Ankunft

Nordöstlich der Schlucht befindet sich Zyranus, die Stadt der Magier. Bis vor kurzem noch abgeschottet und desinteressiert für die Außenwelt wollen sie nach einer erfolgreich abgewehrten Belagerung Geschichte schreiben und toleranter werden. Es ist noch ein langer Weg bis dahin, aber die Tore nach Zyranus stehen Besuchern inzwischen offen.
Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Ankunft

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. April 2009, 15:20

TBC Janay & NPCs Nell, Alex und Belle: Das Königreich Jorsan - Die Hauptstadt Jorsa - Auf den Straßen Jorsas

So reisten sie zwar langsam, aber doch in einem steten Tempo weiter. Passierten das Königreich Grandessa, wobei sie dicht an der westlichen Grenze blieben, durchquerten den Wald Kapayu, ebenso wie die Wälder Neldoreth, Sarius und Arus in steter nordwestlicher Linie, wobei sie in etlichen Dörfern Halt machten und stets erstaunlich freundlich begrüßt wurden. Nell war anscheinend wirklich bekannt und beliebt. Bis sie schließlich nach Westen abbogen und durch das Grasland auf die Stadt Zyranus zufuhren. Langsam hatte sich das Wetter gewandelt. Es war wärmer geworden. Da sie aber auch etliche Monde unterwegs gewesen waren, wunderte das nicht wirklich.

Es war ein angenehm warmer Tag, selbst so kurz vor der Dämmerung, als sie die Stadttore Zyranus passierten und in Richtung Schenke rollten. Vor jener stoppten die Esel und wedelten fröhlich mit den Ohren. Schnell hatte Nell ihre Nähutensilien im Wagen verstaut und streckte sich mit einem zufriedenen Laut. „Wir machen dann mal einen kleinen Stadtbummel. Mal schauen, ob noch ein interessantes Geschäft offen hat.“ Auch das war eine kleine Tradition des Trios. In jeder Stadt vertraten sie sich am ersten Abend erst einmal die Beine, wobei es Janay jedes mal frei stand, sie zu begleiten oder alleine loszuziehen. Schnell landeten noch Wasser- und Futtereimer vor den Eseln, dann brachen die Drei auf. Alex und Belle fröhlich vorne weg und Nell wie immer etwas langsamer hinterher. Auch wie die Male zu vor, stand es Janay nun frei, sich ihnen anzuschließen.

Benutzeravatar
Janay
Moderator
Moderator
Beiträge: 1045
Registriert: Montag 7. Juli 2008, 23:38
Moderator des Spielers: Maruka
Aufenthaltsort: Morgeria
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Dunkelelfe
Sprachen: Celcianisch, Lerium, Nimuk(rudimentär)
Beruf: Freudenmädchen
Fähigkeiten: Verführung
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L,
Ausrüstung: die Kleidung an ihrem Leib
Tierische Begleiter: keine

Re: Ankunft

Beitrag von Janay » Sonntag 26. April 2009, 19:09

Rasch war Janay zu der Überzeugung gekommen, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Es war recht bequem, in einem Wagen reisen zu können und nicht Fuß gehen zu müssen. Auch wenn sie wohl keinerlei Zeiteinsparungen hatte, so war diese Art voran zu kommen ihr eindeutig lieber, als es diejenigen gewesen waren zuvor.
Hinzu kam, dass sie ihre Vorräte nicht derart stark strapazieren musste, wie es alleine der Fall gewesen wäre.
Auch war die Gesellschaft überraschend angenehm, vor allem, weil der Junge nicht ständig an ihr hing und Nell nicht immer plaudern musste.
Manchmal kam ihr sogar das schlechte Gewissen, weil von ihr so gar nichts zum Beitrag aller verlangt wurde. Anfangs war es ihr zwar leicht unangenehm gewesen, doch da hatte noch ihr Egoismus über dieses Gefühl gesiegt. Sie hatte einfach zu lange schon als Freudenmädchen gelebt, als dass sie Vorteile für sich selbst nicht kurzerhand annehmen würde.
Allerdings mit der Zeit hatte sich daran etwas geändert und inzwischen hatte sich in ihr der Wille festgesetzt, es den Drein irgendwie zu vergelten. Womöglich würde ihr auch irgendwann und irgendwie ein "Danke" über die Lippen kommen. Doch dafür wollte sie auch ein wenig Geld verdienen, um ihre kleine Barschaft nicht zu sehr verkleinern zu müssen. Und da sie inzwischen wusste, dass sie einige Tage hier bleiben würden, wobei sich Nell vielleicht auch zu einer minimalen Verlängerung überreden ließ, hatte sie auch einige Nächte Zeit dafür.
Bisher wussten weder Nell, noch Alex, was sie beruflich machte und seltsamerweise wollte sie ihnen das auch nicht sagen. Obwohl... so abwegig war das auch nicht nach den letzten Ereignissen. Ob Janay wollte oder nicht, sie hatte die Drei auf ihre eigene Art ein klein wenig lieb gewonnen und wollte nicht mit Ablehnung konfrontiert werden. So etwas passierte nur zu leicht und selbst ihre Kunden waren offiziell ihren bezahlten Geliebten gegenüber nicht immer freundlich gesinnt. Da war es verständlich, dass sie ihren Beruf somit als Geheimnis wahrte und nicht wollte, dass es so rasch heraus kam.
Eine Ausrede wäre jedoch schnell gefunden, denn sie hatte vor, ihre Dienste in einer Schenke anzubieten, so wie bisher auch immer. Dadurch würde sie einfach behaupten können, dass sie ein wenig kellnerte, als Aushilfe quasi. Zwar war es ihr etwas unangenehm, die Beiden anlügen zu müssen, sofern es sich ergeben würde, aber eine andere Möglichkeit sah sie nicht.
Und von dem verdienten Geld würde sie in dieser Stadt dann nach etwas suchen, was sie den Beiden als Dankeschön geben könnte.
Hier bleiben würde sie wahrscheinlich nicht. Obwohl sie schon geraume Zeit auf Reisen war, hatte die junge Frau noch nicht das Bedürfnis, an einem Ort wieder haften zu bleiben für einige Monate. In ihrer Vergangenheit hatte sie sich stets rascher für solche Schritte entscheiden müssen, jedoch war sie da auf sich allein gestellt gewesen, sowohl was ihre Vorräte als auch ihre körperliche Verfassung anging. Allerdings jetzt hatte sie den Vorteil, dass sie gefahren wurde und dadurch war alles irgendwie... angenehmer.
Dass auch ein kleiner Teil von ihr sich noch nicht von der angenehmen Gesellschaft trennen wollte, verdrängte sie. Janay war so lange alleine, ohne tatsächliche oder angehende Freunde gewesen, dass sie ihre Nähe nun, wo sie diese hatte, nicht so früh wieder aufgeben wollte.
Also würde sie wohl noch länger mit ihnen herum ziehen, wahrscheinlich so lange, bis sie irgendwann wieder nach Jorsan fahren würde, wo sie keinen Fuß mehr hinein setzen wollte. Es war ihr zu riskant, solange keine andere Chance hatte sich zu verteidigen, als mit Mut und viel, viel Glück.
Inzwischen hatte Nell den Wagen angehalten, zufällig direkt vor einer Schenke. Ihre drei Begleiter wollten, wie immer, sich hier umsehen und vielleicht ein wenig einkaufen gehen.
Die junge Frau war zwar eingeladen, sie zu begleiten, aber ihr Plan stand bereits fest und sie wollte die Zeit anders nützen. So verneinte sie, lächelte jedoch, was in den letzten Tagen und Wochen öfters als seit langem vorgekommen war, und meinte, sie würden sich später dann wieder sehen.
Zuerst wartete sie, bis die anderen außer Sichtweite waren.
Kaum war das geschehen, kletterte geschickt herunter und besah sich die Schenke flüchtig von außen.
Gut, sie wirkte nicht herunter gekommen und so, als könnte sie dort einiges verdienen. Und der Wirt würde sie schon einstellen für ein paar Tage, da war sie sich sehr sicher.
So nickte sich Janay selbst zu und setzte ihr Vorhaben in die Tat um.


Janay betritt den: Der Schankraum
Bild

Benutzeravatar
Janay
Moderator
Moderator
Beiträge: 1045
Registriert: Montag 7. Juli 2008, 23:38
Moderator des Spielers: Maruka
Aufenthaltsort: Morgeria
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Dunkelelfe
Sprachen: Celcianisch, Lerium, Nimuk(rudimentär)
Beruf: Freudenmädchen
Fähigkeiten: Verführung
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L,
Ausrüstung: die Kleidung an ihrem Leib
Tierische Begleiter: keine

Re: Ankunft

Beitrag von Janay » Dienstag 21. Juli 2009, 08:34

Janay kommt von: Der Schankraum


Es war still geworden, als hätte sich mit dem Tageslicht auch das Leben aus den Straßen zurück gezogen. Zu ihrer Erleichterung aber stand der Wagen ihrer Bekannten noch immer vor dem Wirtshaus.
Die Schatten ausnützend schlich sie zu dem Eingang hinten davon und verschwand ohne zu zögern in dem Gefährt.
Erst, als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, sprach sie leise, als könne sie sonst zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen:"Nell? Alex? Ist jemand von euch da?"
Sie hoffte es und auch, dass sie ihr diesen Gefallen noch tun würden!
Bild

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. Juli 2009, 20:31

Eine kleine, schmächtige Gestalt hob erstaunt den Kopf. Es war Alex, der auf dem Boden gesessen hatte und in einem schon ziemlich zerfledderten Buch gelesen hatte. Seine schwarzen Augen weiteten sich erfreut, als er Janay erkannte.
„Janay... schön dich zu sehen“, meinte er zwar wie immer langsam, aber doch erfreut.
Aus einer der hinteren Ecken erhob sich jetzt auch eine Gestalt, die deutlich größer war als Alex. Es handelte sich zweifelsohne um Nell. Sie legte ihr Schneiderzeug beiseite und kam zu den Beiden.
„Janay, was hast du denn so lange gemacht? Warst du die ganze Zeit im Wirtshaus?“
Erstaunt hob Nell die Augenbrauen.
Bell, die Hündin hatte wohl schon geschlafen, deswegen tapste sie ziemlich spät und auch eher etwas ruhiger in Janays Richtung, leckte aber dennoch freudig deren Hände.

„Es ist schon spät“, sagte Nell resolut zu Alex, während Bell Janay begrüßte. „Es wird Zeit für dich ins Bett zu gehen, kleiner Mann.“
„Aber es ist... gerade so spannend!“, stöhnte Alex. Er war trotz seiner langsamen Sprache enorm intelligent und liebte das Lesen.
Murrend machte er sich bettfertig. Nell gab Janay erst gar keine Zeit ihr von ihrem Vorhaben zu erzählen. Sie hatte es ihr vorher angesehen, dass der Dunkelelfe etwas auf dem Herzen lastete.
„Lass uns gleich reden, draußen ist es für die Zeit des Wandels noch angenehm warm... WAS hast du denn da?!“, unterbrach sie sich dann aber selbst.
Sie und Alex hatten gedacht, dass Janay in dem Korb Kleidung oder Essen transportierte. Erst jetzt war Nell aufgefallen, dass sich darin zwei Kinder befanden. Alex kam auch schon neugierig näher, doch eher er einen Blick auf die Kleinen werfen konnte, wies ihn Nell zurecht.
„Du gehst ins Bett, junger Mann!“
Ein paar unschöne Worte murmelnd verzog er sich ins Bett. Dann öffnete Nell die Tür.
„Ich glaube, wir müssen wirklich dringend reden!“

Benutzeravatar
Janay
Moderator
Moderator
Beiträge: 1045
Registriert: Montag 7. Juli 2008, 23:38
Moderator des Spielers: Maruka
Aufenthaltsort: Morgeria
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Dunkelelfe
Sprachen: Celcianisch, Lerium, Nimuk(rudimentär)
Beruf: Freudenmädchen
Fähigkeiten: Verführung
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L,
Ausrüstung: die Kleidung an ihrem Leib
Tierische Begleiter: keine

Re: Ankunft

Beitrag von Janay » Donnerstag 23. Juli 2009, 15:37

Ohne, dass sie es bewusst getan hätte, begann die junge Frau leicht zu lächeln, als sie warm von dem Jungen begrüßt wurde. Er war ihr zuerst nicht aufgefallen, aus dem einfachen Grund, da ihre Augen sich noch nicht auf den Boden gerichtet hatten.
Als sich nun hinter ihm auch noch jemand erhob, richtete sich ihr Blick indes sofort auf den Schatten. Unwillkürlich hielt sie die Luft an, gewarnt von den Worten in dem Schreiben.
Doch sie konnte aufatmen, es war lediglich Nell.
Innerlich schalt sich Janay allerdings erneut eine Närrin. Niemand hätte wissen können, dass sie, eine Person, die bis vor einigen Minuten nichts mit den Kleinen zu tun gehabt hatte, hier in dieses Gefährt steigen würde. Sie sollte sich entspannen und zwar dringend.
Bei der direkten Frage ihrer Bekannten musste sie an sich halten, um nicht verräterisch die Augen zu verdrehen. Gerade noch rechtzeitig machte sie sich wieder bewusst, dass weder Nell noch Alex von ihrem Beruf wussten und das sollte auf alle Fälle so bleiben.
So beschränkte sie sich allein auf ein knappes Nicken auf die Frage, ob sie so lange im Wirtshaus gewesen wäre.
Vielleicht würde sie später die Gelegenheit nützen und Nell in einem Vier-Augen-Gespräch die Wahrheit oder wenigstens einen Teil davon zu eröffnen. Der Junge hingegen brauchte das eindeutig noch nicht zu erfahren. Blieb ihr nur zu hoffen, dass ihre Bekannte es nachvollziehen konnte und sie nicht sofort verurteilte.
Indes wurde sie auch von dem Hund begrüßt. Obwohl sie es sonst nicht sonderlich schätzte, von einem derart großen Tier abgeschleckt zu werden, ließ sie es diesmal geschehen. Lediglich den Korb mit den Babies hob sie instinktiv etwas höher.
Zu ihrer Erleichterung war Nell gerade mit Alex abgelenkt und sah es dadurch nicht.
Dabei hätte sie es ihr gleich sagen sollen. Aber sie schaffte es nicht, das vor dem Jungen zu tun. Er würde es nicht verstehen und außerdem hatte sie das Gefühl, ihm müsste so etwas schonender,... kindgerechter beigebracht werden.
So kraulte sie nur ein wenig gedankenverloren den Hund hinterm Ohr.
Janay sah auf, als sie wieder angesprochen wurde.
Als ihre Bekannte die Kleinen entdeckte, verzog die andere unwillkürlich sowie gequält das Gesicht. Rasch wollte sie den Finger ihrer freien Hand auf die Lippen legen, jedoch schien Nell von selbst darauf gekommen zu sein, dass das für Alex noch nichts war.
Die junge Frau konnte wenigstens in der Hinsicht leicht aufatmen, während er nicht gerade begeistert davon war.
Unbewusst verzog sie ihre Lippen zu einem freudlosen Grinsen. Irgendwie konnte sie ihn sogar verstehen, sie selbst hätte ebenfalls nachsehen wollen.
Als er im Bett steckte und ihre Bekannte hinaus aus dem Wagen wollte, fand Janay endlich den Moment, um etwas zu sagen.
Rasch überwand sie die kurze Distanz und legte Nell die freie Hand auf den Unterarm.
Ernster als gewöhnlich sah sie die andere an und schüttelte knapp den Kopf. "Nein, nicht hinaus."
Sie seufzte leise, griff an ihrer Bekannten vorbei und schloss die Tür rasch wieder.
"Lass uns fahren. Ich erklär es dir, wenn wir aus der Stadt sind." Die junge Frau warf einen Blick zuerst auf die beiden schlafenden Babies, dann in das Gesicht ihres Gegenübers. "Bitte." Es war selten, dass dieses Wort derart ehrlich über ihre Lippen kam.
Umso wichtiger war es für sie, dass ihr Wunsch erfüllt wurde,... zur Sicherheit der Kleinen, denn sie schenkte den Worten in dem Brief Glauben, ganz gleich, was der Typ ihr angetan hatte.
Bild

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. Juli 2009, 19:52

Nell hob erstaunt die Augenbrauen, als Janay ihr die Tür wieder vor der Nase zumachte. So wie sie sprach, konnte man meinen es sei etwas Schlimmes passiert und sie hätte nun die Wachen Zyranus’ an den Fersen.
Dann wäre es allerdings wirklich besser, wenn sie schnell weiterfuhren. Nell hatte es zwar in Zyranus sehr gefallen, aber lange blieben sie sowieso nie an einem Ort, sie konnten ja ein anderes Mal wieder vorbeischauen. Außerdem brannte es ihr unter den Nägeln zu erfahren, was es mit den Kleinen auf sich hatte. Wenn sie es richtig gesehen hatte, waren es Hybridenkinder - und ganz sicher nicht Janays.
„Dann werde ich die Esel mal schnell flott machen“, meinte sie schließlich, nach ein paar Sekunden des Überlegens.
Sie hatte die Esel an einer Tränke angebunden, damit sie sich erfrischen konnten, ebenso wie sie wie sie etwas von den Resten ihres verzehrten Gemüses bekommen hatten.
Beim hinausgehen raunte sie noch Alex zu, dass sie nun weiter fahren würden. Erstaunt erhob sich der Junge, doch Nell beruhigt ihn. Er konnte ruhig weiterschlafen, es sei nichts Schlimmes passiert; Janay müsse nur schnell weiter.

Nell ließ Janay für eine Weile allein im Karren, doch bald konnte Janay sehen, wie Nell die Esel vorne anspannte. Dann kletterte sie wieder in den Karren und nahm Zügel und Peitsch an sich.
„Setz dich doch neben mich“, meinte sie und klopfte auf der Holzbank neben sich.
„Stell die Kleinen, aber besser etwas windgeschützter ab, nicht, dass sie noch krank werden. Es ist zwar nicht wirklich kalt, aber man weiß ja nie“, fügte sie noch raunend hinzu, damit Alex nichts hörte.
Nun war sie aber wirklich gespannt, was das alles sollte! Ungeduldig wartete sie und ließ die Esel schon einmal antreten. In der Nacht hatte es aufgeklart und die Sterne glänzten am Himmel. Nell liebte seit jeher die Sterne auf ihren Reisen.
Belle ließ sich hinter der Band nieder und schlief weiter, während Nell ziemlich unruhig geworden war.
„Nun, Janay, jetzt musst du mir das aber erzählen. Wie kommst du an die Kinder? Und wo sollen wir jetzt eigentlich genau hinfahren?“

Benutzeravatar
Janay
Moderator
Moderator
Beiträge: 1045
Registriert: Montag 7. Juli 2008, 23:38
Moderator des Spielers: Maruka
Aufenthaltsort: Morgeria
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Dunkelelfe
Sprachen: Celcianisch, Lerium, Nimuk(rudimentär)
Beruf: Freudenmädchen
Fähigkeiten: Verführung
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L,
Ausrüstung: die Kleidung an ihrem Leib
Tierische Begleiter: keine

Re: Ankunft

Beitrag von Janay » Freitag 24. Juli 2009, 14:29

Die junge Frau war wirklich froh darüber, dass ihre Bekannte soviel Weitsicht bewies und nicht jetzt ein stures Verhalten an den Tag legte. Stattdessen reagierte sie so, wie die andere das sich erhofft hatte. Sie kümmerte sich um die Tiere und sorgte dafür, dass sie rasch aufbrechen konnten.
Janay war wirklich froh darüber und in der Zwischenzeit huschte ihr Blick fast schon hektisch hin und her.
Hatten diese angeblichen Verfolger sie bereits ausfindig machen können? Oder war das alles doch nur ein übler Scherz gewesen, ein Weg, ihr zwei kleine Kinder anzuhängen? Sicher sein konnte sie sich nicht, solange sie nicht dort war, wo laut dem Schreiben ihr künftiges Ziel lag.
Leise verspürte sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen, als sie merkte, wie Alex beunruhigt war durch den raschen Aufbruch. Aber Nell konnte ihm das Gefühl der Sicherheit zurück geben und er schlief weiter.
Deswegen versuchte sie wieder mit den Augen die Nacht zu durchdringen, um notfalls eine Gefahr rechtzeitig ausmachen zu können.
Dann war alles vorbereitet und sie konnten losfahren.
Die junge Frau nickte knapp auf das Angebot ihrer Bekannten und wandte sich erneut dem Inneren des Wagen zu. Mit einem raschen Blick konnte sie sich versichern, dass die Babies friedlich vor sich hin schlummerten und hoffentlich nicht bald wieder zu schreien begannen.
Dass sie den Korb nicht mit nach vorne nehmen würde, stand für sie ebenfalls fest.
Jedoch unbeaufsichtigt konnte und wollte sie die Kleinen nicht lassen. Kaum hörbar pfiff sie, damit die Hündin auf sie aufmerksam wurde.
Dann stellte sie den Korb an die Wand, wo am wenigstens etwas darauf fallen konnte, und kniete sich danach auf Augenhöhe zu dem Tier hin, während sie das Schreiben wie nebenbei hervor zog.
"Passt du mir auf die Kleinen hier auf? Hm?" Mit Absicht sprach sie zu der Hündin so, als würde sie jedes Wort auch wirklich verstehen oder gar widergeben können.
Daraufhin wandte sie sich mit einem letzten, kurzen Blick auf die Babies ab und kletterte recht geschickt vorne auf die Bank.
Dahinter ließ sich das Tier nieder und wirkte, als würde sie weiter schlafen. Allerdings glaubte Janay durchaus daran, dass ihr nichts entgehen würde und notfalls könnte sie innerhalb weniger Sekunden hinten beim Korb sein, um ihn schützend an sich zu nehmen.
Als erstes griff sie die letzte Frage ihrer Bekannten auf, während ihre Augen weiterhin unstet hin und her huschten. "Fahr bitte nach Santros."
Danach seufzte sie leise und zwang sich dazu, nicht in jedem Schatten eine potentielle Gefahr zu vermuten. Durch diese Unruhe würde sie nur auffallen, dessen war sie sich sicher. Also richtete sie ihren Blick auf die Rücken der Esel und versuchte, sich in den Griff zu bekommen.
Was sie jetzt Nell erzählen würde, behagte ihr nicht und sie hätte es gerne anders, aber vor allem zu einem späteren Zeitpunkt getan. Doch sie hatte das Gefühl, es war langsam an der Zeit und so eine Gelegenheit wie diese Momente würde sie wohl so schnell nicht wieder bekommen.
"Wie ich zu den Kleinen komme, ist eine etwas... merkwürdige Sache.", begann sie langsam, leise und fast so, als wäre es ihr unangenehm.
Wobei das nicht daran lag, dass sie sich ihres Berufes wegen schämen würde. Es war einfach die Befürchtung, dass sie in der Achtung ihrer Bekannten sinken würde. Trotzdem gab es nun kein Zurück mehr.
Deswegen fuhr sie nach einem tiefen, seufzenden Atemzug fort und wählte dafür bewusst den direkten Weg. Alles andere würde nur unnütz Zeit vergeuden.
"Ich bin mir nicht sicher, was du davon hältst, allerdings hoff ich, dass du mich nicht verurteilst. Ich hab im Wirtshaus gearbeitet." Sie richtete ihren Blick auf Nells Profil. "Nicht als Kellnerin, das hab ich bisher nur nebenbei gemacht. Sondern als Freudenmädchen." Flüchtig hielt sie inne, damit die andere das begreifen konnte und es nicht so wirkte, als würde sie sich hastig herausreden wollen. Dann sprach sie weiter:"Ich tue das schon ein paar Jahre und finde nichts Schlimmes daran. Und es ändert nichts an mir, egal, was viele auch glauben wollen. Das nur als erstes." Leise seufzend atmete sie aus und faltete den Brief auseinander. Indes fuhr sie in ihrer Erzählung fort:"Heute Abend hab ich einen Mann in dem Schankraum getroffen, der zwar einige harmlos klingende Vorlieben hatte, dafür aber extrem gut zahlen wollte. Ich hab mich drauf eingelassen und währenddessen bin ich wohl mit dem Kopf wo hart dagegen gestoßen."
Die Erinnerung daran ließ das Pochen in ihrem Kopf wieder stärker werden. Jedoch noch konnte sie es ignorieren und auch ihr Magen machte nicht mit, sodass sie kein ungutes Gefühl dort hatte.
"Ich weiß nicht, ob er das mit Absicht getan hat oder nicht. Wie auch immer. Als ich aufgewacht bin, hab ich den Korb beim Bett gefunden, etwas Geld, weniger, als er mir versprochen hatte,..." Diese Nebenbemerkung konnte sie nicht völlig wertungsfrei aussprechen, da sie sich noch immer darüber ärgerte. Allerdings war das nun nicht der rechte Zeitpunkt und so konzentrierte sie sich wieder dem Wesentlichen. "... und einen Brief." Damit senkte sie ihren Blick und schaffte es, wenn auch ein wenig mühsam in dem schlechten Licht, die Zeilen leise noch einmal zu lesen.
Janay fand, auf diese Art und Weise würde Nell am besten erfahren, was los war.
Als sie fertig war, ließ sie das Schreiben sinken und wartete einige Sekunden. Indes richtete sich ihr Blick wieder auf die Rücken der Esel.
"Das war alles.", sprach sie leise und spürte, dass ihr Herz schneller als gewöhnlich klopfte. "Ich kann verstehen, wenn du mir nicht helfen willst, ich würde es dir auch nicht übel nehmen." Wenngleich sie hoffte, dass dies nicht der Fall sein würde.
Bild

Benutzeravatar
fremde Frau
Gast
Gast

Re: Ankunft

Beitrag von fremde Frau » Samstag 25. Juli 2009, 16:11

"Fahr bitte nach Santros". wies Janay Nell an und diese nickte. Santros also. Es war keine all zu weite Reise für sie und so müssten sie die Stadt binnen zweieinhalb Tagen erreichen. Wenn sie die Nacht durchfuhren sogar in noch kürzerer Zeit. Nell überlegte. Warum sollten sie dort eigentlich mitten in der Nacht hinfahren? Sie würden jetzt erst einmal eine Weile nach Norden reisen müssen, um die Dunkelbrücke zu überqueren. Bei diesem Gedanken fuhr ihr ein Schauer den Rücken hinab. Eigentlich war sie nicht besonders erpicht darauf, die Dunkelbrücke bei Nacht zu überqueren.
Aber ehe sie weiter nachfragen konnte fuhr Janay fort.

Sie hörte ihr gespannt zu, doch als Janay sagte:
"Nicht als Kellnerin, das hab ich bisher nur nebenbei gemacht. Sondern als Freudenmädchen", fiel ihr die Kinnlade hinunter. Sie brachte keinen Laut heraus. Auch Janay hatte kurz inne gehalten, damit sie das Gesagte verarbeiten konnte. Ihre Reisegefährtin... eine Hure... Genau, wie meine Mutter, hämmerte es in Nells Kopf. Das darf einfach nicht wahr sein.
Sie wollte sich zwar konzentrieren, um Janays weiteren Erzählungen zu folgen, doch viel zu sehr hatten sie die Erinnerungen ihrer Kindheit eingeholt und ließen sie nicht mehr los. Tränen stiegen ihr in die Augen, während sie den Wagen stur nach Norden, hinaus aus der Stadt lenkte.

Sie hörte nur Fetzen, von dem, was Janay ihr erzählte, immer wieder durchkreuzten ihre Gedanken, ihrem Vorhaben Janay ganz zuzuhören.
"Nichts Schlimmes daran..."
Huren finden nie etwas Schlimmes daran!
"Und es ändert nichts an mir..."
Es ändert alles.
"Als ich aufgewacht bin, hab ich den Korb beim Bett gefunden..."
Die armen Kleinen! Von einer Hure gefunden!
"Etwas Geld, weniger, als er mir versprochen hatte..."
Immer, immer nur das Geld.
Nell konnte nichts für ihre Gedanken. Sie waren auf einmal einfach da.

Während Janay ihr vorlas trieb sie mit mechanischen Bewegungen die Esel zur Eile an. Sie wandte den Blick nicht von den Eseln ab. Es brauchte eine Weile, bis sie das Gehörte verarbeitet hatte. Immer wieder kamen Erinnerungen an ihre Kindheit zurück, oder Gedanken, die sie quälten, weil sie an Janay nie etwas bemerkt hatte.
Kurz vor dem Stadttor war Janay fertig.
Als Janay sagte, dass das alles sei, konnte Nell ein Schnauben nur schwer unterdrücken. Es war ja schließlich mehr als genug. Wortlos ließ sie die Esel das Tor passieren.
Hinaus kam man ohne besonderen Aufwand, schließlich schaffte man es in die Stadt ja auch nur mit dem Losungswort.

Sie rollten hinaus in die Weiten des Graslandes. Es dauerte eine Weile, bis sich Nell wieder soweit gefasst hatte, um zu Janay sprechen zu können.
"Janay, es gibt andere Mittel und Wege Geld zu verdienen", sagte sie eindringlich.
"Ohne sich dabei irgendwelchen Männern hingeben zu müssen."
Wieder stiegen Tränen in ihr auf und unerwartet laut rief sie: "Schämst du dich denn überhaupt nicht? Widert dich nicht einmal ein alter, fetter Mann an?"
Ihre Stimme wurde schriller und wies darauf hin, dass sie dabei war komplett die Fassung zu verlieren. Bei ihrer Mutter hatte sie stets geschwiegen, nun traute sie sich endlich diese Fragen zu stellen.

Kaya war davon aufgewacht und begann zu weinen, während Belle aufjaulte.
Alex regte sich, von den Geräuschen aufgewacht, ebenfalls in seinem Bett und setzte sich verschlafen auf.
"Was ist denn los? Schreit da etwa ein Kind?"
Unfähig noch etwas zu sagen zitterte Nell am ganzen Leib. So konnte sie auch nicht verhindern, dass Alex zu ihnen getapst kam.

[Für Janay geht es weiter in Die Reise nach Santros ]

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Donnerstag 13. Oktober 2022, 20:23

Einstiegspost

Neriélle ließ ihren Blick von der Magierstadt, die sich in der Ferne erhob, über das Grasland direkt vor sich schweifen. Im Hintergrund hörte sie die Vögel im zurück liegenden Wald zwitschern und lauschte kurz ihrem Lied. Dann straffte sie die Schultern, atmete tief ein, als müsste sie sich für das Folgende wappnen, und marschierte los. Ihr gingen in diesem Moment so viele Dinge durch den Kopf. Bald war der Augenblick gekommen und sie würde seit dem Beginn ihrer Reise den ersten Kontakt zu Menschen haben, zu überhaupt jemandem. In den Wäldern hatte sie bewusst einen Bogen um Dörfer oder andere Ansammlungen menschlichen Lebens gemacht. Doch nun war es unausweichlich, dass sie anderen Lebewesen dieser Welt begegnen würde, die sie doch nur aus Erzählungen kannte. Wenn man von den wenigen Fremden absah, die sich hin und wieder nach Shyána Nelle verirrten. Aber an den Mann aus Grandessa wollte sie nun wirklich nicht denken. Sie versuchte, ihre Unsicherheit weit von sich zu schieben, doch da sie alleine war und das Grasland vor ihr, gelinde gesagt, wenig Abwechslung bot, schlichen sich die Gedanken doch wieder in ihren Kopf.

Eine feine Gänsehaut hatte sich auf ihre Haut gelegt, trotz des Wollmantels, den sie trug. Sie war froh, dass ihre Mutter sie davon überzeugt hatte, ihn mitzunehmen, da es außerhalb des Kapayus kälter war. Aber so viel kälter als in ihrer Heimat.. damit hatte sie trotz der Vorwarnung nicht gerechnet. Sie hoffte, dass die kühle Morgenluft im Laufe des Tages von der Sonne vertrieben werden und es dann etwas wärmer werden würde. Doch der Himmel sah recht trist und grau aus. Die Elfe aus Shyána hatte ja keine Ahnung, dass hier Winter herrschte und die Kälte noch eine ganze Weile andauern würde. Und noch weniger ahnte sie, dass sie geradewegs in ein dunkles Abenteuer stolperte.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Oktober 2022, 12:31

Die Reise war erstaunlich ereignislos verlaufen. Nerielle kannte sich in den Wäldern hervorragend aus und zumindest den Kapayu bestritt sie inzwischen blind. Nichts von den Schrecken dort, hätte die Elfe groß überraschen können und doch lag ein ordentlicher Marsch hinter ihr. 12 Tage, inklusive Pausen, hatte sie von ihrer Heimat Shyána Nelle bis an die Grenze des Neldoreth gebraucht, um dann noch mal einen halben Tag das Grasland zu durchqueren. Der Sarius und auch der Neldoreth waren Wälder, die sie nie zuvor gesehen hatte. Doch im Grunde waren es auch nur Wälder gewesen. Die Flora und Fauna veränderten sich etwas, es gab kleine Überraschungen, besondere Pflanzen die wunderschön leuchteten bei Nacht oder aber kleine, vorwitzige Tiere, die sie ein Stück ihres Weges begleitet hatten. Nerielle hatte wirklich Glück gehabt, dass sie weder den Mantissen noch Tigern oder Bären begegnet war. Allerdings spürte die Elfe auch, dass sich das Wetter deutlich veränderte. Mit jedem Schritt näher aus den Wäldern heraus, wurde es kälter. Bis sie im Grasland jeglichen Schutz der Bäume verlor und der Wind ungebremst gegen ihre Kleidung wehte. Inzwischen war der Tag angebrochen und die Sonne über den Horizont geklettert, doch wirklich Kraft hatte sie nicht und wirklich hell wurde es auch nicht. Grau malte der Himmel ein tristes Bild und ließ das Grasland zusätzlich karg erscheinen. Normalerweise leuchtete das Grün der Gräser prächtig entgegen, doch heute nicht. Neri musste ihren Wollmantel etwas dichter ziehen, damit die Kälte nicht in ihren Nacken kroch. Trotz ihrer geplanten Rasten, begannen langsam, aber sicher ihre Füße zu schmerzen.

Das Ziel zu erreichen, wurde vordringlich und irgendwann konnte auch die Natur nicht mehr mit Schönheit davon ablenken, dass man einfach nur noch ein warmes, gemütliches Bett und eine vernünftige Mahlzeit wollte. Und so wurde der letzte Weg um einiges zäher als die Tage zuvor. Endlich konnte sie das Ziel in der Ferne ausmachen. Da bauten sich allmählich die Türme und Zinnen der Magierstadt auf als sie eine kleine Anhöhe erklommen hatte. Es war nicht mehr weit und doch musste sich noch einiges an Kraft aufbringen, es überhaupt zu schaffen. Jetzt, wo die Zinnen erkennbar waren und ihr stetig im Blick standen, fühlte sich der letzte Fußmarsch um einiges zäher an. Je näher man seinem ersehnten Ziel kam, desto beschwerlicher wurde die Reise meistens. Doch Neri hatte ein Ziel. Sie würde sich weder vom Wetter noch ihrer Unerfahrenheit in Sachen Zivilisation unterkriegen lassen. Sie wollte nach Zyranus. Und von dort in die Welt. Ihre Heimat war der jungen Elfe zu eng geworden und mit ihren inneren Konflikten, brauchte sie eine neue Umgebung, um sich neu zu finden. Ob die Stadt der Magie da die richtige wäre, blieb abzuwarten. Allerdings hatte sie in Büchern gelesen und von Elfen gehört, die dort studiert hatten, dass Zyranus mehr als bunt war und sich hier Völker aus aller Welt tummelten, um der Magie zu frönen. Die strengen Regeln und Sitten waren da nur nebenbei interessant. Während Neri aber nun durch das Grasland stiefelte und dem eisigen Wind zu trotzen versuchte, veränderte sich noch mal das Licht der Weite. Vor ihrem Mund bildeten sich kleine Wölkchen, während der angestrengte Atem blies und es schien noch mal kälter zu werden. Unbarmherzig kroch sie in sämtliche Ritzen, die sie nicht abdecken konnte und trotz ihres Marsches und der produzierten Wärme, begann sie zu frieren. Und dann segelte mit einem Mal eine kleine Schneeflocke herab und landete auf ihrer Nase. Sofort schmolz diese und hinterließ nur einen Wassertropfen. Dann fielen weitere und nach nur wenigen Schritten, befand sich Neri in einem ordentlichen Schneegestöber. Auch das noch! Jetzt wurde es aber wirklich Zeit für ein heißes Bad und eine ordentliche Suppe. Oder Bier. Alkohol half bekanntlich auch beim Wärmen. Oder doch lieber zwei starke Arme, die sie wärmten? Wie auch immer ihre Pläne für den Abend aussehen mochten, allmählich kamen sie in greifbare Nähe. Nach einigen Stunden im Schnee, konnte Neri endlich auch die Stadtmauern ausmachen. Doch nicht die prächtige Mauer, die hohen Türme und bunten Zinnen waren es, die den Blick bannten… Sondern das immense Zeltmeer vor den Toren Zyranus‘. Hier reichten sich Zelt an Zelt an Zelt und noch mal so viele. Zwischen den weißen Zelten tummelten sich schwarze Gestalten. In einiger Entfernung, zwischen den anderen, prunkte ein schwarzes Zelt, etwas größer als die anderen und sichtbar wichtig. Neri war noch weitgenug entfernt, um weder gehört noch – sollte sie Deckung suchen – gesehen zu werden. Doch mit einem Schlag musste ihr klar werden, dass sie Zyranus so schnell nicht würde betreten können. Eine Belagerung – das dunkle Volk hatte sich auf Zyranus eingeschossen und wollte die Stadt der Magie in ihrer Hand wissen. Und Neri? Die stand dort, mitten im Schneegestöber, müde und hungrig und sah sich einer Übermacht aus Dunkelelfen, Orks, Menschen und Goblins gegenüber.
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Freitag 14. Oktober 2022, 21:46

Der Schnee und die Kälte umfingen sie auf der baumlosen Ebene wie scharfe Krallen und hielten sie gefangen. Bald schon waren ihre vorherigen Grübeleien verflogen und es herrschten nur noch zwei Gedanken in ihrem Kopf: ein warmer Unterschlupf und etwas zu Essen. Sie stemmte sich geradezu gegen den herrschenden Schneesturm und schlang die Arme umständlich um sich, in dem kläglichen Versuch, sich zu wärmen und gleichzeitig ihre Sachen zu tragen. Sie hatte ganz schön mit dem Wetterumschwung zu kämpfen und sie merkte, dass die Kräfte sie langsam verließen. Ihre Füße fühlten sich nach Stunden im Schnee an als wären sie zu Eis geworden. Dann veränderte sich langsam das Gemisch aus Weiß und Grau vor ihren Augen und die Mauern der Stadt schälten sich aus dem Schneegestöber. Endlich! Erleichtert seufzte sie. Doch im nächsten Augenblick erkannten die Elfenaugen das Zeltmeer vor den Mauern. Augenblicklich blieb sie stehen und die braunen Augenbrauen zogen sich über der Nase zusammen. Sie hatte mit etwas anderem gerechnet und war völlig unvorbereitet auf diesen Anblick, daher brauchte sie einige Augenblicke, um halbwegs zu erfassen, was sie dort sah. Spätestens als ihr bewusst wurde, dass dort mehr als ein paar Dunkelelfen und andere dunkle Gestalten zwischen den Zelten herum liefen, wurde ihr klar, dass das kein Zufall war und hier etwas anderes vor sich ging.

Es wäre schlau gewesen, direkt kehrt zu machen und sie war auck kurz davor, umzudrehen. Doch dann hörte sie schräg hinter sich ein Stapfen im frischen Schnee und instinktiv suchten ihre Augen nach einem Versteck. Ein paar Meter weiter in Richtung des Zeltlagers erblickte sie einen großen, mit Holzbrettern verkleideten Leiterwagen. Er stand näher am Lager, von dem sie sich am liebsten so schnell wie möglich entfernt hätte, aber anders würde sie den sich nähernden Fremden nicht ungesehen ausweichen können. Daher huschte sie zu dem Wagen, kletterte schnell hinein und griff nach der nächst besten Decke, die sie finden konnte, um sie über sich zu schlagen. Ein beißender Geruch stieg ihr in die Nase und sie musste gegen ihren Würgereflex ankämpfen. Es roch alt und modrig.. und sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was für Flüssigkeiten einst auf der Decke getrocknet waren. Neri versuchte durch den Mund zu atmen und spähte vorsichtig unter der Decke hervor, wo frische Luft ihre Nase unwehte. Ihr Herz schlug schneller, als sie die zwei großen Gestalten sah, die sich aus dem Schneegestöber formten und die geradewegs auf sie zukamen. Das Adrenalin, das durch ihren Körper gepumpt wurde, ließ sie die Kälte vergessen. Gleichzeitig wurde ihr in ihrer halb liegenden Position bewusst, wie erschöpft sich ihre Beine anfühlten. Unbewusst umklammerte sie mit der einen Hand ihren Bogen, bereit, ihn auch zu benutzen. Die beiden kamen näher und Neri kniff die Augen zusammen. Waren das vielleicht Orks? Sie waren größer als sie, breitschultrig, hatten braune Haut und Hauer im Gesicht, das sie an die Züge eines Schweins erinnerte. Neri senkte langsam den Kopf und tauchte damit mit der Decke in dem Wagen unter. Ein Grunzen klang an ihre Ohren und sie verzog angewidert das Gesicht, als das Antlitz des entsprechenden Orks wieder vor ihrem inneren Auge aufblitzte. Was war hier nur los?

Der Wagen unter ihr ruckelte, als die Orks ihn anhoben und mitsamt der blinden Passagierin zu seinen Zielort zogen. Neri hörte, wie sich die beiden Orks offenbar miteinander unterhielten. Sie konnte ihre Sprache nicht verstehen, aber in ihren Ohren klang es fürchterlich, ganz zu schweigen von ihren ungenierten Rülpsern. Neriélle kniff die Augen zusammen und schickte ein Stoßgebet an Phaun, dass er sie unbescholten aus dem Zeltlager geleiten würde. In ihrem Kopf hatte sie sich ausgemalt, wie sie leichtfüßig in die Magierstadt einmarschieren und dort in aller Ruhe die Zinnen und Türme bestaunen und ungeahnte Abenteuer erleben würde. Und jetzt lag sie hier in diesem stinkenden Wagen, der von zwei Orks gezogen wurde.

Nach einer Weile blieb der Wagen unsanft stehen, als die beiden den Wagengriff einfach losließen. Nach einem kurzen Wortwechsel und Grunzen entfernten sie sich. Neriélle hielt die Luft an, blieb reglos liegen und spitzte die Ohren. Sie wartete eine Weile, ehe sie vorsichtig die Decke anhob, um nachzuschauen, wo der Wagen nun stand und ob es von hier einen Weg weg vom Lager gab.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. Oktober 2022, 21:28

Es hätte das Ende ihrer Reise werden können, wenn ihr der Zufall nicht einen kleinen Schubs in die richtige – oder falsche – Richtung gegeben hätte. Während Neriélle beim Anblick der Zeltstadt auf der Stelle umkehren wollte und sicher gut daran getan hätte, hörte sie doch tatsächlich Schritte hinter sich! Ausgerechnet. Dabei war sie noch einige hundert Meter von den ersten Zelten entfernt und hätte problemlos einen großen Bogen, um die Gefahr machen können, doch das Schicksal sah das offenbar ganz anders. Also musste sie zügig handeln und erkannte hinter einer kleineren Anhöhe, in deren Kuhle, einen kleineren Wagen. Hier gab es kaum Aufschluss darauf, was sich darin befand, doch Neri blieb auch keine Zeit das Für und Wider abzuwägen. Sie handelte instinktiv und ihre gute Jägerausbildung kam ihr deutlich zugute. Bevor sie entdeckt werden konnte, verschwand der schmale Leib in Deckung und die Plane, die als Sichtschutz diente, kam zur Ruhe. Das Stapfen der Schritte kam näher und näher und schon wurde ihr bewusst, dass die Schritte auf den Wagen zuhielten. Einen vorsichtigen Blick riskierend, konnte die frische Luft ihren Ekel im Zaum halten, denn es stank bestialisch unter der Plane. Doch vorerst wurde ihre Aufmerksamkeit von den beiden riesenhaften Kerlen gebannt, die sich links uns rechts von dem Holzsteg, woran man eigentlich Esel oder Pferde befestigen konnte, aufbauten. Ihr kurzer Blick erlaubte es ihr zu erkennen, dass es sich offenbar um Orks handeln musste. Denn wie sie aus Büchern und den Geschichten ihrer Mutter wusste, besaßen diese zumeist die braune bis grünliche Haut und Hauer im Gesicht. Auch die Sprache, die Neri bisher nicht gehört hatte, kam ihr nicht bekannt vor. Aber wenn sie genauer lauschte, konnte sie sich vielleicht erinnern, dass ihre Mutter davon gesprochen hatte, dass sich die Sprache anhörte wie das Brunftverhalten von Wildschweinen – vielleicht heiseren Wildschweinen. Die beiden Kerle grunzten, fauchten und röchelnden eher, als dass sie wahrlich Worte formten. Dennoch schienen sie miteinander ein Gespräch zu führen. „….Ich sag dir, ich mach‘ das nich‘ länger mit! Ich bin doch nich‘ der Scheißefarmer vom Dienst! Sollen doch die Drecksgoblins die Arbeit machen!“, kratzte die Stimme des einen. Er hatte rote, strähnige Haare auf dem Kopf, die irgendwie fehl am Platze wirkten. Nicht so recht zugehörig zu seinem Eierkopf. Der andere schien zuzustimmen und nickte den schwabbeligen Kopf. Er war um einiges fetter, als sein Kumpan und bei jedem Schritt wabbelte es über seinen ledernden Gürtel, der viel zu eng saß. „Is’so! Ich find‘ auch. Ich bin hier um Menschenschädel zu spalten! Drecksmagier zu massakrieren. Das wurd‘ mir versproch’n! Un‘ nun? Zieh‘ ich hier den Karren aus dem Dreck!“, schnauzte er ebenfalls und sie grunzten einander in Einhelligkeit zu. Neri verstand keines der Worte und ihr blieb auch sonst der Sinn verborgen, denn die Sprache ließ sich nicht mal ableiten. Dennoch hatte sie den Weg über Zeit, ihr neustes Reisemittel genauer zu begutachten.

Der Wagen stank. Er stank sogar bestialisch und das lag an einem ganz einfachen Grund: Sie hatte sich einen Leichenwagen ausgesucht, für ihre Weiterreise. Sie konnte noch von Glück reden, dass dieser derzeit ‚unbewohnt‘ war, doch ganz offensichtlich, wurde dieser Wagen nicht gereinigt zwischen den Einsätzen. Deshalb stand er auch so weit ab vom Schuss, denn niemand wollte neben so etwas ruhen! Neri aber musste einsehen, dass der Wagen besudelt war, mit Körperflüssigkeiten und sie denen auch kaum entkommen konnte. Das Holpern und Rumpeln zeigte ihr zudem, dass es ein äußerst unbequemes Reisgefährt war. Zwar genossen ihre Füße die Erholung, doch wirklich komfortabel war das ewige Stoßen in ihr Fleisch und gegen ihre Knochen auch nicht. Doch so lange dauerte die Fahrt nicht, sodass sie ein letztes Rumpeln ertragen musste, als die Orks den Wagen abstellten. Die Geräuschkulisse veränderte sich maßgeblich. Eben noch das monotone Stapfen der schweren Orkfüße durch den Schnee, drangen jetzt Rufe, Rüstungsgeklapper und andere Geräusche an ihre empfindlichen Elfenohren. Irgendwo an ihrem Kopf in relativer Nähe brüllte gerade einer etwas in einer weiteren, fremden Sprache: „…und seht zu, dass das hier wegkommt! Ich will das in einer Stunde hier nicht mehr sehen!“. Diese Sprache klang ebenfalls eher düster und wenig einladend, ebenso wie die Tonlage des Sprechenden. Doch im Gegensatz zum Orkgebrabbel, hatte diese Sprache wenigstens so etwas wie eine Sprechmelodie. Es war jedenfalls nicht Krz’ner. Schritte näherten sich dem Wagen, entfernten sich dann aber wieder. Offenbar war jemand vorbeigegangen. Eines durfte Neri vermutlich schon verstehen, bevor sie die neugierige Nase aus der Plane reckte: Ihre Lage hatte sich nicht verbessert. Immer wieder kamen Schritte in Richtung ihrer Position, doch niemand schien den Wagen derzeit zu nutzen wollen. Sie hatte also die Chance, zumindest mal einen Blick zu riskieren. Was sie sah, würde sie vermutlich von ihrer wahnwitzigen Idee, leichtfüßig die Tore Zyranus‘ durchqueren zu können, sofort kurieren. Um sie herum gab es weiße Zelte über Zelte über Zelte. Es liefen Dunkelelfen umher in Rüstungen, mit und ohne Waffen und Helmen, verletzt und unverletzt. Auch Goblins gab es und manche waren menschlich mit Grandessanischen Wappen auf ihren Rüstungen. Neri hatte sich durch das Manöver direkt in die Höhle des Feindes begeben und würde so schnell nicht ungesehen irgendwohin gehen. Nun war es auch erst früh am Morgen. Das war vermutlich auch der Grund, weshalb bisher niemand den Wagen auch nur angesehen hatte. Offenbar waren eventuelle Kampfhandlungen zu erwarten, aber bisher noch nicht erfolgt. Wenn die tatsächlich ihre Toten mit dem Wagen transportierten, würde das sicher noch kommen. Nun aber zeigte sich tatsächlich mal eine Lücke. Keine Seele war weit und breit zu sehen oder zu hören. Ihre Chance! Sobald Neri die Plane verlassen würde, konnte sie sich vorerst ein kleines Bild ihrer tatsächlichen Umgebung machen: Direkt vor ihr, wenn sie von der Lade des Wagens herunterkäme, gab es ein Zelt. Die Plane war zugezogen und somit müsste sie lauschen und abwägen, ob sie das Zelt nutzen konnte, für eine erste Verschnaufpause. Links ihrer Position gab es drei Gruben, daneben Erdhaufen und Spaten. Vielleicht ausgehobene Gräber. Vielleicht auch eine Option. Oder aber sie wählte einen ganz eigenen Weg. Allerdings sollte sie sich beeilen und weise wählen, denn schon näherten sich wieder Schritte aus ihrem Rücken.
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Sonntag 16. Oktober 2022, 18:51

„…und seht zu, dass das hier wegkommt! Ich will das in einer Stunde hier nicht mehr sehen!“
Sie verstand die Worte nicht, aber die Sprache erinnerte sie ganz entfernt an ihre Muttersprache Lyrintha. Nur dass die gesprochenen Worte ziemlich dunkel und kalt klangen. Vermutlich hatte ein Dunkelelf sie gesprochen. Neriélle widerstand dem Drang, neugierig unter der Plane hervorzuschauen, aus Angst, dass jemand neben ihr stehen könnte, dem sie lieber nicht begegnen wollte. Sie verspürte gegenüber Dunkelelfen zwar nicht so eine grundlegende Abneigung, wie man von ihr erwarten würde. Aber sie vermutete, dass die Neutralität gegenüber ihrer Rasse nicht auf Gegenseitigkeit beruhte und man sie hier alles andere als gerne sah.

Erneut stieg ihr der bestialische Geruch in die Nase und sie musste ein Würgen unterdrücken. Der Geruch erinnerte sie an altes, verfaultes Fleisch. Sie dache viel zu viel darüber nach! Sie musste hier unbedingt raus. Lieber früher als später! Neriélle hatte seit einer Weile keine Geräusche mehr in ihrer unmittelbaren Umgebung gehört, deshalb steckte sie schnell die Nase aus der Plane, bevor der mickrige Inhalt ihres Magens den Weg nach draußen suchte.
Da waren Zelte, viele Zelte. Neri gab den Versuch auf, sie zu zählen. Da waren Dunkelelfen und Menschen, manche liefen zielgerichtet dahin, manche humpelten verletzt. Sie schaute zu Zyranus hinauf.. sie war so nah dran und doch wirkte die Magierstadt in diesem Augenblick soweit entfernt wie in den letzten Tagen nicht. Wie sollte sie die Stadt je sicher erreichen, wo es im Moment fast ausgeschlossen schien, auch nur das Zeltlager sicher hinter sich zu lassen. "Wie dumm kann man sein", dachte sie noch über sich selbst. Sie hätte lieber einen Bogen im Schutz des Schneegestöbers um das Lager herum machen sollen. Oder vielleicht erst gar nicht Shyána verlassen sollen? Ihr Blick fiel von der Stadt auf eine Gruppe kleiner Menschen.. oder Orkkinder? Sie wusste es nicht recht, denn als Goblin erkannte sie sie nicht. Sie huschten weit entfernt durch das Lager.

Trotz ihr Grübeleien blieben ihre Sinne geschärft und sie wartete natürlich nur darauf, diesen stinkenden Wagen zu verlassen. Als niemand zu sehen und zu hören war, suchte sie das Weite und für einen Moment war die Kälte eine wahre Erholung. Die klare Luft drang in ihre Lungen ein und nach ein paar Atemzügen verschwand die unterschwellige Übelkeit in ihrem Bauch. Ihr Blick fiel auf das Zelt direkt vor sich und dann auf die Gruben daneben. Sie musste nicht lange überlegen. Aus den Gruben würde sie schwer entkommen können, wenn das nötig war. Sie wirkten eher wie eine Falle auf sie als alles andere. Das Zelt hingegen suggerierte ihr Wärme. Dabei war es mit Sicherheit nicht sehr warm im Inneren, aber sicherlich wärmer als hier draußen! Daher schlich sie sich geduckt zu dem Zelt und legte ein Ohr an die weiße Plane. Sie hoffte, nichts zu hören und leise in das Zelt schleichen zu können, in dem sie sich klopfenden Herzens umsehen würde.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 19. Oktober 2022, 10:40

Nach der langen Reise hätte ihr die Ruhe, irgendwo einzukehren, sicherlich gutgetan. Die müden Glieder ein wenig aufzuwärmen und den Bauch mit einer leckeren Suppe zu füllen, war doch weitaus reizvoller, als sich nun zwischen undefinierbaren Körperflüssigkeiten und Orks wiederzufinden. Neriélle hatte Pech – das konnte man so sagen. Die kleine Reise führte sie auch nicht, wie vielleicht erhofft, durch das imposante Stadttor der Magierwelt, sondern direkt hinein in das Armeelager der Belagerung. Für einen Moment herrschte ein wenig Durcheinander und Neri brauchte Zeit, sich zu orientieren. Mehr Zeit unterhalb der schweren Plane, die sich wie eine drückende Last auf ihr ausbreitete. Die Luft wurde dünner, jedenfalls glaubte sie das, sodass sie sich schleunigst daranmachen wollte, diesen Wagen wieder zu verlassen. Für einen Moment musste sie noch abwarten, denn die Stimme mit der dunklen Sprache, schien nahe dem Wagen zu stehen. Er bellte offenbar Befehle, jedenfalls, wenn man die Intonation berücksichtigte und die Sprache selbst nicht verstand. Dann war endlich ihr Moment gekommen. Lauschend, ob die Luft rein wäre, fasste Neri sich ein Herz und kletterte behände unter der Plane hervor und von dem Wagen herunter. Ihr blieb gar nicht viel Zeit, so ohne Deckung, weshalb sie auch nur schnell das Zelt sowie die Gruben daneben erfasste und sich schleunigst für das Zelt entschied. Sie schlich eilig darauf zu, denn im Hintergrund hörte sie bereits wieder Schritte, die näher kamen. Dennoch wollte sie nicht einfach in ein Zelt stolpern und eventuell Gefahr laufen, gleich dem nächsten Ork in die Arme zu laufen. So lauschte sie. Drinnen schien alles ruhig zu sein. Keine Stimmen, keine Schritte oder sonstige Geräusche, die auf jemanden im Innern schließen ließen. Die Schritte außerhalb des Zeltes jedoch wurden lauter, also kamen sie auf sie zu. Dieses Mal hörte es sich auch nach mehr als einem Paar Füßen an. Neri`s Glück war es, dass sie, geschützt durch die Seiten des Zeltes, die Plane am Boden leicht anheben konnte, um sich darunter hin durchzuschlängeln. Sie brauchte also nicht ihre neugewonnene Deckung aufzugeben, um den Vordereingang des Zeltes zu benutzen. Unter ihren Füßen knarzte der Boden durch den frischen Schnee und sie spürte, dass er gefroren war. Offenbar herrschte bereits seit längerem die Zeit des Überganges, was man im Kapayu doch eher weniger deutlich beobachten konnte, auch wenn es dort kälter geworden war. Während die Schritte von schweren Füßen Neri dazu trieben, endlich ein neues Versteck aufzusuchen, fand sie im Innern des Zeltes alles leer vor.

Hier war es etwas dunkler, denn es brannte kein Fackelschein darin. In der Mitte des Zeltes gab es den Stützpfeiler, der die Decke oben hielt. Er war mit einigen Hieben in den frostigen Boden gerammt, um stabil zu sein. Das Zelt war geräumig und sie hatte genug Platz, um sich vernünftig aufzurichten und zu bewegen. Unweit des Stützpfeilers stand ein Holztisch. Darunter war der Boden längst nicht mehr so gefroren, wie noch draußen. Auch dort gab es Flüssigkeiten, die sich sammelten und einer näheren Untersuchung bedurften, wenn sie denn wissen wollte, worum es sich handelte. An den Seiten, außer dort, wo sie hindurchgeschlüpft war, gab es reichlich ramponierte Pritschen, allesamt unbelegt. Es gab keine Decken oder Kissen. Gemütlich war jedenfalls anders. Manche Pritschen hatten eine kleine Holzkiste unter sich, die allesamt nicht verschlossen waren. Es waren Kisten für ein Bisschen Hab und Gut, manche waren leer, in anderen fanden sich mal ein Dolch oder einige reichlich ramponierte Karten zum Spielen oder auch mal der ein oder andere Zahn, doch nichts von wert. Der Tisch in der Mitte wies oben wie unten ebenso schmierige Flüssigkeiten auf, die allesamt zu einer unappetitlichen, braunen Suppe vermengt waren. Teilweise getrocknet, teilweise frisch, lud er jedenfalls nicht dazu ein, ihn berühren zu wollen. Auf einem kleineren Tisch, neben dem großen, fanden sich allerhand Utensilien. Da gab es Zangen, Spritzen, Messer mit kantigen Schneiden, eine übergroße Säge und Verbandmaterial. Teilweise benutzt, teilweise einfach nur dreckig aufgrund der mangelnden Hygiene hier. Neri war offenbar in das Zelt des…. Arztes? Schlächters? des Lagers gestolpert. Was auch die Gruben neben dem Zelt erklärte – seine Arbeit schien nicht wirklich erfolgsversprechend zu sein. Draußen marschierten gerade einige Orks oder Grandessaner vorbei. Das einhellige Stampfen zeugte von Kämpfern, die sich offenbar im Verbund bewegten und vielleicht den Standort zu wechseln hatten. Den Göttern sei Dank, entfernten sie sich aber alsbald wieder. Sobald Neri ihren Atem und ihren Herzschlag etwas beruhigt hatte, könnte sie in einiger Entfernung, außerhalb des Zeltes, einige Stimmen hören, die sich gedämpft unterhielten. Auch knisterte irgendwo ein Feuer – herrlich warm, einladend und vielleicht etwas Essbares bratend? Das Wasser wollte einem – nun, vielleicht nicht unbedingt in diesem Zelt, aber so generell – im Mund zusammenlaufen. Essen… Wärme.
Wie schön diese Vorstellung war! Allerdings musste sich Neriélle überlegen, ob sie noch eine Weile ausharrte oder ob sie es wagte, sich vielleicht weiter im Lager zu bewegen? Wohin wollte sie überhaupt? Zyranus durch die Vordertür zu betreten, war utopisch – das war unter den gegebenen Umständen einfach nur Selbstmord. Doch was sonst? Sie war hier unter Feinden – zahlreichen Feinden.
Doch… Fühlte sie das eigentlich so? Immerhin waren es Dunkelelfen, Soldaten aus Grandessa, Goblins und Orks. Sämtliche Völker vereint, denen sie stets mit Missfallen zu begegnen hatte – jedenfalls laut ihrer Lehrer und Verwandten in Shyána Nelle. Dennoch, die Atmosphäre des Lagers war angespannt, doch gleichzeitig auch aufregend – oder nicht? Während ihrer Überlegungen, wie auch immer sie aussehen mochten, ertönten erneut Schritte vor dem Zelt. Dieses Mal aber kamen sie zügiger näher, schienen nur einem Träger zu gehören, der auch nicht schwer gerüstet schien. Jedenfalls klangen seine Schritte deutlich leichtfüßiger. „Ja – ja – ja! Ich schwöre, ich habe heute noch keinen verloren! Aber wenn das hier so weitergeht, dann brauchen die Zyraner gar nichts weiter zu machen als sich auf ihre arroganten Ärsche zu setzen und abzuwarten! Dann krepieren wir hier nämlich allesamt!“, schnauzte eine männliche Stimme los und schon wurde die Zeltplane zurückgeworfen und ein Mensch betrat, sich mit einem Lappen die Finger abwischend, das Zelt des ‚Arztes‘. „Vermaledeites Pack!“, murrte er noch und ließ die Plane wieder zurück gleiten. Gefangen – gefangen war Neri nun mit ihm, denn er versperrte mit seinem durchaus großen und muskulösen Körper den direkten Ausgang. Ob sich Neri versteckt hatte oder nicht, er schien derweil noch keine Notiz von ihr genommen zu haben. Er war damit beschäftigt, sich irgendwelchen Dreck mit verzogener Miene von den Händen kratzen zu wollen. Er hatte schwarzes Haar, das ihm leicht strähnig und länger ins Gesicht fiel. Zudem besaß er recht blasse Haut und seine Kleidung war aus Leder beschaffen. Er trug eine weiße – oder besser, einst weiße – Schürze, die er sich vor seine Brust gebunden hatte und die zahlreiche Flecken auswies. Darunter trug er dunkle, purpurne Kleidung mit goldenen Applikationen, die auch schon bessere Zeiten genossen hatte. An einem Arm trug er eine Binde mit einem roten Kreuz. Ganz offenbar, war der Arzt in sein Arbeitszelt zurückgekehrt.
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Donnerstag 20. Oktober 2022, 17:16

Neriélle schlängelte sich über den gefrorenen Boden in das Zelt hinein und schaute sich vorsichtig um. Der erste Blick galt möglichen Feinden, aber erleichtert stellte sie fest, dass die Luft rein war. Unbewusst hatte sie den Atem angehalten und stieß ihn nun aus. Sie setzte sich auf die am nächsten stehende Pritsche und ließ den Blick durch das Zelt schweifen. Es war dunkler hier als draußen und nicht unbedingt wärmer, aber zumindest wehte ihr der kalte Wind nicht mehr so um die spitzen Ohren und langsam kam wieder Gefühl in die Finger- und Zehenspitzen. Ihr Blick huschte über die Pritschen und Kisten darunter, dann hinauf zu dem Stützpfeiler, der die Zeltplane oben hielt. Sie stand auf, um den Holztisch genauer zu inspizieren und rümpfte die Nase. Hier roch es nach Krankheiten und Blut.. der Anblick der getrockneten bräunlichen Flüssigkeiten auf dem Tisch und an seinen Seiten schien ihren Eindruck zu bestätigen. Der Anblick verdarb ihr den Appetit, was vielleicht ganz gut war, denn sie würde wohl noch eine Weile auf eine warme Mahlzeit warten müssen. Dann fiel ihr Blick auf die Zangen, Messer und anderen fragwürdigen Werkzeugen sowie das Verbandsmaterial neben dem großen Tisch. Die Sachen erinnerten sie ganz ganz schwach an die Heiler aus Shyána und sie vermutete, dass das hier das Zelt des Arztes war.

Draußen hörte sie das dunkle Volk marschieren, gedämpfte Gespräche und von irgendwo her drang das Knistern eines Feuers an ihre Ohren. Wie gerne sie jetzt dort säße, alleine natürlich, ohne all die fragwürdigen Gestalten mit ihren fragwürdigen Absichten. Einfach nur sie, das Feuer, das ihren Körper wärmte, und ein kräftiger Eintopf. Ihr Magen zog sich bei der Vorstellung zusammen und knurrte erwartungsvoll. Sie konnte wirklich etwas zu essen gebrauchen.. sie schaute sich noch einmal den Holztisch mit seinen brauen, getrockneten Details an. Es funktionierte, der Hunger rückte in den Hintergrund..

Neriélle hatte sich so in ihrem kurzen Tagtraum von einer gemütlichen Rast verloren, dass sie die Schritte zu spät hörte. Die Zeltplane wurde zurück geschlagen und mit aufgerissenen Augen blickte sie auf einen Menschen, der das Zelt betrat. Für einen Moment glaubte sie, dass ihr Herz vor Schreck stehen geblieben war. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, auf der Suche nach Waffen, aber sie sah keine. Aber er war groß und muskulös, er würde wohl keine Waffen benötigen, um sie gefangen zu nehmen, schoss es ihr durch den Kopf und ein Schauer erfasste sie. Sie rechnete damit, dass er sie jeden Moment sehen und verraten würde. Doch offenbar hatte er sie noch nicht registriert. Ihre Augen musterten seine Kleidung und blieben am Ende auf der Binde an seinem Oberarm hängen. Das war also der Arzt. Reglos stand sie da, nur ihre Augen bewegten sich ruhelos. Würde sie sich jetzt ein Versteck suchen und hektisch durch das Zelt eilen, wäre das sicherlich mehr als auffällig und ziemlich lächerlich.

In Neriélles Kopf ratterte es innerhalb von Sekunden. Sich verstecken war keine Möglichkeit mehr. Und hieß es nicht: Angriff war die beste Verteidigung? Neriélle nahm einen tiefen Atemzug und fasste sich ein Herz. "Verzeihung.." Es war merkwürdig, plötzlich ihre eigene Stimme zu hören, die etwas kratzig klang. Sie war die letzten Wochen alleine unterwegs gewesen und war es gar nicht mehr gewöhnt, die eigene Stimme zu hören, denn so gerne führte sie Monologe auch wieder nicht. Die Elfe räusperte sich und senkte kurz den Blick. Mochte der Arzt es als eine Art Entschuldigung für die Störung oder gar als Zollen des Respekts deuten. Neriélle wollte nur nicht, dass er ihre Unsicherheit in ihrer Mine ablesen konnte. "Man sagte mir, ich solle Euch hier helfen." Es kostete sie jede Mühe, die Worte so leicht klingen zu lassen, wie sie ihr über die Lippen kamen. Ihre Zunge fühlte sich bleiernd an. Ihr Herz klopfte aufgeregt gegen ihren Brustkorb. Reiß dich zusammen. Die Hände nervös zu Fäusten geballt, pieksten die Fingerspitzen in ihre Handinnenflächen und mahnten sie zur Konzentration. Der Blick der Elfe hob sich und sie schaute den Arzt aus den goldenen Augen an, in dem Versuch, all ihre Selbstsicherheit aus dem tiefsten Inneren hervor zu holen und nach außen zu tragen. Sie versuchte ruhig zu bleiben und so entspannt wie möglich zu wirken. In dem Lager hatten sich vermutlich die unterschiedlichsten Völker mit verschiedensten Gründen, dem Heer beizutreten, versammelt. Vielleicht hatte sie Glück und man würde ihr Hiersein gar nicht weiter in Frage stellen? Vielleicht sah er in ihr nur eine willkommene Hilfe, die die Drecksarbeit machen könnte. Darauf hoffte sie zumindest, auf irgendeine Aufgabe, die sie raus aus dem Zelt und eventuell sogar raus aus dem Lager führen würde. Dann würde sie sich überlegen müssen, ob sie noch nach Zyranus wollte - oder dem Heer lieber den Rücken kehrte und weiter gen Westen reiste. Ihr oberstes Ziel war es, erst einmal heil das Lager hinter sich zu lassen. Alles weitere würde sie dann sehen.

Noch immer stand Neri neben dem Holztisch und wartete angespannt auf die Reaktion des Menschen. Aus dem Augenwinkel schaute sie kurz auf die Werkzeuge. Sie müsste nur die Hand ausstrecken und nach dem Messer greifen. Sie war bereit, sich zu verteidigen, wenn es sein musste. Jede Faser ihres Körpers war angespannt, in Erwartung seiner Reaktion. Die Zeit schien für einen Moment still zu stehen, bis das Knurren ihres leeren Magens die Stille durchdrang.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. Oktober 2022, 21:35

Es waren bekanntlich die kleinen Dinge, über die man sich zu freuen lernte, wenn man sie nur noch selten hatte. So war die Windstille willkommen, ebenso wie die vermeintliche Wärme, die das Zelt ihr bescherte. Dass Neri hier ebenso fror, wie draußen vor dem Zelt, das schob sie gekonnt beiseite. Es brachte ihr auch nichts, jetzt noch darüber nachzudenken. Es würde nur dazu führen, dass sie sich noch mehr nach dem warmen Feuer sehnte, das dort draußen irgendwo knackend auf sie wartete. Jedenfalls in einer besseren Welt. So jedoch hatte Neriélle Zeit, sich darüber klarzuwerden, wo sie sich befand. Es war offenkundig ein Zelt für den Lagerarzt. Oder zumindest sollte es so aussehen, denn die Heiler in Shyána Nelle würden beleidigt die Unterlippen vorschieben, wenn sie das vor ihnen als Heilerzelt bezeichnen würde! Es war dreckig, es war dunkel, klamm und kalt. Nichts deutete hier daraufhin, dass man hier gut genesen könnte. Neri aber hielt derweil Zwiesprache mit ihrem Magen, anstatt auf die Umgebung zu achten, sodass sie tatsächlich verpasste, wie sich dem Zelt schnelle Schritte näherten. Und noch bevor sie überhaupt ihren Beinen das Signal geben konnte, sich mit einem Hechtsprung irgendwo in Sicherheit zu bringen, stand sie auch schon einem großen, muskulösem Menschen gegenüber. Der sie gar nicht wahrgenommen hatte und eher fluchte. Für einen Moment standen beide seelenruhig voreinander und zumindest einer von ihnen, wusste es nicht mal. Doch Neri spürte ihre Anspannung und verwarf die kurz aufblitzenden Gedanken, jetzt noch ein Versteck suchen zu wollen. Es wäre wohl sehr erheiternd gewesen, das zu sehen! Allerdings gab es nun wirklich bessere Orte, um ein wenig Schabernack zu treiben. Hier musste sie mitunter um ihre Haut fürchten… So wählte Neri etwas, was man vermutlich die Flucht nach vorn nannte: "Verzeihung..", sprach sie krächzend aus und stellte fest, dass sie ein wenig eingerostet war.
Doch das machte nichts, denn allein der Klang reichte schon aus, dass der Mensch in sich zusammenfuhr und das dreckige Tuch in seinen Händen hochwarf, vor lauter Schreck und die Hände, zu Fäusten geballt nach vorn streckte, um sich augenblicklich zu verteidigen. „Wer da?!“, bellte er mit tiefer Stimme und suchte nach dem Verursacher. "Man sagte mir, ich solle Euch hier helfen.", ging Neri noch einen Schritt weiter und hatte binnen Sekunden die volle Aufmerksamkeit des Mannes. Er starrte die Elfe in seinem Zelt an. Die Fäuste ihr entgegengereckt, um ja klarzumachen, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war. „Was zum dreibeinigen Ochsen treibst du hier?!“, fuhr er sie grimmig an und ließ seinen Blick einmal ihre Gestalt rauf und runter wandern. „Du halbe Portion, sollst mir helfen?“, hakte er misstrauisch nach und lockerte allmählig seine Haltung etwas, da sie offenbar keine Anstalten machte, ihn anzugreifen. „Bist du überhaupt…“, begann er und hob eine Augenbraue. „Nä!“, verneinte er selbst und winkte in ihre Richtung ab. „Seit wann finden sich denn solche wie du hier ein?!“, wollte er weiter wissen und schnaubte. Er hatte seine Verteidigungshaltung aufgegeben und schien sich durch Neri nicht bedroht zu fühlen.

Im Gegenteil, er trat wieder zurück zum Eingang und klaubte das Tuch auf. Dann wandte er sich um und trat an den Tisch heran. „Wenn du mich für dumm verkaufen willst, sags gleich, dann sparen wir uns allen hier ‚ne Menge Zeit!“, murrte er, ohne sie anzusehen. Mehr noch, er ging einfach seinem Handwerk nach. Nun, nicht direkt, denn Patienten gab es derweil nicht, doch er griff nach den Werkzeugen und räumte sie allesamt in eine kleine Schale mit Wasser. Sofort färbte sich dieses eklig bräunlich, während sich die getrockneten Partikel etwas lösten. Damit nahm er ihr aber auch die Möglichkeit zur Verteidigung. Clever oder Zufall? „Haste dich verlaufen?“, wollte er wissen und schnaubte abermals. Ein Grinsen zeigte sich und machte deutlich, dass er Neri nicht unbedingt zutraute, dass sie wahrlich hier kämpfte. Allerdings schien er auch nicht daran interessiert zu sein, ihr jetzt Schwierigkeiten zu machen. Er duldete ihr Erscheinen, auch wenn er gewiss nicht einfach zulassen würde, dass sie nun zur Vordertür hinausspazierte. Erneut knurrte mit einem Mal der Magen der Elfe. Der grummelige Arzt schaute auf und musterte sie direkt aus dunklen Augen. Sie wirkten fast schwarz. „Bist du etwa `n Landstreicher?! Hör mal, hier gibt’s keine Almosen! Kannste gleich vergessen.“, machte er deutlich und schüttelte die dunkle Mähne, die in seinem Nacken mit einem Zopfband gehalten wurde. „Sobald du dieses Zelt verlässt, bist du Kanonenfutter.“, sprach er weiter, als hätten sie bereits Freundschaft geschlossen. Wobei er nicht sonderlich betroffen wirkte, bei dem düster gezeichneten Schicksal. Dann hob er den Kopf und stützte sich mit beiden Händen auf seinem Tisch auf. „Also – Elfe. Wie gedenkst du nun fortzufahren? Hm? Stehst hier in meinem Zelt und …. Was? Was nun? Dass dich jemand geschickt hat, kauf ich dir nicht ab. Das wüsste ich. Außerdem interessiert sich keiner da draußen für mein Dilemma hier!“, motzte er noch mal lauthals los und richtete sich etwas zum Eingang aus, als ob da draußen jemand stünde, der es hören und den es interessieren könnte. Was zum Geier sollte das alles? War er nun Freund oder Feind? Oder war ihm das alles schlichtweg egal? So ganz zu durchschauen, war das alles nicht. Aber vorerst wollte er sie nicht töten – war doch schon mal ein Anfang!
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Freitag 21. Oktober 2022, 14:30

Erschrocken zuckte wiederum Neriélle zusammen, als der Arzt vor ihr vor Schreck die Hände in die Höhe riss. Wäre sie nicht so ein Wagnis eingegangen, die Flucht nach vorne zu suchen, und wäre ihr diese Situation mit einem guten Freund passiert, wäre sie wahrscheinlich in schallendes Gelächter ausgebrochen, weil es so absurd aussehen musste, wie sich einer vor den jeweils anderen erschreckte. Sie hatte einfach nicht mit solch einer ausufernden Reaktion gerechnet. Als er die Hände zu Fäuste ballte, hob Neri beschwichtigend und abwehrend zugleich die Hände und hielt die Handflächen vor der Brust, dem Menschen entgegen. Sie würde ihm nichts tun, so lange er ihr nichts tat. Und wenn er jetzt hysterisch werden und herum schreien würde, würde es ihre Lage mitnichten verbessern. Nach ein paar Flüchen schien der Mensch jedoch langsam zu Sinnen zu kommen. Immerhin holte er nicht sofort zum Schlag aus oder rief um Hilfe, um die fremde Elfe in seinem Zelt abführen zu lassen. Angespannt ließ sie seinen musternden Blick und seine, ihre Gestalt kommentierende, Worte über sich ergehen. Halbe Portion? Na sag mal, wäre es fast aus ihr herausgeplatzt. Er war zwar groß und breit, aber laut Erzählungen war sie sicher größer als die meisten Frauen seiner Rasse. Dennoch schloss sie den halb geöffneten Mund wieder und biss sich schweigend auf die Unterlippe, um nicht zu vorlaut zu werden, schließlich war sie auf ihn und seine Verschwiegenheit angewiesen.

Im Moment war er jedoch alles, nur nicht schweigsam. Sie beobachtete ihn stumm, aber verfolgte jede seiner Bewegungen ganz genau.
„Wenn du mich für dumm verkaufen willst, sags gleich, dann sparen wir uns allen hier ‚ne Menge Zeit!“ Er war klüger als sie angenommen hatte. Sie verspürte eine leichte Enttäuschung, dass er ihre Lüge so schnell aufgedeckt hatte. Darin musste sie also noch besser werden. Gleichzeitig hatte sie aufgrund seiner lockeren Worten fast das Bedürfnis, das Angebot anzunehmen und ihm einfach zu erzählen, auf welche unbeabsichtigte Weise sie in sein Zelt gelangt war. Vermutlich war ihm genauso wie ihr klar, dass er Recht mit seinen Worten hatte. Er löcherte sie mit Fragen, was ihr noch etwas Zeit gab, zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Im Moment schien keinerlei Gefahr von ihm auszugehen. Ganz im Gegenteil, kam er näher an sie heran und begann, die schmutzigen Werkzeuge zu säubern. Neri gewann mehr und mehr den Eindruck, dass man ihn nicht unterschätzen dürfte. Er nahm das Messer sicher nicht ganz ohne Hintergedanken aus ihrer unmittelbaren Nähe. Neriélles Mundwinkel zuckte kurz in die Höhe und erzeugte ein anerkennendes Schmunzeln.

Sie hatte nicht erwartet, dass er so auf sie reagieren würde, dass er sie direkt durchschaute und dennoch mit ihr plauderte, fast als wäre sie eine Freundin. „Haste dich verlaufen?“, wollte er wissen. Erst schüttelte sie den Kopf, doch dann zuckte sie fast hilflos mit den Schultern. "Nunja.." Wie sollte sie es erklären? Sie war genau dort, wo sie hin wollte - vor den Mauern Zyranus'. Doch in dieses Lager hier war sie völlig unbeabsichtigt und vielleicht auch unnötig hinein gestolpert. Die Frage war nur, wie sie hier wieder herauskommen sollte? Während sie noch nach einer genaueren Antwort suchte, sprach er ungeachtet einfach weiter. Vermutlich hatte er schon beschlossen, dass er ihr im Moment eh kein Wort glauben konnte. Sie konnte es ihm nicht verübeln, war sie sich doch selbst gerade nicht sicher, wie schlau es war, die Wahrheit zu sagen. Sie hielt seinem Blick aus den dunklen Augen stand und auch wenn seine inzwischen lockere Mimik und Gestik etwas Anspannung von ihr nahm, blieb sie sicherheitshalber auf der Hut. Sie vermutete zwar nicht, dass er nur so freundlich tat, um sie dann den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.. doch hier war sich vermutlich jeder selbst am nächsten. Daher wollte sie auch nichts Dummes anstellen und ihn womöglich noch verärgern.

„Bist du etwa `n Landstreicher?! Hör mal, hier gibt’s keine Almosen! Kannste gleich vergessen. Sobald du dieses Zelt verlässt, bist du Kanonenfutter.“ Das waren ja wunderbare Aussichten. Ihr Blick fiel an ihm vorbei auf die Zeltplane hinter ihm. "Danke für die Warnung", murmelte sie trocken, ehe sie zurück zu ihrem Gegenüber schaute.
„Also – Elfe. Wie gedenkst du nun fortzufahren? Hm? Stehst hier in meinem Zelt und …. Was? Was nun? Dass dich jemand geschickt hat, kauf ich dir nicht ab. Das wüsste ich. Außerdem interessiert sich keiner da draußen für mein Dilemma hier!“

"Tut mir leid, dass ich einfach so in euer Zelt geplatzt bin und Euch Eure Zeit raube", antwortete sie endlich, nachdem er sie nun direkt zur Rede stellte. "Ich habe meine Heimat verlassen und war auf dem Weg nach Westen, um die Welt zu erkunden. Von diesem Zeltlager wusste ich nichts." Sie hatte beschlossen, ihm zu verheimlichen, dass sie eigentlich auf dem Weg nach Zyranus gewesen war. Sie belagerten offensichtlich die Stadt und würde es sie dann nicht direkt zu seiner Feindin machen? Nein, sie brauchte ihn, zumindest als schweigenden Verbündeten. Sie wollte wirklich nicht als Kanonenfutter für Dunkelelfen und Orks enden, dachte sie schaudernd. Dafür hatte sie Shyána Nelle wirklich nicht verlassen. "Ich bin in den Schneesturm geraten und habe die Orks gesehen und bin dann vielleicht etwas.. in Panik geraten", druckste sie herum und wirkte in diesem Moment fast unbedarft. Zumindest das entsprach der Wahrheit, das merkte man ihr an. "Ich bin dann irgendwie vor Eurer Zelt gelangt und wollte hier Schutz suchen..", schloss sie ehrlich und verlagerte das Gewicht auf das andere Bein. Es fühlte sich seltsam an, mit diesem völlig Fremden unter diesen Umständen zu plaudern. Aber was hatte sie für eine Wahl? Gleichzeitig lenkte es sie von seinen vorherigen Worten ab, aber nicht lange. "Was wollt ihr eigentlich hier?", stellte die Neugierde in ihr die Frage, die ihr auf der Zunge brannte, bevor ihr Kopf darüber nachdenken konnte. Und damit meinte sie nicht ihn im Speziellen, sondern die Armee im Allgemeinen. Sie hatte keinerlei Ahnung von dem Krieg, den das Dunkle Volk führte. Die anderen hätten sie sicherlich davon abgehalten, die abgeschiedene Talsenke zu verlassen, wenn sie gewusst hätten, dass auf Neris Weg ein Krieg entbrannt war. Auf den Menschen musste sie aufgrund dieses Umstandes ganz schön naiv wirken. "Denkt Ihr..", sie überlegte kurz, wie sie es formulieren sollte, ".. dass ich Euch irgendwie behilflich sein könnte und als Gegenleistung helft Ihr mir, hier zu verschwinden und keiner erfährt je, dass ich hier gewesen war?" Fragend hob sie eine Augenbraue und hoffte, auf dem direkten Weg die besten Chancen auszuhandeln. Sie besaß nichts von Wert, das sie ihm anbieten konnte. Sie hoffte, dass er dennoch auf ihr Angebot eingehen würde. Schließlich war sie nicht zum Plaudern hier, sondern wollte schnellstens wieder verschwinden.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. Oktober 2022, 20:31

Unter anderen Umständen hätte es wirklich eine witzige Situation geben können. Doch Krieg war nicht dafür gemacht, dass ein jeder mit lockerem Humor aufwartete. Und so verkniff sich Neriélle das Auflachen, ebenso wie es vielleicht der Arzt tat. Der jedoch wagte zumindest nicht ganz so sorglos mit der Situation umzugehen, sondern präsentierte der Elfe seine Abwehrhaltung. So hatten beide Parteien ein wenig Zeit, sich den jeweils anderen näher zu betrachten. Beim Arzt löste das zumindest aus, dass er in ihr kaum eine größere Gefahr sah, auch wenn er sie sicher nicht unterschätzte. Neri allerdings durfte feststellen, dass er ungefähr genau so groß sein dürfte wie sie. Und mindestens doppelt so breit. Sie tat gut daran, sich vorerst auf Abstand zu halten und den Mann kein Futter für sein angespanntes Nervenkostüm zu liefern. Nach und nach ebbte aber auch bei ihm diese Anspannung ab und er zog die Fäuste langsam wieder zurück. Ganz offensichtlich war Neri nicht daran gelegen, sich mit ihm körperlich anzulegen. Also bombardierte er sie mit allerhand Fragen und eher weniger schmeichelnden Worten. Der Mensch ging sogar so weit, seine Tätigkeit nebenbei zu verrichten. War das nun Berechnung oder mangelnde Ernsthaftigkeit was ihre Person und Fähigkeiten anging? Jedenfalls konnte die Shyáner feststellen, dass es sie durchaus enttäuschte, dass er sie so schnell durchschaute. War sie so leicht zu lesen? Der Arzt räumte derweil die Utensilien ein und entzog ihr damit auch die Möglichkeit, sich schnell eine kleine Waffe zu besorgen, wenn er es sich doch noch anders überlegen würde. Dumm war er jedenfalls nicht! Aber sie äußerst schweigsam, weshalb er sich bemüßigt fühlte, weiterzusprechen. „Redest wohl nich‘ viel, was?“, kommentierte er ihr Schweigen zwischendurch und sabbelte trotzdem einfach weiter.

Doch dann wurde sie endlich etwas mutiger oder einfach gesprächiger. Der Arzt sah auf, als sie zu sprechen begann: "Tut mir leid, dass ich einfach so in euer Zelt geplatzt bin und Euch Eure Zeit raube. Ich habe meine Heimat verlassen und war auf dem Weg nach Westen, um die Welt zu erkunden. Von diesem Zeltlager wusste ich nichts. Ich bin in den Schneesturm geraten und habe die Orks gesehen und bin dann vielleicht etwas.. in Panik geraten. Ich bin dann irgendwie vor Eurer Zelt gelangt und wollte hier Schutz suchen.." Er hörte zu und unterbrach sie nicht. Wenigstens hatte er Manieren. Doch dann zog er tief aus seiner Kehle einen Schleimpfropf hoch und spuckte ihn treffsicher in eine kleine Bettpfanne, schräg hinter sich. „Aha.“, meinte er wenig aussagekräftig. Der breite Mann griff sich die Schüssel und hob sie an. Er hob eine Augenbraue und blinzelte nichtverstehend, bei ihrer nächsten Frage. "Was wollt ihr eigentlich hier?“ Für einen Moment sah es so aus, als würde er ernsthaft denken, sie fragte ihn persönlich, doch dann schien sich sein Hirn doch noch umzuentscheiden. „Was glaubste wohl, Mädchen? Wir sind hier nicht zum Freundschaften schließen.“, grunzte er und schüttelte den Kopf. „Was wir hier woll’n.“, wiederholte er schnaubend. „Hab‘ schon gehört, dass ihr da aus Shyáná Dingsbums bisschen langsam seid.“, feixte er sie an und zog noch mal die Nase hoch. Es war wirklich schweinekalt. Die Bemerkung über ihre Heimat war sicherlich nicht sehr nett und doch… Doch war Shyána nach wie vor ein sicherer Ort, das musste Neri bestätigen. Denn von Krieg oder gar einem Umbruch im Gefüge Celcia’s, hatte sie bisher nichts gehört. Doch konnte das sein? Konnte es wirklich sein, dass die Königin nichts dergleichen wusste? Oder wusste nur einfach ihr Volk nichts…? Der Arzt wuchtete den Bottich mit den Utensilien für seine Arbeit vor seine breite Brust. Denkt Ihr... dass ich Euch irgendwie behilflich sein könnte und als Gegenleistung helft Ihr mir, hier zu verschwinden und keiner erfährt je, dass ich hier gewesen war?", schlug sie einen Handel vor und der Arzt drehte den Kopf. „Glaub mir Mädchen, hier kommt keiner mehr raus. Und schon gar nicht ungesehen. Aber wenns dich beruhigt – von mir erfährt keiner was. Ist mir doch egal, was du hier willst und wieso du hier rumschleichst. Nur nicht in meinem Zelt!“, schnarrte er. Dann ging er ein paar Schritte in Richtung Ausgang und blieb noch mal stehen. Er wandte sich ihr wieder zu, nickte mit dem Kinn in Richtung Bettpfannen. „Nimm die da und komm mit.“, meinte er und Neri durfte feststellen, dass diese Bettpfanne noch gut gefüllt mit beißendem Urin war. „Wenn du Glück hast, fragt keiner. Wenn doch… Pech.“, meinte er und machte deutlich, dass er nicht für ihre Sicherheit zuständig wäre. Aber es wäre eine Möglichkeit, sich ein wenig im Lager zu bewegen. Und wer weiß, vielleicht war der Arzt nicht so herzlos, wie er nun schien. Oder aber genau das – ihre Entscheidung. Sobald sie allerdings das Zelt verlassen würde, empfing sie wieder die Geräuschkulisse des Lagers. Und die eisige Kälte, die in Form des Windes durchaus klirrend zu beschreiben war. Der Arzt stiefelte mit seinem Bottich weiter, ohne sich noch mal nach Neri umzusehen. Entweder folgte sie ihm oder eben nicht. Er hatte wirklich viel Arbeit und keine Zeit, um auf ihre Befindlichkeiten zu achten. Vor dem Zelt war niemand sonst zu sehen doch nur ein Blick nach links zeigte noch mal das gesamte Ausmaß des Lagers. Zeltreihen an Zeltreihen bildeten lange Korridore. Hier und dort prasselten Feuer, saßen bewaffnete oder mit leichter - beziehungsweise - schwerer Rüstung gekleidete Orks, Dunkelelfen und Menschen. Hier und dort konnte Neri einige Männer und Frauen in Roben erkennen, die ansonsten keine weiteren Rüstungen zu tragen schienen. Hinter ihr, prunkte die massive Mauer Zyranus' und dahinter konnte sie einige Zinnen der Stadt erkennen. Allerdings wiesen die Mauern oder Türme keinerlei Risse auf. Offenbar, hatte man noch nicht angegriffen. Oder gab es einen anderen Grund für die Unversehrtheit? Neri konnte es nicht ergründen und musste aufpassen, sollte sie gefolgt sein, dass sie den Anschluss nicht verpasste.
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Montag 24. Oktober 2022, 09:33

Was glaubste wohl, Mädchen? Wir sind hier nicht zum Freundschaften schließen.“
Sie verzog kurz das Gesicht. Einerseits war es ihr sehr unangenehm, ihr Unwissen so deutlich gemacht zu haben. Anderseits war sie enttäuscht, dass der Arzt nicht näher darauf einging, was hier vor sich ging, um sie aufzuklären. Sie hatte gehofft, etwas mehr über die generelle Situation zu erfahren. Hierfür fehlte ihr nämlich die Vorstellungskraft. Aber das sollte noch kommen..
„Hab‘ schon gehört, dass ihr da aus Shyáná Dingsbums bisschen langsam seid.“
Jetzt verfinsterte sich ihr Blick etwas, aber sie hielt sich dennoch zurück. Jetzt war nicht die Zeit für falschen Stolz und dafür, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Denn im Grunde hatte er ja zumindest mit seiner Kernaussage recht. Niemand aus ihrer Familie, von ihren Freunden oder Bekannten hatte ihr etwas von diesem Krieg erzählt. Es war eine Sache, zurückliegende Kriegslegenden erzählt zu bekommen, und eine völlig andere, nun am Rande eines Krieges zu stehen und Gefahr zu laufen, mit hinein gezogen zu werden.
„Glaub mir Mädchen, hier kommt keiner mehr raus. Und schon gar nicht ungesehen. Aber wenns dich beruhigt – von mir erfährt keiner was. Ist mir doch egal, was du hier willst und wieso du hier rumschleichst. Nur nicht in meinem Zelt!“
Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als er ihre Vorstellung, hier ungesehen wieder zu verschwinden, so schnell zunichte machte. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus. War es kälter geworden? Doch die Gänsehaut war nicht nur von der Kälte getrieben. Die Angst trat wieder in den Vordergrund, die durch das fast zu lockere Gespräch mit dem Menschen in den Hintergrund gerückt worden war. Das Gespräch mit dem Arzt hatte sie eine Weile von der Gesamtsituation ablenken können, doch er hatte es nun sehr deutlich gesagt: sie war unerwünscht in seinem Zelt. Jetzt warf er sie sicherlich hinaus, dachte sie noch als er gen Ausgang schritt.

„Nimm die da und komm mit.“ Ihr Blick folgte seinem zu der Bettpfanne. „Wenn du Glück hast, fragt keiner. Wenn doch… Pech.“
Freunde würden sie keine werden, das stand fest. Aber sie war ja auch nicht hier hergekommen, um Freundschaften zu schließen. Sie stellte fest, dass ihre Gedanken in die gleiche Richtung gingen, wie seine Worte zuvor. Auch das Heer war nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Nicht mit Zyranus und nicht mit einer Elfe wie ihr. Für einen Moment starrte sie die Bettpfanne an, während ihre Gedanken kreisten. Was würde sie außerhalb von diesem Zelt erwarten? Von weiteren Zelten abgesehen.. Unwohlsein stieg in ihr auf. Angst vor dem Ungewissen. Aber es gab keine andere Möglichkeit.
Der Arzt hatte das Zelt bereits verlassen. Er hatte deutlich gemacht, dass ihm ihr Schicksal egal war, aber seine Nähe gab ihr im Moment wenigstens einen kleinen Funken Sicherheit. Seine Gleichgültigkeit war ihr lieber als wenn er sie als Eindringling sah, der gefangen genommen werden musste. Eine bessere Chance würde sich so schnell nicht ergeben und wer wusste, an wen sie geraten würde, wenn sie ihm nicht folgte.
Sie seufzte kurz, schnappte sich die Bettpfanne und hustete just los, als ihr der beißende Geruch des Inhaltes in die Nase stieg. Am liebsten hätte sie die warme Pfanne direkt wieder losgelassen, als ihr klar wurde, dass deren Inhalt noch frisch war. Aber jetzt war keine Zeit für falsche Scheu.

Neriélle schlug die Zeltplane zurück und musste kurz nach dem Arzt Ausschau halten, um den Anschluss nicht zu verlieren. Dann sah sie seine breite Gestalt und die schwarzen strähnigen Haare und eilte mit raschen Schritten hinter ihm her. Während sie ihm folgte, schweifte der Blick aus den goldenen Augen über die Zeltstadt, über die prasselnden Feuer, Männer, Frauen, Orks, Menschen und Dunkelelfen. Vor allem auf letztere blieb ihr Blick immer etwas länger ruhen. Neugierig und staunend. Sie hatte noch nie Dunkelelfen gesehen und das Unbekannte weckte in ihr Angst, aber eben auch die Neugierde. Die Kälte umfing sie erbarmungslos und sie war plötzlich froh, dass wenigstens ihre Finger etwas Warmes berührten, auch wenn sie nicht lange darüber nachdenken dürfte, damit ihr nicht schlecht wurde. Die Bettpfanne würde ihr wenigstens einen Anflug von Tarnung gewähren, wenn man sie für eine unbedeutende Hilfskraft halten würde.. mit violetten Haaren, goldenen Augen und ausgestattet mit Pfeil und Elfenbogen. Neri verließ plötzlich der Mut und sie war sich nicht mehr so sicher, wie unauffällig ihre Erscheinung hier war. Umso wichtiger war es, den Abstand zum Arzt zu verringern. Also beschleunigte sie ihre Schritte noch ein wenig, straffte sie Schultern und reckte das Kinn in die Höhe, um selbstbewusst zu wirken und so als wäre sie ganz selbstverständlich ein Teil von diesem Zeltlager.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. Oktober 2022, 10:34

Nein, zum Freundschaften schließen wäre das gewiss der falsche Ort. Neri brauchte Verbündete, aber eben nicht solche, auf die man sich ein Leben lang verlassen könnte. Es musste ein Pakt geschlossen werden, ein Geben und Nehmen, bis der Handel perfekt wäre. Allerdings schien der Arzt daran wenig Interesse zu haben. Ihre Frage, ob sie ihm helfen könne, um sich dann irgendwann aus dem Staub zu machen, ließ er recht hoffnungslos zurück. Ebenso ihre Neugierde, was genau hier eigentlich vor sich ging. Der Mann war offenbar nicht daran interessiert, ihr gleich den hübschen Hals zu brechen, doch viel mehr wollte er dann auch nicht helfen. Reichte ja auch- vorerst. Jetzt aber machte er deutlich, dass er sie nicht in seinem Zelt dulden würde. Mit einer frisch und vor allem gut gefüllten Bettpfanne, musste Neri über ihren Schatten springen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Der Arzt schritt forsch voran und sie musste aufpassen, nichts von der miefenden Wärme in ihrer Hand zu verschütten. So wie es stank, würde an Ort und Stelle wohl so schnell nichts mehr wachsen. Ungeachtet des Winters. Rings um Neri herum, kamen wieder die Geräusche des Heerlagers auf. Überall waren Bewaffnete zu sehen, die sich ums Feuer scharrten, ihre Schwerter und Schilde polierten oder aber trübsinnig große Mengen tranken. Und das war wohl kein Wasser. Das Marschieren von Einheiten auf dem festen Boden erzeugte ein enervierendes Geräusch, das irgendwann in den Hintergrund trat und dort eine gewisse Monotonie schuf. Irgendwo klang ein helles Geräusch hervor, gefolgt von einem Scharben. Immer und immer wieder. Auf ihrem direkten Weg, dem Arzt folgend, kam Neri an einigen Zelten vorbei. Mal waren sie geöffnet und sie konnte dahinter einen kurzen Blick auf das Innenleben werfen, wie zum Beispiel einem äußerst nacktem Orkhintern, der launisch gekratzt wurde, oder einige stumpf brütende Köpfe, die irgendwelche Schriften vor sich hatten. Der Vielfalt waren keine Grenzen gesetzt.
Aus einem verschlossenem Zelt drangen dumpfe Grunz und Schnaufgeräusche. Als Neri am Zelt vorbeiging, wurde die Plane plötzlich zur Seite geschoben und ein nackter Dunkelelf stand vor ihr, dampfend in der kalten Luft. Er präsentierte sich ungeniert, konnte sich aber sehen lassen. Genüsslich streckte er sich und zeigte, dass er trotz der schlanken Elfengestalt, Muskeln besaß. Und trotz der Kälte…recht ordentlich „bewaffnet“ war. Seine weißen Haare gingen in einem Halbzopf bis zu seinen Schulterblättern und klebten ein wenig auf der schweißnassen Haut. Rote Augen, aus einem durchaus hübschen Gesicht, blickten die Elfe kurz mürrisch nach, doch dann gurrte eine liebliche Frauenstimme nach dem Elfen und er wandte den Blick ab. „Du kannst gehen“, kam seine Stimme und auch wenn sie wieder nichts verstand, zeigte ihr die Reaktion der nackten Menschenfrau, die kurz darauf empört das Zelt verließ, was er wohl gesagt haben musste. Er verschwand in dem Zelt.

Der Arzt folgte einer ihm bekannten Route und führte Neri weiter, bis sie an einer Art Waschplatz angekommen waren. Hier roch es erneut gar nicht einladend, denn offenbar war hier das allgemeine… Klo. Überall steckten Schaufeln in kleineren Erdhügeln, daneben gab es Löcher zum Drüberhocken. Gegenüber dieser Erdlöcher des Grauens, gab es einige Zuber mit Wasser. Mal frischer, mal weniger frisch. „Gieß das in ein Erdloch und buddele es zu.“, meinte der Arzt, ohne Neri auch nur anzusehen. Zwei Erdlöcher waren gerade besetzt, die ebenso mürrisch dreinblickten, wie der Nackte zuvor, aber bei weitem nicht so gut aussahen. Deutlich konnte Neri hören, was die beiden Orks dort taten und offenbar war die Küche hier nicht die beste, denn sie schienen sich mit Bauchschmerzen zu quälen. Ihgitt. „Komm rüber, wenn du soweit bist und spül es aus“, wies er sie weiter an. Neri erregte die Aufmerksamkeit der Toilettengänger, denn sie fiel tatsächlich mit ihrem Äußeren und ihrer Kleidung auf. „He! Arzt! Wer is’n das?“, grunzte einer, der andere stimmte ein: „hast dir auch endlich mal eine gegönnt, was?!“, griente er dreckig und bekam zustimmendes Nicken des anderen. Der Arzt ignorierte die beiden geflissentlich. Er spülte seine Utensilien aus und hob dann demonstrativ eine große Zange empor. Er betrachtet sie eingehend, sodass die Toilettenorks sie gut sehen konnten. „Nee… zu groß für eure Eier.“, meinte er und schüttelte den Kopf, als wäre er tatsächlich betroffen. Dann kümmerte er sich weiter, um die Reinigung. Die Orks grunzten beleidigt und einer erhob sich, um allen zu zeigen, dass der Arzt einem Irrtum aufsaß. Doch den juckte das gar nicht. Während er und Neri spülten und schrubbten, denn es fand sich tatsächlich alles bereitgelegt vor, betrat jemand weiteres die Bühne der Fäkalien:

Der nackte Elf von eben, schien sich nach seinem kleinen Stelldichein erleichtern zu wollen. Er warf den Putzenden einen Blick zu, ehe er sich mit dem Rücken zu Neri stellte und seine Hose öffnete, um sich zu erleichtern. Nun hatte er wenigstens etwas an und Neri durfte feststellen, dass er immer noch reichlich gut aussah. Seine Lederrüstung schmiegte sich perfekt an seine Proportionen, während seine Ausstrahlung Gefahr wie Erhabenheit und Geheimnis ausstrahlten. Die roten Augen könnten Knie weichwerden lassen oder bis auf die Grundfeste der eigenen Seele blicken. Nachdem er fertig war, trat er neben Neri an eines der provisorischen Waschbecken und wusch sich tatsächlich die Hände. Ganz anders, als so manche Gerüche, ging von ihm trotz körperlicher Betätigung kein unangenehmer aus. Im Gegenteil. Er schüttelte sich die nassen Hände und blickte dann auf Neri hinunter. Er war tatsächlich noch einen halben Kopf größer als sie. Seine Augen durchstießen die ihren und schienen sämtliche Geheimnisse hervorzuziehen. Neri hatte einen guten Blick auf seine markante Kinnpartie und die makellose, schwarze Haut. Seine Haaren waren derweil gepflegt und neu gerichtet. So stand er da und sah sie einfach nur an, während der Arzt keine Anstalten machte, ihr eventuell zur Seite zu springen. Selbst die Orks auf ihren Erdlöchern, waren verstummt. Wer war der gutaussehende Dunkle, dass scheinbar selbst die Geräusche des Lagers plötzlich leiser zu werden schienen? Oder rauschte da das Blut in ihren Ohren? War sie nun in Gefahr oder würde sie als nächste in seinem Zelt landen? So ganz schien das nicht klarzuwerden. Doch eines war sicher: Er sah sie direkt an
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 26. Oktober 2022, 12:57

Dem ist wirklich egal, ob ich hinterher komme oder nicht, dachte sie Zähneknirschend als sie dem Arzt hinterher eilte, der sie keines Blickes mehr würdigte. Die Bettpfanne in ihren Händen war gefährlich hoch gefüllt und so kam es, wie es kommen musste. Der gelbe Inhalt schwappte aufgrund ihrer schnellen Schritte über und ein kleiner Schwall ergoss sich teilweise über ihre Stiefelspitzen. Ihr Blick folgte hilflos der Flüssigkeit und sie wollte gerade einen, für sie eher unüblichen, Fluch ausstoßen, als ihr Blick völlig unerwartet direkt auf die Blöße eines Dunkelelfen fiel, der plötzlich im Eingang eines Zeltes stand, an dem sie gerade vorüber ging. Überrascht weiteten sich die goldenen Augen. Für etwaige Hintergedanken war aufgrund ihrer aktuellen Situation aber tatsächlich kein Platz. Doch ihre Stiefel waren vergessen und ihr Blick schweifte über die Gestalt des Dunkelelfen nach oben. Zum ersten Mal sah sie einen Dunkelelfen aus unmittelbarer Nähe. Ruhig und nackt stand er dort, wie die Götter ihn geschaffen hatten. Unter der schwarzen Haut zeichneten sich deutlich die Muskeln ab und seine weißen Haare bildeten einen Kontrast zu seiner Haut. Sie musterte ihn unverhohlen für einen Bruchteil von Sekunden, denn dann war sie schon an ihm vorbei gelaufen. Doch der Blick in seine Augen dauerte noch einen Moment länger an. Während sie auf gleicher Höhe an ihm vorbei lief, blickte sie in die roten Augen, die sie an glühende Kohlestücke erinnerten, riss sich dann aber von seinem Anblick los und starrte wieder nach geradeaus. Zuerst dachte sie, seine folgenden Worte hatten ihr gegolten und sie wollte sie ignorieren. Doch die Laute der Menschenfrau in ihrem Rücken ließen sie ihren Kopf dann doch noch einmal herum drehen und sie sah die Frau zwischen den Zelten verschwinden. Der Dunkelelf hingegen war im Zelt verschwunden. Neris Herz pochte gegen ihren Brustkorb und sie schüttelte kurz den Kopf. Sie fühlte sich ganz durcheinander und versuchte, sich wieder zu sortieren.

Der Anblick des Dunkelelfen schwirrte ihr noch eine Weile im Kopf herum. Doch dann waren sie am Waschplatz angekommen und die Gerüche holten sie in das Hier und Jetzt zurück. Abermals verzog sie das Gesicht und rümpfte die Nase. Hier hatte sie dann das zweifelhafte Glück, zum ersten Mal in ihrem Leben zwei Orks aus nächster Nähe betrachten zu können, dieses Mal war sie nicht unter einer Plane versteckt und konnte die beiden Gestalten offen mustern. Nur der Gestank war ähnlich wie in dem Wagen, mit dem sie in das Zeltlager bugsiert worden war. Aber genau genommen wollte sie den Orks gar nicht so genau bei ihrem Geschäft zuschauen. Eines stand fest.. in diesem Lager war kein Platz für Privatsphäre. Sie dachte kurz an den nackten Dunkelelfen zurück, der seinen zweifellos gut gebauten Körper zur Schau gestellt hatte. Aber diese Orks hier.. Neri wandte den Blick ab und stellte zunächst ihren Elfenbogen und Beutel ab, um sich freier bewegen zu können. Dann schüttete sie die gelbe Brühe in ein Erdloch und schaufelte etwas Erde darüber, so wie der Arzt sie angewiesen hatte. Danach stellte sie sich zu eben jenem, um die Bettpfanne wie geheißen auszuspülen. Im gleichen Moment verfluchte sie sich für ihren Vorschlag, ihm zu helfen. Wie sollte ihr denn das Schrubben von Ausscheidungen zu ihrem Weg aus dem Lager verhelfen? Gut, immerhin war sie bisher unbeachtet durch das Zeltlager gekommen.

Sie versuchte durch den Mund zu atmen und alles um sich herum auszublenden. Doch dann drang die Bemerkung der Orks an ihre Ohren. Der Arzt schwieg, aber Neri murmelte etwas von "Er kennt sich wenigstens mit dem weiblichen Körper aus." Nicht sehr laut, aber dennoch hörbar. So langsam fand sie ihre Stimme und ihr übliches Selbstbewusstsein wieder. Bisher war sie für ihre Verhältnisse sehr schweigsam gewesen, doch mit jeder Minute gewöhnte sie sich an ihre neue Umgebung und fasste Mut. Die Orks und auch niemand sonst sollte bloß nicht auf die Idee kommen, dass sie leichte Beute wäre.
Der Arzt hatte seine eigene Methode, mit den Kommentaren umzugehen, und Neri schaute schmunzelnd auf die Zange, die er in Vergleich mit einem gewissen Körperteil der Orks setzte. Neri wollte gar nicht wissen, was von beiden nun größer war, und hielt den Orks stur den Rücken zugewandt, als bedürfte das Ausspülen der Bettpfanne höchste Konzentration, um bloß nichts zu sehen, was sie schlecht einschlafen lassen würde.

Als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, fiel ihr Blick auf den Dunkelelfen von eben, der ihr den Rücken zukehrte. Sie musterte seine, nun angezogene, Gestalt. Dann wandte sie sich wieder dem Spülen der Bettpfanne zu, beobachtete ihn aber aus dem Augenwinkel, sobald er in ihr Blickfeld trat. Sie war schon überrascht gewesen, dass hier überhaupt Fässer mit halbwegs sauberen Wasser herumstanden. Aber dass dieses Wasser auch tatsächlich benutzt wurde, wie jetzt von dem Dunkelelfen zum Händewaschen, überraschte sie noch etwas mehr. Sie musterte seine großen schwarzen Hände, die in sehnige, muskulöse Arme übergingen und folgte den Linien seines Körpers, die Lederrüstung hinauf, bis zu seinem Gesicht. Erneut schaute sie in diese roten Augen.. sie hatte bis jetzt noch niemanden mit dieser sonderbaren Augenfarbe gesehen. Sein Blick war intensiv und sie bekam ein unwohles Gefühl, als könne er in ihren Augen lesen, wonach es ihm beliebte. Unbewusst hatte sie in ihren Bewegungen innegehalten, die Bettpfanne schwamm in dem Fass vor ihr. Für einen Augenblick schien die Zeit still zu stehen, was die entstehende Stille um sie herum nur noch unterstrich. Doch diese und ihre etwaige Bedeutung entging Neriélle in diesem Moment, in dem sie nur dort stand und ihn anstarrte. Niemand hatte ihr gesagt, wie gut Dunkelelfen aussehen konnten. Wenn die Shyáner Elfen von diesen Abtrünnigen gesprochen hatten, hatten die Dunkelelfen in jenen Geschichten nicht nur einen häßlichen Charakter, sondern auch ein entsprechendes Aussehen angedichtet bekommen. Sie hatten dann oft eine finstere Miene, eine faltige Stirn, eine krumme Nase und waren nicht selten mit Narben übersät. Doch dieser Dunkelelf entsprach so gar nicht diesem abstoßendem Bild.. im Gegenteil.

Mit einem Mal wurde ihr die ganze Szenerie bewusst, wie sie tatenlos dastand und ihren Gegenüber anstarrte. Sie konnte nicht einschätzen, was sein Blick bedeutete. Er war zwar intensiv, aber seine Haltung deutete sie eher als interessiert. Immerhin raunzte er sie nicht verärgert an oder machte ihr deutlich, dass sie hier verschwinden sollte. Irgendjemand musste doch diese Stille zwischen ihnen durchbrechen. Daher erhob sie das Wort: "Hallo." Dafür, dass sie sich nun schon eine Weile anschauten - sie konnte beim besten Willen nicht einschätzen, wieviele Sekunden ihr Blickwechsel schon andauerte - wirkte diese Begrüßung etwas fehl am Platz.
"Kann ich Euch helfen?", fragte sie dann mit neutraler Stimmlage und reckte das Kinn etwas vor. Sie klang nicht ängstlich oder eingeschüchtert, wenn dann klang sie eher etwas .. zu mutig? In jedem Fall machte ihre Stimme deutlich, dass sie sich nicht unterkriegen lassen würde. "Falls Ihr Eure Liebste sucht, die entfleuchte Euch in diese Richtung." Mit dem Kopf deutete sie kurz in die Richtung, aus der sie beide gerade gekommen waren. Es war natürlich völlig klar, dass er das genauso gut wusste wie sie, und ihre Worte eine Übersprungshandlung aufgrund der anhaltenden Anspannung war und sie nur etwas sagte, um die Stille zu durchbrechen.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Oktober 2022, 10:32

Das Lager bot für niemanden ausreichende Privatsphäre. Hier wurde alles geteilt: Lagerstätten, Körperlichkeiten, Ausscheidungen und der eine oder andere mehr oder weniger ansehnliche Anblick untereinander. Männer auf einem Haufen waren einfach… zügellos. Es wurde gefurzt, ungeniert gerülpst, sich an diversen Körperstellen gekratzt, die man als Frau gewiss nicht sehen wollte – jedenfalls nicht von jedem – und sie machten untereinander derbe Scherze, die häufig, wenn nicht gar immer, unter die Gürtellinie gingen. Für zarte Gemüter, wäre das gewiss nichts. Doch Neri schlug sich ganz gut, sodass sie auch nicht vollkommen verschreckt war, während sich ihr hier der gestählte Körper eines Dunkelelfen präsentierte, ohne jegliche Vorwarnung, und im nächsten Moment die dicken Wanzte von Orks ihre Augen quälten. Ein Auf und Ab der Gefühle, denn im Grunde befand sich Neriélle zu jeder Sekunde in Greifweite eines Armes des Feindes. Jeden Moment könnte jemand nach ihr packen, sie zur Rede stellen wollen oder sie sofort mit einem kurzen Prozess als Eindringling töten. Dennoch balancierte sie die warme Bettpfanne pflichtbewusst und wähnte dies, als ihre derzeit einzige Chance. Der Arzt schien sich zumindest soweit mit ihr zu arrangieren, dass er ihr einen Strohhalm reichte, dem sie dann selbst zum Glück verhelfen musste. Er hatte deutlich gemacht, dass er sich nicht weiter um ihre Belange kümmern würde. Und als sie sich ein wenig der dampfenden, stinkenden Brühe über die Stiefel kippte, registrierte er es nicht mal, sondern folgte seiner Aufgabe. Neri musste allein dadurch, doch abgesehen davon, lief es gar nicht mal so schlecht. Auch am Waschplatz angekommen, schrie keiner der Anwesenden nach einem Verrat, weshalb sie sich durchaus um das Putzen der Pfanne kümmern konnte. Der Arzt schrubbte ordentlich in einem Zuber die mit angetrocknetem Blut beschmutzten Zangen, Sägen und Klemmen und für einen Moment wurde es still. Unterbrochen von Furzen und Grunzen der sich Erleichternden. Entgegen aller Meinung, die Shyáner Elfen wären furchtbar zartmütig, schaffte es zumindest diese eine Elfe, sich davon nicht verschrecken zu lassen. Neri hatte Biss, das fiel auch dem Arzt auf. Und sobald der eine Ork einen dreckigen Witz machte, verteidigte er irgendwie auch ein wenig ihre Ehre, denn er schoss zurück. Um dann ein wenig die Mundwinkel zu heben, als Neri ihren Kommentar murmelte. Er hörte zwar nicht auf, mit seinem Tun, aber er registrierte ihre Schlagfertigkeit. So lange, bis es auf einmal still wurde. Jemand anderes betrat diesen Platz der Reinigung – innen wie außen – und alle Welt verstummte plötzlich. Einzig Neri klapperte in die Stille hinein, denn ihr war nicht bewusst, dass der Dunkle offenbar jemand sein musste, der es verstand einzuschüchtern. Das Grunzen erstarb und einer der Orks sah so aus, als verkniff er sich sogar gerade die Weiterreise seines Essens, denn er hielt sich den Bauch. Doch dafür hatte Neri keinen Blick.

Der Dunkle hatte sich neben sie gestellt, um sich doch tatsächlich die Hände zu waschen. Dann blickte er auf sie hinab und starrte einfach nur. Und sie starrte zurück. Während in ihrem Rücken, Arzt, Ork und Bauchschmerz-Ork ebenfalls starrten und die Luft anhielten. Es wurde ein langwieriges Unterfangen, denn der Dunkle verzog nicht einen Muskel in seinem Gesicht. Der kühle Wind spielte mit einer seiner weißen Haarsträhnen, während alles reichlich perfekt an Ort und Stelle blieb. "Hallo. Kann ich Euch helfen?“ Hinter ihrem Rücken, wurde die Luft ein wenig scharf eingesogen, während der Elf vor ihr nicht mal mit der Wimper zuckte und sie nötigte, noch weiter zu gehen: "Falls Ihr Eure Liebste sucht, die entfleuchte Euch in diese Richtung." Jetzt wurde hinter ihr gehustet, der Bauchschmerz-Ork, prustete, furzte und konnte es dann nicht mal halten, während der Freund wohl fertig war und endlich das Weite suchte. Er huschte regelrecht an ihnen vorbei, während der Arzt sich wieder seinen Dingen widmete, nur keine Aufmerksamkeit erregen. Der Dunkelelf mit den roten Augen, die so düster und gleichzeitig geheimnisvoll schimmerten, neigte sich etwas dem violetten Schopf entgegen. „Hat dir also gefallen, was du gesehen hast?“, brummte er ihr entgegen und seine Stimme war ein tiefes Grollen, dass einem eine Gänsehaut bescheren konnte. Er hielt den Blick weiter in ihren gelben Augen, ehe er nur wirklich minimal mit dem Kinn in ihre Richtung ruckte. „Wer bist du?“, meinte er und richtete sich wieder auf. Er brach den Blickkontakt ab und erwischte gerade noch den sich vorbeischleichenden Arzt, der wie ein geschlagenes Kind zusammenzuckte. „Arzt!“, bellte der Elf und stellte einmal mehr seine Autorität zur Schau. Wie gerade konnte jemand sein? Wie erhaben und aufrecht? „Gehört sie zu euch?“, fragte er ihn und der Doktor wandte unsicher den Blick. Dann seufzte er und ließ seine Arme etwas sinken, während die Wanne mit dem gesäuberten Besteck klapperte. „Nein?“, sagte er, sah Neri dabei aber nicht an. „Sie stand plötzlich in meinem Zelt.“, erklärte er weiter und ritt die Elfe immer weiter rein.
Der Dunkle nickte. Dann ruckte er mit dem Kopf zur Seite, sodass der Arzt eilig das Weite suchte. Offenbar legte sich keiner mit ihm an. Wer auch immer er war. Erneut wurde Neri zweifelhaft mit seinem Blick gesegnet. „Mitkommen.“, meinte er und es war klar, dass er überhaupt keine Diskussion zulassen würde. Sollte sie sich sträuben, würde er sogar mit einem bestimmenden Griff um ihren Arm nachhelfen. Er ließ sie vor sich gehen, blieb dicht und schräg hinter ihr, sodass sie seine Nähe förmlich im Nacken spüren konnte. Seine Ausstrahlung war… verwirrend. Irgendwie… angsteinflößend aber auch vielversprechend. Der Kerl hatte auf jeden Fall Charisma, so viel stand fest! Er dirigierte Neri mit knappen Richtungsangaben vom Waschplatz fort und durch einige Zeltreihen. Sie entfernten sich weiter von dem Zelt, in dem sie ihn hatte bewundern dürfen, und kamen weiter an so einigen anderen Orks und Elfen vorbei. Sie alle wirkten nicht gerade gut gelaunt. Die Moral schien sich langsam ins Gegenteilige zu kehren, denn alle hatten trübe Blicke, mürrische Gesichter und immer wenn jemand etwas aß, sah man nur trockenes Brot oder teilweise schimmeliges Obst. Immer wieder wurde die Geräuschkulisse von einem Klirren durchbrochen und endlich sah sie auch den Ursprung dessen: Stahl auf einen Amboss, der die Schwerter wieder in Form brachte, ausbesserte und reparierte. Ein einfaches Zelt, mit gerade mal dem Nötigsten darin, um es als Schmiede zu bezeichnen, doch es tat seinen Nutzen. Der Dunkle packte plötzlich Neri’s Oberarm, als sie weiter geradeaus gehen wollte und schlenkerte sie zur Seite herum und direkt in ein Zelt. Hier stieß er sie etwas von sich und blieb am Eingang stehen. Groß und breitschultrig – zumindest für einen Elfen, auch wenn er den Grandessanern da nichts vormachen konnte, versperrte er den einzigen Fluchtweg. „So, dann erklär mir mal, was du hier willst.“, grollte seine Stimme, die irgendwie nicht nach Spaß klang und verschloss die Plane hinter sich. Sie waren allein.
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Freitag 28. Oktober 2022, 21:39

Langsam dämmerte es Neri, dass der Dunkelelf vor ihr einiges an Respekt in dem Lager erlangt hatte - wodurch auch immer. Vielleicht lag es auch nur an dem intensiven Blick der roten Augen oder an das Grollen seiner Stimme. Er beugte sich ihr etwas entgegen und sie konnte nicht anders, als in die blutroten Augen zu sehen, die jegliche Geheimnisse aufzudecken und seine eigenen gleichzeitig zu verdecken wussten. Er war so anders als alle Elfen, die sie bisher gesehen hatte. Das Unbekannte konnte manchmal so verlockend sein. Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr Herz klopfte wie wild.
"Hat dir also gefallen, was du gesehen hast?"
Nachdem der erste Ork den Ort des Geschehens verlassen hatte und sich nun auch im gleichen Atemzug, in dem der Dunkelelf ihr diese Frage stellte, der Arzt auf und davon machen wollte, sah Neriélle ein, dass sie sich die Antwort auf diese Frage lieber verkneifen sollte. Aber man sah ihr an, dass sie kurz davor war, weitere schlagfertige Worte auszusprechen, in dem Versuch, an seinem Stolz zu kratzen. Über eine ernsthafte Antwort konnte sie jedoch nicht einmal nachdenken, dafür war vorhin wirklich alles viel zu schnell gegangen. Abgeschreckt hatte sein Anblick sie aber mit Sicherheit nicht. Sie hatte keine weitere Zeit, sich an seiner Frage aufzuhängen, denn nachdem er harsch von ihr wissen wollte, wer sie war, verschaffte ihr der Arzt noch etwas mehr Zeit, darüber nachdenken, was sie ihm antworten sollte. Ihr schwante Böses, als er sich nun aber zuerst den Menschen vorknöpfte. Als der Blickkontakt zwischen ihnen beiden abbrach, atmete sie erleichtert die unbewusst angehaltene Luft wieder aus. Sein ganzes Auftreten wirkte einschüchternd. Hatte es schon, als er schweigend vor ihr gestanden hatte, aber mehr noch durch seine Stimme, seine Mimik und sein erhabenes Auftreten. Sie ärgerte sich im Nachhinein über sich selbst, als sie zusammen zuckte, weil er so plötzlich den Arzt anfuhr. Auch der Arzt selber schreckte zusammen und seine Körpersprache machte deutlich, wie eingeschüchtert er von dem Dunkelelfen war.

Langsam wurde Neri bewusst, dass der Elf in diesem Lager tatsächlich etwas zu sagen haben musste. Orks und Menschen hatten Angst vor ihm. Er war nicht dumm und es war ihm offenbar überhaupt nicht egal, was sie hier suchte. So einfach wie der Arzt würde er es ihr nicht machen. Der Arzt.. sie warf ihm einen giftigen Blick zu, als er sie einfach so verriet. Er vermied den Augenkontakt mit ihr. Trotzdem konnte sie ihm keinen Vorwurf machen, er hatte sie ehrlich vorgewarnt. Und er tat ihr gerade auch viel zu leid. Er war anständig und schlagfertig gewesen, doch vor dem Dunkelelfen knickte er ein. In diesem Moment nahm sich Neri vor, das anders zu halten. Sie gehörte nicht hier her, von ihr konnte er keinen Respekt verlangen. Sie straffte die Schultern.

„Mitkommen“, fuhr er zu ihr herum als auch der Arzt das Weite gesucht hatte. Sie blickte dem Menschen enttäuscht hinter her, dann sah sie zu dem Dunkelelfen hinauf. Ihre mandelförmigen Augen verengten sich zu Schlitze. Ein.., zwei.., drei Momente stand sie einfach nur da und blickte ihn fast trotzig an. Dann hob sie die Hände. "Ist ja gut", sagte sie und schnaufte kurz. Bevor sie in die von ihm gewiesene Richtung ging, machte sie ein paar langsame Schritte zur Seite und griff ebenso langsam nach ihrem Bogen und Beutel. Sie wollte ihn nicht mehr als nötig provozieren und machte durch ihre bedachten Bewegungen klar, dass sie nur ihr Hab und Gut an sich nehmen wollte und er ihr nicht an die Kehle springen brauchte. Der Bogen war ihr Heiligtum.

Bewaffnet und trotzdem völlig chancenlos setzte sie sich dann doch noch in Bewegung, bevor seine Geduld aufgebraucht war. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Seine Nähe war so intensiv.. selbst in ihrem Rücken glaubte sie noch seinen durchdringenden Blick zu spüren. Sie schloss für einen Moment die Augen und war kurz versucht, einfach stehen zu bleiben, sodass sie direkt vor seinem Körper halten würde. Es kibbelte in ihrem Körper und sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Was für verwirrende Gedanken. Sie durfte nicht einknicken. Sie sollte sich schleunigst eine gute Antwort überlegen, denn ihr war klar, dass er sie irgendwohin brachte, um ihr Gespräch fortzuführen.
Auf dem Weg ließ sie den Blick wachsam durch das Zeltlager schweifen. Sie versuchte so viel wie möglich von ihrer Umgebung aufzusaugen. Und sie versuchte, einen geeigneten Fluchtweg zu erkennen. Aber schnell musste sie einsehen, dass hier alles gleich aussah. Sie erkannte nicht einmal das Zelt wieder, vor dem sie den Dunkelelfen zum ersten Mal erblickt hatte.
Weit entfernt hörte die Elfe ein Klirren, das mit jedem zurück gelegten Meter lauter wurde. Sie erinnerte sich, dass sie das Geräusch schon bei ihrer Ankunft gehört hatte. Es wurde lauter und lauter und schlussendlich kam die augenscheinliche Schmiede in Sicht. Neri wollte an ihr vorbeigehen, doch dann packte der Dunkelelf plötzlich nach ihrem Arm. "Aua!", rief sie vor Überraschung und auch etwas empört. Er hätte sie doch vorwarnen können. Stattdessen spürte sie seinen Griff wie eine eisige Umarmung um ihren Oberarm. Als er sie ins Zelt stieß, schüttelte sie ihren Arm aus und drehte sich mit einem finsteren Blick zu ihm herum.

„So, dann erklär mir mal, was du hier willst.“
"Ihr seid ja hartnäckig", kommentierte sie trocken. Sie hatte genug Zeit gehabt, sich etwas zu überlegen. Ängstlich vor ihm knien und um Gnade flehen kam nicht in Frage! Ihm etwas vorlügen und ihre Herkunft verleugnen? Das war auch keine Option. Bisher war sie mit ihrer offenen und oft entwaffnenden Freundlichkeit weiter gekommen und hatte so manche Auseinandersetzung schlichten können. Seine muskulöse Gestalt, die er vor ihr aufbaute, schüchterte sie ein. Aber sie würde nicht zu den Wegduckern gehören wie die Orks und der Mensch. Trotzdem hatte sie Angst vor ihm.. sie war hier immer noch die Fremde und ganz alleine mit ihm. Niemand würde sie vermissen, nicht einmal der Arzt. Sie hatte Angst, dass er ihre Unsicherheit wahrnahm und ihr das Zeigen von Schwäche zum Verhängnis werden könnte. Ganz unbeeindruckt, wie sie versuchte vorzugeben, war sie also auch nicht. Aber er suchte das Gespräch, das war doch schon mal gut.
"Ich bin Neriélle.. aus Shyána Nelle." Das sagte sie mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Über ihre Herkunft würde sie nicht lügen. "Ich bin erst vor ein paar Tagen von meinem Zuhause los gereist, um die Welt zu entdecken. Ich hatte keine Ahnung, was mich hier erwarten würde. Ansonsten, das könnt Ihr mir glauben, hätte ich einen großen Bogen um Zyranus gemacht. Keine Sorge, Ihr könnt die Stadt haben, da werd ich Euch nicht reinreden und dazwischen funken."
Als wäre sie jemals fähig dazu, Ansprüche an die Magierstadt zu stellen oder könnte eine ernsthafte Konkurrenz in diesem Krieg darstellen. Kaum hatte sie angefangen zu sprechen, sprudelten die Worte nur so aus der Elfe heraus. "Wie Ihr seht.. es geht keine Gefahr von mir aus. Ich wollte mich unters Volk mischen und das Zeltlager an geeigneter Stelle verlassen. Am besten gehe ich also meiner Wege und Ihr kümmert Euch um Zyranus." Es war ihr zwar nicht zum Lächeln zumute, aber sie hoffte, den Dunkelelfen mit ihrer Art besänftigen zu können. "Und eins noch, der Arzt und ich haben kaum ein Wort gewechselt. Ich bin in sein Zelt geplatzt, so wie er es gesagt hat, und er hat mich höchstens geduldet. Ich wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen", führte sie dann noch an. Es war ihr wichtig, das klarzustellen, denn sie wollte nicht, dass der Arzt Ärger bekam, auch wenn sie ihn im Grunde nicht kannte. Aber sie traute dem Dunkelelfen vor sich so einige Dinge zu.

"Und Ihr seid?", fragte sie dann ihrerseits. Fast wirkte sie wie in Plauderlaune. Am liebsten wäre sie aber einfach an ihm vorbei marschiert. Doch enerseits vermutete sie, dass er das noch nicht zulassen würde. Andererseits hatten sie die Reaktionen der anderen neugierig auf ihn gemacht. Und schließlich gebot es doch die Höflichkeit, dass er sich nun ebenso vorstellte.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6930
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Ankunft

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. Oktober 2022, 12:49

Auf die Hilfe des Arztes, musste Neri nicht bauen. Ebenso hätte sie einen der Orks bitten können, ihr beizustehen. Nein… Neri lernte, dass sie hier allein an der Front stand und sich keiner mit diesem Dunklen anlegen wollte. Oder aber einfach nicht genug Sympathie übrig hatte, für jemanden, der überhaupt nicht zu ihnen gehörte. Es gab, nachdem alle anderen verschwunden waren, auch keinen Moment Zeit mehr, sich weiter zu überlegen, was sie nun tun sollte. Neri war ihm ausgeliefert und allein seine Haltung riet ihren Instinkten, ihm besser jetzt nicht quer zu kommen. Stoisch lotste er sie durch die kleinere Zeltstadt und gab ihr Einblicke auf ihrem Weg. Neri erkannte, dass das Leben in solch einem Lager gewiss nichts für zarte Gemüter wäre. Allen, denen sie begegnete, sah man die Strapazen und Entbehrungen an, die sie wer weiß wie lange schon durchmachen mussten. Nicht jeder Elf, nicht jeder Mensch oder Ork, strahlte das Selbstbewusstsein aus, was ihr neuer ‚Freund‘ in ihrem Rücken präsentierte. Aber er fegte die provisorischen Straßen leer, wenn sich jemand in ihren Weg verirrte. Nur ein Blick auf den Mann reichte, dass andere zurückwichen und Platz machten. Hin und wieder ruhten die Blicke auch auf der Elfe. Immerhin fiel sie deutlich auf, wirkte frischer – trotz ihrer eigenen langen Reise – und auch einfach wie der sprichwörtliche, bunte Hund. Hier im Lager trugen viele ihre Heimatfarben. Schwarz für Morgeria, Purpur und Gold für Grandessa, wie der Arzt, oder aber grau, braun für die niederen Ränge der Orks oder Goblins. Es wurde selten mal gelacht, es wurde selten ausgelassen unterhalten. Bevor sie allerdings weiteres erkunden konnte, etwas was ihr vielleicht mal einen Anhaltspunkt in dieser Monotonie aus weißer Zeltplane verschaffte, packte der Elf sie bestimmend am Oberarm. Seine Hand umschloss ihren Arm mühelos und seine Kraft reicht bereits in minimaler Dosis aus, um sie zu führen. Wenn er stärker zudrückte, würde er sicher den Knochen brechen können. Fühlte sich jedenfalls so an. Er schubste sie in ein anderes Zelt.

Es war nicht das, wo er sich ihr ungeniert präsentiert hatte, das lag auf der anderen Seite des Lagers. Er verdunkelte für einen Augenblick das Innere, indem er die Plane zufallen ließ. Hier drinnen loderte kein Feuer, es gab aber eine kleine Schale dafür auf einem Podest. In der hinteren linken Ecke stand eine verzierte Holztruhe. Der Deckel war nach oben geklappt und es lugten einige Schriftrollen heraus. In der vorderen linken Ecke gab es ein kleines Regal, in dem Bücher und ebenfalls Pergamente standen. Der Dunkle verließ seinen Platz am Eingang und verlangte Antworten von ihr. Offenbar glaubte er nicht eine Sekunde daran, dass sie fliehen könnte. Und sie sollte es wohl besser auch nicht. Er griff an sein Handgelenk und zupfte sich, scheinbar unbeeindruckt ihrer frechen Antwort, am Ärmel. Rechts in der Ecke des Zeltes stand ein Bett. Die Decke war ordentlich und akkurat hergerichtet, ebenso das schmale Kissen. Weiter an der rechten Zeltwand, vom Eingang aus gesehen, gab es tatsächlich eine kleine Abstellfläche mit Karaffen und Gläsern. In der Mitte, hinter Neri quasi, stand ein großer Tisch. Hier gab es Tintenfässer, eine Karte von Zyranus lag ausgerollt darauf und einige Figuren standen dabei, die man verschieben könnte. Ein Kerzenleuchter beherbergte 4 halb abgebrannte Kerzen, die nicht entzündet waren. Alles schien hier im Zelt seine Ordnung zu haben, wirkte regelrecht aufgeräumt und wohlplatziert. Ob das nun sein Reich war, ließ sich nicht einfach so erkennen.
Er ging, sie nicht anschauend, zu den Karaffen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und stellte in aller Ruhe ein Glas bereit. Dann schien er sich eine Karaffe aussuchen zu wollen, antwortete jedoch vorerst auf ihren kleinen Ausspruch: „Hartnäckig? Wenn du es als hartnäckig empfindest, wissen zu wollen, was eine Shyáner Elfe hier in diesem Lager sucht, dann ist das wohl korrekt.“, nahm er ihr die Vorstellrunde vorweg und wirkte furchtbar ruhig dabei. Er entschied sich für eine kunstvoll, mundgeblasene Karaffe mit schlankem Hals und goss sich einen Finger breit davon ein. Danach drehte er sich langsam um, kehrte mit dem Glas zurück zur Mitte des Zeltes und befand sich hinter ihr. Der Tisch stand nun zwischen ihnen und wenn Neri sich umdrehte, hätte sie den Ausgang im Rücken. Abwartend und erneut Stille aufkommen lassend, war es dann Neriélle, die sich bemüßigt fühlte, die Stille zu brechen. „Ich bin Neriélle.. aus Shyána Nelle. ch bin erst vor ein paar Tagen von meinem Zuhause los gereist, um die Welt zu entdecken. Ich hatte keine Ahnung, was mich hier erwarten würde. Ansonsten, dass könnt Ihr mir glauben, hätte ich einen großen Bogen um Zyranus gemacht. Keine Sorge, Ihr könnt die Stadt haben, da werd ich Euch nicht reinreden und dazwischen funken.“, ein Schmunzeln, ganz fein, ließ sein Gesicht für einen Moment amüsiert wirken, auch wenn darin beinahe etwas angriffslustiges lauerte. Doch er ließ sie fortfahren: "Wie Ihr seht.. es geht keine Gefahr von mir aus. Ich wollte mich unters Volk mischen und das Zeltlager an geeigneter Stelle verlassen. Am besten gehe ich also meiner Wege und Ihr kümmert Euch um Zyranus. Und eins noch, der Arzt und ich haben kaum ein Wort gewechselt. Ich bin in sein Zelt geplatzt, so wie er es gesagt hat, und er hat mich höchstens geduldet. Ich wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. Und Ihr seid?“, wieder Schweigen. Bis er das Glas anhob und kurz vor seinen Lippen innehielt: „Von jedem geht eine Gefahr aus, wenn man ihn im richtigen Moment erwischt.“, murmelte er und trank dann in einem Zug leer, was auch immer er sich eingeschenkt hatte.
Quälend langsam ließ er sein Glas sinken, stellte es auf dem Schreibtisch zwischen ihnen ab. Die roten Augen fixierten ihre gelben. „Ich schätze, dass der Arzt zu viele Worte wechselt. Aber das soll nicht deine Sorge sein. „Weißt du, Neriélle aus Shyána Nelle – das Problem mit solchen Aussagen ist doch – wie glaubhaft sie sind?“, seine Stimme war ein Lauern, ähnlich einem Raubtiers, das sich eine Beute ausgesucht hatte. Sie konnte Gänsehaut erzeugen, ohne, dass man genau den Finger auf seine Wirkung hätte legen können. „Du stolperst hier in unser Lager – rein zufällig, wie du sagst – und glaubst, dass es der Erklärungen genug wäre?“, fragte er sachlich und hob die Augenbrauen. Er glaubte ihr nicht. Dann setzte er sich in seinen Stuhl. Er bot ihr mit einer Geste ebenfalls Sitzmöglichkeit an, die sie neben sich fand. Er faltete die Hände und alles an ihm zeigte Neri deutlich, dass er ihr um Längen überlegen sein würde, wenn auch immer sie auf die Idee käme, etwas zu versuchen. „Erzähl mir etwas über deine Heimat, Neriélle. Wie war deine Reise?“, plötzlich schlug er einen Plauderton an. Und überging seine Vorstellung, die er ihr schuldig blieb. „Wie ich sehe, bist du Jägerin. Machst du das lange? Gerne? Konntest du auf deinem Weg hierher… Beute machen?“, hakte er weiter nach und skurriler Weise schien er die Fragen ernst zu meinen. Es war seltsam, sich mit dem Unbekannten zu unterhalten. Und aufregend. Denn egal was er tat, sagte oder wie er sich gab: Er verlor nicht einmal seine Ausstrahlung oder das Charisma. Es wirkte nach wie vor und konnte einen einlullen.
Bild

Benutzeravatar
Neriélle
Spieler-Charakter
Spieler-Charakter
Beiträge: 131
Registriert: Dienstag 11. Oktober 2022, 12:27
Moderator des Spielers: Madiha
Aufenthaltsort: Santros
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Shyáner Elfe / Dunkelelfe
Sprachen: Lyrintha
Beruf: Jägerin
Fähigkeiten: - Bogenschießen (sehr gut)
- Natur- und Pflanzenkunde (gut)
- Jagdmesser (durchschnittlich)
- Laute spielen und Singen (überdurchschnittlich)
- Lichtmagie (rudimentär)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: - Elfenbogen aus Sariannenholz, Köcher, Pfeile
- Jagdmesser
- Beutel mit Wasserflasche aus Leder
- Phiole (Heilelixir)
Tierische Begleiter: Pitt (Ottsel)

Re: Ankunft

Beitrag von Neriélle » Sonntag 30. Oktober 2022, 21:52

Neriélle war etwas überrascht, als er in dem Zelt herumlief und ihr demonstrativ nicht mehr den Weg nach draußen versperrte. Für so unterlegen hielt er sie also.. Neri hätte sich darüber gerne aufgeregt, aber im Grunde war auch ihr klar, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Sie hatte die Kraft in seiner Hand bereits gespürt und da sie ihn nicht kannte, konnte sie überhaupt nicht einschätzen, zu was er fähig war. Aufgrund seiner Ausstrahlung ging sie momentan davon aus, dass er aber zu einer Menge fähig sein könnte.
Ihr Blick huschte über die Einrichtung des Zeltes. Sie vermutete, dass das hier sein Zelt war, auch wenn die Frage offen blieb, in welchem Zelt er sich da vorhin vergnügt hatte.. Aber das ging sie im Grunde nichts an und war ihr genau genommen auch egal. Es war überraschend ordentlich hier drin. Neugierig überflogen die Augen Schriftrollen, Bücher und, als sie sich umdrehte - seinen Bewegungen zu der Ablage mit den Gläsern und Karaffen folgend -, erkannte sie die große Karte auf dem Tisch in der Mitte des Zeltes. Er war also belesen und vermutlich entsprechend intelligent.

Während er sich ein Glas mit Alkohol eingoss, das vermutete sie jedenfalls aufgrund der geringen Menge und der Farbe des Getränks, stellte sie sich ihm in ihrer eigenen Art vor. Ihr Blick ruhte auf ihm und so entging ihr auch sein Schmunzeln nicht. Es war nur eine kleine Bewegung seiner Lippen. Sie war sich sicher, er wirkte amüsiert.. angriffslustig und in ihren Augen etwas arrogant.. aber auf jeden Fall amüsiert. Das war doch ein gutes Zeichen.
„Von jedem geht eine Gefahr aus, wenn man ihn im richtigen Moment erwischt.“
Ob er sie also doch nicht unterschätzte? Oder hieß das gar, dass auch von ihm nicht immer Gefahr ausging? Zumindest wirkte er im Laufe des Gesprächs etwas neutraler.
Stumm, darauf wartend, wie er weiter auf ihre Vorstellung reagierte, stand sie da. Wenigstens schien dem Arzt keine weiteren Konsequenzen zu drohen. Doch das beruhigte sie nur kurzzeitig. Der Dunkelelf machte deutlich, dass er ihren Worten keinen Glauben schenkte.
„Du stolperst hier in unser Lager – rein zufällig, wie du sagst – und glaubst, dass es der Erklärungen genug wäre?“
Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Er glaubte ihr nicht und dann würde er auch einer Bekräftigung ihrer Worte nicht glauben. Doch es war die Wahrheit gewesen und so konnte sie auch nichts anderes erzählen.
Als er ihr den Stuhl anbot, zögerte sie kurz, aber setzte sich dann. Im Sitzen bemerkte sie erneut, wie gut die Pause ihren Beinen und Füßen tat. Einfach nur sitzen und nichts tun.. Das letzte Mal, als sie dies getan hatte, schien eine Ewigkeit her zu sein. Sie schaute auf sein leeres Glas und merkte, wie trocken sich ihre eigene Kehle anfühlte. Aber sie war nicht als Gast hier, auch das machte er durch das fehlende Angebot von Wasser klar, daher erwartete sie auch nichts. Nun direkt am Tisch sitzend, fiel ihr Blick wieder auf die Karte. Die Augen verfolgten die gezeichneten Linien und blieben an einem Wort hängen, das sie auf dem Kopf lesend entziffern musste. Zyranus. Es handelte sich um eine Karte von der Magierstadt. Sie musterte einen Moment die Figuren, die auf der Karte standen, aber ganz klar wurde ihr die Bedeutung jener nicht.

„Erzähl mir etwas über deine Heimat, Neriélle. Wie war deine Reise? Wie ich sehe, bist du Jägerin. Machst du das lange? Gerne? Konntest du auf deinem Weg hierher… Beute machen?“
Sie schaute auf. Er wollte etwas über sie wissen? Über ihre Heimat? Sie war ehrlich überrascht, vor allem über sein Interesse, das unerwartet ehrlich wirkte. Außerdem erkannte er, dass sie eine Jägerin war, was sie wohlwollend wahrnahm.
"Ich bin erst vor etwa zwei Wochen aus Shyána aufgebrochen." Sie überlegte einige Sekunden. Es war so surreal, hier zu sitzen und einem völlig Fremden im Detail von ihrem Zuhause zu erzählen - einem völlig fremden Dunkelelfen dazu! Daher begann sie recht holprig zu erzählen und rutschte anfangs etwas nervös auf dem Stuhl umher. "Shyána ist eine wunderschöne Stadt, mitten im Kapayu. Der Urwald ist so riesig und kann gleichzeitig so ruhig sein. Überall gibt es Wasserfälle und kein Elf oder Mensch stört uns. Unsere Königin Miluiéth regiert umsichtig und gerecht über uns. Ihr müsstet ihren Palast sehen, so riesig und wunderschön, und der Blick von dort oben über die Talsenke und den Urwald.. Wir haben sehr schöne Bauten, nicht nur unsere Wohnhäuser, sondern auch die Magierakademie und Universität. Und der Marktplatz.. bietet so viel Abwechslung und Kostbarkeiten, irgendetwas findet man dort immer. Es gibt so viele Orte, den Druidenhain, die klaren Seen im Urwald.." Im Laufe des Gesprächs entspannte sich Neri etwas. Es tat gut, von ihrer Heimat zu reden und man sah in ihren Augen die Freude darüber. Sie erinnerte sich plötzlich an so viele Details, an so viele Erlebnisse zurück, und für einen Moment fragte sie sich, wieso sie gegangen war. Ihr Herz zog sich in einem Anflug von Heimweh zusammen. Doch dann rief sie sich in Erinnerung, dass sie sich dort die letzten Jahre nie gänzlich Zuhause gefühlt hatte. Sie war nie vollständig gewesen. Und das Gefühl hatten die magischen Schatten, die der Mensch, der sich im Urwald verirrt und den sie aufgenommen hatten, heraufbeschworen hatte, so unendlich verstärkt.. Beim Erzählen hatte sie den Blick auf die Karte vor sich gesenkt. Nun blinzelte sie, als würde sie in das Hier und Jetzt zurückkehren. Sie hob den Kopf zu dem ihr gegenüber sitzenden Elfen. Die dunklen Schatten hatten sie fort von Zuhause getrieben - oder vielmehr gelockt. Und nun saß sie diesem Dunkelelfen gegenüber. Ob das so von den Göttern gewollt war..?

Der Dunkelelf konnte den Gedankensprung förmlich in ihren Augen erkennen. Dann erinnerte Neriélle der Gedanke an den Gott Phaun und seine fragwürdigen Absichten an die anderen Fragen des Elfen.
"Ich jage seit meiner Jugend. Ihr habt ein gutes Auge, was das angeht. Ihr könnt mich im Kapayu mit verbundenen Augen aussetzen und ich kann Euren Spuren folgen und Euch auftreiben. Vielleicht würde ich auch eine Falle bauen und dann warten, bis ihr hinein tappt." Sie war sich sicher, dass er ihr dort draußen im Urwald unterlegen sein würde. Er würde sich heillos verlaufen und sie würde ihn stellen. Bei der Vorstellung, ihm überlegen zu sein, funkelte es fast schelmisch in ihren Augen und nun musste sie schmunzeln. "Ich bin eine der besten Jägerinnen Shyánas. Würde es mehr von abenteuerlustigen Shyánern geben, würde mir mein Ruf mit Sicherheit vorauseilen", sprach sie von sich überzeugt. Während sie von der Jagd redete, bekamen ihre Augen ein leidenschaftliches Leuchten. Das erübrigte auch die Antwort auf die Frage, ob sie gerne jagte. Aber er hatte noch etwas anderes wissen wollen. "Ihr wollt wissen, ob ich Beute auf dem Weg hierher gemacht habe?", fragte sie nach. Er hatte dieses Wort so seltsam betont.. "Ich weiß nicht, was Ihr mit Beute meint.., aber außer ein paar Hasen habe ich nichts erlegt." Sie musterte ihn zum wiederholten Male. Sie wollte ergründen, was seine Absichten waren. Wieso saßen sie hier und plauderten? Das Hochgefühl, das die Erinnerung an Shyána kurzzeitig in ihr ausgelöst hatte, verflog so langsam wieder und wich der harten Realität.
"Ich sagte ja, ich stelle keine Gefahr dar.. für die Hasen einmal ausgenommen. Ich wüsste auch ehrlich gesagt gar nicht, was hier so interessant sein sollte, dass Ihr auf den Gedanken kommt, mich würde in irgendeiner Art interessieren, was Ihr hier treibt." Sie konnte es einfach nicht sein lassen. Vielleicht würde sie ihm mit einer kleinen Provokation etwas entlocken können? Er schien sich für so wichtig zu halten, dass er der Meinung war, er dürfte sie hier festsetzen und brauchte gleichzeitig kein Sterbenswörtchen über sich selbst verraten. "Nun, da ich Euch von der Stadt berichtet habe, die ihr niemals zu Gesicht bekommen werdet, seid Ihr an der Reihe. Wer seid Ihr? Oder soll ich Euch Elf nennen.. so wie alle den Arzt nur Arzt rufen?"

Antworten

Zurück zu „Die magische Stadt Zyranus“