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Mit gehangen, mit gefangen

Verfasst: Sonntag 31. August 2025, 16:42
von Erzähler
Asahi kommt von: Eine Lehrstunde im Hof

Asahi’s Reise nach Zyranus verlief den Göttern sei Dank ganz ohne irgendwelche Vorkommnisse. Der Hüne hatte kaum Mühe mit Halunken oder Halsabschneidern, denn keiner wagte sich an ihn heran. Hätten sie sich die Mühe gemacht, Asahi kennenzulernen, wären sie sicherlich schnell dahintergekommen, dass der Koch gutmütig und freundlich wäre. Das wiederum hätte Asahi gewiss zum Nachteil gereichen können. Aber das waren alles nur Spekulationen. Im Grunde wusste auch er nicht, wie die Menschen um ihn herum tickten und was sie antrieb. Allerdings nutzte Asahi den Umstand gern, damit er gefahrlos reisen konnte. Und andere nutzten sein Äußeres auch gerne. So hatte der Reisende eine kurze Abmachung mit einem Händler getroffen, der ihn mit über die imposante Brücke nahm. Asahi erfuhr von dem Gargoyle, der allerdings scheinbar kein Interesse hatte, so viele Reisende aufzuhalten. Jedenfalls zeigte sich der Wächter der Brücke nicht und Asahi würde womöglich nie erfahren, ob an den Geschichten etwas dran war.
Endlich gönnte sich Asahi an diesem Abend eine Rast. Seine Füße dankten es ihm und erst als er sich setzte, spürte er, dass die Reise auch langsam Spuren hinterließ. Allerdings konnte er kein Pferd nutzen – das würde sein Gewicht vermutlich nicht lange tragen können. In der Nacht fand Asahi ein wenig Ruhe. Weiterhin belästigte ihn niemand und wenn es doch mal zu einem Gespräch kam, dann immer mit einem gewissen Abstand. Sah so sein Leben aus? Niemand näherte sich ihm, aus Angst und Misstrauen? Fehlte es ihm nicht, mal ein Lebewesen zu berühren? Die Wärme, die damit verbundene Zuneigung zu fühlen? Oder hatte er diese ohnehin niemals kennengelernt und vermisste deshalb nichts? So oder so, überkam ihn Manthala’s Reich und seine Lebensgeister dankten es ihm am nächsten Morgen. Asahi erwachte ausgeruht, wenn auch früh. Das aber kannte er ohnehin. Vermisste er das Kloster jetzt schon? Seine immergleichen Aufgaben? Die Gedanken trieben ihn womöglich zusätzlich an, denn er verabschiedete sich alsbald von seinem kurzen Wegbegleiter.

Ungefähr ab dem Mittag – die Sonne stand hoch am Himmel – gelangte Asahi in eine Umgebung, die weitläufig und fruchtbar erschien. Die Schlucht war lange zurück und jetzt herrschte hier ein feiner Wind, sanfter Grasgeruch und ein leises Säuseln durch die zahlreichen Halme am Boden. Der Himmel war wolkenbestückt, aber trotzdem hell und freundlich. Regen gab es heute womöglich nicht mehr und sonderlich kühl fühlte sich der Wind auch nicht an. Asahi bemerkte, dass es immer gehäufter Zivilisation gab. Und als er schließlich eine kleine Anhöhe im Grasland erreichte, fiel sein Blick tatsächlich in einiger Entfernung auf die gewaltige Stadt Zyranus. Zwiebeltürme waren wohl das Auffälligste am Stadtbild. Oder die schiere Anzahl an Gebäuden? Oder das fliegende Haus? Oder etwa die bunte Vielfalt? Es gab so vieles zu sehen, dass seine Augen kaum ruhig stehen wollten. Gleich danach kam aber die gewaltige Stadtmauer, das immense Tor und … ein großer Krater davor. Beim Näherkommen zeigte sich dann auch, dass das Tor widererwarten offenstand. Es war gar nicht verriegelt und verrammelt, wie er es in allen Schriften gelesen hatte. Erstaunlich… Vielleicht lohnte es sich ja doch, seine eigenen Erfahrungen zu machen und sich nicht immer auf das Wort und die Schrift anderer zu verlassen.

Asahi konnte fühlen, dass er mit jedem Schritt näher an die Stadt heran von einem seichten Pulsieren oder besser Wummern begleitet wurde. Es fühlte sich nicht bedrohlich an, sondern viel mehr… mächtig. Es konnte nur ein logischer Schluss sein, dass das die pure Energie dieser Stadt sein musste! Trotzdem sah er immer deutlicher, dass das gewaltige, imposante Tor der Stadtmauern geöffnet war. Und weiter zu seiner Linken hatte sich scheinbar ein kleines Dorf etabliert. Zumindest sah er weitere Hütten und ein wenig Getümmel. Als er endlich soweit war, dass er kaum den Kopf nach hinten legen konnte, um die Höhe der Stadtmauern zu erfassen, hörte er auch eine tiefe Stimme vom Eingang zu Zyranus mit einer Händlerin sprechen. „Nein, kein Passierschein. Zyranus ist offen für jeden. Die alten Magier haben wohl endlich verstanden, dass sie mit dem Zahn der Zeit und Vielfalt gehen müssen.“ So war das also. Die Informationen in Asahi’s Büchern waren veraltet. Aber das machte nichts! Aufregend war es plötzlich und Asahi spürte das echte Leben. Mit jedem Schritt weiter, hob sich die Lautstärke an. Es war ein Gemisch aus Stimmen, verschiedenen Geräuschen, Hundegebell und Kinderlachen. Zyranus zeigte sich dem Hünen als lebhafte, volle Stadt. Das Bild war ein wahrer Kulturschock. Überall gab es etwas zu entdecken, dass das Auge gar nicht wusste, wohin es schauen sollte. Asahi musste aufpassen, dass er nicht am laufenden Band mit anderen zusammenstieß und sich gleichzeitig auf seinen Weg konzentrieren. Links und rechts der Hauptgasse fanden sich weitere Wege, die in schmalere Gassen mit hohen Häusern führten. Einige dieser Häuser waren so eng zueinander, dass man sich durch die Fenster in den oberen Stockwerken die Hände hätte schütteln können. Dann gab es imposante Dächer in allen Farben, die man sich vorstellen konnte und – hatte da nicht gerade ein Schornstein gegähnt?! Die Stadt war ein Bollwerk aus Dingen, die Asahi in seinem ruhigen Leben bisher niemals hatte kennenlernen können. War es beängstigend? Belebend? Staunte er oder fragte er sich, was er sich bei all dem gedacht hatte? Ganz gleich, welche Gefühle Asahi beim Betreten von Zyranus‘ Gassen überkamen…
Er wurde durch den schieren Strom an Gästen, Bewohnern und Menschen aus allen Ecken Celcia’s einfach mitgetragen. Immer tiefer hinein in die Stadt der Magie. Sobald Asahi sich von dem Anblick der Stadt lösen konnte und ihm einfiel, weshalb er hier war und wo er beginnen wollte, fand er sich auch schon auf dem Markt wieder, der sich als ein weitläufiger Platz zeigte. Hier konnte Asahi ein wenig besser darauf achten, dass er nicht ständig andere Menschen anrempelte. Der Platz war ausgefüllt mit allerlei Waren. Händler und Händlerinnen hatten sich in kleinen oder größeren Holzwagen in Reihen aufgestellt, damit zwischen ihnen die Besucher des Markts schlendern konnten. Markisen waren aufgebaut worden, um die Waren vor Sonne oder Regen zu schützen und Asahi musste gewiss nicht nur einmal aufpassen, sich den Kopf zu stoßen. Allerdings wurde ihm auch hier wieder mehr als deutlich vor Augen geführt, wie groß das hier alles war. Plötzlich zupfte etwas an seinem Ärmel, während er sich noch den Markt besah. Als er endlich aufmerksam wurde, musste er ziemlich weit nach unten blicken. Aus großen, braunen Augen und mit einem neugierigen Leuchten darin, schaute ein Mädchen zu ihm auf. Sie mochte nicht als fünf sein und erreichte seinen Mantelsaum gerade so. „Du bist aber groß!“, bemerkte sie mit kindlicher Einfachheit. Das Mädchen hatte ein paar Sommersprossen auf der Nase und ihre Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten. „Bist du ein Riese?“, wollte das Kind weiter wissen und hatte ordentlich Mühe, Asahi anzusehen, weil es den Kopf so recken musste. „Qilli!“, hörte man Rufen und das Mädchen zuckte kurz. „Hier Mama!“, rief es zurück und eine ebenfalls braunäugige Frau kam auf Asahi zu. „Hier steckst du du…“, sie stockte, sah Asahi mit großen Augen an und bemerkte verlegen, dass sie starrte. „Verzeihung“, sagte sie kleinlaut und griff ängstlich an ihrer Tochter. Qilli ließ sich nur widerwillig von Asahi wegziehen, folgte dann aber. Die Frau mit den braunen Augen trug ein Weidenkörbchen über ihren rechten Arm und als sie sich zu ihrer Tochter neigte, um sie daran zu erinnern, niemals mit Fremden zu sprechen, konnte Asahi einen Blick hineinwerfen. Darin befand sich ein Paket mit Käse, etwas Wurst aber eben auch ein kleines Kästchen, das dem von Dario Umpa ähnlich schien. Zwar fehlte das Emblem der Zunft, aber die Verzierungen waren ähnlich. Wusste die Frau vielleicht, wohin er gehen musste? Sollte er sie fragen? Sie war jedoch bereits im Begriff zu gehen. Oder schlug er sich auf eigene Faust durch? Wie schwer konnte es denn sein, jemanden mit blauen Haaren zu finden?

Re: Mit gehangen, mit gefangen

Verfasst: Dienstag 2. September 2025, 17:53
von Asahi
Asahis Leben war im Grunde bisher sehr bequem gewesen. Nicht nur, dass er bisher immer jemanden bei sich wusste, der stets etwas Kluges zu sagen hatte oder ihm seinen Rat schenkte, nein oft wurde im sogar der Luxus gewährt keine Entscheidungen treffen zu müssen. Ja, es war sehr bequem sein Leben als Diener. Man bekam gesagt, was man zu tun hatte, kaum Verantwortung, hatte seine geregelten Abläufe und für Asahi war das auch immer ausreichend gewesen. Er war glücklich in seinem Leben. Genauso stand es mit seiner Gabe. Hätte man ihn gefragt, ob es ihm nicht fehlte von einem anderen Lebewesen berührt zu werden, so hätte er nur mit den breiten Schultern gezuckt. Nein, warum auch. Was man nicht kannte, konnte man nicht vermissen. Und jene Berührungen die er hatte kennen gelernt waren oft mit Schmerz einher gegangen. Es gab nur wenig Wesen, die vollkommen Schmerzfrei waren, oder so gut damit umgehen konnten, dass der Schmerz sich nicht übertrug. Leid gab es aber insgesamt zu viel in dieser Welt, weswegen er die Nähe von Anderen selbst scheute. Und dann war da noch sein martialisches Äußeres, was die meisten Menschen 'glücklicher Weise' fern hielt. So griff ein Umstand in den Anderen und hatten dem Koch bisher ein recht angenehmes und vor allem ein Leben in Ruhe geschenkt.
Doch damit war es seit kurzem vorbei.
Jetzt reizte ihn die Ferne, kitzelt seine Neugierde herauszufinden, was ER, Asahi, für Lösungen finden konnte um jenen zu helfen, die sein Leben gut und rein gehalten hatten. Er war dankbar für sein einfaches Leben und hoffte, bald dort hin zurück zu kehren... zumindest wenn nicht gerade ein neuer Ansturm von Eindrücken wie ein neuer Holzscheit in das sprichwörtliche Feuer seiner Neugierde geworfen wurde. Dieser Scheite gab es derzeit sehr viele und das Feuer in ihm loderte hell und es stoben Funken bis in seine nächtlichen Gedanken und Träume.
Asahi begann zu ahnen... zu träumen, dass sein Lebensweg sich noch stark verändern könnte und auch wenn er seine Ruhe liebte, so konnte er sich langsam eingestehen, dass diese Reise durchaus spannend war. Und wie immer wenn etwas spannend war, dann verging die Zeit zu schnell und die Länge seiner Reise kam ihm deutlich kürzer vor, als sie wirklich war. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte und kein Buch der Welt ihn hatte vorbereiten konnte, war der Anblick der Magierstadt Zyranus!
Ob es die schiere Anzahl an Gebäuden war, oder das fliegende Haus? Oder einfach die bunte Vielfalt? Es gab so vieles zu sehen, dass seine Augen kaum ruhig stehen wollten. Gleich danach kam aber die gewaltige Stadtmauer, das immense Tor und … ein großer Krater davor.
Was ist hier nur geschehen???
Den Kraterrand passierend sah er sich finster um. Gewaltige Mächte mussten am Werke gewesen sein um solch einen Schaden zu verursachen und der Anblick ließ einen kalten Schauer über seinen Rücken wandern. Asahi zog seinen Mantelsaum enger um seinen massigen Körper und stapfte weiter. Beim Näherkommen zeigte sich dann auch, dass das Tor wider erwartend offenstand. Staunend wanderten seine Brauen in die Höhe.
Oh... das... Das könnte leichter werden als erwartet.
, dachte er stockend und hob den Blick zu den Zinnen. Da hatte er sich umsonst Sorgen gemacht, wie er in die Stadt kommen sollte und freute sich ehrlich über das Glück, dass ihm die Tore offen empfingen. Lächelnd spazierte er weiter.
Was ist das für ein Wummern?
Irritiert blieb er einen Moment am Rand des Weges stehen und versuchte zu beobachten, ob auch andere dieses Geräusch wahrnahmen. Es fühlte sich nicht bedrohlich an, sondern viel mehr… mächtig.
Wie können die Bürger dieser Stadt nur bei diesem Lärm schlafen?
Er kannte sich mit Magie nicht gut aus, also drängte er diesen Fakt erst einmal in den Hintergrund. Er hatte einen Auftrag und es wimmelte nur so von Leuten um ihn herum. Dankbar über seine dichte Kleidung, die ihn vor unbeabsichtigten Berührung schützte und seine Größe, die ihn den Überblick nicht verlieren ließ, ging es weiter. Das Tor hatte er schon beinahe passiert, da hörte er:
„Nein, kein Passierschein. Zyranus ist offen für jeden. Die alten Magier haben wohl endlich verstanden, dass sie mit dem Zahn der Zeit und Vielfalt gehen müssen.“
Unsere Bücher im Orden sind wohl veraltet.
Irgendwie musste er kurz an Meister Sen denken und er freute sich jetzt schon darauf, ihm von den Veränderungen in der Welt zu berichten. Aufregend war es hier und voller Leben. Mit jedem Schritt weiter, hob sich die Lautstärke an. Es war ein Gemisch aus Stimmen, verschiedenen Geräuschen, Hundegebell und Kinderlachen. Zyranus zeigte sich dem Hünen als lebhafte, volle Stadt.
Himmel, ist das voll hier!
Es war ein wahrer Kulturschock für den im Orden aufgewachsenen Diener. Und der Lärm war Ohrenbetäubend, dass es ihn ein bisschen schmerzte. Auch seine Augen tränten manchmal leicht, weil er es kaum wagte zu blinzeln, wohl um nichts zu verpassen.
Was... Wie... der Mann da... Huch?!
Überall gab es etwas zu entdecken, dass das Auge gar nicht wusste, wohin es schauen sollte. Asahi musste aufpassen, dass er nicht am laufenden Band mit anderen zusammenstieß und sich gleichzeitig auf seinen Weg konzentrieren, also presste er seine Habseligkeiten fest an seinen Körper und schritt so mit vor der Brust verschränkten Armen durch die Menge. Immer wieder schweifte sein Blick über die Wunder der Stadt. Das meiste verstand er schlicht nicht und öfters blieb er hier oder da einfach mal mit offenem Munde stehen und staunte.
Hat da gerade der Schornstein gegähnt?!
Es war beängstigend UND belebend! Er ließ sich vom Strom der Gäste einfach mitgetragen. Bald fand er sich auf dem Markt wieder, der sich als ein weitläufiger Platz zeigte. Hier konnte Asahi ein wenig besser darauf achten, dass er nicht ständig andere Menschen anrempelte, oder sich den Kopf an den niedrigen Marquisen stieß. Er fand einen Flecken, wo er erst einmal stehen blieb um durchzuatmen. Die ganzen Eindrücke erschöpften ihn ein wenig und der Weg war auch recht lang gewesen. Staunend ließ er den Anblick in sich hinein sickern.
So viel Leben!!! Wie spät ist es eigentlich? Sollte ich mir schon eine Unterkunft suchen?
Plötzlich zupfte etwas an seinem Ärmel. Er musste ziemlich weit nach unten blicken. Aus großen, braunen Augen und mit einem neugierigen Leuchten darin, schaute ein Mädchen zu ihm auf.
Gottchen, wie süß!
Sie mochte nicht als fünf sein und erreichte seinen Mantelsaum gerade so.
„Du bist aber groß!“
, bemerkte sie mit kindlicher Einfachheit. Ja, diese Reaktion kannte er von Kindern und die meisten Wesen in diesem Alter waren noch quasi Angstfrei und hatten noch nicht viel Schmerz erfahren, so dass auch der Riese keine Angst vor dem Kind hatte. Das Mädchen hatte ein paar süße Sommersprossen auf der Nase und ihre Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten.
„Bist du ein Riese?“
, wollte das Kind weiter wissen und hatte ordentlich Mühe, Asahi anzusehen, weil es den Kopf so recken musste. Also hockte sich der 'Riese' hin und ragte immernoch ein paar Hand breit über ihr auf.
„Ja...aber verrate es keinem. Meine Ahnen waren alle viel größer als ich. Ich bin der Kleinste aus der Familie.“
, flüsterte er leise, zwinkerte dem Kind zu und schmunzelte dabei.
„Qilli!“
, hörte er ein Rufen und das Mädchen zuckte kurz.
„Hier Mama!“
, rief es zurück und eine ebenfalls braunäugige Frau kam auf Asahi zu, der sich gerade wieder aufrichtete. Der exakt gleiche Farbton ihrer Augen identifizierte sie als Mutter, selbst wenn das Mädchen es nicht schon gesagt hätte. Asahi bemerkte, dass ihm die Farbe gefiel. Das warme Braun strahlte etwas 'fürsorgliches' aus. Sehr viele Menschen, vor allem Frauen, hatte er ja noch nicht gesehen und vielleicht starrte er sie auch einen Moment zu lange an.
„Hier steckst du du…“
Sie stockte, sah Asahi mit großen Augen an und bemerkte verlegen, dass sie ebenfalls starrte.
„Verzeihung.“
, sagte sie kleinlaut und griff ängstlich nach ihrer Tochter. Auch diese Reaktion war dem Koch bekannt, aber er lächelte sofort und senkte grüßend sein Haupt, da sie trotz seiner Erscheinung höflich geblieben war.
Ängstlich aber nicht unhöflich. Schön.
Qilli ließ sich nur widerwillig von Asahi wegziehen, folgte dann aber.
Tschüs, Qilli Sommersprosse.
, gab er ihr Gedanklich einen Kosenamen. Er musterte noch die beiden. Die Frau mit den braunen Augen trug ein Weidenkörbchen über ihren rechten Arm und als sie sich nach ein paar Schritten zu ihrer Tochter neigte, um sie daran zu erinnern, niemals mit Fremden zu sprechen, konnte Asahi einen Blick hineinwerfen. Darin befand sich ein Paket mit Käse, etwas Wurst aber eben auch ein kleines Kästchen, das dem von Dario Umpa ähnlich schien.
Moment! Das sieht aus wie...
Zwar fehlte das Emblem der Zunft, aber die Verzierungen waren ähnlich. Sie war jedoch bereits im Begriff zu gehen. Asahi machte einen einzelnen langen Schritt hinter ihr her und sprach recht leise, damit seiner tiefe Stimme ihr keine zusätzliche Angst einjagte.
„Entschuldigen sie, gute Frau.“
Er hob eine Hand auf Brusthöhe. Eine Geste, die seine harmlose Frage unterstreichen sollte. Seine Hand wies dann auf ihr Körbchen.
„Darf ich sie fragen, wo ich solch ein Kästchen erstehen kann? Mein Name ist Asahi und ich bin fremd in der Stadt.“
Sich mit Namen vorzustellen war höflich und schenkte ein bisschen Vertrauen, denn Räuber oder Unholde stellten sich gewöhnlich nicht als erstes vor. Wenn sie stehen blieb und nicht flüchtete, würde er weiter fragen:
„Könnten sie mir vielleicht helfen einen Laden zu finden, der solche Dinge führt?“
Asahi versuchte sein freundlichstes Lächeln. Manchmal gelang es, aber manchmal fürchteten sich die Leute dann noch mehr vor ihm. Es war aber in jedem Fall gerade ein Versuch wert, denn ohne diesen Hinweis würde es vermutlich noch Stunden dauern, bis er überhaupt eine Spur gefunden hätte. Außerdem hatte er vielleicht bei Qilli einen Stein in Brett, wie man so sagte. Der Gedanke ziellos durch die Stadt zu irren war auch nicht unbedingt angenehm. Selbst wenn der erste Laden ein Reinfall sein sollte und er die Frau mit den blauen Haaren nicht fand, dann könnte er dort weiter und spezifischer seine Fragen stellen.

Re: Mit gehangen, mit gefangen

Verfasst: Samstag 20. September 2025, 17:55
von Erzähler
Es konnte aufregend sein, wenn man etwas Neues wagte. Oder aber beängstigend. Plötzlich war Asahi nicht mehr ein ‚großer Fisch im kleinen Teich‘. Nun war er ein großer Fisch im weitesten Ozean, den er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Zyranus war… bunt. Laut. Voll. Er sah binnen eines Atemzugs so viele verschiedene Charaktere, dass es ihm vorkommen musste, wie in einem wüsten Traum nach einem turbulenten Tag. Asahi hatte niemals zuvor derart farbenfrohe, ausgefallene Mode gesehen. Er kannte den Einheitsbrei seines Ordens und seine Augen waren an diese beruhigende Monotonie gewöhnt. Jetzt aber wurde sein silbergrauer Blick ständig abgelenkt und herausgefordert. Dort verschwand eine weißhaarige Frau mit allerlei Getier im Haar hinter einer Hausecke, als auch schon ein Mann vor seinen Augen den ausgefallenen Blumenhut hochwarf und einfach verschwand… Asahi staunte nicht schlecht über diese Wunder und als er meinte, einen gähnenden Schornstein gesichtet zu haben versuchte er sich mit ein wenig Realität wieder zu erden. Er besah sich den Stand der Sonne und konnte feststellen, dass es bis zum Abend noch etwas Zeit wäre. Die Suche nach einer Unterkunft musste er gewiss demnächst anstellen, allein schon aufgrund seiner Größe. Der Hüne brauchte nun mal eben etwas andere Abmessungen als der normale Durchschnittsbürger. Jetzt aber fand er sich plötzlich im Zentrum des vorderen Zyranus‘ wieder. Hier herrschte ebenfalls allerlei Trubel, denn es war noch Markt. Stände, Händler, Einkaufende – sie alle schlenderten mal gemütlich, mal eilig durch die Gassen zwischen den Markisen der dargebotenen Dinge. Asahi aber wurde von einem kleinen Mädchen -Qilli- abgelenkt, die sich ganz ungeniert über seine Größe ausließ. Auch wenn das Mädchen süß war, war es dann doch aber der Korb ihrer Mutter, der Asahi stutzen ließ. Das Schmuckkästchen sah dem von Dario erheblich ähnlich! Noch im Gehen, eilte Asahi mit zwei Schritten auf Mutter und Kind zu und verschaffte sich so sanft es ging Gehör. Immerhin sollte die Frau nicht denken, er wolle ihr etwas böses! „Entschuldigen sie, gute Frau.“ Die Mutter hielt überrascht inne und ihr Blick war eine Mischung aus Argwohn und Höflichkeit. Asahi schüchterte eben ein und die Frau war erheblich kleiner als er. „Darf ich sie fragen, wo ich solch ein Kästchen erstehen kann? Mein Name ist Asahi und ich bin fremd in der Stadt.“ Ihr Blick fiel auf ihren eigenen Korbinhalt und sie hob erneut den Blick. Sie schien zu überprüfen, ob es ihm tatsächlich nur darum ging. Asahi war trotz seiner vermeintlichen Grobschlächtigkeit einfühlsam und spürte, dass die Frau noch misstrauisch über seine Absichten schien. Er setzte nach: „Könnten sie mir vielleicht helfen einen Laden zu finden, der solche Dinge führt?“ Sein Lächeln brachte das Misstrauen der Frau dann aber endgültig zum Schmelzen. Sie wurde weicher in ihrer Haltung und ließ auch Qilli hinter sich hervortreten, die sie mit einer Geste schützend hinter sich gestellt hatte. Das freche Mädchen grinste breit zu Asahi auf. „Das hat Mama bei der verrückten Hexe gekauft!“, platzte es aus dem Naseweis heraus. Ihre Mutter zischte und seufzte leise. Sie sah Asahi freundlich lächelnd an: „Sie ist keine verrückte Hexe. Dem Kind geht manchmal die Fantasie durch. Die Frau hat ihren Stand“, sie drehte sich zum Markt und überlegte wohl, welches die beste Route wäre. „dort entlang. Wenn ihr dem zweiten Gang von links folgt, werdet ihr sie kaum verfehlen können. Sie hat blaue Haare und entgegen der Meinung meiner Tochter, sie wäre verrückt – ist sie einfach nur etwas… eigenartig. Aber die Kästchen, die sie selbst schnitzt, sind wundervoll und ihr werdet gewiss ein schönes Souvenir erstehen!“, brach sie eine Lanze für die Herstellerin und ihre Waren. Dann nahm sie Qilli an die Hand und nickte Asahi freundlich zum Abschied zu. „Herzlich Willkommen in Zyranus!“, sagte sie ehrlich und überließ Asahi dann dem Trubel des Marktplatzes.

Der zweite Gang von links, immer geradeaus. Das war vermutlich sein Glückstag heute! Der Weg klang durchaus machbar. Doch bevor Asahi in den Markt und sein Getümmel aus Kauflustigen und Verkäufer-Gebrüll eintauchen konnte, musste er zu seinem Leidwesen feststellen, dass die Markisen der Stände nicht unbedingt für Menschen in seiner Größe gemacht waren. Er würde sich am laufenden Band die Birne stoßen, sollte er dort entlang gehen, wo die Frau gesagt hatte. Auch anhand seiner Masse würde er gewiss ein wenig für Unmut sorgen, weil er Wege versperrte oder den Blick auf die Auslagen. So oder so gestaltete es sich ein wenig mühsam, den Weg zu nehmen, der ihn zu ‚der verrückten Alten oder Hexe‘ bringen würde. Dario hatte auch schon davon gesprochen, dass sie eine ‚Olle‘ sei. Offenbar wirkte Asahi verloren genug, um die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zu ziehen. Plötzlich stand neben ihm – wenn auch bedeutend kleiner – ein in lockere, zartfliederfarbene Leinenkleidung gehüllter Mensch, der ihn aus sturmgrauen Augen ansah. Seine kurzen, blonden Haare standen in alle Richtungen ab und sein durchaus smartes Gesicht zeigte ein Lächeln mit weißen Zähnen. „Guter Freund! Ihr seht aus, wie jemand der Hilfe gebrauchen könnte!“, flötete er mit melodischer Stimme und stolz geschwellter Brust. „Gestatten?“, fragte er, wartete aber keine Antwort seitens des Hünen ab. Der Blonde wandte sich den Marktmarkisen zu und schickte mit einer teils theatralischen, teils nötigen Geste einen Windstoß durch die Gasse, die Asahi betreten sollte. Überraschte Rufe und Laute wurden hörbar, doch dann hoben sich die Markisen wie von selbst an und schufen so viel Platz, dass auch Asahi hindurchtreten konnte. Einige Marktbesucher blieben staunend, bewundernd stehen, andere schüttelten missmutig den Kopf. Ein Händler echauffierte sich, weil durch die – vermutlich gutgemeinte – Aktion des Luftikus eine Strebe an seinem Stand gebrochen war. „Gern geschehen!“, verneigte sich der Unbekannte und grinste, ehe er sich schleunigst aus seinem leicht gestifteten Chaos verabschiedete und das Weite suchte. Sein Zauber würde halten, bis Asahi durch die Gasse gelaufen wäre, wenn jener sich beeilte. Oder er ging dann doch außenherum und versuchte sein Glück so. Am Ende jedoch würde er tatsächlich einen Stand ausmachen können, an dem eine Frau ihm den Rücken zugewandt hatte. Unverkennbar besaß sie blaue Haare, die ihr bei hinunterbeugen über die Schultern nach vorn fielen.

Re: Mit gehangen, mit gefangen

Verfasst: Sonntag 21. September 2025, 13:25
von Asahi
Das das Leben so BUNT sein kann...?!?...
Das Herz des sanften Riesen hopste ein paar mal bei all der Schönheit, der Vielfalt, der kleinen und großen Wundern, die ihn hier in Zyranus erwarteten. Er war zwar groß und einschüchternd und ein ausgewachsener Mann im stolzen Alter von 25 Jahren, aber innerlich war er doch noch immer auch ein kleiner Junge der staunen konnte und die Welt mit glänzenden Augen und voller Freude im Herzen betrachtete. Emotional war er bei weitem noch nicht so weit entwickelt wie manch anderer. Andere hatten in diesem Alter schon reichlich Erfahrungen in allen Bereichen des Lebens gemacht, einen Beruf gemeistert, waren Grundbesitzer, hatten eine Frau und Kinder oder die halbe Welt bereist. Asahi hatte das alles nicht, aber er hatte einen neugierigen Geist, eine gute Ausbildung, recht viel theoretisches Wissen und was am wichtigsten war, ein großes Herz! Dort wo andere fast gelangweilt auf die bunte Welt blickten, da war er voller Staunen, Ehrfurcht und Glück! Asahi war glücklich das alles erleben zu dürfen und sah diese Augenblicke als ein Geschenk des Schicksals an, das doch wohlwollend auf ihn nieder blicken musste.
Auch die Begegnung mit dem kleinen Mädchen Qilli und dessen Mutter war gut verlaufen und offenbarte ihm einen glücklichen Wink des Schicksals. Asahi lebte in dem Glauben, dass wenn man seine Umgebung gut behandelte, das Gute auch zu einem zurück kehrte. Sanft und einfühlsam hatte er sich der Frau genähert und sie hatte ihre Scheu ablegen können. Als Dank erhielt er den nötigen Hinweis, den er brauchte um sein Ziel weiter verfolgen zu können. Sein Lächeln brachte das Misstrauen der Frau endgültig zum Schmelzen. Sie wurde weicher in ihrer Haltung und ließ auch Qilli hinter sich hervortreten, die sie mit einer Geste schützend hinter sich gestellt hatte. Er zwinkerte dem Kind zu lächelnd zu. Das freche Mädchen grinste breit zu Asahi auf.
„Das hat Mama bei der verrückten Hexe gekauft!“
, platzte es aus dem Naseweis heraus, stolz auf ihr Wissen und es mit ihm teilen zu können.
Niedlich.
Ihre Mutter zischte und seufzte leise. Sie sah Asahi freundlich lächelnd an:
„Sie ist keine verrückte Hexe. Dem Kind geht manchmal die Fantasie durch. Die Frau hat ihren Stand... dort entlang. Wenn ihr dem zweiten Gang von links folgt, werdet ihr sie kaum verfehlen können. Sie hat blaue Haare ...“
Perfekt!
„...und entgegen der Meinung meiner Tochter, sie wäre verrückt – ist sie einfach nur etwas… eigenartig.“
Eigenartig ist ok. Eigenartig ist gut.
„Aber die Kästchen, die sie selbst schnitzt, sind wundervoll und ihr werdet gewiss ein schönes Souvenir erstehen!“
Asahi legte die Handflächen vor dem Herzen aneinander und verbeugte sich in seiner typischer Ordensgeste, den Kopf neigende und die Augen kurz nieder schlagend.
„Habt vielen Dank, gute Frau. Ich wünsche euch Glück auf euren Wegen und das die Götter milde auf euch schauen.“
Er lächelte ihr noch einen Moment sanft hinterher. Sie nahm Qilli an die Hand und nickte Asahi freundlich zum Abschied zu.
„Herzlich Willkommen in Zyranus!“
, sagte sie ehrlich und überließ Asahi dann dem Trubel des Marktplatzes. Der kleine Willkommensgruß wärmte sein Herz, wie ein kleiner Sonnenstrahl. Tatsächlich hatte er wirklich nicht mit so viel Herzenswärme in der Magierstadt gerechnet. Zyranus galt als fremdenfeindlich, verschlossen und er hatte sich die Bewohner immer als allesamt alte hagere grau gekleidete Zausel vorgestellt. Um so froher war er, dass Zyranus sich so ganz und gar anders ihm zeigte. Es hatte sich wohl in der letzten Zeit sehr viel verändert. Immer noch lächelnd schritt er aus der Ecke hinaus und orientierte sich in die gewiesene Richtung. Der zweite Gang von links, immer geradeaus.
Das ist ein Glückstag heute!
Er schaffte kaum 10 Schritt, da musste er erkennen, dass er nicht so recht voran kam. Abgesehen davon, dass er auf viele bunte Häupter blickte und es einfach unglaublich voll war, bevor Asahi in den Markt und sein Getümmel aus Kauflustigen und Verkäufer-Gebrüll eintauchen konnte, musste er zu seinem Leidwesen feststellen, dass die Markisen der Stände nicht unbedingt für Menschen in seiner Größe gemacht waren. Er würde sich am laufenden Band die Birne stoßen, sollte er dort entlang gehen, wo die Frau gesagt hatte. Unsicher blieb er stehen.
Wie...? Ich kann nicht... wo???
Ratlos versuchte sein Gehirn einen Weg durch das Wirrwarr zu erkennen, Abstände einzuschätzen, was aber hoffnungslos war und es war für den Riesen vollkommen ausgeschlossen sich einfach mit seiner groben Kraft einen Weg zu bahnen. Auch anhand seiner Masse würde er gewiss für reichlich Unmut sorgen, wenn er sich da einfach durch schob.
Wie soll ich da durchkommen?
Er machte ein paar Schritte hinein und gleich wieder zurück, weil er an einem Dach hängen blieb und fast den Stand mitgerissen hätte.
Wie soll ich nur den Weg zu nehmen, der mich zu ‚der verrückten Alten oder Hexe‘ ...zu der blauhaarigen Frau bringt?
Ein paar Minuten stand er einfach nur ratlos da. Offenbar wirkte Asahi verloren genug, um die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zu ziehen. Plötzlich stand neben ihm – wenn auch bedeutend kleiner – ein in lockere, zart fliederfarbene Leinenkleidung gehüllter Mensch.
Interessante Farbe. Erinnert mich an einen Zuckerguss, den ich letztes Jahr unserem 'Schweiger' auf sein Törtchen gemacht hatte, als er Geburtstag hatte. Es waren Lavendelblüten, die ich in...
Seine Gedanken wurden auf die Augen gelenkt, sie seinen eigenen tatsächlich ein wenig ähnlich waren. Die wie auch bei dem Koch kurzen, blonden Haare standen rund um das Gesicht in alle Richtungen ab und er zeigte ein Lächeln mit weißen Zähnen.
„Guter Freund! Ihr seht aus, wie jemand der Hilfe gebrauchen könnte!“
, flötete er mit melodischer Stimme und stolz geschwellter Brust. Asahis Brauen wanderten ein gutes Stück in die Höhe.
So hat mich noch niemand genannt, wenn er mich nicht besser kannte. Eine wirklich interessante Stadt ist das hier!
„Gestatten?“
, fragte er, wartete aber keine Antwort seitens des Hünen ab.
Was kommt nun?
Der Blonde wandte sich den Marktmarkisen zu und schickte mit einer teils theatralischen, teils wohl nötigen Geste einen Windstoß durch die Gasse, die Asahi betreten sollte. Überraschte Rufe und Laute wurden hörbar, doch dann hoben sich die Markisen wie von selbst an und schufen so viel Platz, dass auch Asahi hindurch treten konnte.
Unglaublich!
Der sanfte Riese staunte nicht schlecht und sein Mund stand einen kleinen Moment offen. Einige Marktbesucher blieben ebenfalls staunend, bewundernd stehen, andere schüttelten missmutig den Kopf. Ein Händler echauffierte sich, weil durch die – vermutlich gutgemeinte – Aktion des Luftikus eine Strebe an seinem Stand gebrochen war.
„Gern geschehen!“
, verneigte sich der Unbekannte und grinste, ehe er sich schleunigst aus seinem leicht gestifteten Chaos verabschiedete und das Weite suchte. Asahi hob dankend die Hand, aber da war er schon weg.
Sein Zauber wird hoffentlich halten, bis ich durch die Gasse gelaufen bin.
Asahi beeilte sich. Er hob seine Tasche über den Kopf, zog den Bauch ein und begann sich zügig durch die Gasse zu schieben. Meistens ging er leicht seitlich und nur da wo Platz war, beschleunigte er leicht die Schritte, immer vorsichtig niemanden anzurempeln oder gar auf die Füße zu treten. Der Blick von oben auf die Häupter der Bürger dieser Stadt, hatte seinen ganz eigenen Reiz. Noch nie hatte er so viel Vielfalt an Haarfarben, Hüten und Kleidung gesehen. Als er dann auf Höhe des Händlers mit der zerbrochenen Stange war, verneigte er sich kurz, entschuldigte sich im Vorbeigehen. Mehr Zeit ließ er sich jedoch nicht, denn die Sorge wuchs, dass sich die Marquisen plötzlich wieder runter falten könnten und er dann fest steckte. Immer wieder war sein tiefes brummiges:
„Entschuldigung... Darf ich bitte mal... Verzeihung...“
zu hören. Dann stand er selbst fast etwas unvermittelt und auch erleichtert plötzlich einem Stand, wo ein blauer Haarschopf seine Aufmerksamkeit fesselte. Die Frau stand mit dem Rücken zu ihm.
Na endlich!
Der Moment der Erleichterung klang auch in seiner tiefen Stimme mit, als er sich hinter sie stellte und seine Tasche zurück über seine Schulter an seine Seite hängte. Eine Hand kam darauf ruhend zum liegen, als er sich nach der Anspannung des absolvierten Weges hier her, mit der anderen Hand kurz auf der Auslage abstützte.
„Hab ich dich doch gefunden...“
, murmelte er zu sich selbst. Dann räusperte er sich und sah hoch. Das Ziel war erreicht. Da war er also der Moment.
Und jetzt?
Asahi zögerte, was nach der letzten Äußerung viel Raum für Interpretation ließ, auch ein wenig in die falsche Richtung.
Oh...
Als er sich dessen bewusst wurde, beeilte er sich wieder freundlich und höflich zu wirkten, richtete sich aus seiner nach vorne gebeugten Haltung zu voller Größe auf und versuchte ein Lächeln.
Was soll ich jetzt fragen? Seid ihr die Olle? Äh, die Hexe? Die Verrückte?... Ach verflucht!
Plötzlich waren da die ganzen verunglimpfenden Titel, die die Frau durch Erzählungen anderer erhalten hatte in seinem Kopf.
So kann ich doch nicht... Reiß dich zusammen, Asahi! Irgendwie musst du Kontakt knüpfen und heraus finden, ob sie...
Seine Mimik mochte ein wenig schief geraten, bei diesen Gedanken.
„Gute Frau, ich habe eine Frage, die sich vielleicht etwas merkwürdig anhören wird.“
Er schand ein wenig Zeit, aber es gab ich auch die Möglichkeit sich wieder etwas zu sammeln und auch sein Gegenüber vielleicht zu betrachten, wenn sie sich umgewandt hatte. Der Umgang mit Menschen war für ihn doch manches Mal eine Herausforderung und in dieser bunten und überwältigenden Stadt besonders!
„Ich... ähm... Kennt ihr vielleicht einen Dario Umpa? So einen schlaksigen Neunmalklug, der sich gern etwas aufspielt? Er könnte bei euch ein Kästchen gekauft haben, dass ungefähr aussah wie dieses da...“
Dabei zeigte Asahi auf eine der Schatullen in der Auslage.
Sollte ich gleich das Zeichen beschreiben? Ich bin lieber vorsichtig.
Ein Außenstehender Zuhörer könnte annehmen, erwähnter Dario Umpa könnte sich bei diesem 'Schläger' unbeliebt gemacht haben und er würde ihn jetzt suchen um ihm eine Abreibung zu verpassen. Das Problem mit Asahis Auftreten war, dass er bei dem Gedanken an Dario durchaus schlechte Laune entwickelte und das zeigte sich halt auch leserlich in seiner Mimik. Schauspielern hatte er noch nicht wirklich geübt. Er wusste nur, dass sein erster Eindruck häufig schlechter war als er es beabsichtigte. Es würde sich wohl zeigen müssen, wie die blauhaarige Frau auf ihn reagierte.
Ich glaub, das war jetzt nicht der beste Ersteindruck, aber wenn sie etwas mit dieser ominösen 'Geheimgesellschaft' zu tun hat, die dieses furchtbare Gift erdacht hat?? Hm... Vielleicht ist es auch besser, wenn ich etwas 'grob' wirke? Vielleicht halten viele sie für eine 'Hexe'. Hexen arbeiten im Volksmund mit Giften und Kräutern... Ich könnte das aufgreifen, oder?
„Vielleicht habt ihr auch einen Rat für mich, was für Kräuter oder Gifte es braucht um Dummheit auszutreiben?!?“
Der sanfte Koch versuchte noch ein wenig die Kurve zu kriegen, lehnte ich vermeintlich etwas 'lässig' zur Seite und fügte locker an:
„Und wie bekommt man eine solche Haarfarbe hin?“
Asahis Magen rebellierte bei dieser Vorstellung seinerseits etwas und er hätte sich gern mit etwas süßem beruhigt. Das Problem war, dass er lieber offen und ehrlich durch die Welt ging, aber das eben nicht immer zielführend war. Wie sollte er einer Frau gegenübertreten, die vermutlich Kontakte zu Leuten pflegte, oder schlimmsten Falls selbst eine war, die willentlich Menschenleben riskierte und Todbringende Seuchen erschuf? Insgeheim fühlte sich Asahi gerade hoffnungslos in seiner Rolle überfordert, aber gab eben sein Bestes um seine 'Familie' und Freunde zu retten. Wenn die Frau sich doch wieder erwartend als freundlich und zugänglich, vielleicht sogar als Verbündete heraus stellen würde, dann könnte er hoffentlich immernoch umschwenken und versuchen sie für seine Sache zu gewinnen. Ansonsten war es der Plan gewesen nach Zyranus zu gehen, die Frau zu finden, die dieses Kästchen mit unheilvollem Inhalt Dario Umpa verkauft hatte zu finden und eben 'irgendwie' an ein Heilmittel zu kommen.
Kinderspiel!
Asahis Gedanken waren etwas hilflos, sarkastisch, ruderten, rotierten und er hatte halt einfach noch zu wenig Informationen. Er musste einfach noch ein bisschen darauf hoffen, dass das Glück noch ein wenig an seiner Seite blieb.