Seite 1 von 3

Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Donnerstag 29. Oktober 2009, 20:58
von Das dunkle Volk
Elýn und Sîvan werden hergeschleppt von: Bei der Stadtwache


Die kleine Gruppe schlängelte sich gezielt durch die Reihen von Zelten und anderen Schlafplätzen bis zu einem kleinen Zelt, das kaum anders aussah als die übrigen. Trotzdem schien es unsichtbar so klar markiert zu sein, dass der Anführer es ohne Probleme ausmachen sowie ansteuern konnte.
Vor dem Eingang drehte er sich herum und trat dicht an Elýn heran.
Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Grinsen, das manch zartbesaiteter Seele einen unwohlen Schauer über den Rücken jagen konnte.
Ansatzlos schlug er zu und versetzte auch sie in die Bewusstlosigkeit. Das war einfacher, um sie anzubinden, und obendrein seine persönliche Art der Rache für ihren respektlosen Tonfall vorhin.
Dann gab er leise, zischende Anweisungen. Elýn und Sîvan wurden in das Zelt geschafft und an den Pfosten in der Mitte angebunden, sodass sie Rücken an Rücken saßen, gehalten von den Fesseln. Dabei wurde selbstverständlich darauf geachtet, dass sie sich nicht gegenseitig befreien konnten.
In den Mund bekamen sie jeweils einen Knebel, um nicht schreien und das Lager wecken zu können. Um sie herum war nichts, absolut gar nichts.
Sie saßen auf dem erdigen Boden, wo selbst das Gras vernichtet worden war, erfolgreich gehalten von der Fesselung.
Einrichtung gab es keine und sobald die Zeltplane zugefallen war, gab es nur noch einen minimalen Schlitz zwischen den beiden lockeren Teilen, der einen Hauch von Licht von draußen herein fallen ließ.
Davor, auf der anderen Seiten der Zeltwände, wurden zwei der Orks postiert, um Wache zu halten. Nicht, dass einer der Beiden auch nur die geringste Chance zur Befreiung gehabt hätte, allerdings wollte keiner der Gruppe riskieren, dass ihnen etwas vorgeworfen werden könnte.
Indes wurden die anderen in ihre eigenen Zelte geschickt, während der Anführer von ihnen zum Kommandanten schlich, der selbst um diese Zeit noch für Störungen mit gutem Grund zu sprechen war. Und diese beiden Gefangenen konnten ihnen theoretisch hilfreich sein.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Samstag 31. Oktober 2009, 18:51
von Elyn Xolrac
Elýn fühlte sich elend in den Armen dieses Dunkelelfen, umringt von Kreaturen, die nichts Besseres als er im Schilde führten. Am Liebsten hätte sie einen nach dem anderen in einen Eisblock verwandelt. Nur wusste sie nicht, wie schnell sie das bewerkstelligen konnte und sie zweifelte daran, dass es schnell genug gehen würde. Dann würden die übrig gebliebenen sicher nicht gerade herzlicher mit ihr umgehen.
Und selbst wenn sie es schaffte. Sie wusste nicht, wie sie Sîvan so schnell auf seiner Bewusstlosigkeit bekommen sollte und wohin sie sich dann wenden sollten. Sie ging immer noch davon aus, dass die Dunkle Armee in Andunie eingefallen war. Sicher würde sie nur wieder in die Fänge der Feinde gelangen. Und ob diese sie auch am Leben lassen würden... Elýn ergab sich also ihrem Schicksal und versuchte sich stattdessen so viele Einzelheiten wie möglich einzuprägen. Den Weg, den sie nahmen. Die Aufstellung der Wachen zwischen den Zelten. Die Zelte überhaupt. Sie achtete auf alles, was für eine Flucht nützlich sein konnte. Denn ihrem Schicksal so ergeben war sie dann auch wieder nicht.

Plötzlich hielten sie vor einem der Zelte. Grimmig erwiderte sie den Blick des Dunkelelfenanführers. Sie sah noch sein schmieriges Grinsen und aus dem Augenwinkel, wie er die Hand hob. Dann spürte sie einen überraschenden Schmerz, der sich von der Wange durchs ganze Gesicht zog. Dann wurde alles schwarz und sie spürte nur noch, wie ihre Beine unter ihr nachgaben.

Als sie die Augen aufschlug, brauchte sie einige Augenblicke, bevor sie wusste, wo sie war. Schlagartig wurde ihr wieder bewusst, wie es dazu gekommen war und sie versuchte aufzustehen. Die Fesseln hielten sie unbarmherzig zurück. Sie bewegte die Hände und spürte das unangenehme Ziehen des Stricks. Aber da war noch etwas anderes. Die Haut eines anderen. Das musste Sîvan sein.
Sie wollte ihn ansprechen, fragen, wie es ihm ging und sehen, dass er überhaupt wach war. Doch hinter dem Knebel kam nur ein unverständlicher Laut zustande. Doch auch das ließ sich als Elýn identifizieren. Sie war wach.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Sonntag 1. November 2009, 11:57
von Sivan
Natürlich hatte Sîvan von der ganzen Entführung nicht viel mitbekommen, denn sein Geist schwebte in einer schmerzunempfindlichen Schwärze, die sich wie Watte um ihn gelegt hatte und weder Berührungen noch Laute in seinen Verstand einließ.
Als er allmählich, sehr sehr langsam erwachte, war das Erste, was er spürte, ein dröhnender Kopf und leichte Übelkeit. Wie gerne hätte er sich doch noch weiter dieser zeit- und empfindungslosen Ohnmacht hingegeben, wo der Körper nicht gegen eine unbequeme Sitzhaltung rebellierte und die Nachwirkungen des kräftigen Schlages spürbar waren! Zudem lag etwas in seinem Mund, dass verhinderte, dass er normal schlucken konnte. Ein plötzlich aufwallendes Gefühl von Panik klammerte sich um sein Herz und veranlasste ihn dazu, sofort die Augen aufzuschlagen. Es dauerte ein- zwei Augenblicke, bis er realisierte, dass er etwas im Mund hatte und nicht gerade am Ertrinken war… Seine Atmung war sofort mitsamt seinem Herzschlag in die Höhe geschnellt und es wurde ausreichend Adrenalin in seine Venen gepumpt, dass er schnell wieder bei Sinnen war, obwohl das Dröhnen in seinem Kopf nicht nachließ.
Der Hybrid wollte das widerlich schmeckende Lumpending aus den Mund nehmen, um besser atmen zu können, aber als er die Arme zum Gesicht heben wollte, gehorchten sie nicht seinen Anweisungen. Er zerrte, zog und rüttelte, aber es änderte sich nichts – nur dass er spürte, dass jemand hinter ihm war, der gerade auch aufgewacht zu sein schien. Trotz des gedämpften Lautes, der zu ihm drang, hörte er doch Elýns Tonlage daraus heraus und antworte ebenso.
Sîvan drehte den Kopf so weit wie möglich seitlich, um über die Schulter blicken zu können, und erkannte aus dem Augenwinkel die schwarzen Haare, die der Eiselfe gehörten. Allerdings spürte er mehr und mehr, dass etwas an seiner Lage nicht stimmte und zu schmerzen begann; Sein linker Flügel war unglücklich zwischen seinem Rücken und den Holzpfosten eingeklemmt. Eine Mischung aus einem krampfartigen und einem tauben Gefühl breitete sich auf seinem Rücken aus und ließ ihn nochmal stöhnen, dann rüttelte er aber umso kräftigen an den Fesseln, um sich somit vielleicht ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit zu gönnen, aber bewegte sich keinen Millimeter. Außer vielleicht der Tatsache, dass seine unnütze und gerade mehr als lästige fledermausartigen „Flug“-Ansätze gegen Elýns Rücken stießen, tat sich nichts. Daher ließ er es mit dem Gezappelt, ehe er seine Leidensgenossin wohlmöglich noch verletzte, und seufzte tief.

Wo war er eigentlich? Als er erkannt hatte, dass es nicht sehr viel brachte mit seinen Befreiungsversuchen, richtete er seine Aufmerksamkeit auf seine Umgebung und machte die Umrisse eines hohen Zeltes aus, an dessen Mitte sie am Stützbalken gefesselt waren. Nichts, aber rein gar nichts an Gegenständen befand sich in Reichweite und durch einen Schlitz des Zelteinganges erkannte er ein paar großer Stiefel. Bewacht wurden sie also auch noch…
Der Hybrid bewegte seinen Unterkiefer, zwang sich den Mund noch ein Stück weiter aufzumachen und schaffte es schließlich, den Knebel mithilfe der Zunge auszuspucken. Es war nicht das erste Mal, dass er gefesselt und geknebelt wurde, in Rumdett war es ihm mehrmals so ergangen, eigentlich ständig, wenn sein Arbeitgeber und gleichzeitiger „Besitzer“ die Nase von ihm voll hatte. Erleichtert atmete er auf und schluckte den widerlichen Geschmack runter, der vage dem Geruch von Waffenöl ähnelte. Sein Kiefer schmerzte.
Verfluchte Rattenkacke!“, grollte er auf einmal auf Rendinea und gab damit seinen Unmut Kund. Wieder versuchte er mit einem Schulterblick Elýns Zustand zu erfassen. „Tut mir Leid wegen des Flügels, er ist eingeklemmt.“ Er wusste zwar nicht, inwiefern sie dieser Umstand störte, aber es war ihm unangenehm, dass sie überhaupt so eng aufeinander hockten, wo er doch immer versuchte größtmöglichen Abstand zu anderen Wesen zu bewahren.
„Versuch‘ deinen Mund weiter aufzumachen, auch wenn es wehtut und die Lippen einreißen… so kannst du das Ding vielleicht ausspucken“, erklärte er hilfsbereit und wartete auf eine Reaktion ihrerseits.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Sonntag 1. November 2009, 14:11
von Elyn Xolrac
Kurz darauf hörte sie Sîvans Antwort. Also war auch er wieder wach. Das erleichterte sie, denn sie war nicht mehr alleine. Zumindest hatte sie nicht das Gefühl, alleine zu sein. Als er an den Fesseln rüttelte, drückte ihr etwas unangenehm in den Rücken. Was es war, konnte sie zuerst nicht sagen, aber sie versuchte Abstand zwischen sich, dem Holzpfosten und dem Etwas zu schaffen, denn die beiden Dinge machten ihre Sitzposition nicht angenehmer.
Sie war noch nie gefesselt und geknebelt gewesen und besaß deshalb auch nicht so viel Hoffnung wie Sîvan, um lange Versuche zu ihrer Befreiung zu unternehmen. Deshalb bewunderte sie ein Stück weit seine Ausdauer. Schließlich gab aber auch er auf und einen Seitenblick zu ihm bestätigte ihr, dass er es nicht geschafft hatte. In diesem Gedanken lag keinerlei Schadenfreude, sondern ehrliches Bedauern.

Resigniert ließ sie den Kopf hängen und versuchte sich aufs Atmen zu konzentrieren. Da sie sich noch nie in solch einer Situation befunden hatte, hatte sie jetzt eher darum Angst, zu ersticken und das dringende Bedürfnis, darauf zu achten, wie sie atmete. Das machte alles nicht einfacher. Bei den fremden Worten hob sie aber wieder den Kopf. Sie brauchte einen Moment, um zu erfassen, dass es Sîvan war, der da fluchte - dazu musste sie diese Sprache nicht verstehen. Er hatte es tatsächlich geschafft.
Wegen des Flügels murmelte sie nur etwas in die Richtung, dass es nicht so schlimm sei. Jetzt wusste sie, was dort so unangenehm drückte, aber es war wirklich nicht schlimm im Vergleich zu dem, was um sie herum geschah. Zu seinen hilfreichen Worte nickte sie. Sie hätte auch selbst darauf kommen können, aber ihr war nicht wirklich klar gewesen, dass es überhaupt möglich war, den Knebel auszuspucken. Jetzt machte sie sich daran, genau das zu erreichen.

Also öffnete sie den Mund so weit sie konnte und versuchte den Knebel heraus zu spucken, wobei sie den Kopf ein wenig hin und her bewegte, in der Hoffnung, dass er so etwas verrutschen würde. Sie brauchte länger als Sîvan und ohne Schmerzen ging es auch bei ihr nicht. Aber schließlich gelang es ihr und sie nutzte die erste Sekunde, um tief Luft zu holen.
"Danke." Ihre Stimme klang belegt und ihr Hals fühlte sich trocken an. "Geht es dir gut?", erkundigte sie sich dann und drehte den Kopf wieder in seine Richtung.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Sonntag 1. November 2009, 15:02
von Sivan
Dank seines empfindlichen Gehörs konnte er Elýns Atmung folgen und hatte schon Angst, sie würde ersticken, weil es eine Zeit lang so geklungen hatte. Dem war aber nicht so, auch wenn sie sich mehr darauf konzentrieren musste als er, der stattdessen mit den Fesseln kämpfte.
Es verging eine ganze Weile, ehe wieder irgendein Zeichen ihrerseits kam, nachdem er ihr gesagt hatte, wie sie sich des Knebels entledigen konnte. Ihr tiefes Luftholen war unüberhörbar und sagte ihm, dass sie es geschafft hatte. „Gern geschehen“, erwiderte er auf ihr Dankeschön hin und hätte sie ihm ins Gesicht sehen können, so wäre ihr ein kurzes schelmisches Funkeln in den Augen nicht entgangen. Da sie sich aber, keiner von ihnen, sehen konnten, waren es nur seine Worte, die zu ihr drangen.
Sîvans Resignation, die ihn die letzten Tage begleitet hatte, war einem starken Ehrgeiz gewichen, der kaum zu verkennen war. Er wurde jetzt schon so oft gefangen genommen, dass ihn dieser Umstand kaum noch störte und er vielmehr seine Energie auf eine Befreiung verlegte. Er konnte sich anpassen, abwarten und geduldig sein, wenn er es musste; Es wäre nicht das erste Mal in seinem Leben. Die unschönen Narben um seinen Hals zeugten davon.

Ihre Frage nahm er zur Kenntnis, aber erst nachdem ein laues Lüftchen durch die Zeltplane ins Innere geweht war und frische Luft mit sich brachte, antwortete er. „Gut soweit. Mein Kopf fühlt sich nur an als ob… er einem Troll zum Opfer gefallen wäre“, gab er trocken zu und schnaubte. „Und dir? Weißt du, wo wir sind?“ Er wandte den Kopf in dieselbe Richtung, wie sie es versuchte, sodass er ihr Seitenprofil erkennen konnte.
Derweil lauschte er den umgebenen Geräuschen, die ihm aber nicht viel verrieten, denn es war recht ruhig. Nur hin und wieder hörte er ein Kratzen oder Schaben desjenigen, der vor dem Zelteingang stand und sie bewachte. „Ich verstehe nicht, was man von uns will. Ich wäre der Letzte, der für irgendwelche Pläne hilfreich sein könnte, ich habe von dem ganzen Krieg gar keine Ahnung…“
Er hatte die Stimme gesenkt, weil er nicht wollte, dass man sie hörte und dann wieder mit dem Knebel bestrafte. Sein Kiefer fühlte sich jetzt schon wie ausgeleiert an.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Sonntag 1. November 2009, 21:35
von Elyn Xolrac
Elýn schmunzelte kurz über seine Worte. Obwohl der Sinn dahinter natürlich nicht lustig war. Er hatte Schmerzen wegen des Schlages, also ging es ihm nicht so gut, wie es könnte. Trotzdem schien er es mit einer gewissen Leichtigkeit zu nehmen, das sie abermals verwunderte. "Mir ist nichts weiter geschehen", erwiderte sie dann und ließ aus, dass sie geschlagen worden war. Den Schmerz fühlte sie fast nicht mehr, es pochte nur noch dumpf bei manchen Kopfbewegungen. Hätte er sie gesehen, wäre ihm sicher die rote Färbung ihrer Wange aufgefallen. Immerhin war sie von dem Schmerz bewusstlos geworden. Entsprechend hart war der Schlag ausgefallen.

"Sie haben uns durch die halbe Stadt hier her ins Zeltlager getragen. Ich habe unterwegs ein paar Orks, Trolle und Dunkelelfen gesehen. Nichts Neues also." Auch wenn sie darauf geachtet hatte, hatte sie kaum etwas in Erfahrung bringen können. Sie befanden sich jetzt mitten in der Dunklen Armee. Keine guten Aussichten.
"Ich weiß auch nicht, was sie von uns wollen." Oder wieso sie uns am Leben gelassen haben. "Zu irgendetwas müssen wir gut sein. Sonst wären wir jetzt wohl nicht hier." Auch sie sprach mit leiser Stimme und es war heraus zu hören, dass sie nur diese beiden Möglichkeiten sah. Sie waren scheinbar zu nützlich, um umgebracht zu werden. Aber was konnten sie schon für eine Hilfe sein? Die kleinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf, in Anbetracht ihrer ungewissen Zukunft.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Mittwoch 11. November 2009, 14:04
von Sivan
Sîvan glaubte Elýns Aussage, dass ihr nichts geschehen war – was sollte er auch anderes tun? Er konnte ihr nicht ins Gesicht, um sich zu vergewissern und selbst wenn er es gekonnt hätte, stand nicht fest, ob er ihr die Lüge auch angesehen hätte.
Die Rötung auf der Wange allerdings bestimmt.

Aufmerksam hörte er ihren Schilderungen zu und langsam, aber sicher, sank sein Mut. Ausgezeichnet, mitten im Lager der Dunklen Armee. „Ich verstehe das nicht“, gestand der Hybrid und schüttelte verwirrt den Kopf. „Wieso machen sie sich solche Mühe? Soweit ich die Dunkelelfen kennengelernt habe, machen sie wenig Kompromisse und gehen keine Umwege.“
"Zu irgendetwas müssen wir gut sein. Sonst wären wir jetzt wohl nicht hier." Das stimmte wohl, wenn auch sich Sîvan keinen Reim darauf machen konnte. Er hoffte nur, dass sie nicht als gemeine Vorratsauffüllung dienten und letztendlich im Magen eines Orks landen mussten.
Aber bevor er noch länger hin und her überlegte, für und wider oder schlimmer noch – ‚was wäre wenn‘ ausmalte, starrte er in die Dunkelheit und dachte nach. Nichts, kein Zauber, würde sie von den Fesseln befreien können. Und selbst wenn; Sie befanden sich mitten im feindlichen Lager, wie konnte ihnen da eine Flucht gelingen?
Und nun? Abwarten und Fingernägel kauen?
Apropos Fingernägel.
Von neuem Ehrgeiz beflügelt verrenkte er seine Hände soweit er konnte, bekam die Fesseln mit den Fingerspitzen aber nur wenig zu fassen. Trotzdem begann er an den wenigen Fasern herum zu kratzen, wobei ihm seine scharfen Nägel dienlich waren. Obwohl er einzelne Fasern lösen konnte, war der Strick viel zu dick, um ihn so komplett durchzusäbeln. Dennoch gab er sein Bestes, damit er wenigstens das Gefühl hatte, etwas tun zu können.
„Du bist mit der Magie nicht besonders vertraut, oder?“, fragte er schließlich, als er mit seinem Fingergeschick kaum noch weiter kam und daher schon wieder andere Wege suchte, um sich von der unangenehmen Sitzposition zu befreien. Sein Flügel war nur noch eine einzige dumpf schmerzende, taube Masse.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Mittwoch 18. November 2009, 18:55
von Elyn Xolrac
Sîvan wirkte unruhig und unnachgiebig. Durch die Nähe zu ihm spürte sie all seine Bewegungen. Bei dem kurz darauf ertönenden, kratzenden Geräusch, bekam sie eine leichte Gänsehaut, die aber langsam verflog, je mehr sie sich darauf konzentrierte, an etwas anderes zu denken. Ihr Blick landete immer wieder auf dem Zelteingang. Im Gegensatz zu dem Hybrid besaß sie nicht so viel Hoffnung, hier heraus zu kommen, um ihren Tatendrang anzufachen. Sie waren hier gefangen und ihrer Meinung nach konnten sie nicht mehr tun, als diesem Schicksal entgegen zu blicken. Sicher, sie wollte entkommen. Und sie würde bei der ersten Gelegenheit fliehen. Aber hier und jetzt, nein.
„Du bist mit der Magie nicht besonders vertraut, oder?“
Elýn war kurz verdutzt wie er jetzt darauf kam. Dann nickte sie etwas, bis ihr einfiel, dass er das ja nicht sehen konnte. "Ja, stimmt", sagte sie deshalb und dachte an die vielen Zwischenfälle, die ihr passiert waren. Sie hatte in Wut ihre eigene Einrichtung zerstört. Und schon davor war sie oft eiskalt geworden und hatte sich somit aus den Griffen anderer befreien können, da diese die schmerzende Kälte nicht ausgehalten haben.
Aber wenn sie sie bewusst einsetzen wollte.. "Immer wenn ich sie wirken will, entweicht sie mir. So als würde man nach einem Gegenstand fassen, aber ihn doch nicht erreichen, weil man zu weit weg steht und gerade so mit den Fingerspitzen heran kommt." Sie konnte die Magie nicht greifen. Sie wusste nicht warum. Vielleicht lag es daran, dass ihr Körper nur zur Hälfte für das Eis geschaffen war. "Es ist schwer zu erklären."
Abermals glitt ihr Blick zu dem Zelteingang, an dem noch immer zwei Paar Schuhe zu erkennen waren. "Du kannst das besser, nicht?", fragte sie zurück. Er hatte seine Magie kontrolliert gewirkt, als er die Einbrecher verjagt hatte. Er hatte sie von den Füßen heben wollen und hatte es auch geschafft. "Seit wann kannst du das?"

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Mittwoch 18. November 2009, 20:57
von Sivan
Interessiert lauschte er Elýn und fühlte sich an seine ersten Lehrstunden in der Magie erinnert. „Sie bricht wahrscheinlich immer dann aus, wenn du deine Gefühle nicht kontrollieren kannst, richtig? Wenn du wütend oder traurig bist…“ Er erinnerte sich, wie sie ihre Einrichtung ruiniert hatte, was sicherlich nicht in ihrem Interesse gewesen war. Er selbst hatte früher auch viel Schaden angerichtet; Winde verstärkt und damit ganze Strohdächer abgedeckt, Töpfe, Vasen und andere zerbrechliche Dinge zerschellen lassen… wobei er gestehen musste, dass Eismagie weitaus gefährlicher sein konnte, wenn sie nicht gebändigt wurde. Ein falscher Zauber und man könnte zu Eis erfrieren - wahrlich kein schöner Tod.
„Man kann das lernen. Wenn du die Magie nicht erreichen kannst, dann rufe sie zu dir“, sagte er, als sei es das Einfachste der Welt.
Mit einem Seufzen gab er es schließlich auf an den Stricken herumzuzerren und zu kratzen und verharrte ruhig, weil er Elýn damit sicherlich auf die Nerven ging und sie außerdem nicht verletzen wollte.

Ihre Frage wollte er ebenso offen beantworten, doch als sie fragte, seit wann er die Magie beherrschen konnte, wurde er still. Vielleicht hätte er sich in jenem Augenblick abgewandt oder seine Miene versteinern lassen, aber da er bewegungsunfähig war und Elýn ihn auch nicht sehen konnte, war es nur zu erahnen, wieso er so ruhig wurde.
Es vergingen ein paar Augenblicke, in denen man die Hoffnung schon aufgeben könnte, dass er überhaupt noch irgendetwas sagte, dann erhob er aber wieder die Stimme, auch wenn sie etwas belegt klang. „Ja… seit ich 10 Jahre alt bin um genau zu sein. Ich hatte einen guten Lehrer, einen Tha’roon. Vielleicht hast du von ihnen schon einmal gehört…? Ein mysteriöses, aber friedfertiges Volk.“
Er konnte es nicht verhindern, aber mit der Nennung dieser Worte kamen ihm alte Bilder ins Gedächtnis; Rugta, die Nebelhügel… seine Heimat. Eine bleiende Schwere legte sich auf sein Herz und vertrieb den Gedanken an Flucht und Freiheit.
„Das war noch alles vor… dem Unfall.“
So nannte er insgeheim das Zusammentreffe mit den infiziertes Fledermäusen, die ihn krank gemacht hatten. Er war wochenlang ans Bett gefesselt gewesen und nahe am Rande des Todes gewesen, ehe er wie ein Wunder wieder gewesen war und damit gingen die Veränderungen einher, mit denen er sich bis heute noch nicht abgefunden hatte.
„Aber seit Kurzem versuche ich mich auch in der Schattenmagie“, versuchte er wieder das Thema auf die Magie zu lenken und legte mehr Begeisterung in die Stimme, um den Schmerz daraus zu verbannen. „Ich kann sie nutzen, um in der Dunkelheit meine Flügel unsichtbar zu machen. Allerdings widerspricht sie mir häufig und… nun, Schattenmagie ist eine gefährliche Angelegenheit. Häufig greift sie nach dem Magier und verwandelt ihn zu einem bösen und extrem egozentrischen Wesen. Oder die Magier haben vorher schon diese Eigenschaften, ich weiß es nicht.“
Beim Reden warf Sîvan auch immer wieder mal einen Blick zum Zelteingang und sprach zudem gedämpft. Sie musste ein Zusammentreffen mit dem Dunklen Volk ja nicht schneller heraufbeschwören, als es ihnen sowieso bevorstand…

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Mittwoch 18. November 2009, 22:07
von Elyn Xolrac
"Ja." Sie nickte bestätigend. Wie es klang, hatte er einmal das selbe durchgemacht. Es war gut zu wissen, dass es auch anders ging. Andererseits war sie eine Eiselfe. Die Eismagie war ihr also in die Wiege gelegt worden. Wieso konnte sie sie noch immer nicht beherrschen? Allerdings hatte es wirklich andere Dinge gegeben, die sie mehr interessiert hatten. Sie hatte nie eine Magierin werden wollen. Die Eismagie hatte zwar zu ihr gehört, aber eben nie so richtig gewollt. Sie wusste nicht, ob sie die Magie zu sich rufen konnte, wie er es sagte. Sie dachte darüber nach. Vielleicht konnte sie nächstes mal darauf achten, sich mehr darauf konzentrieren, damit die Magie ihr gehorchte.

Erst nach einigen Augenblicken merkte sie, dass Sîvan schwieg und noch nicht auf ihre Frage reagiert hatte. Selbst sie war einfühlsam genug, um zu merken, dass sie wohl keinen guten Punkt getroffen hatte. Deshalb wunderte es sie, dass er ihr doch noch antwortete. Seine Stimme klang nicht gerade von Freude durchsetzt. "Tha'Roon", murmelte sie und durchforstete ihr Gedächtnis. Sie wusste ungefähr, wo sie lebten. Aber sie war noch nie dort gewesen, noch hatte sie jemals woanders einen dieser Rasse angetroffen. Sie hatte auch nicht sehr viel von ihnen gehört. Allerdings konnte sie die Windmagie nicht mit ihnen in Verbindung bringen. Es war einfach nicht so, dass je jemand zu ihr gekommen war, um ihr begeistert von der Windmagie der Tha'Roon zu erzählen.

Elýn vermied es geschickt, weiter auf diesen Unfall einzugehen. Unter anderen Umständen hätte sie ihn vielleicht verspottet oder weiter nachgehakt, um ihm absichtlich Unbehagen zu bereiten. Doch bei ihm konnte sie das nicht. Nicht nach all dem. Sie kannten sich zwar noch nicht lange, aber doch lange genug, um sie von diesem Verhalten abzuhalten.
Als er von der Schattenmagie begann, hoben sich kurz überrascht ihre Augenbrauen. Die Schattenmagie. Damit brachte sie größtenteils nur Dunkelelfen in Verbindung. Und ihre Meinung von Dunkelelfen... naja, der heutige Tag war nicht gerade ein positiver Einschnitt.
"Wahrscheinlich beides", mutmaßte sie, als er fertig war. "Du wirkst nicht so, als wärest du... dafür gemacht." Sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. Ja, auf den ersten Blick war er gruselig und dann würde das sicher gut ins Bild passen. Aber so, wie sie ihn kennen gelernt hatte. Eher nicht.
"Ich habe mich eigentlich nie für dieses Thema interessiert. Magie. Sie war einfach da. Schon immer." Sie musste an das kleine Mädchen denken, dass sie früher beim Versteckspielen aus Versehen eingefroren hatte, als sie sie erschreckt hatte. Auch wenn es nicht lustig war, musste Elýn schmunzeln. Und dann kam der Tod ihrer Mutter. Das Leben hatte seinen Lauf genommen. Sie seufzte und verdrängte die Gedanken. Jetzt war sie hier.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Mittwoch 25. November 2009, 12:43
von Sivan
Sîvan war froh, dass Elýn nicht weiter auf seine Erinnerungen einging. Weder auf die Tha’roon, noch auf seinen ‚Unfall‘. Er hatte bisher nie viel Zeit gehabt, um über die eismagische Frau nachzudenken. Es war auch nicht so, als wäre sie ihm besonders sympathisch, immerhin hatte sie sich ihm gegenüber eher kühl und reserviert als wirklich freundlich gezeigt. Aber sie waren Leidensgenossen und vielleicht verband dies auf eine Weise, die man weder als Abneigung, noch als Sympathie bezeichnen konnte. Zudem war es im Moment auch nicht wichtig, sie saßen im gleichen Käfig und erlitten dasselbe Schicksal. Es lag in den Sternen, wie ihre Wege verlaufen würden, sollten sie hier irgendwann mal wieder rauskommen.
Als sie auf die Schattenmagie zu sprechen kamen und Elýn behauptete, sie wirke nicht sehr passend auf Sîvan, wusste er nicht, ob er das als Beleidigung oder Kompliment auffassen sollte. Er wusste ja selbst nicht, ob er stolz darauf war, dass ihm die Schatten einen Zutritt verweigerten, oder sich darüber ärgerte, dass er nicht stark genug war sie seinem Willen aufzuzwingen. „Ja, das stimmt vielleicht. Nichtsdestotrotz kann sie mir behilflich sein. Auch wenn das heißt, dass ich mich anpassen muss, um sie zu beherrschen.“
Wie er das sagte klang es recht ehrgeizig, vielleicht auch ein wenig trotzig. Wie ernst er sein Vorhaben selbst nahm, blieb ungewiss. Aber immerhin lenkte ihn das von seiner kurzweiligen Trauer ab, die er immer empfand, wenn er an seine Heimat dachte.

Er lauschte kurz nach draußen, um zu prüfen, dass sich gerade niemand ihrem Zelt näherte, dann hörte er Elýn zu und erinnerte sich daran, wie kalt ihre Haut war. „Aber gerade, wenn sie schon immer da war, solltest du dich mit ihr beschäftigen. Sonst ist sie mehr eine Last, als ein Vorteil.“
Mit Unbehagen merkte er, dass er sich diese Worte auch selbst zu Herzen führen sollte. Wenn er sich mehr auf seine Hybridengestalt konzentrierten und sich mit ihr anfreunden würde, wäre sie vielleicht nicht so belastend… ach, das war alles viel zu kompliziert. So kam es, dass er im gleichen Moment seufzte wie Elýn.
Ein wahrlich lustiges Bild für einen Außenstehenden.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Freitag 27. November 2009, 16:30
von Das dunkle Volk
Man ließ die beiden Gefangenen schmoren. Einerseits geschah es, da der Anführer der kleinen Gruppe auch warten musste, bis er Meldung machen konnte. Er war nicht ranghoch genug, um direkt zum Kommandanten vorgelassen zu werden.
So musste er zuerst seinem direkten Vorgesetzten einen kleinen Bericht erstatten, was sie alles erbeutet und heraus gefunden hatte, die Anzahl der besiegten oder getöteten Personen.
Als er von den Gefangenen gesprochen hatte, wurde er zum nächst höheren Offizier verwiesen und musste es erneut melden.
Erst danach wurde dem Kommandanten eine Nachricht geschickt.
Daraufhin dauerte es wieder, bis der Dunkelelf vor ihm stand und seine Worte zum dritten Mal formulierte. Als er fertig war, wurde er entlassen und durfte schlafen gehen.
Der Kommandant blieb allein in seinem Zelt zurück und überlegte, was er mit dieser unerwarteten Beute am besten anstellen sollte.
Zuerst würde er die beiden Gefangenen in Augenschein nehmen, das stand fest. Allerdings nicht zu schnell, das wollte alles wohl überlegt sein. Also ließ auch er noch etwas mehr als eine Stunde auf eine entsprechende Anordnung warten.
Bis er, kurz nach Mitternacht, den Befehl erteilte, die Gefangenen zu ihm zu bringen.
In der Zwischenzeit machte er es sich auf dem Stuhl mitten in seinem Zelt bequem, der ihm stets zur Verfügung stand, entsprechend seiner Position auch geschnitzt worden war.
Er überlegte, wog die Möglichkeiten ab, was solchen Personen zu zutrauen war, ohne ein großes Risiko in Bezug auf Loyalität einzugehen.

Ein Bote eilte durch das Lager bis zu jenem Zelt, vor dem der Wachposten aufgestellt worden war, um jegliche Flucht sofort zu unterbinden. Die im Prinzip unmöglich war, dazu verstanden die Soldaten der dunklen Armee es zu gut, ihre Gefangenen zu fesseln.
Der Dunkelelf schnaubte kurz und deutete ein Nicken an.
Dann lief der Bote weiter, holte noch den Troll zur Verstärkung, der schon mit dem Hybriden umzugehen verstand.
Als dieser eingetroffen war, trat der Dunkelelf ins Zelt hinein.
Der andere Soldat hielt die Plane auf, damit das spärliche Licht von draußen herein fallen und die Arbeit etwas erleichtern konnte.
Zuerst wurde Sîvan losgebunden und hinaus geschleift, ohne Rücksicht auf Verluste.
Der Troll starrte ihn grimmig an und packte grob nach seinen Oberarmen, um jegliche Beißversuche sofort zu verhindern. Zusätzlich legte der Dunkelelf dem Hybriden Fesseln um die Armgelenke.
Danach geschah es ähnlich mit Elýn, wobei bei ihr es der Dunkelelf selbst übernahm, sie den Weg entlang zu schleifen.
Draußen war es kalt und die Wolken schluckten das Licht der Sterne. Zeitweise fielen ein paar Flocken von nassem, klebrigen Schnee zu Boden und weichten den Boden auf, bildeten gefährliche Pfützen, die zum Ausrutschen verleiteten.
Dass es den Soldaten trotzdem möglich war, den Weg zum Zentrum des Lagers, zum prächtigsten aller Zelte fanden, lag an den geschützten Feuerstellen, die in gewissen Abständen aufgebaut worden waren.
Schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Vor dem Eingang befanden sich zwei, bis an die Zähne bewaffnete Dunkelelfen, die schon instruiert waren. So hob einer die Plane an und gab den Blick frei auf dunkle, weiche Teppiche, mit welchen der Boden ausgelegt worden war.
Die Gefangenen wurden hinein geschleppt und selbst den Soldaten fiel es einen Moment lang schwer, das Blinzeln zu unterdrücken ob der ungewohnten Helligkeit. Zwar brannten lediglich zwei kleiner Feuer zu beiden Seiten des Stuhls, die nicht sämtliche Schatten zu vertreiben mochten, aber gegen draußen war es ein enormer Unterschied.
Der hintere Teil des Zeltes war durch einen kostbaren Vorhand verdeckt, denn dort befand sich die Schlafstatt und ein weiterer Ständer mit einer Schüssel voll gefüllten, wohlriechenden Öls, bereit, entzündet zu werden und ebenfalls Licht zu spenden. Aber dieser Teil war zur Zeit ungenutzt und würde es noch die ein oder andere Stunde bleiben.
Als die beiden Männer knapp mit dem Kopf grüßend genickt hatten, drückten sie die Gefangenen zu Boden auf die Knie und die Köpfe herab, damit sie es nicht wagen konnten, unaufgefordert den Kommandanten anzusehen.
Dieser blieb reglos sitzen und ließ seinen Blick nur langsam, mit ausdrucksloser Miene über die Gestalten gleiten.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Samstag 28. November 2009, 19:56
von Elyn Xolrac
"Mhm." Es war nicht so recht zu sagen, ob es wirklich ein Laut der Zustimmung war oder ob die tatsächliche Wirkung seiner Worte gewisslos sein würde. Einerseits wollte sie, dass die Magie in ihr nicht mehr so unberechenbar hervor schoss. Andererseits hatte sie nie ernsthaftes Interesse daran gehegt, dies auch wirklich zu üben.
Danach schwieg sie. Ihr fiel nichts mehr ein. Weder etwas, das sie erzählen konnte, noch was sie fragen sollte. Langsam machte sich auch die Erschöpfung des langen Tages bemerkbar, sodass sie den Kopf etwas zurück lehnte und die Augen schloss. Sie wünschte alles wäre nur ein Traum. Dass sie nur die Augen aufmachen musste, um zu erwachen. Da sie aber wusste, wie die Realität aussah, hielt sie sie geschlossen.

Umso geschärfter war ihr Gehör. Kaum hörte sie Schritte vor dem Zelt, öffnete sie die Augen. Hatte sie geschlafen? Sie wusste es nicht recht, aber die kleine Pause hatte ihr auf jeden Fall gut getan. Ihr Herz schlug schneller und ihr Magen krampfte sich vor Nervosität zusammen. Was würde jetzt geschehen? Doch es dauerte noch etwas, bevor die Zeltplane zurück geschlagen wurde.
Sie verspürte ein wenig Erleichterung, als sie sah, dass der Troll es nicht auf sie abgesehen hatte. Doch gleichsam wie Sîvan wurde auch sie entfesselt und gepackt, um augenscheinlich woanders hingebracht zu werden. Der Griff des Dunkelelfen war hart und sie biss die Zähne zusammen, um ihm nicht Genugtuung zu verschaffen, weil es sie schmerzte. Elýn gab sich Mühe, sich auf den Beinen zu halten und Schritt mit dem Dunkelelfen zu halten. Ein paar Mal strauchelte sie aber trotzdem, was man letztendlich gut an den Flecken von Schlamm und Pfützen auf ihrem Rock und den Stiefeln erkennen konnte.

Als sie endlich vor einem der vielen Zelte Halt machten, fühlte sich Elýn an die Erschöpfung von vorhin erinnert. Es fiel ihr schwer, ihre Angst vor dem Unbekannten nicht zu zeigen, auch wenn sie sich alle Mühe gab. Das Licht im Zelt, in das sie jetzt geschleift wurden, blendete sie und sie kniff die Augen zusammen. Vermutlich sah sie sowieso schon elendig aus, da machte diese Schwäche dann auch nichts mehr aus.
Eine schwere Hand legte sich plötzlich in ihren Nacken, unter der ihre Beine dann völlig nachgaben. Sie sank auf die Knie, hielt den Kopf gesenkt und blinzelte einige Male, um sich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Auch wenn sie versuchte, einen Blick nach vorne zu werfen, erhaschte sie doch nur einen Blick auf ein Paar Stiefel. Da sie den Kopf nicht wagte anzuheben, blieb ihr der Blick auf alles andere verwehrt.
Ihr Herz klopfte wie wild und sie versuchte, jetzt wo sie hier kniete und nicht mehr über den rutschigen Boden rennen musste und meterweise geschleift wurde, wieder zu Atem zu kommen. Sie wollte auch Sîvan anschauen, um zu sehen, wie es ihm ging, aber sofort fand sich die Hand grob in ihrem Nacken wieder.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Sonntag 29. November 2009, 14:10
von Sivan
Weil seine Leidensgenossin nicht mehr besonders mehrsilbig war, schwieg auch Sîvan und bewegte seine Schultern ein wenig, um das schmerzhaft taube Gefühl irgendwie zu verbessern, aber der gewünschte Effekt trat nicht ein.
Es wurde nur schlimmer.
Jetzt, wo es wieder sehr still um sie herum war, lauschte er Elýns Atmung, die regelmäßiger geworden war, und dem, was draußen geschah. Und das war nicht viel, denn es war immer noch mitten in der Nacht und selbst im Krieg schien man sich diese Stunden der Erholung zu gönnen und zu schlafen. Sein Kinn sank auf die Brust und er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, denn an Schlaf war nicht zu denken. Gerade jetzt, wo alles so unspektakulär still war, hätte er eigentlich erwartet sich ein wenig ausruhen zu können, aber seine Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft.
Wie lästig.

Sehr früh bemerkte er, dass sich jemand ihrem Zelt näherte. Seine Fingerspitzen zuckten, kribbelten und waren eiskalt. Wahrscheinlich aufgrund der schlechten Haltung und der dadurch herbeigeführten geringen Durchblutung.
Kurz wurden die Schritte wieder leiser, dann mischte sich ein schweres Stampfen dazu.
„Oh nein“, murmelte Sîvan, der genau wusste, welchem Körper er diese Gangart zuzuschreiben hatte. Kaum war der Gedanke gefasst, wurde die Zeltplane aufgeschlagen und mehrere Gestalten wurden sichtbar. Die größte, breiteste, wandte sich ihm, was in dem Hybriden einen Anflug von Panik bewirkte. Der Gesichtsausdruck des Trolls sprach Bände; Er konnte sich also noch gut an Sîvans Biss erinnern.
Nicht gut.
Grob wurde er entfesselt, hoch gerissen, gepackt und dann wieder gefesselt.
Endlich war er aus dieser missgünstigen Sitzlage befreit und das Blut schoss ihm wieder in die Glieder, was ein unangenehmes Kribbeln an Füßen und Händen zur Folge hatte. Zudem war sein Flügel kaum spürbar, erst nach und nach wanderte ein bösartiger Schmerz von den ledernen Schwingen bis in seine Schultern und ließ ihn stöhnen.

Mehr stolpernd und schleifend bewegte sich Sîvan vorwärts – oder wurde vielmehr bewegt. Kalter Wind schlug ihm entgegen und spielte mit seinem schwarzen Haar, und obwohl dieser zum Teil mehr bissig, als erfrischend war, genoss er ihn doch, denn er sprach von Freiheit. Ein ziemlich illusorischer Gedanke, als er die Augen wieder aufschlug und den schlammigen und teils eingefrorenen Boden unter sich betrachtete. Zum Glück war er ziemlich kälteresistent, denn obwohl er es nie nachgeprüft hatte, vermutete er, dass seine Körpertemperatur unter jener der Menschen lag, was ihm auch ermöglichte, barfuß durch die Gegend zu laufen, ohne Frostbeulen zu bekommen.
So auch jetzt.
Immer, wenn er den Kopf zu weit anhob, um sich umzusehen, ging ein Ruck durch seinen Körper, indem der Troll ihn runter drückte. Trotzdem bemerkte er, dass sie sich einem großen Zelt näherten, eindeutig eines für einen Höherrangigen.
Als sie in jenes eintraten, musste Sîvan die Augen ganz schließen. Seine Pupillen reagierten sowieso auf jede allzu helle Lichtquelle allergisch und dies war zwar nicht ganz so schlimm wie Sonnenlicht, traf ihn aber unerwartet und brutal. Er senkte den Blick auch ohne, dass eine mächtige Pranke ihn dazu zwingen musste, wurde aber noch auf die Knie gedrückt, wogegen sich der Hybrid nicht sträubte. Gegen so eine Übermacht an Kraft hatte er sowieso nicht entgegen zu setzen, nicht in diesem Zustand.
Langsam, sehr langsam, riskierte er es die Augen zu öffnen, Millimeter für Millimeter. Zuerst sah er die dicken Teppiche, dann die Lichtquelle, einen Stuhl. Weiter kam er aber nicht, weil verhindert wurde, dass er den Kopf weiter hob. Elýn wusste er neben sich, er konnte sie hören, und das beruhigte ihn ein klein wenig, auch wenn es dazu überhaupt keinen Anlass gab, im Gegenteil: Immerhin erlitten sie nur gemeinsam all diese Unannehmlichkeiten, vielleicht würde es ihnen besser ergehen, wenn sie sich trennten.
Aber das hatten sie im Augenblick nicht selbst zu entscheiden, ihr Schicksal lag in den Händen von Anderen.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Montag 30. November 2009, 23:09
von Das dunkle Volk
Der Kommandant musterte die beiden Gefangenen mit unbewegter Miene, beobachtete, wie sie auf das Licht reagierten. Es blendete sie, also waren sie in Dunkelheit gehalten worden.
Nun ja, etwas anderes hatte er auch nicht erwartet und konnte insofern zufrieden sein, dass nichts für die Zwei an Vorräten vergeudet worden war.
Auch waren sie dreckig inzwischen und rochen entsprechend. Etwas nicht so angenehmes für ihn, der saubere Gesellschaft gewöhnt war inzwischen, seitdem er den Anspruch hatte. Allerdings würde er sich auch nicht sonderlich daran stören oder es zeigen, Orks konnten so etwas schließlich immer noch weitaus besser, auf negative Art.
Stille senkte sich über die Anwesenden in diesem Zelt. Die Soldaten rührten sich nicht und achteten lediglich darauf, dass die Gefangenen es nicht wagen konnten, aufzusehen. Selbst die Flammen schienen lautlos zu brennen, dank dem Öl.
Doch er machte vorerst keine Anstalten, die Stimme zu erheben oder sonst irgendeinen Wink zu geben, dass die Beiden wieder abgeführt werden könnten.
Stattdessen glitt sein Blick zuerst über das Mädchen.
Sie war, was er vorhin hatte erkennen können, nicht sonderlich groß.
Ihre Hautfarbe war ein wenig seltsam, irgendwie mit einem bläulichen Schimmer versehen und trotzdem auch leicht gräulich. Vielleicht ein Mischling? Wobei dann vermutlich auch eine Dunkelelfe daran beteiligt gewesen war. Das könnte man durchaus nutzen, wenn es denn stimmte. Man müsste nur ein wenig an der Oberfläche kratzen und den Schwachpunkt heraus finden. Sie wäre vermutlich auch interessant genug, dass es sich lohnen würde. Nicht so sehr für ihn, sondern für die dunkle Armee, sollte es möglich sein, ihre Loyalität zu gewinnen.
Eine Elfe war sie auf alle Fälle, denn er hatte einen Blick auf ihre Ohren erhaschen können, das absolut unverkennbare Indiz. Also womöglich auch magiebegabt. Noch ein Punkt auf der Liste, die er in Gedanken zu machen begonnen hatte.
Ihr Haar hatte eine braune Farbe, selbst noch unter dem Schmutz, der einen grauen Schimmer darauf ausgebreitet hatte, ebenso wie er teilweise auf der Haut klebte.
Auch auf ihrer Kleidung war deutlich der Dreck zu erkennen, doch diese beachtete er nicht. Ihr Körper interessierte ihn schließlich nicht, es reichte ihm der flüchtige Blick, der ihm gezeigt hatte, dass sie wohl auch beweglich wäre, wenn es notwendig sein würde.
Fertig mit seiner Musterung wandte er sich jener des zweiten Gefangenen zu.
Dieser hatte die Augen noch stärker zusammen gekniffen als sie. War er lichtempfindlich? Nun, das könnte unter Umständen der Fall sein, denn er war auf jeden Fall keine normale Person. Aufgrund der Flügel schloss der Kommandant mehr auf einen Hybriden.
Obwohl er gegen den Troll verschwindend klein gewirkt hatte, war er zumindest größer als seine Begleitung.
Auch wirkte er fast schon zu dünn, als wäre unter der Haut kaum ein Muskel zu finden, vor allem keine, die auf Kampferfahrung schließen lassen würden. Andererseits war in ihm ebenfalls Magie zu vermuten, was dies ausgleichen würde.
Im Gegensatz zu ihr hatte seine Haut mehr einen Farbton der zwischen Grau und Braun zu stehen schien.
Auf dem Hals waren feine Linie zu erkennen, die vermutlich von einer Verletzung stammten. Das hatte er bemerkt, bevor der Hybrid zu Boden gedrückt worden war, denn nun fielen ihm die schwarzen Strähnen so herab, dass sie alles verdeckten.
Dafür gaben sie nun den Blick frei auf erstaunlich große Ohren.
Und an den Fingern befanden sich lange Nägel. Gut, er revidierte in Gedanken ein wenig seine Meinung über die scheinbare Hilflosigkeit des Gefangenen. Damit könnte er bestimmt tiefe Wunden reißen, wenn man ihm die Gelegenheit gab. Oder vielleicht sogar Seile durch trennen. Was er würde beachten müssen bei seinen Anweisungen. Nicht, dass sie auf einmal einen Flüchtling im Lager hatten.
Seine Kleidung wirkte zerschlissener und armseliger. Vermutlich war es nur Zufall, dass die Beiden gemeinsam gefunden worden waren.
Nun, er hatte sowieso nicht vorgehabt, sie noch lange zusammen zu lassen. Das könnte nur zu Plänen führen, die ihm nicht gefallen könnten.
Allmählich war er mit seiner Musterung fertig und es wäre an der Zeit, dass er etwas sagte, irgendwelche Anweisungen gab oder Fragen stellte. Allerdings...
Der Anflug eines kalten Grinsens huschte flüchtig über seine Lippen.
Nein, er wollte sie noch ein wenig zappeln lassen, auf diese Art ihre Geduld strapazieren und eine unbedachte Reaktion erzwingen. Weglaufen würden sie nicht können, aber er wollte herausfinden, ob ihr Widerstand schon gebrochen war.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Mittwoch 2. Dezember 2009, 19:55
von Elyn Xolrac
Dann wartete sie eben, denn sie wollte sich nicht noch einmal diesen mehr als festen Griff antun lassen. Sie erwartete eine kalte, schneidende Stimme, die sie anfuhr. Oder vielleicht auch leise anzischte. Sie überlegte, was ihr Gegenüber wohl überlegte. Ob er sich erst ein Bild von ihnen machen wollte, um dann zu entscheiden, ob er sie gleich töten oder lieber foltern sollte.
Elýn fröstelte es bei diesem unerwarteten Gedanken. Doch nach ein oder zwei Minuten begann sie sich zu fragen, ob er überhaupt etwas sagen würde. War er stumm oder wieso machte er den Mund nicht auf? Jetzt hätte sie am liebsten doch wieder den Kopf gehoben. Vermutlich wäre ihr Blick fragend, aber auch angriffslustig gewesen. Denn es machte sie nicht nur ungeduldig, hier zu hocken wie eine Untergebene, mit der man sowieso nicht reden wollte, sondern auch wütend darüber, so behandelt zu werden. Sie sah zwar sein Blick nicht, war sich aber sicher, dass er sie nur anstarrte.
Zwar machte sie keinen weiteren Versuch den Kopf zu heben, aber man sah ihr die Ungeduld an. Hätte sie gestanden, hätte sie öfter das Standbein gewechselt. So ungefähr war es jetzt auch halb in der Hocke, halb auf den Knien. Die Position war unbequem, außerdem war ihr kalt geworden durch den nächtlichen Spaziergang. So bewegte sie sich zwar nur minimal, dennoch blieb es ein Zeichen von Unwohlsein, Nervosität und Ungeduld.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Samstag 5. Dezember 2009, 10:32
von Sivan
Es geschah – nichts.
Endlos lang erscheinende Sekunden, Minuten vergingen und nichts tat. Niemand bellte einen Befehl, zwang sie aufzustehen oder sprach geschweige denn ein Wort. Das einzige, was der Hybrid wahrnahm, war das Atmen der Anwesenden und einen prüfenden Blick, der auf ihm ruhte und ihn unwohl werden ließ. Unruhig bewegte er sich, wurde aber immer wieder festgehalten und fixiert. Stumpf starrte er auf den mit Teppichen ausgelegten Boden und versuchte einen Blick zu Elýn zu erhaschen, aber er erkannte nur ihr Profil und damit einhergehend, dass es ihr gerade nicht besser erging, als ihm.
Was war denn bitte schön so wichtig, so interessant, dass man sie hier versauern ließ? Das war… einfacherniedrigend! Gut, eigentlich war alles, was ihm die letzten Tage vorgefallen war (angefangen mit dem Koch, der seine Pfannen nach ihm geworfen hatte bis zu der Stadtwache, die ihn von den Dächern gejagt hatten) nicht gerade schmeichelhaft gewesen, aber das man sie so präsentierte, wie ein Stück Fleisch, das nach seiner Qualität begutachtet wurde…

Sîvan biss die spitzen Zähne aufeinander und ließ mit einer kurzen, aber harschen Windböe die Zeltplane hinter ihnen unruhig flattern, als wolle sie zur Eile antreiben und gleichzeitig seine Ungeduld unterstreichen. Gleichzeitig raschelten seine ledernen Flügel, als drohten sie damit sich gleich aufzufalten und den Troll hinter sich weg zu stoßen.
War das eine Prüfung? Wenn ja, dann war der Hybrid gerade sicherlich durchgefallen, sollte sie darauf hinauslaufen ihre Geduld zu prüfen.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Donnerstag 17. Dezember 2009, 23:00
von Das dunkle Volk
Dadurch, dass er beide im Blick hatte und es gelernt hatte, selbst die minimalsten Bewegungen zu erkennen, fiel ihm durchaus auf, dass die Gefangene unruhig wurde, versuchte, ihr Gewicht zu verlagern trotz ihrer Position.
Wäre er ein weniger beherrschter Mann gewesen, ein schmales Grinsen wäre vermutlich ob seines stillen Sieges über seine Lippen gehuscht. Genau das hatte er erreichen wollen, denn sein Entschluss, was vorerst mit ihnen weiter geschehen würde, stand längst fest.
Wieder glitt sein Blick zu dem Hybriden. Auch dieser rührte sich, sogar noch stärker als seine Begleiterin.
Es war die nur die Ahnung eines leicht belustigten Aufblitzens in seinen Augen, die zu kurz war, um von irgendjemanden bemerkt werden zu können. Hätten seine Soldaten es gewagt, ihm direkt ins Gesicht zu sehen, verstand sich.
Der Gefangene schien also der empfindlichere der Beiden auf Unwissen zu sein. Das würde er sich merken.
Der Kommandant wollte gerade Luft holen, um seinen Befehl zu geben, der den Zweien bestimmt alles andere als Hoffnung geben würde, als etwas Unvorhergesehenes geschah, das seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Die Zeltplane flatterte knatternd hoch und bis zu ihm drang der immer schwächer werdende Luftzug, der sie in Bewegung versetzt hatte. Gleichzeitig rührten sich die Flügel des Hybriden, sodass sich Chajans Augen sofort darauf hefteten, ausdruckslos und vollkommen undeutbar. Wie immer, wenn er konzentriert war und auf etwas starrte. Eine Eigenschaft, die schon einige sensible und weniger sensible Gemüter in Unruhe versetzt hatte.
Dieses Wesen schien also ein wenig mit der Luft spielen zu können. Zumindest schätzte er es so ein, denn an einen Zufall glaubte er nicht. Noch dazu, wo es draußen zwar kalt und nass, aber nicht windig war. Und selbst, wenn es das gewesen wäre... Nur eine kurze Bewegung, wie ein einzelner Vorstoß im Kampf, das war nicht der reinen Natur zu zuschreiben. Nein, da war es viel logischer, wenn dieser Hybrid dafür verantwortlich war.
Wieder etwas, was er sich zu merken und einzusetzen gedachte, wenn es sich machen ließ. Ja, so etwas konnte nur von Vorteil für ihre Truppe sein, das stand für ihn fest. Aber so etwas musste wohlüberlegt sein, nichts durfte überhastet werden und schon gar nicht Vertrauen in ihn gelegt werden, das er sofort zu brechen gedachte, ließe man es nur zu.
So deutete der Kommandant für sich selbst ein überaus knappes Nicken an und richtete dann seinen Blick für einen Moment auf jeden der beiden Soldaten.
"Bringt jeden von ihnen in ein eigenes Zelt.", erklang seine tiefe, wohltönende Stimme, die so gar nicht zu seiner Position zu passen schien. Zwar besaß sie kein Gefühl, absolut keine Wärme, jedoch war sie angenehm anzuhören und schon sie allein vermochte es mit ihrem Timbre, so mancher Frau einen wohligen Schauer über die Haut zu jagen. Sofern er das beachten würde, was nie der Fall war in seinem bisherigen Leben. Mit seiner Aussage verbunden deutete er eine wegwerfende Geste an.
Allerdings wandte er seinen Blick nicht von der Gefangenen, als beide auf die Beine gezerrt wurden.
"Soldat, gegen Morgengrauen bringst du jedem von ihnen einen der Überreste des Brotes und Wasser. Auch sorgst du dafür, dass sie von dem... Dreck befreit werden, der an ihnen haftet. Dir stehen zwei weitere Dunkelelfen und dein Kamerad neben dir zur Verfügung.", wies er mit Absicht nur den dunkelelfischen Mann an, während er knapp dem Troll zunickte. Den Befehl würde er später für ihn übersetzen.
Doch jetzt wollte er erst einmal herausfinden, ob zumindest sie die Sprache der Dunkelelfen verstand. So blieb sein Blick unaufhaltsam auf ihrem Gesicht haften, das er inzwischen einsehen konnte, auch wenn beide Gefangenen gezwungen waren, weiterhin zu Boden zu starren. Ein Griff in den Nacken machte das möglich.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Samstag 19. Dezember 2009, 14:33
von Elyn Xolrac
Sie blickte sofort zu Sîvan, als plötzlicher Wind die Zeltplane zurück schlug. Sie wusste, dass er von ihm kam. Vor allem hatte sie so nah neben ihm den Luftzug gespürt, der von ihm ausging.
Die tiefe Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit aber schnell von dem Hybriden auf sich. Sie brauchte einen Moment, um sie der Person zuzuordnen. Offenbar konnte er doch sprechen und wollte sie an diesem Wunder auch teilhaben lassen. Was jetzt wohl geschehen würde? Schon wieder diese Frage. Elýn war verunsichert, da sie so im Ungewissen gelassen wurde. Was wollte er damit bezwecken jeden in ein eigenes Zelt bringen zu lassen? Wollte er sie getrennt voneinander ausfragen? Aber worüber? Elýn konnte sich nicht daran erinnern, etwas Wichtiges beobachtet zu haben.

Wieder wurde sie ohne Vorwarnung grob auf die Füße gezerrt. Der schmerzhafte Griff löste sich noch immer nicht aus ihrem Nacken. Die Spannung wurde langsam unerträglich. Noch immer konnte sie keinen richtigen Blick auf den Befehlshaber werfen, nur mehr seiner Beine war in ihr Blickfeld getreten. Allerdings spürte sie, dass er sie schon wieder anstarrte, während er offenbar weitere Befehle gab. Sie verstand nicht, was er sagte, aber wusste, dass er Lerium sprach. Die Sprache der Dunkelelfen. Am Liebsten hätte sie vor ihm ausgespuckt. Noch so ein elender Vertreter dieses Volkes. Etwas anderes hatte sie aber auch nicht erwartet.

Sie fragte sich, was er von ihr wollte. Sich daran ergötzen, dass sie hier so hilflos herum stand, ohne sich wehren zu können? Oder wollte er wissen, ob sie ihn verstand. Wäre sie ein Tier, hätte sie jetzt vermutlich gefaucht, als sie versuchte, ihren Kopf mit einem Ruck hinauf zu reißen. Sie wollte den Moment der Überraschung nutzen, um einen Blick auf den zu werfen, der sie hier gedemütigt gefangen hielt. Doch es klappte nur eine Sekunde, kaum hatte sie den Kopf ein wenig gehoben, wurde er ihr mit erbarmungslosen Griff wieder hinunter gedrückt. Doch in dem Moment, da sie in sein Gesicht sehen konnte, konnte er ihre Wut und Auflehnung in ihren Augen aufblitzen sehen. SIe war gereizt.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Sonntag 10. Januar 2010, 18:36
von Sivan
Ob die kleine magische Einwirkung bemerkt und ihm zugeschrieben wurde, konnte Sîvan nicht sagen, denn er sah ja nichts, als den Teppichboden unter sich.
Aber endlich erklang der erste Wortlaut und darüber war der Hybrid erleichtert, denn sie würde Entscheidungen mit sich bringen; ob gute oder schlechte, das war ihm egal, Hauptsache etwas geschah!
Was er hörte gefiel ihm trotzdem nicht, aber eigentlich hatte er nichts anderes erwartet. Der Glaube an gute Nachrichten war schon längst verflogen, er rechnete mit dem Schlimmsten und das half ihm darüber hinweg sehen zu können.
Was dann folgte waren Anweisungen (jedenfalls glaubte er das) seitens des Kommandanten an seine Lakaien; jenen unangenehmen Zeitgenossen, die sie so fest im Griff hatten. Wenn sie sich wenigstens ein bisschen bewegen könnten…!
Aber nein, ihnen blieb keine andere Wahl als auszuharren und sich zu ergeben. Sîvan versuchte anhand dem Wortklang des Kommandanten auszumachen, ob es so etwas war wie ‚Schafft sie mir aus den Augen und macht aus ihnen Frühstück!‘ oder ein ‚Sperrt sie weg und lasst sie verrotten!‘. Beides war nicht gerade vielversprechend und sicherlich keine Alternative zur Freiheit.
Freiheit… ein Wort, das höhnisch und utopisch zu ihm herab lächelte und keinerlei Einfluss auf sein Leben zu nehmen schien. Kein einziges Mal.
Resigniert schnaubte er und ein Zucken ging durch seine Finger, beherrscht von einer Mischung aus Wut und Verzweiflung.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Dienstag 12. Januar 2010, 19:36
von Das dunkle Volk
Seine Augenbraue rutschte um den Anflug einer Ahnung in die Höhe bei dieser Auflehnung. Nicht so sehr, dass sie stattfand, sondern vielmehr, dass es dieser Elfe einen Moment lang tatsächlich gelang. Das war nicht geplant gewesen und der Soldat, der nicht fest genug sie gehalten hatte, würde ihm das in den nächsten Tagen bei knapperen Rationen büßen.
Trotzdem hatte es ihm einen recht interessanten Anblick geboten. Flüchtig hatte er ihr Gesicht ungehindert betrachten können, auch wenn ihm das nicht sonderlich kümmerte. Andere Männer in seiner Position hätten bei solch einem Antlitz und dem dazu passenden Körper schon längst andere Gedanken gehegt. Doch nicht so Chajan, der für so etwas in der jetzigen Situation erst recht keinen Kopf haben wollte. So etwas brachte nur Unbill und so etwas würde er sich nicht freiwillig leisten.
Nein, er fand es viel spannender, was er in ihren Augen für diesen kurzen Moment hatte erkennen können. Wut und Auflehnung wären wohl die passendsten Worte dafür.
Und das war durchaus beachtlich, nachdem, wie sie bisher behandelt worden war. Immerhin hatte sie einige Zeit lang gefesselt im Zelt gesessen, befand sich nun im Griff eines Soldaten, der eindeutig körperlich kräftiger war als sie, und stand vor ihm, einem sehr hohen Militär der dunklen Armee, dem man seine gehobene Position auch ansehen konnte. Dennoch schien sie aufbegehren zu wollen, strebte nach ihrer Freiheit.
Dem zollte er innerlich Achtung und vermerkte es in seiner gedanklichen Liste. Ja, diese Eigenschaft war gut, zeugte von Kampfesgeist, sie musste nur noch in die richtige, also für ihn und seine Ziele passende, Bahn gelenkt werden.
Dazu jedoch brauchte er Zeit, um heraus zu finden, wie er sie würde ködern können. Davor allerdings musste er noch etwas anderes in Erfahrung bringen.
Ohne auf den Hybriden zu achten, erhob er sich ausnahmsweise, trat mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung dicht vor sie hin und griff grob nach ihrem Kinn, um es in die Höhe zu drücken.
Der Soldat musste rechtzeitig reagieren und ihren Nacken loslassen, was ihm auch gerade noch gelang, so unvorbereitet, wie selbst er in Bezug auf diese Reaktion war.
So konnte Chajan direkt in ihre aufmüpfigen Augen sehen.
Ihre Gesichter waren keine zwei Zentimeter voneinander getrennt. "Wie heißt du?", fragte er leise mit seiner tiefen Stimme und trotzdem so durchdringend, als hätte er es laut heraus gebrüllt.
Zwar könnte es vielleicht möglich sein, dass er sie mit dem Hybriden gefügig machen könnte, aber darauf wollte und würde er sich nicht ausschließlich verlassen. Nein, da war ihm ihr Name von weitaus größerem Nutzen, sofern sie ihn freiwillig preisgab.
Wenn nicht, würde er zu anderen Methoden greifen müssen, wobei er nicht zimperlich sein würde. Das symbolisierten allein schon sein fester Griff, trotz der doch recht angenehm warmen Finger, die einen anderen Eindruck hätten erwecken können, und auch das harte, gefühllose Funkeln in seinen Augen.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Mittwoch 13. Januar 2010, 17:37
von Elyn Xolrac
Er stand auf. In dem Moment als sie merkte, dass er das tat, um auf sie zuzukommen, flackerte Unsicherheit in ihren Augen auf. Einen Moment lang, was keiner sehen konnte, da ihr Blick wieder unweigerlich auf den Boden gerichtet wurde. Was hatte er vor? Testen ob Schläge sie aus der Reserve locken konnten? Sie versuchte das Zittern zu unterdrücken, das ganz langsam ihren Körper einnahm. Es war die selbe Unwissenheit. Sie jagte ihr Angst ein und ließ sie gleichzeitig dagegen aufbegehren.
Plötzlich fühlte sie seine warmen Finger an ihrem Kinn, das er ohne jede Sanftheit hinauf zu sich drückte. Sie hatte keine Wahl, als dem Blick dieser Bewegung folgen zu lassen. Ihr Blick traf zuerst auf die stechend blauen Augen, wanderte kurz über das markant geschnittene Gesicht, fassten den dunklen Teint seiner Haut und die im Kontrast dazu stehenden hellen Strähnen auf. Ihr Blick war fest, sie wollte keine Schwäche zeigen und gab sich jede Mühe, den Ausdruck Angst aus ihrem Blick zu bannen, als sie wieder in seine Augen schaute.
"Wie heißt du?"
Seine leise Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie erinnerte sie an einen Schwertstreich. Leise, sirrend, aber kraftvoll und stark.
Sie schwieg. Sie sah ihn an. Eine Sekunde, drei Sekunden, zehn Sekunden. Zehn Sekunden, die sie ihn einfach nur ansah. Sie kam sich großartig vor. Wie sie da stand. Diesem hohen Tier gegenüber, der nichts tun konnte, außer darauf zu warten, dass sie ihm antwortete. Er war abhängig von ihren Worten und das gab ihr ein gutes Gefühl. Realistisch gesehen war das eine dämliche Idee, ein dämlicher Beweis an sich selbst. Doch Elýn machte sich Illusionen.
"Sagt Ihr es mir. Gefangene? Sklavin? Verurteilte?" Ihre Stimme war leise, fast lauernd. Sie war gespannt darauf, wie er reagierte. Ein kleines Schmunzeln zierte ihre vollen Lippen und verstärkten den aufmüpfigen Ausdruck, den er schon in ihren Augen fand.
Sie wusste nicht, warum sie das tat. Wieso sie so reagierte und ihn provozieren wollte. Vielleicht war es eine Schutzreaktion ihres Körpers. Vielleicht wollte er sie vor der Angst und Panik bewahren, die sie sonst übermannt hätte. Vor dem Gefühl diesem Dunkelelf hilflos schutzlos ausgeliefert zu sein.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Samstag 16. Januar 2010, 12:23
von Sivan
Sîvans empfindliche Ohren zuckten, als er hörte, wie sich der Kommandant ihnen näherte. Aber nicht ihm, sondern Elýn.
Auch wenn der intensive Blick nicht auf ihn gerichtet war, so meinte er ihn beinahe spüren zu können, wie ein unangenehmes Knistern, das in der Luft lag. Ähnlich, wie wenn sich ein Gewitter gerade ankündigte und seine ersten Spannungen zu spüren waren.
Er fragte die Elfe, wie ihr Name wäre und Elýn ging mit einem riskanten Hohn in der Stimme darauf ein. Unruhig bewegte sich Sîvan soweit es ihm möglich war und hoffte, dass sie sich nicht allzu weit aus dem Fenster gelehnt hatte.
Er versuchte die gefesselten Handgelenke ein wenig voneinander zu lösen, doch es war zwecklos; Der Griff des Trolls und die festen Seile machten es ihm unmöglich.

[ Sorry, aber mehr fällt mir nicht ein xD ]

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Samstag 30. Januar 2010, 21:02
von Das dunkle Volk
Es war für ihn klar gewesen, dass sie ihn mustern würde, kaum hätte sie die Gelegenheit dazu. Allerdings hatte er das selbst provoziert und somit überging er es auch... ausnahmsweise. So fixierte er auch ihren Blick regelrecht mit seinen Augen und ließ sich absolut nichts davon anmerken, was er sich für Gedanken über sie machte.
Unter all dem Schmutz schien sie tatsächlich ein recht hübsches Ding zu sein. Wäre er ein anderer, als er war, und wäre dies eine andere Situation, vermutlich hätte er seine Stellung ausgenützt, um sie zu besitzen. Aber das war nicht angebracht, nicht solange sie die Stadt nicht vollkommen eingenommen und den begonnenen Kampf nicht gewonnen hatten.
Dann tat sie etwas, was ihm wieder zeigte, wie stark ihr Wille zum Widerstand sein musste. Denn sie schwieg ihn tatsächlich an. Nicht so sehr, weil sie zu überlegen schien, ob und wenn ja, welchen Namen sie ihm nennen sollte. Nein, er hatte vielmehr den Eindruck, sie täte es aus Trotz. Um ihm zu zeigen, dass er sie noch lange nicht gebrochen hatte.
Was ihn tatsächlich einen Hauch weit erheiterte. Obwohl er sich davor hütete, sich auch nur irgendetwas anmerken zu lassen davon.
Ausdruckslos erwiderte er ihren Blick und in jenem Moment, in welchem er schon glaubte, sie würde ihm überhaupt jegliches Wort verweigern, sprach sie schließlich.
Ihre Worte sowie ihr Tonfall schafften es tatsächlich, dass er einen Anflug von Gefühl zeigte. Seine Lippen zuckten leicht und für einen flüchtigen Moment hob sich sein Mundwinkel sogar eine Spur weit amüsiert an.
Dann jedoch war er wieder ernst und ausdruckslos, während er sich ihrem Gesicht näherte. Er blieb so dicht vor ihrem, als ob er sie küssen wollte und sodass sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren konnte.
"Ich könnte es bei 'Widerspenstige, Trotzige, Närrin' belassen, aber das bringt mir recht wenig. Andererseits, wenn du deinen Namen nicht preisgeben willst, wird eben dein kleiner Freund hier darunter zu leiden haben. Bitte, wie du willst." Er hatte es kaum ausgesprochen, gab er dem Troll auch schon einen Wink, der Sîvan fester packte.
Dabei presste er dem Hybriden auch die Flügel schmerzhaft an den Körper.
Beim nächsten Wink würde er austesten, wie biegsam diese Schwingen wären und wie fest er zudrücken müsste, um sie zu brechen. Und das wäre erst der Anfang, das stand deutlich in Chajans willensstarken Blick geschrieben.
"Ich würde dir raten, beantworte meine Frage.", setzte er fast lautlos und dafür umso intensiver in seiner Wirkung hinzu. Gleichzeitig könnte er so heraus finden, ob ihr an diesem anderen Wesen etwas lag oder nicht und wie sehr er ihn als Druckmittel einsetzen konnte.

Re: Im Lager der dunklen Armee

Verfasst: Montag 1. Februar 2010, 16:37
von Elyn Xolrac
Elýn entging seine Reaktion nicht. Auch wenn es nur leicht war, bemerkte sie das Zucken seines Mundwinkels. Absurd, aber das wiederum amüsierte sie, allerdings blieben ihre Lippen ein dünner Strich, überwog doch die Angst vor dem Dunkelelfen, der über den weiteren Verlauf ihrer Existenz urteilen konnte.
Als er ihr mit dem Gesicht so nahe kam, durchströmte sie ein Schauer von kurzer Dauer. Sie spürte seinen Atem und darüber hinaus noch eine Spannung an ihren Lippen, als würden seine direkt auf ihnen liegen. Unter anderen Umständen hätte sie es vielleicht als angenehm empfunden, wäre er kein Dunkelelf zum Beispiel. So jedoch verdrängte sie schnell die Gefühle und hörte seine Worte laut und deutlich.

Kurz schaute sie zur Seite und sah, wie sich der Troll in Bewegung setzte, wohl um seinen Befehlen brav Folge zu leisten. Der Blick war nur kurz, aber genügte. Sicher, die Fledermaus war ihr nicht ans Herz gewachsen, noch hatte Sîvan freundschaftliche Gefühle in ihr ausgelöst. Das war es nicht, was sie zu einer Antwort bewegte.
Es war eher die Sinnlosigkeit, würde sie es nicht tun. Wieso sollte sie dem Hybrid unnötig Schmerzen zufügen? Sie selbst würde ihn dafür hassen, würde es nur um einen Namen gehen, der ihr Schmerzen einbrachte.

"Elýn." Ihre Stimme klang ruhig, ohne Hast, auch wenn die Antwort kurz nach seiner Warnung kam. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, ob sie ihn ihren richtigen oder einen falschen Namen nennen sollte. Vielleicht würde irgendjemand nach ihr suchen, Shahntha vielleicht, und dann würde es ihr nichts bringen, wüsste man von einer Gefangenen mit einem anderen Namen als den ihren.
"Zufrieden?" Sie kniff kurz die Augen zusammen und schaute ihn herablassend an, was ihr einige Mühe kostete. Schließlich sah sie in ein Gesicht, das nur wenige Zentimeter vor ihr schwebte und nicht unattraktiv war, blendete man die dunkle Farbe seiner Haut aus. "Und erfahren wir auch, was uns die Ehre verschafft, uns von euch verschleppen und fesseln zu lassen?"