Reise durch den Arus

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Dezember 2020, 01:16

Eine Weile war Sarin von ihren eigenen Gedanken mehr abgelenkt als von dem Fluch aus den Büschen. Warum reagierte ihr Versprochener derart alarmiert? Er fürchtete wirklich, jemand Außenstehendes hätte sie beobachtet und könnte nun Rückschlüsse auf seine wahre Zuneigung gegenüber seinem Leibwächter ziehen. Dabei war doch gar nicht viel geschehen! Doch sie vergaß eines: Er und Iryan stammten nicht aus dem Reich der Nachtelfen. Morgeria musste ein deutlich härteres Pflaster für jene bereithalten, die aus der Reihe tanzten; vor allem dann, wenn es sich um die direkten Erben einer adligen Blutlinie handelte. Langsam erkannte Sarin vermutlich das Schicksal ihres Verlobten und könnte dessen Verhalten nachvollziehen. Jeder Fehler wurde offenbar sofort bestraft. Jedes unliebsame Verhalten suchte man im Keim zu ersticken und musste trotzdem so diskret vorgehen, dass in der Öffentlichkeit kein Skandal entstand. Ja, selbst ihr Schicksal war daran geknüpft! Es ging schließlich nicht darum, eine liebevolle Ehe mit einem Dunkelelfen einzugehen, um das Bündnis zweier Reiche zu festigen. Es ging auch nicht um einen Erben mit Mischblut. Ja, sie sollte nicht einmal ein Zeitvertreib und Lustspielzeug des Erbprinzen werden! Alles in allem schien er seinem Vater, Fürst Raikhyn von Blutsdorn, einfach nur in irgendeiner Weise negativ genug aufgefallen zu sein, dass er seinen Sohn aus dem Weg räumen musste. Attentate galten in Morgeria zwar als anerkannte und deshalb nicht so skandalöse Methode, jedoch schien der Fürst dies nicht in Erwägung zu ziehen. Er war gierig. Zu gierig, um seinen selbst nicht vorzeigbaren Sohn so simpel aus der Affäre zu ziehen. Nein, er wollte sogar mit ihm noch Ruhm und Ehre für sein Adelshaus erlangen, weshalb er ihn lieber unter einem Vorwand in den Krieg schickte. An der Front könnte er sich möglicherweise noch beweisen. Oder war dem Fürsten auch Iryan ein Dorn im Auge? Wollte er ihn ebenfalls beseitigen? Da Iryan als Leibwache des Erben stets an dessen Seite weilte, würde er ihm auf das Schlachtfeld folgen. Jegliche Zweifel wie sie bei einem Doppelmord - oder diskreter "Doppelunfall" - vorkämen, wären mit dieser Vorgehensweise gar nicht vorhanden. Und wer interessierte sich schon für eie verwitwete Gattin, noch dazu eine nicht dunkelelfischen Blutes? Niemand, außer der Fürst selbst. Sarins Schicksal würde mit gespreizten Beinen und stets schwangerem Bauch unter des Fürsten Leib enden. Er würde sie nehmen, bis sie körperlich und seelisch daran zerbrach. Das durfte nicht passieren! Es durfte nicht passieren, dass Dhansairs Gefühle öffentlich entdeckt und breitgetreten wurden. Dann wäre ihre aller Schicksal drastischer, härter und womöglich doch mit einer Klinge vollzogen. Die beiden Männer hatten das längst erkannt und reagierten entsprechend. Iryan war bereits tief ins Dickicht vorgedrungen. Dhansair hingegen bot Sarin seine Hand an. Er würde sie nicht hier allein zurücklassen, sollte sie ihre Teilnahme an der Suchaktion nicht vehement ablehnen. Doch das tat sie nicht. Sie ergriff seine Finger, die nun wieder schweißfrei und kraftvoll ihre eigenen umfassten. Gemeinsam tauchten sie in das von Zweigen und teils noch belaubte Strauchgewirr ein.
"Hm", brummte der Elf nach einiger Zeit auf. Er betrachtete den Waldboden. Keine Anzeichen von Spuren, aber nur weil weder er noch Sarin welche entdeckten, hieß es nicht, dass es keine gab. Schließlich konnten beide auch Iryan nicht mehr länger ausmachen. Verlegen rieb Dhansair seinen Nacken. "Ich muss zugeben, als Waldläufer eigne ich mich nur bedingt. Diese Umgebung gehört nicht zu meinen gewohnten." Er straffte sich und warf einen Blick zum Dach des Nadelwalds. Kaum ein Lichtstrahl drang durch die Wälle aus sattem Grün hindurch. "Ich vertraue wieder einmal zu sehr auf Iryan. Er wird den Beobachter dennoch finden - wie immer." Er lachte knapp auf, doch sein Scherz war mehr als ein Kompliment an seinen Wächter. Wo dieser wohl steckte?
"Ich möchte nicht nach ihm rufen", fuhr Dhansair fort. "Es könnte auch den Feind auf uns aufmerksam machen." So legte er einen Finger an die eigenen Lippen, um Sarin zur Ruhe zu gemahnen. Er senkte zusätzlich seine Stimme. "Versuchen wir, nicht aufzufallen. Euch dürfte das nicht schwer fallen, als Nachtelfe. Kommt! Schauen wir mal, ob wir nicht doch etwas entdecken." Gemeinsam ging es weiter durch den Waldesgrund. Hier und da raschelte es im Gehölz, aber auch sie beide verursachten ein gelegentliches Knacken, wenn sie über den alten Nadelteppich schlichen.
"Wenn es bereits Nacht wäre, könnten wir nach der Mondblume suchen", raunte Dhansair. "Aber Euch ist klar, dass wir diese Tradition nur für ... unseren Plan vorschieben, oder? Äh ... eine Mondblume existiert nicht?" Dhansair kannte die nachtelfische Tradition nicht. Er war auch kein Botaniker, aber ihm schien nie zuvor eine volle Blüte um Mitternacht begegnet zu sein. Und woher sollte Sarin so etwas wissen? Nachtelfen lebten unter der Erde. Sie konnten sich glücklich schätzen, wenn ihre Pflanzen dort nicht regelmäßig eingingen ob des mangelnden Sonnenlichts. Er zweifelte doch etwas an der Tradition und war nun gespannt, ob Sarin ihm da mehr erzählen könnte. Zumal er die Stille zwischen ihnen wohl nur mäßig ertrug. Er sprach zwar selbst recht leise, aber ganz schweigsam blieb er nicht. Nicht einmal in seiner eigentlich angespannten Haltung. Jene hatte sich inzwischen aber schon wieder etwas gelöst, da sie beide keinerlei Anzeichen eines Beobachters bemerkt hatten. Vielleicht hatte nur jemand aus dem Lager beim Austreten geflucht. Wie Dhansair sagte: Iryan würde ihn schon finden.
Leider irrte er sich und es kam noch schlimmer: Weder fanden die beiden Spuren des Fluchenden, noch begegneten sie Iryan wieder. Selbst im derzeitigen eher dunklen und wintertrüben Gewand des Arus blieb der Wald dicht. Die Nadeln mochten ihre satte Farbe zur Zeit der Abendsonne nicht besitzen, aber sie präsentierten sich nach wie vor als dichtes und stacheliges Laubwerk der Bäume. An manchen Stellen gab es nicht einmal ein Durchdringen dieses Walls und durch trockene Dornensträucher wollte Dhansair seine Verlobte auch nicht zwängen. Nicht, wenn kein deutliches Ziel vor Augen lag. Tatsächlich ließen beide sich aber auch auf's Neue von der Umgebung ablenken und bemerkten gar nicht, dass sie tiefer und tiefer in den Arus vordrangen. Sarin entdeckte einfach ständig auf's Neue etwas, das sie faszinierte oder ihr besonders gefiel. Sei es das Eichhörnchen-Paar, welches die beiden zu begleiten schien, da es immer wieder ihren Weg kreuzte oder seien es zu Ringen gewachsene Pilzformationen. Manchmal streckten sie ihre schlanken Pflanzenkörper mit spitzen, braunen Hüten aus dem Boden, ein anderes Mal warben sie mit schillernd rotem Haupt und weißen kleinen Tupfen um Aufmerksamkeit. Zumindest bei Letzteren konnte Dhansair rechtzeitig eine Warnung ausrufen. Diese Pilze waren giftig und sollten nur angesehen, aber weder berührt noch gegessen werden. Dafür fanden Sarins Finger einen Platz auf weiteren Moosteppichen, die an einem Findling entlangwuchsen, der mutterseelenallein zwischen den Tannen aufragte. Er überragte selbst ihren Begleiter um Längen, war etwas oval und leicht zur Seite geneigt, so dass der Moosteppich auf seinem Stein wie ein tiefgrüner Mantel aus Natur wirkte. So musste Sarin ihn einfach berühren. Er fühlte sich weich und fast ein bisschen schwammig an.

Die Zeit verstrich, aber beide Elfen bemerkten kaum etwas davon. Sie amüsierten sich, hielten Gespräche aufrecht und Sarin bemerkte, dass ihre Rune an Dhansair volle Wirkung zeigte. Anders zwar als gedacht, denn sie öffnete nicht ihm neue Tore, sondern ihr eine Pforte zu seiner Seele, aber das half ihnen auch nur, einander etwas näher zu kommen. So lernten sie sich etwas besser kennen. Sarin konnte ihm viele Fragen stellen. Einige beantwortete der Dunkelelf, anderen wich er aus oder überging sie, weil ein spezielles Thema wesentlich interessanter erschien. Sarin erfuhr zwischen den Zeilen, dass Dhansair den Tanz nur deshalb so gut beherrschte, weil er sich dafür mehr interessierte als für Waffenkunde oder Kampftechniken. Dennoch hatte er sie schon in jungen Jahren lernen müssen, war geschickt mit dem Dunkelelfenschwert, bevorzugte aber schlanke und wendigere Waffen wie das Rapier oder den Degen. Etwas, das erneut ein Dorn im Auge seines Vaters war. Er nannte die feine Klinge an Dhansairs Hüfte beispielsweise gern mal eine Damenwaffe und verspottete so seinen eigenen Sohn, anstatt stolz auf dessen Kampfkunst zu sein.
"Ich bin bei Leibe nicht so gut, mich zu verteidigen wie Iryan es wäre, aber selbst ich kann ein ernst zu nehmender Gegner darstellen", berichtete der Elf, verstummte dann aber mitten in ihrer Unterhaltung. Er blieb stehen und gab vorerst nur noch einen Laut der Überraschung von sich. Dann schaute Dhansair nach oben. Er und Sarin hatten den Waldrand erreicht. Auf welcher Seite des Arus blieb ungewiss, zumindest für die Nachtelfe. Sie war schließlich das erste Mal hier. Aber ihr Begleiter klärte sie zunächst auch nicht auf, denn er starrte zum Himmel empor, welcher nun offen und fast frei von Wolken über ihnen hing. Sie hatten Glück, so lange durch den Wald geirrt zu sein, denn so hatte der Tag weichen können. Was Sarin und Dhansair nun mit einer nahezu runden Form begrüßte, war der Mond. In bleichem, mattgelbem Schimmer strahlte er auf Celcias Boden nieder. Seine Oberfläche wirkte ein wenig zerklüftet, so dass sich Muster aus dunkleren Flecken bildeten. Im Reich der Nachtelfen sprach man stets von Manthalas Antlitz als Synonym für diese matt schimmernde Kugel am Himmelszelt, doch mit einem Gesicht hatte sie tatsächlich wenig gemein. Ob das Sarin enttäuschte? Wenn ja, machte allein der Anblick des gewaltigen Himmelskörpers das wieder wett, denn ihn zum ersten Mal zu sehen mochte beeindruckender sein als ein Blick in die blendende Sonnenscheibe Lysanthors.
Außerdem war dem Mond gemein, dass er seine Umgebung zwar in ein Licht tauchte, dieses aber nicht hell genug war, um die Welt mit satten Farben zu füllen. Grautöne mischten sich mit dunklem Blau und Schwarz, teilweise wirkten manche Objekte auch wie von einem violetten Schleier umhüllt. Und wo Schnee den Grund bedeckte, da erzeugten die Mondstrahlen eine Spur mystischen Blaus auf der ansonsten weißen Decke. Besonders beeindruckend war dieser Anblick, wenn man sich - wie Sarin und Dhansair - am westlichen Waldrand des Arus befand. Dort ging er nämlich in das Grasland über, das mit einem Blick gen Norden eine weite, fast ebene Fläche aufwies. Auf dieser tummelten sich zahlreiche, unterschiedlich große Steinbrocken, als hätte ein Riese dort seinen von Steinchen überfüllten Stiefel ausgestreut. Mit einem Blick in südliche Richtung mischten sich immer mehr Baumgruppen und kleine Waldabschnitte in das Bild hinein. Alles war mit Schnee bedeckt, dass es selbst jetzt im Schein des Nachthimmels glitzerte wie Diamantenstaub.
Und als wäre das noch nicht alles gewesen, meinte Sarin plötzlich, eine Gestalt zu erkennen. Auf einem der Steine befand sich nämlich kein zweiter. Auch war das keine Statue, selbst wenn die Figur nahezu still da saß. Doch kein behauener Stein in der Wildnis und erst Recht kein natürlicher wies einen Bogen auf. Das konnte nur ein Lebender sein. Dhansair schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, jedenfalls sagte er nichts. Iryan war nicht mit einem Bogen bewaffnet. Er konnte es also nicht sein. Ob es der fluchende Beobachter aus dem Dickicht war? Mehr als seine grauen Konturen im Mondlicht ließen sich nicht ausmachen, dazu befand er sich auf zu weiter Distanz. Dennoch stach er zumindest für Sarin aus all den Felsen heraus wie ein Knoten inmitten eines Strickmusters - nur eine Schneiderin fand die fehlerhafte Stelle auf Anhieb.

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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 21. Januar 2021, 10:18

"Ich muss zugeben, als Waldläufer eigne ich mich nur bedingt. Diese Umgebung gehört nicht zu meinen gewohnten...Ich vertraue wieder einmal zu sehr auf Iryan. Er wird den Beobachter dennoch finden - wie immer...Ich möchte nicht nach ihm rufen...Es könnte auch den Feind auf uns aufmerksam machen."
So legte Dhansair seinen Finger an die eigenen Lippen, um Sarin zur Ruhe zu gemahnen und sie nickte still als Antwort. Er senkte zusätzlich seine Stimme.
"Versuchen wir, nicht aufzufallen. Euch dürfte das nicht schwer fallen, als Nachtelfe. Kommt! Schauen wir mal, ob wir nicht doch etwas entdecken."
...wieso mir als Nachtelfe...?? … nicht „Auffallen“?? Ich bin Schneiderin, keine Spionin.
, überlegte Sarin kurz, aber es ging schon weiter durch den Waldesgrund. Hier und da raschelte es im Gehölz, aber auch sie beide verursachten ein gelegentliches Knacken, wenn sie über den alten Nadelteppich schlichen. Sarin war es gewohnt über weiche Teppiche zu laufen, die ihre Schritte schluckten. Als Nachtelfe mochte ihr eine gewisse Eleganz und ein leiser Gang auch vielleicht angeboren sein, aber das hier war etwas ganz anderes. Sie war eben sowenig ein Waldläufer wie ihr Verlobter und kam sich grade eher grob und unbeholfen vor, wie sie da durchs Unterholz „stapften“. Jeder Schritt verursachte neue Geräusche. Sie wurden begleitet vom leisen Knacken verborgener Zweige unter dem Moos, bis hin zu aufgescheuchten Kleintieren, die verärgert davon stoben.
"Wenn es bereits Nacht wäre, könnten wir nach der Mondblume suchen"
, raunte Dhansair irgendwann leise.
"Aber Euch ist klar, dass wir diese Tradition nur für ... unseren Plan vorschieben, oder? Äh ... eine Mondblume existiert nicht?"
Er war auch kein Botaniker, aber ihm schien nie zuvor eine volle Blüte um Mitternacht begegnet zu sein. Und woher sollte Sarin so etwas wissen? Nachtelfen lebten unter der Erde, aber sie GLAUBTE daran!
„Die Mondblume existiert!...“
flüsterte sie voller Überzeugung, warf dann jedoch ein:
„Aber für unseren Plan ist sie nur ein Mittel zur Zeitgewinnung, ich weis...“
Es war ja mein Vorschlag. Dass er immer noch daran zweifelt, dass ich nichts von ihm will...
Vielleicht wollte er, dass sie mehr darüber erzählte, aber Sarin sah keinen Sinn darin, zumal sie sich ja leise verhalten wollten. Jedoch ertrug er die Stille zwischen ihnen wohl nur mäßig ertrug. Er sprach zwar selbst recht leise, aber ganz schweigsam blieb er nicht. Sie suchten weiter nach Spuren, doch fanden sie nichts. Vielleicht hatte nur jemand aus dem Lager beim Austreten geflucht. Wie Dhansair sagte: Iryan würde ihn schon finden.
Leider irrte er sich und es kam noch schlimmer: Weder fanden die beiden Spuren des Fluchenden, noch begegneten sie Iryan wieder. Tatsächlich ließen beide sich aber auch auf's Neue von der Umgebung ablenken und bemerkten gar nicht, dass sie tiefer und tiefer in den Arus vordrangen. Sarin entdeckte einfach ständig auf's Neue etwas, das sie faszinierte oder ihr besonders gefiel.
Die Zeit verstrich, aber beide Elfen bemerkten kaum etwas davon. Sie amüsierten sich, hielten Gespräche aufrecht und Sarin bemerkte, dass ihre Rune an Dhansair volle Wirkung zeigte. Anders zwar als gedacht, denn sie öffnete nicht ihm neue Tore, sondern ihr eine Pforte zu seiner Seele, aber das half ihnen auch nur, einander etwas näher zu kommen.
Immer wieder hielt sie ihn an der Hand zurück um auf etwas zu deuten und zu fragen:
„Wie nennt ihr das?“
oder einfach nur im Staunen über die Farbgewalt der Oberwelt zu staunen. Dhansair zeigte sich äußerst geduldig mit seiner Verlobten und wäre die Situation anders gewesen, so hätte man meinen können, er mochte sie. Vielleicht tat er das auch, Natürlich nur auf freundschaftlicher Ebene, aber Sarin sorgte selbst in diesen Momenten dafür, dass es wenigstens so aussah, als himmelte er seine zukünftige Ehefrau an.
...man weis nie wer zusieht...
Aber sie sprachen sehr sehr leise, flüsterten nur für elfische Ohren hörbar und waren auch nah bei einander, so dass der Inhalt der Gespräche sicher war. So lernten sie sich etwas besser kennen. Sarin erfuhr, dass Dhansair den Tanz nur deshalb so gut beherrschte, weil er sich dafür mehr interessierte als für Waffenkunde oder Kampftechniken. Dennoch hatte er sie schon in jungen Jahren lernen müssen, war geschickt mit dem Dunkelelfenschwert, bevorzugte aber schlanke und wendigere Waffen wie das Rapier oder den Degen. Etwas, das erneut ein Dorn im Auge seines Vaters war. Er nannte die feine Klinge an Dhansairs Hüfte beispielsweise gern mal eine Damenwaffe und verspottete so seinen eigenen Sohn, anstatt stolz auf dessen Kampfkunst zu sein. Das Gesicht ihres Verlobten verriet kaum etwas von dem unterdrückten Schmerz, den er als junger Mann bei dieser Behandlung dabei empfunden haben musste. Aber dass ein Junge sich wünschte von seinem Vater akzeptiert zu werden, stand deutlich zwischen den Zeilen geschrieben.
"Ich bin bei Leibe nicht so gut, mich zu verteidigen wie Iryan es wäre, aber selbst ich kann ein ernst zu nehmender Gegner darstellen"
, berichtete der Elf, verstummte dann aber mitten in ihrer Unterhaltung. Er blieb stehen und gab vorerst nur noch einen Laut der Überraschung von sich. Dann schaute Dhansair nach oben und Sarin folgte seinem Blick. Sie hatten den Waldrand erreicht und starrten zum Himmel empor, welcher nun offen und fast frei von Wolken über ihnen hing. Fast unbemerkt war es Nacht geworden und was Sarin und Dhansair nun mit einer nahezu runden Form begrüßte, war der Mond. In bleichem, mattgelbem Schimmer strahlte er auf Celcias Boden nieder. Seine Oberfläche wirkte ein wenig zerklüftet, so dass sich Muster aus dunkleren Flecken bildeten. Im Reich der Nachtelfen sprach man stets von Manthalas Antlitz als Synonym für diese matt schimmernde Kugel am Himmelszelt, doch mit einem Gesicht hatte sie tatsächlich wenig gemein. Ihn zum zweiten Mal in ihrem Leben ihn zu sehen, berührte sie tief in ihrem wild schlagenden Herzen. Ihre Erinnerungen an ihre Mutter, das eine Mal als sie mit ihr Manthala als junges Mädchen gehuldigt hatte, sie in diesem Licht getauft worden war... Es war so lange her!!!
Ohhhh Manthala......!!!
Sarin griff sich an die bebende Brust und hielt einen Moment unbewusst den Atem an. Die Landschaft war verzaubert! Grautöne mischten sich mit dunklem Blau und Schwarz, teilweise wirkten manche Objekte auch wie von einem violetten Schleier umhüllt. Und wo Schnee den Grund bedeckte, da erzeugten die Mondstrahlen eine Spur mystischen Blaus auf der ansonsten weißen Decke. Eine weite, fast ebene Fläche hatte sich vor ihnen geöffnet. Auf dieser tummelten sich zahlreiche, unterschiedlich große Steinbrocken. In südlicher Richtung mischten sich immer mehr Baumgruppen und kleine Waldabschnitte in das Bild hinein. Alles war mit Schnee bedeckt, dass es selbst jetzt im Schein des Nachthimmels glitzerte wie Diamantstaub.
Ist das SCHÖN!
Sarins Seele war schon immer ein Schöngeist gewesen und sie verehrte dankbar diesen Anblick wie ein göttliches Geschenk! Und als wäre das noch nicht alles gewesen, meinte Sarin plötzlich, eine Gestalt zu erkennen.
Huch?...
Auf einem der Steine befand sich nämlich kein zweiter. Auch war das keine Statue, selbst wenn die Figur nahezu still da saß. Doch kein behauener Stein in der Wildnis und erst Recht kein natürlicher wies einen Bogen auf. Das konnte nur ein Lebender sein. Dhansair schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, jedenfalls sagte er nichts. Iryan war nicht mit einem Bogen bewaffnet. Er konnte es also nicht sein. Ob es der fluchende Beobachter aus dem Dickicht war? Mehr als seine grauen Konturen im Mondlicht ließen sich nicht ausmachen, dazu befand er sich auf zu weiter Distanz, aber ihre katzenhaften Nachtelfenaugen hatten das Restlicht eingefangen und ihn offenbart. Er stach aus all den Felsen heraus wie ein Knoten inmitten eines Strickmusters - nur eine Schneiderin fand die fehlerhafte Stelle auf Anhieb und so drückte sie Dhansairs Hand und zog ihn plötzlich sehr bestimmt, was gewiss sonst nicht ihre Art war, in die Knie, denn noch hatte der Fremde sie vielleicht noch nicht gesehen. Gleichzeitig hatte sie ihm in einer schnellen Bewegung die Hand auf den Mund gelegt, nahm sie aber schnell wieder weg, sobald sie halbwegs in Deckung hockten. Hinter sich das Dunkel des Waldrands sollten sie so keine leicht zu erkennende Silhouette abgeben. Auch über ihr rotes Kleid brauchte sich Sarin im Mondlicht keine Gedanken machen, denn Manthalas Segen stahl der Welt die Farben und tauchte sie in sanftes Silber. Nachdem sie also dann Dhansairs Aufmerksamkeit hatte, legte sie noch einmal ihren Zeigefinger an ihre Lippen und wies dann in die Richtung des fremden Schützen. Sie sah ihn an, als wollte sie fragen: Was sollen wir nun tut?
Sich selbst traute sie nicht zu, sich heranzuschleichen. Außerdem war ein Fernkämpfer in diesem Gelände klar im Vorteil! Ein Schwert war nur im Nahkampf gut, das wusste selbst sie. Um jemanden mit einer Nadel zu stechen, musste man ihn heran. Außerdem wussten sie nichts über diesen Mann. Die Gestalt hatte zumindest männlich auf sie gewirkt.
Oder sollte ich einfach auf ihn zu gehen? … **schöne Nacht heute. Was macht ihr da? Ich bin Sarin, und ihr?**...und dann sieht er meinen Verlobten, den Dunkelelfen und bringt uns beide um.
Das Dunkelelfen im allgemeinen gefürchtet und gehasst waren, war auch ihr bekannt. Doch da war auch ihre Neugierde...gepaart mit einer gehörigen Portion Naivität.
Vielleicht ist aber auch jemand der uns helfen könnte? Einen auferstehenden Verbündeten hier zu gewinnen wäre sicher von Vorteil! ...was soll ich nur machen?
Sie sah Dhansair an und formte die einfachen Worte:
„Was jetzt?“
tonlos mit ihren Lippen und zuckte noch zur Unterstützung mit ihren Schultern. Waren sie weit genug weg, damit sie sich leise absprechen konnten? Falls ja, dann würde sie noch leise am feinen Ohr ihres Verlobten raunen:
„Wenn es einer der Wachen deines Onkels ist, dann wird er uns nichts tun, oder? Und wenn nicht, dann... Könnten wir ihn um Hilfe bitten? Bzw. Ich? Falls er keine Dunkelelfen mag, solltest du dann vielleicht erst einmal im Hintergrund bleiben.“
Sie sah ihn an. Was hielt er davon? Ja, sie wusste, sie war gerade vielleicht etwas naiv, unvorsichtig, übereilt, aber auch verzweifelt, denn die Situation in der sie sich befanden war mehr als brenzlig. Nicht, weil der Fremde einen Bogen hatte und sie töten könnte, sondern weil sie unbedingt einen Ausweg aus ihrer arrangierten Ehe brauchte und das besser heute als morgen. Sarin sah in jedem Weg, der nicht der vorgezeichnete war im Moment eine Verbesserung. Natürlich war das auch gefährlich, aber gebrochen und vergewaltigt zu werden war keine Option mit der sie leben wollte und Dhansair wollte schließlich auch weg von seinem Vater. Was auch immer hier das Schicksal mit ihren vor hatte, welchen Weg es hier eröffnete, Sarin hatte Hoffnung, dass es sie weiter bringen könnte...weiter weg vom alten Fürsten, fort von ihrem Leben. Stimmte Dhansair mit ihrer von Hoffnung geprägten Stimmung überein, dann würde sie glatt sich auf die offene Ebene hinaus trauen und mit den zuvor gedachten Worten auf sich aufmerksam machen.
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. Januar 2021, 15:35

Ein Ruck ging durch den schlanken Körper des Dunkelelfen. Quelle der Kraft war Sarins Hand, die Dhansairs fest umschlungen hielt und ihn nun daran in die Knie zwang. Sobald der Elf sich der stillen Forderung gewahr wurde, gab er dem Wunsch nach und sank in die Hocke nieder. Mit wieder gewonnener Aufmerksamkeit schaute er sich um, aber er schien nicht zu entdecken, was Sarin im schwachen Mondlicht keineswegs entgangen war. Nachtelfenaugen sahen bei diesen Lichtverhältnissen eben besser!
Schon wollte Dhansair fragen, was sie so zur Vorsicht rief, da landeten ihre Finger auf seinen Lippen. Wie weich diese sich anfühlten! Iryan entging gewiss etwas, würde er sich niemals herausnehmen, in den Genuss dieser Lippen zu kommen. Und sie selbst?
Ihr Verlobter musste irgendein Balsam für seinen Mund verwenden, denn nicht einmal Sarin konnte von sich behaupten, so zarte Lippen zu besitzen. Ihre Fingerkuppen fühlten sich im Vergleich unheimlich spröde an und kurz flackerte das Bild rissiger Schluchten in ihr auf. Dann, mit einem neuen Herzschlag, war es vorbei. Ebenso schnell hatte sie ihre Finger wieder von ihm gelöst. Nicht nur, weil er ihr Signal verstanden hatte. Eine länger anhaltende Berührung dieses fein gezogenen Mundes und sie wäre der Versuchung vielleicht nachgekommen, ihn auch schmecken zu wollen. Ob Dhansair seine eigene Wirkung bewusst war?
Sie selbst versuchte, sich wieder auf die Realität zu konzentrieren. Immerhin waren beide nicht allein. Darauf machte sie nun auch ihren Versprochenen aufmerksam, als sie mit einem Fingerzeig zu der Silhouette auf dem Felsen wies. Dhansair schaute etwas länger herüber, dann sah auch er die unnatürlich geschwungene Form des Bogens. Er nickte und rückte dann nahezu lautlos, aber ganz dicht an Sarin heran. Wieder waren seine Lippen in so unsäglich schmeckbarer Nähe. Sie konnte sogar seinen körpereigenen Duft ausmachen. Dhansair verströmte auch ohne die seichten Veilchenwässerchen, die er nutzte, ein angenehmes Aroma. Lieblich, kein bisschen herb, aber freundlich zur Nase. Manche Frauen zogen ja einen kernigen Männerdunst vor, denn er kündete von einem starken und hart arbeitenden Körper, an den man sich gern anschmiegte. Doch auch Dhansair ließ sich als stattlich bezeichnen, selbst wenn seine Schultern lange nicht so breit wie Iryans sein mochten. Aber sie waren dicht und Sarin konnte seine Körperwärme ausmachen.
Sein Atem streifte sie sanft, als er wisperte: "Es ist keine Blutsdorn-Wache. Sie verwenden keinen Bogen." Deshalb besaß auch Iryan nur ein Dunkelelfenschwert. Klassisch, aber im Moment nicht von Vorteil. Es sei denn ... "Wenn wir uns lautlos heranschleichen können, wird ihm die Fernwaffe nichts nützen. Aber ich möchte Euch nicht unnötig einer Gefahr aussetzen. Wollt Ihr zurück bleiben, während ich herausfinde, ob er Freund oder Feind ist?" Plötzlich blitzten die Augen des Dunkelelfen mit violetter Verwegenheit auf und auch sein schiefes Schmunzeln erhellte für einen Wimpernschlag seine Züge. "Keine Sorge, er wird mich nicht überwältigen."
Dhansair drehte sich Sarin nun ganz zu. Er griff auch nach ihrer anderen Hand und drückte beide, ehe er sie zu seinen Lippen anhob. Ohja, sie waren ungemein weich und erneut beschlich Sarin das Bedürfnis, ich eine Creme für ihre viel zu sprösen Hände zu besorgen. Es musste sich für ihren Verlobten doch so anfühlen, als wenn er brüchiges Glas küsste, als er seine zarten Lippen gegen ihre Fingerknöchel drückte. Der Kuss war kurz und mehr dazu da, ihr Mut zu machen. Gleichermaßen schickte er ihr einen beruhigenden Blick entgegen. "Sollte doch irgendetwas schief gehen, setze ich auf Euch, Sarin. Entscheidet selbst, wie Ihr es tun wollt: Greift ein und sorgt für genug Ablenkung, dass ich wieder die Oberhand gewonne oder flieht. Ich werde Euch keine Entscheidung vorhalten, was immer geschieht."
Dann löste er sich gänzlich von ihr. Falls Sarin sein Vorhaben nicht gänzlich ablehnte, war er bereit, aus ihrem gemeinsamen Schutz heraus und über die Schnee bedeckte Ebene zu gelangen - auch wenn es an Wahnsinn grenzte, auf offenem Felde und mitten im Schnee an einen Fremden heranzuschleichen, der mit einem Bogen bewaffnet war. Entweder hatte Manthala den Erbprinzen derer von Blutsdorn mit reichlich Selbstüberschötzung gesegnet oder es steckte noch viel mehr in ihm, als er von sich selbst je behauptet hatte.
Zumindest eines ließ sich inzwischen sagen: Sarins und Dhansairs Gedankengänge waren sich nicht unähnlich.
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 21. Januar 2021, 22:24

Einen Moment lang löste ihr Finger auf diesen weichen Lippen höchst widersprüchliche Gefühle in ihr aus. Der erste Gedanke war:
Ooohhhh wie weiiich!!!...
und sofort kroch ein bisschen Scham hinterher:
Ooohhh...verdammt! Meine Hände! Die reinste Kraterlandschaft dagegen!
Aber eines war gewiss! Sie würde sich niemals einen Kuss von diesen Lippen stehlen! Zum einen gehörten sie einem Mann, den sie nicht liebte, zum anderen dem Mann, der sie nicht liebte! Da konnten seine Lippen noch so überaus zart, anschmiegsam, weich und sinnlich sein! Sie würde niemals zugeben, dass es sie trotzdem nicht ganz kalt ließ, aber der Hauptgrund warum sie Dhansair niemals von sich aus küssen würde, war viel einfacher:
Tolle Lippen! Aber er ist einfach nicht mein Typ. Er könnte Model werden! Die Damen und gewiss auch einige der Herrenwelt würden sich darum reißen, diese Lippen, diesen Körper im allgemeinen...
Er hockte sich gerade neben sie und kam ihr nah. Seine Körperwärme brachte sie leicht aus dem Konzept.
Hm...ist das Veilchen? Na hoffentlich mag Yran das... Wenn ich ihn richtig einkleiden dürfte…Puh! Ja, er ist heiß, aber nicht der Richtige! So! Schluss damit! Und außerdem steht er auf Männer...genauer gesagt auf Yran!
, versuchte sie sich schnell sachlich zuzureden, denn schon wollten wieder die höchst durchblutungsfördernden Bilder ihrer Träume hoch kommen und ihre tieferen Regionen foltern. Also richtete sie den Blick weg von ihm und zog seine Aufmerksamkeit in Richtung des Schützen. Auch Dhansair erkannte die Gestalt, wenn auch etwas verspätet und mit ihrer Hilfe. Erst da bemerkte Sarin bewusst, dass es auch seine Vorteile haben könnte in der Oberwelt ein Nachtelfe zu sein. Sein Atem streifte sie sanft, als er wisperte:
"Es ist keine Blutsdorn-Wache. Sie verwenden keinen Bogen."
Deshalb besaß auch Iryan nur ein Dunkelelfenschwert. Klassisch, aber im Moment nicht von Vorteil.
"Wenn wir uns lautlos heranschleichen können, wird ihm die Fernwaffe nichts nützen. Aber ich möchte Euch nicht unnötig einer Gefahr aussetzen. Wollt Ihr zurück bleiben, während ich herausfinde, ob er Freund oder Feind ist?"
Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. Seine hingegen blitzten mit violetter Verwegenheit auf und auch sein schiefes Schmunzeln erhellte für einen Wimpernschlag seine Züge.
"Keine Sorge, er wird mich nicht überwältigen."
Dhansair drehte sich Sarin nun ganz zu.
Ist er übergeschnappt? Ist das die sagenumwobene Arroganz der Dunkelelfen?
Er griff auch nach ihrer anderen Hand und drückte beide, ehe er sie zu seinen Lippen anhob. Oh ja, sie waren ungemein weich und erneut überkam Sarin das Bedürfnis, sich eine Creme für ihre viel zu spröden Hände zu besorgen.
Muss er das jetzt machen?!....
Sie wand sich leicht verlegen und wollte sie ihm sanft entziehen. Es musste sich für ihren Verlobten doch so anfühlen, als wenn er brüchiges Glas küsste, als er seine zarten Lippen gegen ihre vom Schneiderhandwerk überarbeiten Fingerknöchel drückte. Der Kuss war kurz und mehr dazu da, ihr Mut zu machen. Gleichermaßen schickte er ihr einen beruhigenden Blick entgegen.
"Sollte doch irgendetwas schief gehen, setze ich auf Euch, Sarin. Entscheidet selbst, wie Ihr es tun wollt: Greift ein und sorgt für genug Ablenkung, dass ich wieder die Oberhand gewinne oder flieht. Ich werde Euch keine Entscheidung vorhalten, was immer geschieht."
Erst setzt er auf mich und dann überlässt er es mir, ob ich fliehe... Ist das kein Widerspruch in sich?
Dann löste er sich gänzlich von ihr. Falls Sarin sein Vorhaben nicht gänzlich ablehnte, war er bereit, aus ihrem gemeinsamen Schutz heraus und über die Schnee bedeckte Ebene zu gelangen - auch wenn es an Wahnsinn grenzte, auf offenem Felde und mitten im Schnee an einen Fremden heranzuschleichen, der mit einem Bogen bewaffnet war. Entweder hatte Manthala den Erbprinzen derer von Blutsdorn mit reichlich Selbstüberschätzung gesegnet oder es steckte noch viel mehr in ihm, als er von sich selbst je behauptet hatte.
Aber für Ablenkung kann ich sorgen!!!
Sie grinste und deutete in die Richtung wo sich die Waldgrenze an die offene Fläche schmiegte und immer wieder die vereinzelten Felsen herum langen. Sie flüsterte:
„Lass es uns gemeinsam tun!“
War das grade doppeldeutig? Nein... nicht wirklich.
„Du nutzt die Deckung der Steinbrocken dort...und dort und ich warte noch einen Moment, dann sorge ich dafür, dass er zu mir sieht. Dann kannst du dich leichter an schleichen.“
Zumindest eines ließ sich inzwischen sagen: Sarins und Dhansairs Gedankengänge waren sich nicht unähnlich.
„Wenn er ein Freund ist, wäre es natürliche hilfreich ihn nicht gleich umzubringen.“
, schob sie noch hinterher und griff nach einem Stöckchen, das neben ihr lag. Außerdem sah sie sich um und suchte sich eine schöne Stelle aus, wo sie vor hatte ihr kleines Schauspiel aufzuführen. Ihr halbes Leben lang hatte sie Rollen gespielt. Auf ein bisschen länger kam es da nicht an.
Sie wartete bis Dhansair sich etwas von ihr weg bewegt hatte und hinter dem ersten Stein in Deckung gegangen war. Dann öffnete sie den Kragen ihrer Jacke, arrangierte ihre Weiblichkeit ein wenig ansprechender und stellte sich dann mit dem Rücken zur freien Fläche in Position. Vom Blickwinkel des Schützen musste das kommende wirklich absurd und vielleicht sogar ein bisschen komisch aussehen. Sarin startete ihr Ablenkungsmanöver mit einem im höchsten Maße angeekelten Laut, der sich hoch schraubte zu einem spitzen Schrei. Dann lief sie rückwärts aus der Deckung des Waldes, fuchtelte wild mit den Armen, warf ihr Stöckchen in den Wald zurück und quietschte, wie es Lucil immer tat, wenn sie eine Spinne sah. Zwischen den von Furcht verzerrten Lauten rief sie:
„Iiiihhh....ekelig...weg! WEG! ...“
und hopste weiter rückwärts nach hinten, bis sie den ausgesuchten Stein erreichte, den sie als ihre Stolperfalle auserkoren hatte. Selbst wenn der Schütze sich vor Schreck dazu entschloss einfach mal blind zu schießen, so wollte sie nicht lange genug aufrecht da stehen um ein gutes Ziel abzugeben. Deshalb stolperte sie also aus dem Wald und fiel mit einem überraschten „Umpf!“ über besagtes Hindernis, landete auf dem Hintern, rollte sich nur minimal ab und lag dann ausgestreckt mit allen Vieren von sich still da.
Jetzt hieß es warten.
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. Januar 2021, 05:01

Das Gedankenchaos, welches bei Dhansairs Berührung der Lippen offenbar sowohl in ihm als auch in Sarin entstanden war, rückte in den Hintergrund. Natürlich schwirrten einzelne Ideen nach wie vor durch den Kopf, darunter auch die Frage, inwieweit der Dunkelelf glaubte, Sarin könne doch Gefallen an ihm finden. Ganz abwegig war es nicht, selbst wenn er nicht unbedingt ihrem Beuteschema entsprach. Aber in ihrem Traum hatte er sich als einziger nicht in seiner vollen ... Größe zeigen können. Sein Körper blieb ein Geheimnis und solche wollten gern gelüftet werden. Mehr in die persönlichen Vorzüge passte der Nachtelfe da Iryan, wie sie wohl würde zugeben müssen oder handelte es sich bei diesem kleinen Gedankenfetzen nur um eine Frage an sich selbst, die sie mit Sicherheit verneinen konnte? Ganz gleich, wie die Antwort lautete, dafür war nun keine Zeit und so schnell wie die losen Fäden kleiner Ideen durch ihren Geist getragen wurden, so schnell verwehte der Windhauch der Realität sie wieder.
Kalt war er, denn er traf Sarin von der weiten Fläche aus schneebedeckter Ebene, kleinen Wäldchen und Findlingen sogar in ihre Deckung. Die Zeit der dunklen Tage hatte noch so manche Minusgrade zu bieten und am Rande des Arus waren die Windböen deutlich stärker zu spüren als zwischen all den dichten Nadelbäumen.
Der Wind wirbelte etwas Schnee auf, dass Flocken über das Bild des Fremden tanzten, den Dhansair nun auch entdeckt und nicht als Wache seines Vaters deklariert hatte. Wie beide nun vorgehen wollten, stand noch offen im Raum, aber hinter Sarins Stirn ratterten die Zahnräder bereits eifrig. Sie wollte Dhansair nicht allein in den Angriff schicken. Das war zu riskant, ganz gleich wie geübt er im Anschleichen sein mochte. Außerdem wollte sie ihn ganz selbstlos unterstützen. Etwas, das ihm einen zuerst überraschten und dann dankbaren Ausdruck ins Antlitz zauberte. Er war Hilfe fernab von Iryan offensichtlich nicht gewohnt. Kein Wunder, dass es ihm schwer fiel, sich ihr zu öffnen und in jeder ihrer Taten nach wie vor zweiflerisch einen eogistischen Hintergedanken suchte. Aber die Rune, welche sie ihm aufgemalt hatte, tat ihr Übriges. Sie halt Dhansair, seine Zweifel wenigstens etwas abzulegen und sich positiv für Sarin zu öffnen. So auch für ihre Ideen.
"Lass uns hoffen, dass er dem Klischee besonnener Jäger entspricht und erst zielt, bevor er schießt. Ich möchte Euch nicht von einem Pfeil durchbohrt sehen, nur weil Ihr für Ablenkung sorgen wolltet. Aber ich nehme das Angebot dennoch gern an. Seid vorsichtig." Er zwinkerte Sarin zu, ging aber nicht auf ihren Hinweis ein, den Fremden gleichermaßen auch erst einmal am Leben zu lassen. Wie Dhansair das regeln würde, behielt er für sich.
Dann ging es los. Länger konnten beide nicht mehr warten. In geduckter Haltung schlich sich der Dunkelelf davon, huschte zwischen den Kiefern und Tannen umher und machte einen sanften Bogen entlang des Waldrandes, um sich nicht in gerader Linie von hinten anpirschen zu müssen. Sarin konnte ihn mit ihren von Nachtsicht gesegneten Augen noch einmal kurz zwischen einige Felsen verschwinden sehen. Dann war er auch für sie verschwunden. Obgleich sie die Ohren spitzte, hörte sie Dhansair nicht. Der Schnee mochte Geräusche verschlucken wie die dicken Teppiche in Méntaras Anwesen, aber Fußspuren verbarg er nicht. Falls der fremde Jäger in die falsche Richtung schaute, würde er möglicherweise eine Fährte entdecken. Nun war es Zeit für Sarin, das zu verhindern. Das Ablenkungsmanöver musste her und sie hatte sich ein besonders Auffälliges ausgesucht. Was jedoch weder sie noch sonst jemand der Anwesenden wusste, war, dass inzwischen in sicherem Versteck ein magisches Fluggerät gelandet war und ein kleines Wesen mit Zipfelmütze loszog, um ein Ersatzgeschenk zu liefern, das nur guten Seelen vorbehalten war. Celcianische Wichtel waren dafür bekannt, ungesehen zu bleiben, doch die Wirkung ihrer Gaben blieb selten verborgen. So sollte es auch hier sein. Vieles geschah nun gleichzeitig.
In der klassischen Manier einer hilflosen Jungfer stürzte Sarin rückwärts aus dem Dickicht. Sie gab einen verängstigten bis angewiderten Laut von sich, der in einem schrillen Aufschrei endete. Wer sich davon nicht ablenken ließ, musste eindeutig taub sein. Der Fremde auf dem Felsen war es nicht. Sein Kopf ruckte empor und schwang mitsamt seiner ganzen Haltung herum, als er sich vom Felsen in eine defensive Haltung drehte und sofort den Bogen vom Rücken zog, um die Sehne zu spannen. Wann er den Pfeil aufgelegt hatte, blieb ein Geheimnis. Man erkannte inzwischen, dass er männlich war, wenngleich lange nicht so kräftig gebaut wie beispielsweise Iryan. Er war aber auch nicht so gertenschlank wie Dhansair, sondern reihte sich irgendwo zwischen beiden Dunkelelfen ein, denn er wies eine kräftige bis drahtige Statur auf - sofern man das aus der Ferne und bei den Lichtverhältnissen beurteilen konnte. Hinzu kam, dass der geheimnisvolle Fremde einen Kapuzenumhang trug, welcher einen Großteil seines Körpers verhüllte. Unter jener Kapuze stach lediglich ein Augenpaar hervor, das so schön und blau schimmerte, dass es Dhansair in seinem Versteck erstarren ließ. Nie zuvor hatte er dermaßen blaue Augen gesehen, die die Reinheit von Saphiren besaßen, die Intensität von Smaragden, aber zugleich auch das Feuer von Rubinen. Und das alles in einem blauen Farbton, der seinesgleichen suchte. Vollkommen überwältig von diesem zauberhaften Anblick gelang es Dhansair nicht, seine Deckung zu verlassen. Er konnte sich nicht einmal rühren, während der Fremde mit Pfeil und Bogen auf Sarin zielte.
Jene stolperte gerade über ein zuvor ausgesuchtes Hindernis in Form eines Steins, um dann der Länge nach und mit ausgestreckten Gliedern in den kalten Schnee zu stürzen. Es sah schon so aus, als sei sie von hinten angeschossen worden, aber der Fremde hatte die Sehne nicht losgelassen. Stattdessen gab er der defensiven Haltung in jenem Moment nach, in dem ein kleiner Wichtel im Schutz des Waldes das Wichtelgeschenk in Sarins Richtung warf. Es flog sanft zu ihr herüber und traf sie direkt ins Gesicht, dass sie kurz Sterne und glitzernde Punkte sah. Die Wucht katapultierte sie dann ungewollt auf auf ihren Hintern und anschließend ganz in den Schnee, so dass sie mit ausgestreckten Gliedern einfach liegen blieb. Doch der Zauber des Geschenks verfehlte seine Wirkung nicht.
Das Licht hatte zuvor schon gezeigt, dass es magisch und lysanthorischer Natur gewesen war. Magisch hieß, dass es Sarin weder Schmerzen bereiten, noch sie verbrennen würde, obgleich sie eine Nachtelfe war. Magisch hieß, dass es sich über sie legte wie eine zauberhafte Aura und sie für mehrere Herzschläge mit einem göttlichen Schein belegte. Lysanthorisch hieß, dass sich dieses Licht tief in ihre Seele bohrte, um sich von dort als warmes Gefühl auszubreiten, das neue Kraft, Hoffnung und Mut spenden sollte. Was Sarin als inneres Licht spürte, konnten andere von außen an ihr sehen.
Dhansair nicht, denn er war nach wie vor von den Augen des Schützen abgelenkt. Jener aber erkannte nur diese gefallene Lichtgestalt vor dem dunklen Wall des Arus, wie sie aufschrie und Schnee pulverig aufwirbelte, als sie fiel. Der Fremde richtete sich gänzlich auf, senkte den Bogen und starrte zu ihr herüber. Und beinahe in gerader Linie ihm gegenüber, aber noch im Schutz der Bäume verborgen starrte ein weiteres Augenpaar auf die fallende Sarin. Es wurde weit aufgerissen, dass die dunklen Iriden von einem Kranz aus Weiß umgeben waren, in den sich tiefste Verzückung zusammen mit einem Schrecken ob ihres Sturzes mischte. Und allein diese Gestalt war in der Lage, sofort zu agieren. Seine Ausbildung hatte ihn in diese Richtung geprägt. Sein Leben war überschattet von solchen Momenten, in denen die Welt kurz erstarrte, er selbst aber nicht innehalten durfte. Denn nur so konnte er für den Schutz sorgen, für den er sich mit Leib und Seele verpflichtet hatte.
So stürmte er voran, aus dem Wald heraus und auf Sarin zu. Blind für seine Umgebung blieb er nicht, denn den Schützen auf dem Felsen hatte er ausmachen können. Aber er würde die gefallene Nachtelfe eher mit seinem eigenen Körper schützen, bevor er sie offen liegen ließ, um auf den mutmaßlichen Feind loszustürmen. Krieger griffen an. Leibwächter beschützten Leben. Mit seinem eigenen Aufschrei sorgte Iryan nun also auch für Ablenkung, noch bevor der Wald ihn ausspuckte und er wie ein Berg über Sarin zusammensank. Seine Pranken griffen nach ihr und er hob sie dicht an seine Rüstung heran, hielt sie dort schützend, während sein Rücken Zielfläche für weitere mögliche Salven bot. "Sarin! Seid Ihr verletzt?! Antwortet mir!", brachte er heraus und war schon drauf und dran, sich zu erheben, um dieses gefallene Licht zurück in den Wald zu bringen.
Sein Eingreifen brachte aber nicht nur Bewegung in ihn selbst. Von Iryans Auftauchen beflügelt reagierte Dhansair auch endlich. Da die Aufmerksamkeit gewiss nicht auf ihm lag, gelang es ihn, in einem schnellen Sprint zwischen den Felsen hindurch seitlich auf den Schützen zuzustürmen. Dhansair hatte seinen Rapier gezogen und hielt einen bislang verborgenen Parierdolch in der anderen Hand. Mit der Leichtigkeit einer Feder sprang er aus dem Schnee, wirbelte zusammen mit einer Schar aus Flocken durch das Mondlicht und auf den Fremden zu. Er traft ihn lautlos, aber mit seinem ganzen Gewicht. Er hätte das Rapier problemlos in die Seite des Mannes stechen können, verzichtete aber darauf und traf ihn so nur mit dem eigenen Ellenbogen. Das reichte aus, um den Geheimnisvollen von den Füßen zu reißen. Beide Männer landeten im Schnee, wo sie sofort um die Vorherrschaft rangen. Dhansair gelang es jedoch schnell, die Oberhand zu gewinnen. Fast so, als versuchte der Fremde gar nicht erst, sich zu wehren. Das tat er auch nicht. Er hatte lediglich seinen Bogen beiseite geworfen und die Arme schützend vor das Gesicht gehoben. Seine Stimme klang jung und angenehm, reichte bis zu Iryan und Sarin herüber, als er ausrief: "Ich habe nicht geschossen. Sie lebt!"
Iryans Muskeln entspannten sich fast zeitgleich. Langsam senkte er den Blick auf Sarin herab, die noch immer in seinen starken Armen hängen musste. "Seid Ihr wohlauf?" Er wollte es eindeutig von jemandem hören, dem er traute.
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Sarin Kasani » Samstag 30. Januar 2021, 18:22

Farbenfroh,
schillernd,
glänzend und
unvergesslich
würde dieser Moment
in Sarins Geschichte eingehen!

Eben war Dhansairs schlanke Gestalt zwischen den Felsen verschwunden und sie hatte sich auf ihre Vorstellung vorbereitet, da überschlugen sich auch schon die Ereignisse. Eigentlich lief sogar alles wie geplant und doch auch soooo viel besser als erwartet!!! Ihre kleine Idee wuchs zu einem szeneristischen Moment an, der alles bisher dagewesene in die tiefen Schatten der Nacht verbannte.

Eigentlich verlief auch alles ganz schnell, nur in Bruchteilen von Sekunden, Atemzüge und Herzschläge die vergingen, die sich doch unwiderruflich in ihr Bewusstsein bannten, wie Fußabdrücke im Schnee. Sie hatte gequiekt, geschrien und war rückwärts gestolpert, dann dehnte sich die Zeit und etwas hatte sie im Gesicht getroffen. Für einen Moment sah sie Sterne über der weiten diamantbesetzten Schneeebene - also mehr, als die normaler Weise am nächtlichen Himmel üblichen. Glitzernde Punkte stoben vor ihren Augen, so dass sich einen Moment lang kaum sonst etwas erkennen konnte?
Was???...
Die Wucht katapultierte sie dann ungewollt fest auf auf ihren Hintern,
Au!
und rollte sie anschließend ganz in den Schnee, so dass sie mit ausgestreckten Gliedern einfach liegen blieb.
Uff!!! …
Doch der Zauber des Geschenks verfehlte seine Wirkung nicht. Da es magisch und lysanthorischer Natur war, fügte es Sarin weder Schmerzen zu, noch verbrannte es sie. Magisch hieß, dass es sich über sie legte wie eine zauberhafte Aura und sie für mehrere Herzschläge mit einem göttlichen Schein belegte. Sarin sah nichts, denn es war...
Was war … HELL!
Lysanthorisch hieß aber auch, dass sich dieses Licht tief in ihre Seele bohrte, um sich von dort als warmes Gefühl auszubreiten, das neue Kraft, Hoffnung und Mut spendete. Was Sarin als inneres Licht spürte, konnten andere von außen an ihr sehen. Ein ungekanntes Glücksgefühl durchströmte sie und ließ sie still erbeben. Die Härchen ihrer Haut stellten sich auf, ein Schauer durch rann sie und ließ sie erzittern.
… unglaublich … !
Gleich einem staunenden Kind, dass das erste Mal die Magie des Augenblicks erlebte, lag sie still da und ließ ihn auf sich wirken. Sie selbst sah sich nicht leuchten. Sie sah nur das Leuchten der Sterne um sie herum und fühlte es vor allem. Sarin bemühte sich einfach nur ein und auszuatmen.

Dhansair sah es nicht, denn er war nach wie vor von den Augen des Schützen abgelenkt, von denen sie wiederum nichts gesehen hatte. Jener aber erkannte nur diese gefallene Lichtgestalt vor dem dunklen Wall des Arus, wie sie aufschrie und Schnee pulvrig aufwirbelte, als sie fiel. Der Anblick musste wirklich etwas magisches haben, wie die feinen Flocken das magische Leuchten aufnahmen, es spiegelten und umher tanzten. Der Fremde richtete sich gänzlich auf, senkte den Bogen und starrte zu ihr herüber. Und beinahe in gerader Linie ihm gegenüber, aber noch im Schutz der Bäume verborgen starrte ein weiteres Augenpaar auf die fallende Sarin. Es wurde weit aufgerissen, dass die dunklen Iriden von einem Kranz aus Weiß umgeben waren, in den sich tiefste Verzückung zusammen mit einem Schrecken ob ihres Sturzes mischte. Und allein diese Gestalt war in der Lage, sofort zu agieren. So stürmte er voran, aus dem Wald heraus und auf Sarin zu. Leibwächter beschützten Leben. Mit seinem eigenen Aufschrei sorgte IryanI nun also auch für Ablenkung, noch bevor der Wald ihn ausspuckte und er wie ein Berg über Sarin zusammensank.
Was? … Uff!!! … noch einmal... Was?...
Sie hatte nur einen Schatten zwischen den tanzenden Sternen auf sich zu kommen sehen. Iryans Pranken griffen nach ihr und er hob sie dicht an seine Rüstung heran, hielt sie dort schützend, während sein Rücken Zielfläche für weitere mögliche Salven bot.
"Sarin! Seid Ihr verletzt?! Antwortet mir!"
, brachte er heraus.
Iryans Stimme … Bin ich das? Bin ich verletzt? ...
Sie spürte in sich hinein, aber konnte außer den Druck des Körpers auf ihr nicht spüren. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich gut! Unglaublich gut! Sie blinzelte, aber das Licht hielt noch an, oder?
Gut, der Hintern tut ein bisschen weh...
Aber das würde sieh ihm jetzt sicher nicht sagen!
Sein Eingreifen brachte aber nicht nur Bewegung in ihn selbst. Derweil überwältigte ihr Verlobter den Schützen. Beide Männer landeten im Schnee, wo sie sofort um die Vorherrschaft rangen. Dhansair gelang es jedoch schnell, die Oberhand zu gewinnen. Fast so, als versuchte der Fremde gar nicht erst, sich zu wehren. Das tat er auch nicht. Er hatte lediglich seinen Bogen beiseite geworfen und die Arme schützend vor das Gesicht gehoben. Seine Stimme klang jung und angenehm, reichte bis zu Iryan und Sarin herüber, als er ausrief:
"Ich habe nicht geschossen. Sie lebt!"
Iryans Muskeln entspannten sich fast zeitgleich. Irgendwie hatte er sich mit ihr aufgerichtet?Langsam senkte er den Blick auf Sarin herab, die noch immer in seinen starken Armen hing.
"Seid Ihr wohlauf?"
Er wollte es eindeutig von jemandem hören, dem er traute.
„J...ja...“
, lautete die schlichte etwas zu leise gehauchte Antwort. Sie blinzelte noch immer. Verschwand das Licht langsam? Sie sah in Iryans Gesicht auf und fühlte seine Arme um sich. Das Gefühl von Hoffnung in ihr, das Licht, diese Geborgenheit, die er ihr bot mischten sich zu einem Tanz der Gefühle.
Oh...
Der Moment dehnte sich weiter und gab ihr Gelegenheit seine Nähe in ihrem ganzen Ausmaß zu spüren, sein Gesicht umrahmt von den verblassenden Sternen, der Druck seiner Arme an ihrem Rücken und ihre eigenen Hände an seiner Brust.
Ob sein Herz auch so wild schlägt wie meines?
Es war nur ein kurzer träumerischer Gedanke, dem Moment geschuldet in dem die Jungfer in Nöten (das war sie ja) gerettet worden war (wenn gleich es nur gespielt war) und sie sich vorstellte, wie es sein würde, wenn er jetzt seine Lippen auf die ihren legen würde...
Wie sie wohl schmecken?
Sie sah ihm einen Herzschlag lang zu tief in die Augen, ließ ihn zu tief in ihre Seele blicken und seufzte einen Atemzug zu tief. Ja sie himmelte ihn an.
Sie sind sicher nicht so weich wie die von Dha... Stopp!
Dann holte sie die Realität wieder ein. Das hier war Iryan! Der Mann den ihr Verlobter liebte! Wenn sie da zwischen die Fronten geriet, dann würde es für sie böse ausgehen! Also drückte sie sanft aber bestimmt sich aus seinen Armen, auch wenn es fast körperlich weh tat, seine Umarmung zu verlassen. Oder war das ihr verbeulter Hintern, der einfach schmerzte?
Ich brauch Abstand... Es ist bestimmt der Hintern!
, redete sie sich ein. Sarin trat einen Schritt von ihm weg und verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken. Einerseits tat sie dies um sich den pulvrigen Schnee von der Kehrseite zu klopfen und andererseits, um ihren Po abzutasten, dass sie sich nicht doch verletzt hatte. Mit ein paar blauen Flecken konnte sie leben. Peinlich würde es erst werden, wenn sie behandelt werden müsste. Etwas staksig stand sie da und sah nun auch in die Richtung, wo Dhansair und der Fremde bolzten. Sie erhob ihr Stimme etwas und rief hinüber:
„Mir geht es gut!“
Damit schüttelte sie sich noch etwas Schnee aus dem Mantel.
„Nichts passiert. Ich bin nur ...unsanft gelandet.“
Dann schritt sie so aufrecht sie es mit geprellten Hintern vermochte auf den Fremden und Dhansair zu und sah dabei nur ein einziges Mal kurz unter gesenkten Wimpern über die Schulter hinweg zu Iryan, ob er ihr folgte. Irgendwie war seine Gegenwart präsenter als noch zuvor, was sie auf den merkwürdigen Vorfall und die tanzenden Sterne schob.
Nein, ich hab mich nicht verliebt, nur weil er mit aufgeholfen hat. ...oder weil er einen Pfeil für mich riskiert hätte... für mich... nicht für seinen Herrn. Ob er mich mag? - Unsinn! Oh, ich sollte das Grübeln lassen! Konzentration auf den Fremden, Sarin! Konzentration!
In sicherer Entfernung blieb sie stehen und nickte den beiden zu.
„Alles gut, wie ihr seht.“
Sie lächelte und Hoffnung strahlte aus ihren Augen. Hoffnung, dass dieser kleine Unfall vielleicht sogar etwas positives bewirkt haben könnte.
„Bitte entschuldigt den kleinen Unfall? Überfall?“
Sie sah etwas verlegen schmunzelnd von einem zum anderen und sprach weiter:
„Wie auch immer... Mein Name ist Sarin und ich entschuldige mich für die Aufregung.“
Sie machte einen kleinen Knicks und zuckte leicht, als sich ihr Hinterteil dabei meldete.
„Darf ich nach eurem Namen fragen? Vielleicht verratet ihr uns auch, was ihr hier macht?“
Damit war einer zivilisierten Unterhaltung der Weg geebnet. Das sie bis vor kurzem noch magisch geleuchtet hatte, sah man ihr ja nicht mehr an und sie selbst wusste ja auch nicht, was da passiert war. Sie schob es auf ihren „missglückten“ Sturz und vielleicht hatte sie sich ja auch den Schädel angeschlagen? Sie fuhr sich in einer schüchternen Geste durch die Haare am Hinterkopf, aber konnte erst einmal nichts feststellen.
Tun wir einfach mal so, als sei nichts passiert.
Nur, ob das funktionierte?
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. Februar 2021, 11:16

Es war angenehmer, in Iryans Armen zu liegen als auf dem gefrorenen Boden. Denn der Schnee war nass und kalt und kroch langsam durch ihre Kleidung. Bevor Sarin sich allerdings um eine mögliche Erkältung Sorgen machen musste, hatte der Leibwächter ihres Verlobten sie schon mit aller Behutsamkeit in seine Arme gezogen. Sie konnte sich gegen seine Brust lehnen, während er langsam zurück in den Stand fand. Sarin trug er dabei wie der tapfere Held seine Jungfer in Nöten. So kannte sie es aus den Sagen und Geschichten, von denen sich so manche auf den nächsten Seiten in schlüpfrige Unterhaltung verwandelte. Vielleicht kreisten die Gedanken der Nachtelfe deshalb auch so schnell in romantischere Gefilde, so dass sie sich nur mit reichlich Willenskraft wieder davon lösen konnte. Vielleicht lag es aber auch einfach an Iryans Charme. Immerhin war er muskulös, groß und sein pflichtbewusster, manchmal vielleicht etwas zu ernster Blick aus diesen schwarzen Perlenaugen verhieß etwas Geheimnisvolles. Da war es nur verständlich, dass Dhansair ihn in jeglicher Form anhimmelte. Dhansair.
Ein einzelner Gedanke, der seinen Namen formte, genügte, dass Sarin ins Hier und Jetz zurückfand. Ihr Verlobter liebte diesen Elfen. Sie konnte sich unmöglich dazwischendrängen, so sehr ihr Körper auch danach schrie. Sie fühlte sich wohl in Iryans Nähe, aber sie konnte Dhansair dieses Gefühlschaos nicht antun. Erst Recht nicht, nachdem er und auch sein Leibwächter sie in das Trio aufgenommen hatten, gemeinsam vor ihrem Schicksal zu fliehen. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Herz wild schlug, als Iryan sie so dicht an seine Rüstung presste.
Sarin musste dem ein Ende bereiten, bevor sie dem schönen Elfen gänzlich verfiel. Sobald er sie also zurück auf den Schnee absetzte, gewann sie etwas Abstand und täuschte vor, sich das Weiß vom Mantel klopfen zu müssen. Anschließend ging sie gemeinsam mit Iryan zu den beiden Gestalten herüber, die ihre Rangelei im Schnee offensichtlich eingestellt hatten. Zwangsläufig, musste man sagen, denn der verhüllte Bogenschütze hatte sich Dhansairs Angriff unterwerfen müssen.
Er lag auf dem Rücken, den Bogen noch rechtzeitig beiseite geworfen, so dass er unbrauchbar im aufgewühlten Weiß lag. Mit den Armen schützte der Fremde sein Gesicht, obgleich Dhansairs Klinge direkt vor seinem Hals Halt machte. Ein Moment reichte aus, dem Mann das Leben auszuhauchen, aber der Dunkelelf besaß eine Kontrolle über seinen Körper, die seinesgleichen suchte. Die Klingenspitze vibrierte nicht einmal und der Atem des Dunkelelfen ging vollkommen ruhig. Er ließ die Parierklinge wieder an einer Halterung seines Gürtels verschwinden, um eine Hand frei zu haben und schaute nicht einmal auf, als Iryan und Sarin sich näherten.
"Ihr Wohlbefinden sichert dir dein Überleben", teilte er dem Fremden mit mörderischer Kühle mit. Es war das erste Mal für Sarin, dass sie ihren Verlobten im Bild klassischer Dunkelelfen sah, die man nur aus ausgebildete Krieger und Mörder kannte. Skrupellos und tödlicher als jeder nachtelfische Assassine.
Und Dhansair wurde mit der Naivität und Gutgläubigkeit einer Nachtelfe konfrontiert, die zum ersten Mal an der Oberfläche war, als Sarin über seine Worte hinweg geradezu freundlich auf den Überwältigten einsprach. Selbst Iryan straffte sich daraufhin etwas überrascht. Er tauschte Blicke mit seinem Herrn, denen ein Nicken folgte. Dhansair zog sein Rapier vom Hals des Schützen ab, so dass dieser langsam die Arme senkte. Endlich bekam auch Sarin die Gelegenheit, sich die Augen des Fremden anzuschauen. Wie ein geschmolzenes Stück Himmel, das man in einem Aquamarin eingeschlossen und den restlichen Raum mit der Tiefe des Meeres gefüllt hatte, strahlte ihr ein so reines und zugleich so tiefes Blau entgegen, dass es einem Gänsehaut bereiten konnte. Ein Dunkelelf war der Fremde nicht, denn die Haut im Schatten seiner Kapuze war bei weitem nicht dunkel genug, um das zu erreichen. Rosig wirkte sie, obgleich die Flecken auf seinen Wangen auch der Anstrengung geschuldet sein konnten, die er sich bei der Rangelei mit Dhansair ausgesetzt hatte.
"Lass ihr mich aufstehen?", richtete er eine Frage an Dhansair, ehe er sich Sarin widmete. Seine Stimme passte zum Schillern der Augen. Sie war sanft und weich wie ein ruhiger Wellengang oder der Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel. Wer war dieser fremde Mann? Dhansair trat zurück, um ihm Platz zum Aufstehen zu machen. Er blieb im Gegensatz zu Sarin jedoch weiterhin wachsam und auch Iryan schien seine Vorsicht nicht gänzlich abzulegen, wenngleich er sich nicht anmerken ließ.
"Sarin ... ich habe nicht auf Euch geschossen, das wisst Ihr selbst." Endlich erhob er sich. Seine Bewegungen waren langsam und fließend. Er schien keine weitere Waffe bei sich zu tragen und ohne den Bogen mochten seine Pfeile nicht sehr hilfreich sein. Zumal einige davon noch unter ihm im Schnee liegen geblieben waren. Andere lugten mit abgeknickten Federn aus dem Köcher auf seinem Rücken. "Mein Name ist Castus und ich habe ... nachgedacht. Interessanter ist, was ihr hier macht. Ihr seht nicht wie Soldaten aus, obwohl zumindest zwei von euch eindeutig dem dunklen Volk angehören." Dass er sich selbst nicht dazu zählte, zeigte sich im Anschluss. Castus zog die Kapuze endlich in den Nacken, um sein Gesicht zu offenbaren. Er war jung, vermutlich auch jünger als Sarin, wenn man das menschliche und elfische Altern in Relation stellte. Trotzdem strahlte er eine gewisse Reife aus und seine Augen besaßen neben dem freundlichen Schillern eine ähnliche Ernsthaftigkeit wie jene von Iryan. Diese schwand jedoch gänzlich, als Castus den Kopf leicht schief legte, die Augen zu verschmitzten Strichen engte und lächelte. Eine reine Seele lächelte Sarin entgegen. Eine reine Seele, deren breiter Haarkamm ebenso blau wie seine Iriden war. Auf der rechten Hälfte Schädels, wo er das übrige Haar kahl rasiert hatte, lenkte ein Symbol die Aufmerksamkeit auf sich. Man erkannte es zunächst kaum, denn es war nur einen Deut heller als Castus' Haut, aber wenn er den Kopf bewegte, konnte man den Unterschied sehen. Was Sarin auf den ersten Blick für eine Rune halten mochte, entpuppte sich nicht als solche. Es handelte sich um irgendein Sonnensymbol, das ihr nicht geläufig war.
"Nun?", hakte Castus nach. Er stapfte einige Schritte durch den Schnee, um seinen Bogen wieder einzusammeln. "Was macht ihr hier und was gab euch den Grund, mich anzugreifen? Ich bin kein Feind - nicht für euch."
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 12. Februar 2021, 10:25

Iryans Armen entfleucht und bei dem Fremden angelangt, schaffte es nun auch Dhansair sich ritterlich zu verhalten, als er sagte:
"Ihr Wohlbefinden sichert dir dein Überleben"
Hui, ...als hätte er sich wirklich Sorgen um mich gemacht...
Es war das erste Mal für Sarin, dass sie ihren Verlobten im Bild klassischer Dunkelelfen sah, die man nur aus ausgebildete Krieger und Mörder kannte. Skrupellos und tödlicher als jeder nachtelfische Assassine. Es beeindruckte sie schon und einen Sekundenbruchteil lang, strahlte sie ihn wie den Helden, einer ihrer Romane an. Ein merkwürdiges Gefühl aus Stolz und Freude mischte sich in die Neugierde, die ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Fremden lenkte. Ihre Worte wurden aufgenommen und Dhansair wurde mit der Naivität und Gutgläubigkeit einer Nachtelfe konfrontiert, die zum ersten Mal an der Oberfläche war, als Sarin über seine Worte hinweg geradezu freundlich auf den Überwältigten einsprach. Selbst Iryan straffte sich daraufhin etwas überrascht. Er tauschte Blicke mit seinem Herrn, denen ein Nicken folgte. Dhansair zog sein Rapier vom Hals des Schützen ab, so dass dieser langsam die Arme senkte. Endlich bekam auch Sarin die Gelegenheit, sich die Augen des Fremden anzuschauen. Und waren die SCHÖN!
Wie ein geschmolzenes Stück Himmel, das man in einem Aquamarin eingeschlossen und den restlichen Raum mit der Tiefe des Meeres gefüllt hat... Was würde ich darum geben, ihm ein passendes Gewand zu nähen, dass diese Tiefe noch erstrahlen lässt.
Sarin rieb sich bei dem Anblick ihre Gänsehaut und lächelte ihn weiter an. Ein Dunkelelf war der Fremde nicht, denn die Haut im Schatten seiner Kapuze war bei weitem nicht dunkel genug, um das zu erreichen.
"Lass ihr mich aufstehen?"
, richtete er eine Frage an Dhansair, ehe er sich Sarin widmete. Fast hätte Sarin sich zu ihm gebeugt um ihm ihre Hand zu reichen. Ihre Hand zuckte vor, doch da trat Dhansair auch schon zurück, um ihm Platz zum Aufstehen zu machen.
Die beiden sind so wachsam... Ist die Gefahr noch nicht gebannt? Er wirkt doch so nett...
Sarin war wirklich noch ein bisschen naiv. Im Gegensatz zu Sarin blieben ihre Begleiter weiterhin wachsam.
"Sarin ... ich habe nicht auf Euch geschossen, das wisst Ihr selbst."
Endlich erhob er sich und Sarin nickte freundlich lächelnd auf seine Feststellung hin bestätigend.
„Ja, danke. Mir geht es bestens.“
Seine Bewegungen waren langsam und fließend. Er schien keine weitere Waffe bei sich zu tragen und ohne den Bogen mochten seine Pfeile nicht sehr hilfreich sein. Zumal einige davon noch unter ihm im Schnee liegen geblieben waren.
Sollte ich sie aufsammeln?
Sie tat es einfach und lauschte den Worten des Fremden, der sich dann vorstellte:
"Mein Name ist Castus und ich habe ... nachgedacht. Interessanter ist, was ihr hier macht. Ihr seht nicht wie Soldaten aus, obwohl zumindest zwei von euch eindeutig dem dunklen Volk angehören."
Castus zog die Kapuze endlich in den Nacken, um sein Gesicht zu offenbaren. Er war jung, vermutlich auch jünger als Sarin, wenn man das menschliche und elfische Altern in Relation stellte. Trotzdem strahlte er eine gewisse Reife aus und seine Augen besaßen neben dem freundlichen Schillern eine ähnliche Ernsthaftigkeit wie jene von Iryan. Diese schwand jedoch gänzlich, als Castus den Kopf leicht schief legte, die Augen zu verschmitzten Strichen engte und lächelte. Eine reine Seele lächelte Sarin entgegen.
Hui, so schön blaue Augen... Sie glitzern wenn er lächelt. Castus... er ...ist ein Mensch? Und...
Eine reine Seele, deren breiter Haarkamm ebenso blau wie seine Iriden war.
Er hat blaue Haare!!! Wie … krass ist das denn?! Merkwürdig aber ...schön! Er ist so farbig! Ich komm mir so grau und unscheinbar in seiner Nähe vor...und was ist das?...
Auf der rechten Hälfte Schädels, wo er das übrige Haar kahl rasiert hatte, lenkte ein Symbol die Aufmerksamkeit auf sich. Man erkannte es zunächst kaum, denn es war nur einen Deut heller als Castus' Haut, aber wenn er den Kopf bewegte, konnte man den Unterschied sehen.
Ist das eine Rune? ...nein.
Was Sarin auf den ersten Blick für eine Rune halten mochte, entpuppte sich nicht als solche. Es handelte sich um irgendein Sonnensymbol, das ihr nicht geläufig war.
Hm... kenne ich nicht, aber hübsch... vielleicht ist er ein Anhänger irgend eines Lysanthor-Kultes?
Durch ihr Studium und vor allem durch ihre Mutter, wusste Sarin einiges über die Götterwelt im allgemeinen.
"Nun?"
, hakte Castus nach. Er stapfte einige Schritte durch den Schnee, um seinen Bogen wieder einzusammeln.
"Was macht ihr hier und was gab euch den Grund, mich anzugreifen? Ich bin kein Feind - nicht für euch."
Sarin nickte, knickste noch einmal und plauderte los:
„Das freut mich zu hören. ...Na ja, das kann man ja vorher nie so genau wissen. Eigentlich war es auch keine Absicht in wirklich feindlichem Sinne. Muss man denn nicht vorsichtig sein dieser Tage? Lernen wir uns doch einfach besser kennen und vergessen diesen ...Unfall.“
Sie strahlte Castus an.
„Wir sind Reisende.“
Sie streckte ihm die Hand zum Gruß entgegen.
„Ich bin Meisterin der Schneiderzunft und dies...“
, dabei zeigte sie mit der anderen Hand schmunzelnd auf Dhansair.
„... dies ist mein übervorsichtiger Verlobter...“
Sie überließ es ihm sich selbst vorzustellen, zumal sie nicht wusste, ob er seinen echten Namen verwenden wollte. Selbst die eher unbedachte Aussage, dass sie verlobt seien entsprach zwar der Wahrheit, aber dass sie es vorhatten zu ändern, auf der Flucht vor seinem Vater waren, sich verirrt hatten und Hilfe brauchten... nun, das musste Castus ja vielleicht nicht sofort erfahren. Oder? Wenn es nach Sarin allein ginge, ja dann hätte sie wahrscheinlich einfach alles ausgeplaudert. So wartete sie aber, dass Dhansair und Iryan mit ihrer Erfahrung im Umgang mit der Oberwelt vielleicht ihren Teil beitrugen. Obwohl sie den Umgang von Dunkelelfen mit ihrer Umwelt eher fürchtete.
Vielleicht ist lässt sich ja ein Mittelweg finden?
Ansonsten wirkte Sarin gerade wohl ebenfalls sehr... jung? In ihrer weltfremden Art und Naivität waren ihre 88 Elfenjahre wohl verflogen und sie tapste in dieser neuen Welt wie ein junges Fohlen unsicher umher. Galten denn die Umgangsformen, die sie gelernt hatte hier auch? Benahm sie sich gut? Es gab so viele Stolperfallen und Fettnäpfchen zu erkunden, dass ihr ganz schwindlig wurde, wenn sie darüber nachdachte. Nur ihr Instinkt sagte ihr, dass dieser junge Mann vor ihr eine reine Seele war und dass sie ihm vertrauen wollte. Ihr Leben war bisher in recht gradlinigen Bahnen verlaufen, ein paar Holpersteine hier und da, aber nichts davon hatte sie auf dieses Abenteuer vorbereitet. Sie wusste nur, wenn sie freundlich war, die Wesen in ihrer Umgebung einkleidete und dafür sorgte, dass sie sich wohl fühlten, dann fiel das in der Regel auch positiv auf sie zurück. Und genauso stellte sie sich nun diesem Abenteuer.
Sie lächelte ihm entgegen und überreichte ihm die eingesammelten Pfeile.
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Erzähler » Montag 15. Februar 2021, 07:38

Auf Sarin machte der Fremde, der sich selbst nur Castus nannte, einen netten Eindruck und das wurde belohnt. Als sie beider Blicke erneut trafen, erwiderte er nämlich das Lächeln. Es wirkte geradezu entwaffnend, wenn man kein misstrauischer oder überwachsamer Dunkelelf war. Bei Sarin könnte es allerdings für einen warmen Herzschlag im Sinn ihres Gegenüber sorgen. Keine Schmetterlinge im Bauch, aber der Wunsch, ihm zu vertrauen. Castus strahlte von Natur aus dieses Gefühl aus, einen alten Freund oder den eigenen Bruder vor sich zu haben und das nur durch einen einzigen Blick oder ein Lächeln. Dennoch verlor er nicht die Entschlossenheit aus seinem Blick. Was das betraf, hatte er doch etwas Ähnlichkeit mit Dhansair, der im Gegensatz zu Sarin nicht so arglos blieb. Trotzdem sah man selbst ihm die Spur Erleichterung an, als sie ihr Wohlbefinden mitteilte. Er nickte daraufhin sogar und wandte sich nun seinerseits an sie, wenn auch mit wenigen Worten: "Ich bin erleichtert, dass Ihr unverletzt seid." Seine Augen wanderten weiter, gen Iryan und er nickte ihm zu, ohne den Kopf zu bewegen. Sarin spürte die Hand des Leibwächters auf ihrer Schulter. Sie zuckte kurz, als hätte er ein direktes Lob erhalten, was ihm Grund gab, stolz die Brust zu schwellen. Nichts davon sah man direkt, aber Sarin erkannte diese Kleinigkeiten wie eine aufgredröselte Naht inmitten eines ansonsten sorgsam gewebten Teppichs. Iryan mochte Lob von seinem Herrn und Dhansair mochte es, ihn für seine Taten mit stummem Lob zu überschütten. Beide gaben sich - vielleicht unbewusst - mentale Kraft.
Und welche Kraft mochte die Rune an Castus' kahlem Kopf ihm schenken? Beim zweiten Hinschauen erkannte Sarin, dass es sich nicht um eine Rune handelte. Dieses Mal half es ihr sogar, dass ihre Mutter eine Priesterin gewesen war und sie Zeit ihres Lebens auch in die Religion der Nachtelfen eingebunden hatte. Zwar existierten ungemein wenige Nachtelfen, die sich mit Lysanthor auseinander setzten, aber ihre Mutter musste ihn kennen. Er war Manthalas Bruder und sein Licht Gefahr für einen jeden der Mond anbetenden Nachtelfen. Kenne den Feind hieß es bei den Soldaten. Es traf in gewisser Weise auch auf Priester oder Nachtelfen generell zu. Wenngleich ihre Mutter Lysanthor niemals als Feind benannt hätte. Er war einfach nicht der Gott ihres Volkes. Trotzdem blieb er der Bruder ihrer Göttin und so hatte die Priesterin ihn stets akzeptiert. Diese Haltung gegenüber dem Lichtgott kam Sarin nun zugute, denn nur so erkannte sie das göttliche Sonnensymbol des rechtschaffenen Herrn. Castus trug also eine Tätowierung im Sinne Lysanthors. Priesterornate fanden sich an ihm jedoch keine. Vielmehr erinnerte er an den nachtelfischen Jäger, mit dem Sarin in der Taverne gesprochen hatte. Seine Lederkleidung zeugte von ähnlichem Gebrauch und Nutzen. Der weiche Brustpanzer schützte ihn ausreichend, ohne seine Bewegung einzuschränken. Castus agierte demnach im Sinne eines Mannes, der eher lief und aus dem Hintergrund und der Heimlichkeit heraus mit dem Bogen angriff als auf offenem Feld. Nur weil er aufgrund ihrer Finte unachtsam gewesen war, hatte Dhansair ihn überwältigen können.
Dieser junge Mann mit den schönen Augen und dem gleichfarbigen Haarkamm brachte mehr Rätsel als Antworten mit sich und man wollte sie bei einem gemeinsamen Getränk am Lagerfeuer zusammen entschlüsseln. Sie besaßen kein Feuer und auch keinen lieblichen Wein - der lag noch auf der Picknickdecke, einsam und zurückgelassen - aber die Stimmung reichte Sarin aus, um zumindest ein bisschen zu plaudern. So plapperte sie drauf los und erklärte genug von sich selbst, ohne Dhansair dabei wirklich in Gefahr zu bringen. Sie stellte ihn lediglich als ihren Verlobten vor. Interessanterweise sorgte es dafür, dass er sich schweigend, aber symbolisch an ihre Seite stellte. Sie würden niemals heiraten und doch nahm er sich ihrer an, ebenso wie Iryan hinter ihr stand. Das Band zwischen dem Trio festigte sich bereits. Wie würde Castus daran anknüpfen, wenn überhaupt? Konnte er ihnen nützlich sein?
"Ihr sprecht die Wahrheit. Es ist nicht leicht, Freundschaften in Kriegszeiten entstehen zu lassen ... trotzdem ziehe ich sie jeder Feindschaft vor." Castus nickte. Dann aber zuckte er überrascht zusammen. "Eine Schneiderin? Dann könnt ihr keine Soldaten sein, selbst wenn zwei von euch danach aussehen! Vergessen wir den Unfall. Ich werde es niemandem nachtragen." Dabei lächelte er nun Dhansair an, der es mit einem sachten Nicken zur Kenntnis nahm. "Ich möchte euch dreien sogar entgegenkommen und mein Vertrauen spenden. Außerdem ist es inzwischen recht kühl." Er klopfte sich den Schnee von der Kleidung. Anschließend nahm er unter einem sanften Dank den Bogen und Pfeile entgegen. Alles kehrte auf seinen Platz zurück, auch die Fernwaffe. Natürlich erst, nachdem Castus die kostbare Sehne gelöst hatte. Unter Dauerspannung würde sie nur spröde werden und schneller reißen.
Danach streckte er dem Trio offen die Hand entgegen. Wer sie ergreifen und schütteln wollte, konnte es tun. "Ich lade euch in mein Lager ein. Dort ist es wärmer. Wir können gemeinsam essen und ihr erzählt ein wenig mehr, wohin euch die Reise führt. Vielleicht können meine Leute oder ich euch hilfreich sein. Ich erwarte keine Gegenleistung dafür", fügte er rasch an, nachdem er den skeptischen Blickaustausch zwischen Dhansair und Iryan bemerkte. "Ich möchte nur freundlich sein. Es ist keine Falle."
"Das sagen die meisten, die eine gestellt haben", säuselte Dhansair neben Sarin. Er rückte gar etwas zu ihr auf. Erneut berührten sich ihre Schultern und auch Iryan löste seine Hand nicht davon. Beide Männer waren bereit, auch sie zu schützen. Dabei ging von Castus nun wirklich keine Gefahr aus. Er war anders, allein von seinen Äußerlichkeiten her, aber viel zu freundlich, um ihnen Böses zu wollen. Und sahen die drei sich nicht auch als ... anders an? Iryan vielleicht nicht, aber Dhansair besaß in den Augen seines Vaters doch ein unliebsames Stigma. Er gehörte nicht in dessen Welt, so wie Sarin sich kaum mehr der ihren zugewandt fühlen konnte. Nicht auf dieselbe Weise wie damals. Ihre nachtelfische Stadtherrin hatte sie verkauft. Das was ein einschneidendes Ergebnis, sonst wäre sie nun nicht hier.
Man sah es ihnen nicht so an wie Castus, aber sie alle waren besondere Figuren auf dem Spielbrett, dessen Regeln sie nicht befolgen konnten. Und vielleicht auch nur deshalb, weil sie eben nicht von Grund auf feindlich gesinnt waren. Jedenfalls galt das für Sarin, aber auch Castus gab sich Mühe, entgegenkommend zu sein. Und dann sogar Iryan: "Herr, vielleicht sollten wir das Angebot annehmen. Es ist bereits dunkel. Es läuft nicht ganz nach Plan, aber wir könnten schon von der Umsetzung dessen sprechen."
Dhansair wandte den Kopf. Er musterte seinen Leibwächter lange. Jener hatte Recht. Die drei befanden sich endlich auf ihrer Flucht. Vermutlich blieben ihnen noch einige Stunden, bis man sich um ihre Abwesenheit sorgen würde. Bis man sie suchen würde. Da war es hilfreich, sich in einem Lager aufzufrischen, möglicherweise auch Vorräte aufzustocken und dann weiter zu ziehen. Wer weiß, wie Castus ihnen da noch helfen könnte? Dhansair wog alles ab. Und dann: "Entscheidet Ihr, meine Verlobte. Wir beide kommen auch ohne Komfort zurecht. Ich richte mich nach Euren Bedürfnissen."
"Oh, ich kann euch auch in einer Ecke des Lagers im kalten Schneematsch schlafen lassen, wenn euch das lieber ist", scherzte Castus und lachte herzlich.
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 15. Februar 2021, 09:35

(meine „F“-Taste ist kaputt. Ich arbeite mit Kopieren und Einfügen der einzelnen Buchstaben, was ein bisschen mühselig ist. Bitte entschuldigt etwaige Rechtschreibfehler. Sonst wäre der Post auch etwas länger geworden.)

"Ihr sprecht die Wahrheit. Es ist nicht leicht, Freundschaften in Kriegszeiten entstehen zu lassen ... trotzdem ziehe ich sie jeder Feindschaft vor."
Castus nickte und Sarins Lächeln wurde noch strahlender, bei seiner Reaktion.
Gut gesprochen...
Dann aber zuckte er überrascht zusammen.
"Eine Schneiderin? Dann könnt ihr keine Soldaten sein, selbst wenn zwei von euch danach aussehen! Vergessen wir den Unfall. Ich werde es niemandem nachtragen."
Dabei lächelte er nun Dhansair an, der es mit einem sachten Nicken zur Kenntnis nahm. Sarin verstand den Hinweis jedoch nicht, genau sowenig wie seine Überraschung, bei der Erwähnung ihrer Berufswahl.
Warum können sie keine Soldaten sein, wenn ich eine Schneiderin bin? Kann ein Soldat denn keine Schneiderin begleiten? Iryan ist doch Soldat... Aber ich werd mal nichts sagen. So ganz versteh ich diese Welt noch nicht...
"Ich möchte euch dreien sogar entgegenkommen und mein Vertrauen spenden. Außerdem ist es inzwischen recht kühl."
Er klopfte sich den Schnee von der Kleidung. Anschließend nahm er unter einem sanften Dank den Bogen und Pfeile entgegen. Alles kehrte auf seinen Platz zurück, auch die Fernwaffe. Danach streckte er dem Trio offen die Hand entgegen, worauf hin Sarin sie freundschaftlich drückte.
"Ich lade euch in mein Lager ein. Dort ist es wärmer. Wir können gemeinsam essen und ihr erzählt ein wenig mehr, wohin euch die Reise führt. Vielleicht können meine Leute oder ich euch hilfreich sein. Ich erwarte keine Gegenleistung dafür"
, fügte er rasch an, nachdem er den skeptischen Blickaustausch zwischen Dhansair und Iryan bemerkte. Bei Sarin hingegen keimte endlich ehrliche Hoffnung auf, dass sie hier einen Weg gefunden hatten ihrem Schicksal zu entkommen. Eben jene Hoffnung funkelte in ihren Augen.
"Ich möchte nur freundlich sein. Es ist keine Falle."
Castus, der Fremde, der wie ein Bruder, wie Lariel auf sie wirkte, stellte ihnen keine Falle. Sarin war sich da sicher, Dhansair nicht, denn er säuselte neben ihr leise:
"Das sagen die meisten, die eine gestellt haben"
Er rückte gar etwas zu ihr auf. Erneut berührten sich ihre Schultern und auch Iryan löste seine Hand nicht davon. Die nähe zu diesen beiden Männern war einlullend und spendete ihr nicht nur Wärme sondern auch Selbstvertrauen.
Was geben wir für ein Bild ab? Hihi...traute Verbundenheit?
Sarin durchströmte tatsächlich ein anheimelndes Gefühl, als sie kurz zu beiden abwechselnd aufsah. Beide Männer waren bereit, auch sie zu schützen. Dabei ging von Castus nun wirklich keine Gefahr aus. Er war anders, allein von seinen Äußerlichkeiten her, aber viel zu freundlich, um ihnen Böses zu wollen. Und sahen sie sich nicht auch als anders an? Dhansair besaß in den Augen seines Vaters doch ein unliebsames Stigma. Er gehörte nicht in dessen Welt, so wie Sarin sich kaum mehr der ihren zugewandt fühlen konnte. Nicht auf dieselbe Weise wie damals. Ihre nachtelfische Stadtherrin hatte sie verkauft. Das was ein einschneidendes Ergebnis, sonst wäre sie nun nicht hier.
Man sah es ihnen nicht so an wie Castus, aber sie alle waren besondere Figuren auf dem Spielbrett, dessen Regeln sie nicht befolgen konnten und wollten. Und war es schon deshalb, weil sie eben nicht von Grund auf feindlich gesinnt war. Aber auch Castus gab sich Mühe, entgegenkommend zu sein. Und dann sogar Iryan, der die Situation neu einschätzte und sprach:
"Herr, vielleicht sollten wir das Angebot annehmen. Es ist bereits dunkel. Es läuft nicht ganz nach Plan, aber wir könnten schon von der Umsetzung dessen sprechen."
Dhansair und Sarin wandten den Kopf.
Bei Manthala, er hat Recht!
Sarin fiel es wie Schuppen von den Augen. Erst in diesem Augenblick erkannte sie, dass sie sich tatsächlich schon auf der Fucht befanden und ihr Plan schon angelaufen war. Auch ihr Verlobter musterte seinen Leibwächter lange. Bestimmt dachte er das gleiche. Die drei befanden sich endlich auf ihrer Flucht. Vermutlich blieben ihnen noch einige Stunden, bis man sich um ihre Abwesenheit sorgen würde. Bis man sie suchen würde. Da war es hilfreich, sich in einem Lager aufzufrischen, möglicherweise auch Vorräte aufzustocken und dann weiter zu ziehen. Wer weiß, wie Castus ihnen da noch helfen könnte? Dhansair wog alles ab. Und dann:
"Entscheidet Ihr, meine Verlobte. Wir beide kommen auch ohne Komfort zurecht. Ich richte mich nach Euren Bedürfnissen."
"Oh, ich kann euch auch in einer Ecke des Lagers im kalten Schneematsch schlafen lassen, wenn euch das lieber ist"
, scherzte Castus und lachte herzlich. Es war ein schönes Lachen. Er konnte ja nicht ahnen wie viel von dieser einfachen Entscheidung abhing. Sarin zitterte kurz, aber eben nicht wegen der Kälte. Ihr Lächeln fror für den Hauch eines Atemzuges ein. Hatte das Schicksal ihr hier einen Faden zugeworfen? Sollte sie ihn ergreifen?
Iryan und Dhansair planen das alles schon so lange und nun soll ich?... Oh je... Wir haben nur das bei uns, was wir am Leibe tragen.
Instinktiv sah sie an sich runter und dann zu ihren beiden Begleitern auf. Sie nahm „Maß“. Sie trug den teuren Rubinschmuck, die Geschenke ihres „Verlobten“ und die dunkelrote Reisekleidung. Aber alles andere, was sie gepackt hatte, jede Erinnerung an ihr vergangenes Leben, würde sie dann zurück lassen müssen. Ja, sie zögerte, aber nicht wegen dem drohenden scherzhaften Mangel an Komfort oder Schneematsch, sondern dem Druck dieses Wagnis einzugehen. Sie verstand auch warum Dhansair so leicht die Entscheidung überlassen konnte. Er wollte weg von seinem Vater und das hatte er schon mehrmals gezeigt. Welchen Weg sie dafür einschlugen, war ihm gleich. Iryan war da bedachter, weswegen sie eben vor allem in seinem Blick Bestätigung suchte, ob auch er damit wirklich einverstanden war. Andererseits hatte gerade er sie erst drauf hingewiesen, dass der „Plan“ bereits angelaufen war. Sarins Zögern wurde sicher bemerkt, deshalb sprach sie nun:
„Ich muss gestehen, dass ich sehr unbedarft und unerfahren im „Lagern“ unter freiem Himmel bin. Euch ist sicher aufgefallen dass ich der Abstammung her eine Nachtelfe bin. Mein bisheriges Leben behütete mich vor Schneefall oder Niederschlag jegliche Art. Euch mag das komisch vorkommen und...mich beschämt es gerade etwas.“
Tatsächlich stahl sich ein kleiner violetter Schimmer auf ihre Wangen, als sie dies eingestand.
„Ich würde mich aber sehr viel wohler fühlen, wenn ich jemanden wie euch in unserer Nähe wüsste, der ein Lager und Unterstützung uns „Flüchtlingen“ der Nacht bieten kann.“
Das Wort „Flüchtlinge“, hatte sie dabei ein wenig mehr betont und damit die Wahrheit dahinter noch unterstrichen.
„Leider muss ich das fragen... Könnt ihr einer Nachtelfe Schutz vor dem Tag bieten?“
Denn in diesem Moment fielen Sarin schon all die liebevoll angefertigten Dinge ein, die sie in ihrem neuen Leben vor der Sonne schützen sollten. Sie hatte sonnen feste Kleidung, und so viel andere Dinge vorbereitet und nun... Bebend sah sie zu ihren beiden Begleitern und ein bisschen Angst schlich sich nun doch auch in ihre Stimme:
„Ich würde gern dieses Wagnis eingehen... nur fürchte ich mich ein wenig vor der Sonne.“
Was musste das für eine merkwürdige Aussage sein? ...Eben hatte sie selbst noch geleuchtet und nun hatte sie Angst vorm Licht. Die Nacht war gerade erst angebrochen und einige Stunden hatten sie sicher noch, in der sie Abstand zwischen sich und ihre Verfolger bringen konnten. Auch hatte Castus von „seinen Leuten“ gesprochen, die vielleicht hilfreich sein könnten. Aber würden sie es noch sein, wenn sie wüsten, dass sie Flüchtlinge beherbergten, Gesuchte? Wäre es fair ihn da mit hinein zu ziehen?
Andererseits, was bleibt uns anderes übrig? Mitgehen oder nicht mitgehen... das ist hier die Frage!
Iryans Hand auf ihrer Schulter und Dhansairs Entschlossenheit gaben ihr Mut.
„Ach lasst uns gehen.“
Sie lachte herzlich auf, auch wenn es für sie wie ein Sprung ins Ungewisse war.
„Ich habe Lust auf ein Abenteuer. Ihr auch?“
Dann sah sie Castus an.
„Ist euer Lager denn weit von hier und... ihr spracht von „euren Leuten“. Wie viele seid ihr denn?“
Damit bot sie ihm an, auch von sich etwas zu erzählen, etwas preis zu geben, ganz nach dem Motto „Quit pro quo“, nehmen und geben im Sinne des Informationsaustausches. Sarin hakte sich bei Dhansair ein und würde Castus folgen.
...und morgen früh, bei Sonnenaufgang, zerfalle ich zu einem Aschehäufchen, weil ich irgendetwas wichtiges vergessen habe! Oh Manthala, ich flehe dich an, halte deine schützenden Schatten über mich!
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Re: Reise durch den Arus

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. Februar 2021, 00:48

Es existierten viele Redwendungen, die Hoffnung eine Farbe gaben. Oftmals schrieb man ihr einen Grünton zu, doch nicht einmal der kleine Gott Feylin zierte sich damit, obgleich auch er für sie einstand. Er glich da eher dem hoffnungsvollen Silberstreif am ansonsten sturmgrauen Horizont. Jener motivierte und versprach, dass es besser werden könnte.
Hoffnung präsentierte sich Sarin allerdings weder in Grün noch in Silber. Ihre Hoffnung war blau und besaß ein charmantes Lächeln, sowie eine entwaffnende Persönlichkeit. Castus umgab eine Aura der Unschuld. Alles, was er sagte, klang aufrichtig und tatsächlich schien er es auch ohne jeglichen Hintergedanken zu meinen, als er Sarin, Dhansair und Iryan einlud, sein Lager aufzusuchen.
Nicht weniger interessant war, dass beide Dunkelelfen Sarin die Entscheidung überließen, ob man dem jungen Mann mit dem blauen Schopf denn trauen sollte. Warum ihr Verlobter vorschlug, dass gerade sie als Weltfremde fernab ihrer Heimat die Verantwortung der Entscheidung auf ihre Schultern nahm, blieb ihr schleierhaft. Vielleicht wollte Dhansair nur höflich sein und es der einzige Dame in der Runde überlassen. Immerhin sprach er davon, dass er auch ohne den Komfort eines Lagers auskäme. Auch er schien es aufrichtig mit ihr zu meinen, wollte ihr etwas Luxus auf der Flucht gönnen. Wer wusste schon, wann sie erneut in diesen Genuss kämen?
Flucht. Der Begriff schwebte über ihren Köpfen und nahm immer mehr an Bedeutung an, nachdem Iryan es laut ausgesprochen hatte. Er behielt Recht. All ihre Pläne, wie sie sich hätten sicher davonstehlen können, waren dahin. Sie befanden sich nun auf ihrer großen Abenteuerreise, fort aus den Fängen des Oberhaupts von Blutsdorn und hinein in ein neues Leben. Schon wieder, jedenfalls aus Sarins Sicht. Doch dieses Schicksal verhieß mehr Freiheiten. Sie musste nur die Hindernisse überwinden. Da kam ihr ein weiterer Verbündeter sicherlich Recht. Trotzdem zögerte sie, suchte Bestätigung in den Blicken ihrer Begleiter. Dhansair wirkte etwas ungeduldig, nein aufgeregt. Er verinnerlichte wohl selbst immer noch, was Sarin bereits klar geworden war. Die Flucht hatte begonnen. Nun gab es kein Zurück mehr, aber das hieß auch, dass er die letzten Ketten löste, die ihn an seinen Vater banden. Jener würde sicherlich zufrieden sein, den unliebsamen Erben loszuwerden, aber bestimmt nicht auf so unehrenhafte Weise. Vor allem nicht, wenn sein Verschwinden ihn selbst in ein schlechtes Licht rückte. Manthala allein wusste, ob er eine Hetzjagd beginnen oder sich damit zufrieden geben würde, Dhansair los zu sein. Unterschätzen durfte man Raikhyn von Blutsdorn am Ende jedoch nicht. Das wussten sie alle. Deshalb wäre es klug, sich noch einmal ausruhen zu können, ehe sie die Distanz zwischen sich und Dhansairs Vater ausweiteten.
In Iryans tiefschwarzen Augen fand Sarin, was sie suchte. Ruhig funkelten die Obsidianperlen und hoben sich nur durch das Weiß der Augäpfel von seiner Haut ab. Der Leibwächter nickte kaum merklich. Er war dafür, das Angebot anzunehmen. Aber er musste sich auch nicht um einen weiteren Gefahrenfaktor bei ihrer Flucht sorgen. Sarin hingegen sprach an, was ihr die Entscheidung zusätzlich erschwerte: Ihr nachtelfisches Blut. Im Sonnenlicht wäre sie auf Dauer ungeschützt. Sie hatte all ihre vorbereitete Kleidung zurücklassen müssen und selbst mit ihren Schneiderkünsten würde sie den jetzigen Nachtelfenstoff nicht ewig tragen können, ohne dass er Schaden nähme.
Castus lächelte mild. Es war wie Balsam. Allein sein Blick konnte jegliche Sorge und Schwere vom Herzen nehmen. Wie machte er das nur? "Keiner von euch wird unter freiem Himmel schlafen müssen. Nicht heute Nacht." Er musterte Sarin eine Weile. "Ich bin bisher keiner Nachtelfe begegnet", gestand er sich ein. "Tatsächlich könnte man uns beide als ... weltfremd bezeichnen. Aber meine Mentorin weiß sicher Rat." Castus' Lächeln wurde breiter. Es war angenehm, jugendhaft und strahlte somit all die Zuversicht eines Geistes aus, der den Ernst des Lebens noch nicht hatte kennen lernen müssen. So wandelte sich seine Mimik auf verschmitzt fröhliche Weise, dass es ansteckend war, je länger man ihn betrachtete. "Wir finden einen Weg." Da war sie wieder. Hoffnung - mit einem blauen Haarkamm und ebenso schönen Augen. Er trat dichter an das Trio heran. Dhansair und Iryan beobachteten ihn, der Leibwächter war es allerdings, dessen Hand auf Sarins Schultern aufzuckte, als Castus nach den ihren griff. Behutsam nahm er ihre Finger in seine eigenen und hob sie etwas an. Sein Daumen strich über Sarins Handrücken. Dhansair beobachtete es nach wie vor mit Skepsis. Iryans Miene war nicht zu deuten, doch Sarin spürte eine gewisse Anspannung von ihm ausgehen.
"Niemand muss die Sonne fürchten. Sie ist rein und gönnerhaft."
"Natürlich muss jemand das sagen, der ihr Bildnis auf der Haut trägt", murmelte Dhansair leise. Iryan sah zu seinem Herrn herüber, dann neigte er sich vor und schob seine Hand mit, so dass sie über jenen des Schützen schwebte, der wiederum Sarins schlanke Finger hielt. "Vielleicht sollten wir aufbrechen, wenn die Aussichten auf Hilfe in Eurem Lager günstiger sind als hier auf offenem Feld."
"Natürlich!", entgegnete Castus. Er schenkte Sarin ein letztes Mal einen Blick auf sein freundliches Gesicht, ehe er sich löste. Dann führte er das Trio über die Weite des Graslandes, fort vom Wald Arus.

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