Von Santros nach Sintos

Das kleine Fleckchen Trockenland befindet sich im Südwesten des Landes. Es ist eine Mischung aus Wüste im Westen und Ödland im Süden. Die Hafenstadt Santros befindet sich im Ödland und bildet dort die besten Seefahrer aus.
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Samstag 13. Oktober 2012, 20:33

Nach einer Weile fand Viro endlich die „verloren“ Oase und somit seinen Weg wieder. Nicht das er daran gezweifelt hatte, Viro hatte sich mit der Zeit ein recht starkes Selbstvertrauen zugelegt, weshalb er auch keinen Moment daran zweifelte, das er auch ohne den Tipp der Alten, die Oase gefunden hätte.
Er konnte in der Ferne einige Gestalten ausmachen und spiele kurz mit dem Gedanken, zu ihnen zu rennen um sich ihnen anzuschließen.
Doch entschied er sich dagegen, immerhin war er fernab der üblichen Routen und Personen, die sich auf diesen bewegten waren selten gut Weggefährten.

Also erhöhte er seine Schrittfrequenz nicht und wartete bis die Gruppe die Oase verlassen hatte, ehe er selbst im kargen Unterholz verschwand auf der Suche nach trinkbaren Wassers.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Oktober 2012, 11:21

Viros Entschluss war schnell gefasst. Das Risiko Ärger mit den anderen Reisen zu bekommen war zu groß, also wartete er bis die Reiter außer Sicht waren. Es versprach ein sonniger Tag mit einer leichten Brise zu werden. Viro steckte noch die Müdigkeit der Nacht in den Knochen, als er den Abhang der Düne hinter lief. Er rutschte mehr hinab, denn der Sand bot kaum Widerstand. Unten angekommen suchten seine Augen sofort die Umgebung gründlich ab. Auch wenn der Durst ihn flehentlich zum Wasser zog, so würde er den selben Fehler gewiss nicht ein zweites Mal machen und unbesonnen sofort trinken. Aufmerksam umrundete er den kleinen See und seine Quelle, die sprudelnd einem felsigen Grat entsprang, den das Erdreich hier aufgeworfen hatte. Eine Quelle war schwerlich zu vergiften, das was schon mal ein gutes Zeichen. Der anschließende kleine See lag still da und nur der leichte Wink kräuselte gelegentlich seine Oberfläche. Ein Der schmale Grünstreifen um das Wasser herum, bot sogar einige größere Palmen, die Schatten boten. Niedriges Buschwerk hielt das Erdreich mit seinen Wurzeln zusammen und hohes Schilf säumte an einer Seite das Ufer. Es war ein idyllisches Örtchen, für Menschen die ein Auge für Schönheit besaßen.
Viro fand andere Dinge interessanter, als solche die dem Blick schmeichelten. Das Wasser hatte sogar ein paar kleinere Lebewesen. Winzige Molche schwammen unter der Wasseroberfläche und mit ihnen war die Wasserqualität nun wirklich als genießbar bewiesen. Er entdeckte sogar eine kleine Krebsart die unter der Oberfläche an den Stängeln des Schilfs nach Algen hangelte. Die Pflanzenwelt bot zwar keine Früchte, oder Cocosnüsse, aber kannte man den Wehrt des Schilfs und sein Mark in den hohen Stängeln, sowie die jungen Sprossen, so könnte man sich hier durchaus ernähren. Viro war sich vielleicht nicht hundert Prozent sicher, die Pflanze zu erkennen, aber er könnte es auf einen Versuch ankommen lassen. Die abgezogene Karawane hatte zwei Feuerstellen zurückgelassen. In einer war noch etwas Glut die schnell zu einem kleinen Feuer entfacht werden konnte, sofern man wollte. Viro war kein Jäger oder Fährtenleser, aber er war so belesen, dass er Kamel- von Pferdespuren unterscheiden konnte. Davon gab es hier jede Menge. Nachdem er die gesamte Oase gründlich erkundet hatte, er getrunken hatte, stellte sich eine Frage.
Wo hin sollte er das vergiftete Wasser aus seiner Flasche entsorgen um sie mit frischen lebensnotwendigem zu füllen. Er wusste, dass das Gift stark war und ihn schnell umgebracht hätte. Wenn er es hier in der Nähe ins Erdreich sickern lassen würde, bestand die Gefahr, dass auch diese Oase bald vergiftet war.
Und noch eine weitere Frage drängte sich auf. Wollte er hier kurz ruhen, oder sich gleich wieder auf den Weg machen. Der Morgen war jung und auch wenn Viro etwas hinter seinem Zeitplan hinterher hinkte, so würde er einen vollen Tagesmarsch benötigen um, seinen Berechnungen folgend, Sintos erreichen zu können. Er war lange durch die Nacht gewandert, hatte schlecht geträumt und seine Kräfte waren begrenzt. Die Wunde an seinem Arm begann sich langsam zu verschließen und zu jucken, doch auch sie, wie sein Körper könnten eine Pause gut vertragen. Es galt zu entscheiden, ob er einen vollen Tag hier ruhte und im nächsten Morgengauen auf brach, oder ob er es eilig hatte und trotz seinem leicht angeschlagenen Zustand den langen Weg durch die Wüste noch auf sich nehmen wollte?
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Dienstag 16. Oktober 2012, 16:55

Viro war sichtlich zufrieden, das zumindest diese Oase das war, was er erwartet hatte. Sie bot alles, was jemand auf der durch Reise brauchte. Das Dickicht war immer noch feucht vom Morgentau und sorgte dafür, dass momentan eine angenehme kühle Temperatur herrschte. Viro entschied sich, den Tag hier zu verweilen und zu ruhen.
Sein Plan war eh schon verworfen und wenn er einen neuen aufstellen musste, dann auch zu seinen Konditionen.

Und wieder einem begann Viro alles durch zu planen, er würde vorerst ihm kühlen Schatten verweilen und dabei nach etwas essbaren ausschau halten. Weder die Palmen noch die Sträucher trugen Früchte, doch glaubte Viro in einem Gestrüpp, das dort wild wuchs, Süßholz zu erkennen, dies wäre also eine mögliche Option. Eine andere wären die Molche, man sah es Viro nicht an, doch war er nicht gerade Zimperlich, er hatte in jungen Jahren, weitaus unappetitlicheres essen müssen, um den nächsten Tag zu erleben. Dies waren die Optionen, die ihn ins Auge sprangen, doch wenn er sich Zeit nahm, würde er womöglich noch etwas anderes finden.
Gegen Mittag dann würde er einige hundert Schritt von der Oase entfernt seinen Schlauch lehren und ihn mit frischem Wasser füllen, um dann Vorräte für das letzte Stück zusammen zu sammeln und daraufhin gemütlich entschlummern, um für den nächsten Tag vorbereitet zu sein.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Oktober 2012, 20:13

Endlich verlief mal etwas so wie Viro es sich vorgestellt hatte. Den ganzen Tag kreuzte eine Seele auf, um ihn in seinen Plänen zu stören. Einzig ein kleiner Raubvogel kam taumelnd durch die Wüste geflogen, erfrischte sich am Wasser und flog dann nach ein paar Minuten weiter. Er wäre ein willkommener Happen gewesen, doch hatte Viro Mentis nichts womit er ihn hätte fangen können. Das Gewächs des Schilfgürtels um den kleinen See schmeckte gar nicht so schlecht. Leider waren die Molche erstaunlich schwer zu fangen, da sie sich sofort in tiefere Gründe zurück zogen und sich im Schlamm vergruben. Dafür „erntete“ Viro ein paar der winzigen Krebse, die geröstet in der Glut ganz köstlich waren, allerdings auch sehr den Appetit anregten. Es half auf den langen Stängeln des Schilfs herum zu kauen. Den Schlauch mit dem vergifteten Wasser entleerte er gewissenhaft an folgende Reisende denkend, vielleicht auch für seinen eigenen Rückweg, in angemessener Entfernung aus und füllte ihn danach mit frischem Quellwasser. Für später sammelte er ein paar schöne fleischige Stängel aus dem tieferen Wasser, wobei ihm angenehm kühlend das kühle Nass um die nackten Waden spülte. Er hatte die Schuhe und Hose ausgezogen, sowie die Stümpfe und nach dem er fertig war und seinen Vorrat so gut es ging aufgefüllt hatte, fühlte er sich schon recht erholt. Zur Mittagszeit wurde es dann jedoch trotz der Schatten richtig drückend und die Luft begann wieder über dem Sand zu flirren. Viro beobachtet träge aus dem Schatten heraus, wie ein Käfer feuchte Halme durch die Gegend schleppte. Seine beiden großen Kneifzangen hielten den Halm gut fest und der schleppte sich rückwärts in sein Verderben. In einer kleine Mulde im Sand bewegte es sich plötzlich und eine dicke pelzige Spinne packte zu. Ihre beiden dicken, giftigen Beißer mit den langen Dornen, stachen ihn kurz hinter dem Nacken dem Käfer ins Fleisch. Ihre Vorderbeine hielten ihn knapp über dem Boden, so dass er nicht entkommen konnte. Sie war fast größer als Viros ganze Hand und der Käfer zappelte nur noch kurz mit den Beinen, dann erschlafften sie. Das Gift schien schnell zu wirken und bald saugte sie ihr Opfer aus. Ob mit Käfer gefüllte Tarantel schmeckte?
Als die Mittagshitze vorüber war, begann Viros rechter Arm zu jucken, was seine gute Heilung verhieß. Ein Blick auf die Risse in seiner Haut, zeigten, dass sie sich ohne Entzündung geschlossen hatten. Die Ruhe tat seinem Körper gut und er genoss die Stille, sofern er unter dem Schirm saß. Tat er das nicht hörte er das beständige Flüstern, das ihn schon so lange begleitete. Der Abend kam schnell und Viro wurde wieder müde, auch wenn er den ganzen Tag sich nicht überanstrengt hatte. Er wickelte sich vorsorglich in seine Decke und hatte sich so positioniert, dass er nicht sofort gesehen wurde, wenn jemand von außen die Oase erreichen würde. Die letzte Nacht saß ihm noch in den Knochen und sobald die Dunkelheit über die Kanten der Dünen schwappte, schlief er auch schon ein.
„Schön, schön hast du es hier, mein Großer!“
Nebel wallte um Viro Mentis Füße und verschluckte die leise Stimme der Alten fast. Sie trippelte in der Näher herum und schien sich umzusehen, dann kam sie lächelnd auf ihn zu.
„Ich komme gleich zum Punkt. Du hast meinen Schirm und damit auch Verantwortung. Morgen wirst du einem Toten begegnen, der dich in sein Grab locken wird. Sei vorsichtig und nutze deine Länge! Sei nicht dumm und steig zu ihm hinab. Nimm ihn seine Kette ab und gib sie dem ersten Wesen dem du danach begegnest. Das sollte fürs erste reichen.“
Sie wollte schon wieder verschwinden, aber blieb dann doch noch einmal stehen und sah ihn an.
„Du magst mich ebenso wenig, wie du dich magst. Du vertraust mir so weit, wie du dir vertrauen würdest. Wir sind Magier und tragen unsere Last alleine. Trotzdem würde ich gerne deinen Namen wissen.“
Sie stand still da und wartete auf seine Antwort.
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Mittwoch 17. Oktober 2012, 16:23

Es war ein angenehmer Tag, wenn man von der einen Kleinichkeit absah, eine Tarantel war Viros Oase- Nachbar!
Viro hasste Spinnen, er wusste nicht wieso, dem war halt so. Zudem war es eine Obskure Art von Hass. Während andere Menschen mit einer Phobie beim Anblick einer Spinne Panik bekamen, konnte Viro mit ihrer Gegenwart leben. Das heißt, solange sie den „Anstand“ hatten, sich ihm nicht übermäßig zu nähern. Auch hätte Viro kein Problem damit gehabt sie zu verputzen, wenn das Fangen und der verzehr an sich, nicht so Aufwändig gewesen wären, immerhin hatte das Biest Haare.

So entschloss sich Viro sein Nachtlager etwas entfernt vom Spinnengetier auf zu schlagen, in dem Wissen, das Wolfsspinnen ihren Bau nur selten verließen.
Dann schlief er ein.
Viro hatte die Folgende „traumhafte“ Begegnung schon erwartet. Er hatte keinem Moment damit gerechnet dass die Alte ihm einen angenehmen und erholsamen Schlaf gönnen würde, immerhin war sie eine Zaubrerin und dachte immer zuerst an sich, dann an ihren Schatten und dann an andere, doch war letzteres reine Spekulation.
Er wohnte ihren Ausführungen wortlos bei, bis zu dem Punkt, als sie nach seinem Namen fragt.
Viro zögerte.
Namen hatten macht und auch nur, wenn man sie bei einem Dritten hinterließ, um jemand anderes anzuschwärzen.
Zögernd antwortete er matt: „Viro. Mein Name ist Viro.“
Dann schwieg erwider und starrte an der Alten vorbei, in den Nebel um sich herum. Es war ein Traum, oder? Viro glaubte im Nebel schwache Silhouetten zu erkennen. Waren das die Kreaturen seiner Träume in bestendigen Rhythmus heimsuchten.
Oder war das hier etwas anderes?
Das Zwielicht, ein Reich Zwischen Leben und Tod, wie es die Poeten immer nannten oder eine Art „traumatologischer“ Nimbus, in dem sich Zaubrer für Konferenzen zurück zogen.
Viro wusste es nicht und wollte auch nicht raten.
Er wand sich erneut an die Alte: „Wäre das alles oder gibt es noch mehr?“

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. Oktober 2012, 22:25

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Wie erwartet hatte Viro kaum die Augen geschlossen, da mischte sich die Alte auch schon wieder in seine Gedankengänge ein. Doch dieses Mal war es etwas anders als beim letzten Mal. Sie fragte nach seinem Namen. Rukullas ständiges Lächeln verschwand und sie sah ihn ernst an. Seine Frage:
„Wäre das alles oder gibt es noch mehr?“
wurde mit einem zögernden Nicken beantwortet, was jedoch beide Varianten offen ließ. Sie standen eine Weile einfach nur voreinander und sie starrte ihn an. Nach einer gefühlten Ewigkeit flüsterte sie dann:
„Viro … Ein schöner Name. Du hättest ihn mir nicht nenne müssen. Du hättest mich auch belügen können, so wie ich dich, als ich dir meinen Namen nannte.“
Wieder schwieg sie eine Weile und lief dabei mit ihren kurzen Beinen zwei Mal um ihn herum.
„Du weist um die Macht der Namen und doch schenkst du einer vertrottelten, verrückten Alten dein Vertrauen. Du solltest dir bis zu unserem nächsten Treffen mal darüber Gedanken machen, warum du das tust.“
Damit setzte sie wider ihr fröhliches Lächeln auf und trippelte in den Nebel. Noch etwas war anders. Viro erwachte nicht gleich. Die Alte war verschwunden, doch er stand noch in den langsam umherziehenden Nebelschwaden und seine Phantasie begann Formen in das undurchdringliche Grau zu malen. Er wusste nicht, was dies für eine magische Umgebung war, doch er fühle von nirgendwo her eine Bedrohung. Es lag eine fast meditative Stille in diesem Nebel. Vielleicht ging er sogar ein paar Schritte, aber konnte dann sofort spüren, dass sein Körper ohne seinen Geist nicht überleben würde. Die Erkenntnis darüber ließ ihn sofort erwachen. Noch während er die Augen auf schlug spürte er das Ziehen, was seinen Geist zurück in seinen Körper holten. Es war anstrengend und er war todmüde, so sah er sich nur kurz um, stellte fest, dass es noch Nacht war und schloss die Augen wieder. Dieses Mal fiel er in einen ruhigen, erholsamen Schlaf, auch wenn er wirre Träume hatte, die aber sein eigen waren.
Der Morgen kam zu schnell und Viro erwachte erst als die Sonnenstrahlen schon über die Kanten der Dünen gewandert waren. Er musste sich beeilen. Ein kurzer Blick zu der Behausung der Tarantel, zeigte, dass sie sich die ganze Nacht nicht bewegt hatte. Angezogen von den Vibrationen im Sand kam sie ein kleines Stück heraus, als Viro vorbei schritt, ganz so, als wollte sie ihm zum Abschied, wie eine missgelaunte Nachbarin, winken. Ihre hässlichen Vorderbeine richteten sich aggressiv auf und betasteten die wärmer werdende Luft. Viro ignorierte sie und machte sich auf den Weg. Sein Ziel lag vor ihm, er betrachtete noch einmal seine Notizen und packte seine Habseligkeiten zusammen. Der Tag würde lang werden und die Wüste machte das Wandern nicht gerade leicht. Viro hielt sich von der Oase aus nordwestlich und erklomm eine Düne nach der anderen. Das Wetter meinte es gut mit ihm. Die Luft brannte, jedoch ein kühlender Wind aus dem Westen brachte Erleichterung und ließ den Sand unter seinen Füßen nicht mehr so stark aufheizen wie noch einige Wochen zuvor. Die Temperaturen waren sogar ganz angenehm, auch wenn Viro lieber durch eisige Kälte gewandert wäre. Trotz der anfänglichen Erleichterung, die sich schnell einstellen wollte, zehrte das ständige Auf und Ab an Viros Muskeln und er begann zu ahnen, dass er sehr wahrscheinlich am Folgetag einen gehörigen Muskelkater haben würde. Die Oberschenkel brannten nach einigen Stunden ununterbrochener Beanspruchung und sein Buch schien mit jedem Schritt an Gewicht zuzulegen. Auch wenn er in seinem rechten Arm kaum etwas von der Überanstrengung spürte, so waren auch dieser nicht grenzenlos belastbar. Die Vegetation bestand fast ausschließlich nur noch aus gewaltigen Wellen aus Sand, aus denen nur hier und da noch verdorrte Reste einstigen Lebens von vergangen Tagen zeugten. Tote, vom Wind und Sand geschliffene, mumifizierte Bäume, die ihre knorrigen Finger in die Höhe reckten, waren immer seltener. Viro hatte gerade ein weiteres von gefühlten tausend Dünentälern durchwandert und erreichte einen Kamm, als sein Blick auf die Sandfläche vor ihm fiel. Die kleine Senke vor ihm erregte seine Aufmerksamkeit. Ein Glitzern im Schatten, an seiner tiefsten Stelle, zog seine Augen magisch an. Viro sah in gut drei Meter Entfernung ein Skelett eines Humanoiden vor sich. Der Kopf lag mit der hohlen Wange im Sand und der Unterkiefer war fast vollständig von Sand bedeckt. Um seinen Hals hatte der Tote eine silberne Kette, seine Arme lagen weit vor sich gestreckt noch im Sand, als würde er noch immer versuchen sich aus dem sandigen Gefängnis zu befreien.
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Samstag 20. Oktober 2012, 18:56

Als Viro am nächsten Morgen erwachte, war er nicht vollends ausgeruht, jedoch wesentlich erholter als noch den Tag zuvor.
Eine seiner ersten Taten bestand darin, nach zu sehen, ob sich die Spinne über Nacht, heimtückisch und mit voll Absicht, an ihn hinan geschlichen hatte. Dem war nicht so, sie verweilte immer noch in den Untiefen ihres Baus, was Viro mit Freude feststellte.
Dann wand er sich zunächst einem der morgendlich Waschung zu und Trag so viel Wasser wie er konnte, ehe er sich zum Aufbruch bereit machte.
Als er seine Schritt nach jenseits der Oase lenkte, zeigte sich ein Letztes mal sein Nachbarin von letzter Nacht, auf den Anblick der Spinne hätte er gut verzichten können, doch unbeirrt setzte er seinen Weg fort.

Es war ein deutlich angenehmes Vorankommen als noch die Tage zuvor. Nichts desto trotz war der Weg beschwerlich, er setzte Viro zu. Der einzige Trost war der, dass das Kribbeln aus seinem rechten Arm verschwunden war.
Und während er nun so, mehr oder weniger, Ziel sicher durch die Wüste schritt, rief er sich die Worte der Alten erneut ins Gedächtnis.
Zu einem die Prophezeiung von dem Toten, den er unterwegs begegnen sollte zum anderen ihrer Letzten Frage.
Wieso hatte er ihr seinen Namen verraten?
Die Antwort war recht Profan, Viro wusste das Namen macht hatten. Doch wurde seiner Meinung nach, ihre Macht weitestgehend überschätzt. Nimmt man nur mal die Drachen, die haben immer schon ein enormes Aufhebens um ihre Namen gemacht und was hatte es ihnen gebracht? Nicht viel, immerhin fand man heutzutage nur noch wenige und mit Dämonen hielt es sich ähnlich.
Viros hatte andere Probleme als das irgendjemand seinen wahren Namen konnte und somit war es ihm gleich.
Jedoch hielt er inne, als er über eine Düne stieg und etwas Glitzerndes seine Aufmerksamkeit erweckte. Dort lag etwa ¼ eines Skeletts, um genauer zu sein zwei Arme und der Großteil eines Schädels und eine Kette, welche um besagten Schädel herum hing.
Viro zögerte, war dies der Tote, von dem die Alte gesprochen hatte? Wenn ja, dann lockte er einen auf sehr subtile Weise zu sich, nämlich gar nicht oder sollte das bisschen Gefunkel jemand vom Weg ab und in sein Verderben bringen? War Viro etwa eine Elster, die alles Funkelnde haben musste.
Noch während er dies Dachte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Gestalt an sich, die seltsame Art und Weise, wie sie da so aus dem Sand aufragte, machten ihn misstrauisch. Als würde etwas unter dem Sand an ihr ziehen.

Viro zögerte. Räusperte sich dann und versuchte es mit einem: „Hallo?! Hallo!!“

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Oktober 2012, 11:41

Viro stand am Rand des Trichters und betrachtete sich die Situation in aller Ruhe. Sicher war er kein Dieb und erst recht kein Vogel der auf jedes glitzerte Teil herein fiel. Doch das was er da vor sich sah, war seine Aufgabe. Die Alte hatte ihn gebeten das Schmuckstück an sich zu nehmen und er war sich sehr sicher, dass es sich um genau dieses handelte. Er musste sich im Endeffekt nur entscheiden, ob er ihr diesen Gefallen tat, oder nicht. Er umrundete einmal langsam die Senke und fand eine Stelle, wenn er sich dort genügend hinab beugte, würde ihm gerade noch ein knapper Meter fehlen, um die Kette zu erreichen. Ein toter flacher Busch wuchs in der Nähe aus der Schräge und es sah so aus, als ob dort der Sand etwas fester wäre. Mit jeder Bewegung die Viro machte, rieselten Sandkörner in den Trichter. Der Nekromant betrachtet das Skelett genauestens, seine Position war unschlüssig. Entweder fehlte der untere Teil des Körpers, wo sich dann die Frage stellen würde, wie er ihn verloren hatte, oder aber der Rest steckte im Sand unter ihm. Auf sein
„Hallo?! Hallo!!“
erhielt er keine Antwort. Hoffte er, dass sich der Tote von selbst erhob um sich mit ihm zu unterhalten? Er war Nekromant, er wusste selbst am besten, das dafür enorm mehr nötig war als ein aus der Entfernung gesprochenes Hallo. Und selbst wenn er ihn animierte sich zu regen, waren sie auf mentaler Ebene selten gut Gesprächspartner. Skelette, Mumien und Zombies waren gute Befehlsempfänger, aber ohne die entsprechende Seele eben nun mal nicht mehr als das.
So oder so, musste er irgendwie die Kette erreichen. Dafür gab es mehrere Wege. Zum einen, den direkten, in dem er einfach in den Trichter hinunter stieg und das Amulett an sich nahm, zum anderen, dass er vom Rand aus vielleicht mit einem länglichen Gegenstand nach der Kette hangelte. Eine weitere Option war die Kette dort zu lassen wo sie war und sich vermutlich das Gekeife der Alten in seinem nächsten Traum anzuhören. Viro hatte die Wahl.
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Montag 22. Oktober 2012, 14:40

Einer Antwort auf sein „Hallo“ blieb aus.
Ein wenig enttäuscht war Viro schon, er hatte nicht wirklich damit gerechnet eine Antwort oder zumindest eine Regung zu erhalten und doch bestand zumindest die Möglichkeit, das sich das Skelett doch erhob und eine Gesangs- zu Tanzeinlag hinlegte, doch bleiben die aus. Es waren augenscheinlich nur Knochen.

Nun war die Frage was es zu tun galt.
Viros favorisierte Option war die, weiter zu gehen, doch würde das der Alten nicht gefallen und Viro würde früher oder Später dafür bezahlen müssen.
Also musste er irgendwie an die Kette kommen und da es Viro zu wieder war, blindlings in die Senke zu steigen und sie auf zu heben, da weiß was hätte passieren können, musste er irgendwie anders an sie kommen.
Dann viel ihm das Gewicht auf seiner Schulter auf, das vom Schirm herrührte. Viro klappte ihn zusammen und sah ihn sich an, begleitet von leise anschwellenden Stimmen, die fast so klangen, als würden sie sich beschweren, das Viro sie kurzzeitig ausgesperrt hatte, doch das war vermutlich nur Einbildung.
Vermutlich.
Der Schirm würde seine Reichweite um einiges erhöhen und wenn Viro sich längs auf den Sand legt, würde er zusätzliche Reichweite bekommen und so tat er dies.
Er legte sich flach auf die schräge Düne und rutschte ein wenig hinunter, bis er leicht eingesandet wieder zu stehen kam, immer noch einige Meter vom Schädel und der Kette entfernt. Langsam zog sich Viro näher an den Schädel ran, immer den Schirm vor sich haltend um genau zusehen, wann er die Kette mit ihm erreichen konnte.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Montag 22. Oktober 2012, 21:16

Viro wählte die Stelle, die dem Skelett am nächsten war und legte sich flach auf die Dünenkannte, um sich dann langsam hinab gleiten zu lassen. Jedoch nur so weit, dass er nicht das Gefühl hatte abzurutschen und haltlos in den Trichter zu rutschen. Den Schirm hatte er vorsorglich zusammengeklappt und hielt ihn weit vor sich gestreckt. Durch die Erschütterungen seines Körpers, wie er sich Stück für Stück tiefer schob, rieselte rechts und links von ihm kleine Sandbäche in die Senke hinab. Noch zehn Zentimeter, noch acht, noch sechs … vier …
Die Spitze des Schirm berührte den Schädel und Viro schob ihn ein Stück zur Seite, damit er die Kette erreichen konnte. Ohne Probleme kullerte der hohle Kopf beiseite und kullerte ein kleines Stück nach hinten noch tiefer in den Trichter. Als er den tiefsten Punkt erreicht hatte, Viro gleichzeitig das Ende der Kette mit dem Schirm gefangen hatte, erzitterte kurz des Untergrund. Hatte Viro sich das nur eingebildet? Er verharrte instinktiv um zu lauschen. Nein, da war nichts gewesen, der Sand hätte eine Bewegung doch verraten müssen! War das Rieseln durch ihn, durch den Schädel oder durch etwas anderes ausgelöst worden?
Der Gedanke währte nur kurz, denn im nächsten Augenblick hob sich der Sand direkt links neben ihm und ein gewaltiger, mit Dornen bewehrter Kiefer, durchstieß die trügerische Oberfläche, dort wo Viro den toten Busch gesehen hatte. Ihm schräg gegenüber tat es gleichzeitig der zweite und mit ungehöriger Kraft und Schnelligkeit schossen sie aufeinander zu um in der Mitte mit ohrenbetäubenden Krachen aufeinander zu schlagen! Sand spritzte durch die Gegend und Viro hatte es gerade noch geschafft sich ein kleines Stück beiseite zu werfen, so dass er nicht wie der arme Verstorbene, dort am Grund des Trichters, geendet war. Wie feiner spitzer Regen prasselte nun das feine Gestein auf ihn nieder und nur zu deutlich konnte er nun die Bewegung unter sich spüren wie sehen! Ein gewaltiger Sandgräber hatte hier seine Falle aufgebaut und krabbelte nun aus dem Sand um die Beute zu jagen, die er eben nicht erwischt hatte. Schwarzes Chitin glänzte in der Sonne und schillerte in grünen und violetten Farben. Die riesige, Wolfs große Version eines Hirschkäfers, der die Wüste bewohnte, besaß einen festen Panzer, zwei riesige Zangen, mit dem er mühelos kleine Tiere oder sogar Menschen zerteilen konnte. Plötzlich ging es ums nackte Überleben!
Zwischen den monströsen Zangen schoben sich die Kauwerkzeuge aus dem Sand die dem Kopf voraus gingen, der mit seinen langen Fühlern nach jeder Regung tastete. Viro wusste nur, dass es zwei Möglichkeiten gab. Entweder er blieb ganz still liegen, da sich das Tier nach Vibrationen im Sand orientierte und hoffte, dass er übersehen wurde. Oder aber er nahm die Beine in die Hand und rannte um sein Leben! Zweites riet ihm sein Instinkt. Der Käfer würde so oder so nicht lange brauchen um sich zu aus seinem Versteck zu graben.

(Sandgräber)
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Montag 22. Oktober 2012, 23:04

Viro fing langsam an die Wüste wirklich zu hassen.
Der Sand rieselte auf Viro herab, während dieser immer noch bäuchlings am Boden lag. Unweit von ihm, wälzte sich langsam der Sandgräber durch die Düne, auf der such nach Beute.

Mental ging Viro seine limitieren Optionen durch, rennen oder kämpfen. Beides recht trübe Aussichten. Bei dem feinen Sand würde er nicht schnell vorankommen und noch schneller mit seinen Kräften am Ende sein und Kämpfen, Viro war kein Kämpfer, nie gewesen.
Viro richtete sich langsam auf und nahm dabei, die Kette von der Schirmspitze und schob sie sich in die Tasche seines Mantels. Er hatte weder Zeit noch Lust sich näher mit ihr zu befassen.
Währenddessen wühlte sich der riesen Käfer langsam in Viros Richtung. Ein dritte Option kam Viro, er fasste sie sofort und war sich nicht sicher ob sie funktionieren würde, aber der Versuch schien ihm sinnvoller als die ersten Beiden.
Er entschloss sich es mit Magie zu versuchen, nun war er nicht in der Verfassung das Tier direkt anzugreifen, also versuchte er etwas, was dann und wann ganz gut geklappt hatte. Er würde versuchen die Adern in seinem Rechten arm aufplatzen zulassen, damit das schwarze Sekret, das er nun einmal sein Blut nannte, hinausfloss. Es war nekrotisch und Viro hatte gelernt, das viele Räuber der Wildnis einen großen Bogen um etwas machten, das alles andere als Frisch war.
Nun kannte er sich mit der hiesigen Tierwelt nicht sonderlich gut aus und wusste nicht, ob diese Sandgräber auch Aasfresser waren, wenn ja würde dieser Trick Viro nur noch Schmackhafter machen.
Doch das Risiko war Viro bereit ein zu gehen, so kanalisierte er seine Kraft so gut und schnell es ging und leitete sie in seinen Arm.
Nun würde sich zeigen, ob sein Plan aufging oder ob Viro als Käfer Abendessen enden würde.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Oktober 2012, 08:52

Viro hatte sich langsam erhoben, doch auch diese Bewegung wurde durch die feinen Antennen registriert, die wie Augen funktionierten und mit denen der Käfer sah. Er nahm sich die Zeit die Kette zu verstauen. Die zwei weiteren Optionen, die er neben Stillhalten und Flucht ins Auge fasste, waren Magie und Kampf. Der Sandgräber hatte nun seinen Bau verlassen und war kaum noch zwei Meter von ihm entfernt. Der Nekromant tat das, was er am besten konnte, er verließ sich auf seine Magie. Ob das die beste Wahl gewesen war, sollte sich schnell heraus stellen. Er ließ die rissige Haut an seinem Arm aufplatzen, so dass das schwarze Blut hervor quoll.
Die Antennen, die hinter den Scheren des überdimensionalen Insekts lagen, zuckten irritiert. Auch wenn Viro nun für den Käfer, wie für einen Elfen, ein Ork unterm Arm roch, der sich mit totem Fisch für seine Hochzeitsnacht parfümiert hatte, so sandte er doch mit jeder Regung die er tat, deutlich lebendige Signale aus. Vielleicht würde er ihn jetzt nicht mehr fressen, aber töten konnte er ihn noch alle mal. Der nächste Angriff war nicht aus Mordlust gebohren, wie bei intelligenten Wesen, sondern viel mehr aus reinem Instikt alles zu verreißen, was sich in seiner Nähe bewegte. Die riesigen Zangen bebten und zuckten immer weiter auf. Viros bloßes Atmen wurde in einer Gegend die sonst erfüllt von absoluter Reglosigkeit war, registriert und als Ziel aufgenommen. Der Käfer ruckte von seinen sechs Beinen getragen nach vorne und die Kiefer klappten, dicht über den Boden rauschend, mit ihrem knöchernen Donnern zusammen. Viro hatte noch versucht hoch zu springen, damit sie ihm nicht die Beine vom Körper trennten, doch wie ein Wiederhaken hatte sich ein Dorn der linken Schere in das Fleisch seiner Wade verfangen und ihn so im Sprung ins Trudeln gebracht. Unsanft landete er seitlich im Sand, nun neben den Kiefern die ihr Opfer suchten. Die Wunde war nicht tief, aber sie brannte höllisch! Viro war Schmerzen gewöhnt und er konnte sich deshalb sofort wieder bewegen. Einen Andereren, hätte vielleicht den Schock erst einmal ein paar Sekunden kampfunfähig gemacht.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Dienstag 23. Oktober 2012, 11:45

Viro fluchte innerlich.
Das Tier war zwar durch seinen Zauber leicht irritiert, jedoch nicht minder angriffslustig. Während sein Bein nur ein wenig brannte, tat es sein rechter Arm erheblich heftiger und in der Ferne flüsterten Stimmen.
Viro zischte, während er langsam zurück wich.
Dann viel ihm wieder die Worte der Alten ein: „Nimm ihn seine Kette ab und gib sie dem ersten Wesen dem du danach begegnest.“
Viro zögerte nicht, griff in seine Tasche und warf die Kette dem Biest hin.
Jetzt würde er sehen, ob diese Rukulla nur eine garstige Alte war oder doch etwas mehr.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Oktober 2012, 19:41

Viro unterdrückte erst einmal die Schmerzen erfolgreich. Die Magie in seinem Arm beschäftigte ihn jedoch mehr als der Riss am Bein. Die Verletzung war nur knapp eine handbreit lang und nicht breiter als sein Fingernagel dick. Etwas tiefer hatte der Dorn sich unter die Haut gehackt und die oberen Schichten aufgerissen und verursacht jetzt vor allem ein stetiges Brennen. Kleine Blutstropfen sickerten in den aufgefächerten Stoff seines Hosenbeins. Sein Arm brannte aus einem ganz anderen Grund und auch viel intensiver. Das nekrotische Gewebe war empfindlich. Jede Berührung mit dem Ärmel sandte neue Schmerzreize in sein gemartertes Hirn und hinzu kamen die vorwurfsvollen Stimmen, die ihr übliches Brabbeln einfach nicht lassen konnten. Er verfluchte diesen Tag und wich langsam vor dem gewaltigen Käfer zurück. Das mit dem langsamen Bewegen hatte sich zwar schon als nicht erfolgreich bewiesen, aber gerade in diesem Moment kam ihm vielleicht der rettende Gedanke. Was hatte sie Alte gesagt? Ihre Worte geisterten noch einmal durch seine Gedanken. Viro zögerte nicht und griff beherzt in seinen Mantel. Er spürte das kühle Metall der Kette um seine Finger und riss sie aus der Tasche. Eine schwungvolle Bewegung später, flog das Medaillon rotierend durch die Luft auf den Käfer zu. Mit einem leisen Geräusch kam es im Sand auf, sprang auf und entließ ein bläuliches Pulver, was sich schnell zu einer Wolke verstreute. Viro hielt instinktiv die Luft an und wich weiter langsam zurück. Es dauerte ein paar Sekunden. Der Sandgräber hatte die Vibration des Aufpralls im Sand nah bei sich gespürt. Viros Schritte waren vorsichtiger gewesen als der Reiz, der das Medaillon auslöste und die Zangen des Käfers schrammten flach durch den Sand, was die bläuliche Wolke noch mehr aufwirbelte. Schnell war er von ihr fast komplett eingehüllt und wirkte zunehmend langsamer in seinen Bewegungen. Die bläuliche Wolke lag tief in dem Trichter des Käfers, der anscheinend langsam merkte, dass etwas nicht stimmte und seinem Instinkt folgend genau das falsche tat. Er flüchtete nach unten und begann sich einzugraben. Viro stand oben angekommen an der Kante und sah zu, wie der Leib langsam im Sand verschwand, aber der Käfer dann in seiner Bewegung erstarrte und am Ende seine zwei fast einen Meter lange Geweih ähnliche Zangen sich in den Himmel reckten. Es würde eine ganze Weile brauchen bis der Staub sich gelegt hatte und man gefahrlos wieder hinabsteigen könnte, sofern man das überhaupt wollte. Auch war es fraglich, ob der Sandgräber nun tot war, oder nur gelähmt. Viro war zu mindestens erst einmal außer Gefahr. Jetzt galt es sich wieder aufzumachen, damit er noch vor Einbruch der Dunkelheit Sintos erreichen könnte. In seinem Hinterkopf tummelten sich sicher einige Gedanken, über das was gerade geschehen war. Genauso wie der der Schmerz der beiden Wunden ihn beschäftigte und sein großes Allgemeinwissen ihm immer noch warnend im Nacken saß.

Sandgräber:
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Mittwoch 24. Oktober 2012, 10:47

Schleppte sich mehr die Düne rauf, als das er lief. Die Wunde am Bein war nicht schwer, jedoch brannte sie deshalb nicht weniger, glücklicherweise hatte noch kein feiner Sand seinen Weg zu ihr gefunden. Sein Arm hingegen bereitete ihn wesentlich mehr Probleme, anders als bei letzten Mal, war er nun reizbar. Ein Phänomen das Viro bekannt war, weshalb er in der Regel die den Ärmel hoch zog und den Handschuh ablegte, damit die Reibungen nicht unnötig schmerzen hervorriefen. Jedoch gelang es ihm mittlerweile, die Stimmen wieder routiniert zu ignorieren.
Was währenddessen im Trichter passiert, bekam er nur am Rande mit. Er hatte gesehen, dass ein bläulicher Nebel entstanden war, er wand sich um und wich instinktiv mit angehalten Atem zurück. So das sich alles weite in seinen Rücken abspielt hatte.
Jetzt als er sich langsam wieder aufrichtete und dabei versuchte, seinen rechten Arm so minimal wie möglich zu bewegen, blickte er in die blaue Wand zu seinen Füßen.
Er wusste nicht, was das für Magie war, auch wusste er nicht genau wodurch sie ausgelöst wurde, doch kam sie ihm sehr gelegen. Hatte die Alte ihm also doch geholfen, auch wenn sie ihn erst in diese Lage gebracht hatte.

Viro seufze und warf einen Blick auf die karge Landschaft vor sich. Wobei sein Blick immer wieder zu den Senken wanderte, die es überall gab.
Viro würde nun auf den Kämmen der Dünnen wandern und die Schattentäler der Dünen verschmähen, da immer noch die Gefahr bestand, das es mehr von diesen Kreaturen in der Gegend gab. Langsam krempelte er den rechten Ärmel hoch und zog den Handschuh aus, während immer noch zähflüssiges, schwarzes Sekret langsam aus der Wunde floss. Es war deutlich besser, jetzt da der Arm an der Luft war, aber bedeutete es auch, dass er das Buch nicht unter ihn klemmen konnte, er würde es im linken Arm tragen müssen und das würde anstrengend werden.
Nichts desto trotz marschierte er los, das Buch unter dem linken Arm und den Schirm in der rechten Hand.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Oktober 2012, 19:25

Der blaue Dunst hatte sich langsam gelegt und wirkte nun wie Puderzucker auf den Dornen des erstarrten Sandgräbers. Viro sortierte seine Kleidung neu und richtete sich auf. Wieder einmal brannte die Wirkung seiner Magie fast unerträglich unter der Haut des rechten Arms, aber der Nekromant hatte sein Ziel vor Augen und würde sich nicht so leicht davon abbringen lassen.
Endlos weit lag das sandige Meer still vor ihm und vielleicht war er sogar ein kleines bisschen dankbar über den Schirm, der ihm in dieser unglaublich leisen Umgebung das Flüstern fern hielt. So konnte er wenigstens lauschen, ob sich von irgendwoher durch die Schattentäler der Dünen etwas sich ihm näherte und wurde nicht überrascht. Er schulterte das magische Relikt auf seiner rechten Seite und klemmte sein Buch mitsamt der Decke unter den linken gesunden Arm. Die knorrigen Finger der rechten Hand schlossen sich um den fein geschnitzten Griff des Schirms und ein leichtes Prickeln begann langsam aber stetig den Brand in seinem Innern zu kühlen. Viro bemerkte nur am Rande, dass eine andere Rune leicht auf der Unterseite seines Schattenspenders glühte. Welche Wirkung sie hatte, würde sich sicher bald zeigen, oder auch nicht. Ihm war es sicher egal. Viro hatte andere Probleme. Er wusste, sein Weg war gefährlich und überall konnten weitere, dieser auf Vibrationen überempfindlich reagierende, Biester im Sand vergraben sein. Aus diesem Grund hielt er sich hoch auf den Dünenkanten und achtete darauf, nicht versehentlich größere Mengen los zu treten. Er war kaum 100 Meter gekommen, entdeckte er abermals eine trichterförmige Senke, die ihm verräterisch vor kam und machte sicherheitshalber einen Bogen drum herum. Schlafende Bestien sollte man besser nicht wecken und wer wusste, ob er noch einmal so glimpflich davon kommen würde. Langsamer als geplant, aber dafür sicher schritt Viros Reise voran und nach gut zwei Stunden , glaubte er das Gebiet der Sandgräber hinter sich gelassen zu haben und zog das Tempo an. Zur Sicherheit warf er noch ein paar mal kleine Steine in auffällige Trichter, aber es kam zu keinem weiteren Zwischenfall. Auch wenn die Sonne langsam ihren Zenit überschritten hatte, und Viro schon lange keine Landmarke mehr gefunden hatte, an der er sich orientieren konnte so hatte er noch immer ein recht gutes Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Die langsam wieder kühler werdende Luft streifte seine geschundene Haut am rechten Arm und langsam begann diese wieder zu jucken, was normalerweise immer ein gutes Zeichen für Heilung war. Die Blutungen waren schon lange versiegt und Viro schätzte, dass der Arm mit kontinuierlichem Schatten des Schirms bald genesen sei. Sein linker Arm begann dafür langsam aber sicher zu ermüden. Auch sein Bein begann langsam zu jucken, was zwar in beiden Fällen nervte, aber eben doch irgendwie etwas Gutes hatte. Der Nachmittag verging ereignislos, nur ein paar interessante Spuren, die Viro nicht zu deuten wusste, kreuzten seinen Weg. Sie waren nicht allzu tief, so nahm er zu mindestens an, dass es sich um kein großes Tier handelte, was ihn fressen könnte. Am Abend zogen sogar wieder ein paar Wolken aus dem Westen herauf und Viro wusste, dass er schon ganz nah sein müsste, doch noch verbarg die Wüste das Antlitz der einstigen großen Stadt Sintos. Er begann sich schon Sorgen zu machen, wieder eine Nacht in der Wüste verbringen zu müssen, als er im letzten Licht der Dämmerung zwischen zwei Dünen so etwas wie einen Mauerrest entdeckte. Er musste ganz nah sein! Das Zwielicht würde vielleicht noch eine knappe halbe Stunde ihm die Möglichkeit geben sein Ziel zu finden, oder aber er richtete sich jetzt sein Lager für die Nacht ein, denn noch immer drang kein winzigster Laut durch die Stille, aber eine Stadt wie Sintos, bewohnt von Gesindel und Dieben, wie überall behauptet, sollte doch von weitem schon zu hören sein. Viro blieb kurz stehen, kontrollierte den guten Stand des Schirms und lauschte in den Sonnenuntergang.
Rings um ihn herrschte perfekte Stille!
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Donnerstag 25. Oktober 2012, 20:32

Viro schwitzte, was bereits nach kurzer Zeit dafür sorgte, das seine Kleidung von einer Mischung aus Schweiß und hier und da schwarzem Sekret getränkt war. Dies führte zu einem sehr unangenehmen Tragegefühl und es daute nicht lange, bis er sich wieder an die Oase zurück wünschte, jedoch weniger wegen der Kühlung, als mehr wegen der Möglichkeit seine Kleidung im Wasser zu waschen. Doch da dies außer Frage stand, ging er weiter. Das eingeschlagene Buch in seinem linken Arm machte die Reise auch nicht einfache und zwang Viro, hin und wieder kleine Pausen ein zu legen, damit er neue Kräfte schöpfen konnte.
Während die Umgebung um ihn herum sich mit einer eintönigen Beständigkeit auszeichnete, begannen Viros Gedanken wieder zu wandern. Jedoch weniger nach Vorn, also was noch kommen möge, als mehr zurück, was zuletzt genau geschehen war.
Er traute der Alten immer noch nicht, doch war das nicht ungewöhnlich. Viro traute nur Einfältigen, da er sie für nicht schlau genug hielt um über Heimtücke zu verfügen. In Viros Augen war Heimtücke eine der höchsten Künste, die jemand Meistern konnte und erforderte einen messerscharfen Verstand.
Jedoch blieben seine Gedanken vermehrt bei dem Schirm hängen, auch dieser wurde ihm immer suspekter, gerade jetzt, wo eine neue Rune aufzuleuchten begonnen hatte. Viro wusste wie unberechenbar Magie sein konnte und nun schien es ihm schon nahezu töricht den Schirm mit sich herum zu tagen. Doch tat er es nun mal und wieso sich über vergossene Milch aufregen, wenn etwas passieren sollte, wäre es schon oder auch nicht, bei Magie konnte man sich da nie ganz sicher sein. Letztendlich bewegten sich seine Gedanken mehr oder weniger immer im Kreis, sie griffen wieder und wieder bereits Gedachtes auf und versuchten es in einen anderen Kontext zu werfen.
Da kam es Viro fast schon gelegen, das seine schmerzenden Glieder, aus welchen Gründen auch immer sie Schmerzten mochten, seine Gedankengänge durchstießen, um auf sich aufmerksam zu machen.
Während seines gesamten Marsches, versuche Viro so viel Wasser zu sparen wie möglich, doch hatte er gegen Einbruch der Nacht, nur noch einen winzigen Schluck übrig.

Als dann endlich die vermeintlichen Ausläufer von Sintos vor ihn auftaten, war er gelinde gesagt, fix und fertig. Da kamen ihn diese jämmerlichen Überreste eines Bauwerks gerade recht. Er hatte nicht vor, im Dunkel durch die Ruinen zu wandeln, da er nicht wusste WER oder WAS sich ihn ihnen befand, nicht das es Tagsüber sicherer sein würde. Doch sah man dann besser wer einen sah, was doch irgendwie beruhigender war. Weshalb er sich am Fuße der Mauer niederließ und sein Nachtlager aufschlug. Mann konnte nur raten, welchen Zweck diese Steine einmal erfüllt hatten, waren sie Teil eines Hauses, eine Befriedung oder etwas ganz anderem. Eine Frage, die Viro jedoch nicht tiefgründig beschäftigte, da gab es zuviel anderes! Er lehnte sich mit dem Rücke der Wand, die immer noch eine angenehme Wärme von der Hitze des Tages aufwies, nahm die Decke vom Buch und schlang sie um sich. Das Buch presste er fest an sich und bereits kurz Zeit später forderte die Erschöpfung ihren Tribut. Ein Magen knurrt noch einmal, als wollte er sich ebenfalls Gehör verschaffen, doch war Viro zu erschöpft um wirklich hungrig zu sein und schlief ein.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. Oktober 2012, 20:07

Viros Weg durch die Wüste schien endlich ein Ende zu finden. Seine Muskeln brannten langsam mehr als seine Wunden jucken konnten. Der Mauerrest, auf den er sich nieder ließ, verriet seine Herkunft nicht, doch bot Wärme und Sichtschutz. Er war müde und erschöpft und das nicht nur körperlich. Den ganzen Tag hatten sich seine Gedanken um Magie und ihre Tücken gedreht. Wenn man Wanderte, konnte auch der Geist auf Reisen gehen und Viro hatte in seinem Leben schon einiges an Wissen gesammelt. Auch wenn sich seine Gedankengänge in einer Art Spirale befanden, so spuckten sie doch noch ein paar interessante Details aus, auf die er sonst wohl möglich nie gekommen wäre. Sich mit Magie zu beschäftigen, barg immer Gefahren. Besonders die Runenmagie war eine der unberechenbaren Formen dieser Kunstfertigkeit, wie er einmal gelesen hatte. Sie selbst war nur eine unterstützende Magieform und besaß keine Angriffsfähigkeiten. Doch selbst die talentiertesten Meister diese Magie, vermochten sie nicht zu zähmen und so war ein mit Runen verziertes Geschenk, zwar immer gern gesehen, aber wann und wie sie ihre Magie entfalten würde, stand auf einem anderen Blatt. Ähnlich schien es sich mit diesem Schirm zu verhalten, dem Viro ebenso wie seiner Besitzerin misstraute.
War sie einfältig? Dement vielleicht, ja! Senil und wirr, aber vieles was sie bisher so von sich gegeben hatte, erregte dennoch sein Interesse. Und was war Hinterlist? Jeder Mensch, ganz besonders Zauberer, benutzten ihre Mitmenschen um irgendetwas zu erreichen. Selbst der Liebende gab seine Zuneigung, in der stetig wachsenden Hoffnung auch Liebe zurück zu erhalten. Hinterlist jedoch hatte böse Pläne und schlechte Absichten und bisher hatte sie ihn nur in seinen Träumen begleitet oder was auch immer dieser Raum war, in dem sie sich trafen. Ihr Schirm hatte ihm Stille und Heilung geschenkt. Waren ihre Absichten hinterhältiger Natur? Für diesen Gedanken hatte Viro noch viel zu wenig Informationen und sein analytischer Verstand rebellierte gegen sein immerwährendes Misstrauen. Jetzt galt dieses Misstrauen der Stille um ihn herum und seiner Fähigkeit im Dunkeln seinen Weg zu finden. Berechtigtes Misstrauen, wenn man es genau nahm, denn er war ein Mensch, hoch magisch begabt, aber doch nur ein Mensch dessen Augen den Tag bevorzugten um zu sehen, wohin man trat und wer einem begegnete. Die Dämmerung verließ ihn und damit auch die Wärme des Tages. Die Mauer neben sich, drückte er sich mit seiner Decke in den kleinen Winkel, der Schutz vor Wind und Sand versprach. Noch einmal betastete er seine Wunden und stellte fest, dass sie mit einer feinen, empfindlichen dünnen Haut überzogen waren. Hier hatte keine Heilmagie gewirkt, wie die Lichtmagier es beispielsweise taten, hier waren nur die körpereigenen Kräfte verstärkt worden. Viro war zu müde, zu durstig und zu hungrig um noch weiter darüber nachzudenken. Er schloss die Augen und erwartete den Nebel.
Erstaunlich langsam drang er diesmal in das Zwischenbewusstsein dieser seltsamen Kommunikationsebene ein und hörte aus der Ferne leise Worte hallen:
„So nah und doch so fern er seinem Ziel noch ist … Was sagst du Opa? Ich red wirres Zeug? NATÜRLICH kannst du das besser!!! HA! Na du hast doch geweissagt, er würde sich um das Amulett bemühen, was beschwerst du dich! Ich hätte 20 Lysanthemer darauf gewettet, dass er jetzt schon den Schirm fort wirft und weiter geht. … Sag das noch mal, du ... frecher Hund! Ich bin doch keine Wahrsagerin, woher soll ich das wissen?!“
Da war sie wieder, die Stimme der Alten, nur diesmal diskutierte sie anscheinend mit „ihren“ Stimmen im Nebel. Viro näherte sich langsam Rukulla saß etwas erhöht im Schneidersitz, auf einem Nebelberg. Ihr Unterleib war fast vollständig von den gräulich weißen Schleiern verborgen, nur manchmal konnte man die gekreuzten Knie oder Schenkel erahnen. Was darunter lag war nicht zu erkennen. Der Kopf der Alten ruckte zu ihm herum und ein strahlendes Lächeln malte sich um ihre runzeligen Lippen. Sofort stand sie auf und näherte sich ihm.
„Das mit der Wahrsagerei, glaubst du doch ohnehin nicht, oder Viro? Viel mehr wird dich später die Frage beschäftigen, wäre der Käfer auch aufgetaucht, wenn ich dich nicht die Kette holen geschickt hätte. Und irgendwann wirst du dir die Frage stellen, warum ich dich auserwählt habe, meinen Schirm zu tragen und du wirst die Antwort darauf selber finden müssen. So ist das mit dem Schicksal. Manches sucht man sich selbst aus, und anderes verfolgt einen wie eine nervige alte Frau, ... doch immer hat man eine Wahl!“
Sie stand nur knapp einen Meter von ihm entfernt und musste ordentlich den Kopf in den Nacken legen um ihn ins Gesicht zu sehen.
„Und? Was meinst du dazu, mein Großer? Hat das Schicksal recht? Willst du weiter voranschreiten und ein Schirmträger sein, oder willst du stehen bleiben und ein Schirmständer sein?“
Sie hatte den Satz kaum ausgesprochen, da verfiel sie in tränenreiches, heftiges Lachen. Selbst der Nebel schien den Witz nicht ganz so gelungen zu finden, denn für einen Moment herrschte tatsächlich peinliche Stille und nichts regte sich, auch wenn vorher schon kein Laut zu vernehmen gewesen war. Rukulla schien das jedoch wenig zu stören und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Noch etwas atemlos meinte sie:
„Entschuldige, manchmal geht es mit mir durch. Du bist aber auch was steif! Da bot sich der Vergleich einfach an. … Schirmständer, hihihiii.“
Langsam beruhigte sie sich wieder. Sie setzte sich wieder, was sie noch kleiner machte und lehnte sich gemütlich in eine Nebelschwade um entspannter zu ihm aufzusehen.
„Genug der Albernheiten! Du hast schon fast allein den Weg hier her gefunden, sehr gut! Du lernst schnell. Schlaues Kerlchen, hab ich dir doch gesagt Opa!“
Damit schien sie jemanden hinter sich zu meinen.
„Aber mal im Ernst! Du hast gezeigt, dass du im Notfall geneigt bist, auf den Rat einer alten Frau zu hören und geschadet hat es dir doch auch nicht. Würdest du mir noch einmal vertrauen?“
Neugierig betrachtete sie den viel größeren Nekromanten aus ihren kleinen Augen und schon ihre gelblich getönte Bernstein-Sehhilfe auf der Nase zurecht. Sicher hatte er ihr einiges zu sagen und auch viele Fragen.
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Dienstag 30. Oktober 2012, 23:49

Abermals fand sich Viro in jener „traumhaften“ Ebene wieder, jedoch lauerte ihn dieses Mal nicht bereits die Alte auf, als er sie betreten hatte. Er war allein, mehr oder weniger, da konnte sich Viro nicht ganz sicher sein und schon kurz darauf vernahm er in der Ferne die Stimme der Alten.
Viro seufzte, er hätte nichts dagegen gehabt mal normal durch zu schlaffen.
Wenn man den wiederkehrenden Mustern seiner Alpträume nachging, wartete diese Nacht entweder ein frostiger Abend und leere starrende Augen im Drachengebirge auf ihn oder sintflutartiger Regen, begleitet von einem stöhnenden Chor der Untoten im Arus. Beides zwei Träume die Viro bei Zeiten zu genießen wusste und momentan waren sie allemal besser, als wo-auch-immer-das-hier-war, zu verweilen.
Viro schenkte den Worten, die die Alte mit sonst wem wechselten, kaum Beachtung und auch als sie sich ihm zu wand schwieg er. Während sie sprach, betrachtete er „seinen“ rechten Arm, es war nicht seiner, das wusste Viro wo er ihn so betrachtete. SEIN rechter Arm war störsicher, als das was er jetzt betrachtet. Er machte eine Faust und öffnete sie wieder, eine einzige fließende Bewegung, etwas das SEIN Arm seit Jahren nicht mehr getan hatte.
Ein auflachen der Alten und das sich anschließende schweigen holten Viros Gedanken wieder zu der alten Frau zurück.
Den letzten Worten schenkte er nun vollste Aufmerksamkeit und antwortet schließlich: „Vertrauen? Versteht mich nicht falsch, aber ich traue Euch nicht. Es ist doch so, ich werde mir schlecht den Zorn einer alten Zaubrerin zuziehen, die anscheinen viel Freizeit hat, der ziemlich Langweilig ist und die zudem ziemlich imponderabel ist!“, bevor er fortfährt seufzt er einmal und seine Gedanken verweilen kurz bei seinem rechten Arm, „Zumindest nicht in meinen derzeitigen Zustand, also sprecht, was wollt Ihr?“
Viro wusste, dass es etwas unschicklich war, so mit der Alten zu reden, aber er hatte einfach keinen Nerv mehr.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 1. November 2012, 09:00

Viros „unschicklichen“ Worte perlten von der gut gelaunten Alten einfach ab. Sie sah ihn ein paar Sekunden verdutzt an, kicherte dann und antwortete:
„Hihiihiii, ja ja, die Ungeduld der Jugend! Nun du scheinst den Abstand wahren zu wollen, also werde ich mich angleichen. Ein Anrede wie „Ihr“ wäre da wohl angebrachter. Nun gut. Ihr wollt doch sicher ein großer Meister eurer Magie werden? Oder meint ihr, ihr habt schon genug gelernt? Ich frag mich langsam ernsthaft, wie ihr eure ersten Studienjahre geschafft habt, wenn ihr schon nach einer so kleinen Prüfung eurer Nerven eure Geduld verliert?!“
Sie gluckste noch ein paar mal und der Nebel begann um sie herum langsam anzusteigen, bis nur noch ihr Kopf heraus schaute.
„Glaubt nicht, dass ihr mich durch ein paar kleine, freche Worte los werdet. Meinen Zorn, hahaha, hast du das gehört Opa? … Eigentlich wollte ich euch darum bitten den Schirm hier wo ihr liegt gut zu verstecken und erst wieder zu holen, wenn ihr Sintos wieder verlassen wollt. Aber so langsam glaube ich, es wäre besser, wenn ich euch doch begleite.“
Sie musterte seine Reaktion, die höchst wahrscheinlich ein wenig Ruhe vor ihr begrüßen würde.
„Nein, nein. Keine Sorge, ich werde euch nicht ewig belästigen. Ihr habt schon genug mit euch herum zu schleppen und dorthin wo ihr hingehen werdet kann ich euch ohnehin nicht folgen, selbst wenn ich wollte.“
Ihr Lächeln erstarb tatsächlich für ein paar Sekunden.
„Ihr seid ein Mann, wie mir scheint, der alles aus eigener Kraft erreichen will und dem Schicksal keine Chance, weder auf Glück noch Unglück geben möchte. So sei es denn. Lasst meinen Schirm hier zurück. Ihr braucht den Rat einer alten Frau genauso wenig, wie ich einen unwilligen Träger. Sollte euch dennoch euer Schritt noch einmal an diesen Ort führen, bevor die Tage wieder wärmer werden, so seid so gut, erinnert euch an mein Kleinod und nehmt ihn mit euch. Ich werde einen anderen Träger finden, der ihn mir zurück bringen wird.“
Der Nebel hatte ihren Kopf überwallt und ihre letzten Worte hörten sich fern und fast schon entfremdet an.
„Solltet ihr jedoch meinen Rat suchen, erinnert euch an diesen Ort. Das nächste Mal werde ich euch nicht leiten. Das nächste Mal werdet ihr selber den Weg zu mir finden müssen. Seht es als eure nächste Prüfung an. … Versucht nicht den Nebel zu durchdringen, denn dass ist nämlich nicht möglich. Versucht euch stattdessen die Wahrheit vorzustellen.
Welche Wahrheit, mögt ihr ferner fragen.
Den Nebel gibt es nicht.
Dann werdet ihr sehen, dass nicht der Nebel verschwindet, sondern ihr selbst.“

Die Stimmer der Alten verhallte und mit ihr die Ruhe des Nebels. Kaum war sie verschwunden schien Bewegung in die Umgebung zu kommen. Gewaltige schlafende Monster erwachten und malten ihre furchtbaren Silhouetten in den weißen Dunst. Viro wurde von einer Welle der weißen Masse erfasst und verlor den Boden unter den Füßen. Ein wenig fremdgesteuert glitt er hinüber in seine eigene Welt der Träume und begegnete vielleicht noch der ein oder anderen unterbewussten noch zu verarbeitenden Erinnerung.

Die Nacht war kalt und etwas sehr ungewöhnliches für diesen Ort setzte zur Mitternächtlichen Stunde ein. Leichter Nieselregen hatte in schweren Wolken den langen Weg durch die Wüste an diesen Ort gewagt. Viros Decke würde am nächsten Morgen feucht sein und sogar die Steine der Ruine glänzten feucht im stillen Morgenrot. Vielleicht hatte er noch einen seiner „normalen“ Träume gehabt, auf jeden Fall hatte er diese Nacht noch erstaunlich gut geschlafen, auch wenn ihn Hunger und Durst ihn mit voller Härte weckten, darüber konnte auch die Schönheit dieses Morgens nicht hinwegtrösten. Die sanft gewellten Dünenkanten glitzerten in Gold und rot. Noch warfen sie ihre langen Schatten und malten gewaltige schwarze Schlangen in ihre Täler. Das Ziehen in seinem Magen, war zu einem steten Brennen herangewachsen. Viro wusste, sollte er heute nicht Wasser finden, so würde er die nächste Nacht höchstwahrscheinlich nicht überleben.
Es wurde schnell heller und Viro würde, sobald er aufstand in einiger Entfernung die Silhouette eines Reiters ausmachen können, der reglos auf der höchsten Düne stand und in seine Richtung blickte, als würde er auf etwas warten. Vielleicht war es auch nur ein Zufall, denn die Ruinenstätte in der Viro geschlafen hatte bot gute Deckung. Andererseits war Viro auch sicher, dass ein Einheimischer, seine breite Spur im Sand hinter sich auf der Düne, sicher schon entdeckt hatte. Sein Allgemeinwissen über die Bewohner von Sintos umfasste nicht mehr als das, was er in der Akademie der Schatten in Santros gefunden hatte. Und dort war es nicht leicht gewesen, das die Stadthalterin Serana Turan die geheimen Wege nach Sintos peinlich hütete. Trotzdem war es ihm gelungen ein paar Aufzeichnungen einzusehen, bevor er entdeckt worden war. Jetzt konnte er nur hoffen, dass das wahre Bild der Einwohner der Ruinenstadt besser war als ihr Ruf. Dort stand ein Reiter mitten in der Wüste und es war immer noch absolut still. Kein Zeichen deutete auf eine Stadt hin in der Banditen, Söldner und lautes Gesindel ihre Heimat gefunden hatten. Stille lag über der Wüste und nur der Wind trug sein Rascheln durch das lautlose Land.
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Freitag 2. November 2012, 18:55

Viros Miene regte sich während des schier endlosen Monologs, kein Stück. Ihm war nicht danach auf irgendein Wort der Alten näher einzugehen, es hätte nichts geändert und er hatte ihr eh nichts zu sagen. Letzt endlich war die Alte fertig und ließ Viro in jener Zwischenwelt zurück. Es war ein gewaltiges bedrückendes Gefühl das ihn daraufhin erfasste, während der Nebel oder seine Fantasie erschufen Kreaturen, also Viro plötzlich fiel. Für einen Moment erfasste ihn Panik, doch dann fand er sich in dem Reich seiner eigenen Träume zurück
Der von Dunkelheit durchzogene Nebel wurde von einer massiven Dunkelheit ersetzt. Es war ein nahezu schwarzer Raum, von absurden ausmaßen, indem man nahe zu nichts erkennen konnte, die einige Lichtquelle war der Schein einer Kerze, die auf einem Tisch Stand. Viro saß an jenem Tisch und versuchte im schwachen Licht zu lesen. Er beugte sich über die „traumhafte Version“ des Buches, das er nun schon seit so vielen Jahren mit sich herum Trug. Die Buchstaben tanzten über die Seite und sorgten dafür, dass ununterbrochen sich der Text veränderte. Es war, als wollen sie ihn veralbern. Was im Grunde genommen kein groß anders zum Original war, das ihm auch nicht seine Geheimnisse preisgeben wollte.
Und während Viro dort saß und „lass“ und sich die Buchstaben von Worten zu Symbolen, zu Grimassen, zu Undefinierbaren und wieder zurück verwandelten, bohrten sich kalten toten Augen in seinen Rücken und als sich Viro zu ihnen umdrehte, wachte er auf.

Viro schlug die Augen auf und merkte jetzt erst die Kälte, die von der Nässe herrührte. Er erhob sich langsam, wobei ihm die Müdigkeit immer noch in den Knochen steckte, jedoch war er um einiges erholter, als noch die Tage zuvor. Die nässe war Kaum, bis auf seine Unterkleider vorgedrungen und auch das Buch hatte keinen Schaden davon getragen, zudem bezweifelte Viro sowieso, das man es irgendwie ernsthaft schädigen konnte.
Sein Blick verharrte beim Schirm und die Worte der Alten halten in seinem Geist erneut wieder.
Er seufzte einmal und erblickt dann eine Silhouette in einiger Entfernung und er seufzte erneut.
Dieser erleichterte Viro, immerhin hatte nicht viel auf leben in dieser Gegend hingewiesen, diese Mauern hinter ihm, hätten Überresten von irgendetwas sein können. Zugleich konnte der Reiter ärger bedeuten, Ärger auf den Viro keine Lust hatte und so tat er das, was jeder Zaubrer an seiner Stelle getan hätte.
Er ignorierte einfach den Reiter. Seiner Meinung nach war es besser so zu tun, als gehöre er hierhin und alle es andere um ihn herum wäre völlig banal, als sich dem Fremden zu zuwenden, der wissen die Götter was vorhat und ihn somit zu einer Aktion zu animieren.
Er klemmte sich das Buch unter den Arm und abermals verharrte sein Blick beim Schirm, diverse Gedanken huschten durch seinen Geist. Die Worte der Alten sollte er ihn einfach hier lassen, so wie sie gesagt hatte, anderer seit für wen hielt sie sich, das sie VIRO MENTIS einen Befehl geben konnte! Auch war ihm beim Anblick des Schirms und der Geheimnisse die er barg nicht sonderlich wohl, doch Viro tat alle diese Gedanken mit einem Schulterzucken ab, nahm ihn aus reinem Trotz und spannte ihn auf.
So ging er, immer noch den Reiter wissentlich ignorierend, aber auch wissend, dass er aus der Reaktion des Reiters daraufhin mehr über dessen Absichten ableiten konnte, in die Richtung, nach der seiner Meinung nach das Zentrum von Sintos sein musste.
Zuletzt geändert von Viro Mentis am Montag 5. November 2012, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Montag 5. November 2012, 20:58

Begleitmusik

Viros Kurs nach Sintos führte ihn in einem Winkel von knapp 30 Grad auf den Reiter zu und als dieser sah, dass der Wanderer sich in Bewegung setzte stieg er von seinem Pferd ab. Schon aus einiger Entfernung konnte Viro den Reiterbogen ausmachen, den die Gestalt zwar gesenkt, aber doch zum Schuss bereit in den Händen hielt. Die Geste war vorsichtig, wie er selbst wahrscheinlich auch gehandelt hätte, doch auch so offen einladend, dass eine gewaltfreie Kommunikationsebene anzunehmen war. Um so näher er kam um so mehr Details wurden erkennbar. Der Wüstenbewohner trug eine Art gewickelte Kleidung, die alles verbarg bis auf die dunklen Augen und selbst die waren hinter einer schwarzen Gaze fast vollständig unsichtbar. Es war noch nicht einmal erkennbar ob eine Frau oder ein Mann sich unter den Gewändern verbarg. Die Gestalt war etwas kleiner als Viro und hob den Arm zu einer grüßenden Geste, als er auf ungefähr 20 Meter heran war. Eine seltsame Abfolge von Bewegungen der Hände folgte. Brust, Lippen und Stirn wurden in schneller Reihenfolge berührt, was Viro gerade noch so aus Berichten über die Sprache der Diebe als Rendinea einordnen konnte.
„Ich grüße den Wanderer.“
Viro konnte annehmen, dass es höflich sein würde, den Gruß zu erwidern, doch barg diese Sprache ihre Tücken. Wenn man falsche Gesten einbaute, konnte sie wohl möglich etwas ganz anderes bedeuten. Fraglich war auch, ob Höflichkeit hier angebracht war. Zu mindestens war der Reiter abgestiegen und brachte sie ihm, als fremden Wanderer durch die Wüste entgegen. Viro stieg gerade eine Düne hinauf und kurz bevor er den Kamm erreichte, konnte er schon über ihn hinweg zu seiner Linken deutlich mehrere Ruinen erkennen. Um so höher er kam um so mehr offenbarte sich der majestätische Ausblick über die Ruinenstadt. In einer gewaltigen Senke lag unverkennbar die Stadt Sintos vor ihm, neben der er so nah und doch vollkommen unbemerkt die Nacht verbracht hatte. Halb vom Sand eroberte zerfallene Gebäude ragten wie die Stumpfen alter Zähne aus dem Untergrund. Einst mächtige Türme waren von Wind abgeschliffen worden und breite Prachtstraßen wurden nur noch von den Grundmauern alter Häuser gesäumt. Zu noch weiter zu seiner Linken, stand ein alter Kornspeicher über dessen verfallene Mauern ein Zeltdach gespannt worden war. Viro konnte Bewegungen in deren Nähe aus der Ferne ausmachen. Ein paar Pferde liefen dort scheinbar frei herum und etwas abseits befand sich ein sandfarbenes größeres Zelt um das ein paar dunkle Punkte herum liefen. Das einzigste höhere Gebäude schien ein in den weichen Sandstein gebauter Tempel zu sein, in dessen Nähe zwei noch recht gut erhaltene Monolithen in die Höhe ragten. Ein teilweise schon gebrochener Weg, einst eine fest angelegte Straße führte von dort aus zu den Tempelbauten. Bogengänge und hohe Fensterspalten zeichneten sich in der Ferne ab. Viel war von den Dächern nicht geblieben, doch dort wo die Gebäude in den Felsen hinein wuchsen und noch nicht vom Sand überdeckt wurden war auch Leben zu erkennen. Seltsam stilles Leben, aber doch einige Personen die sich in den Schatten der einstigen großartigen Stadt hielten.
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Aussicht
Viros Blick wanderte weiter nach rechts und streifte einige in den Fels gehauene Höhlensysteme. Die Eingänge waren von prunkvollen Säulen und Standbildern gesäumt, doch heute standen nur noch ihre Sockel. Auch hier konnte er manch eine Bewegung ausmachen.
Eine Gruppe von Reitern mit Bögen und Speeren näherte sich bereits aus der Senke. Sehr bald würde er nicht mehr mit der einen Gestalt allein sein. Viro wollte sich grade wieder ihr zuwenden, da sah er, dass sie sich schon auf ihn zu bewegt hatte. Nur noch knapp 10 Meter von ihm entfernt stand der Reiter und hielt den Arm senkrecht in die Höhe. Es war sicher ein Zeichen für die Reiter Sintos, denn ein paar steckten ihre Speere bereits wieder zurück in die Halterungen an den Sätteln. Die Gestalt neben Viro hatte noch nicht ein Wort gesprochen und sah den sieben Mann entgegen die nun den Hang hinauf ritten. Selbst das Getrappel der Hufe wurde von Sand fast vollkommen verschluckt, so dass die Szenerie von einer gespenstischen Stille begleitet wurde.
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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Viro Mentis » Dienstag 6. November 2012, 15:24

So setzte Viro, in den warmen Strahlen der aufsteigenden Sonne, seinen Weg nach Sintos fort. Wobei seine nass-kalte Kleidung ihn für einen Moment unangenehm frösteln ließ. Doch würde die Hitze dies bald beheben.
Sein Weg führte ihn etwas näher an den Reiter heran, der mittlerweile von seinem Reittier abgestiegen war und einen Kurzbogen gesenkt hielt.
Viro blickte ihn nicht direkt an und konnte deshalb auch nur vage Details ausmachen. Er oder sie, Viro wusste es nicht genau zu deuten, trug pastellfarbene Wickelkleidung, was Viro nicht sonderlich überraschte. Als der Reiter oder die Reiterin, Viro wollte da auf nichts festlegen, bis auf etwa zwanzig Meter heran war, reagiere er/sie auf ihn. Zu Viros Überraschung war Geste freundlicher Natur, zumindest wenn er sie richtig gedeutet hatte.
Immnoch halb zur fremden Person, halb nach vorn gerichtet, wanderte Viros Blick schließlich über den Dünenrand hinweg und viel auf das, was augenscheinlich die Überreste von Sintos war. Viel war nicht von der einstigen Metropole geblieben, jedoch mehr, als man erhoffen durfte. Der große Speicher, einst Nahrungsquelle von Tausenden, ragte sicher nicht mehr so hoch auf wie früher, doch hatte er in seinen Grundfesten überdauert. Er, ebenso wie einige kleinere Gebäude in seiner Umgebung, hatten ihr Dach verloren und nun hielten Gewebeplanen, Hitze und die Elemente draußen.
Ansonsten hatte die Wüste nahe zu alles andere genommen, die Reste einiger Türme schienen zu einem Palast oder etwas vergleichbaren gehört zu haben, doch konnte man nur erahnen, wie sie einst ausgesehen hatten. Wo es keine Gebäude mehr gab, ersetzten anscheinend in den felsgeschlagene Höhlen (einige vielleicht auch natürlicher Herkunft), den mangelnden Lebensraum.
Alles in allem Lebte Sintos also immer noch, auch wen es kein vergleich zu seiner einstigen Pracht war und alles war untermahlt von einer gespenstischen Stille.
Nun viel Viros Blick auf einige angriffslustige Reiter, die auf ein Zeichen der fremden Person hin, um einiges weniger Angriffslustig zu seinschienen.

Dieser machtbeweis veranlasste Viro nun, sich vollends der Person zuzuwenden und die Reiter erst einmal abzutun.
Viro las gerne in den Augen seines Gegenübers, sie konnten einen viel verraten. Doch waren diese Augen nahe zu vollkommen in der Dunkelheit der Kopfbedeckung verborgen, das es ihm unmöglich war, sie genau zu erkennen.
Nun überlegte Viro, wie er eine Unterhaltung beginnen sollte. Sein Gegenüber hatte sich Rendineas bedient, eine Sprache, über die Viro nicht viel wusste, weshalb es ihm zu heikel war, die Bewegungen zu imitieren. Wer wusste was dabei rauskam!
Jedoch wusste Viro sehr wohl, welche Gruppe von Leuten sich jener Sprache bedienten und da viel ihm eine andere passende Begrüßungsfloskel ein, zumindest wenn er sich recht entsann.
Er holte aus seinem Geldbeutel eine Fuchsmünzen hervor, schnippte sie den Fremden entgegen und begleitete sie mit den Worten: „Möge Manthala weiterhin eure Schritte im Dunkeln halten!“
Viro hoffte, das er jetzt ja nichts Falsches gesagt und die Situation auch sonst richtig eingeschätzt hatte.

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Re: Von Santros nach Sintos

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. November 2012, 19:08

Viros Bewegungen wurden aufmerksam beobachtet. Auch wenn man dem verhüllten Gesicht nichts entnehmen konnte, so zeigte doch die Körpersprache deutliches Interesse, vielleicht sogar eine Spur von Neugierde. Als Viro in seinen Geldbeutel hervorholte neigte sich der Kopf ein kleines Stück zur Seite. Als er dann die Münze herausholte richtete er sich wieder auf und als er diese dann dem Reiter/in entgegen schnippte fing die freie Hand sie geschickt aus der Luft. Viros gesprochenen Worte wurden sofort mit einem sehr deutlichen Zeichen beantwortet. Die Gestalt gebot ihm mit einem Finger an ihrem Mund zu schweigen. Dann senkte sich die Hand wieder und die Finger öffneten sich, um das runde Kleinod zu begutachten. Der Blick hob sich wieder zu Viro, die Münze noch einmal betrachtend, dann wurde sie eingesteckt und in der Kleidung nach etwas gesucht. Die Hand beförderte etwas hervor und ein kleiner ovaler Gegenstand wurde nun seinerseits Viro zugeschnippt. Viro fing und hielt einen einer Nuss nicht ganz unähnlichen Samen in der Hand. Ein Nicken deutete den Abschluss des Tauschhandels an.
Der Reitertrupp erreichte die Dünenkante und sie umkreisten zwei mal die beiden stehenden um Viro eingehender zu begutachten. Auch bei diesen Reitern war nicht zu erkennen, welcher Rasse oder welchem Geschlecht sie angehörten. Alle waren in diese gewickelten mal hellbeige bis tief schwarze Gewänder gehüllt. Lederbänder, Gürtel, vereinzelt ein paar matte schnallen waren zu erkennen. Geschwungene Klingen an den Seiten verrieten die Nahkämpfer und die asymmetrischen Bögen die Fernschützen. Einer der sieben zügelte sein Pferd vor der einsamen Wache bei Viro und eine schnelle Abfolge von gestikulierten Worten wurde ausgetauscht:
„Ist er ein Irrläufer oder ein Gast?“
„Ich weiß es nicht. Bring ihn zum Rat. Sie werden wissen war mit ihm zu geschehen hat. Er hat mit mir Metall getauscht.“
„Was hast du ihm gegeben?“
„Nahrung.“
„Hat er gesprochen?“

Die Haltung des Reiters der oben auf saß schien nur darauf zu warten, dass er etwas erfuhr, dass ihm einen Grund geben würde dem Fremden abschlachten zu dürfen. Die stolz gestrafften Schultern, der aufrechte Rücken zeigten deutliches Missfallen.
Ein zögerlicher Blick der stehenden Gestalt ging zu Viro und sie schüttelte den Kopf.
„Du kommst mit!“
„Warum?“
„Still!“

Die fragende Geste war selbst für Viro verständlich. Anscheinend waren die beiden sich nicht ganz einig was ihn anging und der Reiter, der ihm empfangen hatte, war nicht erbaut darüber, dass er anscheinend den Trupp jetzt begleiten musste. Wie noch drei weitere aus der Gruppe unterschied er oder sie sich von den anderen, durch die schwarze Gaze, die sie zusätzlich vor den Augen trugen. Was Viro vielleicht für einen zusätzlichen Schutz gegen den feinen Sand im Wind gehalten hatte, schien vielleicht noch irgend eine andere Bedeutung zu haben. Die vier ungeschützten Augenpaare musterten ihn unverhohlen, hoch von ihren stolzen Rössern herab. Der Hauptredner sah zu einem hinüber, machte eine Geste und dieser übernahm die Wache, während der andere mit hängenden Schultern folgte. Die Reiter flankierten Viro und man bedeutete ihm, ihnen zu folgen.

(weiter bei:Sintos - Die vergessene Stadt)
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