit goldenen Augen, um sie daran zu erinnern, dass sie auch hier war. "Macht euch nicht lächerlich", empfahl sie ihr trocken und sah sie vielsagend an. Dann sah sie aber zu Calhoun, nahm ihm die Schüssel aus der Hand und lächelte ihn an, wie eine Frau, die sich seiner sicher sein konnte. Sie wartete ab, ob Xitra wohl noch etwas zu sagen hatte. Dann aber nahm sie die Schüssel an sich, stellte sie neben sich ab und füllte ihren Teller mit ein paar Pilzen. Bevor sie diese aber probieren konnte, berührte K'alil plötzlich ihre Hand. Augenblicklich schwappte die Dunkelheit zu ihm hinüber und Neris Kopf drehte sich überrumpelt in die Richtung des Elfen. Auch wenn er den Dämon nicht sah, war Neri in dem Moment deutlich anzumerken, dass auch er etwas in ihr auslöste. Der Dunkelheit gefiel die Berührung jedenfalls und sie tastete augenblicklich nach dem Nachtelf. „Was ist nur in euch, dass ich es unbedingt entdecken möchte?“ Ihre Dunkelheit schob sich noch mehr in seine Richtung, als würde sie den Elfen auf sich aufmerksam machen wollen. Neri stockte einen Moment. Sie atmete tief ein, um sich zu sammeln, unterbrach dann den Blickkontakt und zog auch endlich die Hand von ihm weg. "Lasst das..", murmelte sie abweisend, denn im Grunde ängstigte sie die Unwissenheit, was das hier zu bedeuten hatte. Sie hatte gedacht, dass Calhoun die Sehnsucht des Dämons stillte. Jetzt aber wurde schon wieder alles auf den Kopf gestellt und Neri fühlte sich machtlos. „Sagt es mir!“ Da sah sie zurück in seine ungewöhnlichen Augen, weil sie nicht anders konnte. Sag es ihm!, verlangte auch der Dämon in ihr. Er lechzte nach K'alils Beachtung und Anerkennung, die der Elf scheinbar zu geben hatte. Neris Kehle fühlte sich mit einem Mal trocken an. Sie spürte, dass ihr Dämon sich offenbaren wollte, aber das wäre ja wahnsinnig. Das war nichts, dass sie irgendjemand Fremden einfach auf die Nase binden würde. "Ihr solltet nicht zu viel Zeit damit verschwenden", wich sie daher seiner Frage aus und musterte abermals die schwarzen Fäden in seinem Violett. "Wir werden nicht lange bleiben. Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir uns zurückziehen. Unser Tag war sehr lang." Sie musterte noch einmal K'alils Gesichtszüge. Für alle anderen Elfen auf dieser Welt war jetzt schließlich die Tageszeit, zu der sie schliefen. Damit würde sie den einnehmenden Nachtelfen bis zum Morgengrauen entkommen, vorausgesetzt K'alil wollte diesen Wink mit dem Zaunpfahl überhaupt verstehen.

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. Dezember 2024, 09:45

In einer Welt voller Verschlagenheit und Missgunst war es unglaublich schwer, ein gutes Herz zu bewahren. Neri hatte es bisher geschafft, war aber auch sehr behütet und ein wenig naiv aufgewachsen. Shyáná bot kein allumfassendes Bild dieser Welt. Und Neri musste sowieso schon damit klarkommen, dass sie sich zu dem Dunklen hingezogen fühlte. Dass sich nun aber dieser neue Teil in ihr offenbar sehr nach Huldigung sehnte, war etwas, das ihr missfiel. Und gleichzeitig fühlte es sich gut an, denn dieser Teil gehörte ebenfalls zu ihr. Es war seltsam, dass sich Neri zu K’alil hingezogen fühlte, obwohl sie glaubte, es läge einzig an Calhoun. Und sie hatte auch Recht: Bei Calhoun fühlte es sich anders an. Es war mehr gespickt von Verlangen, Leidenschaft und Gefühl. Eine Sehnsucht, sich zu vereinen. Bei K’alil hingegen war es eine andere Form von Sehnsucht. Was nicht bedeutete, dass er nicht auch eine eigene Attraktivität besaß. Aber hier spürte Neri, dass es das Interesse war, dass die Essenz in ihr bevorzugte. Sie wollte von ihm so angesehen werden. Wollte spüren, dass er fasziniert von ihr war. Und je mehr K’alil der dämonischen Essenz das gab, desto stärker wurde die Anziehungskraft. Das Gleiche passierte im Übrigen auch bei Calhoun und Xitra. Neri’s Eifersucht wallte nicht ohne Grund auf. Die Nachtelfe ließ nichts unversucht und doch war Calhoun bereits länger der Essenz in seinem Innern ausgesetzt und somit widerstandfähiger. Neri musste kämpfen, um nicht hier und jetzt dem Nachtelfen an ihrer Seite auf den Schoß zu springen. Sie wollte das nicht, denn das mit Calhoun war nicht richtig geklärt, aber das war ihrer Essenz vollkommen gleich. Es war kein Kind von Traurigkeit und Neri musste vielleicht erkennen, dass sie das auch lange Zeit nicht gewesen war. Sie war ebenfalls früher stets auf der Suche nach Spaß gewesen und ja, sie hatte sogar noch in Santros mit Arrond ein kleines Vergnügen geteilt. Sie suchte bereits ihr halbes Leben nach Anerkennung, Bestätigung und… einer Form von Huldigung.

"Das Fremde ist oft reizvoll", versuchte sie es neutral und K’alil nickte sofort. „Sehr richtig!“, interpretierte er etwas anderes hinein und grinste verschlagen. "Ich komme aus Shyana Nelle" „Oh wirklich?“, fragte er und schien regelrecht verdutzt zu sein. Er runzelte sogar die Stirn, betrachtete Neri einmal von Kopf bis Fuß und zurück in ihr Gesicht. „Das habe ich nicht erwartet! Ihr wirkt nicht wie eine vom Lichtvolk!“, bemerkte er erneut und heftete seinen Blick in ihre goldenen Augen. "So viel gibt es gar nicht zu erzählen. Ich bin Jägerin und hatte ein gutes Leben dort. Im Grunde war es nach all den Jahren aber ziemlich unspektakulär und es zog mich in die Welt hinaus" „Das Fremde ist oft reizvoll, nicht wahr?“, feixte er und nagelte sie mit ihren eigenen Worten fest. Als Xitra’s Lachen erklang, lag Neri’s Aufmerksamkeit allerdings dort. Sie konnte es sich nicht nehmen lassen und sprach den Dunklen an. "Calhoun, könntest du mir bitte die Pilze rüber reichen?“ Arunn hielt im Essen inne und runzelte kurz die Stirn, immerhin könnte er auch… Doch Calhoun tat, worum sie bat. Er blickte sie vielsagend an und wandte sich daraufhin Xitra wieder zu. Diese aber heftete ihren Blick an Neri, die sich nicht einschüchtern ließ. Sie war sich ihrer Sache sicher. „Macht euch nicht lächerlich“ Die Lippen der Elfe kräuselten sich leicht. „Oh, keine Sorge, Schätzchen“, gab sie giftig zurück. Etwas in ihrer Stimme ließ aufhorchen. Als wäre da ein Unterton, der gefährlich wirkte. Dann aber war es erneut K’alil, der sich anschickte Neri’s Aufmerksamkeit zu reizen. So kehrte die Elfe mit reichlich Pilzen und ihrem Blick zu dem Nachtelfen zurück. K’alil rückte ihr noch mehr auf die Pelle und seine Berührung ließ die Dunkelheit aufwallen und sie drängte Neri, dem anderen alles zu erzählen. Die Elfe aber beherrschte sich, wollte sich nicht übermannen lassen. "Ihr solltet nicht zu viel Zeit damit verschwenden. Wir werden nicht lange bleiben. Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir uns zurückziehen. Unser Tag war sehr lang.", brach Neri das Essen ab. Arunn hielt im Kauen inne, denn auch er verstand. Er leerte noch seinen Becher und stieß dann Calhoun an. Der Dunkle hatte seinen Wein noch nicht geleert, nickte dann aber. Auch er verstand. So erhoben sich alle drei und die Gemeinschaft verstummte im Essen und Reden. Alle starrten sie nun an. Arunn verzog das Gesicht. „Unangenehm“, ehe er die Bank überwand und zwei Schritte von der Tafel ging. Er wankte. Der Wein war schwer gewesen und er war ein überzeugter Liebhaber. Calhoun folgte Arunn und griff nach seinem Hemdkragen, damit der Mensch aufrecht blieb. „Irgendeine Idee wo wir…“, der Dunkle stockte. Jetzt schwankte er auch. Sein Gesicht sprach von Überraschung, doch dann richtete er seinen Blick direkt auf Neri aus. „Sie haben uns vergiftet“, verkündete er und just in dem Moment, spürte auch Neri die Wirkung. Es begann sich zu drehen, sie schwankte. Schließlich aber wurden ihre Beine weich und ihr Geist verlor sich in einer Dunkelheit. Neri konnte nur noch weiße Zähne und einen fanatischen Blick aus dunklen, violetten Augen erkennen, bevor sie endgültig die Besinnung verlor.

Als sie wieder zu sich kam, musste sie erkennen, dass ihr der Kopf dröhnte. Sie spürte ein unangenehmes Brennen an ihren Handgelenken und einen schwerfälligen Zug ihres Körpers nach vorn. Sie roch einen seltsamen, schweren Duft. Fast schon lieblich. „NERI! Argh…“, hörte sie deutlich Arunn’s Stimme, bevor er schmerzverzerrt klang. Sobald sie ihre Augenlider überredet hatte, sich zu heben, konnte sie sehen, dass sie auf einer Art hölzernem Podest stand. In ihrem Rücken drückte etwas Festes und ihre Handgelenke schmerzten, weil sich ein raues Seil darum schnürte. Sie hing an einer art Marterpfahl und als sie in der Lage war, den Kopf zu heben, erkannte sie die Bruderschaft, die mit Fackeln um sie herumstanden. Sie alle trugen die Masken, die furchtbar verzerrt waren und durch die Fackeln unheimlich beleuchtet wurden. Flammenschein und Schatten wechselten sich ab und besaßen eine eigene Poesie dabei. Licht und Schatten… im ewigen Kampf um die Vorherrschaft. Aber Neri erkannte noch mehr. Zwei der Mitglieder standen innerhalb des Kreises der anderen, schauten sie direkt an und sie erkannte K’alil und Xitra. Hinter ihnen aber lag Arunn in einem Käfig eingesperrt. Er war zusammengebrochen, weil man ihn offenbar zur Ruhe gedrängt hatte. Und ein Blick zu ihrer Linken zeigte den Dunkelelfen. Er trug ebenfalls eine der Kutten – genau wie sie ! – und schaute mit fester Miene auf die Begebenheiten um sie herum. Es war eine Falle gewesen… oder was sollte das hier alles?! "Wir werden euch heute von eurer fleischlichen Hülle befreien und das Dunkel in euch dem Tag zeigen, auf dass für immer Finsternis herrsche!", rief Xitra und breitete die Arme zeremoniell aus. Und dann erkannte Neri auch, worauf sie stand... das hier, war kein Podest. Es war ein Scheiterhaufen!
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Sonntag 8. Dezember 2024, 19:27

Ihr innerer Dämon fühlte sich angezogen von dem Nachtelfen. Neri spürte es durch ihren dunklen Seelenteil, dass der Nachtelf ihr die Anerkennung geben würde, die sie in ihrem Leben über viele zweifelhafte Wege gesucht hatte. Als sie erzählte, dass sie aus Shyana Nelle stammte, war K'alil ehrlich überrascht, was wiederum Neri überraschte. „Oh wirklich? Das habe ich nicht erwartet! Ihr wirkt nicht wie eine vom Lichtvolk!“ Neri fehlten für einen Moment die Worte. Sie sah ihn an, als wäre er der Erste, der endlich bemerkte, dass da etwas war, das nicht zu ihrer Abstammung passte. "Wie wirke ich denn?", wollte sie wissen und ihr dunkler Teil sorgte für einen gewissen herausfordernden Unterton, der Neri erst bewusst wurde, als sie ihre eigene Stimme hörte. Endlich nahm sie den Blick von den violetten Augen und versuchte, das Gespräch in eine oberflächlichere Richtung zu lenken. Sie erzählte zwar etwas von sich, ließ jedoch jegliche Details aus, in der Hoffnung, die Neugierde des Nachtelfen würde nachlassen. Als sie zuletzt sagte, dass sie ihre Reise begonnen hatte, weil es sie in die Welt hinaus gezogen hatte, nutzte K'alil ihre zuvor gewählten Worte. „Das Fremde ist oft reizvoll, nicht wahr?“ Er fasste ihre vorherigen Worte offenbar anders auf als sie sie gemeint hatte. Normalerweise mochte sie ja eine gewisse Schlagfertigkeit, aber es gefiel ihr nicht, in welche Richtung sich das Ganze gerade entwickelte. Da zog glücklicherweise Xitra ihre Aufmerksamkeit mit ihrem Lachen auf sich. Auch wenn ihr der Grund dafür nicht gefiel, ergriff Neri die willkommene Ablenkung von K'alil. Zumindest hoffe sie, dass es diesen Effekt auf ihren dunklen Teil hätte. Dem gefiel die Aufmerksamkeit des Nachtelfen nämlich viel zu sehr, das spürte Neriélle deutlich. Diese sah sich jetzt jedoch dazu gezwungen, Xitra in ihre Schranken zu weisen. „Oh, keine Sorge, Schätzchen.“ Die Stimme der Nachtelfe klang so gefährlich, wie ihre Gestalt wirkte. Aber Neri gab in dem Moment nicht viel auf den drohenden Unterton. Sie würde das Feld nicht einfach so räumen und zeigte so auch, dass Calhoun ihr wichtig war. Neri schnaubte und funkelte Xitra für einen Moment an, bevor sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Calhoun richtete. Ihre Blicke trafen sich und sie nahm ihm die Pilze ab. Neri fühlte sich zwischen den Männern hin und her gerissen. Da war diese Sehnsucht nach dem Dunklen und gleichzeitig zog sie ein anderer Hunger in K'alils Richtung. Der Dämon in ihr wollte gesehen und anerkannt werden von diesem Nachtelfen. Ganz schlimm wurde es, als dieser nach ihrer Hand griff, und ihre Dunkelheit sich just in dem Moment wieder voll und ganz auf ihn konzentrierte. Neri war für den Moment überrumpelt von der Anziehungskraft, die sich noch einmal deutlich verstärkte. Der Nachtelf ließ nicht locker und dem Dämon gefiel das. Neri fühlte sich hin und her gerissen und nach allem, was im Waldmenschendorf geschehen war, konnte sie diesem Drängen nicht einfach nachgeben. Sie hatte zu viele schlechte Erfahrungen gemacht und ahnte, dass es Probleme geben würde, wenn sie mit ihrem dämonischen Teil hausieren gehen würde.

Neriélle trat die Flucht nach vorn an und erklärte das Mahl für ihre Begleiter und sich für beendet. Sie hoffte einfach nur, dass Distanz zu K'alil helfen würde, um ihren Dämon wieder ein wenig in den Hintergrund zu drängen. Was sie jetzt nicht wollte, war sich dieser Anziehung und damit K'alil einfach so hinzugeben, da sie befürchtete, dass er früher oder später ihren dunklen Teil so sehr reizen könnte, dass sie nicht mehr dagegen ankommen würde. Nach einem letzten Schluck Wein erhob sich Neri mit Arunn und Calhoun. Sofort hielt jeder in seinem Tun inne und eine seltsame Stille breitete sich aus, als alle sie mit einem Mal anschauen. „Unangenehm.“ Neri schaute zu Arunn und versuchte, sich vor den anderen nicht anmerken zu lassen, dass es ihr genauso wie dem Menschen ging. "Allerdings", stimmte sie ihm leise zu und verzog das Gesicht. Arunn stand vor ihr auf und hatte den Wein offenbar wieder zu sehr genossen, wie sich an seinem Gang zeigte. Als Calhoun aber ebenfalls zu schwanken begann, musterte sie den Elfen, dem das ihrer Meinung nach nicht ähnlich sah. Sie wollte gerade fragen, ob alles in Ordnung war, da stutze Calhoun und ihre Blicke trafen sich. „Sie haben uns vergiftet.“ Überrascht starrte sie den Dunkelelfen an und plötzlich bemerkte auch sie, dass sich die Welt vor ihren Augen zu drehen begann. Sie versuchte sich noch an irgendetwas festzuhalten, bemerkte aber, dass ihre Beine nachgaben. Sie suchte K'alil und schaute ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Vorwurf an. Sein fieser Ausdruck brannte sich noch in ihren Geist, bevor die Dunkelheit sie umfing.

Neri erwachte nur langsam aus der Bewusstlosigkeit. Die Schmerzen, die von ihrem Kopf und den Händen ausstrahlten, drangen noch gedämpft zu ihr durch. Ihr Name, den Arunn rief, drang jedoch ganz klar in ihr Bewusstsein. Ab da kam ihr langsam wieder in den Sinn, was geschehen war. Sie sah K'alils Gesicht noch vor sich und seinen fanatischen Blick. Sie hatten sie vergiftet und jetzt war sie.. wo? Neri keuchte und brauchte ein paar Versuche, bis sie die Kraft dazu hatte, die Augen zu öffnen. Sie starrte auf ihre Füße und erkannte die Holzbretter darunter, bis ein brenner Schmerz sich durch ihren Rücken bis zu den Handgelenken zog. Neri wollte die Hände aus ihrer unbequemen Position lösen, wurde jedoch davon abgehalten. Die Elfe stutze, bis sie den Pfahl zwischen ihren Beinen erkannte und realisierte, dass man sie daran festgebunden hatte. Noch etwas neben sich stehend, hob sie den dröhnenden Kopf und ihr Herz machte vor Schreck einen Satz, als sie in die schmerzverrten Masken sah, die die Mitglieder der Bruderschaft trugen. Perplex starrte sie für einen Moment in die Menge der Nachtelfen, die mit ihren dunklen Kutten und den hellen Fackeln alle vor ihr standen und zu ihr hinauf starrten. Ihr Blick fiel auf K'alil und Xitra, die aus der Menge hinaus stachen. Augenblicklich spürte sie ein Kribbeln in ihrem Nacken, bevor ihr ein kalter Schauder über den Rücken rann. Der Anblick der beiden löste sichtlich Angst in ihr aus und mit dieser kam Bewegung in die Elfe. Sie zerrte an ihren Händen und versuchte, sich zu befreien, während sich ihr Gesicht vor Schmerz verzog, als das Seil dadurch über die empfindliche Haut schrammte. "Lasst mich frei!", verlangte sie, starrte zu den beiden Nachtelfen hinab und zerrte unablässig an ihren Fesseln, während sich die Angst in ihrer Stimme und ihrem Gesicht spiegelte. Dabei klärte sich langsam ihr Blick und als sie aus den Augenwinkel die dunkle Gestalt zu ihrer Linken sah, ruckte ihr Kopf herum. Es fühlte sich an, als würde ihr Herzschlag für einen Moment aussetzen, als sie Calhoun neben sich sah. Er war ebenso wie sie an einem Pfahl gefesselt und ein kurzer Blick verriet, dass sie eine ähnliche Kutte wie er und der Rest der Anwesenden trug. Neben der Angst spiegelte sich mit einem Mal Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit in den goldenen Augen und sie hielt in ihrem Befreiungsversuch inne. Neri war zu überrascht, um etwas zu sagen, aber mit dem Anblick des gefesselten Elfs, der ihr sonst immer zur Seite gestanden hatte, verließ sie kurz der Mut. "Wir werden euch heute von eurer fleischlichen Hülle befreien und das Dunkel in euch dem Tag zeigen, auf dass für immer Finsternis herrsche!", ließ Xitra dann mit feierlicher Miene verlauten. Neri schaute zurück zur Elfe und es dauerte etwas, bis der Sinn ihrer Worte auch den Verstand der eben noch bewusstlosen Shyanerin erreichte. Wirklich bewusst wurde es ihr jedoch erst, als sie die Dunkelheit in sich spürte, die sich gerade wieder voller Wohlwollen in den Vordergrund schob. Sie teilte sich ihren Körper mit einem Dämon und der genoss diese unverhoffte Aufmerksamkeit. Er genoss die Blicke der Nachtelfen und Neri spürte, wie ihn die Worte der Elfe erfreuten. "Nein..", murmelte sie zu sich selbst, als ihr bewusst wurde, was die Elfen vorhatten, und fühlte, was ihr Dämon davon hielt. Sie sah zurück zu Calhoun und realisierte dann, worauf man sie beide festgebunden hatte. "Nein, wartet!", rief sie in die Menge. Panik wallte in Neri auf, die einen erneuten Befreiungsversuch unternahm. "Das ist nicht richtig", sprach sie zu ihrem Dämon. Schockiert sah sie von dem Scheiterhaufen unter ihren Füßen, den man für Calhoun und sie errichtet hatte, zu den unzähligen Fackeln. "Wartet, tut das nicht! Ihr begeht einen Fehler!" Neris Gedanken überschlugen sich, als sich ihr Überlebensinstinkt meldete. Panisch suchte sie erst jetzt nach Arunn und entdeckte ihn in einer Zelle. Auch er konnte ihnen nicht helfen. Neri wusste kaum, was ihr mehr Angst an der ganzen Situation machte, bis es sich wieder in den Vordergrund schob. Es war der Dämon in ihrem Inneren. Sie verspürte kein Aufbegehren seinerseits gegen diese Situation und das machte ihr von allem noch am meisten Angst. Würde er wirklich tatenlos ihren Körper opfern, um die Anerkennung zu bekommen, nach der es ihn verlangte?

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Montag 9. Dezember 2024, 10:15

"Nein.. Nein, wartet! Das ist nicht richtig! Wartet, tut das nicht! Ihr begeht einen Fehler!" Egal wie sehr Neriélle flehte und drängte. Es schien ihr keiner zuhören zu wollen. Die Elfe musste erkennen, dass der Kult nicht aus reiner Gastfreundschaft gehandelt hatte. Jetzt standen sie in einem Kreis um die Scheiterhaufen und hielten die Fackeln, die ihr das Fleisch von den Knochen brennen würde. Hatte sie in den Unterrichten ihrer Kindheit aufgepasst? Feuer war imstande nahezu alles zu zerfressen, aber größere Knochen, wie zum Beispiel der des Oberschenkels, die verbrannten nicht. Das Feuer erreichte nicht die nötigen Temperaturen. Von ihr wäre am Ende nur noch das übrig. Das und ihre Zähne. Neriélle bekam zurecht Panik. Der Fanatismus der Nachtelfengruppierung war nicht zu übersehen. In Xitra’s Augen schimmerte der Wahnsinn. Sie freute sich darauf. Nicht, weil sie Neri nicht mochte oder sie sich angegiftet hatten. Das hatte gar nichts mit der Elfe persönlich zu tun. Sie wollte lediglich ihrem Manifest folgen, um die Schatten auf die Welt zu holen, auf dass alle Nachtelfen auch am Tage bedenkenlos wandeln konnten. Pferchte man Individuen ein, würden sie irgendwann eine Strategie entwickeln zu entkommen. Jeder wollte frei sein. So auch ihre innere Finsternis. Neri konnte fühlen, wie sie sich wand, sich danach sehnte aus ihrem zu engen Körper hervorzuquellen und das Land zu überziehen. Größenwahn breitete sich in ihren Adern aus und versuchte auch den letzten Rest von ihr zu verdrängen. Dieses Dunkel war kein Teil von ihr, es war ein Parasit, den sie jahrelang hatte, unterdrücken können. Warum? Vielleicht lag eine Antwort in den vielen, vielen Versuchen ihres Vaters, sie in Lichtmagie zu unterrichten. Vielleicht war das der Grund, wieso es immer so schwer war. Weil es nur dazu diente, ihre Schatten zurückzudrängen. Wäre das möglich?

Neri blieb keine Zeit darüber intensiv nachzudenken. Während sie der Dunkelheit nachfühlte, trat K’alil einen Schritt vor. Er lächelte. „Ihr tragt die Zeichen der Finsternis in euch und wir sind in der Lage jene zu deuten!“, verkündete er feierlich. Er wechselte erst gar nicht die Sprache, denn er wollte, dass die beiden Elfen verstanden, was er sagte. Calhoun schnaubte. „Ihr seid wahnsinnig, das ist ein Unterschied!“, rief er ihnen zu und funkelte die Umstehenden mit seinem ansonsten so einschüchternden Blick an. Jene aber labten sich an der Dunkelheit darin. Sie genossen sie. „Mehr davon, ja, gib sie uns!“, geiferte Xitra’s und wirkte dabei, als wäre sie jeden Moment soweit, Calhoun noch auf dem Scheiterhaufen zu bespringen. K’alil übernahm erneut das Wort: „Das Dunkel in euch will sich zeigen und ihr steht ihm im Weg. Es ist unsere Aufgabe dies zu beenden und in unserem Interesse- im Interesse unseres Volkes – es endlich zu vollenden! Ihr seid die Schlüssel zu unseren Gebeten. Faldor und Manthala gehen Hand in Hand in euch und werden vereint sein und zu einem neuen Dunkel vereint!“, rief er nun, die Hände nach oben von sich gestreckt. Das war der Moment, da die Umstehenden Maskenträger einen gruseligen Singsang anstimmten. Es war wie ein Mantra, das sich immer und immer und immer wiederholte. Die Nachtelfensprache war dabei nicht hilfreich, nicht den Verstand verlieren zu wollen.
„Preiset eine neue Götterordnung! Preiset die Vereinigung von Manthala und Faldor! Preiset eine neue Götterordnung! Preiset…“ Und so weiter.
Nun war es Xitra, die sich auf die Scheiterhaufen zubewegte. Sie kletterte zu Calhoun hinauf und blieb vor ihm stehen. Der Dunkelelf hatte keine Chance sich zu bewegen, außer den Kopf zu drehen. Das aber verhinderte die Nachtelfe mit dem Zupacken an seiner Stirn. Sie lächelte. Ihre weiße Haut schimmerte leicht neben dem tiefen Schwarz des anderen. „Faldoooor“, hauchte sie und zückte ein Messer. Sie hielt es Calhoun an den Unterbauch, ehe sie es langsam hinaufwandern ließ. Es schnitt scharf und mühelos durch den Stoff seiner Kutte. Sie öffnete sich zu beiden Seiten, legte seinen Oberkörper frei und entblößte dann seltsame Runen, die die Kultisten offenbar darauf gemalt hatten. Das dunkle Rot lockte den grausamen Gedanken hervor, dass das Blut war. Xitra schaute zufrieden an Calhoun hinunter und seufzte genüsslich. „Wunderschön“, presste sie heiser hervor. Sie war erregt davon, was hier geschah. Schließlich aber lehnte sie sich vor und küsste Calhoun deutlich leidenschaftlich. Er stand wie ein Stein da und bewegte nicht einen Muskel. Bis sie ihre Zunge in seinen Hals schob und er zubiss. Schreiend zog Xitra ihren Kopf zurück und funkelte ihn erst wütend, dann voller Hunger an. Sie grinste, leckte das Blut von ihren Lippen, welches ihr aus dem Mund tropfte. Daraufhin wandte sie sich den anderen zu und rief: „Faldor’s Hunger nach Blut ist niemals gestillt! Befreien wir ihn endlich!“. Die Umstehenden jubelten fanatisch und dann traten einige von ihnen vor, senkten ihre Fackeln und entzündeten den Scheiterhaufen von Calhoun. Er rüttelte an seinen Fesseln, spannte seine Muskeln an, wehrte sich mit aller Kraft. Er schaffte es sogar eine der Fesseln zum Reißen zu bekommen, aber er schaffte nicht die zweite. Und somit auch nicht die, die seine Füße am Stamm hielten. Dann sah er zu Neri, bannte sie mit seinem Blick. An seinem Kinn klebte noch das Blut der Nachtelfe. Er starrte sie an und auch ohne Worte wusste sie, dass er es nicht schaffen würde. Die Fesseln saßen zu fest.

Während sich das Feuer nun bereits begann durch das aufgestapelte Holz von Calhoun zu fressen, sprang Xitra hinunter und K’alil kletterte zu Neriélle hinauf. „Manthala! Göttin der Dunkelheit, sieh, was wir dir hier darbieten!“, rief er für alle Ohren bestimmt. Dann öffnete er auch Neri’s Kutte, ohne dass sie die Chance gehabt hätte, etwas daran zu ändern. Auch auf ihrem Körper waren Runen mit Blut geschrieben. Anders als Xitra aber, raubte er sich keinen Kuss von Neri. Er hatte nie Interesse an ihrer Person besessen. An ihr als Neriélle aus Shyáná Nelle. Er wollte nur das, was in ihr drinsteckte. „Neri, die haben hier sogar—“ Pitt. Er wuselte gerade zwischen den Beinen der Kultisten hervor und blieb dann wie angewurzelt stehen. Seine kleinen Augen blickten zwischen Neri, K’alil, Calhoun und allen anderen umher. Dann riss er die Augen auf, als er verstand und wollte weg, doch da wurde er von einem Kultisten gepackt und so gehalten, dass eine Bewegung mühelos sein kleines Genick brechen würde. Pitt hielt ganz still. Sofern man vom Zittern seines Körpers absah. K’alil aber lächelte böse in ihr Gesicht. „Siehe, Manthala, siehe wie Faldor dem Feuer übergeben wird und ihr gemeinsam aufsteigen könnt!“, deutete er auf Calhoun. Jener blickte erneut zu Neri. Sie konnte seine Wut sehen, seine Verzweiflung, weil er nicht in der Lage war, sie zu retten. Sie konnte sehen, dass der Mann, der Dunkelelf, bedauerte, was ihr widerfahren sollte. Ihr, Neri. Nicht dem Dunkel in ihr, nicht dem Dunkel in ihm. Sie war ihm wichtig und er wollte sie nicht brennen sehen. Und etwas regte sich auch in Neri. Das Dunkel wurde unruhig. Sie sagten, sie wollen mir huldigen, aber sie vernichten mich! Wut stieg in ihr auf, die nicht nur aus ihr selbst kam. Auch das Dämonische missfiel diese Wendung. Ich kann sie alle vernichten, wenn du mich lässt. Ich werde ihre Eingeweide herausreißen, sie ihnen in den Mund stopfen und sie daran erhängen! waberte die Dunkelheit nun durch ihren Geist. Sie besaß inzwischen eine eigene, eiskalte Stimme. Neri erkannte, dass es sich veränderte. Durch die Huldigung, durch die Anbetung. Es wuchs. Lass mich fressen und ich hole uns hier alle heraus!, bot es Neri einen Ausweg.
Doch was würde das für sie bedeuten? Was bedeutete das für sie, Neri die im Licht geboren wurde? Wie zur Antwort flackerte ihre Lichtmagie schwach auf. Konnte sie damit etwas erreichen? War es noch möglich? Inzwischen waren die Flammen bei Calhoun angekommen und würden jeden Moment seine Füße erreichen. Er schwitzte bereits, weil es unerträglich heiß wurde. Neri konnte im Schein erkennen, dass auch sein dämonischer Teil kämpfte. Er verwandelte sich immer wieder in seine dämonische Version, kämpfte gegen die Fessel und Verzweiflung machte sich breit. Da gab K’alil das Zeichen, auch Neri’s Scheiterhaufen zu entzünden. Sie würde nicht vor Calhoun sterben, sondern musste zusehen, wie er verbrannte, bis auch sie endlich Erlösung fand. Und dann hörte sie noch Arunn, der endlich aufgewacht war. „Neeeeein!“, rüttelte er an den Stäben. „Lasst sie gehen ihr Schweine, ihr verdammten Verrückten, ihr Dreckselfen!“ Pitt biss seinen Wärter und jener zuckte schreiend zusammen. Das Ottsel fiel zu Boden, versuchte wegzukommen, aber da wurde er erneut gepackt und dieses Mal in einer fließenden Bewegung endgültig ruhiggestellt. Der Körper fiel achtlos vor Arunn’s Käfig zu Boden und er angelte nach diesem. Arunn hielt seine Tränen nicht zurück, sondern bettete den reglosen Pitt in seinen Armen. Dann schaute er zu Neriélle voller Verzweiflung auf.
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Montag 9. Dezember 2024, 15:20

Mit aufgerissenen Augen versuchte Neri, sich zur Wehr zu setzen. Sie riss an ihren Fesseln und flehte die Nachtelfen vor sich an, sie vor diesem schrecklichen Tod, der ihr Opfer mit sich bringen würde, zu bewahren. Der einzige Gedanke, der sich jetzt in ihrem Kopf festsetzte, war der Wille zum Überleben. Neri dachte nicht über die Lichtmagie in ihren Adern nach oder den Dämon oder wie das alles zusammen hing. Jetzt ging es erst einmal ums Überleben. Neri hing an ihrem Leben und gleichzeitig spürte sie, dass dem Dämon in ihrem Inneren das egal zu sein schien. Was zählte war die Anerkennung seiner Existenz und die bekam er hier von dutzenden Nachtelfen. Ihre dunkle Seele labte sich darin und das machte Neriélle Angst. Ihr Dämon machte sich offenbar keine Gedanken um seine körperliche Hülle. Neri aber sah sich dem Flammentod gegenüber und das weckte ihre Gegenwehr, so ausweglos die Situation auch war. Sie konnte ihr Schicksal nicht schweigend und kampflos akzeptieren. „Ihr tragt die Zeichen der Finsternis in euch und wir sind in der Lage jene zu deuten!“ Neri starrte K'alil an und ihr wurde klar, dass es nichts nutzte, mit ihm zu reden. Er glaubte fest an das, was er sagte. Und ihr Dämon glaubte es auch. „Ihr seid wahnsinnig, das ist ein Unterschied!“, erwiderte Calhoun. Neri ließ die Elfen nicht aus den Augen und presste die Kiefer zusammen, weil die schmerzhafte Reibung an ihren Handgelenken unerträglich wurde. „Mehr davon, ja, gib sie uns!“ Xitras sprach zwar zu Calhoun, aber Neris Dämon fasste sie ins Auge und streckte sich nach ihr aus. "Das wird nicht funktionieren! Lasst uns gehen!", versuchte Neri trotz allem, die Elfen noch irgendwie von ihrem Vorhaben abzubringen. „Das Dunkel in euch will sich zeigen und ihr steht ihm im Weg. Es ist unsere Aufgabe dies zu beenden und in unserem Interesse- im Interesse unseres Volkes – es endlich zu vollenden! Ihr seid die Schlüssel zu unseren Gebeten. Faldor und Manthala gehen Hand in Hand in euch und werden vereint sein und zu einem neuen Dunkel vereint!“ Neri sah zu Calhoun an ihrer Seite, während die Worte von K'alil zu ihnen hinunter drangen. Da begann der Singsang der Elfen, der ihre Dunkelheit in Schwingung brachte. Neri schloss für einen Moment die Augen und kämpfte gegen das Dunkle an, das aus ihr heraus wollte und K'alils Worten Recht gab. Er wollte sich zeigen! Neri aber gab nicht nach und schloss den Dämon in sich ein. "Das ist Wahnsinn!", rief sie K'alil entgegen, während die Angst in ihren Gliedern kaum auszuhalten war. Sie fixierte die Nachtelfe, die plötzlich auf Calhouns Scheiterhaufen kletterte, und konnte doch nur hilflos zusehen. Als die Elfe aber das Messer zückte, griff eine kalte Hand nach Neris Herz. "Wartet! Nein!", schrie sie völlig hilflos über den beständigen zermahlmenden Gesang der anderen Nachtelfen hinweg. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, als Xitra das Messer an Calhouns Bauch ansetzte. Dass sie nur seine Kutte zerschnitt, war da nur ein kleiner Trost. Neri starrte auf die Runen, die mit roter Farbe auf die schwarze Haut des Elfen gemalt worden waren. Neri bezweifelte, dass es wirklich Farbe war, aber da war neben ihrem Überlebensinstinkt kein Platz mehr für weitere Gedanken. Als die Elfe dann sichtlich erregt Calhoun küsste, riss Neri an ihren Fesseln. "Lass' ihn in Ruhe!", fauchte sie Xitra entgegen. Dieses Mal war es weniger die Eifersucht als viel mehr die Angst um Calhoun. Die Elfe war genauso wahnsinnig wie alle anderen hier anwesenden Nachtelfen und Neri traute ihr inzwischen alles zu. Es hätte sie nicht gewundert, wenn die andere sich selbst jetzt noch an einer körperlichen Vereinigung versucht hätte. Calhoun erstickte ihre Annäherungsversuche jedoch im Keim, soweit es ihm möglich war. Neri fixierte die Elfe mit der blutenden Zunge, die aber offensichtlich überhaupt nicht abgeschreckt von Calhouns Wehren war. „Faldor’s Hunger nach Blut ist niemals gestillt! Befreien wir ihn endlich!“ Fassungslos musste sie dabei zusehen, wie mehrere Fackelträger vortraten. "Nein, tut das nicht!" Verzweifelt schrie Neri auf, als die Flammen an dem Holz leckten und es schließlich entzündeten. Die Shyanerin bäumte sich auf, um sich zu befreien. Auch Calhoun versuchte, sich zu befreien und Neri verfolgte diese Versuche mit aufgerissenen Augen. Wenn sie es nur könnte, würde sie auf der Stelle jede Fessel lösen. Ihr blieb aber nichts anderes übrig, als dabei zuzusehen, wie Calhouns Befreiungsversuche am Ende erfolglos blieben. Sein Rot traf auf ihr Gold und der Ausdruck seiner Augen ging ihr bis ins Mark. Sie erschauderte und sah ihn gequält an. Sie wussten beide, dass er es nicht schaffen würde. Neri befiel eine seltsame Gewissheit und damit ein bisher unbekannter Schmerz. Er würde sterben. Der Gedanke nahm ihr für einige Momente die Luft zum Atmen. Sie fühlte sich so machtlos und gleichzeitig konnte sie sein Schicksal nicht einfach so hinnehmen. Sie würde seinen Tod nicht akzeptieren können.

„Manthala! Göttin der Dunkelheit, sieh, was wir dir hier darbieten!“ K'alil stand bereits vor ihr und Neri drehte widerwillig den Kopf in seine Richtung. Ihr Kopf fühlte sich seltsam leer an, als wäre alles plötzlich unwichtig. Calhoun würde sterben. Als sie dann aber K'alils Hand an ihrer Kleidung spürte, zuckte sie zusammen und kehrte in die Situation zurück. Kühle strich über ihre Haut und sie spürte, ohne den Blick zu senken, dass sie nackt unter der Kutte war. Aber sie sah nicht an sich hinab. Sie wollte ihre Nacktheit und die Zeichnungen auf ihrem Oberkörper nicht sehen, die die Elfen bestimmt auch auf ihre Haut gemalt hatten. Das Abbild des Nachtelfen verschwamm vor ihren Augen, ohne dass Neri es bemerkte. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, aber sie merkte es kaum noch. Das Gefühl von Hilflosigkeit und Verzweiflung war stärker. Mit zusammen gepressten Lippen starrte sie K'alil an, weil sie befürchtete, dass er sie nun auch küssen würde. Sie wollte ihm drohen, ihn anschreien, aber letztendlich klang ihre Stimme brüchig. "Tut das nicht", flehte sie und ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Pitts Auftauchen hingegen bemerkte sie nicht. Zu erdrückend war der Tod, der die Hände bereits nach Calhoun ausstreckte. Und ihr gegenüber zeigte K'alil ebenso wenig Mitleid. „Siehe, Manthala, siehe wie Faldor dem Feuer übergeben wird und ihr gemeinsam aufsteigen könnt!“ Neri drehte den Kopf zu Calhoun und bemerkte erst jetzt ihre Tränen. Als sie blinzelte, rannen sie ihre Wangen hinunter und sie blinzelte immer wieder, um wenigstens Calhoun klar zu erkennen. Sie wollte ihn sehen. Das Feuer zu seinen Füßen blitzte in ihrem Augenwinkel auf, aber ihre Augen lagen auf seinem Gesicht. Sie sah ihn an und in ihren Augen spiegelte sich der gleiche Schmerz wie in seinen. Sie wollte nicht, dass es endete. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und sie schluchzte erneut auf, als die Flammen ihm näher kamen, um ihn zu verbrennen. Ihre Augen ließen ihn nicht los, während sie sich völlig hilflos fühlte. Sie wusste, dass sie nichts tun konnte, und das tat weh. Er würde sterben und sie würde dabei zusehen. Sie wollte ihm Halt geben. Sie war hier und sie sah ihn. Sie würde ihn nicht alleine gehen lassen. Sie wollte ihn nicht loslassen! Von irgendwoher grub sich Wut durch all ihren Schmerz. Sie fraß sich durch ihre Hilflosigkeit und wurde genährt von ihren Gefühlen für Calhoun. Die Wut wurde größer und Neris Augen nahmen einen dunklen Schimmer an, während sie da stand und Calhoun ansah. Sie sagten, sie wollen mir huldigen, aber sie vernichten mich! Vielleicht sah Calhoun, dass sich etwas in ihr regte. Neri hörte ihrem Dämon zu. Ich kann sie alle vernichten, wenn du mich lässt. Ich werde ihre Eingeweide herausreißen, sie ihnen in den Mund stopfen und sie daran erhängen! Sie hörte die kalte Stimme des Dämons und war nicht mal erschrocken über das, was er vorhatte. Sie spürte seine Wut, aber es war auch ihre Wut. Sie waren Eins. Wenn sie starb, starb auch er. Wenn er leben wollte, würde er sie vor dem Tod bewahren. Er würde Calhoun vor dem Tod bewahren. Lass mich fressen und ich hole uns hier alle heraus! Sie starrte den Dunkelelfen an und sah, wie auch er und sein Dämon um ihre Leben kämpften. Wenn sie nichts tat, würde er sterben. Jetzt und hier. Neriélle spürte, wie sich ihre Lichtmagie bemerkbar machte, aber das war nichts im Vergleich zu ihrer inneren Dunkelheit. Sie war schwach, ihre Magie. War sie schon immer gewesen. Für Neri war sie immer etwas gewesen, das sie nicht beherrschen konnte und das sie unzählige Rückschläge gekostet hatte. Die Dunkelheit jedoch war seit dem Ritual so stark, wie ihre Magie nie war und niemals mehr sein würde. Ihre Magie war nutzlos. Aber der Dämon war es nicht. Neriélle drehte den Kopf und sah zu K'alil, der ein unmissverständliches Kommando gab, woraufhin einer der Elfen mit einer Fackel an ihren Scheiterhaufen trat. Sie hörte Arunns Schreie und blickte an dem Elfen vorbei zu ihrem Bruder. Sie sah, wie er den bewusstlosen Pitt aufsammelte und spürte Mitleid und Sorge um beide. Sie würde es nicht ertragen, wenn sie wegen ihr starben. Sie brauchten ihre Hilfe ebenso wie Calhoun. Der Anblick war Zunder für ihre Wut. Aber da war kein Schmerz mehr auf ihrem Gesicht zu sehen. Ihre goldenen Augen fanden zurück zu K'alil und bohrten sich in sein Violett. Sie hatte entschieden. "Tu' es", sagte sie mit leiser, drohender Stimme. Aber sie redete nicht mit dem Elfen. "Hol' sie dir!", rief sie K'alil mit dunkler und unheilvoller Stimme entgegen und in ihrem Gold flammte es auf. Tu' was nötig ist und lass' sie bezahlen! Es war ihr egal, was ihr Dämon tat! Ob und wie er sie tötete. Wenn er Calhoun damit vor dem Tod und Arunn und Pitt vor weiterem Unheil bewahrte, dann war ihr jedes Mittel recht. Neri atmete tief aus und schloss in der Hitze der Flammen, die Calhoun gleich versengen würden, die Augen. Sie lehnte ihren Hinterkopf an den Pfahl, als würde sie resignieren, als würde sie aufgeben und ihr Schicksal annehmen. Aber sie würde nicht den Feuertod annehmen. Sie ließ die Mauern fallen und öffnete ihren Geist voll und ganz für den Dämon. Sie ließ ihn frei.

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Montag 9. Dezember 2024, 20:33

Alles Flehen, alles Betteln würde am Ende doch nur vergebens sein. Neri wusste das in dem Moment, da sie Calhoun in die Augen schaute und erkannte, dass er es nicht schaffen würde. Die Elfe hatte bisher noch für niemanden derart empfunden. Sie wusste, dass ihre Gefühle nicht nur aus dem Dunkel in ihr geboren worden waren. Die Anziehung entstand dadurch, aber es hatte sich bereits etwas daneben entwickelt. Nun würde sie nie herausfinden, ob es auch ohne ihre finsteren Seelenteile Bestand haben würde. Calhoun’s Schicksal war besiegelt. Neri’s Verzweiflung konnte weder Xitra noch K’alil erweichen. In ihrem Fanatismus verrannten sie sich und sogar Mord war keine große Sache für sie. Dass sie zwei Elfen das Leben nahmen, erschreckte keinen von beiden. Auch die restliche Anhängerschaft rührte sich nicht bei Neri’s Flehen. Einzig Arunn saß in seinem Käfig, mit Tränen in den Augen und starrte zu ihnen hoch. Er konnte nichts tun, so sehr er auch an den Stäben rüttelte. Was würde aus ihm werden, wenn sich nur noch ein einzelner Rauchfaden in die Luft erstreckte und sich schließlich ebenfalls in Luft auflöste? Wenn ihre Körper bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und ohne Leben wären? Würde man ihn einfach töten? Verwendung hatten sie für ihn wohl nicht mehr… Aber Neri war nicht in der Lage sich um jedes Detail Gedanken zu machen. Sie kämpfte um das nackte Überleben und das von Calhoun. Während die Nachtelfen sich in ihrem Wahn von einem vereinten Gott ergossen, wandte Neriélle den Blick wieder zu Calhoun. Die Flammen hatten sich schnell durch das gestapelte Holz gefressen. Es leckte bereits über den Rand des Plateaus, auf dem er stand. Sein innerer Dämon wollte sich befreien und doch kehrte immer wieder Calhoun’s Gestalt zurück. Kämpfte der Dämon nun um die Vorherrschaft oder Calhoun darum, dass er herauskam? Es ließ sich nicht sagen, doch der Anblick schmerzte Neri bis tief in ihre Seele. Bisher war der Dunkelelf immer Herr der Lage gewesen. Er hatte sich in all den Jahren niemals unterkriegen lassen, hatte weitergekämpft und die Hoffnung gehegt, eines Tages frei von jeglichem Einfluss zu sein. Nun würde er hier sein Ende finden und Neri wusste nicht zu ergründen, was das für sie bedeuten würde. Sie wusste nur eines: Sie würde seinen Tod nicht verwinden können. Viel zu sehr hatte sie sich in diese ‚Sache‘ reingehängt, hatte all ihren Mut zusammengenommen, hatte es gewagt Gefühle zu haben. Wofür? Um die Früchte ihrer Bemühungen jetzt brennen zu sehen?

Xitra war bereits zurückgekehrt in den Kreis der Anhänger und sang lauthals mit, während sich die Flammen von Calhouns Grab in ihren Augen spiegelten. Sie sah im höchsten Maße zufrieden aus mit der Entwicklung, während der Dunkle weiter um sein Leben kämpfte. Immer wieder leckten nur die Flammen auch in Richtung seiner Beine. Er versuchte noch auszuweichen, doch irgendwann bekamen sie ihn zu fassen. Ein Schrei gellte durch den Singsang der Nachtelfen. Neri aber kehrte in ihr Innerstes zurück. Sie wurde ruhiger, bedrohlicher. Sie baute sämtliche Mauern um den Dämon herum ab, öffnete ihm Fenster, Türen und ganze Tore. Tu‘ es! zischte sie drohend hervor und K’alil blickte sie für einen Moment fragend an. Er hätte nicht erwartet, dass sie aufgab. Aber es machte ihm das hier bedeutend leichter. Er mochte es nicht, wenn sie schrien. "Hol' sie dir!", schrie Neri mit dunkler Stimme. Der Nachtelf mit den violetten Augen zuckte bei ihrer Ausstrahlung. Er suchte in dem Gold nach einer Trotzreaktion, nach Angst oder Trauer. Aber er fand in Neri’s Gold nichts weiter als Entschlossenheit. Dann floss dickflüssiges Schwarz in die goldenen Augen der Elfe und schwemmte das Licht aus ihrer Seele. Neri ließ los und spürte, wie der Dämon in ihr sich ausbreitete, sich in ihrem Körper ergoss, ihre Nerven, ihr Blut, ihre Gefäße und Organe anfüllte mit dieser dunklen Substanz und darüber hinaus aus jeder Pore quoll. Sie wurde gänzlich davon ausgefüllt und schließlich erlosch das zarte Flämmchen der Lichtmagie gänzlich. Wie eine ausgepustete Kerze lag das magische Potenzial brach, bevor es in Dunkelheit ertrank.
K’alil strauchelte. Er hatte nicht kommen sehen, dass das passierte. Aber das hatte er auch nicht wissen können. Keiner von ihnen. Neri aber wusste genau, was sie tat, was der Dämon in ihr tat. Sie bekam alles ganz genau mit und doch konnte sie darüber weder Mitgefühl oder Ekel empfinden. Sie spürte Genugtuung, Häme und Spott. Überlegenheit ergoss sich in sämtliche Winkel ihres Seins. Sie fühlte sich mächtig, stark und unsterblich. Die Fesseln, die eben noch an ihr schmerzhaft gerieben haben, waren nur noch Spielzeug. Sie rissen entzwei, bereits mit dem Gedanken daran. Dann die Fußfesseln. Das Feuer war bereits hoch, doch noch erreichte es sie nicht. Sie konnte einen Schritt gehen, als ihr Arm ungewöhnlich schnell und präzise zupackte. K’alil war nicht schnell genug. Er wollte vom Scheiterhaufen springen, doch Neri hielt ihn fest. Erschrocken, mit aufgerissenen Augen starrte er sie an. Entsetzen machte sich mit einem Mal in der Menge breit. Dann fiel K’alil vom Plateau rücklings hinab, schlug an die Seite und sofort entzündete sich seine Kutte am Feuer, das für Neri bestimmt gewesen war. Neri aber sah in ihrer Hand sein Herz. Es tropfte ihr von den Fingern und schließlich war dies der Auslöser für eine Massenpanik. Schreie wurden laut, der Singsang ebbte ab, bis er gänzlich erlosch. Die Mitglieder unter ihren Kutten begannen wild durcheinander zu schreien, zu laufen und sich in Sicherheit bringen zu wollen. Arunn starrte völlig regungslos zu Neriélle, die dort im Feuerschein, das Herz des Elfen in der Hand halbnackt und schwarz triefend dastand und keinerlei Gefühlsregung zu zeigen schien. Doch Neri spürte etwas. Vorfreude. Vorfreude auf das, was nun folgte. Mit Leichtigkeit, die ihre eigene noch mal überstieg, sprang sie vom Scheiterhaufen und der Dämon legte jetzt erst richtig los.

Er packte die Fliehenden, riss ihnen mühelos Kehlen, Rückgrat oder Herzen heraus. Er riss ihnen sogar die Köpfe von den Schultern, als wären sie aus Pergament gebaut. Nichts davon kostete ihn Anstrengung. Er lechzte danach und mit jedem Tropfen Blut, das er vergoss, wurde er kreativer. Er machte sein Versprechen wahr: Er riss Kehlen heraus, um andere mit ihnen zu erdrosseln. Er schnitt mit scharfen Krallen, die Neri als Schatten wahrnehmen konnte, durch elfisches Fleisch. Manchmal trennte er die Füße von den Beinen, damit sie noch im Laufen fielen. Er lachte hämisch und beugte sich dann über sie. Der Dämon in ihrem Innern besaß die Kontrolle. Was Neri dabei fühlte, wusste wohl nur sie, aber der Einfluss des Dunklen war immens. Berauschend, mochte man sagen. Er fegte über den Platz des Geschehens, ließ niemanden leben. Er wirbelte wie ein unheilvoller Tänzer über das blutige Parkett und schnappte sich eine Maske der Dunkelheit, nach der anderen. Er stapelte die Leichen, es war ein wahrer Blutrausch. Am Ende, als Neri besudelt mit Blut auf Leichenteilen stand, war nur noch Xitra übrig. Die Elfe hatte einen vollkommen entsetzten Gesichtsausdruck. Dass jemand noch wahnsinniger als sie sein würde, machte der Elfe offenbar Angst. Sie atmete schnell, doch hatte sie ihre Waffen gehoben. Sie würde nicht so einfach sterben! Es blieb Neri’s Wahl, wie sie der Elfe ein Ende bereiten wollte. Der Dämon hatte ihr gezeigt, zu was sie gemeinsam fähig waren, jetzt, da er von der Leine war. In ihrem Verstand hatten sich die Bilder eingebrannt. Sie wusste, was sie tun musste und er war bereit diese letzte Anhängerin mit ihr gemeinsam zu vernichten.
Ganz gleich, was Neri mit der Elfe tat oder auch nicht tat, am Ende stand sie vor dem Scheiterhaufen und blickte auf Calhoun. Der Dämon hatte jeden getötet, sich einzig darauf konzentriert. Er war wie besinnungslos gewesen, hatte sich ergötzt an den Schreien der Elfen. Aber am Ende hatte er Calhoun nicht gerettet. Das Feuer loderte noch und fraß sich durch den Körper des Elfen, der regungslos in seiner letzten Fessel hing. Arunn in seinem Käfig hatte die Augen weit aufgerissen und starrte vollkommen geschockt und entsetzt, leichenblass auf die unzähligen Toten, zu Neri’s Füßen. In seinen großen Händen hielt er immer noch Pitt, wie zum Schutz an sich gedrückt. Stille kehrte ein. Grabesstille, die nur vom gelegentlichen Knacken des langsam ausbrennenden Feuers durchbrochen wurde. Sein Teil war nicht stark genug. Wir brauchen ihn nicht mehr., zischelte das Dunkel lautstark in ihrem Bewusstsein. Wir sind stark genug, wir …. er stockte plötzlich. Neri konnte fühlen, wie sich etwas änderte. Mit einem Mal begann der Dämon in ihr laut zu schreien, zu kreischen. Dann zog er sich aus ihr zurück, gab sie wieder frei. Er hatte seine Kraft offenbar überschätzt. Er hatte sich verausgabt und würde nun eine Weile brauchen, um neu zu erstarken. Neri konnte fühlen, wie er kleiner wurde, der Einfluss. Am Ende aber war sie allein und eine kalte Brise stieg auf.
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Montag 9. Dezember 2024, 22:58

Es zerriss Neri förmlich das Herz, Calhoun beim vermeintlichen Tod zuzusehen. Es machte ihr Angst und das auf einer anderen Ebene als etwa die Furcht vor Gefahren wie dem vom Ritualmagier beschworenen Dämon. Sie hatte Angst um sein Leben. Sie hatte Angst um ihn! Calhoun hatte ihr zur Seite gestanden und sie mehr als einmal gerettet. Dieses eine Mal würde sie ihn retten. Sie hatte die Macht dazu und sie entließ sie, um den Dunklen vor dem Tod zu bewahren. Sie gab dem Drängen ihres Dämons nach, um Calhoun, Arunn, Pitt und sich selbst zu retten. Sie wusste nicht, was genau sie erwartete, aber es war ihr in diesem Moment egal. Sie tat buchstäblich alles, um Calhoun zu retten. Neri spürte, wie die Dunkelheit ihren Körper flutete, als er zum ersten Mal in ihrem Leben vollen Besitz von ihr ergriff. Sie ließ es zu, mehr noch, sie lud den dämonischen Teil dazu ein, jetzt die Kontrolle zu übernehmen. Neri schnappte nach Luft, als die dunkle Substanz ohne Zögern diese Einladung annahm, auf die sie schon so lange wartete. Sie spürte sie bis in ihre Organe, Nerven und Gefäße hinein, spürte sie in jedem Teil ihres Seins. Die Dunkelheit flutete ihren gesamten Körper und nahm ihn mit einer neuen Intensität für sich ein. Neri spürte seine Macht, seine Stärke und seine Überlegenheit, die sich wie eine zweite Haut anfühlte. Der Dämon gab ihr die Mittel zum Zweck - oder sie ihm. Er gab ihr die Stärke, um sich endlich von ihren Fesseln zu lösen. Mit nunmehr dunklen Augen fixierte die dämonische Neriélle K'alil und grinste ihn hämisch an. Sie war mächtig! Ihr Dämon war mächtig und er würde sie alle hier herausbringen. Sie setzte all ihr Vertrauen und ihren ganzen Willen in den dunklen Teil ihrer Seele. Sie überließ ihm die Kontrolle und spürte pure Überlegenheit, als sie einen Schritt auf K'alil zumachte und ihr seine Angst entgegen schlug. Sie spürte, wie sich ihre Beine in Bewegung setzten und ihre Hand ruckartig nach vorne schoss. Es war ihr Körper, der auf den Willen des Dämons reagierte. Sie wusste, dass sie beide hiermit ein Exempel statuierten und voller Genugtuung war sie völlig einverstanden mit dem, was der Dämon zu tun gedachte. Während K'alils Körper vom Scheiterhaufen fiel und Feuer fing, senkten sich Neris dunkle Augen auf sein Herz in ihrer Hand. Sie spürte die Wärme des Organs und das Blut, das ihre Hand hinab tropfte. Als sie den Kopf hob, grinste sie wahrlich dämonisch und betrachtete die Nachtelfen, die in Panik ausbrachen, von ihrem Podest aus, das sie für sie errichtet hatten. Ihre Schreie klangen lieblich in ihren Ohren und forderten sie geradezu heraus. Sie sprang vom Scheiterhaufen und spürte, wie sich der Dämon förmlich die Finger nach den Elfen leckte, die nun nicht schnell genug fliehen konnten. Neriélle aber war schneller. Der Dämon jagte ihnen nach, schnappte einen nach den anderen und bereitete jeden von ihnen einen qualvollen und immer mal wieder kreativen Tod. Neri hieß die dunkle Grausamkeit in diesem Moment gut. Es tat gut, diese Macht zu haben und es tat gut, diese Nachtelfen für ihr Vorhaben büßen zu lassen. Neris Lachen ertönte dann und wann unheilvoll, wenn sie die Erkenntnis in den Augen ihrer Opfer sah, dass sie ihr nicht entkommen konnten. Der Anblick war alles andere als schön. Neriélle hinterließ eine Spur aus Blut, Grausamkeit, Schmerz und Tod. Sie war wie berauscht von dem Dämon und konnte das Ganze nicht mehr getrennt von ihm wahrnehmen. Sie nahm nur noch seine Gefühle wahr und führte seine Intentionen aus. Sie hinterfragte nichts. Nicht in diesem Moment. In diesem Moment stellte sie ihren Körper zur Verfügung, um das Unheil auf die Elfen freizulassen. Sie fühlte kein Mitleid, kein Ekel und keine Reue. Sie stand inmitten von zahlreichen Leichen und fixierte ihr nächstes und letztes Opfer. "Xitra." Ihre Stimme klang dunkel und triefte vor Mordlust. Sie sah die Elfe mit ihren erhobenen Waffen, aber sie machte ihr keine Angst mehr. Neri fühlte sich auch ihr überlegen und man sah es ihr deutlich an ihrem Grinsen an. Xitra würde sterben wie der Rest ihrer Brut. Mehr Worte richtete sie nicht an die Elfe. Sie wollte ihr diese Genugtuung nicht geben. Sie wollte die Stimme der Nachtelfe nie wieder hören und ihr keinen Raum für ihre weitere Existenz geben. Mit einer bizarren Eleganz schritt Neri über leblose Körper hinweg, bis sie vor der Elfe stand, den dunklen Blick unablässig in dem Gesicht der Elfe ruhend. Als diese eine Waffe in ihre Richtung hob, wich Neri ihr mit einer unnatürlichen Schnelligkeit aus, packte ihren Arm und riss ihr diesen vom Körper, als wäre nichts dabei. Dann packte sie mit der anderen Hand ihren verbliebenen Arm, hielt sie an Ort und Stelle und kam ihr mit ihrem Gesicht nahe. Sehr nahe. Sie grinste sie breit und unheilvoll an. Der Dämon labte sich einen Moment auch an ihrem Schmerz. Dann aber riss sie auch ihr das Herz heraus und zerquetschte es, während das Leben aus den Augen der Nachtelfe wich. Noch während die tote Elfe zu Boden fiel, wandte sich Neriélle ab.

Stille legte sich über den schaurigen Ort. Neris letztes Opfer war tot. Da waren nur noch Pitt, Arunn und Calhoun. Die Elfe spürte, wie die Dunkelheit in ihr unablässig waberte. Der Dämon war zufrieden und sie war es für den Moment auch. Alle waren tot. Sie waren frei. Der Dämon labte sich an all dem Leid, das in der Luft lag, und Neris Körper und Geist befreiten sich langsam von dem Blutrausch, als würde sie wieder selbst Herrin über ihren Körper werden. Während sich ihr zuvor nichts und niemand in den Weg stellen konnte, sie jedes Hindernis einfach getötet hatte, erstarrte sie nun, als ihr Blick beim Herumdrehen auf den Scheiterhaufen fiel. Sie hatte erwartet, Calhoun dort noch immer stehen zu sehen. Den unnachgiebigen Dunkelelfen mit seiner tiefen Stimme, stur wie ein Esel, und derjenige, der ihr seit ihrem Aufeinandertreffen nicht von der Seite wich, außer wenn sie ihn verletzt und kopflos dazu aufforderte. Calhoun mit den roten Augen, die bis in ihr Innerstes sehen konnten und der sich schon lange ohne große Worte in ihr Herz geschlichen hatte. Aber er stand nicht dort. Während sie der Mordlust des Dämons nachgegeben hatte, hatten sich die Flammen unnachgiebig in das Holz und in seinen Körper gefressen. Fassungslos starrte sie auf den Körper des Dunklen. "Calhoun!" Es war der Name des Elfen, den sie nach dem Massaker als Erstes in die Stille hinein schrie. Ihre Stimme klang, als hätte man der eben noch unantastbaren Elfe ein Messer ins Herz gerammt. So fühlte es sich auch für Neri an. "Neiiiiiin!" Ihr Aufschreien klang verzweifelt und fassungslos, während sie den restlichen Abstand zum Scheiterhaufen stolpernd überwand, um hilflos davor zu verharren. Die Flammen loderten noch immer um den Körper des Dunklen, aber er bewegte sich nicht. Er war tot. Tränen schossen ihr in die Augen und sie konnte es nicht verstehen. "Aber..", setzte sie an und schluchzte herzzerreißend. "Du solltest ihn retten!", schrie Neri in die Stille hinein und wirkte vermutlich noch wahnsinniger als ohnehin schon nach ihrem schaurigen Spektakel, das sie eben vollführt hatte. Sein Teil war nicht stark genug. Wir brauchen ihn nicht mehr. Die Stimme des Dämons klang mit einem Mal unheimlich laut in ihrem Kopf. Zuvor war sie wie im Rausch gewesen, besessen von ihrem Dämon. Neri wusste, was sie getan hatten, aber ihrem Inneren würde es wohl erst noch klar werden müssen, dass sie genauso Täterin war wie er. Jetzt aber starrte Neri auf Calhouns Leiche, deren Anblick von einem Tränenmeer ertränkt wurde, während sie vor ihrem inneren Auge Calhouns noch lebende Gestalt vor sich sah, gefesselt an diesen Scheiterhaufen und die Gewissheit im Blick, dass er sterben würde. Neriélle verlor sich in der Erinnerung seines letzten Blicks und in dem Leid, das sein Tod in ihr auslöste. "Ich brauche ihn!", antwortete sie in einem Schrei, in dem sich all ihre Verzweiflung spiegelte. Wir sind stark genug, wir …. Sie spürte, wie die Dunkelheit aufschrie. Das Kreischen des Dämons ging ihr durch Mark und Bein und so befreiend sich der Blutrausch auch angefühlt hatte, fühlte sie jetzt erst wieder, wie befreiend es war, nicht mehr unter dem Einfluss des Dämons zu stehen. Er gab sie frei, wie sie ihn freigegeben hatte. Für ein Gemetzel, für dutzende Opfer, für.. Nichts. Neri schrie und sie weinte. Sie hielt keine Gefühle mehr zurück. Sie versuchte nicht mehr, irgendjemanden etwas vorzumachen - am wenigsten sich selbst. Sie ließ ihre Trauer, ihre Verzweiflung und ihre Wut über sich selbst hinaus. "Du darfst nicht sterben!", schrie sie Calhoun vorwurfsvoll und wütend an den Kopf und ignorierte, dass er das schon längst getan hatte, während sie.. ein Massaker angerichtet hatte. Sie hatte dutzende, fremde Elfen auf grausame Weise getötet, anstatt bei Calhoun zu bleiben und ihn zu befreien. "Was habe ich getan." Ihr Schluchzen und Weinen erfüllte den Raum, während sie mit einem Mal und entgegen aller Vernunft versuchte, Calhouns Körper zu erreichen. Sie ignorierte die Flammen, bis ihre Hitze auf ihrer Haut wirklich nicht mehr zu ertragen war. Erst dann zog sie ihre Hände zurück, um gleich darauf einen neuen Versuch zu wagen, Calhoun zu erreichen. Er war nicht tot. Er durfte nicht tot sein. Neri verbat sich den Gedanken und kämpfte darum, ihn in die Arme zu nehmen, so irrational und ausweglos das auch gerade für Außenstehende sein mochte.

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Dienstag 10. Dezember 2024, 15:06

Es gab verschiedene Arten von Dunkelheit. Die Abwesenheit von Licht, die Abwesenheit von Liebe, die Abwesenheit von Gefühlen. Es gab das Böse, das man mit Dunkelheit assoziierte. Es gab das ‚Schwarz einer Seele‘. Alles was Angst machte, geschah im Dunkeln, wenn die Schatten nach einem griffen. Der Verstand war in der Lage sich so einige Spukgestalten einzubilden. Und erst wenn das Licht kam, ging es einem wieder gut. Neri wusste, dass sie ihr Licht aufgab, wenn sie dem Dämon die Führung überließ. Und doch war die Verzweiflung so groß, die Angst so immens, dass sie keinen anderen Ausweg sehen konnte. Ihr Licht erlosch und die Schatten hatten freies Spiel. Was der Dämon mit ihren Händen anrichtete, kümmerte Neriélle in diesen Augenblicken nicht. Länger dauerte das Spiel nicht, denn der Dämon war stark, hungrig und pflanzte diesen Hunger in ihr Herz. Sie grinste diabolisch, war einverstanden mit der Grausamkeit. Es war ihr neuer Weg und sie fühlte sich mächtig. Niemand würde ihr entkommen und sie würde ein Exempel statuieren an allen, die sie noch einmal anrühren wollten. Xitra wurde nicht verschont. Die Elfe hatte sich wehrhaft geben wollen, aber Neri war zu schnell, zu kompromisslos. Sie hatte keine Chance, weil Neriélle es so wollte. Als der leblose Körper zur Seite kippte, die Augen der Nachtelfe vor Entsetzen weit aufgerissen waren, da zerquetschte Neri ihr Herz, ohne mit der Wimper zu zucken. Und es gefiel ihr. Sie konnte längst nicht unterscheiden, ob es ihre eigenen Gefühle oder die des Dämons waren. Sie waren eins. Das war sie.
Und es waren ihre Augen, die dunkel und unheilvoll auf den Scheiterhaufen starrten. Und die erkennen mussten, dass sie das Wesentliche aus dem Blick verloren hatte. Dass der Dämon sich um seine Gelüste gekümmert hatte, anstatt zuerst zu retten. Neri konnte das Bild nicht sofort verarbeiten. Die grausame Erkenntnis, dass sie zu spät war. Dass das, was dort einseitig am Stamm hing, tatsächlich … Calhoun war. Er war kaum wiederzuerkennen. Das Feuer hatte sich durch seinen Körper gefressen, hatte alles, was leicht brennbar war, zuerst vertilgt. Es war hungrig gewesen… wie ihr Dämon. Sie rief nach ihm, als würde das etwas ändern können. Als wäre die Macht des Dämons dazu imstande. Er antwortete nicht. Der Dunkelelf hatte es nicht geschafft und sich nicht, wie üblich, mit einem letzten Kniff befreien können. Er hätte dieses Mal Hilfe gebraucht – ihre Hilfe. Nach dem ersten Schock folgte die Wut. Neri spürte, wie sie ihren Dämon dafür verantwortlich machte und sich zu separieren begann. Aber hatte sie nicht eben noch mit ihm gemeinsam gekämpft? Hatten sie nicht Hand in Hand lachend dem Kult ein Ende bereitet? Ich brauche ihn!“, schrie sie ihren Schmerz über den Verlust hinaus. Der Dämon brauchte Calhoun nicht, aber was war mit ihr? Was war mit ihrem Herzen? Bevor der Dämon allerdings klarmachen konnte, dass Neri sich falscher Tatsachen annahm, da verlor sich seine Präsenz in ihr. Seine Kraft war erst frisch erwacht, er hatte sich verausgabt und trug nun die Konsequenz daraus. Er wirkte überrascht darüber und auch Neri fühlte sich nun ausgelaugt. Aber das lag gewiss nicht nur an dem Dämon.

Das kalte Entsetzen griff nach ihrem verlassenen Herzen. Er hatte es im Blick gehabt. Er hatte es gewusst. Er hatte seinen Dämon nicht freigelassen, um sich zu retten. Wieso? "Du darfst nicht sterben!" Klagte sie den toten Elfen an. Es war herzzerreißend, sprach doch so viel Leid aus ihr. Arunn beobachtete Neri von seinem Käfig aus. Tränen perlten unablässig von seinen Wangen und benetzten das Ottsel, das sich nicht mehr regte. „Neri…“, hauchte er tonlos und presste die Lippen zusammen. Er wollte zu ihr, wollte sie halten, aber er war wie erstarrt. Was hier geschehen war, war nicht zu verstehen. Und auch er hatte jemanden verloren… wenn nicht sogar mehr.
In einer verzweifelten Übersprungshandlung kletterte Neri durch das heiße und morsche Holz hinauf zum Elfen. Sie wollte ihn jetzt retten. Sie war nicht zu spät, sondern wollte es jetzt tun! Jetzt! Immer wieder griff sie nach dem Körper des Dunklen, verbrannte sich an Fingern und Armen und musste irgendwann einsehen, dass sie nichts tun konnte. Er ließ sich nicht anfassen, ließ sich nicht bewegen. Er war zu schwer in ihrem Zustand. Und dort, wo sie ihn anfasste, zerfiel er vor ihren Augen zu Staub. „Neri!“, versuchte Arunn sie zu erreichen, weil sie in den noch züngelnden Flammen hockte und zu merken, was sie sich da antat. Nun kam Bewegung in Arunn. Er zog einen der Wächter heran, ächzte unter der Anstrengung und fingerte sich die Schlüssel zu seinem Käfig heraus. Sie waren blutbesprenkelt und er verzog das Gesicht. Sobald er seinen Käfig aufgeschlossen hatte, kam er stolpernd heraus und musste sich erstmal strecken, bevor er seine Beine benutzen konnte. Dann aber verlor er keine Zeit mehr. Er hatte Pitt behutsam abgelegt, und eilte nun zu Neriélle. Energisch und ebenfalls kompromisslos, packte er die Elfe am Arm und riss sie regelrecht vom Scheiterhaufen, bevor auch sie noch vollkommen unkenntlich verbrannte. Er zog sie in seine Arme, taumelte und fiel rücklings zu Boden. Es schmatzte durch die ganzen Flüssigkeiten, die sich nach Neri’s Feuerwerk verteilt hatten. Er hielt sie fest, drückte sie. „Neri! Er ist tot…“, raunte er behutsam an ihrem Ohr. „Du kannst nichts tun…“, murmelte er. Er wollte ihr nicht auch noch wehtun. Er wollte sie behüten vor diesem Schmerz und sie an sich drücken, damit sie spürte, sie war nicht allein. „Man kann nicht immer gewinnen…“, murmelte er leise und ebenso voller Schmerz in seiner Stimme. Und während Arunn Neri auf sich hielt, auch wenn sie sich wehrte, kam eine weitere Art von Dunkelheit auf…

…Es waberten schwarze Schwaden über den blutgetränkten Boden und verhüllten die grausamen Zeugnisse von Neri’s Taten. Sie wurden verborgen unter einer Schicht aus purer Finsternis. Erst der Boden, dann die Wege, die Häuser, die Scheiterhaufen. Einzig Arunn und Neri konnten einander noch sehen. Und den Scheiterhaufen, den Calhoun nicht überlebt hatte. Arunn ließ Neri erstaunt los und richtete sich auf, sobald sie ihm die Chance dazu gab. Er starrte auf den Boden, kam sogar auf die Füße, als könnte er sich davor retten. „Was geht hier vor?“, fragte er und seine Stimme klang seltsam hohl. Auch Neri’s Stimme, so sie denn etwas sagte, klang eigenartig fremd. Die Dunkelheit schluckte die Töne und selbst die Höhlendecke über ihnen war verschluckt worden. Nichts als Dunkelheit um sie herum. Danach kamen Nebelschwaden. Sie züngelten am Boden entlang, durchtränkten die Schwärze mit silbrigen Fäden. Auf ihre Art und Weise wunderschön, wenngleich gespenstisch. Arunn wich Neri nicht von der Seite. Er stützte sie sogar, falls sie es brauchen würde, weil der Schmerz zu groß war, der Dämon zu stark gewütet hatte. „Was passiert hier?“, japste Arunn abermals und starrte auf das Geschehen.
Die Nebelschwaden wurden dichter und dichter und sammelten sich schließlich an einer Stelle. Dann türmten sie sich auf, verwoben sich ineinander, formten eine Gestalt. Kurvenreich bildete sich aus dem Nebel der Nacht eine wundervolle Frauengestalt, die immer mehr und mehr sichtbar wurde. Sie trug ein silberfarbenes, hautenges Kleid aus flüssigem Silber. Ihre Haut schimmerte, wie schwarzer Onyx und die Haare waren weiß wie das Licht des Mondes höchstselbst. Die Nebelschwaden flossen beständig in sie hinein und aus ihr heraus und auf ihrem Kopf trug die Schönheit eine Krone. Sie zeigte sämtliche Mondphasen und schien aus Nebel zu bestehen. Ihre Augen waren leuchtend Weiß, wie Sterne und die Lippen dunkelblau, wie die tiefste, sternenklare Nacht. Sie blickte direkt auf den toten Calhoun, ehe sie ihren Blick auf Neri und Arunn ausrichtete. „Das ist inakzeptabel“, erklang ihre Stimme und hallte trotz der Schwärze um sie herum glasklar zu ihnen herüber. „Das… das… ist Manthala….“, japste Arunn und krallte sich an Neri fest, statt sie zu stützen. Die Sternenaugen erfassten Neriélle. Jene konnte erkennen, dass die Augen der Göttin nur so leuchteten, weil in ihnen unzählige Sternenbilder funkelten. Es war… magisch.

Die Silhouette der Göttin bewegte sich anmutig und in fließender Schönheit auf Neri und Arunn zu. Ihr Kleid aus flüssigem Silber floss hinter ihr her, vermischte sich mit dem Dunkel der Nacht und jeder Schritt ließ die Dunkelheit zu ihren Füßen Wellen schlagen. „Das darf so nicht sein!“, gebot die Göttin und hielt inne. Auch Neri spürte eine Kälte aufkommen. Plötzlich sah sie neben der Göttin eine weitere Gestalt. Kutte, Sense und ein breites, knöchernes Grinsen im Gesicht. Er lehnte sich auf seine Sense und schaute dann überrascht auf die Göttin, die Elfe und den Menschen. Dann ächzte er schwerfällig und kniff sich mit seinen Knochenfingern in die nichtvorhandene Nasenwurzel. „Manthala, ich bitte dich! Das hier ist meine Domäne und der Junge sollte Ruhe finden!“, sagte er, die Hand nach Calhoun ausstreckend. „Soll er denn zum Plagegeist werden, so wie er gestorben ist?“, fragte er die Göttin. Manthala aber engte die wundervollen Augen. „Er ist einen Handel mit mir eingegangen!“, behauptete sie.
Der Tod klappte seinen Mund zu und schaute von Manthala zum toten Calhoun und zurück. „Was?“, hakte er nach und ächzte noch mal. „Wieso sind diese Dinge in letzter Zeit ständig so kompliziert?!“, wollte er etwas schnippisch wissen und seufzte. Er blickte zu Neriélle. „Und du? Was soll das werden, wirst du jetzt auf ewig mordend durch die Welt ziehen, Kind? Wenn du das“, er machte eine Geste, damit sie wusste, dass er all die Toten meinte, die sie zu verantworten hatte, „nicht lässt, muss ich noch einen Gehilfen ausbilden und ich sage dir, das ist nervenaufreibender, als man denken möchte!“, beschwerte er sich im Anflug von Plauderei. Manthala hob eine silberne Augenbraue. Sie fegte elegant ihr Haar beiseite, sodass einige Sterne hinausfielen und in der Dunkelheit am Boden untergingen. „Konzentrier dich, Tod! Der Elf ging einen Handel mit mir ein. Sein Leben, für das einer anderen, aber er soll vorher noch etwas für mich tun!“, bemerkte sie. Gevatter Tod nickte und es knackte in seinem Nacken dabei. „Das ist ein Problem.“, gestand er ein.
Offenbar waren göttliche Pakte nicht ganz unproblematisch, wenn sie nicht erfüllt wurden.
Manthala streckte einen dünnen Arm nach Calhoun aus und zeigte mit perfekt lackierten Nägeln auf ihn. „Los, sag es ihr!“, verlangte sie herrisch. Gevatter Tod hob beschwichtigend die Hände. „Ich kann sie bitten, Manthala. Fordere nie das Leben heraus, solltest du nicht vergessen haben!“, bemerkte er etwas spitz, dann schloss die Göttin ihre Lippen und hielt sich dezent zurück. Tod aber senkte sein Haupt, dass es knirschte und klopfte mit seiner Sense auf den Boden. Es war unnatürlich laut. Aus der alles verschluckenden Dunkelheit aber hüpfte etwas auf sie zu. Ein… Licht. Es wurde größer und größer und wurde bald als Laterne identifiziert. Sofort erwärmte sich dieser aus Dunkelheit geschaffene Raum etwas. „ahhh… Ist das Leben nicht wunderschön?“, bemerkte Tod und hätte sicher gelächelt, sofern er gekonnt hätte. Das Leben aber stand als wunderschöne, kleine Lichtgestalt da. Sie trug eine Laterne und kam einem Kind sehr nahe. Ein Kleid aus Licht, eine Gestalt aus Licht, alles war rein und hell. „Bitte, Leben… Manthala ging einen Handel mit diesem Geschöpf ein und er kam noch nicht dazu, es zu beenden. Würdest du so freundlich sein, und seine Sanduhr auffüllen?“, fragte er höflich und das Leben sah zu Calhoun. Dann aber traf der Blick Neriélle. Es lächelte ihr zu… und nickte. Dann verschwand das Lichtkind und auch Tod nickte. „Nun… dann wäre das geklärt, nicht wahr? Auf mich warten andere Verpflichtungen“ er sah zurück zu Neri. „Ich werde dann aufräumen müssen, nicht?“, bemerkte er etwas spitz in ihre Richtung, bevor auch die Kälte verschwand. Zurück blieb Manthala. Die Göttin der Diebe und der Nacht betrachtete Neriélle einen Moment. „Halte ihn nicht ab von seinem Auftrag, Kind. Sonst muss ich einschreiten!“, warnte sie sie und löste sich in ihrer eigenen Dunkelheit auf. Dann kehrte das Nachtelfenreich zurück und sie standen wieder in all den Toten. Alles war wieder da, Gerüche, Gefühle, und… Calhoun. Dort stand er unweit ihrer eigenen Position, unversehrt und lebendig, als wäre das alles nur ein schrecklicher Albtraum.
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 11. Dezember 2024, 20:45

Neriélle hatte dem Dämon die Kontrolle überlassen, sie hatte die Macht genossen und das Gefühl von Überlegenheit hallte auch jetzt noch in ihrem Inneren nach. Sie hatte es nur getan, um Calhoun zu retten, aber dafür kam sie zu spät. Der Anblick seiner entstellten Leiche brannte sich ihr ein. Er war ganz sicher tot, aber es war unbegreiflich für Neri. Die Reue darüber, dass sie ihn hatte retten können, zuerst aber dieses mordende Monster gewesen war, was sie letztendlich auch von ihrem Vorhaben abgehalten hatte, wog schwer. Viel zu schwer. Sie wollte es rückgängig machen, sie wollte es wieder gut machen. Sie konnte den Tod des Elfen einfach nicht akzeptieren. Neri griff nach ihm, durch die Flammen hindurch, zog die Hände schreiend zurück, wenn die Hitze zu stark wurde, und griff erneut nach seinem verkohlten Körper. Wenn sie ihn doch mal erreichte, spürte sie, wie er ihr buchstäblich wie schwarzer Sand durch die Finger rann. Neri war schockiert und wusste nicht wohin mit ihrem Schmerz. Sie fokussierte sich völlig auf ihr längst gescheitertes Vorhaben, ihn zu retten, und bekam nichts anderes um sich herum mit. Sie hätte vermutlich so weitergemacht, bis sie zu erschöpft oder gar verbrannt wäre, wäre Arunn nicht irgendwie aus seinem Käfig gelangt. Neri schnappte überrascht nach Luft, als sie unvorbereitet von dem Scheiterhaufen weggerissen wurde. "Lass' mich!" Sie realisierte gar nicht, wer sie da anging, aber sie wehrte sich. Doch noch während des Falls, drehte sie den Kopf und als sie Arunn erkannte, gab sie ihre plötzliche Angriffshaltung sofort wieder auf. Neri fiel auf ihn und mit ihm in die Blutlachen ihrer Opfer. Die goldenen Augen starrten ihn für einen Moment an und ihr ganzes Leid schlug ihm entgegen. Dann schlang sie die Arme um ihn, vergrub ihr Gesicht an seinen Körper und ihre blutverschmierten Hände in seine Kleidung. "Ich muss ihn retten", murmelte sie unter Schluchzen. Sie wehrte sich gegen den Gedanken an Calhouns Tod, aber sie wehrte sich nicht gegen Arunn. Er gab ihr den Trost, den sie brauchte, um sich nicht in ihren Gefühlen zu verlieren und nicht völlig zu zerbrechen. Er war ihr Halt, ihr Bruder, der ihr selbst jetzt noch zur Seite stand. „Neri! Er ist tot…“ Neri schluchzte auf. "Ich weiß." Es tat weh, es zu hören, und es schmerzte unglaublich. „Du kannst nichts tun…“ Sie drückte sich fester an ihn, während sie seine Kleidung mit Blut und Tränen benetzte. "Aber ich hätte etwas tun können." Die Elfe weinte hemmungslos in seinen Armen, während ihr Körper von ihrem Gefühlsausbruch durchgeschüttelt wurde. „Man kann nicht immer gewinnen…“ Neriélle war aufgelöst und konnte sich nicht beruhigen. Es dauerte etwas und Arunn spürte gewiss, als die Flut des Schmerzes irgendwann etwas abebbte. Ihr Körper bebte nicht mehr, zitterte aber noch. Arunn hielt sie, er stützte sie, sodass die Elfe nach und nach auch wieder andere Reize erreichten. Sie realisierte langsam, was noch alles geschehen war. Fetzen von Szenen und Erinnerungen blitzten in ihrem Kopf auf. "Pitt..", erinnerte sie sich endlich an das Ottsel. "Wo.. wo ist er?" Sie schaute über Arunns Schulter zu dem Käfig, wo sie ihn mit dem Ottsel zuletzt gesehen hatte. Er hatte reglos in seiner Hand gelegen, aber Neriélle hatte die Bedeutung dessen in ihrer Wut und ihrem Rausch nicht erfasst. Als sie ihren pelzigen Freund jetzt aber leblos dort liegen sah, wurde der Riss in ihrem Herzen größer. "Er ist tot", hauchte sie und starrte das Ottsel an. Ihre Finger gruben sich fester in Arunns Fleisch, als sie auch seinen Tod realisierte. Ihr wurde klar, dass sie nie wieder die vorlaute Stimme des Ottsels hören würde. Sie weinte um diese Ungerechtigkeit, sie weint um ihren kleinen pelzigen Freund, während die Schuldgefühle wuchsen.

Als Arunn sie wenig später ein Stück von sich schob, löste sich Neri von ihm. Sie war zwar gebeutelt von ihren Gefühlen, aber Arunns Bewegung setzte sie sofort in Alarmbereitschaft. Neri hob den Kopf, um zu schauen, was los war, und als sie die Dunkelheit erkannte, die sie förmlich einkreiste, rappelte sie sich schnell auf und erhob sich mit Arunn. Sie griff nach seiner Hand, weil sie sich an den Hinterhalt mit der Schattenmagie erinnert fühlte. Sie hatte all diese Nachtelfen getötet und sie waren immer noch hier in ihrem Reich. Neriélle rechnete mit Rache. Aber als sie aufstand, spürte sie auch, dass nicht nur Calhouns Tod ihr emotional die Kraft geraubt hatte, sondern der Dämon auch ihre Energie. Er war zu schwach, um noch Präsenz zu zeigen, und Neri fühlte sich erschöpft. "Bleib bei mir." Sie drückte Arunns Hand und würde trotzdem bis zuletzt für ihren Bruder kämpfen. Sie würde ihn beschützen. Wenigstens ihn. Ihre Stimmen hörten sich seltsam in der Dunkelheit an, die alles bis auf sie verschlang .. und den Scheiterhaufen mitsamt Calhoun. Neris Blick heftete sich erneut an den Dunklen. Ihn hatte sie nicht beschützt, Pitt hatte sie nicht beschützt. Sie würde nicht damit leben können, wenn auch noch Arunn starb. Neri wischte sich die Tränen von den Wangen, wo sie mit ihren blutverschmierten Fingern düstere Spuren hinterließ. Dann sah sie, dass sich Nebelschwaden durch das Schwarz der Dunkelheit zogen. Neris Augen folgten ihren Bewegungen und ihr Körper spannte sich in einer Verteidigungshaltung an. Sie umfasste Arunns Hand nun auch deutlich fester, ohne es zu bemerken. Schließlich sammelten sich die Nebelschwaden und aus ihnen formte sich.. eine wunderschöne Frau. Neri hatte nie eine vergleichbare Gestalt gesehen. Ihre Gestalt war einnehmend und magisch und quasi nicht von dieser Welt. Sie schien aus diesen Nebelschwaden zu bestehen und mit ihrer Krone sah sie aus wie eine Königin. Neri traute ihren Augen kaum. Die Unbekannte schaute auf Calhoun hinab und Neri drückte für einen Moment unbewusst Arunns Hand, weil es sie nervös machte. Sie würde seinen Leichnam nicht hergeben. Da legten sich die weißen Augen der Fremden auf sie. „Das ist inakzeptabel.“ Neri versuchte erfolglos, die Stärke auszustrahlen, die schon längst verebbt war. Im Gegensatz zu ihrer eigenen Stimme, hörte sie die der Frau glasklar in dieser Dunkelheit. Aber was meinte sie? Calhouns Tod oder dieses Gemetzel? "Was wollt ihr?" Neri spürte, dass sie des Kämpfens müde war. Sie war erschöpft und ausgelaugt. Sie befürchtete einen neuen Hinterhalt, dem sie nicht mehr trotzen konnte. Sie wollte sich schützend vor Arunn stellen, aber sie schaffte es nicht. „Das… das… ist Manthala….“ Neri warf Arunn einen Seitenblick zu, bevor sie staunend zurück zu Manthala sah. "Was..?", hauchte sie, starrte die Göttin erstaunt an und ihr Blick traf auf den von Manthala. Sie sah all die Sternenbilder in ihrem Blick, es war einfach unglaublich. Sie stand der Göttin gegenüber, für die sie gerade noch geopfert werden sollte. War sie hier, um sie zu holen? Dass sich die Göttin des Mondes und der Nacht auf sie zubewegte, minderte nicht ihre Sorge. „Das darf so nicht sein!“ Fragend schaute die Elfe zur Göttin hinauf. Dann ließ sie den Blick schweifen, als eine fremde Kälte sie erfasste. Sie blinzelte einmal und zuckte zusammen, als sie die Gestalt in der schwarzen Kutte sah. Im ersten Moment fühlte sie sich an diese fanatischen Nachtelfen erinnert, aber diese Gestalt trug eine Sense bei sich und, was viel gruseliger war, hatte das Gesicht eines Skeletts. Neri klappte die Kinnlade hinunter. Sie kam aus dem Staunen so schnell nicht mehr raus. „Manthala, ich bitte dich! Das hier ist meine Domäne und der Junge sollte Ruhe finden!“ "Seid Ihr der.. Tod?" Neri schluckte und starrte den Sensenmann erschrocken an. Ängstlich huschte ihr Blick zu Calhoun und dann zurück zum.. Tod. "Ihr dürft ihn nicht mitnehmen." Neri klang mehr verzweifelt als alles andere. Sie hatte Angst, dass sie Calhoun mit sich nahmen und ihr dann nichts mehr blieb. „Soll er denn zum Plagegeist werden, so wie er gestorben ist?“, wandte sich der Tod an Manthala. Angespannt sah Neri zur Göttin hinüber. „Er ist einen Handel mit mir eingegangen!“ Da blinzelte die Elfe überrascht. "Was?", fragte sie wie aus einem Mund zusammen mit dem Sensenmann. "Was soll das heißen?", fragte sie nach, denn sie wusste nicht viel über Götter und über Handel mit Göttern wusste sie rein gar nichts. „Wieso sind diese Dinge in letzter Zeit ständig so kompliziert?!“ Da legte sich der Blick aus den schwarzen Augenhöhlen auf sie und Neri fühlte sich noch ein Stück kleiner als sowieso schon neben einer Göttin. „Und du? Was soll das werden, wirst du jetzt auf ewig mordend durch die Welt ziehen, Kind? Wenn du das nicht lässt, muss ich noch einen Gehilfen ausbilden und ich sage dir, das ist nervenaufreibender, als man denken möchte!“ Neri starrte ihn zuerst ertappt an und wich dann gar für einen Moment seinem Blick aus, woraufhin die goldenen Augen zu eine der Leichen huschten. Der Tod war eindrucksvoll. Er ermahnte sie und das nahm man wohl lieber nicht auf die leichte Schulter. "Ich.." Sie schaute zurück in sein.. Gesicht und wusste nicht, was sie sagen sollte. "Ich wollte ihn retten..", brachte sie mit erstickter Stimme hervor. Sie wusste, dass das für andere sicher kein Grund wäre, so zu wüten. Das Ausmaß dessen wurde ihr ja selbst gerade erst Stück für Stück klar, je mehr Leichen und je mehr blutige Details sie sah, für die ihre eigenen Hände gesorgt hatten. Sie hätte gerne gesagt, dass sie sie gar nicht hatte töten wollen, aber sie hatte die Entscheidung völlig bewusst getroffen, die zu dem qualvollen Tod der Elfen geführt hatte. Neri spürte einen riesigen Kloß in ihrem Hals. Sie war nicht stolz darauf und vom Tod zurechtgewiesen zu werden, zeigte Wirkung.

„Konzentrier dich, Tod! Der Elf ging einen Handel mit mir ein. Sein Leben, für das einer anderen, aber er soll vorher noch etwas für mich tun!“ Neri starrte die Göttin erneut an. Für einen Moment folgten die goldenen Augen den Sternen, die ihr aus den Haaren fielen und in der Dunkelheit verblassten. Es war, als bestünde jeder Teil von ihr aus der Nacht und führte ein gewisses Eigenleben. Manthalas Anblick war tatsächlich einfach nur göttlich. Neri erinnerte sich daran, dass Calhoun angedeutet hatte, dass er mit den Göttern gesprochen hatte und dass sie Pakte schlossen, die nur zu ihrem Vorteil gereichten. Aber sie hatte sich nie vorstellen können, dass der Dunkelelf tatsächlich von einer persönlichen Erfahrung berichtete. "Sein Leben für das einer anderen..", wiederholte sie und fixierte Manthala. "Für Rhuna, nicht wahr?" Sie war überfahren von dieser Neuigkeit. Immer wieder stellte sie fest, dass Calhoun alles andere als böse war. Er hatte nichts mit den Dunkelelfen gemein, die man in ihrer Heimat symbolisierte. "Er wusste, dass sie wiederkehren würde", erinnerte sie sich leise. "Was sollte er für euch tun?", platzte es dann aus der Shyanerin heraus, als würde es sie irgendetwas angehen. Neriélle verstand die Bedeutung dieses Treffens noch nicht. Da war Manthala, die bedauerte, dass Calhoun seine Aufgabe nicht erfüllt hatte, und da war der Tod, der das offensichtlich als ein Problem erkannte. „Los, sag es ihr!“ Neriélle wechselte einen Blick mit Arunn, bevor sie zwischen Göttin und Tod hin und her sah. "Ihr? Wem? Was?" Sie wollte verstehen, wovon sie redeten. Sie wollte verstehen, was sie mit Calhoun vorhatten. „Ich kann sie bitten, Manthala. Fordere nie das Leben heraus, solltest du nicht vergessen haben!“ Neri runzelte die Stirn. "Das.. Leben..?", hauchte sie und traute sich nicht, Hoffnung zu schöpfen. Sie vergewisserte sich bei Arunn, ob sie vielleicht verrückt geworden war. Ob das alles nur ein Traum war. Ob diese Hoffnung, die sich in ihr formte, als das kleine Licht in der Dunkelheit erschien, falsch war? Neri starrte auf die Lichtgestalt, die wie ein Kind vor ihr stand. Sie musterte sie in all ihrer Schönheit und Wärme. Diese Begegnung wurde immer unglaublicher, da konnte man schon mal ins Zweifeln an ihrer Echtheit kommen. „ahhh… Ist das Leben nicht wunderschön?“ Tod hatte Recht. Als Neri die kindliche Gestalt aus Licht sah, füllten sich ihre Augen mit Tränen. "Ist es", pflichtete sie ihm flüsternd bei und zum ersten Mal seit vielen Minuten lächelte sie mit einem traurigen Glanz in den Augen. Das Licht rührte sie. Es erinnerte sie an ihr eigenes Licht und daran, wie es sich angefühlt hatte.. vor langer Zeit und bevor es sich immer dunkler gefärbt hatte. Sie erinnerte sich aber auch an das Gefühl, als ihr Dämon es aufgefressen hatte, um ihren Körper zu übernehmen. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen und würde so schnell wohl nicht verschwinden. „Bitte, Leben… Manthala ging einen Handel mit diesem Geschöpf ein und er kam noch nicht dazu, es zu beenden. Würdest du so freundlich sein, und seine Sanduhr auffüllen?“ Neriélles Herz begann schneller zu schlagen. Sie blickte überrascht von Tod zum Leben. Wie nah beide beieinander standen, stets und ständig wie ihr schien. Neri spürte, wie sich eine Träne aus ihrem Auge löste und ihre Wange hinab rann, als das Leben sie anlächelte und nickte. Die Hoffnung in Neris Herzen wurde stärker. Sie traute sich noch nicht, das Ganze zu glauben und befürchtete, etwas Falsches in dieses Treffen zu interpretieren, obwohl die Worte der anwesenden Geschöpfe laut und klar gewesen waren. Blinzelnd sah sie dem Leben nach. Sie beobachtete sie, aber der Tod lenkte sie von dem Geschehen ab. Er war furchteinflößend, auch wenn er einen Hang zu Plauderei zu haben schien. Aber sie ignorierte ihn besser nicht. „Nun… dann wäre das geklärt, nicht wahr? Auf mich warten andere Verpflichtungen“ Neri presste die Lippen aufeinander, als der Tod sie aus seinen Augenhöhlen ansah. „Ich werde dann aufräumen müssen, nicht?“ Ihr blieben schlagfertige Worte im Halse stecken. Zumal ihr gerade nicht zum Scherzen zumute war. Ihre Kehle fühlte sich ausgetrocknet an. Sie war nicht stolz auf ihre Tat und in Anbetracht der Umstände reagierte Tod noch ganz.. nett, so absurd das auch war. Er war der Letzte, den sie verärgern wollte! "Danke", sagte sie also stattdessen und während Tod schon verschwunden war, schaute sie zu Manthala, die sie ebenso in ihr Danke einbezog. Sie hatte dafür gesorgt, dass das Leben erschienen war und diesen Raum erfüllte.. „Halte ihn nicht ab von seinem Auftrag, Kind. Sonst muss ich einschreiten!“ Neriélle schaute in die weißen Augen der Göttin. Sie glaubte ihr jedes Wort. Sie war schön, aber Neri verkannte nicht, was man ihr nachsagte. Und so nickte sie nur, aber ihr war anzusehen, dass sie ihre Worte nicht vergessen würde. Als die Göttin verschwand, schaute sich Neri nach dem Leben um. Ob es wohl möglich wäre, sie noch einmal zu sprechen? Neriélle dachte an Pitt.. aber das Leben war nicht mehr zu sehen. Nicht in der Form der Lichtgestalt, dafür aber in Form von Calhoun.

Neris Blick fiel auf den Elfen. Dort stand er, als wäre er nicht gerade bei lebendigem Leib verbrannt. "Danke Leben." Neriélle wusste nicht, ob das Licht sie hörte, aber sie verdankte ihr all das und Neris zittrige leise Stimme machte deutlich, wie viel es ihr bedeutete. Augenblicklich schossen ihr Tränen in die Augen. Da war kein Zögern, Neri stürmte einfach auf den Elfen zu. Mit der Göttin, Tod und Leben verschwanden auch ihre Zweifel darüber, ob das hier nur ein grausamer Traum sein würde. Sie schluchzte auf und schlang ihre Arme um Calhoun. Sie drückte sich eng an ihn, dass er das Gefühl bekommen könnte, dass sie ihn nie wieder loslassen würde. Tatsächlich aber löste sie sich kurz darauf, nahm sein Gesicht in ihre Hände und zog es zu sich herunter. Sie küsste ihn, während unablässig Tränen ihre Wangen hinab rannen. Der erste Kuss war innig. Sie genoss die Wärme seiner Lippen und dieses vertraute Gefühl. Sie hatte gedacht, seine Wärme nie wieder zu spüren. Dann lösten sich ihre Lippen, aber ihre Hände nicht von seiner dunklen, unversehrten Haut. Ihre Finger strichen vorsichtig darüber, als hätte sie Angst, dass er wieder zu Staub zerfiel. Sie starrte Calhoun an, sah ihm tief in die Augen. Dann küsste sie ihn erneut, bevor sie wieder Blickkontakt suchte, als wüsste sie gar nicht, was sie zuerst tun sollte. Sie wollte ihn spüren, aber sie wollte ihn auch sehen, um sich davon zu überzeugen, dass er wirklich lebte. "Du lebst", flüsterte sie gegen seine Lippen und hob den Blick in seine Augen. Es tat so gut, es auszusprechen. Sie lächelte. "Lass' mich nie wieder allein." Es war kein Vorwurf, sondern eine ehrliche Bitte, ein Wunsch ihres Herzens. Neriélle wusste gar nicht, wohin mit ihrer Erleichterung. Sie lachte und sie weinte, sie schlang ihre Arme um den Dunkelelfen und löste sich dann doch wieder, um ihn zu betrachten. "Wie geht es dir?" Wie ging es wohl jemanden, der gerade wiedergeboren worden war? Der dem endgültigen Tod von der Schippe gesprungen war? Um einer Göttin zu helfen.. wobei überhaupt? Das wäre wohl noch zu klären, aber erst einmal trug Neri noch mehr auf dem Herzen als ihre Gefühle für Calhoun. "Es tut mir leid." Noch immer sprach sie leise, weil sie ihm so nah war. Mit einem Mal spiegelte sich wieder der Schmerz in ihren Augen, den sie bei seinem Tod durchlebt hatte und sie konnte ein Schluchzen nicht zurückhalten. "Dass ich nicht da war, dass ich dich nicht gerettet habe." Ihre Hände rutschten hinab bis zu seinen Oberarmen, an denen sie liegen blieben. Etwas zuckte in ihrem Blick. Er musste noch gesehen haben, was sie entfesselt hatte. Er hatte sie gesehen, die dämonische Neri.. und jetzt konnte er sehen, welches Ausmaß diese Entscheidung angenommen hatte. "Du hast ihm nicht die Oberhand überlassen.." Es war nicht nur eine Feststellung, es schwang auch eine Frage darin mit. Sie hatte ihn mit seinem Dämon kämpfen sehen. Sie hatte es als ihre Aufgabe gesehen, ihn zu retten, als er beschlossen hatte, es nicht selbst zu tun. "Wieso?"

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Freitag 13. Dezember 2024, 14:52

Es fand ein Wandel statt. Neriélle befand sich an einem Punkt in ihrem Leben, da sie die Vergangenheit abstreifte und etwas Neues daraus erwachte. Sie war endgültig nicht mehr die Neri, die sie immer vorgegeben hatte zu sein. Es gab sehr viel mehr, das sie war und es war wahrhaftig! Sie war eine Frau, die aufrichtige Gefühle für jemanden hatte, der noch immer Rätsel aufwarf. Und trotzdem es geschafft hatte, sich in ihr Herz zu schleichen. Dann war da ein Bruder, der mehr Familie war als jene, die wirklich von ihrem Blut waren. Der sie besser verstehen konnte und nicht die Augen vor etwas verschloss, dass nicht in sein Weltbild passte. Auch wenn er schockiert von ihrer Mordlust war, auch wenn es ihn ängstigte, zu was sie inzwischen fähig war… er ließ Neri nicht allein. Er hielt sie in einer der dunkelsten Stunden und war für sie da! Ohne darüber auch nur eine Sekunde nachzudenken. Neri konnte ihre Gefühle hemmunglos zeigen und es war befreiend, sich einfach so zeigen zu dürfen, wie sie sich fühlte. Der Verlust von Calhoun traf sie schwerer, als sie es vermutlich geahnt hätte. Es war diese Endgültigkeit, die ihr schwer zusetzte. Während sie sich jenen Gefühlen bewusstwurde, streichelte Arunn über ihren Körper und versuchte für sie da zu sein. Auch er hatte einen herben Verlust erlitten. So sehr sich die beiden Männer aus gestritten hatten, sie waren dennoch irgendwo Familie. Auch wenn Arunn das mehr so sah, als es Calhoun den Anschein machte. Als sich jedoch mit einem Mal die Dunkelheit ausbreitete, war es wiederum Neri, die sich schützend an Arunn’s Seite stellte. Sie würde ihn mit allem, was sie war und hatte verteidigen! Doch anstatt eines Angriffs, wurde Neri Zeugin von etwas ganz anderem: Manthala, die Göttin der Diebe, der Nacht, des Mondes stand leibhaftig in ihrer gesamten Prach vor ihr. Wie in Trance konnte Neri dem Folgenden nur lauschen. Immer mal wieder wollte sie am Gespräch teilnehmen, wollte verstehen, wie es zu diesem Moment kam und wie es sein konnte, aber so eine Begegnung konnte man nicht mit dem Verstand erfassen. Es gelang nur mit dem Herzen. Ihres aber, gebrochen und verkümmert, schöpfte neue Hoffnung, nachdem der Tod einwilligte, das Leben zu bitten den Umstand von Calhoun’s Tod rückgängig zu machen. Neri verstand nicht alles, was gerade passierte, aber das ließ sie doch neue Hoffnung schöpfen. Und bevor sie auch nur halbwegs verstand, was das alles bedeutete, verschwanden die Ethnien dorthin, wo auch immer sie ‚lebten‘ und sie stand wieder im Reich der Nachtelfen.
Sie stand auf Leichen, auf Blut und Tod. Der Gevatter hatte sie gewarnt, dass er nicht ewig hinter ihr herräumen würde. Er hatte angedeutet, dass sie besser einen anderen Weg einschlug, aber letztendlich war Neri nun auch zu einem Teil der Dunkelheit verschrieben. Das alles aber rückte in den Hintergrund, als die Elfe vor sich das weiße Haar erkannte. Sie sah die roten Augen, den dunklen Körper und erkannte die aufrechte Statur. Calhoun. Niemand hätte Neri nun halten können, als sie auf ihn zustürmte und in seine Arme sprang. Sofort fing er sie auf, hielt sie fest an seinen Körper gepresst und erwiderte ohne zu Zögern ihren innigen, erleichterten Kuss. “Du lebst… Lass' mich nie wieder allein.", hauchte sie ergriffen und gleichzeitig erleichtert. Calhoun lächelte kurz auf, dass die weißen Zähne blitzten. „Wenn das Willkommen jedes Mal ‚so‘ ausfällt?“, scherzte er und steckte auch eine mögliche, körperliche Zurechtweisung seitens Neri ein. Er lachte leise. Es war gut, sein Brummen zu hören, es an ihrem Körper zu spüren, wenn er sprach. "Wie geht es dir?“ Calhoun umfasste ihre Hüften mit seinen Händen und wiegte den Kopf leicht hin und her.
„Eigenartig. Ich war…“, er stockte kurz und erinnerte sich scheinbar an die Flammen, die ihn verbrannt hatten „erleichtert, als es endlich vorbei schien“, gab er zu. Es mussten die wahrlich letzten Sekunden seines Lebens gewesen sein. „Als der Schmerz vorbei war“, räumte er ein. Dann aber kehrte sein Blick aus der Vergangenheit zu Neri zurück. „Es ist eine eigenartige Lücke in meinem Kopf. Aber ich weiß, was passiert ist. Und jetzt bin ich hier…“, murmelte er. Es war offenbar schwer zu erklären. "Es tut mir leid." Er blickte sie an. "Dass ich nicht da war, dass ich dich nicht gerettet habe." Er atmete tief aus und hielt ihren Blick auf, dass er sich von ihm abwandte. Er legte seine Finger an ihr Kinn und hob es leicht. Er wollte sie ansehen und sie sollte ihn ansehen. „Der Dämon in dir wollte dich täuschen, Neriélle“, sagte er leise und schüttelte sacht den Kopf. „Er will an die Oberfläche, will das Zepter selbst schwingen“, sagte er und sprach offenbar aus Erfahrung. "Du hast ihm nicht die Oberhand überlassen.. Wieso?“, fragte sie denn sie wusste, er hätte sich selbst befreien können. Calhoun strich an ihrem Kiefer entlang, bis er ihre Hände griff, die er festhielt. Er schaute darauf und drückte leicht zu. „Ich werde ihm niemals die Oberhand gewinnen lassen“, sagte er und schaute auf. In seinem Blick lag weder Vorwurf, noch verurteilte er sie. Seine Hand legte sich wieder an ihre Wange. „Neri, der Dämon gehört nicht zu mir. Nicht so, wie bei dir. Er wurde mir eingepflanzt und ich werde das nicht akzeptieren. Du hingegen“, er erlaubte es ihr nun nicht, dass sie wegschaute, sondern die Aufmerksamkeit bei ihm blieb, „Du bist damit geboren worden. Wir müssen herausfinden, was das für dich bedeutet und, wie du damit fortan lebst“, schloss er. Er gab sie nicht auf. Trotz ihres Massakers. Trotz ihres Fehlers?
War es denn einer? Empfand Neri es als Fehler oder würde sie es immer wieder zu tun? Abgesehen von Calhoun? Jener aber neigte sich vor und küsste Neri erneut. Er war fordernd, nahm sich, was er jetzt wollte, so, wie sie es von ihm kannte. Seine Gefühle aber waren dieses Mal echt. Und auch Neri konnte fühlen, dass die Dunkelheit sich nicht regte. Sie war ausgelaugt, ermattet. Es waren ihre Gefühle, die sie gegenüber Calhoun empfand und es waren seine, die er ihr schenkte. Arunn aber schob sich seitlich ins Blickfeld und unterbrach die Turteltauben nach guter, alter ‚Dessarier-Art‘. „‘Tschuldigung, Leute aber wir sollten hier echt weg! Die ganzen Toten und so und… also, wir müssten uns beeilen, denn das bleibt sicher nicht lange unentdeckt!“, mahnte er dazu, jetzt nicht den Kopf zu verlieren. Calhoun löste sich von Neri und schaute dann zum Menschen. Jener hatte Tränen in den Augen, weil auch er heilfroh war, dass er noch die Chance bekam, seinen Schwager zu trietzen, bis er sich wieder auf ihn einließ. Dann aber fiel der Blick des Menschen auf das kleine Ottsel im Käfig. „Lasst uns Pitt einen Ort unter freien Himmel suchen, den er fortan für immer bewundern kann“, murmelte er. Calhoun schaute ebenfalls zum toten Tier. Er selbst zeigte keine besondere Reaktion, war aber sehr wohl bedacht genug, zu verstehen, dass das Arunn und Neri naheging. Er nickte also und schaute sich um. „Also… verstecken wir uns oder sehen wir zu, dass wir wieder an die Oberfläche gelangen?“, fragte er daraufhin Neri. Arunn musterte sie, wartete, ob sie Pitt aufnehmen wollte oder er das tat. Dann mussten sie schauen, ob sie hinausgelangen konnten, um das ganze erstmal wirklich zu verarbeiten.
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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Neriélle » Freitag 13. Dezember 2024, 22:35

Calhouns Anblick löste vieles in Neriélle aus. Erleichterung, Freude und Glück, aber ebenso der Schmerz, der sich in ihr Herz gebrannt hatte und auch nicht mit seinem Auftauchen sofort verschwand. Dafür war die ganze Situation viel zu grauenhaft gewesen. Die Endgültigkeit konnte grausam sein. Jetzt aber war Calhoun hier, er schloss sie in seine kräftigen Arme und erwiderte ihren Kuss. Er lebte und Neriélle konnte es kaum glauben. Sie gab ihren Emotionen freien Lauf und wusste, dass sie es nicht ertragen würde, wenn er sie noch einmal alleine ließe. „Wenn das Willkommen jedes Mal ‚so‘ ausfällt?“ Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und musterte ihn, als er lächelte und lachte. Es tat gut, ihn so zu sehen. "Nein, beim nächsten Mal gibt es Ärger", prophezeite sie, konnte aber nicht anders, als ihn für einen Moment anzugrinsen. Sie genoss den Klang seines Lachens und seinen brummenden Körper, wo sie doch vor wenigen Minuten noch dachte, nichts davon je wieder hören oder spüren zu können. Sie wurde jedoch schnell wieder ernst und wollte wissen, wie es ihm ging. „Eigenartig. Ich war…erleichtert, als es endlich vorbei schien. Als der Schmerz vorbei war.“ Neris goldene Augen betrachteten ihn mitfühlend und mit einem Kloß im Hals. Allein die Vorstellung des Schmerzes ließ sie erschaudern. Es war sicher ein grauenhafter Tod gewesen. Sie legte eine Hand an seine Wange und fing seinen Blick ein, als er aus der Erinnerung wieder auftauchte. „Es ist eine eigenartige Lücke in meinem Kopf. Aber ich weiß, was passiert ist. Und jetzt bin ich hier…“ Sie nickte und spürte, wie erneut Tränen in ihre Augen stiegen. Aus Mitleid, aber auch aus Reue. Sie hatte nicht das Feuer entzündet, aber sie hatte ihm nicht geholfen. Sie hatte ihm nicht einmal beigestanden, das Mindeste, dass sie ihm schuldig gewesen wäre. Sie blinzelte die Tränen fort und schaute ihm mit all ihrer Ehrlichkeit in die Augen. Es tat ihr leid. Ihre Lippen zitterten, als ihr mit einem Mal einfiel, dass er zumindest in Teilen gesehen hatte, was sie getan hatte. Als er seinen Finger an ihr Kinn legte und es anhob, biss sie sich auf die Unterlippe. Ihre Schuldgefühle waren echt. „Der Dämon in dir wollte dich täuschen, Neriélle“, hörte sie ihn sagen und wandte nicht den Blick ab. Er hatte Recht und sie nickte. Aber sie war den ganzen Abend auf der Hut gewesen und am Ende hatte ein Teil von ihr selbst sie getäuscht. Sie musste offensichtlich noch viel lernen. „Er will an die Oberfläche, will das Zepter selbst schwingen.“ Calhoun wusste genau, was sie durchgemacht hatte, denn er durchlebte es schon seit vielen Jahren. Doch im Gegensatz zu ihr, nutzte er die haraxische Macht nicht einmal dafür, um sein eigenes Leben zu retten. Er starb lieber. „Ich werde ihm niemals die Oberhand gewinnen lassen.“ Neriélle sagte nichts, aber sie hielt für einen Moment den Atem an und schaute zur Seite. Nicht so wie ich. Sie war kurz davor, ihm ihre Hände zu entziehen, aber sein Drücken derer ließ sie noch zögern. Allein seine Hand an ihrer Wange sorgte dafür, dass sie ihren Kopf ihm wieder zuwandte und mit schlechtem Gewissen in sein Rot sah. „Neri, der Dämon gehört nicht zu mir. Nicht so, wie bei dir. Er wurde mir eingepflanzt und ich werde das nicht akzeptieren.“ Sie nickte verstehend und entzog nun doch ihre verbliebene Hand, die er mit der anderen Hand hielt. "Und..", setzte sie an, aber ihre Stimme versagte. Was war mit ihr und ihrem Dämon? Calhoun sah wohl die Zweifel in ihren Augen und Neriélle fiel es auf einmal schwer, seinen Blick zu erwidern. Aber er entließ sie nicht so einfach, damit sie ihn hörte. Neri wappnete sich. „Du hingegen. Du bist damit geboren worden. Wir müssen herausfinden, was das für dich bedeutet und, wie du damit fortan lebst.“ Ihre Augenbrauen zogen sich für einen Moment zusammen und er konnte erkennen, dass sie etwas anderes erwartet hatte. Dann verabscheute er sie also nicht, verurteilte sie nicht? Neri hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet, aber seine Worte sickerten langsam zu ihr durch. "Wir..", wiederholte sie nur und entließ ihren Atem. Dann räusperte sie sich, um nicht allzu gefühlsduselig zu werden, auch wenn die Erleichterung in ihrem Herzen wirklich schwer zu ertragen war. "Wir müssen erst nach Pelgar", leitete sie mit einer etwas festeren Stimme über. "Erst befreien wir dich von deiner Bürde. Ich kann nicht riskieren, dass du jedes Mal stirbst, weil du sturer als ein Dämon bist", sagte sie leise, betrachtete sein Gesicht und grinste dann schief. Als sein Gesicht ihr näher kam, spürte sie ein bekanntes Kribbeln in ihrem Körper. Sie seufzte in den Kuss hinein, schloss die Augen und küsste ihn. Sie küsste ihn richtig. Da war nur er und sie. Und ihr klopfendes Herz. Keine dämonischen Einflüsse, sondern nur ihre echten und unverfälschten Gefühle. Neri zog Calhoun an sich und verlor sich in dem neuen Glücksgefühl. Es war so intensiv ohne diese Dunkelheit. Jetzt übernahm ihr Herz die Kontrolle.

„‘Tschuldigung, Leute aber wir sollten hier echt weg! Die ganzen Toten und so und… also, wir müssten uns beeilen, denn das bleibt sicher nicht lange unentdeckt!“ Neriélle öffnete die Augen und löste sich mit einem letzten Blick in sein Rot von Calhoun. "Du hast Recht", sagte sie leise gen Arunn. Calhouns Wiederkehr hatte sie völlig übermannt. Aber es war richtig und wichtig, dass Arunn sie unterbrach. Neriélle hatte das Grauen nicht vergessen, in dem sie noch immer standen. Das würde sie wohl nie. Auf den zweiten Blick fielen ihr die Tränen in Arunns Augen auf und sie lächelte vielsagend. Dann sah sie zu Calhoun hinauf und deutete mit dem Kopf zu seinem Schwager. "Eine Umarmung..?", flüsterte sie und hoffte auf ein Einlenken des Dunklen. Sie wusste, wie viel auch ihm Calhoun bedeutete und da standen sie sich einfach nur gegenüber, ohne sich wie echte Kerle in die Arme zu nehmen. Sie gönnte es Arunn von Herzen. Ansonsten würde sie ihn mit einem "Komm' her" in die Arme schließen, wenn sich Calhoun nicht erweichen ließ. Nach dem Wiedersehen, der Aussprache und Calhouns Nähe schwirrte Neri tatsächlich etwas der Kopf. Aber sie hatten keine Zeit für eine längere Pause. Neri hatte ein Massaker angerichtet und sie waren noch immer hier. Ein Massaker, für das weder Calhoun noch Arunn sie verurteilen und vermutlich wussten sie gar nicht, wie dankbar Neri darüber war. Der dämonische Ausbruch markierte vielleicht einen Wendepunkt in ihrem Leben. Sie war schon immer anders gewesen, aber jetzt durfte sie dieser jemand auch sein. Sie würde nie mehr die Elfe sein, die sie in Shyana Nelle gewesen war. Aber was war sie dann? Ein Monster, das jeden tötete, der sich ihr in den Weg stellte? Nein, so war sie nicht. Oder doch? Nie hätte sie sich vorstellen können, solch eine böse Tat zu begehen. Die goldenen Augen betrachteten, was sie angerichtet hatte. Sie konnte es noch immer nicht ganz begreifen und es wäre wohl zu einfach, es auf die Täuschung des Dämons zu schieben. Sie hatte gewusst, was er vorhatte. Er hatte es laut und deutlich in ihrem Kopf gesagt und sie hatte ihm freie Hand gelassen. Sie blickte verstohlen zu Arunn und Calhoun. Sie erinnerte sich an die Macht, die sie gehabt hatte. Sie hatte etwas bewirkt mit den Kräften, die in ihr schlummerten. Anders als mit der verkümmerten Lichtmagie. Aber sie wusste, dass sie zu weit gegangen war. Sie war niemand, der mordend durch die Gegend lief. Jedenfalls hoffte sie, dass das nie wieder nötig sein würde. Sie nahm den Blick von Arunn und Calhoun und wusste gleichzeitig, dass sie wohl alles für die beiden tun würde.
Jetzt aber ging sie zu Pitt und hob ihn endlich von der kalten Erde auf. Das Herz der Elfe zog sich erneut zusammen, als sie den leblosen Körper des Ottsels in die Hände nahm.„Lasst uns Pitt einen Ort unter freien Himmel suchen, den er fortan für immer bewundern kann.“ Sie nickte zustimmend und vergoss auch für Pitt Tränen. Es schmerzte, ihren pelzigen Freund so zu sehen. "Er hat so viel besseres verdient", flüsterte sie. Er hätte erst von dieser Welt gehen sollen, wenn er alt und schwach war. Nachdem er ein langes und fröhliches Leben geführt hatte, mit unzähligen Freunden und Fressorgien. Kurz huschte ein trauriges Lächeln über ihre Lippen. Sie würden ihm einen schönen Platz schaffen. Aber dafür mussten sie erst aus dem Reich der Nachtelfen entkommen.
„Also… verstecken wir uns oder sehen wir zu, dass wir wieder an die Oberfläche gelangen?“ Neri blickte mit schimmernden Augen von den Ottsel auf und sah zu den beiden Männern hinüber. "Ich möchte keine Minute länger hier unten bleiben", teilte sie ihre Meinung aus tiefstem Herzen mit. Sie wollte dieses Grauen hinter sich lassen. Sie war sich sicher, dass es sie für immer verfolgen würde, hoffte aber, dass die Distanz half, zumindest den ersten Schock zu verarbeiten. "Aber wir brauchen noch unsere Habe.. und unsere Kleidung", fiel Neri plötzlich ein. Da griff sie mit einer Hand nach der zerschnittenen Kutte, als ihr bewusst wurde, wie sie die ganze Zeit herum lief. "Wir sollten uns umziehen und dann verschwinden. Und oben suchen wir uns einen sicheren Unterschlupf." Und einen Badezuber. Sie fühlte sich elend. Nicht nur das Blut und die Organe der Elfen klebten an ihr, sondern auch die Schuld und Reue. Das Leben dutzender Elfen auf dem Gewissen zu haben, war schwer zu ertragen. "Und wenn wir hier raus sind", wandte sie sich direkt an Calhoun, "müssen wir reden." Sie sah ihn vielsagend an, aber lächelte, damit es nicht ganz so streng klang. Aber Manthala war ihr Antworten schuldig geblieben und Neri würde Calhoun früher oder später mit dem Pakt zwischen den beiden konfrontieren.

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Re: Die Bruderschaft der untergehenden Sonne

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Dezember 2024, 20:19

Neri hätte vermutlich nicht geglaubt, dass sie zu etwas derartigem fähig gewesen wäre. Es musste eine schmerzvolle Erkenntnis sein, dass es anders war. Die Angst, dass Arunn oder auch Calhoun sich verachten könnten, war real und doch unbegründet. Sowohl der Dessarier, der sich als ihren Bruder etablierte, als auch der Dunkelelf gingen nicht anders mit ihr um. Mehr noch: Calhoun versicherte ihr, dass sie einen Weg finden würden, um herauszufinden, wie es weiterging. Wie sie damit zurechtkäme, ohne stets für neue Arbeit für den Tod zu sorgen. Es musste einen Weg geben… “Wir… Wir müssen erst nach Pelgar. Erst befreien wir dich von deiner Bürde. Ich kann nicht riskieren, dass du jedes Mal stirbst, weil du sturer als ein Dämon bist" Er schnaubte mit leichtem Amüsement. Calhoun aber sah sie eindringlich an. „Das Risiko ist gering. Deines hingegen…“, ließ er offen, denn sie wussten, dass er recht hatte. Nichtsdestotrotz musste auch dieser ehrliche Moment des Glücks vorübergehen. Arunn war es, der die beiden erinnerte, dass sie hier ein Massaker hinterließen. Sie mussten schleunigst zusehen, dass sie hier wegkamen. Sie mussten sich beeilen und Neri wollte keine Sekunde länger als nötig im Reich bleiben. Doch für eine Sache musste sich Neri Zeit nehmen: Auch Arunn hatte viel erlebt und auch er hatte getrauert. "Eine Umarmung..?" Calhoun’s Blick traf die Elfe stirnrunzelnd. Dann blickte er zu Arunn, der seine Vorfreude darauf kaum verbergen konnte. Etwas ungelenk und unwillig aber trat Calhoun einen halben Schritt auf Arunn zu, der nicht mehr Einwilligung brauchte. Der Mensch breitete die Arme aus, trat auf den Elfen zu und umschlang den Schwager herzlich. Etwas steif hing Calhoun in seinen Armen, doch er ließ es zu. Arunn aber schluchzte ergriffen auf. „Ich bin so froh, dass du noch da bist!“, murmelte er und Calhoun holte tief Luft. Es fiel ihm nicht leicht, diese Nähe aufzubauen. Doch dann hob er eine Hand und tätschelte Arunn’s Rücken. „Schon gut. Unkraut vergeht nicht“, brummte er und Arunn nickte. „Hoffen wir’s!“, gab er neckend zurück und trat lächelnd zurück. Neri hatte es trotz der Situation geschafft, dass die beiden sich wieder etwas annäherten. Jetzt aber musste sie sich um Pitt kümmern. Und darum, dass sie immer noch halbnackt in der aufgeschlitzten Kutte stand. Auch Calhoun trug nicht gerade viel. "Ich möchte keine Minute länger hier unten bleiben. Aber wir brauchen noch unsere Habe.. und unsere Kleidung. Wir sollten uns umziehen und dann verschwinden. Und oben suchen wir uns einen sicheren Unterschlupf. Und wenn wir hier raus sind, müssen wir reden." Calhoun nickte schlicht. Er verstand und es war vermutlich an der Zeit. Aber jetzt, jetzt galt es erstmal ihre Habe zu finden und dann das Tor zu erreichen.
Tatsächlich hatte der Kult um die ‚Untergehende Sonne‘ ihre Kleidung und Habseligkeiten im Innern des Hauses verstaut. Hier hatte Neri einen kurzen Blick auf die Zustände werfen können. Überall lagen mehrere Matratzen ausgebreitet, auf denen die Anhänger wohl geschlafen hatten. Es gab eine große Küche, die noch die Reste des Essens zeigte. In einer Truhe aber direkt am Eingang, fanden die drei all ihre Sachen unversehrt. Man hatte sie vermutlich verstaut, um sie anschließend zu verkaufen. Ein Glück für Neri, Calhoun und Arunn. Sie zogen sich schleunigst an und verließen dann diesen unsäglichen Ort. Neri’s Massaker ließ sich wohl aus keinem der Köpfe je wieder streichen, aber es half, wenn man sich auf anderes konzentrieren konnte. Das Trio und der verstorbene Pitt, gelangten mühelos durch die Gassen. Calhoun hatte sich den Weg gemerkt, falls Neri zu zerstreut wäre, um ihn selbst zu finden und so dauerte es nur eine halbe Stunde, bis sie das Tor wieder erreichten. Der Wächter engte die Augen. „Schon wieder los?“, fragte er und erinnerte sich noch sehr gut, wie sie mit K’alil angekommen waren. „Blut zu Blut.“, sagte Calhoun und regte ansonsten keine Miene. Sie waren ihm keine Rechenschaft schuldig. Der Wächter aber musterte sie noch einen Moment argwöhnisch. Dann fiel sein Blick auf den Weg hinter ihnen, als wartete er, dass der Nachtelf ebenfalls kam. Er schien unschlüssig, ob er sie gehenlassen sollte. Calhoun trat auf den etwas Kleineren zu und baute sich vor ihm auf. „Öffne das verdammte Tor!“, forderte er nachdrücklich, was den anderen Elfen einlenken ließ. Er tat, wie ihm geheißen und sie konnten sich an den Aufstieg machen.


Neri weiter bei: Neuanfang im Kloster
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