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Zurück ins Leben

Verfasst: Dienstag 22. Juli 2008, 00:38
von Erzähler
<i>Asmodeus (Seele des Medicus Aurelius) kommt von Kata Mayan - die Todesinsel -> "Gestorben ..."</i>

Schwärze.
In den Ohren rauschte es. Seltsam. Er war doch tot, brauchte Rauschen nicht mehr wahrzunehmen. Ebensowenig wie diese merkwürdige Nässe. Oder Wärme. Um ihn herum wurde es wärmer, aber es blieb dunkel.
Schwarz.
Nur ein winziges Licht in der Ferne, ein kleiner Stern. Was war da? Hm ... jemand hatte ihn ins Wasser gestoßen, aber wollte sich Aurelius noch an diesen Namen erinnern? Konnte er es noch? Das Licht war interessant. Jedenfalls besser, als hier im Nichts herum zu treiben ... nein, er tauchte. Langsam wurde ihm bewusst, wo er war. Nicht im Wasser, sondern unter Wasser! Aber er musste doch Atmen, sonst würde er ertrinken! Seine Lungen drängten sich plötzlich ins Bewusstsein. Menschen atmeten. Er musste an die Oberfläche ... schnell ... zum Licht. Doch es entfernte sich von ihm, wurde immer kleiner und kleiner ...

Die Nässe schwand. Das Rauschen ebenfalls. Er hörte etwas Anderes.
Bumbum.
Bumbum Bumbum.
Es hämmerte aus seinem Inneren. Noch immer sehnten sich die Lungen danach, sich aufzublähen und mit frischer Luft zu füllen. Anderes erfüllte ihn. Es war auch nass, aber nicht schwarz. Rot. Es gab ihm Vitalität und Energie. Etwas in ihm pumpte. Das Herz.
Körper ... Sein ... Leben ...

Etelin hockte am kleinen Lagerfeuer, welches immer weiter herunterbrannte und nun nur noch aus glimmender Glut bestand. Seine Nachtwache ging bald zu Ende, doch bevor er Zanraia wecken würde, musste er noch einmal den Konservierungszauber sprechen. Der Lich schaute auf seine Hände. Sie zitterten leicht. Noch immer spürte er den Schmerz in seinen Gliedern. "Zwei Konservierungen und es zehrt mich so sehr aus." Die roten Augen flogen gen Himmel. "Kommst du überhaupt zurück? Ach, ich mach mir zu große Hoffnungen, oder?" <b>Es war nur so überraschend passiert. Einfach von uns gerissen ...</b> Diese Gedanken schmerzten mehr als es die Strafe des Magierrates je hätte tun können. Denn Aurelius' Tod hinterließ eine große Lücke im Herzen des Lichs, an dessen Rand auch seine Familie stand.
Er schaute zu Zanraia herüber. Diese rührte sich leicht, weil Castus soeben erwachte und hungrig quängelte. Etelin seufzte. So allein war er doch nicht, trotzdem ließ sich die Lücke nicht so einfach schließen. Und Mallahall? Ihr musste auch geholfen werden. Bei Sonnenaufgang würden er und Zanraia zu dem Baum zurückkehren, an den sie sich hatte binden lassen. Der Lich hoffte, dass Asmodi ihr nicht den Verstand raubte. Es fiel ihm deutlich schwerer, Mallahalls Schädel eins mit dem Stab überzuziehen. Bei ... ihm ... bei Aurelius ... war es einfacher gewesen und lustiger. Er vermisste das.

Ächzend erhob er sich vom Feuer.
"Leg dich schlafen, Etelin. Ich halte jetzt Wache, muss Castus sowieso füttern", grüßte ihn die frisch erwachte Zanraia und hielt sich den Säugling an die Brust. Der kleine besaß einen gesunden Appetit. Er patschte mit der winzigen Faust gegen das Brustgewebe, damit die Milch schneller floss. Geduld hatte er offensichtlich nicht geerbt. Zanraia lächelte und knuddelte ihr Söhnchen.
"Gleich", meinte Etelin. "Vorher muss ich den Körper nochmals konservieren."
"Schon wieder? Mir gefällt nicht, wie du danach zitterst."
"Geht schon", gab er brummend zurück und schlurfte zum Leichnam. Der Tote sah friedlich aus. Alt auch, aber friedlich. Die Wangen waren etwas eingefallen und das schwarze Haar hing wie totes Gewächs ins ergraute Gesicht. Die Lippen hatten sich blau gefärbt, aber steif geworden war der Körper nicht. Etelins Magie sorgte dafür.
Er legte eine Hand auf die Brust des Toten.

Bumbum.

Etelin runzelte die Stirn. "Was ist?", fragte Zanraia, die es inzwischen eigentlich schon gewöhnt war, dass der Lich sofort mit seinem Prozedere begann. Doch jetzt zögerte er, drehte ein Ohr zur Brust des Medicus.

Bumbum.

Etelin legte sich fast auf den Toten hinauf, lauschte und wies Zanraia mit einer Handbewegung, still zu sein. Die junge Mutter schlich auf leisen, nackten Füßen zu dem ich hinüber. Sie schaute auf Aurelius herab. Castus nuckelte ungestört an ihrer Brust. "Die Lippen sind ja garnicht mehr blau", meinte sie.
"Was?!" Etelin hob den Kopf und starrte Aurelius an. In diesem Moment sollte jener wohl den Rat Styxars wahrnehmen und atmen. Seine Seele tauchte aus der Schwärze auf und fand sich in einem 150 Jahre alten Körper wieder, der zwar durch Magie aktiv gehalten wurde, aber nicht durch dämonische Einflüsse. Dieser Körper würde vielleicht leben können ... aber wie lange?


<i>Asmodeus hat 12% seiner Lebensenergie wieder</i>

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Dienstag 22. Juli 2008, 22:58
von Asmodeus
Eigentlich hätte es sich Aurelius ja auch denken können dass Styxar ihn kurzerhand einfach über Bord stossen würde. Da kam wohl dieses überraschte her welches er angedeutet hatte. Seelchen fiel. Es schien eine gewisse Tendenz dazu zu haben. Er tauchte ins Wasser hinein. In die Schwärze….

Ja…. Schwärze…

Es rauschte in seinen Ohren als fegte eine gewaltige Windböe an ihm vorbei. Wo war er? War dieses Rauschen vielleicht auf der Wellengang dieses seltsamen Ozean der Schwärze? Er runzelte die Stirn. Warum hörte er dieses Rauschen überhaupt? Er musste… es doch nicht mehr hören, wenn er nicht wollte… oder doch? Zum Rauschen kam auf dem rechten Ohr ein hochfrequentiges Pfeifen dazu, welches ihn nun beständig begleitete.

Wo war er überhaupt? Er blickte in diesen kleinen Lichtfunken der sich immer weiter von ihm entfernte. Er glaubte er kannte diesen Flecken mitten in dieser dunklen Fläche… er kam ihm vertraut, bekannt vor und doch war er ihm fremd geworden. Er runzelte die Stirn. Aurelius war sichtlich verwirrt. Sichtlich? Für wen? Plötzlich merkte er dass er untertauchte. Nein! Er wollte nicht ertrinken! Wollte atmen! Er musste doch atmen… wenn er Leben wollte! Ja Leben!

Das Rauschen schwand. Doch ein anderes Geräusch drang in sein Bewusstsein. Bumbum. Er kannte es. Als Arzt hatte er es doch schon bei so vielen abgehorcht. Wohlige Ruhe kehrte in ihn ein. Doch er musste Atmen! Dringend! All seine Instinkte rieten ihn dazu es zu tun.

Ein unangenehmes Gewicht legte sich auf seinen empfindlichen Bauch. Seine Seele tauchte in den Körper ein. Aurelius riss seine milchig gewordenen Augen auf und japste nach Luft. Er bäumte sich leicht auf und mit dem ersten Atemzuges des reinen Menschen in seinem Körper geschah vieles… der Prozess der Alterung der über 115 Jahre stillgestanden war setzte nun binnen Sekunden ein. Aurelius hustete. Ächzte auf. Es sah so aus als würde er schmelzen. Die Haut zog sich einfach nach unten und bildete tiefe Falten. Dicke Augenringe bildeten sich. Aurelius keuchte auf. Ächzte. Seine Knochen wurde spröde. Seine Muskeln bauten sich ab und begannen zu schmerzen. Seine Finger wurden zu drahtigen Stäben und sahen aus wie Äste mit dicken Knollen an den Gelenken. Seine Nase wurde grösser bildete einen ziemlichen Haken in seinem alt gewordenen Gesicht. Auch die Ohren wuchsen borstige Haare sprossen daraus. Sein Körper hingegen wurde dünn und gebrechlich, die einzelnen Rippen konnte man unter der Haut zählen.

Sein Atem ging rasselnd. Seine Stimme klang kehlig und trocken. Als er sich mühsam bewegte blieben seine Haare einfach auf dem Lager auf dass er gebettet war liegen. Dafür nahm sein Ziegenbärtchen beinahe eine unglaubliche Länge an.

Er öffnete seine Augen. Schmerzen peinigten seinen gemarterten Rücken. Wirklich viel sehen konnte er nicht. Etwas war da gewaltig schief gelaufen. Angst machte sich in ihm breit. .Wo war er? Was war er? Er verzog sein Gesicht. Sein Körper fühlte sich schwach an. Sein Herz schlug ächzend das frische Blut. Die Wunden die er gehabt hatte brannten. Sein Bauch schmerzte. Sein linker Fuss fühlte sich taub an. Das Atmen ging so schwer. „W..w.a…s….is…..t……pa…s.s.ie.r.t.?“ Keuchte er. Aurelius war ganz blass. Stand offensichtlich unter Schock. Er hatte keine Ahnung was vorgefallen war, noch woe r sich nun befand. Etelin erkannte er gar nicht. Es schien für ihn so als würde ein schwarzer Klumpen vor ihm hocken.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Mittwoch 23. Juli 2008, 12:07
von Erzähler
Etelin zeigte sich überrascht, allerdings auf die Etelin-Weise. Das bedeutete, er saß einfach nur da und guckte, starrte nicht so wie beispielsweise Zanraia, die mit herunter gelassener Kinnlade auf den Leichnam blickte – der nun scheinbar keiner mehr war.
"Interessant", gab der Lich von sich und beobachtete, wie Aurelius die Augen aufriss. Sie waren trüb, vom Alter. Außerdem knackten sogar seine Lider, so zerbrechlich und hölzern wirkte er. Aber ... er lebte. "Außerordentlich interessant."

Zanraia hingegen japste zusammen mit ihrem geliebten Medicus, als jener seinen ersten wiedergeborenen Atemzug tat. Die Luft brannte im ersten Moment in seinen Lungen, denn auch diese alterten schlagartig. 115 Jahre wurden in einer Sekunde nachgeholt und der Körper auf den aktuellen Stand gebracht. So kam es, dass sich binnen Sekunden Aurelius' ganzes Äußeres änderte.
Ja, er war wieder am Leben, doch den vitalen Seelenkörper, diese reine und vom Dämon Unberührte, hatte er nicht auch physisch mitbringen können. Hier auf Celcia erwartete ihn nur vom Dämon verlassener und somit gebrechlicher, uralter Körper. Etelins Magie war es zu verdanken, dass er nicht schon in den Verwesungsprozess übergetreten war. Auch wenn er so aussah, erinnerte ja fast schon an den Fährmann der Toteninsel.
Aurelius besaß mit einem Mal Augenringe, so schwarz wie die dunkelste Seele Celcias. Seine Wangen hingen schlaff herab und ansonsten wirkte das Gesicht furchtbar kantig und eingefallen. Die Augen waren milchig und trüb, wie viel konnte dieser altersschwache Greis überhaupt sehen?
Die einzelnen Knochen traten so sichtbar unter der fahlen Haut hervor, dass man Aurelius auch gut und gerne mit einem Drahtmodell hätte vergleichen können. Seine Finger waren dürr wie Spinnenbeine, jede Bewegung entlockte dem Körper ein Knacksen.

Vorsichtig erhob er sich. Knochen knirschten und das Haar blieb am Boden kleben. Lediglich sein Ziegenbärtchen hatte sich in einen ganz passablen Weiser-Mann-Bart gewandelt und verflocht sich bereits mit den langen weißen Haarfäden, die dem Medicus aus den Ohren wuchsen. Auf seinem kahlen Schädel zeichneten sich Altersflecken gleichermaßen ab wie auf seinen Handflächen.

Er wirkte nicht nur furchtbar alt, er war es auch. Etelin erhob sich zusammen mit ihm, beobachtete weiterhin still. Nur Zanraia legte verwirrt den Kopf schief. Ihr Sohn hing noch immer nuckelnd an ihrer Brust, ausnahmsweise galt ihm nicht all ihre Aufmerksamkeit.

<i>"W..w.a…s….is…..t……pa…s.s.ie.r.t.?"</i> "Du siehst ja noch älter aus als mein Opi!", gab Zanraia als Antwort darauf zurück und trat an ihn heran. Ein rötlicher Klumpen gesellte sich dem dunklen hinzu. Außerdem konnte der Greis Aurelius auch einen kleinen blauschimmernden Fleck erkennen, eng an den roten Klumpen gepresst. "Liebster, bist du das?"
"Natürlich ist er es", antwortete Etelin. Etwas schob sich unter die Hand des Medicus. "Nimm den, halte dich daran fest. Ich nehme an, stehen kostet dich eine Menge Kraft." Es war Etelins Stab, der Aurelius' Hand berührte. Dieser Mann hieb ausnahmsweise einmal nicht zu, sondern lieh ihm seinen Stab zur Stütze.
Celcia hatte sich verändert.

"Aurelius ..." Es klang verwirrt und zugleich ängstlich. "Warum bist du denn ein Opa geworden?" Zanraia verstand den Umstand nicht. Dass ihr Geliebter allerdings auf einmal wieder atmete und lebte, schien sie in keinster Weise aus dem Konzept zu bringen. Doch warum war er so alt?!

"Wir müssen etwas tun", meinte Etelin. "Sonst stirbst du uns schneller wieder weg, als uns lieb ist." Einen Moment schwieg der Lich. Er überlegte, ging im Kopf all ihm bekannte Zauber durch und suchte nach einem, der Aurelius nun helfen könnte.
Niemand umarmte den alten Medicus, jedoch nicht, weil sie es nicht wollten. Etelin und Zanraia waren überglücklich ihn wieder lebendig zu wissen. Doch war er dies auch.
"Aber er ist doch Papa und kein Opa", beharrte die Rothaarige. "Du siehst aus wie ein wandelnder Toter! Du bist doch Papa vom kleinen Castus. Guck, hier ist er. Sag hallo, Sohnemann." Das blaue Fleckchen bewegte sich.
"Ja, das ist es! Zanraia ... gut gemacht!", rief Etelin plötzlich aus. "Das wird mein vorerst letzter Zauber."

Die Nekromantin starrte ihn an. "Was hast du vor? Ich möchte nicht, dass du wieder zitterst, Etelin. Ich glaube, das ist nicht gut für dich."
Der Lich reagierte nicht. Er biss sich auf den Finger, dass sich die Haut teilte und ein kleines Rinnsal Blut hervor quoll. "Aurelius, keine Bange, das lässt sich wieder rückgängig machen, nur ... als Untoter kannst du nicht sterben und die Pein des Alters braucht dich nicht zu kümmern." Er drückte dem Medicus den Finger gegen die Stirn. Eine feine blutige Linie hinterließ dieser. Dann berührte Etelin ebenfalls seinen Stab – die Kugel im Gerippe an der Spitze loderte wie schwarzes Feuer. Etelin formte einige befremdliche Worte und das Feuer ging im nächsten Augenblick auf Aurelius über.

Als der Lich begann, vor Schmerz zu schreien ob der Strafe des Magierrates, wandelte sich der Körper des Gebrechlichen erneut. Kaum sichtbar, aber er tat es. Die Haut nahm einen leichten Grünschimmer an – oder Gelb, je nach Lichtverhältnissen. Zu den schwarzen Ringen gesellten sich nun nicht nur milchige, sondern auch blutunterlaufene Augen hinzu. Krallen wuchsen aus den Fingern und die Haltung krümmte sich etwas. Dafür schwand tatsächlich der Schmerz des Alters ein wenig.

Zombies gehörten zu den Untoten. Was sollte ihnen schon noch Schmerz bereiten? Ganz im Gegensatz zu Etelin, der mit zitternden Händen zu Boden sank und keuchte.


<i>Aurelius hat sich in einen Zombie verwandelt</i>

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Donnerstag 24. Juli 2008, 13:03
von Asmodeus
Mühsam gelang es dem Mann auf die Beine zu kommen. War dies wirklich noch Aurelius? Sein Verstand schien dahingefault zu sein wie sein Körper eben gealtert war. Von der Persönlichkeit des Medicus war nur noch wenig zu erahnen. Einzig eine überwältigende Müdigkeit war dem Mann anzusehen der eigentlich hätte tot sein müssen – in diesem Körper. Er verzog sein Gesicht und keuchte ab den unsäglichen Schmerzen. Sein Geist wie auch sein Leib hatte keine Zeit gehabt sich langsam ans älterwerden zu gewöhnen sondern war es mit einem Schlag einfach geworden. Er blinzelte kriegte aber die allgemeine Unschärfe nicht aus seinen Augen. Die Welt in die er wiedergeboren worden war – was er nicht mehr wusste – war verwirrend und bedrohlich. Klumpen bewegten sich vor ihm. Fremdartige Stimmen spuckten nur vereinzelte hörbare Silben. Der Medicus verstand sie nicht, sondern hörte nur das stetige Pfeifen in seinem Ohr. Auch wenn er es verstanden hätte – rein akkustisch so wäre ihm wohl der Sinn der Worte nicht begreiflich gewesen. Denn innert einer Sekunde der massiven Alterung konnte kein Intellekt erhalten bleiben.

Aurelius verzog ängstlich sein Gesicht. Die milchigen Augen waren weit aufgerissen. Er klammerte sich geradezu an den Stock der ihm angeboten wurde.

<i>Lbst…bs……d…ds…?“</i> Hörte er jemanden sprechen. „Häh?“ Fragte er heiser. Er konnte Zanraia weder sehen, noch verstehen noch erkannte er sie als seine Frau! Sein Atem ging kehlig und der Mann stand unsicherer auf seinen dünnen Beinchen als ein einzelner Strohhalm in einem Tornado. Er ächze als seine Knochen knackend gegen die Bewegung protestierten.

Es schien so als hörte der Greis gar nicht zu. Während der Lich nach einem geeigneten Zauber suchte versuchte der Alte davonzulaufen. Sehr weit kam er nicht, den noch bevor er sich auch nur um wenige Grad gedreht hatte war Etelin schon wieder bei ihm und drückte ihm seinen Finger auf die Stirn. Der Medicus zuckte bei der Berührung zusammen. Dann erstarrte er als der Bannspruch auf ihn gesprochen wurde und sich seine Wesenheit und sein Körper erneut veränderte. Dieser Mensch war durchtränkt von magischen Einflüssen wie sie kaum noch gesund sein konnten.

Scheinbar ungerührt – weil der Medicus nicht verstand was in seiner Umwelt geschah setzte sich der Greis in Bewegung und stakte in eine offenbar völlig beliebig ausgewählte Richtung.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Sonntag 27. Juli 2008, 18:00
von Erzähler
Man sagte, dass das Alter weise machte, doch irgendwie schien niemand auf Aurelius geachtet zu haben, als man jene Behauptung aufstellte. Weißer vielleicht, aber weiser? Der Medicus schien eher den Verstand verloren zu haben, zuzüglich mehrerer seiner Sinne. Die Augen waren trüb, die Ohren taub. Vermutlich verstopften die vielen Haare den Gehörgang.
Dass es der Körper überhaupt noch schaffte, Blut durch die alten Venen zu pumpen. Dass die Lungen sich noch blähten und die Storchenbeinchen nicht einfach unter ihm entzwei knackten, war verblüffend. Aber Etelins Zauber würde ihn bewahren.

"Was hast du gemacht?", fragte Zanraia entsetzt und neugierig zugleich, als sie erkannte, dass die Haut ihres Liebsten nur noch mehr Farbe verloren hatte. Irgendwie wirkte sie fahl und gräulich. Hier und da hatten sich Warzen gebildet, mischten sich mit den vielen Altersflecken auf der Haut. An manchen Stellen erinnerte Aurelius an einen scheckigen Hund. Anderorts wiederum glaubte man, er sei ein Reptil, so rau und runzlig war seine Haut geworden.

"Ich habe ihn in einen Zombie verwandelt. So wird er überleben, bis wir einen Weg gefunden haben, den Dämon wieder in seinen Körper zurück zu transferieren." Etelin keuchte. Der Schmerz seiner Magie lag noch tief in seinen Muskeln. Jeder Schritt würde für die nächsten Stunden wehtun. "Hoffen wir, dass Aurelius nicht auch noch die Zombiefäule überträgt", sagte er und erhob sich.

Doch der Medicus hatte anderes vor. Zanraia war nahe bei ihm, hielt ihren gemeinsamen Sohn und sprach ihn direkt an. Aber Aurelius schaute nur ängstlich, was seine Liebste aufkeuchen ließ. "Erkennst du mich nicht?", fragte sie.
Aurelius ließ nur ein krächziges "Häh?" von sich und klammerte sich an den Magierstab des Lichs, als sei dieser ein Schatz. Rasselnd suchte sich die Luft einen Weg aus seinen Lungen und verbreitete den Gestank von Fäulnis unmittelbar in seiner Umgebung. Warum Zombies so rochen, selbst wenn nichts an ihnen faulte, war ein gern diskutiertes Thema unter Nekromanten, doch eine Antwort hatte man bisher nicht finden können.

Unter Ächzen und Knacken erhob sich der Greis. Zanraia hielt ihm einen Arm hin, damit er sich stützen konnte, doch entweder wollte Aurelius nicht oder sah es nicht. Letzteres war wahrscheinlicher. Für ihn war sein wiedergekehrtes Leben eine Welt aus dunklen und hellen Farbflecken, seltsamen Geräuschen, die er nicht identifizieren konnte, und ... schmerzenden Knochen. Hinzu gesellte sich die Last der Senilität. Das Denken musste ihm äußerst schwer fallen, doch dumm konnte man ihn beileibe nicht nennen.

Aurelius setzte sich in Bewegung. Wo auch immer er hin wollte, er ging seinen Weg energisch, wenn auch langsam. "Hol ihn zurück, ich packe unsere Sachen. Wir sollten zu Mallahall zurückkehren und –" Etelin wurde jäh unterbrochen, als Schreie die Luft zerschnitten. Zunächst hörte man tiefe Schmerzensschreie, scheinbar von einem Mann, doch es dauerte nicht lange und ein schrilles Kreischen ließ einige Vögel in den Bäumen aufflattern.
"War das Mallahall?" Etelin nickte auf Zanraias Frage. Rasch kramte er alles zusammen, was sie noch brauchen konnten und die Gruppe nicht beim Fortkommen behindern würde. Dann hopsten er und Zanraia Aurelius hinterher. Die flinke Frau besaß längere Beine und erreichte den Senilen zuerst. Liebevoll und voller Fürsorge ergriff sie seine freie Handund drückte sie. Wie dürr die Finger waren!

"Komm mit, Liebster. Wir müssen meinen Dämonliebsten finden und euch wieder zusammenbringen. Ich mag nicht, dass ihr getrennt seid. Du siehst dann so runzlig aus." Sie zog an seiner Hand, näherte sich und legte ihm die Spinnenfinger auf Castus' Köpfchen. Der Kleine zuckte unter der Berührung kurz zusammen, schaute dann aber neugierig auf. In seinen dämonenblauen Augen schimmerte das erste Licht des neuen Tages. Er gluckste, betrachtete diese Gestalt, deren Hand auf ihm lag. Das Kind blieb ganz ruhig und entlockte der Mutter auf diese Weise ein Lächeln. "Du erkennst einen deiner Väter, auch wenn er wie ein Opa aussieht."

"Wir müssen uns beeilen", drängte Etelin und sah in die Richtung, aus der die Schreie bis zu ihnen herüber hallten.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Freitag 1. August 2008, 12:31
von Asmodeus
Unendlich langsam und unsicher schlurfte der Wiedergeborene über Stock und Stein in eine beliebige Richtung die tiefer in den Wald führte. Es fiel ihm schwer Etelins grossen Stab anzuheben und mitzubewegen und dennoch benutzte er ihn als hilfreiche Stütze. Seine rechte Hand zitterte ständig war von einem Tremor befallen welcher die Muskeln zur stetigen Ruhelosigkeit zwang. Seine Atemzüge wandelten sich zum Keuchen. Schweiss perlte sich auf seiner runzligen Stirn. Laufen schien für den Mann anstrengend zu sein. Von Hinten betrachtet konnte man durch den Stoff seiner inzwischen viel zu gross gewordenen Kleider die Rückenwirbelknochen unter der Haut hervorstehen. Auch die Bewegungen der Schulterblätter konnte mitverfolgt werden.

Sonderlich gut schien es dem Medicus nicht zu gehen und die Tatsache dass er ein Zombie war hatte wohl ein schnelles Sterben verhindert. Doch war er sich überhaupt bewusst wo er war? Was geschehen ist? Seine Gesichtszüge sprachen nur die Sprache der Verwirrtheit und Angst, aber nicht jene eines vorhandenen Bewusstseins zur eigenen Person, zum Ort… und zur Situation in der er sich eigentlich befand. Die Mission, der Grund für seine Wiederkehr war in Vergessenheit geraten.

Der Medicus reagierte nicht als laute Schreie den Wald durchhallten. Er hörte sie nicht. Ruhig und bedächtig ging er seinen Ziellosen Weg weiter. Er zuckte zusammen als seine drahtige Hand von etwas weichem, geschmeidigen berührt wurde. Langsam drehte er seinen Kopf in Zanraias Richtung. Es war als stand dieser auf einer morschen Halterung denn auch hier konnte man die Bewegung des Mannes deutlich am reiben der Knochen hören. Er sah den roten Punkt von vorhin und hob verwundert die Augenbrauen. Seine Hand zitterte. Die Andere klammerte sich um den Stab. Hatte er Angst vor Zanraia? <i> "K t, Lst. r ün mn Dästn ndn ud ch wd zmmngn. ch ma cht, ss … nnt sd. u sst dnn so rnzlg as."</i> War alles was der Schwerhörige wirklich entziffern konnte… und diese Silben machten selbst ins einem verworrenen Geist. Keinen Sinn.

„Hahlerl wo hin..ggeehn?“ Fragte er. Doch dann verstummte der Greis als Zanraia seine Hand auf Castus Köpfchen legte. Behutsam strich er darüber und der Medicus riss seine Augen auf. Er blickte auf diesen kleinen blauen Punkt nieder und spürte eine unglaubliche rührung in seinem Herzen welches ihm mehrere Tränen entlockte. „Ca…“ Hauchte er bebend. Er drehte sich um und folgte Zanraia langsam.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Samstag 2. August 2008, 13:19
von Erzähler
Zanraia legte den Kopf schief. So wie Aurelius von ihr kaum eine Silbe verstand, so erging es auch ihr mit ihm. Zwar konnte sie sich einen Teil seiner gekrächzten Frage denken, aber wirklich wusste sie nicht was er von ihr wollte.
Erst als seine spindeldürren Finger auf dem blau schimmernden Haar des kleinen Castus lagen und er den Anfang seines Namens zittrig erregt hauchte, lächelte seine Liebste. Zur allgemeinen Überraschung schmiegte sie sich an Aurelius, schob sich unter seinen Arm und sorgte dennoch zugleich dafür, dass die Finger des Greises nicht vom Kopf seines Sohnes glitten.

Etelin staunte nicht schlecht. Er hatte anderes erwartet. Welche Frau würde noch immer einen Mann lieben, der sein "Haltbarkeitsdatum" weitreichend überschritten hatte und nur noch als Zombie fähig war, zumindest ein untotes Leben – ein Unleben – zu führen? Die meisten jungen Frauen, vor allem jene, die mit lieblicher Schönheit wie Zanraia gesegnet waren, hätten wohl schon beim Anblick des gebrechlichen Medicus-Körpers verekelt Reißaus genommen.
Nicht jedoch diese Frau. Nun gut, sie kannte wohl Zombies, sie war eine gelernte Nekromantin. Aber hatte man jemals von ihr erwartet, einen Untoten zu lieben?!

"Suchen wir meinen anderen Liebsten." Sie hob ihre Hand und wischte die schimmernde Träne aus Aurelius' Augenwinkel. Sanft strich sie über seine eingefallenen, fahlen Wangen. Nur pergamentartige Haut lag zwischen den Knochen und ihren Fingerspitzen. "Du musst mehr essen", gab sie von sich.
Dies entlockte Etelin beinahe ein Etelin-Schmunzeln, was hieß, dass er kaum merklich die Mundwinkel gehoben hätte. Doch sie hatten keine Zeit mehr. "Ja, lasst uns gehen!", rief er den beiden zu. Dann nahm er Postion an Aurelius' anderer Seite, schob ihn langsam vorwärts. Ja, es ging wirklich langsam voran. Zombies waren ja bekannt dafür, nicht die schnellsten zu sein. Doch Aurelius bildete mit seinem klapprigen Gestell von Körper sogar unter den Untoten eine Ausnahme.

Sie brauchten eine halbe Ewigkeit, bis sie überhaupt erst die kleine Lichtung erreichten, auf der sie Mallahall an den Baum gebunden hatten.
"Wo ist sie?", fragte Zanraia bestürzt. Etelin löste sich vom Körper des Greises und untersuchte den Baum. Das Seil lag unbeachtet daneben. Der Lich warf auch darauf einen Blick. "Jemand hat sie befreit. Aber wer?" Die Schreie waren inzwischen verklungen, stattdessen nahm die Gruppe aber plötzlich andere Geräusche wahr. Etelin hob den Kopf. "Hufgetrappel? Das klingt unheilvoll." Zwischen kleinen Lücken im Dickicht huschten schwarz- und braungewandete Reiter auf schnellen Rössern durch das Unterholz.
"Folgen wir ihren Spuren. Ich fürchte, sie haben dasselbe Ziel wie wir."

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Samstag 9. August 2008, 17:47
von Asmodeus
So unendlich fein und vorsichtig strich die dürre, knochige Hand über Castus Köpfchen. Doch viel empfand Aurelius nicht mehr mit seinen Händen waren die Finger bereits taub geworden. So zog er seine Hand zurück und schloss sie kurz zu einer nicht wirklich eindrucksvoll aussehenden Faust. Er blickte zu Zanraia nieder, viel grösser als sie war er gar nicht mehr denn seine Wirbelsäule hatte sich nach vorn Verbogen und sorgte dafür dass der Greis gebückt ging. Wieviele Knochenleiden mochte dieser Zombie wohl quälen?

Langsam setzte er sich in Bewegung als er von Zanraia und Etelin nach vorn geschoben wurde. Seine Knochen knacksten bei einzelnen Bewegungen. Seine Schritte waren unsicher, manchmal fehlte ihm der Impuls sein Bein zu heben so dass er einfach stehenblieb bis sie ihn weiter anschubsten. Körper und Geist schienen nicht mehr gut miteinander Kommunizieren zu können. Ob Aurelius überhaupt wusste wen sie suchten? Wohl kaum. Er wusste vermutlich nicht mal mehr wo er war, noch wer ihn da durch die Gegend schob. Seine Senilität hatte ihn zu einem Unbekannten gemacht, zu einem Fremden... und für ihn war gleichermassen die ihm sonst so vertraute Welt fremd geworden. Gegenstände, Geräusche und Handlungen verloren ihren Sinn und entwickelten sich für ihn zu unverständlichen Gestiken welche die Welt in der er lebte bedrohlich und beängstigend machte.

Die milchigen Augen waren starr zu Boden gerichtet. Er keuchte bereits vor anstrengung. Es war nicht leicht ein solch gebrechlicher Körper in Bewegung zu setzen. Es war unheimlich zu sehen was aus dem einstigen Aurelius geworden war - ohne den Dämon.

Mühsam hob er immer wieder den Stab an um sich darauf abzustützen. Er schniefte und schluckte hörbar Speichel. Sein Atem ging rasselnd und in schnellen müden Zügen. "Aurhhghh". Keuchte er kehlig es ging ihm zu schnell obwohl sie sich kaum schneller als eine junge Schildkröte gewegten.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Montag 11. August 2008, 15:31
von Erzähler
Castus hielt still. Jedes andere Kind hätte die Berührung eines Zombies vermutlich schaudern oder gar weinen lassen. Untote strahlten diese gewisse Form des Unlebens aus, die vor allem so junge Menschen wie Säuglinge ängstigte. Doch Castus offenbar nicht. Vielleicht spürte der Kleine, dass ihn da nur der eigene Vater – einer von beiden – berührte. Das Kind blieb ganz ruhig. Zanraia sah es als gutes Omen. Vielleicht würde aus ihrem Söhnchen einmal auch ein toller Nekromant oder ein Medicus oder ein Dämonen-Zombie-Irgendwas. Was auch immer, die junge Mutter war stolz.

Doch es blieb keine Zeit, um sich lange mit Kindern oder Zukunftsvisionen zu beschäftigen. Mallahall hatte geschrieen, auch wenn nun nichts mehr von ihrer Stimme zu hören war.
Vielmehr machten Etelin diese Reiter Sorgen. Er befürchtete, dass sie aufgrund möglicher Steckbriefe in Zyranus hier herum streunten. Der Magierrat würde Asmodeus' Flucht kaum auf sich beruhen lassen. Einen Vorteil hatte die Wiederkehr des Medicus und seine bis hin zum Zombie-Dasein vollzogene Verwandlung: Niemand, nicht einmal die eigene Mutter, würde ihn so noch erkennen, wenn sie davon nicht wüsste. Immerhin war er um so viele Jahrzehnte älter, weder Haar- und Hautfarbe stimmten noch. Vermutlich bekam nicht einmal er selbst noch viel von seiner Umwelt mit.
Etelins rote Augen ruhten auf seinem Schüler, dem der Speichel über die runzlige Haut rann. "Kommt, weiter", sagte er sowohl zu ihm als auch Zanraia, doch schnell voran kamen sie nicht. Der Greis atmete beträchtlich hörbar und nicht nur diese rasselnden Geräusche kündeten von seiner Erschöpfung. Er würde keine zehn Schritte weit kommen, ohne dass man ihn in die nächste Klinik bringen könnte – die, mit Verlaub, noch wesentlich weiter weg war als vermutlich Mallahall.

Etelin sah es ein, so konnten sie nicht weitermachen. Er löste sich von Aurelius und nahm ihm sachte den Stab wieder ab. Den würde er höchstwahrscheinlich dringend brauchen.
Sein monotoner Blick haftete nun an Zanraia: "Pass auf ihn auf. Achte auf ihn, wie auch immer du es bewerkstelligen magst. Bleib hier, bei deiner Familie. Ich gehe und hole Mallahall und Asmodi."
Zanraia nickte. "Beeil dich", rief sie dem kleinen Lich noch nach, als dieser bereits zwischen den Stämmen zweier Bäume verschwand. Sorgenvoll schaute sich die Rothaarige ihren Liebsten an. "Hoffentlich bröselst du nicht auseinander wie ein alter Keks." Ihre Hand legte sich in jene, in der sich bis eben noch der Magierstab befunden hatte. Sie wollte Aurelius Halt geben, obwohl sie nicht wirklich sagen konnte, ob er sie überhaupt erkannt hatte. Den kleinen Castus schob sie zwischen sich und den altersschwachen Körper. So war er geschützt und würde den Vater vielleicht beruhigen.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Freitag 15. August 2008, 11:10
von Asmodeus
Aurelius keuchte und röchelte. Man hörte dass der Mann Wasser auf den Lungen haben musste was das ständige karcheln erklärte. Seine Lippen waren bläulich verfärbt. Auffallendes Anzeichen im Gesicht des Alten war auch dass Nase und Ohren im Vergleich zum Rest viel grösser wirkten, da das Gesicht immer weiter einfiel und nur diese beiden Stellen noch wuchsen. Abgesehen natürlich vom Bart. Seine Schritte waren unsicher und langsam. Ab und an knacksten seine Knochen, er ging ohnehin schief. Manchmal brauchte er mehrere Anläufe um zu merken wie es weiterging. Aurelius zeigte wohl ein unschönes Bild des Altwerdens. Seine milchigen Augen versuchten verzweifelt irgendwas irgend ein Detail in dieser Beängstigenden Welt zu erkennen, doch dies war beinahe ein aussichtsloses unterfangen. Einzig als seine dürren Finger über die blauen Härchen seines Sohnes strichen schien es so als blühte der Greis auf. Als würde ihm warm werden ums Herz das so ächzend und eifrig schlagen musste. „Cha…st.“ Versuchte er wieder zu sprechen mit dieser heiseren Totenstimme. Er lächelte. Seltsamerweise verfügte dieser Mann noch über alle Zähne die er als Jung gehabt hatte, dies liess sich wohl dadurch erklären dass er wohl gealtert war aber dadurch dass dies alles binnen Sekunden geschehen war hatte der Mann ja keine Gelegenheit seine Zähne durch den Jahrzehntelangen verzehr irgendwelcher Nahrungsmittel zu schädigen.

Plötzlich blieben sie stehen. Aurelius realisierte dies erst gar nicht und schlurfte einfach weiter bis er aufgehalten wurde. „ARHhhh!“ Beschwerte er sich lauthals und gequält als ihm der haltgebende Stab weggenommen wurde. Er schwankte leicht. Verzog sein Gesicht, versuchte höchstwahrscheinlich grimmig zu gucken aber alles was man sah war einfach nur… das Alter. Dieses traurige Verwelkt sein. In seinen milchig weissen Augen jedoch deutlich spürbar, die Angst. Er lebte in einer Welt der Angst und diese Emotion konnte einen Menschen begleiten bis kurz vor seinem Ende und dies in einer Intensität wie es andere Gefühle nur kaum schafften. Immer wieder griff der Greis ins Leere. „MRRAHRHR!!“ regte er sich weiter auf und schnaubte. Sie hatten ihn offensichtlich damit verärgert dass sie ihm erst eine Stütze gaben um sie dann wieder zu entreissen. Doch dann legte sich etwas feines, zartes in seine Hand die ihn offensichtlich wieder beschwichtigte. Er griff danach. Ertastete sie. Spürte den kleinen Körper an sich und wurde deutlich ruhiger. Er blickte dennoch nervös wirkend um sich obwohl seine Augen ihm ohnehin keine sinnhaften Informationen zu liefern vermochten.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Freitag 15. August 2008, 22:52
von Erzähler
Zanraia war ein kleiner Chaot, doch auf sehr niedliche und angenehme Weise. Gut, alles hatte damals begonnen, weil sie Asmodeus hatte töten wollen, zugleich aber seinen Körper befriedigte. Nun war sie Mutter und durch das Wirken Aeshma-Daevas irgendwie von einem Großteil ihres Chaos befreit. Aus jenem hatte sich Castus so schnell formen können. Das Kind beruhte auf menschlicher Vereinigung und chaotischer Schöpfung. War es das, was den Greis so ruhig werden ließ?
Doch ganz beruhigt schien er nicht. Zwar hielt er Zanraias Hand und murrte auch nicht mehr röchelnd, als er Castus warmen, kleinen Körper an seiner eigenen, welken Hülle fühlte, doch die milchigen Augen huschten immer wieder nervös umher. Wieder fragte sich die junge Frau, wieviel er überhaupt von seiner Umgebung mitbekam?
"Mein liebster Liebster. Mein armer, alter Liebster", säuselte sie ihm tröstend Worte zu, auf die er wohl kaum reagieren würde. Wie er bislang auf keines ihrer Worte wirklich reagiert hatte. Er lebte in einer anderen Welt.

Zanraia war bestürzt. Da schickten die Götter ihr ihren menschlichen Geliebten zurück und dann waren sie nicht einmal fähig, ihm ein Leben zu geben, das man auch noch so nennen konnte.
Vielleicht sollte sie ... ja, damals bei ihrem ehemaligen Freund – sein Name war längst in die Welt der Vergessenen gerückt – hatte sie es doch auch versuchen wollen. Dieser Körper konnte Aurelius' Geist nicht mehr tragen. Sprich: es musste ein neuer, ein frischer Körper her!
Von neuer Energie getrieben schaute sich Zanraia um. Nichts. Hier gab es keinen Ersatzkörper, keine Seele, die man aus ihrem "Heim" bannen konnte, indem man sie tötete. Ja, so konnte nur Zanraia denken. Doch dann fiel ihr Blick wieder auf den tattrigen Alten. Sie hatte nicht nur den Dämon und den Menschen in ihm ins Herz geschlossen und sich vermutlich auf ewig in beide verliebt. Nein, sie begehrte auch den Körper, Problem nur: er war so alt geworden.

"Das ist unfair", murrte sie, dass es Castus ein verschlafenes Glucksen entlockte. "Ich muss eine Möglichkeit finden." Sanft zog sie den altersschwachen Aurelius auf den Boden. Der war kalt, denn die Zeit des Übergangs brach herein. Aber der Medicus war untot. Kälte konnte ihm wohl kaum noch etwas anhaben, vielmehr besorgten sie da seine Knochen, wenn jene durch die Bewegungen knackten.
Die Götter konnten ihr nicht helfen, irgendwie wusste sie das. Nein, hier war nur noch einer in der Lage. Jemand, der mehr Macht besaß als Etelin und mehr bewirken konnte als Aurelius in einen wandelnden Leichnam zu verwandeln. Jemand, dem Zanraia gedient hatte, als sie mit ihrer Nekromantenausbildung begann.

Sie legte Castus in den Schoß des Medicus, nahm dessen Hände und summte leise eine kleine Melodie. Traurig klang sie, unendlich traurig und vergänglich. Es war ein Totenlied. Nein, nicht ein, sondern das Totenlied. Zanraia rief den Zeitlosen – und er erhörte sie.

<i>"Er ist wieder bei dir. Er hat gekämpft und gewonnen. War es nicht das, was ihr alle wolltet?"</i>, sprach Tod und trat an die kleine Familie heran. Zanraia fürchtete sich nicht. Sie kannte die große Gestalt in ihrem bunten Narrengewand, denn so sah ihn den Zeitlosen. Für Aurelius, der zwar uralt war, aber wie jeder Sterbliche die Wesenheit sehen und hören konnte, wenn Tod es denn wollte, erschien der Gevatter als jener, den der Medicus kannte: schwarze Kutte, blanker Schädel und Sense.
Zanraia sah ihn als Narren im bunten Kostüm aus schillernden Vogelfedern. Er trug einen kleinen Narrenstab mit sich, der viele Glöckchen besaß. Totenglocken ... sie hörte jene immer, wenn sie ihre nekromantische Kraft entfaltete.

Beide, Zanraia und Aurelius, kannten den Leibhaftigen. Nur Castus, der Kleine, welcher noch so weit entfernt war von seinem Ende. Das Kind, das junge Leben, es weinte. Es fürchtete den Tod, denn es wollte nicht gehen, war es doch erst kürzlich geboren. Warum diese unentdeckte Welt, dieses Abenteuer, schon wieder verlassen?

"Schau ihn dir an, mein Freund", grüßte Zanraia den Tod wie einen alten Bekannten. "Er ist nichts mehr. Er sieht und hört mich nicht. Was ist das für ein Leben? Ihr habt falsches Spiel mit ihm getrieben und jetzt hat er Angst. Ich seh's. Seine Augen flackern vor Furcht. Ihr seid gemein!" Ja, sie beschimpfte nicht nur den Tod, sondern auch seine Schwester Leben, welche sie nicht in der Lage war zu rufen. Aber Zanraia vermutete, dass sich Leben irgendwo herumtreiben musste. Es war doch überall, das Leben. "Macht etwas!", knurrte sie, verlangte es von Tod wie von einem ungehorsamen Diener.
Tod trat vor Aurelius, beugte sich nieder. Sein farbiges Narrengewand wandelte sich in schwarze Schatten, aus denen den Greis ein bleicher Skelettschädel anblickte. In den finsteren Augenhöhlen glomm Licht wie kleine Sterne. <i>"Der Dämon muss zurück. Er wird den körperlichen Verfall nicht nur aufhalten, sondern auch zurücksetzen. Doch die Zeit drängt."</i> Zanraias Nekromantenzauber erlosch. Tod löste sich auf wie Morgennebel unter den hellen Strahlen der Sonne. Und verschwunden war er, aber Aurelius würden seine Worte wie eine zähflüssige Masse im Gedächtnis zurückbleiben.

Castus beruhigte sich, wimmerte nur noch leise.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Samstag 16. August 2008, 14:55
von Asmodeus
Aurelius stand verloren im Wald herum. Allein wäre er wohl kaum überlebensfähig gewesen, wie denn wenn ihm praktisch jeder Sinn verwelkt war? Tatsächlich stiessen ihre beruhigenden und tröstenden Worte auf keine Resonanz. Dies war mitunter eine der grossen Wahrheiten des Lebens, was nützten die schönsten Wörter der Welt… wenn sie nicht gehört wurden? Vielleicht doch etwas… denn Aurelius war deutlich ruhiger. Vielleicht verstand er die Situation nicht aber er schien zumindest zu begreifen dass er hier nicht alleine war und seine Begleiterin ihm nicht schaden wollte. Er blickte herum ohne Hoffnung wirklich etwas sehen zu können. Plötzlich zog es an seiner Hand. Er zuckte kurz zusammen und schnaufte nervös, die Richtung änderte sich er musste sich wieder in Bewegung setzen. Doch wie schwierig schon der Ablauf des Gehens für Geist und Körper war… wurde es beim sich hinsetzen noch komplizierter. Langsam und ziemlich unbeholfen hockte sich der Zombie auf den kalten Boden. Instinktiv legte er sich hin und rollte sich auf die Seite. An seinem Rücken konnte man die knöchernen Wirbelrücken zählen die wie kleine Schwertkanten emporragten. Aurelius war wirklich dürr geworden und er fror.

In seinem Bart verfingen sich vereinzelte Blätter. Sein Röcheln wurde lauter. Er hustete Schleim ab. Nicht wirklich ein schöner Anblick aber auch eine Wahrheit des Alters. Nicht nur am Kopf hatte er beträchtliche Altersflecken. Auch seine Arme waren davon tapeziert. Die Haut wirkte ledern als würde sie beim kleinsten Zug einfach reissen… und dies war auch so. Nur schon vom Hinlegen auf einen einzelnen Stein hatte er sich eine Schramme zugezogen. Doch schmerzen schien sie ihm nicht zu bereiten.

Er spürte ein kleines Gewicht auf seinem Körper. Hielt aber weiterhin still. Der Zombie schien müde zu sein. Immer wieder schloss er seine Augen. Erst als Zanraia seine Hände in die ihrigen nahm runzelte er seine faltige Stirn und hob die dicken Augenbrauen. „Mrha.“ In den Geräuschen und Ausdrucksformen die der Greis von sich gab war er Castus ziemlich ähnlich, ohnehin in vielen bereichen wirkte der Alte eher wieder wie ein Kleinkind. Er würde gefüttert werden müssen, er konnte sich kaum noch selbst bewegen, verstand die Welt nicht mehr, konnte sich nur durch Laute ausdrücken und vielleicht waren seine ganze Verdauung und Ausscheidungsfähigkeiten auch nicht mehr das wahre. Wenigstens in diese Richtung hatte sich bei dem Alten noch nichts getan, vermutlich weil er nichts gegessen oder getrunken hatte und dies als Untoter ja auch nicht zu tun brauchte.

So lag er da. Doch dann erreichte ihn eine Stimme die so nah und so bekannt war, so unendlich Klar zu hören und zu verstehen dass es ihn zum schaudern brachte. Er wusste es. Sein Körper lechzte gar danach ihn zu hören. Tod. Der Zeitlose der das Vergängliche vergangen machen würde.

<i> "Er ist wieder bei dir. Er hat gekämpft und gewonnen. War es nicht das, was ihr alle wolltet?",</i>

Aurelius rührte sich. Wurde unruhig. Wie war es für einen Greis ins Antlitz des Todes zu sehen? Der Medicus zumindest starrte zurück und bibberte. Hatte er etwa Angst… schon wieder sterben zu müssen? Die ganze Mühe umsonst gemacht zu haben? Vermutlich nicht… er konnte diese Zusammenhänge doch gar nicht mehr verstehen, vermutlich hatte er gar vergessen dass er dem Tod schon einmal vor Augen getreten war.

Der Dämon… ja… da war doch was. Aurelius schien nachdenklich zu sein. Seine dünngliedrigen Hände drückten Zanraias.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Montag 18. August 2008, 13:35
von fremde Frau
Zanraia spürte den Druck. Er war nur leicht, aber er war vorhanden. Doch die Nekromantin blieb vorerst still und reagierte nicht darauf. Sie war unglücklich und fühlte sich betrogen. Betrogen vom Tod selbst. So wie sie ihn sah – als bunten Vogel, als einen Schelm im Narrengewand – so hielt derzeit auch von ihm. Er war nichts Anderes als ein Narr.
Ja, sie hatte sich in ihrem tiefsten Inneren nichts sehnlicher gewünscht, als ihren Liebsten wieder in die Arme schließen zu können. Ihren Medicus, der immer so aufrichtig und nett zu ihr war. Der sie liebte. Doch was hatte sie denn jetzt noch von ihm?

Zanraias Blick glitt über den Greis, zu dem er geworden war. Ein Kuss könnte ihn zu Staub zerfallen lassen, so fürchtete sie. Was konnte eine Frau wie sie noch an einem Mann wie ihm begehren? Die Haare, welche aus seinen Ohren sprossen, die Altersflecken? <b>Deine Seele</b>, hauchte es in ihren Gedanken, als sie in die milchigen Augen blickte, die ihren Blick nicht erwiderten.
Zanraia seufzte. <b>Aber nicht einmal deine Seele vermag mich zu sehen.</b> Sie war unglücklich. "Es ist nicht fair", wiederholte die Rothaarige und drückte schließlich im Gegenzug auf Aurelius' Aktion seine Hände.

"ES IST NICHT FAIR!", brüllte sie mit einer solchen Kraft in der Stimme, dass man es ihr nicht zutraute. Sie scheuchte einige Waldtierchen auf, die hastig durchs Dickicht rannten. Castus begann zu weinen.
Zanraia ließ Aurelius' Finger los und nahm ihren Sohn auf den Arm. Sanft wiegte sie ihn, versuchte, wenigstens das Kind zu beruhigen. Sie selbst war innerlich aufgewühlt. Sie mussten den Dämon finden, ehe Aurelius aufs Neue starb. Nur er konnte helfen. Aber Zanraia nicht. Sie konnte nur warten und auf den Greis aufpassen. Konnte nur hoffen, dass Etelin ihren anderen Geliebten sicher zurückbrachte.

Mit Castus im Arm kuschelte sie sich an den verwelkten Zombiekörper heran. Er war so runzlig, alt und trocken. Sie hörte das Rasseln seiner Lungen und spürte wie gebrechlich Aurelius immer noch war. Auch Zanraia begann zu weinen, denn Castus ließ sich nicht beruhigen. Schluchzend schmiegte sie sich an den Mann, der ihr Mann war, doch eigentlich ihr Ur-Ur-Großvater hätte sein können.
Sie schnappte nach seinem langen Bart und trocknete sich damit die Tränen. Ja, in gewisser Hinsicht blieb diese Frau verrückt und chaotisch. Dinge, die Asmodi so an ihr geliebt hatte. Eigenschaften, die Aurelius an ihr schätzte. Sie vermisste beide, denn keiner von beiden teilte derzeit ihre Nähe.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Dienstag 19. August 2008, 19:21
von Asmodeus
Selbst Aurelius erreichte ihr schrei. Er zuckte sichtlich zusammen. Seine Augen richteten sich erschrocken und fragend in ihre Richtung ohne jedoch ihre Gesichtszüge ausmachen zu kommen. Es war für ihn einfach ein verschwommenes Etwas, dass da schrie. Er blinzelte verdutzt. Ein Auge war dabei etwas schneller als das andere. Es hätte süss ausgesehen wenn die Traurigkeit der Situation nicht so offensichtlich und niederschlagend gewesen wäre. Schwer atmend legte er sich hin. Offenbar war er müde. Es war wohl nicht einfach so einen Alten Körper aufrecht zu halten. Sein Rasseln gab ein ständig bestehender Laut von sich, ähnlich dem Grollen des Dämons. Doch es lag nichts beruhigendes darin. Sondern ehe eine Notwendigkeit.

Aurelius tat es nicht gut auf dem kalten, harten Boden liegen zu müssen. Er schniefte immer wieder mal. Sein Immunsystem musste wohl die reinste Burgruine sein. Er fröstelte. Seine Zähne klapperten unruhig nestelte er mit seinen Fingern an dem Stoff seiner Kutte herum die ihm eigentlich viel zu weit geworden ist. Er hustete. „ARhghhh.“ Das tat ihm offenbar weh. Aber auf Zanraias Sorge reagierte er nicht… oder nicht so wie man es vielleicht erwartete, oder Zanraia es hoffte. Er spürte das etwas nicht stimmte, dieser Sinn blieb vorhanden, war wohl ein ureigener Instinkt eines jeden Menschen… doch er konnte nicht darauf reagieren… einzig die Unruhe war Ausdruck dieser Wahrnehmung. „Arhhh.“ Begann er zu klagen.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Mittwoch 20. August 2008, 23:08
von fremde Frau
Der Boden war kühl. Sicher, im Sarius war es derzeit wärmer als beispielsweise in Pelgar oder dem Grasland, aber die Jahreszeit konnte sich dennoch nicht verbergen. Die Temperaturen erreichten nur noch knapp den zweistelligen Bereich, aber wenigstens schien die Sonne und schenkte ein paar warme Sonnenstrahlen, welche teilweise den Waldboden berührten. Trotzdem blieb es recht kühl und für Aurelius sicherlich zu kalt. Zum Glück war er ein Zombie, er konnte nicht wirklich sterben. Aber empfand dieses untote Wesen überhaupt Kälte? Krank werden würde er sicher nicht und wenn doch, so konnte ihn dies kaum vom Existieren abhalten. Entstanden so Seuchenzombies?

Zanraia hatte sich eng an den hustenden und röchelnden Überrest des Medicus gelegt. Sie war verzweifelt und wusste nicht weiter. Allerdings liebte sie ihn auch zu sehr, als dass sie sich einfach von ihm losgesagt hätte und gegangen wäre. Etelin meinte, sie sollte hier warten, also tat sie dies. Doch mit jedem weiteren Huster, den Aurelius von sich gab, schwand ihre Zuversicht. Zanraia hatte Angst und sie war zornig. Sie war vom Tod selbst betrogen worden, dem Wesen, dem sie sich verschrieben hatte, rein magisch gesehen.
Sanft strich sie Castus über die Haare. Der Kleine wimmerte wenigstens nicht mehr, sondern sabberte gegen die Kleidung seines Vaters. Selig schlummerte er schon wieder. Er war so ein hübsches Kind geworden und vollends entwickelt, selbst wenn die Schwangerschaft so kurz angedauert hatte.
Ja, Castus gab ihr allein durch seine Anwesenheit derzeit etwas Halt. Zanraia seufzte.

Da galoppierte ein Pferd nahe ihrer Lichtung an der kleinen Familie vorbei. Jemand saß darauf und schimpfte und fluchte, verschwand aber schnell in den tieferen Gefilden des Waldes. Kurz darauf lenkten andere Geräusche die Aufmerksamkeit auf sich.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Donnerstag 21. August 2008, 13:32
von Asmodeus
Aurelius beruhigte sich etwas als Zanraia sich zu ihm legte, offenbar spürte er irgendwie ihre Wärme... ihre Anwesenheit und wusste dass diese gut war und dass er vermutlich auch gewaltiges Glück hatte sie zu haben. Tatsächlich schmiegte sich der gebrechliche Körper an Zanraias geschmeidigen an. Ob dies für sie wirklich angenehm war möge dahingestellt zu sein. Aurelius wurde immer ruhiger. Legte seinen knochigen Arm um seine Geliebte und versuchte ruhig zu atmen. Er gab sich offenbar mühe nicht zu sterben - obwohl er dies eigentlich gar nicht mehr konnte. Seine Atmung war och noch immer eine Zumutung für jeden Fachkundigen der wohl zurhöen musste, dabei war er im Grunde der Einzige der damit etwas anfangen hätte können. Doch selbst Zanraia würde wohl hören dass es nicht gut Klang was Aurelius da so angestrengt betrieb.


Doch ihre Aufmerksamkeit wurde wohl von dem anderen Vater aufsich gezogen. Dieser stümrte nämlich blut hechelnd auf die Liebe seiner Existenz zu. "ZANRAIIIAAAAAAAAAAAAAAAAAA" Krächzte er gequält. Er verstand nicht was in dem Körper vonstatten ging. Einerseits hatte er das Gefühl dass seine Kräfte und die seiner Wirtin ihn gleich verlassen würden... gleichzeitig besserte sich sein Zusstand aber auch. Mühsam und mit letzter Kraft schleppte er sich zu seiner Geliebten hin und brach neben ihr zusammen. Er schnaubte angestrengt und starrte an Zanraia vorbei über Castus hinweg zu dem Fremden der da neben ihr lag.... und doch kannte er ihn. "Au...relius?" Fragte er sichtlich erschrocken.

Hinter sich hörte er noch immer die Kämpfe der Dämonenjäger. Er riss seine Augen auf. Was hatte er getan? Er brachte seine übelsten Feinde direkt zu seiner gesamten und schutzlosen Familie. Unruhig zappelte er im Dreck herum, kam aber nicht mehr auf die Beine. Panik machte sich in ihm breit. "FLIEHT...." Krächzte er. Keuchte gegen den Boden. Er konnte nicht mehr. Seine Kräfte waren aufgebraucht. "Etelin... er braucht vielleicht Hilfe...ich msuss zu Aurelius ich brauche meinen Wirt ich kann nicht länger hier drinn bleiben." Klagte er vor sich hin. Asmodi schien völlig aufgelöst zu sein. "LASS MICH ZU IHM!!!" Er wusste nicht wie er dies anstellen musste, er konnte nicht einfach so aus einem Körper schlüpfen. Nicht wenn dieser lebte.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Freitag 22. August 2008, 18:07
von Erzähler
Aurelius mochte sich langsam beruhigen, Zanraia jedoch nicht. Sie blieb zwar weiterhin an den Greis geschmiegt liegen, ließ es schweigend zu, dass er seine dürren Finger um ihren Leib legte – sie liebte ihn, es störte sie nicht – aber ihr Schluchzen konnte sie nicht länger unterdrücken. Zanraia war auch nie die Sorte Mensch gewesen, die ihre Emotionen im Zaum hielt.
Sie strich Castus über den Rücken und dann ihrem Liebsten über die Brust. "Du solltest einen Hustentee trinken", brachte sie leicht wehklagend hervor. War es das? Sollte ihr Leben von nun an mit Hilfestellungen erfüllt sein? Mit Pflege eines überalten Mannes, der nicht einmal mitbekam, wer ihn da pflegte?
Zanraia würde viel Tee kochen und vermutlich auch oft Salben auf die runzlige Haut auftragen müssen. Sie würde Einlagen aus Wolle wechseln, damit ihr Liebster nicht ständig in seinen eigenen Exkrementen sitzen und liegen musste. So gesehen hatte sie nun zwei Babys zu versorgen, ein wirkliches Kleines und ein großes Altes.
Sie seufzte, sehnte sich.

Plötzlich aber stürmten die Pferde vorbei, was sie nur verwirrt den Kopf heben und gucken ließ. Von der wütenden Reiterin bekam sie nur die gerufenen Flüche und Verwünschungen mit, doch jene interessierten sie nicht mehr, als sich die nächste Gestalt auf die Lichtung verirrte.
"Mallahall?", stieß die Nekromantin überrascht hervor und richtete sich halb auf. Castus rollte in Aurelius' Armbeuge, schlummerte friedlich weiter. Die Lichtmagierin, sie war es tatsächlich und siedend heiß fiel Zanraia ein, dass in ihrem Körper ja noch jemand steckte. "Asmodi!" Sie krabbelte ein Stück vor, aber Mallahall war trotz der Sehnenverletzung schneller bei ihnen.
<i>"Au...relius?"</i> <b>Er lebt.</b> Mallahalls tiefster Kern klang so glücklich wie ein milder Regenschauer. Befreiend, reinwaschend. Und selbst ihr dämonisch durchsetzter Geist wandte sich dem darnieder liegenden Greis zu, betrachtete ihn und registrierte, dass Leben in ihm steckte. Allerdings ... <b>Er ist steinalt! Wie schwächlich! Soll er doch wieder sterben.</b>

Es sah wirklich so aus, als würde den Medicus jeden Moment der letzte Lebenshauch entfleuchen, doch der Tod würde ihn nicht holen kommen. Im Gegenteil, Gevatter und Leben hatten ihn ja zurückgesandt. Wussten sie, dass es so kommen würde? Wussten sie, dass er hier einfach nur noch um seine Existenz röchelte, obwohl die rettende – eine dämonische – Kraft direkt neben ihm lag?
Leben hatte es angedeutet, doch sie machte sich auch Sorgen um Mallahall. Jene Magierin, die sich so für Lebenserhaltung einsetzte oder eingesetzt hatte. War ihre Seele bereits zu verdorben, um gerettet zu werden?

<i>"FLIEHT... Etelin ... er braucht vielleicht Hilfe ... Ich muss zu Aurelius, ich brauche meinen Wirt, ich kann nicht länger drin bleiben. LASS MICH ZU IHM!!!"</i>
Zanraia betrachtete nun ihren anderen Geliebten. Er hatte Mallahall ja reichlich verändert. Dunkle Ringe ließen das Blau ihrer Augen nur düsterer hervorstechen. Die Haut wirkte fahl, wenn auch nicht so gräulich und dem Tode nahe wie jene ihres Zombie-Herzblattes. Nein, Mallahall sah krank aus. Besessen. Deutlichstes Zeichen war ihr wallender Haarschopf, der das goldene Strahlen gegen Asmodis bekanntes Dämonenblau eingebüßt hatte. Blau bis in die Spitzen, nichts mehr von diesem lichtmagischen Gold. Überhaupt würde niemand mehr eine gesittete Magierin aus Zyranus in ihr vermuten. Sie wirkte wie ein irres, verletztes, wahnsinniges Weib mit blauen Haaren, das geiferte. Eine Hexe mit Krallen, aber zu schwach, um sie noch einzusetzen.
Aus der Wunde oberhalb ihrer Ferse sickerte weiterhin Blut und benetzte den Boden. Schwarzes Blut. Dämonenblut. Alle Anzeichen deutete darauf hin: für Mallahall kam jede Hilfe zu spät. Zumindest glaubte Zanraia dies. Sie musste jetzt stark sein und einen klaren Kopf bewahren. Einen klaren Kopf? Bei Zanraia, der verrückten Nekromantin?!

Wie verrückt die Rothaarige sein konnte, zeigte sie jetzt, als sie versuchte, eine Verbindung zwischen Dämon und Wirtskörper herzustellen. Sie nahm jeweils von Aurelius und Mallahall eine Hand und legte diese ineinander. "Schau, eine Brücke!", rief sie Asmodi zu. "Geh über die Brücke."
<b>Niedlich ... und dumm! Sie wird dich mir nicht entreißen!</b> Die Dämonenherrin war gegen eine Trennung von ihrer Machtquelle. Daher würde sie jeden Versuch, ihn in Aurelius' Körper zu bekommen, verhindern. Obwohl da immer noch dieser kleine Funke war, verschwommen und doch brennend. Ein Tränchen, das in einem Lichtfleck schimmerte. Es suchte nach der Brücke, suchte für Asmodi den Weg. Doch er existierte nicht. Berührung allein konnte ihm keinen Pfad in einen anderen Körper freilegen.

Im Hintergrund drangen Schreie und wilde Kampfgeräusche zur Lichtung herüber. Wie lange mochte Etelin die Dämonenjäger noch aufhalten können? Er hatte ja nur Venen Ranáum und Aglamar Agrúzan in ein Handgemenge drängen können. Dumpfe Schläge, die Asmodi und Aurelius nur allzu bekannt sein mussten, kündeten davon, dass dieser Kampf noch immer kein Ende gefunden hatte.
Aber was war mit ...
"Graille, dort vorn ist sie!" Esiahs Stimme klang finster und kampfwütig. Der dunkle Paladin stürmte heran. Ihm folgte dicht auf den Fersen der jüngste Dämonenjäger, welcher bereits ein Messer nach Mallahall warf. Glücklicherweise erwies es sich als schwierig, aus dem Laufen heraus zu Werfen, so dass das Gift mitsamt Messer einen Baumstamm traf.
"Wer ist da bei ihr? Noch mehr Dämonen?", rief Esiah, doch er erhielt von seinem Gefährten keine Antwort. Dieser stieß verärgert einen fast gotteslästerlichen Fluch aus, weil er Mallahall verfehlt hatte.

"Schnell, du musst zurück!", drängte Zanraia, bemerkte aber, dass ihre körperlich aufgebaute Bindung zu Aurelius für den Dämon nicht reichen würde. "Du musst aus Mallahall heraus", keuchte sie und suchte händeringend nach Hilfe. Ihr Blick fiel auf den heranstürmenden Paladin und vor allem auf dessen Zweihänder. "Oh, wenn ich jetzt nur ein Messer hätte, dann könnte ich Mallahall töten und dich rausholen." Ihre Sehnsucht nach beiden geliebten Seelen, vereint in einem Körper, der wieder vor Kraft strotzte, wuchs über das Freundschaftsgefühl zu Mallahall hinaus. Und so riss Zanraia den Kopf herum, blickte Esiah direkt in die Augen und rief: "Töte die Frau, mach schnell!"

Der dunkle Paladin starrte – und erstarrte. Doch dann kam er näher, dieses Mal nicht mehr rennend, aber mit stetigem Schritt. Er machte eine verscheuchende Handbewegung. "Weg da, Frau! In diesem Körper lauert ein Dämon!"
"Ja, er soll ja auch da raus und in diesen Körper!" Zanraia zeigte erklärend auf Aurelius, der für Esiah vermutlich nur noch als Überreste eines Menschen wahrgenommen wurde.
Inzwischen erklang erneut die kleine, aber gütig sanfte Stimme in Asmodis Geist. <b>Sie sollen dich exorzieren, einen anderen Weg sehe ich nicht.</b>

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Sonntag 24. August 2008, 02:42
von Asmodeus
Der Dämon kriegte sich nicht mehr auf die Beine… obwohl er dies am liebsten getan hätte – um zu fliehen. Vor Zanraia. Er hatte Angst Mallahall könnte ihr etwas antun… ja er hatte WIRKLICH Angst davor! Wer war zum Parasiten geworden? Wer zum quälenden Fluch? Wer zum Dämon? Die Grenzen zwischen Licht und Finsternis schienen nahezu aufgehoben, entstanden daraus war nichts als das reinste Chaos. Irrsinn vielleicht. Dies war es was Asmodi so sehr verehrt hatte, dieses unglaubliche Verdorbene welches entstand wenn etwas beinahe Reines verdarb. Das Problem war nur – er beherrschte es nicht. Verlor die Kontrolle… und Mallahall? Sie konnte mit ihrer Macht nicht umgehen und überschätzte sich. Wie jeder junge Dämon im frisch geweckten Blutdurst.

Dennoch, das Licht es war nicht vernichtet. In dem ganzen Chaos fand es auch noch ein kleines Plätzchen für sich. Wie ein einzelner Farbtupfer mitten in der gähnenden pechschwarzen Leere. Obwohl… konnte man Finsternis wirklich mit Leere gleichsetzen? Wohl kaum, war sie doch gefüllt mit Hass, Wut, Rachelust, Mordhunger und noch weiteren mächtigen Gefühlen.

Der Anblick von Zanraia und dem Geiss sowie dem Neugeborenen brachte noch mehr unglückliche Verwirrungen und Fragen sowie Ängste in den gewaltigen Gefühls und Gedankens sowie Wesenskomplex von Asmodi und Mallahall hinein. Sei beide fühlten sie doch mehrere Dinge gleichzeitig. Unendliche Freude und Erleichterung die Liebsten wohlauf zu finden… obwohl dies zumindest im Falle von Aurelius wohl einer masslosen Übertreibung unterlegen war. Gleichzeitig aber keimten düstere Mordgedanken auf. Dieses Balg und der ohne Hilfe nicht überlebensfähige Schwächling sollten von der Erde getilgt werden wie die Ratten welche in ihren eigens geschaffenen Löchern ertranken wenn es regnete. Doch nicht alle von dem femininen Wesen stammenden Gefühle und Emotionalen Reaktionen waren schlecht, eine unglaubliche Güte und Sanftheit… sowie eine grosse heilertypische Sorge schwang ebenfalls noch mit. Alles in allem eine grässliche Symphonie sich widersprechenden Tönen und Klängen. Es ergab keine Harmonie… Konnte es gar nicht bei der Komposition.

Selbst ein Dämon lebte mit seiner puren Finsternis in Harmonie… bei Asmodi hatte es erste Störungen gegeben als er das Lieben gelernt hatte aber dennoch war sein gesamtes Sein nie so aus den Fugen geraten wie jetzt.
„Zanraia!“ Krächzte das Biest… und doch hörte er sich so fremd an. Noch immer troff ihm blutiger Schaum aus dem Mund. Wirt und Dämon erging es schlecht und seine erhoffte zuflucht… sah nicht gerade reizend an. Er starrte auf den altersschwachen Körper. Rappelte sich auf und kroch näher. Schnupperte an Aurelius. Dieser wurde unruhig. Stöhnte ächzend auf. Er spürte vermutlich eine seltsame Präsenz, vielleicht gar Mallahalls Vernichtungslust. Asmodi legte seinen Kopf schief wie er dies oft tat wenn er irritiert war. Dann biss er dem Greis in den Arm. Aurelius zuckte zusammen und gab klagende Laute von sich. Er begann sich zu winden was wohl seine vermeintliche Versuche waren sich zu wehren. Ohne erfolg. Asmodi biss sich ein Stück hinaus und kaute darauf herum. Es WAR Aurelius Körper. Er schmeckte es. Der Greis schrie heisern vor Angst. Dies verwirrte den Dämon nru noch mehr. Erkannte er ihn etwa nicht? Erkannte Aurelius jenes Wesen nicht welches über Jahrhunderte seine Seele behaftet hatte? Beinahe Unglaublich. Sein Blick schweifte zu Castus. „Castus.“ Hauchte er und grollte… doch es vermittelte keine Ruhe. Denn es war nichts in Ordnung im Moment.

Da berührte Zanraia seine Hand. Er schreckte kurz zurück doch die junge Frau war entschlossen und ergriff sie. Brachte sie in Verbindung mit Aurelius dürrem Geflecht aus Knochen und Haut. Der Dämon blickte seine Liebste an. „Oh Zanraia.“ Knurrte er verzweifelt und schüttelte den Kopf. Es konnte nicht funktionieren was ihr kindlicher Geist versuchte… ihr diese Tatsache bewusst zu machen fiel ihm aber schwer… ausgerechnet ihm – dem Dämon – der sich doch sonst an jeder kleinsten Ungerechtigkeit nicht satt sehen konnte.

<i> "Graille, dort vorn ist sie!"</i> Die kampflustige Stimme erregte Asmodis Aufmerksamkeit. Er schleuderte Aurelius Arm weg. Dieser keuchte auf. Er zitterte vor Angst. Der Alte verstand nicht einmal die Welt um sich und nun tat man ihm auch noch weh. Tränen liefen aus den Augenwinkeln es war ein Wunder dass dieser ausgetrocknete Körper überhaupt noch welche produzieren konnte. Der Greis schluchzte immer wieder und schluckte schwer. Sein Röcheln ging schneller. Die milchigen Augen versuchten verzweifelt irgend einen Punkt zu fixieren – vergeblich. „Erhghh“ Gurgelte er nervös. Er schwitzte. Sein altes müdes Herz raste. Es war ein Wunder dass es noch Blut pumpte… und nicht staub.

Asmodi riss sich auf die Beine – oder besser gesagt auf das eine. Kauerte in seiner schiefen Lage und fauchte dem anstürmenden Paladin von Angst getrieben entgegen. Das Viech war in die Ecke gedrängt. Die Fluchtwege schmälerten sich. Die Hoffnung starb langsam. Ein Dolch sauste an seinem Ohr vorbei und bohrte sich in einen Baumstamm. Asmodi winselte. Er wusste nicht was er tun sollte, doch nun wo seine Familie in seinem Rücken sass konnte er sich nicht unterwerfen. Für animalische Wesenheiten gab es ein einfaches Gesetz. Flucht oder Angriff. Die Entscheidung die binnen Sekunden getroffen werden musste. Aber er konnte nicht Angreifen… es würde seine sofortige Vernichtung mit sich ziehen. Er winselte. War Überfordert. So fiel er in ein altes Verhaltensmuster zurück. Er begann sich selbst zu beissen.

<i> "Oh, wenn ich jetzt nur ein Messer hätte, dann könnte ich Mallahall töten und dich rausholen."</i> Er schüttelte den Kopf. „Nicht töten.“ Schnaufte er. Er musste seine Herrin behüften. Die Wächterin seiner Unschuld. Sie durfte nicht sterben. <i> "Töte die Frau, mach schnell!"</i> Der Dämon riss seinen Kopf hoch und starrte dem Paladin entgegen. Er winselte. Machte sich klein und legte sich wieder auf den Rücken, zog seine Arme und Beine an. Er legte seinen Kopf in den Nacken offenbarte damit seine Kehle. Er schluckte leer. Winselte immer wieder und blickte dem Paladin ängstlich entgegen. „Lieber Vernichtung als das Verlies!“ Krächzte das Viech. Es atmete schwer. War müde von der Jagd welche zu seinem ungunsten verlaufen war. „Soo viel Licht…“ Keuchte er. „So viel Licht in diesem Körper.“ Das Viech grinste. Es würde für den Paladin bestimmt verwirrend sein dass der Dämon von Licht sprach. Die Magie welche er gewirkt hatte… was war das gewesen? Sie mochten wohl die verschiedensten Dämonenkräfte kennen doch das was auf der Lichtung geschehen war… war dies nicht eigentlich unmöglich? Waren die Ritualmagier… nicht auch Forscher? Konnte im dieses Geheimnis… vielleicht sogar das Leben retten, seine Existenz wahren.

Aurelius indessen erging es schlecht. In seiner Panik verlor er gänzlich die Kontrolle über seinen Körper. Angst beherrschte ihn und hielt ihn in einem ungnädigen beklemmenden Griff gefangen. Er wimmerte und weinte.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Montag 25. August 2008, 10:42
von Erzähler
In Mallahall tobten momentan fast drei Welten, welche unnachgiebig aufeinander prallten. Zum einen war da Asmodi, dessen dämonische Präsenz voll gegenwärtig war und ungehindert durch die körperlichen Blutbahnen glitt wie ein sich ausbreitender Infekt. Anders konnte man es wohl auch nicht beschreiben. Asmodi war ein Virus, der ungebändigt vor sich hin wucherte und jede Ecke von Mallahalls Denken einzunehmen versuchte. Es war ihm gelungen, ein wenig zu stark sogar, denn jetzt fürchtete der Dämon das, was er geschaffen hatte: die zweite Welt. Mallahall, die Dämonenherrin.
Auch sie hatte zwar einen Teil auf Asmodi abgegeben, denn anders hätte man seine plötzliche fürsorgliche Art kaum erklären können, aber unter den derzeitigen Umständen waren solche undämonischen Gefühlsregungen eher hinderlich. Sie steigerten die Furcht in ihm, schürten Sorge, seine Herrin könnte Zanraia mutwillig angreifen und ihr wahrlich Schaden zufügen. Und genau dies hatte die Dämonenherrin auch vor. <b>Nein! Sie wird dich nicht bekommen! Eher vergifte ich sie mit meiner eigenen Galle. Ich spucke auf das kleine Miststück, hörst du? Ich spucke auf sie und dann schände ich sie und dann kratze ich ihr die kleinen, blauen Liebesaugen aus, verspeise ihr Herz und ergötze mich daran ihr das flammendrote Haar kurz zu scheren!</b> Sie war außer sich. Größenwahnsinnig, anders konnte man es nicht mehr bezeichnen. Wer war nun der Dämon?
<b>Fürchtest du dich, kleines Dämonenviech? Ja, erzittere vor meiner neu gewonnenen Macht! Macht, die du mir versprochen und die ich mir aus eigener Kraft angeeignet habe. Fehlt nur noch der Ruhm und den werde ich erlangen, wenn ich erst einmal solche Schwächlinge wie die drei hier vor uns niedergemetzelt habe. Hahaha! Bäh!!</b> Sie stieß ein würgendes Geräusch des Ekels hervor. <b>Diese dumme Hure gehört von Celcia getilgt. Sie taugt nur dazu, seine Lust zu befriedigen und dies wirst du ab sofort an mir vollziehen, Dämon! Lustsklave! Dies ist ein Befehl. Und was haben wir hier noch? Das kleine Blauhaar. Castus ... welch schlecht gewählter Name, aber bald wird sich ohnehin niemand an dieses Balg erinnern. Es ist ja nur ein Knochensack, weich und nutzlos für die Welt. Und schließlich ...</b>

Ein Stimmchen regte sich besorgt. Das war die dritte, die kleinste Welt, welche in einem Ozean vermutlich nur ein einzigen, kleinen Tropfen ausgemacht hätte. Es war unschuldige Hoffnung. Gütiger Kern allen Lebens, das einst in Mallahall gesteckt hatte. Es war ihre reine Seele, gepaart mit Asmodis Unschuld. Ein Unschuldsseelchen. <b>Sie darf unserer Familie nichts antun, Asmodi. Nicht Zanraia, nicht Castus ... nicht ... </b> "Aurelius." Das Unschuldsseelchen sprach aus dem Innersten und in dem Wort, in der Stimme lag so viel von diesem kleinen Ozeanstropfen, dass er Wellen schlug und den Gehörgang des Überalten erreichte. Hauchdünn schlug er gegen dessen Trommelfell, übertönte jedoch jegliche Kakophonie der Umgebung. Die Kampfgeräusche von Etelin und den beiden Dämonenjägern standen im Hintergrund. Castus, der wieder zu wimmern begonnen hatte, blieb ungehört. Das Gebarden der Dämonenherrin ... von Aurelius nicht aufgenommen. Nur dieses eine Wort, dieser eine Name, drang klar und deutlich zu ihm durch und dabei so liebevoll, sehnsüchtig und besorgt ängstlich ausgesprochen wie nur reinste Seelen es vermochten. Seelen wie die von Kindern, Feen oder ... einer gütigen Freundin, die Angst um jenen hatte, der gerade erst wieder ins Leben geboren worden war.

<i>"Zanraia!"</i> Dies war wieder Asmodis Stimme, aber sie besaß denselben Effekt auf die Nekromantin wie die Unschuldsseele auf Aurelius. Auch wenn es Mallahalls Stimmbänder waren, die jene Namen formten, ihre Erhörer wussten wohl, wer sie tatsächlich erzeugt hatte.
Zanraia schaute ihren dämonischen Liebsten voller Verzweiflung an. Was sollte sie tun? Sie war nur eine kleine Chaotin, eine einfache Frau, eine Mutter. Und sie hatte Angst. "Ich ... will nach Hause und Kuchen essen", klagte sie, weil sie einfach nicht mehr weiter wusste. Sie nahm Castus auf den Arm und drückte das Kind an sich, als könnte es ihr die schwere Last abnehmen, die auf ihren schmalen Schultern lag. "Geh bitte einfach wieder in seinen Körper! Er braucht dich doch." Sie schaute Aurelius so unendlich traurig an, dass es einem das Herz brechen konnte. "Und ich doch auch."

Aber es half nichts. Aurelius und Asmodi konnten keine Verbindung zueinander aufbauen. Sie standen sich gegenüber, doch zwischen ihnen zog sich eine meterhohe Mauer aus Glas: nicht erklimmbar, unzerbrechlich und dennoch durchsichtig, damit beide ihre gegenseitige Hilflosigkeit erkennen konnten.
Asmodi musste ebenso verzweifelt sein. Er begann mit der typischen Selbstzerstörung. Allein die Tatsache, dass er nicht in seinen anderen Wirt zurückkonnte, überforderte ihn. Doch als wenn dies nicht schon tragisch genug wäre, tauchten endlich auch noch der dunkle Paladin und der kleine Giftmörder auf, denen er bereits auf der anderen Lichtung begegnet war.

Wie ein Hund warf sich Asmodi auf den Rücken, winselte und präsentierte seine Kehle. Unterwürfig und ängstlich lag er darnieder. <b>Du bist vollkommen nutzlos! Was für ein Dämon ... ein jämmerlicher Köter, der seinen Häschern in den Arsch kriechen würde, um zu überleben. Kein Wunder hat dich dein Schöpfer aus der eigenen Heimat verbannt!</b> Die Dämonenherrin bohrte tief in den Wunden, streute Salz hinein, dass es brannte. Und der fortlaufende Blutverlust schwächte den Körper.

Aurelius schluchzte. Was immer er von den gegenwärtigen Ereignissen mitbekam, es machte ihn unruhig. Zanraia strich über seine Wange, löste die unnütze Verbindung zwischen seiner und Mallahalls Hand und legte die des Medicus wieder auf Castus' Köpfchen. Sie wollte beide beruhigen – und auch sich selbst. Bei ihr blieb es erfolglos. So sah sie nur den Weg, Mallahall zu töten. Um ihre geliebte Familie zu retten. Chaotische Logik oder auch ... Liebe.

<i>"Nicht töten."</i> "Doch, ich will dich nicht vernichtet sehen", klagte seine Liebste. <i>"Lieber Vernichtung als das Verlies!"</i> Ja, genau davor hatte er Angst. Doch er stieß mit seinem Flehen auf taube Ohren, außer jene von Zanraia. Doch diese führte nicht das nach Blut lechzende Schwert des Paladins.
Eben jener hatte die Spitze des Zweihänders erneut an die Kehle der blauhaarigen Frau gelegt. Ein gnädiger Stoß und es wäre vorbei. Asmodi würde aus dem Wirtskörper treten und könnte dann von seinen Kameraden endgültig ausgemerzt werden. Doch der Dämon sprach von Licht. Esiah senkte die Klinge, zog sie vom Hals der Besessenen fort. "Licht ...", wiederholte er brummend, seine Art Überraschung zu zeigen. "Wie kannst du im Licht existieren, Wesen von Schatten, Hass und Finsternis." Er war bereit, er würde sich auf ein Gespräch einlassen. Esiah war selbst ein solches Wesen, zwar kein Dämon, aber als gefallener Paladin hatte er in der dunklen Welt eine neue Heimat gefunden.

Graille Baun jedoch kümmerte die wenig. "Was ist los, Esiah!? Mach es fertig und dann ..." Der jüngste Dämonenjäger schnaubte, als er die Antwort hörte.
"Nein", sagte Esiah Arcain ruhig. "Wir können ihn ohne Venen sowieso nicht vernichten. Warten wir ... und fragen."
Grailles Augen nahmen ein böses Funkeln an. "Oh, Esiah, pass auf. Du wagst zu viel. Riskiere es nicht, zum Verräter der eigenen Reihen zu werden." Aber Esiah reagierte nicht auf seinen Kumpanen. Er beugte sich nur vor und packte Mallahall am Kragen, zog den geschwächten Körper bis zu seinem Gesicht hinauf. Sein Atem war warm, als er sprach. "Wie hast du das Licht überstanden, Dämon? Sag es mir!" Die letzten Worte drangen knurrend und zornig aus ihm heraus. Er schüttelte Mallahalls Körper und stierte ihn finster an. Er suchte nach dem Licht, von dem Asmodi gesprochen hatte. Dann ließ er das Wesen fallen. "Du lügst", sprach er mit bitterer und belegter Stimme. "Ich sehe kein Licht. DU LÜGST!"
<b>Zeige ihm, dass es anders ist</b>, wisperte das Unschuldsseelchen. <b>Benutze mich.</b> Und das kleine Tränenschimmern schmiegte sich an den Dämon an, strömte in Mallahalls Finger und wärmte diese.

Esiah hob erneut den Zweihänder, um wenigstens der Besessenen ein Ende zu bereiten.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Montag 25. August 2008, 23:49
von Asmodeus
Asmodi lag auf dem Rücken, hielt noch immer seine Kehle der Schlachtung entgegen doch ruhig war er bei weitem nicht. Denn die Stimme welche in seinem Geist rumorte gewährte ihm keine Pause, liess ihn hecheln und sabbern, panisch Blicken und zittern wie ein verdammter verängstigter Hund. Dafür hasste er sich selbst wohl am meisten. Diese Schwäche, diese unendliche grässliche Schwäche die er hier zeigte! Fürchterlich!

In seinem Innern schrie Mallahall fortwährend die übelsten Verfluchungen und Dorhungen in die Welt. Der Dämon hätte sich wohl an den verdorbenen Wörtern der ehemaligen Lichtmaga ergötzt, doch die Tatsache dass sie gegen die Liebe seines Lebens – seiner Existenz gerichtet waren hinderten ihn dabei und lehrte ihn das Fürchten. Tatsächlich hatte er Angst vor seiner Herrin die nicht wirklich die seine war. Er sehnte sich nach dieser leisen unscheinbaren Stimme tief im innern dieses verwirrten Heilerinnengeistes. <b>Schweig still!</b> Krächzte er bitterlich. Er hatte ihre Hasstiraden satt. So unendlich satt! Er versuchte immer wieder die Finsternis zurück zu resorbieren, doch wohin? Er musste sie mit ihr Teilen. <i> Fürchtest du dich, kleines Dämonenviech? Ja, erzittere vor meiner neu gewonnenen Macht! Macht, die du mir versprochen und die ich mir aus eigener Kraft angeeignet habe.</i> Der Dämon knurrte. Mallahall übertrieb es mit ihren Provokationen! Tatsächlich war ihr niederer Verstand offensichtlich nicht seiner bösartigen Macht gewachsen und drohte in blankem Irrsinn unterzugehen. Dies war ein Aspekt der bei Asmodi nicht der Fall war. Er mochte Grössenwahnsinnig sein, sich ab und an überschätzen aber er war nicht Wahnsinnig im eigentlichen Sinne dass er seine Handlungen nicht mehr steuern konnte. Ganz im Gegensatz zu Mallahall deren Vernunft bereits komplett das zeitliche gesegnet zu haben schien.

<b>Du würdest sterben wenn ich es wollte! Ich bräuchte dir nur die Kontrolle zu überlassen und schon wäre ich frei! Also schweig still und steh meinen Plänen nicht im Weg!</b> Asmodi hatte vermutlich recht. Mallahalls Körper war trotz der aktivierten Lichtmagie welche ihren Körper durchdrungen hatte noch immer mehr als nur belastet. Sie würde nicht weit kommen ohne die stärke und widerstandskraft des Dämons. Dass er sie niemals töten würde verschwieg er – obwohl es vor ihr kaum ein verschweigen gab wenn sie nach dem Motiv seiner Worte suchen würde… seine Gedanken durchstöbern, würde sie auf folgende Antwort stossen: Er würde sie nicht vernichten weil er um seine Unschuld fürchtete. Ein eigennütziger Grund also welcher ihn dazu trieb sie zu verschonen.

<i> Diese dumme Hure gehört von Celcia getilgt. Sie taugt nur dazu, deine Lust zu befriedigen und dies wirst du ab sofort an mir vollziehen, Dämon! Lustsklave! Dies ist ein Befehl.</i> Der Dämon riss seine stetig blau qualmenden Augen auf und somit auch Mallahalls. „Rhrhrhrhhhh.“ Grollte er irritiert. Er musste dem Befehl gehorchen… er musste doch! <b>Ja Herrin.</b> Fügte er sich… und offenbar schien das Viech mit diesem Schicksal gar nicht so unglücklich zu sein. Liebe und Lust… waren für den Dämon nicht das gleiche. Doch der Dämon hatte im Augenblick gar keine Gelegenheit sich um seine Triebhaftigkeit zu kümmern, schliesslich schritt entschlossen der Paladin an ihn heran.

<i>Und was haben wir hier noch? Das kleine Blauhaar. Castus ... welch schlecht gewählter Name, aber bald wird sich ohnehin niemand an dieses Balg erinnern. Es ist ja nur ein Knochensack, weich und nutzlos für die Welt. Und schließlich ...</i> Der Dämon brüllte auf und strafte seine Herrin mit einem kräftigen Biss in den Unterarm für ihre Blasphemie. <b>Niemand beleidigt meinen Sohn! Selbst du nicht Herrin!</b> Knurrte er… und seine Stimme liess definitiv keinen Zweifel offen dass er es todernst meinte.

Der Dämon hörte die bitteren und doch so unendlich süssen Klagen seiner Geliebten und wusste genau dass er ihr doch nicht sofort helfen konnte. Er winselte betrübt.

<i> Du bist vollkommen nutzlos! Was für ein Dämon ... ein jämmerlicher Köter, der seinen Häschern in den Arsch kriechen würde, um zu überleben. Kein Wunder hat dich dein Schöpfer aus der eigenen Heimat verbannt!</i> Mallahall bohrte tief in seinen Wunden wahrlich, ihre Worte schmerzten ihn. Asmodi wurde bewusst wie verletzlich er eigentlich war wenn sein eigener Wirt die von ihm gespendete Macht gegen ihn verwendete.

Aurelius lag hilflos da. Wusste nicht was er tun sollte, musste oder überhaupt konnte. Sein Arm schmerzte dort wo Asmodi ihn gebissen hatte. Er weinte leise und bibberte vor sich hin, man konnte wahrlich die Knochen klappern hören. Er sabberte und schluchzte. Wirkte so hilflos. So gebrechlich. So unendlich Schutzlos und verloren… wahrlich von Leben und Tod betrogen… von seinem eigenen Schicksal gar im Stich gelassen. Viel Glück war dem Medicus nicht wirklich gegönnt gewesen.

Asmodi röchelte als er die Spitze der Klinge an der Kehle spürte. Er blickte dem Paladin entgegen. Furcht lag in seinen Augen und Sorge… eine für Dämonen sehr untypische Emotion. Wer würde sich um Zanraia kümmern? Castus? Aurelius? Seine Familie! Vatergefühle… eigentlich rührend… Mallahall hätte diese gefördert… wäre ER nicht in ihr. Da begann der Dämon zu faseln was ihm noch in den Sinn kam. Prompt erreichte er die gewünschte Reaktion… der Paladin zögerte. <i> "Licht ...",</i> „Jah…r..... Licht…Wuääk..“ Noch immer würgte er dieses Wort mehr als dass er es aussprach… aber er tat es.
<i> "Wie kannst du im Licht existieren, Wesen von Schatten, Hass und Finsternis."</i> Der Dämon schaute dem Mann entgegen. „Ich…“ Das Viech knurrte als er von dem anderen Dämonenjäger unterbrochen wurde.

<i> "Was ist los, Esiah!? Mach es fertig und dann ..."</i> „Hüte deine gespaltene Unrat erzählende Zunge wenn dein Vorgesetzter spricht Bastard!“ Fauchte der Dämon ihm entgegen. Offenbar bevorzugte das Viech den Paladin… räumte ihm gar einen gewissen Stand ein. Allein schon die Tatsache dass der Paladin ihn nicht als „es“ bezeichnete gab dem Viech Hoffnung. <i> "Oh, Esiah, pass auf. Du wagst zu viel. Riskiere es nicht, zum Verräter der eigenen Reihen zu werden."</i> Asmodi knurrte. „Arhghhh“ Krächzte er als er am Kragen gepackt und hochgerissen wurde. Er starrte dem Mann entgegen.

<i> "Wie hast du das Licht überstanden, Dämon? Sag es mir!"</i> „Ich.. arghh… „ Er keuchte als er geschüttelt wurde kriegte gar nicht wirklich die Möglichkeit sich zu äussern. Schwer fiel er zurück in den Dreck.

<i> "Ich sehe kein Licht. DU LÜGST!"</i> „NEIIN!“ Brüllte er panisch. Er vernahm Mallahalls Stimme. <b>Ich soll Lichtmagie wirken?!</b> Ein Ding der Unmöglichkeit! Er konzentrierte sich. Spürte die Wärme in seinen Fingern. Er blickte zu Zanraia. Licht verband er mit ihr. Licht war sein Ausdruck von Liebe… das war der einzige Kanal der selbst in seine dämonische Wesenheit Zugang hatte. „ZANRAIAAA!!!“ Brüllte er und entfesselte seine Magie.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Mittwoch 27. August 2008, 19:10
von Erzähler
Wenn man es nicht besser wusste, konnte man meinen, Mallahall sei dem Wahn verfallen. Zumindest dann, wenn man ihre hasserfüllten Schimpfattacken gegen ihren Dämon hörte. Jener, von dem sie meinte, er sei ihr untergeben und solle ihr Folge leisten. Doch nichts dergleichen tat Asmodi, lag nur wie ein erbärmlicher Hund auf dem Rücken und wimmerte.
Oh, es erzürnte die Dämonenherrin. In all ihrer Wut, in all ihrem Hass, den sie dank finsterster Mächte aufgebaut und entwickelt hatte, achtete sie auf eines nicht mehr: auf ihren eigenen Körper. Hatte sie dieses Merkmal auch von Asmodi "geerbt"? Jener war damals im Körper von Aurelius auch nicht zimperlich mit ihm umgegangen, im Gegenteil. Er hatte gebissen, gekratzt und den Medicus allen möglichen schmerzlichen und kräftezehrenden Aktion ausgesetzt, ohne auf irgendwelche Folgen zu achten. Häufig war Asmodi an den Rand der Selbstzerstörung gegangen, nur um seinen Willen durchzusetzen. Eine solche Grenze betrat nun die Dämonenherrin. Ihr Körper wurde im Grunde nur noch von Asmodis Kraft aufrecht erhalten. Überließe er ihr die Kontrolle, konnte niemand, nicht einmal ein Medicus, noch sagen, ob sie es schaffen würde.

<i><b>Du würdest sterben wenn ich es wollte! Ich bräuchte dir nur die Kontrolle zu überlassen und schon wäre ich frei! Also schweig still und steh meinen Plänen nicht im Weg!</b></i> Selbst Asmodi bemerkte es. Er kannte die Stadien, in die ein von dämonischer Präsenz besetzter Körper geraten konnte. Seine Herrin lief auf einem schmalen Grat zwischen Leben und Tod – und ohne Asmodi gäbe es diesen Grat schon längst nicht mehr.
<b>Halt dich zurück, Viech!</b>, schleuderte sie ihm entgegen. <b>Ohne mich bist du nichts. Wer würde dich denn noch in seinem Körper aufnehmen? Eine solch erbärmliche Kreatur. Nicht einmal das alte Gerippe da!</b> Damit war Aurelius gemeint, der bis auf Sabbern, Atmen und Wehklagen von sich geben nicht mehr viel machen konnte. Er existierte einfach vor sich hin. Legilich Zanraia gab ihn nicht auf. Sie hielt das Söhnchen im Arm, schaute abwechselnd zu ihren beiden Liebsten und dem finster dreinblickenden Paladin, der das Schwert noch immer auf Mallahall richtete. Töte sie, dachte die Nekromantin. Ich will beide zurück, also mach schon!
Kein Hass gegen die Lichtmagierin sprach da aus ihr, keine Rachegelüste, sondern einfach nur die bittere Sehnsucht nach jenen Wesen, denen sie ihr Herz geschenkt hatte. Solch immense Liebe konnte zum Verhängnis werden und wenn Esiah Arcain auf sie hörte, würde Mallahall sterben.

Zunächst einmal musste die Dämonenherrin jedoch ertragen, dass ihr Gefolge nicht so leicht zu bändigen war. Gegen Beleidigungen an seinen Sohn lehnte er sich jedenfalls immens auf und biss wütend in den Unterarm. Der Herrin entlockte es ein Schmunzeln, durchzogen allerdings von einem Keuchen. Sie spürte den Schmerz kaum, war doch Asmodi jener, der den Körper kontrollierte.
<b>Gehorche mir weiterhin und ich lasse das Balg vielleicht am Leben. Ich könnte es als meines ausgeben und ihm eine Erziehung zukommen lassen, die ihn zu einem mächtigen Diener meinerseits machen könnte.</b> Pures Verderben quoll aus diesen Worten und es war nicht mehr klar, inwieweit man der Dämonenherrin noch trauen konnte.

Asmodi winselte und die Herrin genoss es. Sie kostete ihren kleinen Triumph aus, kümmerte sich nicht um die reale Welt, in der Aurelius nah bei ihr lag und vermutlich alles in Bewegung gesetzt hätte, um Mallahall dieses Schicksal zu ersparen. Alles, um seine kleine Familie zusammen zu halten. Doch er war alt ... greisig ... ein Zombie.

Schließlich hing Asmodi an der Hand des Paladins. Auf ihn redete sein Kumpane Graille Baun ein, doch Esiah ignorierte den jüngsten der Dämonenjäger. Er starrte Asmodi an und erwartete eine Antwort. Wie konnte es sein, dass ein Dämon Licht vertrug. Wie konnte es sein, dass er noch nicht dadurch vernichtet war?
<b>So mächtig ist keines der Haraxwesen! Und doch ... lebt er ... im Körper dieser Frau.</b> Asmodi anwortete ihm nicht, er kämpfte mit seinen letzten Reserven darum, nicht einfach zusammenzubrechen.
"Geh und such Jamilla", sagte der Paladin ruhig zu seinem Gefährten.
"Ich soll was?!"
"Hol sie. Ich brauche sie jetzt."
Mit mürrischem Blick, vermutlich weil er den Laufburschen spielen musste, machte sich Graille auf den Weg. Er deutete an, schnell zu sein, denn er wollte Esiah nicht allzu lang mit dieser Bestie allein lassen. Doch der Paladin war froh darum, dass Asmodi nun nur für ihn bestimmt war. Tatsächlich brauchte er Jamilla ebenso wenig wie Graille in diesem Augenblick. Asmodi lebte im Licht ... Esiah entwickelte eigene Pläne.

Doch dann kamen Zweifel. Esiah glaubte, hinters Licht geführt worden zu sein. Welch blanke Ironie hinter dieser Metapher doch steckte. Hatte der Dämon ihn reingelegt?
<i>"NEIIN!"</i> Und dann brüllte Asmodi Zanraias Namen heraus, Sinnbild für sein ganz persönliches Licht. Die junge Mutter schrie, hatte sich erschreckt, drückte Castus an ihre Brust und sich selbst an Aurelius. "Tu doch was!", rief sie dem Greis entgegen. Was sollte dieser schon tun?

Es tat sich nichts – außer im Wirtskörper Asmodis. <b>Ja!</b>, hauchte das sanfte Lichtlein aus Unschuld und Hoffnung, schmiegte sich enger an die haraxische Seele und tanzte dann die Wege zu den Fingern entlang.
<b>WAS TUST DU DA?</b>, geiferte die Herrin erzürnt, war sie doch unaufmerksam gewesen. <b>Nein ... mein Licht wirst du mir nicht nehmen ... du kannst das nicht. Es ist nicht deines, du wirst vernichtet! Nein, du elendiges Drecksbiest! Ich schleif dich persönlich nach Zyranus in den Turm!</b> Dass er es wagen konnte, ihre heilige Kraft so zu missbrauchen! Kein Dämon konnte Licht ertragen und Asmodi versuchte gar, Magie dieser Richtung zu wirken. Er würde umkommen, doch das störte die Herrin reichlich wenig. Vielmehr war sie vollkommen wütend darüber, DASS er Zugriff zu ihren Kräften hatte. Längst hatte sie nämlich bemerkt, dass sie ihre lichthellen Mächte nicht mehr hatte nutzen können. Und jetzt?

Gleißende Flammen loderten von den Händen des Frauenkörpers auf. Dämonenfeuer, doch besaß es nicht das bekannte Tiefblau, sondern schimmerte und leuchtete golden als hätte es sich mit Lysanthors Sonnenstrahlen umhüllt.
Esiah wich davor zurück. Was war das nur für ein schreckliches Feuer? "Aaaaaargh!", keuchte er auf und wandte sich ab. "Stell es ab, Dämon!", rief er und sank auf ein Knie herab. Wie seltsam. Dieser Dämonenjäger schien Licht ebensowenig zu ertragen wie ein Haraxwesen. Doch nein, dies war falsch.
<b>Heile</b>, hauchte das Stimmchen Asmodi zu. <b>Lichtes Seelenfeuer.</b> Dann verstummte es, als die Herrin Unschuld und Hoffnung von hinten packte und würgte wie ein Meuchelmörder sein Opfer.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Freitag 29. August 2008, 18:33
von Asmodeus
Die Gedanken in seinem Kopf rasten und überschlugen sich. Nicht nur seine eigenen sondern auch Mallahalls und jene der Unschuld die scheu in ihm aufkeimte. Er keuchte. Atmete schnell. Der Wirtskörper zitterte wie Espenlaub drohte völlig zu entgleisen. Der Kollaps war nahe… doch würde Asmodi das Bewusstsein verlieren wäre der Körper tot. Dies wusste das Biest und vermutlich musste dies auch Mallahall irgendwo tief in ihrem Inneren einräumen.

<b><i> Halt dich zurück, Viech! Ohne mich bist du nichts. Wer würde dich denn noch in seinem Körper aufnehmen? Eine solch erbärmliche Kreatur. Nicht einmal das alte Gerippe da!</i></b> Der Dämon lachte dunkel auf. <b>Ich hätte deinen Körper vergewaltigen und dir die Brüste abschneiden sollen um dir zu zeigen dass meine Dienerschaft nicht zu entwerten ist!</b> Fauchte er wütend. <b>Hüte deine spitze Zunge oder ich hole mein Versäumnis nach!</b> In diesem Punkt war Asmodi wohl im Vorteil. Er hatte keinen Körper den sie quälen konnte. <b>Es ist närrisch von dir mich zu bekämpfen!</b> Knurrte er weiter. Der Dämon schien im Moment derjenige zu sein der praktischer, strategischer Denken konnte. Kein wunder… er war vielleicht böse aber nicht dem Wahn verfallen wie Mallahall. <b>Du bist schwach! Noch nie wurde ein Geist so schnell zerfressen wie deiner! Selbst Aurelius hat länger durchgehalten als du!</b>

<i> Gehorche mir weiterhin und ich lasse das Balg vielleicht am Leben. Ich könnte es als meines ausgeben und ihm eine Erziehung zukommen lassen, die ihn zu einem mächtigen Diener meinerseits machen könnte.</i> <b>Du lügst doch wenn du den Mund aufmachst du durchtriebenes Miststück!“</b> Knurrte er. Wahrlich Dämon und Herrin pflegten nicht gerade einen gehobenen Umgangston miteinander. Aber anderes wäre ja wohl auch nicht zu erwarten gewesen. Asmodi musste Mallahall ignorieren um sich weiter auf den Paladin konzentrieren zu können, doch dies war nicht einfach für das Viech. Schliesslich war er es sich überhaupt nicht gewohnt Beleidigungen einfach still über sich ergehen zu lassen ohne heftig aufzubegehren.

Dennoch gelang es ihm seinen Blick wieder auf den Jäger zu richten und zu winseln. Sein Blick mochte wohl die innere Unruhe und Anspannung verraten und auch der Zorn des Viechs und seiner Herrin war deutlich spürbar. Ein Krieg tobte in diesem Körper. Matt röchelte das Viech als es auf den Boden zurückgedrückt wurde. Er ächzte. Was Zanraia besorgte. Sie flehte ihren Liebsten beinahe an etwas zu tun. Doch Aurelius konnte nichts mehr. War er überhaupt noch etwas ausser ein lebender toter?

Ohnehin hatte der Medicus seine eigene Probleme. Sein angebissener Arm blutete unentwegt und er vermochte es nicht seine dürren Finger um die Wunde zu schliessen. Seine Schulterblätter ribbschten über den harten Waldboden was bestimmt nicht gerade angenehm war für den Greis wenn er sich bewegte. Ohnehin lag er schon zu lange da auf dem harten Boden. Seine Glieder schmerzten bereits viel mehr als zuvor. Ja… Aurelius spürte ihn. Den Schmerz den keine Erlösung bringen würde… denn sterben konnte er nicht. Hilflos und zitternd starrten seine trüben Augen zu dem mächtigen schwarzen Punkt der den Paladin darstellte. Mehr tat er nicht. Konnte er nicht.

Asmodi spürte plötzlich eine gleissende, quälende Hitze in seinen Fingern und dennoch wusste er dass er diese vorantreiben musste obwohl sie seine Finsternis wegdrängte. Er keuchte. Liess aber die gewaltige Macht die sich in ihm ausbreitete ungehindert zirkulieren. Sehr zum Ärgernis von Mallahall. [vb]<i> WAS TUST DU DA. Nein ... mein Licht wirst du mir nicht nehmen ... du kannst das nicht. Es ist nicht deines, du wirst vernichtet! Nein, du elendiges Drecksbiest! Ich schleif dich persönlich nach Zyranus in den Turm!</i></b>

„DAZU HAST DU NIEMALS DIE MACHT!“ Krächzte das Viech bezüglich dem Turm… doch dann schrie Asmodi nur noch. Krächzte erneut. Brüllte als seine blauen Augen sich golden verfärbten und ihn zwangen… Licht statt Schatten zu sehen. Die ganze Welt badete sich darin. Licht! Dieses abscheuliche Licht! Angst machte sich in ihm breit… kein Schatten mehr in der Nähe. Kein Ort an dem er sich verstecken konnte weil ER es war der in Licht aufging. „NEIiiinnnnnnnn.“ Krächzte er gequält und starrte dem Paladin entgegen. Das lichte Seelenfeuer beinhaltete so unendlich viel. Beinhaltete die Information für jener den es sah.. .warum sich sein Leben lohnte. Welche Freuden es schon erfahren hatte, welches Glück. Doch der Dämon erkannte nur.. .dass er nichts davon hatte… nur in letzter Zeit… seit er Zanraia kannte… doch dies war wenig im Vergleich zu den restlichen 149 Jahren der absoluten Finsternis…

„NEHMT ES VON MIR!!!!!!“ Flehte das Biest. Er spürte wie sein Blut kochte. Die Venen dampften. Er verbrannte sich die Hände… die Augenhöhlen. Es tat so unendlich weh dieses Licht. Mallahall hatte recht… er konnte es nicht wirken. Dies war so nicht vorherbestimmt. Vermutlich war es sogar Lysanthor selbst der es verbot dass ein Haraxwesen jemals sein Licht benutzen würde… und dennoch geschah es genau in diesem Moment!

Asmodi stürzte sich auf den Paladin. Berührte ihn mit seinem Seelenfeuer… und brach in dessen Arme zusammen als das Feuer langsam verebbte. Er rührte sich nicht mehr. Atmete nur noch schwer. Seine Haut dampfte. Es roch nach verbranntem Fleisch.


Doch... war es ihm tatsächlich gelungen? Das Unmögliche? Hatte er geheilt?

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Samstag 30. August 2008, 22:38
von Erzähler
<b>Jaaaa, du gutes Wesen!</b> Das Stimmchen von Hoffnung und Unschuld wuchs, wurde kräftiger und zwar mit jeder weiteren Flamme des lichten Seelenfeuers, die aus Asmodis Händen herausbrach und diese umfing. <b>JAAAA!</b>
Aus dem kleinen Funken entfachte sich ein brennendes Licht, das Körper und Seelen durchdrang. Es wanderte, suchte und fand. Doch es hielt sich auch zurück. Der Retter, Asmodi, sollte nicht gestraft werden für seine Taten. So sammelte sich das läuternde Seelenfeuer an einem einzigen Punkt, an jenem, der vom Dämonenblut am stärksten belagert wurde: Mallahalls Herz.

<b>Argh, was machst du, du widerliches ...?!</b> Weiter drangen die Gedanken nicht zum Dämon durch. Das bösartige Sein der Dämonenherrin verstummte. Kraftlos brach es in sich zusammen, als hätte Asmodi der Herrin die Kontrolle über den fast zu Tode belasteten Körper gelassen. Stille kehrte in seinen Körper ein, doch noch bemerkte der Dämon dies nicht. Er war panisch, denn das Licht breitete sich schier überall aus. Er merkte auch garnicht, dass Hoffnung und Unschuld ihm einen kleinen Fleck Finsternis ließen, an den er sich zurückziehen konnte. Wenn man in Panik war, fielen solche lebensnotwendigen Kleinigkeiten selten auf.

Asmodi riss die Arme hoch. Das Seelenfeuer flammte noch bedrohlicher, doch zugleich reinigend, auf. Der Dämon war von Angst getrieben, brüllte sie hinaus und wirbelte mehrfach von Panik ergriffen herum. Der Körper hob sich und brach wieder zusammen, gleißender Schmerz pochte von der verletzten Ferse in die Blutbahnen, welche ebenso von Licht durchströmt wurden. Schwärze presste sich aus den Poren. Schwarzes Dämonenblut färbte Mallahalls blasse Haut. Blonde, nein, goldene Strähnen – so golden wie ihre Augen derzeit – durchzogen das dämonenblaue Haar. Asmodi sah die Welt im Licht. Sie war schön, farbenfroh, besaß auch Schatten, doch keiner war mit jener Finsternis vergleichbar, die Dämonen üblicherweise wahrnahmen. Es war schön – aber nicht für Asmodi. Für ihn bedeutete es nur eines: Licht. Zu viel Licht. Welches Haraxwesen hatte jemals so in Lysanthors weltliches Antlitz geblickt?

<i>"NEHMT ES VON MIR!!!!!"</i> Einbildung konnte eine Menge bewirken und auch wenn Mallahalls Körper kein dämonischer war, so nahm Asmodi jeden Lichtstrahl schmerzlich wahr. Tatsächlich aber war es sein Blut, seine eigene dämonische Essenz, welche da brannte und ihm diese Qualen bescherte. Menschliche Haut reagierte auf zu viel Dämonenblut und wenn die finstere Brühe plötzlich aus allen Poren floss wie Sturzbäche, so brannte dies faldorhöllisch.
Vollkommen blind vor lauter Helligkeit, gefangen mitten im Licht, wohingegen sein gesamtes Erscheinungsbild – abgesehen von den Haaren – haraxisch schwarz war, taumelte der Körper vor und stürzte gegen Esiah Arcain. Der Paladin fing Mallahall instinktiv auf, gesehen hatte er sie nicht wirklich. Seine Augen schmerzten, weil er direkt ins Seelenfeuer geblickt hatte. Und nun berührten jene reinigenden Flammen seinen Körper. Seinen Geist. Ihn.

"AAAaaaaarrrgh!" Schreiend und keuchend krümmte sich der Paladin nach vorn und sank über Mallahall zusammen, welche mit dampfender Haut unter ihm lag. Sie hatte Verbrennungen am ganzen Körper, doch sah man es kaum, weil die Haut vom Blut so schwarz war.

Zanraia hatte alles mit angesehen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die beiden übereinander zusammengesunkenen Körper. Sie sah die Dampfschwaden, welche sich als halbdurchsichtige Rauchsäulen gen Himmel erhoben. Sie sah das goldblaue Haar Mallahalls und ihre stark zersetzte Haut, welche sich bereits an manchen Stellen schälte. Sie blickte auf den Paladin, welcher sein Schwert hatte fallengelassen und sich leicht bewegte. Er lebte noch. Auch Mallahall lebte, auch wenn sie ein wenig an Aurelius erinnerte. Sie sah mehr tot als lebendig aus. Wie sollte sie diese Qualen auch überleben?
Zanraia glaubte, zwischen den Bäumen einen Schatten im bunten Narrengewand zu sehen. Der Gevatter war nicht weit. Unsicher drückte sie ihren kleinen Castus an die Brust. Der Junge bekam zum Glück nichts mit. Er bewegte die Lippen, formte sie rund, weil er reflexartig an der Mutterbrust saugen wollte, aber Zanraia hatte jetzt bei aller Liebe keine Zeit und keine Nerven, ihr Kind zu stillen.
Eine Hand glitt zu Aurelius. Sie berührte seine Wange und streichelte ihn. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. "Mallahall", wisperte die Mutter. "Heil dich doch!"

Aber Mallahall machte gar nichts. Ihr Geist war noch anwesend, Asmodi konnte es wil spüren. Aber sie befand sich derzeit nicht in der Lage, irgendetwas zu tun. Selbst die Stimme der Unschuld war erloschen, von ihr in die Ohnmacht gezerrt. Aber dies könnte man auch als gutes Zeichen deuten. Besagte es nicht, dass Unschuld und Hoffnung noch immer ein Teil dieser vom Wahn getriebenen Frau waren?

Esiah rührte sich. Er rollte sich von Mallahall herunter, stützte sich dann auf seine zittrigen Arme und starrte den Körper der Besessenen an. "Dämon...", hauchte er mit brechender Stimme.
Dann rief jemand seinen Namen. "ARCAIN! Ihr habt das Vieh erledigt?"
Esiah und auch Zanraia schauten auf. Aus den Büschen traten mehrere Gestalten. Allen voran marschierte Venen Ranáum. Er hatte eine Beule am Schädel und blutete aus diversen Kratzern, aber er ging aufrecht. Ganz im Gegensatz zu Etelin, der hinter ihm folgte. Gefesselt mit dem von Energie durchsetzten Seil des Magiers Aglamar, welcher das Schlusslicht des Trios bildete, schlurfte der Lich voran.

"Das ist Hochverrat, Etelin. Ich bin gespannt, was Zyranus dazu sagen wird."
"Wir sollten ihn nicht an die Magier ausliefern, Venen. Bringen wir ihn nach Grandessa. Immerhin hat er uns auf persönliche Weise verraten – Euch, der Ihr ihm so vieles beigebracht habt. Die Methoden von Exorzismus, Dämonenbannung und Eindämmung. Er hat im Grunde Euch verraten und nicht diese Magierstadt."
Venen nickte, dann hielt er vor dem dunklen Paladin an. "Nun? Ist das Dämonenviech vernichtet?"

Esiah starrte auf den Körper. Venen mochte es selbst sehen, wenn er sich nur Mallahalls Haare anschaute. So blau wie sie noch immer waren, auch wenn goldene Strähnen sie durchzogen, so offenbarte es doch, dass Asmodi noch existierte.
"Noch nicht", krächzte Esiah Arcain. "Aber er ist vorerst ... außer ... Gefecht." Der Paladin keuchte und sackte wieder zusammen. Venen stupste Mallahall mit der Stiefelspitze an. "Schaffen wir das Ding nach Zyranus."

Zanraia schob einen Teil des Stoffes, in den Castus gewickelt war, über dessen Köpfchen und verbarg so das blaue Haar. "Bitte, Ihr müsst mich mitnehmen", rief sie den Dämonenjägern entgegen. "Mein Liebster hier braucht Hilfe. Er ist zu alt, um sich zu bewegen. Bitte, nehmt uns mit."
Ranáum nickte. "Sobald Graille Baun und Jamilla mit den Pferden zurück sind, ziehen wir los. Aglamar, lasst uns gemeinsam eine Trage für den alten Mann und die Besessene bauen. Vielleicht ... braucht Arcain auch eine."

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Sonntag 31. August 2008, 14:42
von Asmodeus
Der Greis bekam nicht viel mit was um sich herum geschah aber dennoch spürte er instinktiv dass etwas am sterben war. Niemand konnte den Tod so gut wahrnehmen wie jemand der ihm kurz bevorstand und ihn doch betrog. Zombies konnten sie förmlich riechen die Anwesenheit des Erlösers der sie ihnen aber nie bringen würde. Unruhig keuchte er. Röchelte das Wasser von seinen Lungen ab – ohne erfolg. „ARhrhh.“ Krächzte er wieder ängstlich. Der Greis wurde zunehmend Unruhig was eine hohe Belastung für seinen gemarterten Kreislauf darstellte. Schwer nach Luft ringend bewegte er sich unruhig. Seine dürren Finger zitterten und griffen immer wieder ins Leere. Er spürte dass Freunde von ihm litten… und wie sie es taten. Er versuchte sich mühsam zu drehen was ihm schliesslich auch gelang, doch auch in der neuen Position war er gefangener seines Körpers der nicht zuliess dass er sich selbst aufrichtete. Seine trüben Augen starrten Mallahalls Körper entgegen die soeben in Licht aufgegangen war. Seine von Star zersetzten Augen wurden dadurch geblendet. Eigentlich sah es ganz niedlich aus wie der Greis seine Augen zusammenpresste und immer wieder doch versuchte hinüber zu lugen.

Bei Asmodi spielte sich gerade ein grässliches Schauspiel ab. Sein dunkles Blut nahm die Flucht nach draussen und drückte sich durch Mallahalls Poren. Seine Existenz schmolz förmlich dahin. Der Dämon röchelte. Spuckte schwallweise von seinem dunklen Blut und brach schliesslich ächzend zusammen als er von dem Paladin niedergedrückt wurde. Asmodi zuckte noch an einzelnen Gliedern. Röchelte mühsam. Stöhnte schmerzerfüllt. Noch nie hatte man den Dämon so schlecht zugerichtet gesehen. Er rührte sich kaum noch. Seine Hände verharrten zu Krallen geformt in der Luft. Sie rauchten und dampften, waren komplett verbrannt. Er blutete aus den Augenhöhlen. Es stank fürchterlich nach geschmorten Fleisch. Der Dämon verdrehte die Augen. Kämpfte förmlich darum bei Bewusstsein zu bleiben. Er konnte nicht aus seinem Wirtkörper hinaus. Nicht so. Nicht jetzt. Nicht mit der Konsequenz dass seine Unschuld starb! „Arghghghhhh.“ Würgte das Viech. Röchelte schwer gegen die Haut des Paladins. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Vermutlich hatte selbst das Haraxviech noch nie solchen Pein durchhalten müssen.

Zanraia streichelte über die fahle Wange ihres Geliebten. Dieser starrte noch immer gen Mallahall und Asmodi. „F:..r…..n..d..eh.hr.h.h.gh.“ Krächzte er schmerzlich und es schien so als blickte er zu Zanraia hin.

Asmodi keuchte auf als sich der schwere Paladin endlich von ihm wegbewegte. „Arghghhhhhhh.“ Keuchte er verzweifelt vor schmerz und stierte dem Paladin entgegen. Wirklich sehen tat dieses Viech im Moment wohl kaum war es doch geblendet von all dem Licht.

<i> "Dämon..."</i> Das Viech winselte leise. Hatte nicht mehr die Kraft um lauter zu sein. „ANrgnhgh.“ Unruhig wand Asmodi seinen Kopf hin und her. Asmodis restliche Sinne waren jedoch noch intakt. So hörte er das Ankommen der restlichen Dämonenjäger. Er begann zu zittern. Immer wieder blickte er zu dem Paladin und krächzte ihm entgegen als versuchte er ihm „Hilf mir!“ zu sagen.

Das Viech zuckte zusammen und stöhnte ächzend auf als der Stiefel des Anführers seine noch immer glühend heisse Haut berührte. „ARghhrhkghk…“ Er starrte dem Mann entgegen und sah ihn doch nicht wirklich. Er wand sich leicht, doch er war ähnlich immobil wie Aurelius geworden.

<i> „Schaffen wir das Ding nach Zyranus."</i> „NRnngnningnn.“ Gurgelte Asmodi ängstlich. Nicht Zyranus! Nicht der Turm! Doch es war ohnehin fraglich ob es das Viech schaffte den Körper bis dort hin am Leben zu erhalten, zumal es nicht sicher war ob die Jäger ihn irgendwie versorgen würden.

Re: Zurück ins Leben

Verfasst: Mittwoch 3. September 2008, 22:44
von Erzähler
Zanraia starrte auf die Szenerie, die sich ihr bot. Sie drückte zwar ihre Hand gegen die eingefallene, alte Wange des Medicus', aber sie schaute nicht in seine Richtung. So entging ihr, dass sich eine Gestalt näherte, welche in ihren Augen ein Narrengewand trug. Für Aurelius aber war es ein großer, schwarzer Fleck, in dem sich ein blanker weißer Fleck befand. Er konnte Tod nicht vollkommen sehen, würde ihn auch nur leise am Rand seiner Wahrnehmung hören, aber dennoch besser als alles andere. Aurelius war nicht tot, aber auch nicht wirklich lebendig. Er hing in einer Zwischenwelt fest, aus der nicht einmal der Gevatter ihn reißen konnte. Zombies waren Seelen, die ihn betrogen hatten. Ihr Preis für ewiges Leben – allerdings nicht Unverwundbarkeit, dies musste man hier anmerken – war die Trostlosigkeit des Seins. Sie wandelten ewig und ihre Seelen würden keine Ruhe finden.
Auch Aurelius erging es derzeit so. Er zeigte sich unruhig, regte sich und röchelte, spürte, dass seine Freunde in der Nähe – und in Gefahr – waren. Denn er spürte den kalten Hauch des Todes, als sich dieser über ihn beugte. <i>"Das lief nicht ganz so, wie es sich meine Schwester erhofft hatte"</i>, gestand der Zeitlose. <i>"Und ich kann nicht helfen. Meine gute Schwester fürchtet Mallahalls Tod. Sie ist mir nahe, sehr nahe."</i>

Der Medicus konnte nicht sehen, doch ... er sah. Vor seinem geistigen Auge, das 150 Jahre der celcianischen Welt gesehen hatte, baute sich ein Traumbild auf. Eine Vision? Eine Prophezeiung? Vielleicht. Jedenfalls war sie beängstigend. Aurelius blickte auf ein schwarzweiß kariertes Feld. Mallahall stand da, in einem Brautkleid. Ach nein, es war nur weiß und edel. Aber schwarzer Regen beschmutzte es. Schwarzes Blut. Mallahall fiel. Die weiße Dame fiel. Sie starb.
Tod erschien neben ihr, zusammen mit Leben. Letztere weinte. In Aurelius wuchs die Gewissheit, dass die Lichtmagierin keine zweite Chance auf ein neues Leben erhalten würde.
Die Traumbilder schwanden, waren weg. Zurück blieb eine Welt voller Töne und Flecke, die Aurelius nicht mehr begriff – die er nicht wahrnahm wie andere Lebende. Auch die Stimme des Gevatters war verschwunden ... wie er selbst. Irgendwo hier in der Nähe hielt er sich vermutlich aber immer noch auf. Schließlich war Mallahall noch am Leben. Die Frage blieb: wie lange noch?

Auch Asmodi erging es nicht sehr gut. Krampfhaft schon versuchte er, Mallahalls Körper am Leben zu erhalten, doch auch seine Kräfte erschöpften nach und nach. Er zitterte, fürchtete sich. Doch dieses Mal kamen keine abwertenden Kommentare von seiner Herrin. Sie war nicht anwesend. Ihr Geist weilte in einem komaartigen Zustand. Sie würde sich nicht einmischen. Sicherlich eine Erleichterung für den Dämon.

Aber statt seiner Herrin tauchten nun die übrigen Jäger auf, abgesehen von der Zwergin und dem giftigen Kerl, der ein Messer nach ihm geworfen hatte. Dennoch genügte es, dass Asmodi einen krächzenden Hilferuf an den Paladin sandte. Der blickte auf ihn hinab, wiederholte erneut: "Dämon." Seine Augen waren unergründlich.

Dann gab er seinen Bericht ab und schon kurze Zeit später tauchten Jamilla und Graille zusammen mit den Pferden auf. Venen und Aglamar hatten inzwischen Tragen für Aurelius und Asmodi gebaut. Esiah Arcain saß unter einem Baum. Er passte überraschenderweise nicht nur auf den Gefangenen Etelin auf, sondern auch auf Zanraia und ihren Sohn. Wobei sich die Nekromantin eher freiwillig zu ihm gesetzt hatte. Beide unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Asmodi, der ein Stück weit abseits lag, bekam es nicht mit. Irgendwie wurde er ohnehin fast komplett ignoriert. Entweder war es Spott oder die Dämonenjäger fürchteten keinen weiteren Fluchtversuch. Womöglich wussten sie, dass weitere Kraftanstrengungen Mallahalls Tod bedeuten könnte.

Jamilla stand in der Nähe herum und versorgte die Pferde, bis die Tragen soweit waren. Als der Moment gekommen war, traten Aglamar und Venen zuerst an Aurelius heran und hoben ihn vorsichtig an. Er war federleicht. Im Grunde trugen sie ja auch nur noch Haut und Knochen, welche Organe davon abhielten, sich einfach am Boden zu verteilen.
"Seid vorsichtig mit ihm!", rief Zanraia und erhob sich. Mit schnellen Schritten war sie bei ihrem Liebsten. Als sie jedoch feststellen durfte, dass die Dämonenjäger mit dem Greis überaus sorgsam und gewissenhaft umgingen, beruhigte sie sich sofort und konnte ihre Aufmerksamkeit nun ihrem anderen Liebsten widmen. Der wurd soeben von Aglamar und Esiah gepackt und deutlich unsanfter auf seine Trage geschnallt.

"Wehr dich nicht, Dämonenviech. In Zyranus kassieren wir die Belohnung für dich, laden Etelin ab und werden Zeugen deiner Vernichtung", sprach Venen mit kalter Stimme.
"Vielleicht dürfen wir ihn selbst vernichten", mischte sich Graille bösartig grinsend ein. Er mochte der Jüngste der Gruppe sein, aber sicherlich zählte er zu den unsympathischsten.

Der Trupp war bereit. Man befestigte die Tragen an den Satteln der Pferde. Etelin wurde ebenfalls auf diese Weise festgeschnallt. Noch immer war er mit dem Energieseil gefesselt, aber er verhielt sich überaus ruhig. Nur hin und wieder blickte er zu Aurelius hinüber. Dann schaute er einmal durchdringend Zanraia an. Sie nickte. "Ich pass auf euch auf", hauchte sie ihm zu. Esiah hob sie auf eines der Pferde. Die Gruppe würde wegen der Tragen nicht schnell reiten können, so ging der Paladin neben dem Ross her. Zanraia saß obenauf und lachte auf einmal. "Oh, ich bin lang nicht mehr geritten!" Sehnsüchtig fiel ihr Blick auf ihre beiden Geliebten. Ja, es war wirklich einige Zeit her.

Schon bewegten sich die Pferde voran. Man würde einen Umweg machen und vielleicht eine kurze Rast im Dorf der Waldmenschen, einem gemeinsamen Bündnisort von Menschen und Elfen. Die Dämonenjäger wollten nicht durch den überschwemmten Teil des Sarius.