Windrituale

Die Menschen aus Dessaria bauten einst eine Brücke über diese Schlucht. Doch in Kriegszeiten gegen das Dunkle Volk wurde diese zerstört. Reste der graublauen Steine erinnern an das Gebilde.
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Windrituale

Beitrag von Gestalt » Montag 28. Juni 2010, 15:31

Tahmo kommt von Durch gräserne Auen

Lua und Tahmo machten sich erneut auf den Weg. Sie hatten sich noch ein paar Birnen eingepackt und sich von den süßen Früchten welche zum Frühstück gegönnt. Dann trabten Faro und Nachtwind lässig durch das Grasland, vorbei an sich biegenden Halmen und Ähren von Wiesenrispengras, das mannshoch wachsen konnte. Satt grün und kräftig war die Farbe der Landschaft, doch wirkte irgendwie matt, denn die Wolken ließen nicht einen Sonnenstrahl hindurch.
Dafür blies der Wind umso heftiger, beinahe kühl. Lua störte sich nicht daran. "Das ist das perfekte Windchen für dich, wenn wir nachher die Schlucht erreichen. Hoffentlich bleibt es so." Ihre Gebete wurden erhört. Am Wetter besserte sich nichts, im Gegenteil. Zwischenzeitlich gerieten sie in einen leichten Schauer, der den Schmutz von Gesichtern und Kleidung wusch, sich in letzteren aber festsetzte, um sie leicht frösteln zu lassen. In solchen Fällen wäre ein Feuermagier nützlicher. Lua beklagte sich allerdings nicht.
Während sie mit Tahmo immer weiter gen Südwesten ritt, denn irgendwann mussten sie so zwangsläufig auf die große Schlucht treffen, lenkte sie ihren Schüler mit Lehrstunden in Sachen Luftmagie ab. Tahmo hatte einiges an Informationen aufzunehmen. Sie erklärte ihm die Wichtigkeit der eigenen Atmung, während man Luftzauber aufrecht erhielt. Das erleichterte es, die Windströme zu lenken, denn man musste sich nur auf einen Rhythmus konzentrieren. Des Weiteren erfuhr ihr Schützling mehr über die vielen verschiedenen Winde, die es in Celcia gab. Lua schien, ihren Geschichten nach zu urteilen, den meisten davon begegnet zu sein. Da gab es lauwarmen Südwind, der immer ein wenig salzig schmeckte, weil er vom Meer aus auf das Festland traf. Die Winde im Norden waren rau und gefährlich. Es brauchte keinen Schnee und kein Eis, um zu erfrieren, erklärte sie. Außerdem erkundigte sich Lua, was Tahmo von den Luftströmungen seiner Heimat hielt. Er kam aus dem Fischerdorf, das in der Stillen Ebene lag und dort herrschte trotz der freien Fläche wenig sturmartiges Wetter. Es war mit keinem wilden Küstenwind zu vergleichen.
"Ob du davon einen kennen lernen wirst? Küstenwinde sind die schönsten, vor allem der westliche." Lua geriet in Tagträumereien. Ihr Blick wandelte sich dann immer ein wenig, wurde sehnsüchtig und richtete sich in ungesehene Ferne.

Nach fast einem halben Tagesritt, den Faro mit Bravour und ohne jegliches Klagen meisterte, kam endlich die große Schlucht in Sicht. Ihre zerklüfteten Ränder waren frei jeglichen Wiesenwuchses, wie es Lua und Tahmo nun zu Genüge gesehen hatten. Felsen und geröll türmten sich übereinander, boten zackige Vorsprünge und aufragende Spitzen. Die große Schlucht zog sich wie eine alte Kriegsnarbe durch das Land und sie zollte auch von historischen Ereignissen.
"Dort ist die alte Brücke, kannst du die großen Pfeiler sehen?" Lua zeigte nach vorn auf gigantisch hoch ragende Steinüberreste. Dort hatte einst eine gewaltige Brücke über die breite Schlucht geführt. "Sie ist zerstört worden, vor vielen Jahren, angeblich in einem Krieg. Die Dessarier hatten sie aufgebaut, nachdem ein gewaltiges Erdbeben das Land heimgesucht hatte. Meister Archimedes spricht dann gern von Riesen, die einst einen Sprungwettbewerb veranstalteten und dabei tiefe Risse in den Boden zogen." Lua kicherte. Wieviel an der Geschichte dran war, konnte sie nicht sagen. "Genau dort vorn, an den Ruinenresten der Brücke, werden wir dein Ritual vollziehen. Fühlst du dich bereit dazu? Am besten, du versuchst schon einmal deine Atmung an die Windböen anzupassen, wie ich es vorhin beschrieben habe."
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Re: Windrituale

Beitrag von Tahmo » Dienstag 29. Juni 2010, 00:05

Die Beiden ritten ohne zu zögern weiter über die Grüne Ebene. Tahmo staunte nicht schlecht, er hatte niemals geglaubt das er jemals so eine gigantisch große Wiese sehen würde. Und das mit solch gigantisch großem Gras. Am liebsten wären er abgestiegen, hätte sich jeden Grashalm einzeln angeguckt, um dann gemütlich drauf los zu wandern und somit irgendwann alles gesehen zu haben. Leider schien da Lua nicht mitzuspielen, denn die hatte es ganz schön eilig. Klar, wollte auch Tahmo sein Ziel erreichen, aber doch nicht innerhalb einer Woche? Nun gut, er beschloss nichts zu sagen, immerhin war ja sie seine Lehrmeisterin. Dennoch nahm er sich vor bei den nächstbesten Gelegenheiten einmal ausgiebig zu wandern. Zu Fuß und in langsameren Tempo, sodass ihm am Abend nicht sein Hinterteil schmerzte. Seufzend fegte er weiterhin hinter Lua her, zu allem Pech fing es nun auch noch an zu regnen weshalb es nicht lange dauerte bis Tahmo anfing zu frösteln.

Lua schien das nicht zu stören, weshalb er auch nichts sagte sondern sich damit ablenkte sämtliches Wissen aufzusaugen das er von Lua unter dem Ritt zugesagt bekam. Und das war bei weitem nicht wenig. Er musste also beim Zaubern auf seine Atmung achten um die Windströme besser zu lenken. Das leuchtete Tahmo ein, irgendwie. Und dann gab es wohl noch viele verschiedene Winde. Tahmo ärgerte sich abermals das er nichts hatte wo er sich alles notieren konnte. Als Lua ihn danach fragte was Tahmo von dem Wind seiner Heimat dachte, kam der junge Blondschopf ins Grübeln. Tahmo antwortete das er den Wind immer als recht frech und frisch empfunden hatte, jedoch nie zu stürmisch. Mal lud er zum spielen ein, mal glich er eher einer schlaffen Brise mit der man sich zusammen ins Gras legen konnte um zu träumen.
"Ob du davon einen kennen lernen wirst? Küstenwinde sind die schönsten, vor allem der westliche." endete Lua ihre Erzählung von den einzelnen Winden. Tahmo bemerkte abermals ihren verträumt werdenden Blick als sie vom Westwind erzählte. Der junge Blondschopf war sich immer noch nicht sicher ob das nur ein Wind war, oder ob da nun wirklich eine Person dahinter steckte. Und ob Lua für letztere Schwärmte. Was sie ganz sicher tat, so wie sie jedesmal in Träumerei verfiel. Nur fing das an Tahmo irgendwie nicht so ganz zu gefallen, ein Hauch von Eifersucht überkam ihn weshalb er seinen Umhang enger zog und sich an Faros Rücken legte. Wobei ihm auch gleich wieder ein wenig wärmer wurde, so frostig wie es mit feuchter Kleidung war.

Sie hatten fast einen hlaben Tagesritt hinter sich gelegt, als sie endlich ihr Ziel erreichten. Tahmo setzte sich staunend im Sattel auf um getrieben von Neugierde diese riesige Schlucht zu bewundern. Wie eine grobe Narbe inmitten des Landes zog sie sich mit zerklüfteten Rändern durch Celcia. Es war sogleich majestätisch wie auch ein wenig grußelig. Wer weis wie sie entstanden ist? Wer weis was sich hier schon alles zugetragen hatte?
"Dort ist die alte Brücke, kannst du die großen Pfeiler sehen? Sie ist zerstört worden, vor vielen Jahren, angeblich in einem Krieg. Die Dessarier hatten sie aufgebaut, nachdem ein gewaltiges Erdbeben das Land heimgesucht hatte. Meister Archimedes spricht dann gern von Riesen, die einst einen Sprungwettbewerb veranstalteten und dabei tiefe Risse in den Boden zogen. Genau dort vorn, an den Ruinenresten der Brücke, werden wir dein Ritual vollziehen. Fühlst du dich bereit dazu? Am besten, du versuchst schon einmal deine Atmung an die Windböen anzupassen, wie ich es vorhin beschrieben habe." Tahmos Blick folgte Luas Fingerzeig. Er musterte die Beiden Brücken. Die zerstörte welche wie ein Relikt aus einer goldenen Zeit wirkte. Und die Intakte, erbaut vom dunklen Volk schwang sie sich in einem fast spöttischen Bogen über die Schlucht. Tahmo war froh das sie zu den Resten der alten Brücke gingen und nicht zu dieser Neuen, welche etwas Unheimliches an sich hatte. Sein Blick wanderte zu Lua hinüber. Und obwohl er jetzt schon recht müde aussah von dem langen Ritt sowie ein wenig durchgefroren wegen dem Regenschauer, so sprühten seine Augen regelrecht vor Neugierde und Tatendrang. Und wenn ihn das Ritual nicht zusehr ermüden wird, wird sich Lua wohl einem ganzen Katalog von Fragen ihres Schülers stellen müssen. "Ja.. ich bin voll un ganz bereit Lua!" Mit einem Satz rutschte Tahmo mitsamt seinem Stab von Faros Rücken.

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Re: Windrituale

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Juni 2010, 09:52

Lua nickte und lächelte. Tahmos Augen blitzten ja vor Begeisterung und Entschlossenheit. Ja, er war bereit und wie! So stieg auch die Luftmagierin von ihrem Pferd, führte es zu einer der halb zerfallenen Brückenpfeiler und schenkte ihm dort etwas Freizeit. Nachtwind schnaubte dankbar. Sie waren nicht schnell und nicht zu weit geritten, aber er genoss es, beim Herumstehen sein Fell trocknen zu lassen und noch hier und da ein wenig Gras zu knabbern.
"Stell Faro einfach dazu. Die beiden sollten während des Rituals nicht zu dicht an die Schlucht heran." Lua hingegen wanderte direkt auf die Überreste der Brücke zu. Ein kleiner Teil ragte noch in einem leichten Bogen über den Rand der Schlucht hinweg. Es sah aus als griff dieser Teil sehnsüchtig nach seinem anderen Ende auf der gegenüber liegenden Seite. Er würde es niemals erreichen.

Lua erklomm dennoch den ruinenhaften Stein. Die Brücke musste ein ganze Armeen gehalten haben. Das, was von ihr übrig war, zeigte Größe und vor allem Dicke. Der Stein hätte mehrere Rammböcke aufhalten können. Wie pelgarische Mauern, lautete eine Redewendung, wenn es um Stabilität und Unüberwindbarkeit ging. Ja, und dieser Brückenboden war mindestens genauso dick.
Tahmo konnte ja nicht ahnen, was sich vor Pelgars Toren derzeit abspielte. Er war den Schrecken der Untoten begegnet und hatte von angreifenden Dunkelelfen gehört, ja selbst den Knochendrachen fliegen sehen. Aber was ihm verwehrt geblieben war, war der Anblick der dunklen Armee. Es hätte ihm wahrscheinlich das Blut in den Adern gefrieren lassen. Pelgar schien dem Untergang geweiht und er stand hier mit einer Luftmagierin, um seinen Stab als Magierstab an sich zu binden.

"Na, da kommt einiges an Wind herauf. Komm hierher, Tahmo!" Lua winkte ihren Schützling herbei. Sie stand am Rand der Brücke, ein wenig über die Tiefe unter ihr gebeugt. Für Menschen mit Höhenangst war das hier nichts. Der Blick nach unten offenbarte einen weiten weg. Der Boden war kaum zu erkennen. Handelte es sich um hartes Erdreich oder waberte dort unten Nebel über einem noch tieferen Grund?
Höhlen und kleine Felsvorsprünge in den Schluchtenwänden ließen auf Lebewesen schließen, die in der steinernen Narbe hausten. Durch die große Schlucht hindurch flatterte eine Gruppe Fledermäuse und das bei Tage! Irgendwie wirkte das Licht aber auch trüber, je tiefer man blickte. Was Lua Tahmo jedoch zeigen wollte, war das Gespür des Windes. Leichte und stärkere Böen wehten von unten herauf und bis über die Brücke hinweg, um sich mit den Winden oberhalb der Wolken zu mischen. Sie waren stark, erfrischend, weckten die Lebensgeister eines jeden Magiers, der sich diesem Element verschrieben hatte.

"Fangen wir an. Halte deinen Stab mit beiden Händen, Tahmo. Du musst ihn richtig festhalten, nicht dass du ihn noch verlierst. Und dann konzentriere dich auf den Wind. Hier ist genug davon da, also wirst du es nicht schwer haben. Trotzdem wird die Vorbereitung dich anstrengen. Ich warte solange, denn du musst dich wirklich voll und ganz auf den Wind eingespielt haben. Du darfst nur noch eine Hülle oder ein Weg für die Luftsrömungen sein. Sie umwehen dich nicht weiterhin, sie fegen durch dich hindurch. Erst, sobald du diesen Stand erreicht hast, kann ich dir den nächsten Punkt des Rituals nennen."
Lua schob Tahmo noch ein Stückchen auf die Schlucht zu. "Und fall nicht. Der Wind ist nicht dein Feind, er muss dein Verbündeter und Gefährte werden." Sie ließ ihn los und schon packte eine erste Böe den jungen Blondschopf und zerrte an ihm.
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Re: Windrituale

Beitrag von Tahmo » Mittwoch 30. Juni 2010, 21:12

"Na, da kommt einiges an Wind herauf. Komm hierher, Tahmo!"
Eilig trat der junge Magier neben seine Lehrmeisterin an den Rand der zertrümerten Brücke, welche sich sehnsüchtig über die klaffende Schlucht zu strecken versuchte. Tahmo war froh das sie zu dieser Brücke gegangen sind und nicht zu dieser Anderen, welche finster anmutend in der Ferne die Schlucht überspannte. "Woah...tief." Kommentierte Tahmo seinen Blick nach unten in die Schlucht. Er stand nun direkt am Rand neben Lua um mit ihr zusammen in die nicht enden wollende Tiefe zu gucken. Der Blondschopf schien Höhenangst nicht so ganz zu kennen, neugierig beobachtete er die zerklüfteten Ränder der Schlucht. "Wie die wohl wirklich entstanden is?" Murmelte er leise zu sich selbst. Er sah kleine Höhlen im Fels, aus deren Eingängen hier und da schemenhafte Kreaturen huschten, ihre Flügel ausbreiteten und in die Schlucht hinab segelten. Waren das Fledermäuse? Tahmos Blick wanderte tiefer. Dort unten drängte sich soetwas wie dichter, dicker, wabernder Nebel. Ein Boden war nicht in Sicht, nur hier und da sah man ein paar Flügel im Dunkeln flattern. Nun lief es Tahmo doch kurz schaurig über den Rücken, wer weis was dort für Kreaturen wohnten. Aber solange sie dort unten blieben und er hier oben, kümmerte ihn das nicht großartig. Ein Lufthauch aus der Schlucht striff unvermutet seine Wangen. Tahmo blinzelte kurz, es war ein kühler, frischer Wind. Er roch ein wenig wie eine kalte, düstere Höhle - nicht das Tahmo wusste wie kalte, düstere Höhlen rochen. Aber er stellte sich den Geruch zumindest so vor. Tahmo schloss kurz die Augen, um den kühlen Windhauch zu geniesen. Und es kam ihm fast so vor, als würde dieser frische Wind seine Lebensgeister wecken. So als würde er sämtliche Müdigkeit vertreiben und die geschafften Glieder aufwecken. Schnell vergas er den langen Ritt und hätte Lua nichts gesagt so wäre er wohl noch ewig so dagestanden nur um den Wind zu genießen.

"Fangen wir an. Halte deinen Stab mit beiden Händen, Tahmo. Du musst ihn richtig festhalten, nicht dass du ihn noch verlierst. Und dann konzentriere dich auf den Wind. Hier ist genug davon da, also wirst du es nicht schwer haben. Trotzdem wird die Vorbereitung dich anstrengen. Ich warte solange, denn du musst dich wirklich voll und ganz auf den Wind eingespielt haben. Du darfst nur noch eine Hülle oder ein Weg für die Luftsrömungen sein. Sie umwehen dich nicht weiterhin, sie fegen durch dich hindurch. Erst, sobald du diesen Stand erreicht hast, kann ich dir den nächsten Punkt des Rituals nennen."
Tahmo öffnete seine Augen wieder, guckte kurz zu Lua und nickte dann still. Den Stab hatte er mitgenommen. So umschlossen beide seiner Hände das vertraute Holz des Stabes. Er entschied sich den Stab wie eine balancier Stange vor sich zu halten. Luas Hand legte sich auf seinen Rücken um ihn noch ein wenig näher an die Kluft zu schieben. Tahmo ging noch einen kleinen Schritt, ehe er nahe genug Stand. "Und fall nicht. Der Wind ist nicht dein Feind, er muss dein Verbündeter und Gefährte werden." Tahmo nickte, dann nahm Lua wieder ihre Hand von seinem Rücken.
Tahmo atmete tief durch, konzentrierte sich allmählich auf den Wind aus der Kluft, als ihn auch schon die erste stärkere Böe erfasste. Kurz hätte er vor Überraschung fast das Gleischgewicht verlohren, so unvermittelt kahm die Böe auf. Sie zerrte an seiner Tunika, zerzauste ihm das Haar und lies die Härrchen auf seinen Armen aufstehen. Tahmo schmunzelte. Je mehr er sich auf den Wind konzentrierte desto mehr glich das Ganze einer Art spiel. So als wolle der Wind mit ihm Spielen, so wie er es früher öfters getahn hat als Tahmo den Blättern im Wind nachgejagd war. Einmal zerrte der Wind fester an ihn, dann wieder weniger nur um ihm im nächsten Moment lauernd zu umwehen. Tahmo drückte sich gegen die Böen, wiegte mit und konzentrierte sich so immer mehr auf den Wind um sich herum. Auch seine Atmung wurde allmählich ruhiger und gleichmäßiger. Die Luft um ihn herum strömte in seine Lungen ehe er sie wieder ausatmete damit sie in kleinen Böen um ihn herumwirbeln konnte. Es kostete wirklich einiges an Kraft und Konzentration, doch schon bald kam es Tahmo so vor als wäre die Luft überall. Ihn ihm, vor ihm, hinter ihm und um ihn herum.

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Re: Windrituale

Beitrag von Erzähler » Samstag 3. Juli 2010, 23:47

Lua Chii beobachtete ihren Schützling. Er stellte sich nicht dumm an, im Gegenteil. Bei Tahmo hatte sie das Gefühl, ein vierblättriges Kleeblatt unter einer neuen Generation Luftmagier entdeckt zu haben. Er besaß so viel Talent. Nicht einmal sie hatte sich beim ersten Versuch, ihren damals allerersten Magierstab an sich zu binden, so dicht an die Schlucht gewagt. Ja, auch Luas Ritual hatte hier stattgefunden. Schon damals war die Brücke zerstört gewesen. Sie grinste, als die Erinnerungen an ihren ersten Versuch zurückkehrten. Der Wind hatte sie gepackt und ihre Kleidung so heftig flattern lassen, dass ihr vor Schreck der Stab entglitten und in die Tiefe gefallen war. Ein schlimmer Tag für die damals noch so kindlich wirkende Frau. Außerdem hatte es fast zwei Monate gedauert, bis sie sich für ein neues Holz entscheiden konnte. Ihrem ersten Magierstab trauerte Lua insgeheim immer noch etwas nach. Sie mochte weißes Weidenholz, aber es war so kostbar und selten, dass man nur ganz wenig davon fand - und ausgerechnet dieses Holz war ihr verloren gegangen.
Sie blickte auf. Tahmos Stab mochte nicht aus weißer Weide sein, aber für ihn sicherlich dennoch mindestens so kostbar. Gewissermaßen besaß er bereits eine Bindung zu seinem Stab. Hoffentlich verlor er ihn nicht auch. Sie schaute hin. Tahmi hielt den Stab wie ein balancierender Hochseilartist vor sich. Der Wind blies ihm um die Nase, zerzauste mal wieder sein Haar, aber eine Frisur konnte er schlecht zerstören. Tahmo schaute immer ein wenig zerwuschelt aus. Lua musste sich eingestehen, dass ihr das an ihm besonders gut gefiel. Es erinnerte sie an sich selbst, wenn sie nach einer langen Nacht in einen Spiegel schaute.

"Vorsicht." Sie rief es ihm nicht zu, das hätte ihn nur aus dem Konzept gebracht, seine Konzentration gestört oder ihn so erschreckt, dass Tahmo doch noch in die Schlucht gefallen wäre. Aber Lua sprach es mit aller Ernsthaftigkeit und Sorge aus, als sie sah, wie der Wind ihn erfasste und ihr Schüler ein wenig taumelte. Sein Stab half ihm, das Gleichgewicht wiederzufinden. Schnell aber fand er sich nicht nur zurecht, sondern ging auf die Böen aus der Tiefe ein. Tahmo schmiegte sich an den Wind, ließ sich von ihm biegen und formen. Er besaß wirklich sehr viel Talent und eine rasche Auffassungsgabe.

Gerade wollte Lua sich an ihn wenden und ihm den nächsten Schritt des Rituals erklären, als sie instinktiv spürte, dass etwas geschah. Sie selbst konnte es nicht sehen, erkannte nur, wie Tahmos Körper eine sehr lockere Haltung einnahm. Er wirkte wie in Trance, ohne zu fallen. Langsam näherte sie sich ihm, um zu sehen, was passiert war.
Tahmo würde einen gehörigen Schreck kriegen - oder vielleicht auch nicht. Vielleicht fühlte er sich bereits so stark mit dem Wind verbunden, dass es für ihn keine Überraschung mehr war, auf eine kleine Reise eingeladen zu werden. Er konnte sich selbst sehen, wie er da am Rande der Schlucht stand. Er sah Faro und Nachtwind im Hintergrund, sowie seine Lehrmeisterin, die langsam aber zielstrebig auf ihn zu kam. Doch er schwebte über der Szene! Er fühlte sich leicht und so frei wie noch nie. Hatte er seinen Körper verlassen? War er ein Geist?
Vielleicht war etwas schief gelaufen. Folge mir, rauschte es an seinem Ohr, zugleich würde er feststellen, dass ein geringer Teil von ihm sich die Worte zugeflüstert hatte. Dann wurde er ein Stück weit fortgetragen, über die Schlucht hinweg und mit plötzlicher Beschleunigung direkt in die Tiefe hinein. Er würde den Boden kennen lernen. Er würde aufschlagen!
Schon bewegte sich Tahmo nach oben. Er trieb auf unsichtbaren Strömen, kletterte ungesehene Vorsprünge empor oder rutschte lange sich windende Bahnen herab. Es fühlte sich fantastisch an. Dann zerrte etwas an ihm.
Du kannst nicht komplett gehen. Du musst zurück in deine vergängliche Hülle. Einen Teil aber lass bei mir, einen weiteren in deinem Werkzeug. Es war der Wind, die Luft selbst. Sie sprach zu ihm und trotzdem sprach er die Worte selbst aus. Sie entstanden in seinem Kopf. Jetzt musste Tahmo nur noch tun, was der Wind ihm auferlegt hatte.
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Re: Windrituale

Beitrag von Tahmo » Montag 5. Juli 2010, 23:22

Es war ein seltsames Gefühl. So als würden plötzlich Grenzen niedergerissen werden von denen Tahmo bisher nicht einmal gewusst hatte das sie ihn einsperrten. Mit einem Mal aufs Andere fühlte der Blondschopf sich als würde er komplett in Wind aufgehen. Er war überall. In sich selbst, um sich herum. In jeder Böse die ihn Umwehte und dann, trug ihn ein seichter Windstoss weg von dem Platz an der Klippe. Er flog mit dem Wind mit, als wäre es ganz selbstverständlich. Immer höher trieb es ihn inrichtung Himmel, soweit bis er bemerkte das sein Körper noch dort unten auf dem Erdboden stand. Er selbst schwebte nun regelrecht über dem Ganzen. Seltsamerweise erschrak Tahmo jedoch nicht. Das ganze war seltsam, ja. Aber plötzlich auch irgendwie vollkommen normal und selbstverständlich. War er nun eins geworden mit dem Wind?

"Folge mir", säuselte der Wind seinem Ohr zu. War das seine eigene Stimme gewesen? Noch ehe Tahmo sich wundern konnte wurde er auch schon von einer starken Böe gepackt und weiter getragen. Sein eigener Körper glitt aus seinem momentanen Gesichtsfeld und hell wurde zu dunkel. Mit Sturmwind rasste er nun an dem kaputten Brückenpfeiler vorbei und hinein in die Schlucht. unzählige Höhlen in den schroffen Wänden rassten vorbei, der nebelverhangene Grund kam immer näher. Doch Tahmo hatte keine Angst mehr, denn der Wind war bei ihm. Er musste sich nicht Sorgen machen gefressen zu werden oder wo dagegen zu prallen. Wenn man erst einmal seinen Körper verlassen hatte nahm man den Wind ganz anders war. Das streicheln auf der Haut, das Rauschen in den Ohren fehlte. Man fühlte sich frei, man fühlte sich Kräftig und war überall zugleich. Nun streichelte man selbst die Umgebung oder rauschte in anderen Ohren. Es war wie das Spiel das er früher immer mit dem Wind gespielt hatte. Doch nun war es intensiver, es war tiefgründiger und auf ganz neuer Ebene. Dann wurde sein Sturz langsamer. Anderer Wind kam auf, frischer, neuer Wind der ihn sogleich freundschaftlich begrüßte und mit ebenso atemberaubenden Tempo wieder aus der Schlucht hinaus trug. Erneut stürzten Felsen vorbei, der Wind spielte mit seinem Gast, trieb den glücksseeligen Tahmo in Spiralen wieder hinauf zu seinem Körper. Und tatsächlich, da stand er noch. Es war seltsam sich selbst zu sehen. Absolut entspannt stand er dort, die Augen geschlossen und den Stab vor sich. Tahmo sah nun die Luftströme welche um seinen Körper wehten und auch in wirbelnden Bahnen zu seinem momentanen Standort zogen. Zum ersten Mal erkannte er auch den Wind als Ganzes. Als eine Person, als ein Lebewesen. Hatte Lua das gemeint wenn sie von Winden sprach? Was wäre wenn er selbst zu Wind werden würde, diese Freiheit nie mehr missen wollte. Würde Lua dann genauso von ihm reden?

Du kannst nicht komplett gehen. Du musst zurück in deine vergängliche Hülle. Einen Teil aber lass bei mir, einen weiteren in deinem Werkzeug. Abermals meldeten sich die säuselnden Worte in ihm. Es war der Wind der mit ihm sprach und es war Zeit das Ritual zu beenden. Tahmo hatte die Welt aus anderen Augen sehen dürfen, eine Sache die er nie mehr vergessen wird. Er war, wenn auch nur für kurz, selbst zum Wind geworden. Doch nun musste er zurück, was er auf seltsame Art und Weise verstand. Auch wusste der junge Blondschopf sofort was zu tun war. Der Wind verstärkte sich abermals, zerrte an Tahmos Tunika, lies Grashalme hin und her wiegen und bauschte sich immer wieder auf. So wie der Wind es gesagt hatte lies Tahmo einen Teil von sich hier, ein weiterer Teil beseelte seinen Stab während er selbst zurück in seine menschliche Hülle kehrte um die gewonnene Freiheit wieder aufzugeben.

Ein seltsames Gefühl. So als würde man seine Augen und Ohren verschliesen. Als würde man sich selbst in einen engen Holzkasten sperren durch den man die Welt nur stumpf erleben konnte. So fühlte sich Tahmo als er wieder in seinem Körper war. Seine Glieder waren schwer, es fühlte sich eng an. Das Ritual hatte ihn deutlich erschöpft, so wie Lua es vorausgesagt hatte. Hastig stützte er sich taumelnd auf den Stab, das Holz prickelte ein wenig unter seiner Haut und es kam ihm so vor als würde er einen Teil von sich selbst anfassen. Er konnte durch seine Hand fühlen was sein Stab fühlte. Hastig stellte er dann Stab neben sich auf den Boden, hielt sich zuerst mit einer dann jedoch mit zwei Händen fest. Tahmo wankte ein wenig, ehe er sich erschöpft von dem Ritual gerade noch nach hinten, richtung Wiese, statt nach vorne Richtung Schlucht fallen lies. Wind schien seinen sturz noch zu bremsen, ehe er kurz das Bewusstsein verlohr.

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Re: Windrituale

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 8. Juli 2010, 01:11

Etwas zerrte und rüttelte an ihm. Wind?
"...mo ... Tahmo ..." Nein, es war ein Jemand und er oder genauer gesagt sie sprach seinen Namen. Die Stimme klang vertraut, jedoch bei weitem nicht so schön wie die Erinnerung an die Stimme des reinen Windes, welches für einen Moment seines Lebens auch seine eigene Stimme gewesen war. Tahmo war mit dem Wind geflogen oder hatte er es nur geträumt?
Unter seinen Fingern kribbelte es. Das Holz seines Stabes vibrierte leicht und so unbedeutend merklich, dass man sich darauf konzentrieren musste. Tahmo jedoch fiel es im Augenblick wohl leichter, als seine Aufmerksamkeit auf die Frauenstimme zu lenken. Erneut erhob sie sich, sprach dieses Mal mehr als seinen Namen.
"Tahmo. Tahmo, langsam solltest du wieder aufwachen. Bist schon eine ganze Weile bewusstlos. Na, nun komm schon, wir machen uns Sorgen." Mit wir waren noch die beiden Pferde gemeint. Faros Kopf schob die Luftmagierin zur Seite. Er wollte seinem Freund zeigen wie groß die Sorge um ihn war oder aber er wollte eigene Weck-Methoden anwenden.
Heiße Atemluft aus Faros Kehle schnaubte Tahmo entgegen. Es roch nach Heu und Gräsern. Faro musste sich ordentlich den Bauch vollgeschlagen haben. Dann berührte etwas Feuchtes Tahmos Wange. Das Pony drückte seinen gewaltigen Kopf auf die Brust seines menschlichen Freundes und schlabberte mit der langen, rauen Zunge über sein Gesicht. Wäre Faro ein Hund gewesen, hätte er wohl zusätzlich noch gebellt und sich auf Tahmos Körper gelegt. So aber stand das Pony friedlich da, mit gesenktem Kopf. Nachtwind ließ sich nicht zu solchen Aktionen hinreißen. Aus geringer Distanz beobachtete er die Bemühungen seines etwas kleineren Artgenossen.

"Na, wenn du jetzt nicht aufstehst", ertönte da wieder Lua Chiis Stimme. Mit verschränkten Armen stand sie bei Faro, blickte aber weiterhin zu Tahmo herunter. "Das Ritual ist geglückt, muss dich aber ganz schön umgehauen haben. Doch man sieht es: dein Stab besitzt nun eine luftmagische Aura. Spürst du das? Es müsste unter deinen Fingern kribbeln, so war es jedenfalls immer bei mir."
Faro wieherte. Selbst er nahm die luftmagische Aura irgendwie wahr. Lua zeigte Ungeduld. "Hoch jetzt mit dir." Sie packte einfach nach Tahmos Armen udn zog an ihm. Dass sie ihn so von allein nicht zurück auf seine Beine bekommen würde, war ihr im Grunde klar, doch sie hoffte, dass ihr Schüler endlich aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Sie wollte weiter reisen. Es war noch ein langer Weg bis zum Kontaktpunkt im Urwald Kapayu.
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Re: Windrituale

Beitrag von Tahmo » Freitag 9. Juli 2010, 15:20

Sein Körper kribbelte, von den Zehen bis zur Stirn, während er allmählich auf das gestupse und geschlecke von Faro zu sich kam. "Unghs.. woah...eh hey Faro." Tahmo öffnete die Augen und sah den großen Ponykopf der besorgt über ihm schwebte. "Na wenn du jetzt nicht aufstehst", erklang Lua Chis mahnende Stimme knapp neben dem liegenden Tahmo. Während sich sein Kopf noch anfühlte als würde ein Wirbelsturm darin wüten und noch sämtliche Sinne von dem Flug mit dem Wind geladen waren, griff er nach Faros Hals um sich von seinem Freund stützend auf die Beine helfen zu lassen. "Oh man... ich... ich bin geflogen! Mit dem Wind! Wahnsinn..." schüttelte der Jungmagier noch leicht verwundert den Kopf, er konnte es selbst kaum glauben. "Wo is mein Stock? Ah... da isser jah". Ein wenig taummelig griff Tahmo nach dem am Boden liegenden Holz, sofort konnte er die Aura wahrnehmen die nun von diesem ausging. Das Holz vibrierte regelrecht unter seinen Händen, wie eine Katze die man streichelte. Ob nur er das fühlen konnte? Einen Moment lang starrte er den Stock verwundert an, welcher nun zu mehr als nur zu einem Wanderstab geworden schien.

"Das Ritual ist geglückt, muss dich aber ganz schön umgehauen haben. Doch man sieht es: dein Stab besitzt nun eine luftmagische Aura. Spürst du das? Es müsste unter deinen Fingern kribbeln, so war es jedenfalls immer bei mir." Kommentierte Lua, Tahmos entdeckung. Ja, das Ritual hatte ihn tatsächlich umgehauen. Aber er fühlte sich nicht erledigt, nur ein wenig durchgeschüttelt und benommen. In seinem Inneren jedoch war er taufrisch und munter.
Doch lang genug konnte sich Tahmo nicht über den Moment wundern. Lua zog es schon wieder weiter, genauso wie ihn. Wo sie jedoch eher von Ungeduld getrieben schien, hatte ihn die Neugierde wieder gepackt. Was ihn wohl jetzt noch alles erwartete? Egal, im folgenden Ritt richtung Urwald hatte er bestimmt genug Zeit zum nachdenken. Tahmo nickte also, "Ja, lass uns weiter"

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Re: Windrituale

Beitrag von Erzähler » Montag 12. Juli 2010, 00:22

Es überraschte Lua wenig, dass sich Tahmo so schnell erholt wieder auf Faros Rücken schwang. Sie hatte sofort erkannt, welches Potenzial in dem jungen Mann steckte und dass er eifrig und schnell lernte, es umzusetzen. Was sie vielmehr verwunderte, war Tahmos Alter. Magie musste in jungen Jahren gefördert werden, sonst verkümmerte sie. Lua wollte gar nicht wissen, wie viele Magier aller möglichen Zauberarten über Celcia wandelten, ohne ihre Kräfte zu kennen. Unkontrolliert konnte ein Feuermagier schon einmal eine Flamme zum falschen Zeitpunkt in ein brennendes Inferno verwandeln und war sich nicht bewusst, dass es sein Zorn war, der es auslöste.
Wie oft hatte man von fremden Reisenden erzählt, die durch pures Handauflegen Lahme zum gehen und Blinde zum sehen brachten - Lichtmagier mit viel Talent, leider ungefördert. Sie merkten nicht, was sie hätten werden können. Bei Tahmo schien es anders. Er blühte geradezu auf. Das Ritual hatte seinen Willen und vermutlich auch seine Kräfte gestärkt.
Lua war stolz und so ritt sie aufrecht voran, weiter durch das Grasland.

Es ging am Rande der Schlucht entlang. Nachtwind und Faro tobten sich aus. Sie galoppierten mehrmals und wann immer die Tiere ermüdeten, legten auch ihre Reiter eine Rast ein. Tahmo konnte das Kribbeln weiterhin unter seiner Hand spüren, doch je mehr Stunden ins Land zogen, desto mehr durfte er sich daran gewöhnen. Ansonsten fühlte er sich nicht anders. Das Ritual hatte ihm einen Magierstab gegeben und das war alles, was geschehen war.
"Sollte dir dein Stab einmal abhanden kommen oder zerstört werden, kannst du das Ritual mit jedem neu erwählten Stab erneuern. Das heißt, wenn du einen Stab weiterhin als Hilfe brauchst." Lua zwinkerte. Besaß sie deshalb keinen mehr? Brauchte sie keinen? Wie mächtig war die Frau?

Sie ritten bis zum Ende der Schlucht, wo der Wald Sarius begann und neben dem Fluss viele überflutete Stellen aufwies. Es sah mehr nach einem sauberen Sumpfgebiet aus. Es gab kein Schilf, aber auch keine Frösche oder diese unheimlichen Echsen, von denen Sagen über den Mashmoor berichteten. Vielmehr sah dieser Teil des Sarius wie ein großer See aus, bei dem sich Bäume mit großen Wurzeln am Rand und auch mitten im See ausgebreitet hatten.
Libellen flatterten in unkoordinierten Zacken über das Wasser hinweg. Ab und zu schnappte ein Fisch nach ihnen. In den Bäumen zwitscherten Vögel.
Lua lenkte ihr Pferd ein Stück weit ins Wasser. Nachtwind schnaubte und tänzelte zurück, als sich ein Fisch seinen Beinen näherte. "Hm. Er wittert etwas. Wir können wohl nicht einfach durch das Wasser. Es scheint hier Gefahren zu geben." Sie drehte sich im Sattel zu ihrem Schüler um. "Nun, Tahmo, mein Schützling? Fällt dir etwas ein, wie wir das Wasser überqueren sollen, ohne dass Nachtwind und Faro von den Fischen angeknabbert werden?"
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Re: Windrituale

Beitrag von Tahmo » Montag 12. Juli 2010, 22:37

Nur unterbrochen von kleineren Pausen zog sich die Reise unermüdlich weiter. Die Schlucht wie einen Faden zur Orientierung folgend legten die Beiden unzählige Schritte zurück, mal im windigen Galopp, mal im leichten Trab und hin und wieder im entspannten Schritt. Tahmo gewöhnte sich an das Reiten, besser gesagt: Sein Hinterteil gewöhnte sich daran. Und je weniger er sich darauf Konzentrieren musste das sein Körper mit Faros Bewegungen mitging, desto mehr Zeit hatte sein Geist dafür die Aufmerksamkeit auf das Land zu werfen. Es war wie ein Kindheitstraum der in Erfüllung ging, stehts hatte er davon geträumt einfach wie der Wind über die Ebenen und Berge, durch die Tähler und Schluchten sowie die Wälder und Auen von Celcia zu ziehen. Jetzt zog die weite Grasebene unter Faros Hufen hinweg wie ein grünes Meer und er war fast Überwältigt von der Schönheit und der Natur die an ihm vorbei zog. Wenn sie rasteten verbrachte er entweder die Zeit seinen Stab zu mustern oder die nähere Umgebung neugierig zu erkunden.

Die Zeit verging somit recht schnell, bis sie sich dem Ende der narbigen Schlucht näherten. Tahmo gab Faro ein Zeichen langsamer zu werden, welcher daraufhin in einen behäbigen Schritt verfiel. Was Tahmo nun sah, versetzte ihn in neugieriges Staunen. Er stützte sich mit den Händen auf Faros Schultern ab, um sich ein Stück nach vorne zu stemmen. Die Schlucht der sie nun lange gefolgt waren nahm hier ihr Ende, wurde regelrecht von dem beginnenden Wald verschluckt. Eine seltsame Gewissheit beschlich Tahmo das dieser Wald enorm riesig und finster war. Das in ihm Gefahren lauerten denen man nur in den wildesten Märchen begegnete, oder eben in den eigenen Träumen. Der junge Blondschopf rief sich die Geschichten über dunkle Wälder und Menschenfressende Kreaturen sowie giftige Schlingpflanze in sein Gedächniss. Ein Schaudern überkam ihm. Schnell wanderte sein Blick weiter, weg von den säulenartigen Bäumen und hin zu dem Fluss der zwischen Ihnen und dem Wald vorüber zog. Etliche kleine Ausläufer die in noch mehr kleinerere Seen endeten, machten den Boden zu einem Sumpfgebiet. Wurzeln von Bäumen griffen gierig in das Wasser, das Gras wuchs büschelweise höher und dichter. Abertausend bunter Libellen flatterten hektisch über die trüben Weihern hinweg, während Vögel die ganze Szenerie mit ihrem Gezwitscher unermahlten. Ein Ort wie auf einem Bild, oder einer Geschichte entsprungen. Wäre da nicht, ja genau, wäre da nicht das gewesen was versteckt unter dem Wasser lauerte. Tahmos Augen folgten gerade neugierig einer gelben Libelle, die besonders dicht über dem Wasser schwirrte. Solange bis schlagartig ein Handgroßer Fisch aus dem Wasser sprang und... zielgerecht die Libelle als seine Mahlzeit aus der Luft schnappte. Tahmo lies sich überrascht zurück auf Faros Rücken fallen, welcher ebenfalls kurz erschrocken auf der Stelle tänzelte. "Woah! Was.... was war das denn?" Tahmo klang recht überascht und ein wenig beunruhigt. Lua führte Nachtwind ein wenig ins Wasser, welcher jedoch Augenblicklich ein Stück zurück scheute. "Hm. Er wittert etwas. Wir können wohl nicht einfach durch das Wasser. Es scheint hier Gefahren zu geben. Nun, Tahmo, mein Schützling? Fällt dir etwas ein, wie wir das Wasser überqueren sollen, ohne dass Nachtwind und Faro von den Fischen angeknabbert werden?" Lua drehte sich im Sattel herum, im Gegensatz zu Tahmo saß sie in einem, um ihren Schüler abwartend anzusehen.

Tahmo war nach wie vor überascht über die Sache mit der Libelle, er verspührte demnach nicht mehr soviel Lust den Fluss zu überqueren. Aber sich vor Lua die Blöse zu geben das er Angst hatte wollte er ebenso wenig. Der Blondschopf schluckte kurz, ja wie würden sie da nur hinüber kommen ohne das Fische sie anknabberten? Er sah sich um und kam zu dem Entschluss das er keine Idee hatte... vorerst. "hmmmmm" nachdenklich rutschte Er von Faros Rücken. Der Boden unter seinen Sohlen gab ein schmatzendes Geräusch von sich. Er wanderte ein wenig den Rand einer der Wasserlachen ab, ging neben dem Flussufer in die Hocke, musterte das Wasser sowie die Bäume am anderen Ufer. Das ganze war sicherlich ein Test von Lua und er hatte vor ihn zu bestehen. Es war komisch und er hatte noch nicht weiter darüber nachgedacht, aber je länger er nun mit ihr beisamen war, desto mehr wuchs der Drang sich ihr zu Beweisen und Eindruck zu schinden. Wollte er das sie einmal von ihm genauso Sprach wie vom Westwind? Oder steckte mehr dahinter?
Am Hinterkopf kratzend fing Tahmo an sich genauer umzusehen, mit ein wenig Glück könnte er etwas entdecken das ihm bei der Aufgabe helfen konnte.

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Re: Windrituale

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. Juli 2010, 08:00

weiter im Wald Sarius -> Durch überflutete Wälder
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