Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Im Norden des Waldes Arus, ganz nah am Drachengebirge, befindet sich ein scheinbar unendlich tiefes Loch, gehüllt in Stein. Der Eingang zum Reich der Nachtelfen, fast friedlich haben sie unterirdisch ihre Stadt erbaut.
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Die Nachtelfen wissen nun über den dunkelelfischen Angriff auf Pelgar, sowie die Besetzung der Stadt Kosral Bescheid. Sie treffen Sicherheitsvorkehrungen, für den Fall, dass auch ihr Reich erobert werden soll. Die lange Treppe zum Stadttor wird nun durch verborgene Verteidiger bewacht. Bitte berücksichtigt dies, wenn ihr im Reich der Nachtelfen spielt.
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Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 6. September 2020, 01:13

Sarin kommt von Die Wohnhäuser der Nachtelfen -> Die Spinnenhöhle

Es hätte Möglichkeiten für Sarin gegeben, sich von einer anderen Seite in den Palast zu schleichen, um den Prinzen dann von der Pforte aus zu empfangen. Aber diese Möglichkeiten setzten geduckte Schleichaktionen durch unterirdisch angelegte Gärten mit Nachtschattengewächsen voraus oder eine kurze Strecke Schwimmen durch die länglich angelegten Brunnenbecken, die teils wie ein Graben vor dem Anwesen Méntaras lagen. Gewiss war das Wasser um diese Zeit auch sehr kalt. Nun, es wäre eine besondere Form des Waschens gewesen, aber dann hätte Sarin definitiv nass und verdreckt zu ihrer Schneiderstube eilen müssen, um sich umzuziehen. Und Pagen, sowie Personal aus dem Wege zu gehen, war um diese Uhrzeit nahezu unmöglich.
So entschied sich die junge Nachtelfe dafür, eben doch auf das große Anwesen zuzulaufen, durch das gewaltige Eingangstor hindurch auf den breiten Platz, der wie ein überdimensionaler Hof vor dem Anwesen selbst lag. Dort hätten mehrere Kutschen Platz, in einem großzügigen Bogen zu wenden. Im Moment stand aber nur eine dort, geparkt vor den steinernen Stufen, die zur großen Eingangspforte des Anwesens empor führten. Und die Spinne ihrer lieben Freundin besaß acht wachsame Augen. Sie hatte sich in ihrem Bericht nicht gerirrt.
Vor der offenen Kutsche mit den großen silbernen Rädern waren zwei noch größere Bestien vorgespannt. Wie schwarze, pelzige Schattenwesen sahen sie aus. Gewaltige Hunde mit Geifer vor den Schnauzen und Zähnen, die ebenso silbern aufblitzten wie die Zierde am Gefährt hinter ihnen. Sarin erkannte schon von weitem die eingearbeiten, silber gestrichenen Eulen an den Seiten der Kutsche, deren nach hinten ausgebreitete Flügel die Rückenlehne der Kutschsitze bildeten. Jene des Kutschbocks erinnerte an einen gefiederten Fächer. Diese Kutsche war eindeutig nachtelfischer Machart, wohingegen die beiden schwarzen Ungetüme vor der Kutsche dunkelelfischer Herkunft sein mussten.
Allein der Gesamteindruck des Fahrzeugs konnte in Staunen versetzen. Vor allem lenkte er von Iryan ab, der kerzengerade auf dem Kutschbock saß und die Zügel lockert in den Händen hielt. Heute trug er eine Rüstung, allerdings zum Großteil aus schwarzem Leder und nur an den Schultern, Unterarmen und Schienbeinen durch Metallplatten verstärkt. Trotzdem erinnerte er mit dem düsteren Fledermaushelm immer noch an einen Ritter. Bewaffnet schien er ebenso, denn neben ihm ruhte ein Fledermausschild auf dem Kutschbock - Symbol Morgerias. Er bemerkte Sarin nicht, denn im Moment hatte Iryan sich nach hinten gewandt, zu dem einzigen Fahrgast auf dem Doppelrücksitz.
Es handelte sich um Dhansair von Blutsdorn. Adrett sah er aus in seinem schwarzen Seidenhemd und der ebenso schwarzen Brokatweste darüber. Die Füße steckten in knielangen Lederstiefel mit überraschen hohen Absätzen und passend zur Kutsche silbernen Schnallen. Diese besaßen allerdings die Form einer von dornigen Ranken umgebenen Rosenblüte. Eine Brosche, ebenfalls aus Silber und mit dem gleichen Symbol, zierte das Revers seiner Weste. Über den verschränkten Armen des Erbprinzen fiel sie sehr schnell auf.
Dhansairs Haltung zeugte von Ablehnung oder war es Ungeduld? Bester Laune schien er nicht. Dieser Eindruck bestätigte sich, als Sarin endlich die Kutsche erreichte. Der Dunkelelf bemerkte sie nämlich im ersten Augenblick ebenso wenig wie seine Leibwache, der er aus dem schulterlangen Vorhang seiner silbernen Haare einen fliedernen Giftblick zuwarf.
Iryan Ferndall redete auf seinen jungen Herrn ein: "... bitte dich, dich in der Öffentlichkeit zu benehmen! Du weißt, dass aller Augen auf dich gerichtet sind - jederzeit."
"Hach!"
, keifte Dhansair wenig elegant zurück. Er wirkte trotzig. Das änderte sich jedoch sofort, als er Sarins Anwesenheit gewahr wurde. Beide Dunkelelfen räusperten sich sofort und Iryan senkte fast verlegen den Blick, während er sich wieder nach vorn drehte. Dhansair hingegen gab seine widerspenstige Haltung auf, um sich von seinem Platz zu erheben. Er reichte Sarin in einer eleganten Verbeugung nicht nur zum Gruß die Hand, sondern auch, um ihr in die Kutsche zu helfen. Seine Mimik hatte sich komplett gewandelte. Er lächelte Sarin höfisch entgegen, verneigte sich erneut vor ihr und wies sie anschließend an, sich zu setzen.
"Fräulein Kasani", begrüßte er sie nun endlich. Seine Stimme war ruhig. Er musste eine enorme Selbstbeherrschung besitzen, wenn er sich seiner Rolle im großen Ränkespiel des Adels bewusst war. Iryan hingegen musste noch üben, denn Sarin konnte ihn mit Erleichterung aufseufzen hören. Dann knallten die Zügel leicht und die Furcht einflößenden Bestien setzten sich vollkommen artig in Bewegung.
"Ja ... ja, bitte, bring uns hier fort, Iryan! Fahre uns irgendwohin, hörst du? Je weniger Augen, desto besser."
"Gewiss, mein Herr!", entgegnete Iryan auf Celcianisch, um Sarin an dem Gespräch teilhaben zu lassen, obgleich er sich nicht nach hinten umdrehte. Er lenkte die Kutsche lediglich unter sachtem Holpern in einem Bogen zum Tor des Anwesens. Aus vielen Fenstern des Gebäudes konnte man die bleichen Gesichter der Nachtelfen erkennen. Und man hörte einige weibliche Stimmen entzückt quietschen, als Dhansair endlich zu einer einzelnen Rose griff, um sie Sarin zu reichen. Ihre Blüten waren rot, nicht schwarz. Lariels Ausgaben in der Nacht vor der Dunkelschenke waren größer gewesen. Doch Halt! Nur auf den ersten Blick sah es nach einer roten Rose aus. Tatsächlich war auch dieses Pflänzchen mit schwarzen Blüten bestückt. Jemand hatte den kompletten Blütenkelch jedoch in etwas Rotes getaucht. Farbe? Blut?
Zumindest Dhansair ging nicht darauf ein. Er überreichte die Rose und nahm dann ganz anständig Haltung an, während die Kutsche einige Straßen passierte. Geraume Zeit lang sprach niemand. Dhansair winkte nur gelegentlich, wenn Frauentrauben sich am Wegesrand sammelten, um ihn mit viel Kichern und Lächeln anzuhimmeln. Irgendwann entdeckte Iryan aber einen Pfad, der zwischen viele Felsenstatuen führte.
Im Reich der Nachtelfen große Gärten anzulegen, gestaltete sich schwierig, weil nicht genug Sonnenlicht - genauer gesagt: keines - zu ihnen herab drang, als dass Bäume und Sträucher sich eines langen, gesunden Lebens hätten erfreuen können. Vereinzelt kümmerten sich Naturmagier der Nachtelfen darum, ein paar von ihnen am Leben zu erhalten, aber Naturmagier waren selten und somit auch der Pflanzenbewuchs hier unten. Pilze bildeten die Ausnahme und so zogen die Nachtelfen es vor, große und sehr schöne Pilzgärten als Parks anzulegen. Bildhauer ließen zwischen den verschiedenen Pilzarten große Steinstatuen aufstellen, um dem Park mehr Klasse zu geben und durch eben solch einen Pilzgarten lenkte Iryan nun die Kutsche.
Im Schutz der schirmartigen Hüte, unter denen so manche Lamellen wieder in mattem Blau leuchteten, kehrte die vorherige Haltung des Erbprinzen zurück. Genervt schlug er die Beine übereinander und verschränkte erneut die Arme. Iryan hielt die Kutsche an.
"Dhansair ... mein Herr", korrigierte er sich mit einem flüchtigen Blick gen Sarin. "Ich bitte Euch. Das Fräulein Kasani hat es sich ebenso wenig ausgesucht. Lasst Euren Unmut nicht an ihr aus."
"Hrm!", entgegnete Dhansair. Heute besaß er kein bisschen den Zauber des Tanzabends.
"Ich bitte Euch erneut: Zeigt etwas mehr Empathie für das Schicksal anderer. Zumal sie Euer Schicksal teilen wird."
Dies schien Dhansair endlich zu überzeugen. Seine Haltung lockerte sich etwas und zum ersten Mal schaute er erst Iryan und dann Sarin richtig an. "Es ist wahr. Wir teilen ein Schicksal und es ist besiegelt. Unsere Leben sind dahin."
"Er neigt zu melodramatischen Reaktionen, wenn er einen schlechten Tag hat. Bitte, seht es ihm nach." Iryan konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Er schien seinen Erbprinzen gut zu kennen und wusste wohl, auch mit dessen schlechteren Launen umzugehen.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 6. September 2020, 12:07

Sarin machte instinktiv einen Bogen um die großen Hunde, die da die Kutsche zogen und stieg artig in selbe, als ihr die Hand gereicht wurde. Dass sie kaum bemerkt worden war, lag an ihrem Aufzug, dachte sie fast ein wenig belustigt.
Auch Dunkelelfen übersehen Bedienstete.
Nun musste es so aussehen, als ob der dunkle Prinz mit einer Magd zur Spazierfahrt aus fuhr. Sarin schämte sich ein wenig, aber zu ändern war es nun mal nicht. Sollte die Leute sich doch das Maul zerreißen über ihren Aufzug, Hauptsache der Prinz stand gut da! So hätte es sicher auch Mentára gewollt. Dann knallten die Zügel leicht und die Furcht einflößenden Bestien setzten sich vollkommen artig in Bewegung. Das Schauspiel hielt sie einen Moment im Bann und sie beobachtet die massigen Körper, wie sie sich bewegten und mühelos das Gewicht der Kutsche in Fahrt brachten.
Was sind das für Tiere?
"Ja ... ja, bitte, bring uns hier fort, Iryan! Fahre uns irgendwohin, hörst du? Je weniger Augen, desto besser."
"Gewiss, mein Herr!"

, entgegnete Iryan auf Celcianisch, um Sarin an dem Gespräch teilhaben zu lassen, obgleich er sich nicht nach hinten umdrehte.
Sehr diplomatisch... er erinnert seinen Herrn, dass ich ihre Sprache nicht mächtig bin. Ein guter Diener... und mehr?
Sie musterte kurz Iryans breiten Rücken in der Rüstung und verbot sich die aufsteigende Erinnerung an jenen noch viel zu nahen Traum. Er lenkte die Kutsche lediglich unter sachtem Holpern in einem Bogen zum Tor des Anwesens und würde sie jetzt gewiss nicht auf einem steinernen Altar heben um sie... Sarin schluckte.
Reis dich zusammen!
Aus vielen Fenstern des Gebäudes konnte man die bleichen Gesichter der Nachtelfen erkennen. Und man hörte einige weibliche Stimmen entzückt quietschen, als Dhansair endlich zu einer einzelnen Rose griff, um sie Sarin zu reichen. Ihre Blüten waren rot, nicht schwarz. Lariels Ausgaben in der Nacht vor der Dunkelschenke waren größer gewesen. Doch Halt! Nur auf den ersten Blick sah es nach einer roten Rose aus. Tatsächlich war auch dieses Pflänzchen mit schwarzen Blüten bestückt. Jemand hatte den kompletten Blütenkelch jedoch in etwas Rotes getaucht. Sarin lächelte höflich, nahm das Geschenk an und bedankte sich natürlich artig.
Ich hoffe, dafür musste nicht irgendjemand oder etwas sein Leben lassen. Mal schnuppern...
Vorsichtig roch sie an der Rose und hoffte inständig nichts metallisches wahrzunehmen.
Während die Kutsche einige Straßen passierte, saßen sie anständig nebeneinander und genossen scheinbar die Fahrt. Geraume Zeit lang sprach niemand. Dhansair winkte nur gelegentlich, wenn Frauentrauben sich am Wegesrand sammelten, um ihn mit viel Kichern und Lächeln anzuhimmeln.
Sollte er das nicht lieber lassen? Er ist doch jetzt mit mir verlobt. Sollte er nicht wenigstens den Anschein von Interesse an mir heucheln?
Sarin hätte am liebsten mit den Augen gerollt. Dieser Prinz schien sich so garnicht in seine Rolle fügen zu wollen. Er gab hier den galanten Charmeur den gaffenden Weibern gegenüber, wo sie selbst sich alle Mühe gab in ihre eigene Rolle zu finden. Da sie noch beobachtet wurden und es zum guten Ton gehörte, betätigte sich Sarin als hilfreiche Stadtführerin und half damit auch Iryan den Weg durch die Gassen der Unterwelt zu finden.
„... und dort entlang geht es zum Marktplatz, Ein sehr belebter Ort um diese Zeit... Wenn wir das Anwesen der Stadtherrin umrunden, gibt es dort einige bezaubernde Alleen und Gärten, die ihr gewiss in solcher Form noch nicht gesehen habt...“
Irgendwann lotste so Sarin Iryan in einen Pfad, der zwischen viele Felsenstatuen führte. Im Reich der Nachtelfen zogen die Bewohner es vor, große und sehr schöne Pilzgärten als Parks anzulegen. Bildhauer ließen zwischen den verschiedenen Pilzarten große Steinstatuen aufstellen, um dem Park mehr Klasse zu geben und durch eben solch einen Pilzgarten lenkte Iryan nun die Kutsche.
Im Schutz der schirmartigen Hüte, unter denen so manche Lamellen wieder in mattem Blau leuchteten, kehrte die vorherige Haltung des Erbprinzen zurück. Genervt schlug er die Beine übereinander und verschränkte erneut die Arme. Seine Abwehr war fast körperlich spürbar. Iryan hielt die Kutsche an und Sarin sah sich in der ihr bekannteren Umgebung um, ob sie beobachtet wurden. Dann wartete sie mit innerlicher Anspannung was nun kommen sollte.
"Dhansair ... mein Herr"
, sprach Iryan mit einem flüchtigen Blick gen Sarin.
"Ich bitte Euch. Das Fräulein Kasani hat es sich ebenso wenig ausgesucht. Lasst Euren Unmut nicht an ihr aus."
Wie bitte? Was geht hier vor? Unmut an mir...???
"Hrm!"
, entgegnete Dhansair.
Muss ich jetzt auch noch vor ihm Angst haben?
Heute besaß ihr Verlobter kein bisschen den Zauber des Tanzabends.
"Ich bitte Euch erneut: Zeigt etwas mehr Empathie für das Schicksal anderer. Zumal sie Euer Schicksal teilen wird."
Allerdings! Hör auf deinen Freund!
Sarin hörte nachdenklich und ernst dem Dialog der beiden Männer zu. Dhansair schien nun aber endlich überzeugt. Seine Haltung lockerte sich etwas und zum ersten Mal schaute er erst Iryan und dann Sarin richtig an. Ihre Blicke trafen sich und sie senkte auch nicht den Blick. Frau und Mann waren im Reich der Nachtelfen gleichgestellt und bewies sie jetzt keine Stärke, so würde sie es nie. Gerade, aufrichtig und offen sah sie ihn an und wartete geduldig ab.
"Es ist wahr. Wir teilen ein Schicksal und es ist besiegelt. Unsere Leben sind dahin."
Wie dramatisch..., aber ja. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
"Er neigt zu melodramatischen Reaktionen, wenn er einen schlechten Tag hat. Bitte, seht es ihm nach."
, schaltete sich Iryan in das Gesprochene ein, konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken und Sarin konnte kurz ein Zucken ihres Mundwinkels nicht unterdrücken. Wo sie sich sonst so gut unter Kontrolle hatte, da brachte die Anspannung und das leichte Geplänkel zwischen den beiden, ihre Fassade etwas zum schmelzen. Iryan schien seinen Erbprinzen gut zu kennen und wusste wohl, auch mit dessen schlechteren Launen umzugehen.
Und er spricht mit ihm ein bisschen wie mit einem Kind... Wie alt Dhansiar wohl ist?
Wie bei allen Elfenvölkern war das oft nicht leicht zu sagen, aber da der offizielle Teil war nun definitiv vorbei und Sarin hatte nicht vor, wertvolle Zeit zu verschwenden, weswegen sie gleich auf den Punkt kam:
„Ihr braucht eine Verbündete in mir, so wie ich in euch.“
Sprach sie ruhig, aber mit fester Stimme. Sie musste sich nun ein wenig Respekt verschaffen, sonst würden die Schicksalsfäden zu dünn geknüpft und womöglich zum falschen Zeitpunkt reißen.
„Ihr könnt mich als Ärgernis betrachten, oder als Freundin. Ein Leben ist vorbei, da habt ihr Recht. Ein neues beginnt und ich habe vor das beste daraus zu machen, auch wenn es mir eben sowenig gefällt wie euch.“
...und nicht mehr herum zu jammern und diesem alten Sack noch in die Hände zu spielen!
„Euer Vater mag euer Leben verplant haben, aber er, wie auch ihr habt Wünsche, die man vielleicht auf dem ein oder anderen Weg mitteln könnte. Wenn wir zusammen an einem Faden ziehen, dann können wir unser Schicksal beeinflussen, daran glaube ich fest!“
Sarin ließ das Gesagte einen Moment sacken und fuhr dann fort. Sie musste jetzt alles auf eine Karte setzen und viel Zeit blieb ihr nicht um ihr Schicksal zu verhandeln. Sie musste ihre Karten offen legen, ihrem „Partner“ zeigen was sie hatte, damit der auch sein Blatt offen legte. Also ging sie so weit in Vertrauensvorschuss wie sie konnte:
„Manthala führt ihre Kinder durch die Schatten und ich bin die Tochter einer Hohepriesterin. Die Göttin schickte mir ihre Träume und ich glaube, sie führt uns. Wir müssen aber selbstständig nach unserm Gewissen handeln, deshalb sage ich euch, dass ihr zusätzlich zu einer sanften Nachtelfe, einer Meisterschneiderin, auch eine in den magischen Runen bewanderte Ehefrau gewonnen habt. Ich will nicht nur mir selbst, nicht nur euch, sondern UNS helfen in diesem aufgezwungen Spiel gute Karten zu bekommen.“
Sie sah kurz hoch zu Iryan und suchte seinen Blick in dem sie hoffte besser zu erkennen, ob sie sich gerade in die Scheiße geritten hatte, oder ob dies ein guter Weg war um die Verhandlungen zu beginnen. Sie sah wieder zu Dhansiar.
„Ich habe einige dringliche Fragen und hoffe in euch auch einen Verbündeten zu finden. Ich vermag vielleicht euren Vater ein wenig in unsere Richtung positiv zu beeinflussen, wenn ihr mir helft, genauso wie ich hoffe, von euch Einsicht in den geschlossenen Vertrag zu bekommen.“
Noch einmal machte sie eine kleine Atempause, dann sah sie Dhansiar in seine schönen Augen.
„Ihr und Iryan... ihr seid einander sehr verbunden, oder?“
Vorsichtig musterte sie seine Reaktion und versuchte die winzigen Regungen, Haltung, Gestik und Mimik zu deuten, die gleich folgen würden. Waren sie nur Freunde oder ein Paar wie manche Männer auch hier am Hof?
„Ihr deckt einander den Rücken...“
Hatte sie die Worte vielleicht nicht ganz richtig gewählt? Waren sie doppeldeutig? Sie wusste es nicht. Jetzt musste sie sich weiter voran tasten.
„Ich habe niemanden, der mir zur Seite steht. Ich selbst hätte einen Wunsch an euch als meinen Verlobten, der im Zusammenhang mit meinem Fluch steht.“
Sarin blinzelte einmal langsam.
„Wenn es richtig ist, dass euer Vater Gefallen an meinem Fluch gefunden hat und es als Herausforderung sieht diesen durch euch zu brechen, so habe ich durch Manthalas Träume eine Idee, wie wir euren Vater und auch Mentára vielleicht zufrieden stellen und uns das Leben erleichtern können.“
Hatte sie seine Aufmerksamkeit? Erst einmal musste sie aber eine Reaktionen und auch sein Entgegenkommen abwarten. Sie durfte nicht nur geben und nichts empfangen. Jetzt war Dhansiar am Zug seine Karten zu zeigen.
„Was sagt ihr? Sind wir Verbündete unter Manthalas Augen?“
Sarin benutzte damit die Worte, die ihre Mutter gelegentlich bei ihr als Kind angewendet hatte. Wann immer sie den Blick der Göttin so auf sie gelenkt hatte, so hatte sie nicht mal in Ansatz gewagt zu flunkern. Versprechen, Schwüre und das gegebene Wort wurde „unter Manthalas Augen“ gegeben. Natürlich konnte sie sich nicht sicher sein, dass ihr Verlobter diese Worte kannte, oder sie jetzt belog oder auch nicht, aber sie selbst strahlte allein durch ihre Überzeugung an diese Macht so viel Selbstvertrauen und Wahrhaftigkeit aus, dass wenigstens dies Eindruck machen sollte. Sarin hoffte, dass das hier gut aus ging und sie in ihm einen verständigen Geist gefunden hatte, denn wenn nicht, gingen ihr langsam Möglichkeiten aus. Sie musste einfach ihren Prinzen und auch seinen Diener auf ihrer Seite wissen, wenn ihr Plan funktionieren sollte.
Manthala hilf mit, ich bitte dich aus der Tiefe meiner Seele. Öffne sein Herz, damit wir einen gemeinsamen Weg für uns finden, mit dem wir alle leben und zufrieden sein können.
, betete Sarin still, denn ihr eigener Plan war nicht nur riskant, er machte ihr selbst Angst. Zumal sie noch jemanden in ihr „Boot“ holen wollte und ihn damit vielleicht ebenfalls ins Verderben stürzte.
Lariel...
Selbst wenn er aber nicht mitspielen würde und unauffindbar blieb, so mussten wenigstens die anderen Teile funktionieren. Lariel wäre dann weit weg und sie allein, aber noch hoffte sie auf einen guten Ausgang dieses Kapitels ihres Lebensabschnittes. Ihr Plan sah vor Lariel als „schwulen“ Leibdiener/Zofe für sie einstellen, sofern er sie überhaupt begleiten wollte. Gefragt hatte sie ihn ja auch noch nicht. Aber sie hielt sich an die korrekte Reihenfolge und würde erst ihren Gatten „in spe“ um Erlaubnis bitten. Er hatte ja schließlich auch einen Diener, der ihm den Rücken deckte. Lariel als „den Männern zugetan“ zu bezeichnen, galt mehr dem Schein und sie traute ihm durchaus zu zu schauspielern. Vielleicht würde es ihm sogar gefallen, ihre männliche Zofe zu spielen und ihr beispielsweise beim Umkleiden zur Hand zu gehen? Allein die Vorstellung ihren „Diener“ dann bei sich zu haben, ihren Freund, machte das Bild ihres Schicksals etwas besser. Sarin hoffte zu gleichen Teilen, dass Lariel mitkommen würde, wie sie sich auch davor fürchtete. Ihn in das alles mit hinein zu ziehen war nicht ungefährlich. Aber Mentára würde ihr gewiss einen Wunsch wie diesen nicht wagen auszuschlagen. Außerdem wollte sie ja nur EINE „Zofe“, was ihrem Geburtsstand durchaus zustand und dem als Gattin eines fremdländischen Fürsten erst recht.
Dann galt es noch den Fürstenvater mit Runen milde stimmen! Dafür brauchte sie die Hilfe des Sohnes. Dieser kannte ihn am besten und könnte unbemerkt ihm z.B. eine bestickte Bauchbinde unterschieben, oder eben ganz offen als Dank für seine gute Brautwahl schenken. Auch Sarin könnte ihrem Schwiegervater ein solches Dankesgeschenk überreichen, aber hoffte ihm nicht jetzt schon näher zu kommen als unbedingt nötig. Doch bis hier hin waren alle Ideen noch variabel und ersetzbar, sogar verzichtbar. Das wichtigste war jedoch etwas anderes:
Es galt den Prinzen und seinen Diener auf sich einschwören, damit vor Manthalas Augen UND vor ihrem Altar WAHRE LIEBE vereint werden konnte. Sarin glaubt fest an die Wirkung des Fluchs und glaubte den Fehler von damals so wieder gut machen zu können. Ihr letzter Verlobter liebte sie ja nicht wirklich, wie sich gezeigt hatte und so verfluchte Manthala das Kleid und verweigerte ihren Segen. Dieses Mal setzt sie auf wahre Liebe und hoffte (wenn nicht mit Lariel) mit Dhansiar und Iryan wenigstens Liebe vor und „auf“ den Altar zu bringen, selbst wenn sie selbst dabei nur ein Werkzeug sein sollte.

1. Lariel mit hinein ziehen.
2. Fürstenvater magisch milde stimmen.
3. Den Prinzen für sich gewinnen und Liebe vor/auf Manthalas Altar bringen.!!!

Sollte doch zu schaffen sein.

Zumal Sarin sich vor allem an eine kleine Szene in ihrem Traum erinnerte, die sich zu wiederholen schien. Aber im letzten Teil, hatte der Fürstenvater gesprochen und das hatte ihr etwas verraten. Er hatte ihr ins Ohr geröchelt:
**Keine Sorge... Wenn mein Sohn nicht will, wird es dennoch einen Erben für deine Stadtherrin geben. Und er bleibt in der Familie, bwahahaha!**
Sie will einen Erben! Und ER wird mich nehmen, ...wenn sein Sohn es nicht tut! Also müssen wir ihm zeigen, dass er seinen Willen bekommen kann.

Das Bild der drei Männer vor Manthalas Altar war sehr einprägend gewesen und Sarin konnte sich nicht einmal vorstellen wohin ihre Göttin sie da führte, aber war wild entschlossen sich von ihr leiten zu lassen. Sarin wusste einfach, dass alles besser war, als den alten Sack zwischen ihre Beine zu lassen! Da würde sie es auch mit ihrem Gatten versuchen, vielleicht auch seinem Diener und im besten Fall noch Lariel dazu aufnehmen!
Vielleicht auch alle zusammen? Wie auch die Schichten eines Ballkleides alle übereinander liegen?
Ihre Unerfahrenheit mochte diese gedankliche Kampfansage fast lächerlich komisch erscheinen lassen, aber Sarin hatte einen starken Willen. Sie hatte in ihrem Leben schon kämpfen müssen und hatte überlebt. Nun wollte sie wenigstens selbst entscheiden welches Schicksal ihr widerfahren sollte. Beide aufgezeigten Wege machten ihr Angst, aber an einem stand ein Leben, am anderen nur der Tod, ...denn gebrochen wollte Sarin nicht leben! Unwillkürlich strich sie sich eine lange Strähne locker über die Schulter und glitt dabei unsichtbar, weil unter den Haaren verborgen, an ihrem Ohr entlang. Sie konnte die kleine Spinne fühlen, ihren lähmenden Begleiter und hoffte natürlich keinen tödlichen Inhalt dafür besorgen zu müssen.
Aber das hing nun auch von Dhansairs Reaktion ab.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 9. September 2020, 11:25

Ganz gleich, wie Sarin aussah: Sie wurde mit neidischen Blicken bedacht. An jedem kleineren Grüppchen Nachtelfen, an dem die Kutsche vorüber fuhr, sah man sie mit wachsender Eifersucht an. Sie, die Schneiderin der Stadtherrin, durfte mit dem wunderschönen und exotischen Dunkelelfen spazieren fahren! Mit Dhansair von Blutsdorn, dessen Name bereits seine adlige Herkunft verriet und der in Morgeria bestimmt einen hohen Ruf genoss. Welches junge Ding aus der Unter- oder Mittelschicht wäre nicht neidisch? Aber dass selbst in den nachtelfischen Adelskreisen Unmut gegenüber Sarin existierte, hatte sie durch Lucils geworfenen Schuh und ihren eigenen Rauswurf aus ihres Onkels Haus am eigenen Leib erfahren. Wenn sie sich nicht auf ihr Schicksal einließ, den Erbprinzen zu ehelichen, wäre sie nahezu obdachlos. Sie müsste dann viele Jahre auf dem Soda ihrer Schneiderstube schlafen, bis sie finanziell gut genug abgesichert wäre, um sich eine eigene Unterkunft leisten zu können. Vorausgesetzt natürlich, die Stadtherrin spielte es mit. Denn wenn irgendetwas mit der arrangierten Ehe schief ging, bräuchte Sarin sich bei ihr wohl nicht mehr blicken lassen. Sie hatte mitbekommen, wie es hinter Méntaras Maske wirklich aussah.
Das Schicksal in Morgeria klang da beinahe verlockend und Sarin hatte für sich durch die eigene Traumdeutung bereits entschieden, dass sie sich opfern würde - notfalls sogar allen Männern, die sich über ihren Körper hermachen wollten, ob durch Liebe oder andere Motive getrieben. Sie würde alles tun, Manthalas Wünschen zu gefallen, denn war sie der Göttin selbst nicht mehr Loyalität schuldig als jedem anderen? Nur die Fäden zwischen ihr und des Prinzen Vater wollte sie nicht festigen. Wenn sie seinem Körper und Nächten der Hilflosigkeit, des Schmerzes und Missbrauchs entgehen konnte, würde sie alle anderen Strapazen auf sich nehmen. Außerdem hatte der Traum vielversprechend ausgesehen, in dem sie nackt und bereit auf Manthalas Altar gesessen und zu den drei Elfen gesehen hatte, welche sie willig hatten erobern wollen.
Selbst jetzt erwischte Sarin sich mit flüchtigen Gedanken, die sich um ihren jüngsten Traum drehten. Und das nur, als sie Iryan anschaute. Ob er wirklich so gebaut war, wie Manthala es ihr offenbart hatte? So viel Platz besäße ihr Körper nicht, um ihn aufzunehmen! Dennoch bescherte ihr es ein sanftes Kribbeln im Schoß, wenn sie sich dabei ertappte, dass ihre Augen an ihm herab wanderten.
Sie sollte sich auf das Gespräch konzentrieren! Der Duft ihrer geschenkten Rose lenkte zusätzlich ab. Es war kein Blut! Vielmehr roch es angenehm, nach einer Mischung aus Himbeeren und der Rose selbst, außerdem eine Spur süß. Honig...
Dieses Mal flog ihr Blick von allein zu Dhansair und sie senkte ihn auch nicht unterwürfig. Das hatte die nachtelfische Kultur nicht nötig! Dhansair nahm aber auch keinen Anstoß daran. Vielleicht war er immer noch zu verstimmt, doch weshalb? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Er neigte wohl zu dramatischen Reaktionen auf sein unausweichliches Schicksal, während sein Leibwächter versuchte, alle Wogen zu glätten, die zwischen den Verlobten aufkommen könnten.
Sarin versuchte ihrerseits, das Ganze so sachlich wie möglich anzugehen, um eine rationale Lösung für ihrer beider Dilemma zu finden. Und sie erinnerte Dhansair daran, dass ein Bündnis unter ihnen sinnvoller wäre, als wenn er sie ganz ablehnte, nur weil er die Heirat nicht wünschte. Iryan hob zufrieden einen Mundwinkel, als er Sarins Worte vernahm. "Immerhin habt Ihr Euch eine weise Frau ausgesucht, mein Herr", redete wieder auf Dhansair ein. Dieser gab endlich nach und nickte.
"Sarin", sprach der Erbprinz sie an. Sein Blick ruhte auf ihr wie ein paar geheimnisvoller Amethyste, in denen man ebenso Ruhe finden mochte wie stürmische Leidenschaft. Auf den Lidern des Dunkelelfen lag eine sanft aufgetragene Schicht, die seinen Blick mit der Farbe von Flieder umrahmte und der schwarze Lidstrich betonte es noch. Dieser Mann besaß schöne Fenster zu seiner Seele.
"Ich werde Euch beim Vornamen ansprechen, da wir verlobt sind. So gestatte ich Euch ebenso, mich Dhansair zu nennen. Aber bitte verzichtet einfach auf diese albernen Koseformen. Wir kennen uns trotz der erzwungenen Hochzeitspläne meines Vaters nicht und daher möchte ich weder Euer Liebchen, Schätzelein, Feldermäuschen noch morgerianischer Goblinspeck sein."
Iryan unterdrückte im Hintergrund ein Glucksen.
"Ihr glaubt, es ist wie es ist und wir sollten Verbündete sein. Ich bin Eurem Vorschlag nicht abgeneigt, nur..." Er verstummte, als Sarin Andeutungen zu ihren Traumvisionen machte und ihre eigenen Pläne offenlegte. Sie sah darin die einzige Möglichkeit für sie beide, um nicht als Bauernopfer vom Schachbrett des Lebens zu gehen.
Iryan und Dhansair tauschten Blicke. Letzterer seufzte dann und drehte sich weg, wobei er mit perfektionierter Theatralik die schlanke Hand vor die Augen schob und dann zur Stirn wandern ließ. Jeder Künstler hätte ihn sofort unter Tränen angefleht, sich nicht mehr zu bewegen, bis er dieses Bild auf Leinwand gebannt oder in Stein gemeißelt hätte. Dhansair gab ein so schönes Bild ab, schön und traurig. Wo Sarin versuchte, ihr Schicksal mit Fassung zu tragen, da schien der Erbprinz zumindest heute in Verzweiflung zu versinken. Verständlich! Er besaß keine namenlose Spinnenfreundin, die ihm die positiven Fäden im Netz aufzeigte. Aber er besaß doch Iryan Ferndall!
"Ihr und Iryan ... Ihr seid einander sehr verbunden, oder?"
Dhansair wich sowohl ihrem als auch Iryans Blick aus. Der Leibwächter war es, der sich nun gänzlich auf dem Kutschbock umdrehte, damit er eine Hand in Sarins Richtung strecken konnte, um sie daran zu hindern, seinen Herrn weiter mit Fragen zu bedrängen, die ihm offenbar irgendwie zusetzten.
"Ich bin sein loyaler Diener und das seit seiner Kindheit. Natürlich festigen sich Bande in dieser Beziehung - tief freundschaftliche Bande und meine vollkommene Ergebenheit ihm gegenüber. Mein Leben würde ich für ihn-"
"Wage es nicht!", blaffte Dhansair recht ungalant dazwischen und in Lerium klang es nochmal eine Spur härter. Doch Iryan ließ sich nicht beirren. "Wenn ich sein Leben retten kann, indem ich meines gebe, werde ich es tun. Und ich bin sicher, er schätzt es gleichermaßen wie es ihm leid tut, dass Ihr, Fräulein Kasani, nun das Eure gewissermaßen ebenfalls aufgeben müsst, indem Ihr diese Ehe eingeht."
"Es wird nicht dazu kommen", zischte der Erbprinz, woraufhin er sich verstohlen umschaute. Nicht, dass die Pilzgärten spitze Ohren besaßen. Aber niemand schien sie zu belauschen. So fuhr er fort: "Was immer ausgehandelt wurde, ist nebensächlich, weil die Ehe gar nicht erst geschlossen wird. Ich habe es dir gesagt, Iryan. Ich lasse es nicht soweit kommen!"
Iryan hörte ihm zu und nickte. Er hatte verstanden, aber Sarin nicht. Und der Wächter war so umsichtig, sie nicht auszuschließen. Er griff nach ihrer Hand, um die Aufmerksamkeit der Nachtelfe zu gewinnen. "Mein Herr kennt den Vertrag ebenso wenig wie Ihr offenbar. Er wurde zwischen der nachtelfischen Stadtherrin und seinem Vater geschlossen - ohne seine Einwilligung, ohne seine Anwesenheit. Aber er soll bei der Eheschließung verlesen werden und ihr beide werdet der Blutsdorn-Tradition gemäß sowohl dem Vertrag als auch der Ehe zustimmen müssen."
"Das werde ich nicht tun", wiederholte Dhansair mit aller Selbstbeherrschung, die er aufbringen konnte. "Iryan. Ich werde nicht heiraten." Und schließlich schaute er Sarin mit offenem Ernst an. Dieser Mann war entschlossen, sie nicht von dem Fluch ihres Brautkleides zu befreien; falls er das überhaupt konnte, so ganz ohne einen Funken Liebe für Sarin in seinem Herzen.
"Ihr habt einen Vorschlag zu machen, Fräulein Kasani?", kurbelte Iryan das Gespräch von neuem an und versuchte, es auf bessere Pfade zu lenken. "Mein Herr, wir sollten uns die Idee wenigstens anhören. Möglicherweise ist sie..."
"Jaja, möglicherweise ist sie sogar besser als meine eigene! Ich weiß, wie wenig du von meinem Plan hältst, Iryan. Reib es mir nicht ständig unter die Nase." Dhansair griff sich erneut an die Stirn. Dann setzte er sich kerzengerade hin, schlug wiederholt die Beine übereinander und konzentrierte sich, das Bild eines toleranten, aufmerksamen Zuhörers zu geben. Es war schwierig mit ihm, aber wenigstens getattete er Sarin ein offenes Ohr für ihre Vorschläge zu haben.
"Erzählt erst einmal von Eurem Vorschlag, ehe wir unsere Seelen mit einem Schwur an das Bündnis knüpfen. Glaubt mir, ich will keine Feindschaft mit meiner eigenen Verlobten - schon gar nicht mit einer, die ich aus vielen wohlbedacht ausgesucht habe."
Iryan hob wieder im Hintergrund den Mundwinkel. Er nickte Dhansair zu, offensichtlich erleichtert, dass jener langsam zur Besinnung kam.
"Es würde einfach nur schwieriger, wenn wir Euch in meine Pläne integrieren, denn dann seid Ihr eine Komplizin und es gibt kein Zurück."
"Mein Herr möchte Euch einfach kein noch schlimmeres Schicksal aufbürden, Fräulein Kasani", übersetzte Iryan diplomatisch. "Er weiß tatsächlich, wie Ihr Euch fühlen müsst. Er weiß, dass es schwer ist und keiner von euch beiden einverstanden. Aber vielleicht wäre Euer Schicksal leichter zu tragen, wenn man Euch auch als ein Opfer seiner künftigen Taten sieht und nicht in der Rolle der Mittäterin."
Es stand fest, dass beide Dunkelelfen sich schon länger Gedanken über einen Ausweg aus ihrer Lage machten. Aber nun durfte Sarin sprechen. Ohne das Bündnis unter Manthalas Augen geschlossen zu haben, schien es doch besiegelt zu sein. Sie brauchte sich wohl keine Sorgen zu machen, an ihre eigene Stadtherrin oder des Erbprinzen Vater verraten zu werden, wenn sie jetzt ihre Pläne offenlegte. Inwiefern sich der dunkelelfische Prinz dann aber auf ihr Angebot einließ, würde sie erst danach wissen. Die Frage stand nun aber bereits im Raum, ob sie umsetzbar seien. Dhansair mochte sich nicht so gut ausgedrückt haben wie sein Leibwächter, aber ihm schien daran zu liegen, Sarin um ihres eigenen Wohlergehens nicht in die Konsequenzen einzubringen, die seine Pläne verursachen könnten. Deshalb hatte er sie heraus halten wollen. Würde er es dann gutheißen, wenn sie auch noch Lariel mit ins Boot ziehen wollte? Würde Lariel da überhaupt mitspielen? Und wenn er doch ein Spion war? Es gab viele riskante oder problematische Fäden an dem Netz, an dem die Nachtelfe webte. Und der schöne Spinnling und sein Wächter schauten vom Rande aus sehr aufmerksam zu, ehe sie sich auf die dünnen Fäden begeben wollten.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Mittwoch 9. September 2020, 20:53

War sie der Göttin selbst nicht mehr Loyalität schuldig als jedem anderen? Sarin war so erzogen worden und dass es diese Mächte in der Welt gab, das stand für sie außer Zweifel, selbst wenn sich die Götter selten bis nie zeigten. Sarin würde trotzdem so einiges für sie opfern. Der Duft ihrer geschenkten Rose lenkte zusätzlich ab. Es war kein Blut! Vielmehr roch es angenehm, nach einer Mischung aus Himbeeren und der Rose selbst, außerdem eine Spur süß.
Honig...?
Sie sollte sich wirklich auf das Gespräch konzentrieren! Sarin kaschierte ihre körperliche Reaktion auf den Duft und die damit verbundene Phantasie, indem sie die Beine übereinander schlug und versuchte das Ganze so sachlich wie möglich anzugehen, um eine rationale Lösung für ihrer beider Dilemma zu finden.
Sie erinnerte Dhansair daran, dass ein Bündnis unter ihnen sinnvoller wäre, als wenn er sie ganz ablehnte, nur weil er die Heirat nicht wünschte. Iryan hob zufrieden einen Mundwinkel, als er Sarins Worte vernahm.
"Immerhin habt Ihr Euch eine weise Frau ausgesucht, mein Herr"
, redete wieder auf Dhansair ein und auch wenn sie diesen Mann kaum kannte, so fühlte sich dieses kleine Lob aus seinem Mund ungemein gut an.
- fast ein bisschen zu gut.
"Sarin"
, sprach der Erbprinz sie an. Sein Blick ruhte auf ihr wie ein paar geheimnisvoller Amethyste, auf den Lidern eine zart aufgetragene Schicht von Flieder und der schwarze Lidstrich betonte das Gesamtbild nur noch mehr. Dieser Mann besaß schöne Fenster zu seiner Seele, schöner als manche Frau und auch stärker geschminkt als manch eine solche.
- fast ein bisschen zu schön.
"Ich werde Euch beim Vornamen ansprechen, da wir verlobt sind. So gestatte ich Euch ebenso, mich Dhansair zu nennen. Aber bitte verzichtet einfach auf diese albernen Koseformen...“
Wie – Bitte? Habe ich im Brief...? Nein, hab ich nicht!
„...Wir kennen uns trotz der erzwungenen Hochzeitspläne meines Vaters nicht und daher möchte ich weder Euer Liebchen, Schätzelein, Feldermäuschen noch morgerianischer Goblinspeck sein."
„Würde mir im Traum nicht einfallen!“
, rutschte es Sarin etwas zu keck und leicht sarkastisch klingend heraus. Iryan unterdrückte im Hintergrund ein Glucksen.
"Ihr glaubt, es ist wie es ist und wir sollten Verbündete sein. Ich bin Eurem Vorschlag nicht abgeneigt, nur..."
Er verstummte, als Sarin Andeutungen zu ihren Traumvisionen machte und ihre eigenen Pläne offenlegte. Sie sah darin die einzige Möglichkeit für sie beide, um nicht als Bauernopfer vom Schachbrett des Lebens zu gehen. Iryan und Dhansair tauschten Blicke.
"Ihr und Iryan ... Ihr seid einander sehr verbunden, oder?"
Dhansair wich sowohl ihrem als auch Iryans Blick aus. Der Leibwächter war es, der sich nun gänzlich auf dem Kutschbock umdrehte, damit er eine Hand in Sarins Richtung strecken konnte, um sie daran zu hindern, seinen Herrn weiter mit Fragen zu bedrängen, die ihm offenbar irgendwie zusetzten.
"Ich bin sein loyaler Diener und das seit seiner Kindheit. Natürlich festigen sich Bande in dieser Beziehung - tief freundschaftliche Bande und meine vollkommene Ergebenheit ihm gegenüber. Mein Leben würde ich für ihn -"
"Wage es nicht!"

, blaffte Dhansair recht ungalant dazwischen und in Lerium klang es nochmal eine Spur härter. Auch wenn sie den Wortlaut nicht verstand, war der drohende Unterton gepaart mit einer Spur Verzweiflung doch deutlich heraus zu hören. Die Verneinung am Ende war so deutlich, dass sich Sarin vielleicht sogar das erste Wort dieser dunklen Sprache merken konnte. Doch Iryan ließ sich nicht beirren und redete weiter:
"Wenn ich sein Leben retten kann, indem ich meines gebe, werde ich es tun. Und ich bin sicher, er schätzt es gleichermaßen wie es ihm leid tut, dass Ihr, Fräulein Kasani, nun das Eure gewissermaßen ebenfalls aufgeben müsst, indem Ihr diese Ehe eingeht."
DAS glaube ich nun nicht, aber red weiter...
"Es wird nicht dazu kommen"
, zischte der Erbprinz.
"Was immer ausgehandelt wurde, ist nebensächlich, weil die Ehe gar nicht erst geschlossen wird. Ich habe es dir gesagt, Iryan. Ich lasse es nicht soweit kommen!"
Iryan hörte ihm zu und nickte. Er hatte verstanden, aber Sarin nicht. Und der Wächter war so umsichtig, sie nicht auszuschließen. Er griff nach ihrer Hand, um die Aufmerksamkeit der Nachtelfe zu gewinnen. Sarin war es nicht gewohnt, dass man sie, nein, dass ein Mann sie so einfach berührte, weswegen ihr Blick kurz ungläubig zu ihrer Hand huschte. Ihr wurde ein bisschen warm um die Wangen und sie versuchte im Laufe des Gesprächs ihm ihre Hand wieder sanft zu entwinden. Das dies ebenfalls mehr über sie verriet, war ihr grade nicht bewusst. Eine erfahrene Frau hätte diese einfache Geste sicher nicht einmal bemerkt, oder sie sogar als freundschaftlich genossen. Sarin war aber nicht erfahren.
"Mein Herr kennt den Vertrag ebenso wenig wie Ihr offenbar. Er wurde zwischen der nachtelfischen Stadtherrin und seinem Vater geschlossen - ohne seine Einwilligung, ohne seine Anwesenheit. Aber er soll bei der Eheschließung verlesen werden und ihr beide werdet der Blutsdorn-Tradition gemäß sowohl dem Vertrag als auch der Ehe zustimmen müssen."
"Das werde ich nicht tun"
, wiederholte Dhansair mit aller Selbstbeherrschung, die er aufbringen konnte und Sarins Unterbewusstsein wurde dieser immer wieder verneinenden Dauerschleife langsam müde.
Wir wissen es ja...
Natürlich ließ sie sich nichts davon anmerken.
"Iryan. Ich werde nicht heiraten."
Und schließlich schaute er Sarin mit offenem Ernst an. Dieser Mann war entschlossen, sie nicht von dem Fluch ihres Brautkleides zu befreien; falls er das überhaupt konnte, so ganz ohne einen Funken Liebe für Sarin in seinem Herzen. Aber darum ging es ihr auch nicht. Er musste nur Liebe für jemand anderen empfinden, ..wie z.B. Iryan... wenn ihr Plan gelingen sollte. Vielleicht musste es nicht mal romantische Liebe sein, sondern nur eben „echte“!
"Ihr habt einen Vorschlag zu machen, Fräulein Kasani?"
, kurbelte Iryan das Gespräch von neuem an und versuchte, es auf bessere Pfade zu lenken.
"Mein Herr, wir sollten uns die Idee wenigstens anhören. Möglicherweise ist sie..."
"Jaja, möglicherweise ist sie sogar besser als meine eigene! Ich weiß, wie wenig du von meinem Plan hältst, Iryan. Reib es mir nicht ständig unter die Nase."
Sarin räusperte sich leise und gab damit in Erinnerung, dass sie den Prinzen nicht verstand.
"Erzählt erst einmal von Eurem Vorschlag, ehe wir unsere Seelen mit einem Schwur an das Bündnis knüpfen. Glaubt mir, ich will keine Feindschaft mit meiner eigenen Verlobten - schon gar nicht mit einer, die ich aus vielen wohlbedacht ausgesucht habe."
Iryan hob wieder im Hintergrund den Mundwinkel.
„Wohlbedacht“ ist wohl etwas übertrieben... und dass ich ausgesucht und vorgeführt wurde wie eine … ach egal.
"Es würde einfach nur schwieriger, wenn wir Euch in meine Pläne integrieren, denn dann seid Ihr eine Komplizin und es gibt kein Zurück."
"Mein Herr möchte Euch einfach kein noch schlimmeres Schicksal aufbürden, Fräulein Kasani"

, übersetzte Iryan diplomatisch.
Wie jetzt? Sie wollen mich vor einer Mittäterschaft schützen? Was um Manthalas Willen haben die beiden nur vor???
"Er weiß tatsächlich, wie Ihr Euch fühlen müsst. Er weiß, dass es schwer ist und keiner von euch beiden einverstanden. Aber vielleicht wäre Euer Schicksal leichter zu tragen, wenn man Euch auch als ein Opfer seiner künftigen Taten sieht und nicht in der Rolle der Mittäterin."
Es stand fest, dass beide Dunkelelfen sich schon länger Gedanken über einen Ausweg aus ihrer Lage machten. Aber nun durfte Sarin sprechen und erst einmal ihre Idee etwas weiter ausführen.
„Meine Idee beruht auf einer Verkettung von Wünschen und ...'Gelüsten', wenn ihr so wollt. Dabei sind wir leider nicht die einzigen Parteien und auch nicht die Wort gebenden in dieser Geschichte. Deshalb muss ich etwas ausholen.“
Sarin lehnte sich ein wenig nach vorne, so dass sie näher zu beiden Männern war und ihre Stimme noch etwas senken konnte.
„Erstens, euer Vater hat Gefallen an meinem Fluch gefunden hat sieht es als Herausforderung für euch diesen zu brechen. Deshalb fiel seine Wahl auf mich als eure Zukünftige und mit Verlaub, euer Vater wirkt auf mich, als ob er noch viel mehr von mit möchte, als nur eine Schwiegertochter...“
Er will mich in seinem Bett.
„... Mentára sieht in der Verbindung ein günstiges Handelsbündnis und ...“
Sarin zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde.
Wieso einen Erben? Wieso will sie mein Kind?
„...sieht darin nur Vorteile. Tatsächlich bin ich aber eben nicht nur eine Schneiderin mit einem verfluchten Brautkleid, sondern auch die Tochter eines Nachtfürsten...“
Mir ist, als hätte ich die Teile eines Schnittmusters vor mir, aber kann das fertige Kleid darin nicht erkennen. Was übersehen ich?
„... und der Runenmagie mächtig. Damit könnte man den Fürstenvater milde stimmen! Dafür bräuchte ich nur die Hilfe des Sohnes.“
Sie lächelte Dhansiar mit einem verschwörerischen Blick an.
„Dieser kennt ihn am besten und könnte unbemerkt ihm z.B. eine bestickte Bauchbinde unterschieben, oder eben ganz offen als Dank für seine gute Brautwahl schenken. Auch ich selbst könnte ...meinem Schwiegervater *schluck* ein solches Dankesgeschenk überreichen, aber hoffte ihm nicht jetzt schon näher zu kommen als unbedingt nötig.“
Sarin schluckte noch einmal, denn dieser Teil hatte sie etwas mitgenommen. Die Angst diesem Mann ausgeliefert zu werden kroch wie Spinnen unter ihre Haut und sie war nicht wirklich davon überzeugt, dass ihr Gatte oder sein Leibwächter sie wirklich schützen konnten... oder wollten.
Lariel...
„Als meinen zukünftigen Gatten „in spe“ möchte ich euch um Erlaubnis bitten, auch eine Zofe, bzw. einen Diener, zu wählen, der mir den Rücken decken könnte... Sofern er überhaupt will... und zusagt... Ich habe ihn noch nicht gefragt. ...Also: Lariel … er gilt in mancher Munde als „den Männern zugetan“, so dass ihr euch nicht sorgen müsstet, sofern ihr dies überhaupt tun würdet. Er hatte noch nie eine Freundin oder dergleichen, soweit ich weis.“
Das ist noch nicht mal gelogen.
„Und ich habe viele Jahre mit ihm zusammen gearbeitet. Mentára würde mir gewiss einen Wunsch wie diesen nicht wagen auszuschlagen. Außerdem will ich ja nur EINE „Zofe“, was meinem Geburtsstand durchaus zusteht und dem als Gattin eines fremdländischen Fürstensohnes erst recht. Aber diese Idee ist nur ein kleines Detail...“
Sarin öffnete die Augen ein wenig weiter und sah Dhansiar mit großen schimmernden Pupillen an. Das bläuliche Licht fing sich in ihren „Katzen-“Augen und spiegelte sich darin.
„Doch bis hier hin sind alle Ideen noch variabel und ersetzbar, sogar verzichtbar. Das wichtigste ist jedoch etwas anderes: Euer Vater will den Fluch brechen das könnten wir ihm vielleicht sogar „servieren“... in dem wir vor Manthalas Augen UND vor ihrem Altar WAHRE LIEBE vereinen.“
Sie ließ das Bild in den Köpfen der beiden Männer langsam Gestalt annehmen.
„Mein letzter Verlobter liebte mich ja nicht wirklich, wie sich gezeigt hatte und so verfluchte Manthala das Kleid und verweigerte ihren Segen. Dieses Mal setze ich auf wahre Liebe und hoffte mit euch Dhansiar und euch Iryan Liebe vor den Altar zu bringen, selbst wenn ich selbst dabei nur ein Werkzeug sein sollte. - - - Was ich damit sagen will, ich bin gewillt mich soweit zu 'opfern' dass ich eure offizielle Ehefrau werde, aber wir im gleichen Atemzug auch euch... beide... 'verheiraten' könnten. Es ginge dabei vor allem um das Gefühl.“
Sie musterte die beiden Männer.
„...sofern eure Zuneigung wahrhaftig ist. Es muss vielleicht nicht mal romantische Liebe sein. Die Liebe zwischen Brüdern, oder Eltern und ihren Kindern ist auch mächtig, wahrhaftig und zu so einem Bund fähig. Auch die zwischen Kampfgefährten, die für einander sterben würden...“
Sarin hoffte sich nicht zu tief ins Fettnäpfchen gesetzt zu haben und sah abwechselnd zu Dhansiar und Iryan.
„Vielleicht mögt ihr meinen Vorschlag auf den ersten Blick für naiv halten, aber ich kann euch sagen, dass ich sicher weis und felsenfest daran glaube, dass unter Manthalas Augen schon ganz andere Bündnisse geschlossen wurden. Selbst wenn wir ein vorgefertigtes Gelübde sprechen müssen und ihr im Herzen dann nicht bei mir, sondern bei ...jemand seid den ihr liebt. Dann soll es mir genügen. Falls ich aber einen falschen Eindruck gewonnen habe und Iryan euch nicht liebt, nicht sein Leben geben würde oder ihr ihn nicht auf die gleiche Weise seine Gefühle erwidert... Dann bitte ich um Verzeihung. Dann hätte sich mein Plan um einen wichtigen Faktor verkleinert und dann hoffe ich, dass ihr wahrhaftig einen besseren habt!!!“
Ich hoffe, ja fast, dass sie einen grandiosen Plan haben, bei dem alle Beteiligten glimpflich davon kommen. Nur befürchte ich, dass „mein Prinz“ bisher meine Belange und Bedürfnisse nicht wirklich berücksichtigt hat... was böse für mich ausgehen könnte! Wenn ein weiteres mal „über meinen Kopf“ hinweg entschieden werden soll, weil sie „mich schützen“ wollen, dann kann der aber was erleben!!!
Nach einer kurzen Atempause fragte sie dann sehr eindringlich:
„Eins müsst ihr mir aber verraten! Warum wollt ihr nicht heiraten?“
Diese Frage würde sie auch immer wieder stellen, wenn der Prinz sich raus reden wollen würde oder sie einfach übergehen würde. Das Motiv war hier sehr wichtig. Es musste einen Grund dafür geben, dass er sich so sehr gegen den Gedanken stellte. Vielleicht hoffte Sarin aber auch, dass ihm die Idee vom „Schein-“Gatten gefiel. So ganz sicher war sie sich da ja selbst nicht. War es schlicht Rebellion gegen den Vater oder steckte noch mehr dahinter?
Ich verlange ja für sich selbst schon seit Jahren keine Liebe mehr... Aber wenn ich dafür jemand anders glücklich machen könnte...?
Das wäre schon schön.
… Amen.

Die Möglichkeit, dass das Prinzlein und sein Diener ihr hier immernoch die Hucke voll logen gab es leider immernoch und sicher konnte man wohl nie sein. Es bestand die Möglichkeit, dass wieder einmal Männer über ihr Schicksal bestimmen wollten. Genau sowenig wie Lariels zartes Werben nicht unbedingt echt sein müsste, aber wenn Sarin sich nicht mehr auf ihre 88J. Erfahrung in diesen Dingen verlassen konnte, worauf denn dann? Zwischenzeitlich war sie sich sehr sicher gewesen, dass ER echt war. Und sie selbst? ...Sie war eine Weberin des Schicksals und erkannte die feinen Stolperfallen des Lebens, wenn sie sich zeigten. Natürlich gab es auch jene, die sich verbargen, aber auch diese hinterließen Spuren, die dann das Schicksal ihr zeigen müsste. Zwischenzeitlich ergriff sie natürlich immer wieder die Angst und Paranoia drohte jedes gute Gefühl in ihr zu ersticken. Doch wenn sie das weiter zu ließ, wenn sie sich dieser übertrieben dramatischen Gedankenspirale ins Verderben hingab, dann konnte sie gleich in die Schatten gehen und sich in den dunklen Ecken der Stadt ermorden lassen. Noch hatte sie aber Hoffnung und so lange würde sie kämpfen. Schließlich war sie keine verwöhnte Prinzessin, wie ihre Schuhe werfende Cousine oder wie manch andere arrogante Adelige bei Hof, die ihr Anrecht auf Luxus auf den Rücken anderer gebaut hatten. Sie hatte sich ihren Platz im Leben erarbeitet und nichts geschenkt bekommen. Den Status „Prinzessin“ hatte sie ihrem Onkel verkauft und dafür eine Ausbildung erhalten, die ihr das Leben sichern konnte. Mit einem Beruf wie dem ihren könnte sie fast überall schnell und erfolgreich hoch arbeiten.
Und wenn alles schief geht, dann hau ich ab und such mir eine andere Stadt zum Leben, bis ich meinen Platz gefunden habe.
„Also... Warum will ein Prinz, der Erbe eines Fürstenhauses aus Morgeria nicht heiraten?“
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Samstag 12. September 2020, 22:44

Iryan erzwang es nicht, mit Sarin Händchen zu halten. Wahrscheinlich war ihm seine Geste ebenso unbewusst gewesen wie es für die Schneiderin ungewohnt war, dass ein Mann einfach nach ihren Fingern griff. So konnte sie jene der kräftigen Hand Iryans entziehen. Er trug dieses Mal keine Handschuhe, so dass sie die schwielige Haut deutlich hatte fühlen können. Der Dunkelelf besaß größere Hände als sie und wenngleich sie es gewiss niemals mit denen eines Orks oder Mantroner aufnehmen könnten, so war der Mann unter seinesgleichen durchaus als stark zu bezeichnen. Er würde Sarin ein lebender Schild sein, sollte sie jemals Schutz in seinen Armen suchen. Die Idee verflüchtigte sich, noch bevor sie sich gänzlich in ihrem Kopf hatte formen können. Das lag vor allem an dem anhaltenden Gespräch zwischen ihnen.
Sie waren also nichts weiter als ein Diener und sein Herr, die im Laufe ihrer gemeinsamen Jahre eine tiefe Freundschaft geschlossen hatten. So sagte es Iryan. Alles andere stand als reine Interpretation im Raum. Sarin ging auch nicht weiter darauf ein, denn so wichtig war ihr die Wahrheit hier nicht. Vielmehr hätte sie gern erfahren, was alles in ihrem Ehevertrag ausgehandelt worden war. Leider besaßen weder Iryan noch sein Prinz Dhansair Kenntnis davon. Eine weitere Bestätigung für sie, wie wenig Einfluss sie alle über ihr eigenes Schicksal bekamen, zumindest aus der Sicht des Fürstenvaters und der Stadtherrin. Sie waren wirklich nur Spielfiguren im politischen Rahmen, die verrückt und geschoben wurden, wie es die eigene Strategie am besten zuließ. Manchereins hätte sich damit abgefunden, aber nicht Sarin! Und auch Dhansair wiedehrolte unentwegt, dass er auf diese Weise nicht heiraten würde. Es nagte schon an den Nerven der Nachtelfe, aber ihn schien es zu beruhigen. Je häufiger er es aussprach, desto gefestigter klang seine Stimme. Er musste es sich offenbar immer wieder klar machen und wie ein Mantra aufsagen. Es war alles, was ihm blieb. Und sein Plan, den er mit Iryan geschmiedet zu haben schien. Dieser musste weit ausgereift sein, wenn sie ihn durchführen wollten, ohne Sarin mit einzubeziehen. Sie würden zwangsläufig über ihren Kopf hinweg entscheiden, doch Iryan nannte ihr schnell genug den Grund. Sie sollte einfach nicht zur Mittäterin erklärt werden.
Wenigstens wimmelten die beiden sie samt ihrer Ideen aber auch nicht sofort ab. Im Gegenteil. Sie lauschten ihren Ausführungen aufmerksam. Hier im Pilzgarten war es nach wie vor still. Gelegentlich schwirrte irgendein Höhlentierchen umher oder man hörte eine Tiefenassel mit kratzigem Trippeln über die Felsen huschen. Schritte gehörten allerdings nichts zur Geräuschkulisse. Das Trio war allein und Sarin erhielt genug Zeit, mit ihrer Geschichte etwas auszuholen.
Ungläubig wurde sie dabei von Dhansair angeschaut. Seine Miene wirkte auf natürliche Weise schöner, wenn er sie nicht durch Selbtsicherheit kaschierte. Wahrscheinlich könnte er gar ohne seine Schminke auf ganz besondere Weise anziehend sein. Es blieb jedoch Fakt, dass gerade der leicht violette Lidschatten seine Augen positiv betonte.
"Mein Vater mag stur sein und ich kann Eure Vermutung nur bestätigen, dass er nach einer Herausforderung für mich sucht. Ich soll mich endlich als Mann beweisen, als Sohn und als Erbe des Hauses. Er erwartet, dass ich einen Nachkommen zeuge, damit er mich zu den anderen Dunkelelfen in den Krieg schicken und mit meinen Siegen prahlen kann, ohne Gefahr zu laufen, die Linie der von Blutsdorn zu unterbrechen." Dhansair setzte sich gerader auf. "Aber niemals erlebte ich ihn, dass er mit ... Begehren von Euch sprach."
"Möglicherweise ist er einsam, mein Herr. Nach dem tragischen Tod Eurer Frau Mutter..."
"Er hat seine Geliebten und genug Frauen machen ihm Avancen, bieten ihm sogar Geld und ihren Leib an, um mir noch einen Bruder an die Seite zu stellen. Er hätte wahrlich genug Auswahl, Iryan, und das weißt du."
Der Leibwächter nickte. Dhansair wandte sich indessen wieder an Sarin: "Natürlich sieht die Herrin der Nachtelfen nur Vorteile. Es gibt keine anderen Gründe als politische Vorteile oder gefestigte Abkommen jeglicher Art. Unsere Verbindung hat mit Liebe nichts zu tun..."
Das Los vieler Kinder aus Adelsfamilien, aber auch Ärmere standen manchmal an dem Punkt, die eigene Tochter an einen widerlichen Kerl zu verschachern, um das Überleben zu sichern. Oder es gab andere Verträge, die ohne eine Ehe stattfanden. Dhansair erinnerte sie daran, dass es auch junge Söhne gab, die sich selbst irgendeiner Abenteuergruppierung oder einer Armee anschlossen, damit der Rest der Familie einige Wochen Nahrung auf dem Tisch hatte. Es gab so viele Schicksale, denen man die Position eines Bauern auf dem Schachbrett zuwies.
Dhansair knetete die Hände auf seinen Knien, dass der Stoff seiner Beinkleidung ein wenig verknitterte. Iryan beobachtete ihn mit ernstem Blick. Dann trafen ihre Blicke einander und sie sahen gemeinsam zu Sarin herüber. Eine Runenmagierin!
"Inwiefern wollt Ihr meinen Vater milde stimmen? Könnten Runen die Heirat noch aufhalten? Wenn ja, warum habt Ihr sie nicht bereits bei Eurer Stadtherrin angewandt?" Der Erbprinz wirkte plötzlich ein wenig ungehalten, aber man hörte auch deutlich die aufkeimende Hoffnung aus seiner Stimme heraus. Gab es für sie alle einen leichteren Ausweg als es sein eigener Plan vorsah? Könnte eine Runen bestickte Bauchbinde sie alle retten? Seine Augen funkelten mit einem Flehen in Sarins Richtung, als stellte ihre arrangierte Ehe für ihn wirklich den celcianischen Untergang dar.
Dann aber blitzte etwas durch seinen Blick und der Dunkelelf verlor an Farbe. Seine Miene versteinerte sich. Er schaute zu Iryan herüber, der die Lippen aufeinander presste.
Als Sarin schließlich noch ihre Idee preisgab, sowohl ihn als auch Iryan unter wahrer Liebe vor Manthala zu einen und sich selbst in die Schatten zu rücken - also eine Scheinehe zu leben - geriet Bewegung in den Dunkelelfen. Er fuhr Iryan an: "Was hast du ihr erzählt? Soll das ein schlechter Scherz sein?!" Er sprang auf. Mit einem Mal war er nicht länger bereit, Sarin zuzuhören. Aber schnell war der Erbprinz und jede Bewegung von ihm fließend wie seiner Zeit auf der Tanzfläche. Er glitt aus der Kutsche, ohne einen Laut zu verursachen, der ausschießlich von ihm stammte. Erst seine Schritte über den Kiesweg des Pilzgartens erzeugten ein gleichmäßiges Knirschen. Dann verschwand er zwischen einigen Statuen.
Iryan, der ebenfalls halb aufgesprungen war, sank auf den Kutschbock zurück und seufzte. Er folgte seinem Prinzen nicht. Stattdessen legte er das Hindernis seiner Rückenlehne mit einer kurzen Kletterpartie zurück, um neben Sarin nun den Sitzplatz zu belegen. "Es ist nicht Eure Schuld", begann er, verzichtete jetzt darauf, nach ihrer Hand zu greifen. "Ihr könnt es gar nicht wissen, aber ich fürchte, ich muss es Euch nun anvertrauen, damit Ihr versteht. Eine Zofe, die ... Männern zugeneigt ist, wäre eine denkbar schlechte Idee. Ihr seht ja, wie er reagiert. Ich werde ihm natürlich versichern, dass Ihr nichts wusstest, Fräulein."
Iryan bemerkte, dass er immer noch in Rätseln sprach. Es war Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Er räusperte sich, blickte verstohlen über die Pilze hinweg. Noch immer herrschte Stille. Trotz allem sprach er sehr gedämpft weiter: "Es ehrt Euch und spricht nur von Eurem guten Charakter, was Ihr alles für meinen Herrn auf Euch nehmen wollt."
Nein, das war kein guter Anfang. Er zögerte. So hilflos und unsicher hatte Sarin den sonst gerüsteten Elfen noch nicht erlebt. Etwas beschäftigte ihn und es drehte sich um seinen Herrn. Mit Sorge blickte er den Kiesweg entlang. "Er möchte heiraten, aber nicht Euch. Seine große Liebe ...", Iryan straffte die Schultern, "... ist auf dieser Eben unerreichbar für ihn. Ich weiß auch nicht, warum er sich selbst so quält und mich weiterhin in seinem Dienst behält. Wahrscheinlich, weil mein gänzlicher Verlust nur noch schmerzhafter für ihn wäre." Sein Blick traf Sarin und in seinen blauen Augen stand tiefes Bedauern. "Er wünscht keinen anderen Mann als mich und gewiss keine Frau. Er empfindet nichts, so schön Ihr auch seid. Er wird niemals für eine Frau so empfinden wie ..." Iryan wagte nicht, es auszusprechen, aber längst stand fest, für wen das Herz des Erbprinzen schlug. Der Wächter schüttelte den Kopf. "Sein eigener Fluch ist es, dass ich keinen Mann begehre. Nicht so, wie er es sich wünscht. Fräulein Kasani, niemand darf davon erfahren, am allerwenigsten sein Vater. Dhansair ist der einzige Sohn des Hauses. Es wird von ihm erwartet, dass er die Blutlinie fortsetzt. Allein sich eine Frau auszusuchen, mit der er diesen Schritt vollziehen und eine Ehe eingehen soll, kostet ihn jegliche Kraft. Und wofür? Damit sein Vater ihn in den Krieg gegen nicht dunkle Völker schicken kann. Ich hoffe, Ihr versteht jetzt, warum ihn jeder Gedanke an die Heirat wie ein Stich ins Herz belastet. Es raubt ihm die Lebenskraft und alles, woran er noch denkt, ist die Flucht."
Nochmals sah Iryan sich um. Er hatte Sarin schließlich nahezu alles verraten. Es fehlte nur noch das letzte Puzzlestück. Doch dafür brauchte dieser Dunkelelf nun ebenfalls Kraft. Man sah es ihm an. Nun kam der Teil des Ganzen, welcher ihm persönlich nicht gefiel. Vielleicht sucht er deshalb wieder Körperkontakt und somit auch Sarins Hand. Den Blick hielt er den Kutschboden gerichtet.
"Wenn wir den Tempel der Manthala in der Toten Ebene erreichen, wird er fliehen. Er hofft dabei auf den Schutz der Göttin bei seinem Plan ... der ... leider nicht mehr beinhaltet." Iryan schnaufte verzweifelt auf. "Wir haben alles, um eine Weile in der Wildnis zu reisen und zu überleben, aber mein Herr verlässt sich bei der Flucht nur auf die Gnade der Göttin und seine Magie ... und mich. Ich werde für ihn da sein." Endlich schaute Iryan auf, wenn auch nicht sehr glücklich mit der Situation. "Wenn wir Euch einbeziehen, müssen wir auch Eure sichere Flucht gewähren - zurück zu bleiben und als Komplizin deklariert zu werden, würde für Euch den Tod bedeuten. An die Konsequenzen zwischen beiden Reichen will ich nicht denken und Dhansair sind sie egal. Dieses Mal geht es nicht um Politik. Dieses Mal wird er nicht hintenan stehen. Dieses Mal geht es um ihn und ich werde mit allen Mitteln kämpfen, dass es für ihn ein gutes Ende nimmt."
Nun wusste sie Bescheid. Es gab nichts mehr zu sagen, von Iryans Seite aus. Er schaute erneut zum Kiesweg. Sein Herr zeigte sich noch nicht wieder und langsam machte der Leibwächter sich wohl Sorgen. Aber er würde Sarin nun nicht einfach in der Kutsche zurücklassen. Nicht, solange er nicht auch sie angehört hatte. Wie stand sie zu dem Ganzen? Was würde sie nun tun? Zerriss ihr dünnes Netz nun oder entdeckte sie bisher gar nicht wahrgenommene Fäden, die sie nun retten sollten?
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 14. September 2020, 13:12

Dhansair reagierte:
"Mein Vater mag stur sein und ich kann Eure Vermutung nur bestätigen, dass er nach einer Herausforderung für mich sucht. Ich soll mich endlich als Mann beweisen, als Sohn und als Erbe des Hauses. Er erwartet, dass ich einen Nachkommen zeuge, damit er mich zu den anderen Dunkelelfen in den Krieg schicken und mit meinen Siegen prahlen kann, ohne Gefahr zu laufen, die Linie der von Blutsdorn zu unterbrechen..“
Das klingt übel...als würde er mit seinem Tod rechenen...
„Aber niemals erlebte ich ihn, dass er mit ... Begehren von Euch sprach."
Als wenn er das seinem Sohn erzählen würde...
"Möglicherweise ist er einsam, mein Herr. Nach dem tragischen Tod Eurer Frau Mutter..."
Aha, eine Schwiegermutter gibt es also nicht mehr... und tragisch gestorben ist sie auch... Was das wohl für Umstände waren?
"Er hat seine Geliebten und genug Frauen machen ihm Avancen, bieten ihm sogar Geld und ihren Leib an, um mir noch einen Bruder an die Seite zu stellen...“
Sarin konnte nicht so recht verstehen, warum eine Freu so etwas tun wollte und schaute etwas verwirrt drein.
„... Er hätte wahrlich genug Auswahl, Iryan, und das weißt du."
Der Leibwächter nickte. Dhansair wandte sich indessen wieder an Sarin:
"Natürlich sieht die Herrin der Nachtelfen nur Vorteile. Es gibt keine anderen Gründe als politische Vorteile oder gefestigte Abkommen jeglicher Art. Unsere Verbindung hat mit Liebe nichts zu tun..."
Nein, sicher nicht, aber sie könnte es...
Dann kam das Gespräch auf ihre Fähigkeiten als Runenmagierin.
"Inwiefern wollt Ihr meinen Vater milde stimmen? Könnten Runen die Heirat noch aufhalten? Wenn ja, warum habt Ihr sie nicht bereits bei Eurer Stadtherrin angewandt?"
Der Erbprinz wirkte plötzlich ein wenig ungehalten, aber man hörte auch deutlich die aufkeimende Hoffnung aus seiner Stimme heraus.
Macht er mir hier echt Vorhaltungen? Tja, warum habe ich daran nicht einmal gedacht?!
Sie antwortete:
„Weil sie es weiß und meine Dienste bereits nutzt. Ich könnte sie damit nicht beeinflussen. Sie würde es sehr wahrscheinlich bemerken.“
Als Sarin dann schließlich noch ihre Idee preisgab, sowohl ihn als auch Iryan unter wahrer Liebe vor Manthala zu einen und sich selbst in die Schatten zu rücken - also eine Scheinehe zu leben - geriet Bewegung in den Dunkelelfen. Er fuhr Iryan an:
"Was hast du ihr erzählt? Soll das ein schlechter Scherz sein?!"
Auch Sarin war nun verwirrt, als der Prinz zwischen einigen Statuen verschwand. Iryan folgte ihm nicht, stattdessen legte er das Hindernis seiner Rückenlehne mit einer kurzen Kletterpartie zurück, um neben Sarin nun den Sitzplatz zu belegen.
"Es ist nicht Eure Schuld... Ihr könnt es gar nicht wissen, aber ich fürchte, ich muss es Euch nun anvertrauen, damit Ihr versteht. Eine Zofe, die ... Männern zugeneigt ist, wäre eine denkbar schlechte Idee. Ihr seht ja, wie er reagiert. Ich werde ihm natürlich versichern, dass Ihr nichts wusstest, Fräulein."
Ich versteh gar nichts. Wo ist das Problem?
Iryan bemerkte, dass er immer noch in Rätseln sprach.
"Es ehrt Euch und spricht nur von Eurem guten Charakter, was Ihr alles für meinen Herrn auf Euch nehmen wollt. Er möchte heiraten, aber nicht Euch. Seine große Liebe... ist auf dieser Eben unerreichbar für ihn. Ich weiß auch nicht, warum er sich selbst so quält und mich weiterhin in seinem Dienst behält...“
Wusste ich's doch.
... Wahrscheinlich, weil mein gänzlicher Verlust nur noch schmerzhafter für ihn wäre... Er wünscht keinen anderen Mann als mich und gewiss keine Frau. Er empfindet nichts, so schön Ihr auch seid...“
...schö...
„... Er wird niemals für eine Frau so empfinden wie ..."
...wie für einen Mann. Er liebt euch.
Iryan wagte nicht, es auszusprechen, aber längst stand fest, für wen das Herz des Erbprinzen schlug. Der Wächter schüttelte den Kopf.
"Sein eigener Fluch ist es, dass ich keinen Mann begehre...Nicht so, wie er es sich wünscht.“
Oh... hm.. jaa... das ändert einiges, aber doch nicht seine Zuneigung zu seinem Herrn....oder?
„Fräulein Kasani, niemand darf davon erfahren, am allerwenigsten sein Vater. Dhansair ist der einzige Sohn des Hauses.“
Dann wäre eine männliche Zofe politisch brisant, ich verstehe. Also kein Lariel in meinen Diensten... schade...
„... Es wird von ihm erwartet, dass er die Blutlinie fortsetzt. Allein sich eine Frau auszusuchen, mit der er diesen Schritt vollziehen und eine Ehe eingehen soll, kostet ihn jegliche Kraft.“
Jetzt tut er mir ein bisschen leid...
„Und wofür? Damit sein Vater ihn in den Krieg gegen nicht dunkle Völker schicken kann.“
Jetzt tut er mir wirklich leid. Will sein Vater ihn los werden?

„Ich hoffe, Ihr versteht jetzt, warum ihn jeder Gedanke an die Heirat wie ein Stich ins Herz belastet. Es raubt ihm die Lebenskraft und alles, woran er noch denkt, ist die Flucht."
Ist das nicht ein bisschen unüberlegt?
Iryan hatte Sarin schließlich nahezu alles verraten. Es fehlte nur noch das letzte Puzzlestück. Doch dafür brauchte dieser Dunkelelf nun ebenfalls Kraft. Man sah es ihm an. Nun kam der Teil des Ganzen, welcher ihm persönlich nicht gefiel. Vielleicht sucht er deshalb wieder Körperkontakt und somit auch Sarins Hand, die sie ihm diesmal allein schon aus Mitgefühl ein wenig länger ließ. Den Blick hielt er den Kutschboden gerichtet.
"Wenn wir den Tempel der Manthala in der Toten Ebene erreichen, wird er fliehen. Er hofft dabei auf den Schutz der Göttin bei seinem Plan ... der ... leider nicht mehr beinhaltet...Wir haben alles, um eine Weile in der Wildnis zu reisen und zu überleben, aber mein Herr verlässt sich bei der Flucht nur auf die Gnade der Göttin und seine Magie ...“
Welche Magie?
„... und mich. Ich werde für ihn da sein...“
Natürlich wirst du das... darauf hofft er ja, er liebt dich! Das ist sein einiges Sehen. Er will mit dir allein sein, aber...
„Wenn wir Euch einbeziehen, müssen wir auch Eure sichere Flucht gewähren - zurück zu bleiben und als Komplizin deklariert zu werden, würde für Euch den Tod bedeuten.“
Oder schlimmeres. Wenn ich allein mit dem Fürstenvater zurück bleibe... an wem wird er wohl seine Wut auslassen!!!???!!!
„... An die Konsequenzen zwischen beiden Reichen will ich nicht denken und Dhansair sind sie egal. Dieses Mal geht es nicht um Politik. Dieses Mal wird er nicht hintenan stehen. Dieses Mal geht es um ihn und ich werde mit allen Mitteln kämpfen, dass es für ihn ein gutes Ende nimmt."
Sie hatte deutlich mehr Zeit sich etwas auszudenken und das einzige was ihnen einfällt ist Flucht! Ich soll also schon wieder allein vorm Altar stehen gelassen werden. Na toll!
Iryan schaute vom Boden auf, erneut zum Kiesweg. Sein Herr zeigte sich noch nicht wieder und langsam machte der Leibwächter sich wohl Sorgen. Aber er würde Sarin nun nicht einfach in der Kutsche zurücklassen, das sah man ihm an.
„Geht euren Herrn suchen. Ich komme hier zurecht. Wenn er hier verloren gehen sollte, wäre das schlimmer als eine Heirat mit mir.“
Sarins Netz drohte zu zerreißen. Wo waren die wahrgenommenen Fäden, die sie nun retten sollten? Sarin brauchte auch ein paar Momente für sich um nachzudenken. Iryans Nähe war zwar angenehm und auf merkwürdige Art auch prickelnd, aber er verwirrte sie mehr, als das es bei einem klaren Verstand helfen würde. Also schickte sie ihn ihrem flüchtigen Verlobten hinterher.
Was nun?
Sarin versuchte die veränderten Fakten erst einmal neu zu sortieren. Leider machte ihr Verlobter dabei keine solch heldenhafte Figur, wie sie gehofft hatte. Wie ein bockiges Kind verrannte er sich in seinen Fluchtgedanken und blockte alle anderen Möglichkeiten ab. Ja, er hatte sie angehört, aber war in keinster Weise auf die Details ihres Plans eingegangen. Er hatte sich nur echauffiert und war getürmt, als es um seine Neigung ging. Beim Thema Runenmagie hatte er sogar dazu geneigt, ihr Vorhaltungen zu machen. Er liebte das Drama und war gewiss eine leidenschaftliche Seele, aber jetzt gerade, wirkte er dadurch nicht sehr besonnen auf Sarin.
Dhansair liebt Iryan, aber Iryan liebt nicht Dhansair. Also ist es wenn dann nur sehr einseitig wahre Liebe... ob das Manthala reichen würde um den Fluch aufzuheben?
Sarin kam ins Zweifeln und ihr ganzer Plan brach in sich zusammen.
„Was soll ich nur machen?!“
, flüsterte sie leise zu sich selbst und strich in Gedanken über den Ohrring ihrer Freundin.
Wo ist die wahre Liebe, wenn man sie mal wirklich braucht?!
Sarin schnaufte frustriert. Alles begann zu bröckeln und sich aufzulösen. Lariel konnte sie nicht mitnehmen, da es dem Ansehen ihres Gatten schaden würde. Somit schied auch diese „wahre Liebe“ aus. Ihre Hoffnung den Fluch tatsächlich brechen zu können, eine Scheinehe zu führen und alle wenigstens ein bisschen glücklich zu machen scheiterte schon in den Anfängen.
Eigentlich will mein Prinz sich sogar heimlich still vom Acker machen, während alle Augen auf die Braut gerichtet sind.... und was ist mit mir?
Ein funken Wut entflammte langsam in Sarins Seele.
Ich werde benutzt und stehen gelassen, dem hungrigen Wolf vorgeworfen und die beiden verschwinden. Haben sie daran gedacht, was dann aus mir wird? Mittäterin hin oder her, ich bin dann allein mit seinem Vater!
Zu Wut gesellte sich Angst und gebar eine giftige Mischung.
Ich sollte euch verraten und auflaufen lassen! Ich könnte mich ja auch mit dem Vater verbünden und ihm alles erzählen! HA! Was sagt ihr dazu! Vielleicht behandelt er mich ja dann besser?!
Sarin starrte wütend auf den Boden der Kutsche wie zuvor Iryan und hasste sich für diese Gedanken, kaum da sie aufgetaucht waren. So war sie nicht! Sie fühlte sich beschmutzt und dreckig, allein weil sie auch nur auf so eine Idee gekommen war. Frustriert rieb sie sich über das Gesicht und strich die Haare nach hinten, sah zur Höhlendecke und seufzte.
Und wenn ich mitgehe? Eine Flucht an der Oberfläche...?
Das Problem war hier, dass sie ja im Plan des Prinzen sicherlich das Ablenkungsmanöver war. Auf wen sahen denn alle bei einer Hochzeit? Die Braut! Das strahlend schöne Wesen, dass die glorreiche Zukunft einer Familie verhieß, die Frau, die den Erben tragen sollte und in Dhansairs Fall, sein Scheinweib und die Brut des Schwiegervaters austragen sollte. Sarins Miene verfinsterte sich immer mehr.
Irgendwann kommt dann der Moment, wo Fürst Raikhyn von Blutsdorn bemerkt, dass sein Sohn weg ist. Was dann?!? Er wird ihn suchen lassen. Das heißt, seine Diener und Soldaten werden ausschwärmen und ich werde mit ihm allein im Tempel bleiben.
Nun konnte Sarins Phantasie sich so richtig austoben und der Altar wurde zur blutigen Bettstatt ihrer Entjungferung, nur dass es nicht mehr die drei wohlgesonnenen Männer waren, sondern - der Feind! Ihr würde keine Zeit bleiben, mit „Honig oder Sahne“ auch nur im Ansatz sich zu beschützen, ihre Zeichen, ihre Magie zu weben. Der Horror schnürte ihr die Kehle zu und die Gedankenspirale nahm ihren Lauf. Ob der Prinz oder Iryan ahnten in welchen Abgrund sie sie grade gestoßen hatten? Und selbst wenn es Fäden hätte geben können, die Sarin entdecken hatte sollen, so war es ihr emotional schlicht gerade nicht möglich. Das sprichwörtliche „Brett vorm Kopf“ war aus ihrer Wut, Angst und Verzweiflung gemacht. Es war hart und widerspenstig. Wie sollte sie es also alleine los werden können? Das Schlimme war, Sarin war sich zu 90% auch sicher den Prinzen nicht von seinem Vorhaben abbringen zu können. Bei seiner Flucht aus der Kutsche, hatte er auch ihre Hoffnung auf ein realistisches Gespräch mitgenommen. Mit einem Mann, der gleich Reißaus nahm, mit dem konnte man nicht wirklich reden. Blieb eigentlich nur die Hoffnung, dass Iryan seinen Prinzen schnell wieder fand, sie zurück kehrten und Sarin auf andere Gedanken brachten. Die dunkle Wolke um ihren Kopf musste mehr als offensichtlich sein, wenn man Sarin so ansah. Man könnte auch sagen, sie hatte ihren „roten Faden“ im Leben verloren und brauchte jetzt ein bisschen Hilfe von Schicksal.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 16. September 2020, 14:05

Wo ihr Künftiger doch recht engstirnig, wenn nicht gar trotzig reagierte und es somit schwer machte, ein Vertrauensbündnis zu schließen, zeigte sein Leibwächter sich sehr offen. Iryan schien in Sarin wirlich eine Vertraute zu suchen, mit der er nicht nur das Schicksal seines Freundes, sondern auch ihr eigenes besprechen konnte. Er baute dafür das Fundament, indem er - offener als man es von einer Leibwache erwarten mochte - das Geheimnis zwischen ihm und Dhansair verriet. Wobei es eigentlich auch eher seinen Herrn betraf, denn Iryans Geheimnis war lediglich, dass er keine Freude an anderen Männern fand. Würde die Wahrheit über Dhansair jedoch öffentlich, hätte der Erbprinz ein Problem. Vielleicht nicht unbedingt unter den Nachtelfen, unter denen höchstens heiratsfähige Frauen wie Sarins Cousine Lucil leiden würden, aber ansonsten legte doch niemand wirklich Wert darauf. In Morgeria und unter dem Adel der Dunkelelfen jedoch würde es ein mindergroßer Skandal sein. Vor allem sein Vater, Raikhyn von Blutsdorn, verlöre sein Gesicht. Außerdem bräuchte er dann einen anderen Vorzeige-Sohn, der die Blutslinie fortführte. Alternativ ließe Dhansair sich vielleicht zwingen, eine oder mehrere Frauen zu schwängern.
Möglich war ebenfalls, dass der Fürst schon etwas über die sexuellen Vorlieben seines Sprösslings ahnte. Warum sonst sollte man das eigene Kind so schnell wie möglich in einen Krieg schicken und sich einem neuen widmen wollen?
Sarin empfand aufkeimendes Mitleid mit ihrem Verlobten, konnte dessen Beweggründe nachvollziehen, war aber ebenso skeptisch bezüglich der nicht vorhandenen Fluchtpläne wie Iryan. Man merkte allerdings, wie sehr der Wächter am Wohl seines Herrn und Freundes hing. Denn nur ein Freund würde ihm direkt ins Gesicht sagen, wie schlecht er eine Idee fände, sie schlussendlich aber mit ausführen und sei es nur, um an der Seite des Freundes zu sein und ihm den Rücken zu decken.
Wer aber würde sich um Sarin kümmern? Lariel schon einmal nicht, es sei denn, sie könnte ihren Plan von der Zofe noch abändern, ohne dass der Diener gleich als Männer liebend durchgehen müsste. Doch auch hier gab es nach wie vor zu viele unzuverlässige Faktoren. Würde Lariel überhaupt als Zofe mitgehen wollen? Und wie stand es mit ihren Vermutungen, er könne ein Spion der Stadtherrin sein? Dann wäre es besser, sich von ihm fernzuhalten - mal abgesehen davon, wie sehr er dann mit Sarin und ihren Gefühlen gespielt haben musste.
Sie sollte sich auf die halbwegs festen Stelzen konzentrieren, die ihr Netz tragen sollten. Ein Netz, das gerade um einige sichere Fäden ausgedünnt worden war. Sarin machte sich vor allem Sorgen darum, wie es ihr im Fall einer geglückten Flucht ihres Prinzens ergehen würde. Sie spürte Wut in sich selbst aufsteigen und dachte vielleicht gar nicht daran, dass Iryan ihr doch erst beteuert hatte, nichts zu verraten, weil man sie nicht als Mittäterin involvieren wollte. Nun war sie zumindest als Wissende inbegriffen und machte sie das nicht bereits zur Komplizin?
Sie erhielt keine Gelegenheit, das Missverständnis noch einmal zu diskutieren, denn sie schickte den Leibwächter fort, um nach seinem Prinzen zu sehen. Anschließend nutzte Sarin den Moment, um sich kurz mit ihrem Schicksal zu beschäftigen. Alles schien zusammenzubrechen. Die Chance auf ein neues Leben und neue Fäden in Morgeria wandelte sich gleichermaßen in einen Trümmerhaufen wie die Resignation, ihrem Schicksal einfach zu begegnen und zu versuchen, aus der Situation das Beste zu machen. Übrig bliebe nur sie - allein. Allein gelassen, wie es erneut auf sie zukommen sollte. Der Fluch würde sich erfüllen und dieses Mal wusste Sarin es im voraus. Dieses Mal blieb sie zurück in dem Wissen, dass nur noch ein Dunkelelf bliebe, sich über sie herzumachen. Wie brutal würde der Fürst mit ihrem Körper verfahren? Wenn er schon seinen Sohn loswerden wollte, weil ihn an diesem etwas störte, wie sähe das Schicksal der zurückgelassenen Braut aus, die durch den Ehevertrag an sein Haus gebunden an seiner Seite bliebe? Würde Sarin zu einer weiteren Geliebten, über die der Elf nächtens seinen Körper rutschen ließe? Würde sie zu einer lebenden Gebärmaschine für bessere Nachkommen seiner Lenden werden? Allein die Gedanken daran verursachten eine Gänsehaut und dabei musste nicht einmal geklärt werden, ob Raikhyn von Blutsdorn nicht doch ein anständiger Mann abgäbe. Ihr Traum saß Sarin mit frostiger Furcht im Nacken und sie hätte wohl dasselbe gefühlt, wäre Dhansair das unheimliche Bild ihres Albtraums gewesen.
Aktuell gab der Erbprinz derer von Blutsdorn aber ein eher amüssantes Bild ab. Sarin hörte ihn zuerst, weil er eifrig versuchte, auf Iryan einzureden. Der Wächter ließ sich aber nicht beirren. Er brachte den dunkelelfischen Adligen zurück zur Kutsche, indem er ihn wie über der Schulter den Kiesweg entlang schleppte. Dhansair gab letztendlich auf und ließ sich wie eine entführte Braut tragen. Iryan besaß wirklich große Hände und starke Arme. Selbst der Elfenprinz sah über seine Schulter geworfen zerbrechlich aus. Die Hose betonte seinen Hintern - ein Körperteil, an das er Sarin vermutlich niemals heranlassen würde. Ob er es genoss, dass Iryan ihm gerade mit der flachen Hand darauf klopfte, um ihn spielerisch zu tadeln?
Man konnte das Gesicht des Erbprinzen nicht sehen. Auch dann nicht, als Iryan ihn schließlich neben Sarin auf den Kutschplatz absetzte. Dhansair ließ nämlich seinen Kopf hängen.
"Bitte, Herr", begann der Wächter und setzte sich in Ermangelung eines weiteren Platzes auf die Rückenlehne des Kutschbocks. Sie war schmal, genügte jedoch für einen halbwegs bequemen Sitzplatz. "Reißt Euch ein wenig zusammen. Wir alle - auch Eure Verlobte! - wünschen ein gutes Ende und Euer Schicksal auf einem Pfad, der Euch lächeln lässt."
"Ich werde nie wieder auch nur einen Mundwinkel heben können..." Dhansair vergrub das Gesicht in Händen. Iryan schenkte Sarin ein Augenrollen über all die Dramatik, musste aber kurz schmunzeln. Und dann handelte, wie es wohl kein nachtelfischer Wächter bei seinem adligen Herrn gewagt hätte. Er streckte die Hand aus, griff Dhansair unter das Kinn und hob sein Gesicht an, nur um ihm anschließend die Hand an die Wange zu legen. Dhansair lehnte sich etwas dagegen. Seine Dramatik war nicht gespielt, denn sein Blick war feucht. Er fürchtete sich vor dem Schicksal mehr als Sarin es ihm wohl zugestanden hätte. Der Elf war verzweifelt.
"Ich rette Euch", versprach sein Wächter. "Und dann könnt Ihr auch wieder lächeln. Aber jetzt müssen wir uns überlegen, wie wir die Flucht mit einem besseren Plan spicken. Wir können Eure Verlobte nicht zurücklassen."
"Also brauchen wir mehr Vorräte", murmelte Dhansair kleinlaut, wie ein Kind, das langsam aber sicher Einsicht zeigte.
Iryan nickte. "Das und einen besseren, einen richtigen Fluchtplan, falls Ihr noch immer daran festhalten wollt. Oder aber wir überlegen uns zu dritt, was wir tun wollen. Eure Verlobte hatte ein paar gute vorschläge. Die Runen versetzte Bauchbinde könnte ihn doch vielleicht auch seiner Entscheidung Euch gegenüber milde stimmen."
Für einen Moment herrschte Schweigen und Dhansair bettete sein Gesicht nur mit geschlossenen Augen in der Handfläche seines Freundes. Er nahm jede von Iryans Gesten an, nur um seine innere unerfüllte Sehnsucht etwas zu stillen. "Wir sind fortan also zu dritt", murmelte er nach einer Weile. Seine Lider hoben sich. Er suchte Sarins Blick, konnte sie aber nur verwischt wahrnehmen, also rieb er sich knapp über die Augen.
"Wäre es möglich, mit Eurer Runenmagie Verfolger aufzuhalten oder abzulenken? Dann sollten wir jedem unserer mitreisenden Soldaten eine Bauchbinde schenken."
Iryan seufzte. Sein Prinz ließ sich wohl wirklich nicht davon abbringen, wegzulaufen. Doch was dann?
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 18. September 2020, 12:11

Den äußerst hübsch geformten prinzlichen Hintern der Höhlendecke entgegen gereckt, den Kopf hinter Iryans breitem Kreuz verborgen und dessen flache Hand klopfend auf seinen Rundungen, das war ein Anblick den Sarin so schnell nicht mehr vergessen würde. Um nicht zu sehr zu grinsen oder gar zu lachen, saugte sie die Unterlippe zwischen die Zähne und kräuselte den Mund. Es half nicht wirklich, aber es brachte sie dazu wieder kurz darauf ganz normal drein schauen zu können, als ihr Prinz neben sie gesetzt wurde und der Diener wieder auf dem Kutschbock platz nahm. Iryan hatte ihre Mimik sicher kurz gesehen, aber er grinste ja ebenfalls. Nur Dhansair ließ seinen Kopf hängen.
"Bitte, Herr"
, begann der Wächter und so gewann die Situation den nötigen Ernst zurück.
"Reißt Euch ein wenig zusammen. Wir alle - auch Eure Verlobte! - wünschen ein gutes Ende und Euer Schicksal auf einem Pfad, der Euch lächeln lässt."
"Ich werde nie wieder auch nur einen Mundwinkel heben können..."

Dhansair vergrub das Gesicht in Händen. Und dann handelte Iryan, wie es wohl kein nachtelfischer Wächter bei seinem adligen Herrn gewagt hätte. Er streckte die Hand aus, griff Dhansair unter das Kinn und hob sein Gesicht an, nur um ihm anschließend die Hand an die Wange zu legen. Dhansair lehnte sich etwas dagegen. Seine Dramatik war nicht gespielt, denn sein Blick war feucht. Der Elf war verzweifelt.
"Ich rette Euch...Und dann könnt Ihr auch wieder lächeln. Aber jetzt müssen wir uns überlegen, wie wir die Flucht mit einem besseren Plan spicken. Wir können Eure Verlobte nicht zurücklassen."
Sarin sah von einem Mann zum anderen. Sie schienen es ernst zu meinen, sogar ohne dass sie sie darauf hingewiesen hatte, wie UNMÖGLICH sonst ihre Situation zu sein drohte. Mit einigem Erstaunen hörte sie dann auch die Antwort des Prinzen, die sogar ohne jedes Zögern folgte.
"Also brauchen wir mehr Vorräte"
Dhansair murmelte er kleinlaut, wie ein Kind, das langsam aber sicher Einsicht zeigte, aber er schien wirklich langsam mitzudenken. Sarin blinzelte fast ein bisschen ungläubig und Iryan nickte.
Macht Irian sich WIRKLICH Gedanken um meine Sicherheit? Und Dhansair? Er stimmt so einfach zu... als ob... ich ihm nicht GANZ egal wäre... ist das ein Spiel?
Iryan fuhr fort:
"Das und einen besseren, einen richtigen Fluchtplan, falls Ihr noch immer daran festhalten wollt.“
Auf jeden Fall! Unbedingt!
„Oder aber wir überlegen uns zu dritt, was wir tun wollen. Eure Verlobte hatte ein paar gute Vorschläge. Die Runen versetzte Bauchbinde könnte ihn doch vielleicht auch seiner Entscheidung Euch gegenüber milde stimmen."
Für einen Moment herrschte Schweigen.
Sind meine Vorschläge vielleicht doch noch nicht ganz vom Tisch?
Sarin wagte noch nicht wirklich zu hoffen. Zu eingefahren zeigte sich ihr Verlobter. Dabei war es so wichtig, dass er aus seiner Starre heraus fand und mit klarem und wachen Verst...
Ich hab eine Idee!
Ihre Hand griff nach der kleinen Dose mit Farbe und dem Pinsel, die verborgen in ihren Taschen ruhten. Sie sah ihn aufmerksam an. War er entschlossen sie wirklich mit einzubeziehen?
"Wir sind fortan also zu dritt"
, murmelte er nach einer Weile. Seine Lider hoben sich. Er suchte Sarins Blick, konnte sie aber nur verwischt wahrnehmen, also rieb er sich knapp über die Augen. Die Nachtelfe wagte es ihm ein erstes hoffnungsvolles Lächeln zuzuwerfen.
"Wäre es möglich, mit Eurer Runenmagie Verfolger aufzuhalten oder abzulenken? Dann sollten wir jedem unserer mitreisenden Soldaten eine Bauchbinde schenken."
Iryan seufzte. Sein Prinz ließ sich wohl wirklich nicht davon abbringen, wegzulaufen. Doch was dann? Sarin blinzelte ein paar mal und meinte dann:
„Das ist eigentlich keine Schlechte Idee.“
Sie erwartete schon, dass beide Männer sie verständnislos ansahen.
„Vielleicht keine Bauchbinde für alle, aber als Meisterin der Schneiderzunft ist es sicher nicht verwunderlich, wenn ich darauf bestehen würde, wenn ALLE Anwesenden auf meiner Hochzeit etwas speziell von mir gefertigtes tragen. Vielleicht ein Halstuch... etwas kleines, dass so offensichtlich dekorativ ist, dass man darin die Magie gut verstecken könnte. Die Bauchbinde für euren Vater sollte natürlich etwas besonderes werden...“
Sarin dachte kurz nach und kaute dabei konzentriert auf ihrer Unterlippe.
„Meine Magie vermag kein Ablenkungsmanöver zu starten. Runen entfalten ihre Wirkung oft sehr... unkontrolliert und planlos. Aber schaden kann es gewiss nicht, wenn wir sie nach Kräften einsetzten. Ich hätte dazu einige Ideen... und eine die ich gern sofort umsetzen würde, wenn ihr erlaubt.“
Damit sah sie Dhansair mit offenen Blick an und bat ihn:
„Ich würde gern euer Herz ein wenig erleichtern, bzw. euren Geist bewegen und euch im Umgang mit eurem Vater helfen. Dafür wäre es hilfreich, wenn ihr mir erlauben würdet, einige Runen an verborgenen Stellen auf eure Haut zu malen.“
Abwartend auf Zeichen der Neugierde betrachtete sie sein Gesicht und sah auch kurz zu Iryan.
„Keine Sorge, es tut nicht weh und ich kann mit dieser Magie auch keinen Schaden anrichten, wie z.B. andere Zauber es könnten. Runenmagie ist einzig zur Unterstützung gedacht und hilft seinem Träger. ...also wenn ich darf, dann öffnet bitte euer Hemd.“
Dabei musterte sie ihn und holte den kleinen Tiegel und den Pinsel hervor.
„Es kitzelt maximal ein bisschen.“
Sofern er seine Brust entblößte und Sarin nicht spontan bei seinem Anblick zu sabbern begann, so hatte sie ein spezielles Vorhaben im Sinn.
„Ich zeichne euch *Ehwatz* auf die Haut. Sie bedeutet Bewegung und hilft ihrem Träger bei Lähmungen auch im Übertragenen Sinne. …“
Wie selbstverständlich begann sie, ohne ihn direkt zu berühren, denn das hätte er sich nicht zugelassen. Nur die Pinselspitze streichelte sanft über seine Haut. Sie sah ihn nicht an und konzentrierte sich ganz auf ihr tun und das wirken der Magie. Ihre eigene Initiationsrune fühlte sich dabei leicht warm an.
„...Die Angst lähmt manchmal unseren Geist und hält unsere Kreativität und Ideen zurück. Ihr braucht diese Fähigkeiten aber im Umgang mit eurem Vater. Des weiteren... krempelt bitte euren Ärmel hoch...“
Und ihr müsst eure Lähmung im Geiste ablegen, damit wir einen besseren Weg finden unserem Schicksal zu entgehen. Manchmal braucht es nicht den geraden Weg um zum Ziel zu gelangen, sondern Umwege und Geduld.
Sarins Stimme hatte den ruhigen besonnenen Ton angenommen, wie wenn sie mit störrischen Kunden sprach und diese bei der Anprobe ruhig hielt. Warm, ruhig sprach sie mit ihm und mit langsamen fließenden Bewegungen malte sie auf seinem Arm weiter.
„...und hier trage ich drei Runen auf, die euch beim Handel unterstützen. Der Arm ist gut gewählt, da man Verträge oft mit Handschlag besiegelt. Damit könnt ihr aber auch euren Vater begrüßen und ihn so auf euch einstimmen. Diese Kombination hilft euch bei Verhandlungen, Geschäften, Beziehung, Freundschaft und gibt Inspiration. Ich benutze sie selbst gern, wenn ich etwas bestimmtes erreichen möchte und manchmal nicht dir richtigen Worte finde.“
Fehu (hilft bei Verhandlungen), Gebo (hilft bei Geschäften, Beziehung, Freundschaft) und Ansuz (Inspiration) fanden auf die Haut des Prinzen am Unterarm, wo sein Hemd sie verbergen konnten.
„Euer Vater wird sich vielleicht nicht von seinem gesteckten Ziel abbringen lassen, aber der Weg dort hin, sowie der Weg danach könnte noch variabel sein. So könntet ihr ihn beispielsweise um etwas mehr Zeit vor der Abreise bitten, weil ihr eure Verlobte besser kennen lernen wollt... oder... Hm...“
Sarin schmunzelte.
„...oder um eine Art Hochzeitsreise... auf der man dann deutlich leichter verschwinden könnte. Dann hätten wir auch mehr Zeit um zum Beispiel... seine Begleiter auf uns milde einzustimmen.“
Während sie die letzten Striche auftrug legte sie den Kopf leicht schräg und kontrollierte ihr Werk.
„Wie wäre es mit einem kleinen Test. Bittet um etwas...etwas Kleines, das euch sonst verwehrt werden würde... und bietet etwas im Austausch dazu an. Es geht schließlich um einen Handel und kein Geschenk. Und reibt nicht über die Stelle! Die Farbe hält nur eine Weile.“
Neugierig wartete Sarin ab was geschah.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. September 2020, 09:16

Eines stand fest, auch wenn Sarin sich dessen sicherlich nicht bewusst war: Die beiden Freunde galten nicht als typische Vertreter ihres Volkes. Was scherten Dunkelelfen üblicherweise schon andere Rassen und Kulturen? Sie interessierten sich nicht für ihren nächsten. Aber sowohl Iryan als auch Dhansair - sobald er darauf aufmerksam gemacht worden war - wollten Verantwortung übernehmen und das sogar für Taten, die bisher nicht mehr als ein unausgeklügelter Plan waren. Sie wollten auch Sarin in die Flucht mit einbeziehen. Der Fluch des Brautkleids sollte sich wiederholen, aber sie sollte dieses Mal nicht allein am Altar zurückgelassen werden. Ihr stand keine Hochzeit bevor, sondern sie würde durchbrennen wie in einem dieser kitschigen Groschenromane. Der Unterschied bestand darin, dass ihr Verlobter und sie keine romantischen Gefühle füreinander hegten, aber vielleicht änderte sich das ja noch. Wahrscheinlich war es nicht, denn Dhansair war Männern zugeneigt und so wie er Iryan anschaute, hatte Sarin bei ihm keine Chance. Dieser Elf war unsterblich und sehr verzweifelt verliebt in seinen Leibwächter und die Gefühle wurden nicht erwidert, wie er es sich erhoffte. Allein das musste Qual genug für ihn sein. Kein Wunder, dass er sich die Freiheit vor der Ehe wünschte und seien die Konsequenzen dafür eine nicht endende Flucht vor dem eigenen Vater. Hauptsache, er müsse keine Frau haben. Wichtig war, dass er ihr Schicksal nicht mit einer Schwangerschaft besiegeln und selbst in den Krieg ziehen müsste - getrennt von dem Mann, den er liebte. Dhansair war bereit, alle möglichen Konsequenzen auf sich zu nehmen, solange er ungebunden und Iryan an seiner Seite blieb.
Eine romantische Geschichte und eine traurige, selbst für Sarin. Sie galt nur als kleines Licht am Rand dieser Erzählung, konnte aber nicht gelöscht werden, denn längst schien sie auf das Antlitz beider Elfen. Längst spann ein kleiner Achtbeiner zwischen ihr und den beiden silberne Fäden.
Sarin konnte ihren Verlobten und seinen Schwarm nicht im Stich lassen, denn beide wollte es auch bei ihr nicht tun. So entschied sie sich für die ersten Schritte zu einem Bündnis und die sahen vor, dem Erbprinzen einen klaren Kopf zu verpassen. Er durfte über seine Lage nicht die Hoffnung verlieren, denn sonst müssten sie sich alle auf einen Fluchtplan verlassen, der keiner war. Zum Glück wurde ihre Fähigkeit als Runenmagierin noch einmal erwähnt, denn so kam Sarin auf den passenden Gedanken. Während sie den Plan der beiden Männer ein wenig schliff wie es bei einem Rohdiamanten notwendig war, zückte sie nebenher ihr Tiegelchen und den Pinsel, welche sie von ihrer Freundin erhalten hatte. Nun zahlte es sich aus, dass sie es nicht rechtzeitig zurück in den Palast geschafft hatte. Andernfalls wären beide Dinge vor der angekündigten Kutschfahrt noch in irgendeinem Regal gelandet. So nützten sie ihnen nun. Es passte alles zusammen.
"Ein Halstuch klingt nach einer Idee, die niemand wird ablehnen können", stimmte Iryan zu. "Es wäre Eurer Verlobten in ihrer Profession als Schneiderin eine respektvolle Geste gegenüber und gleichzeitig unauffällig und klein genug, um keinen der Soldaten zu behindern."
Dhansair nickte unter einem nachdenklichen Laut. Dass die Runenmagie sich etwas unkontrolliert zeigte, stimmte ihn noch immer missmutig. Das hieß, dass es nicht bei allen Soldaten funktionieren musste. Iryan schien die Gedanken seines Herrn lesen zu können. Er berührte dessen Schulter. "Selbst wenn es nicht bei all unseren Verfolgern funktioniert, so werden genug abgelenkt, als wenn wir diese Möglichkeit ganz fallen lassen."
"Ja. Ja, du hast Recht. Ihr beide. Also gut, ich werde mit meinem Vater über die Idee mit den Halstüchern sprechen. Das wird er meiner Braut nicht abschlagen und dann ..." Er unterbrach sich, um Sarin mit offener Neugier anzusehen. Hätte er nun wieder das Lächeln vom Tanzball aufgesetzt, sähe er zuversichtlich und offen aus, wie bei ihrem ersten Treffen. Verzweiflung stand diesem Elfen nicht. Es war Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. So sprach Sarin ihr Vorhaben aus und überraschenderweise trieb es dem schönen Prinzen die Röte in die Wangen. Er hüstelte, verbarg sein erhitztes Gesicht hinter vorgehaltener Hand und schmunzelte verlegen dahinter. Dafür, dass er mit Frauen offenbar nichts anfangen konnte, berührte ihn Sarins Bitte, sich freizumachen, doch sehr.
"Jetzt?", quiekte er sogar mit halb erstickter Stimme. Und dann wurde die Luft von einem herzlichen Lachen durchdrungen, angenehm und vollkommen offen. Iryan hatte den Kopf in den Nacken geworfen und ließ die Lamellen der vielen Riesenpilze sanft klirren bei seinem Auflachen. Er klopfte dem Prinzen die Schulter, immer wieder. Dann meinte er keck: "Na, zierst du dich etwa, weil du dich nun nackt machen musst? Hast dir deine erste Entblößung vor mir sicher anders vorgestellt, was? Hahaha!"
Dhansair lief schlagartig puterrot an. Er presste ertappt die Lippen aufeinander und gab Iryan einen halbherzigen Knuff. Der hatte offensichtlich voll ins Schwarze getroffen. Hatte er seinen Prinzen denn nie zuvor nackt gesehen? War Sarin ihm einen Schritt voraus, wenngleich nur im Traum?!
Iryan kicherte weiter in sich hinein. Dann streichelte er flüchtig Dhansairs Schulter und meinte sanft: "Ich drehe mich um." Und das tat er. Er kletterte nämlich wieder über die Rückenlehne und platzierte sich auf dem Kutschbock, als wollte er das Gefährt nun wieder in Bewegung setzen. Dhansair musterte den Rücken seines Freundes skeptisch. Dann knöpfte er die Weste und das darunter verborgene Hemd auf. Seine Brust war bar jeglicher Behaarung, nicht so gestählt wie bei einem kräftigen Krieger, aber athletische Tätigkeiten konnte man ihm nicht streitig machen. Die Brust- und Bauchmuskulatur zeichnete sich sichtbar auf seiner schwarzen Haut ab. Er erinnerte an eine Statue aus Onyx, so schön glänzte sein Körper. Als Sarin ihm die erste Rune auftrug, beobachtete er seine Verlobte aufmerksam.
"Ihr seid mit einer zuvorkommenden Persönlichkeit gesegnet." Es klang ehrlich und nicht nach einem Kompliment, mit dem ein Mann sich einschmeicheln wollte. Auch seinen Arm bemalte Sarin mit den passenden Runen. Daraufhin runzelte ihr Prinz allerdings die Stirn. "Seid Ihr sicher, dass es funktioniert? Ich spüre keinen Unterschied."
"Wie sieht es mit der Umsetzung Eurer Pläne aus, mein Herr? Nun, da wir ins Detail gehen könnten. Man erwartet keinen von uns frühzeitig zurück."
Dhansair nickte, auch wenn Iryan es nicht sehen konnte. "Die Halstücher sind eine wunderbare Idee. Aber vorab sollte ich meinem Vater die Bauchbinde als Geschenk meiner Verlobten überreichen. So kann ich das Gespräch auf ihren Wunsch für alle Anwesenden bei der Hochzeit ansprechen. Im Anschluss verkünde ich ihm, dass wir eine ausschweifendere Reise zum Tempel der Manthala unternehmen sollten. Sarin Kasani hat nie zuvor die Oberfläche gesehen - ich hoffe das stimmt. Wenn nicht, dann lasst es so aussehen. Wir können diese Bitte nämlich mit dem Wunsch begründen, dass Ihr Euch erst einmal an die Oberflächenverhältnisse gewöhnen und sie ausgiebig genießen wollt, damit Ihr Euren Geist anschließend auf die Hochzeitszeremonie fokussieren könnt."
"Ihr seid eine talentierte Magierin", kommentierte Iryan und grinste über die Schulter zu beiden herüber. Dann kehrte Ernst in seinen Blick zurück. "Ich werde dafür sorgen, dass unsere Vorräte für die Flucht aufgestockt werden. Ich besorge auch weitere Decken und ein zweites Zelt."
Dhansair nickte wieder. Die Runen zeigten offenbar schon ihre Wirkung, denn er hatte sich beruhigt. Und auch die Röte war wieder aus seinen Wangen gewichen. Er berührte Sarins Hand mit dem kleinen Finger, damit sich ihre Blicke trafen. "Ich danke Euch. Gibt es etwas, das ich noch für Euch tun kann? Jetzt oder später an der Oberfläche? Sollen wir für Euch spezielle Dinge mitnehmen? Geld spielt keine Rolle, also haltet Euch nicht zurück."
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 21. September 2020, 12:42

Als Sarin ihm die erste Rune auftrug, beobachtete er seine Verlobte aufmerksam.
"Ihr seid mit einer zuvorkommenden Persönlichkeit gesegnet."
Es klang ehrlich und nicht nach einem Kompliment, mit dem ein Mann sich einschmeicheln wollte und es erreichte Sarins ausgetrocknete Seele. Das kleine ehrliche Kompliment tropfte in ihr Herz und ließ sie einmal tief atmen. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen. Auch seinen Arm bemalte Sarin mit den passenden Runen. Daraufhin runzelte ihr Prinz allerdings die Stirn.
"Seid Ihr sicher, dass es funktioniert? Ich spüre keinen Unterschied."
Sarin nickte eifrig.
"Wie sieht es mit der Umsetzung Eurer Pläne aus, mein Herr? Nun, da wir ins Detail gehen könnten. Man erwartet keinen von uns frühzeitig zurück."
Dhansair nickte, auch wenn Iryan es nicht sehen konnte.
"Die Halstücher sind eine wunderbare Idee. Aber vorab sollte ich meinem Vater die Bauchbinde als Geschenk meiner Verlobten überreichen. So kann ich das Gespräch auf ihren Wunsch für alle Anwesenden bei der Hochzeit ansprechen. Im Anschluss verkünde ich ihm, dass wir eine ausschweifendere Reise zum Tempel der Manthala unternehmen sollten. Sarin Kasani hat nie zuvor die Oberfläche gesehen - ich hoffe das stimmt. Wenn nicht, dann lasst es so aussehen. Wir können diese Bitte nämlich mit dem Wunsch begründen, dass Ihr Euch erst einmal an die Oberflächenverhältnisse gewöhnen und sie ausgiebig genießen wollt, damit Ihr Euren Geist anschließend auf die Hochzeitszeremonie fokussieren könnt."
"Ich war noch nie an der Oberfläche."
, antwortete Sarin zurückhaltend, aber mit einem zufriedenen Lächeln.
Sein Geist gerät schon in Bewegung. Es funktioniert.
"Ihr seid eine talentierte Magierin"
, kommentierte Iryan und grinste über die Schulter zu beiden herüber. Hatte er das gleiche wie Sarin gedacht?
"Ich werde dafür sorgen, dass unsere Vorräte für die Flucht aufgestockt werden. Ich besorge auch weitere Decken und ein zweites Zelt."
Dhansair nickte wieder. Die Runen zeigten offenbar schon ihre Wirkung, denn er hatte sich beruhigt und wirkte zuversichtlicher. Und auch die Röte war wieder aus seinen Wangen gewichen. Er berührte Sarins Hand mit dem kleinen Finger, damit sich ihre Blicke trafen.
"Ich danke Euch. Gibt es etwas, das ich noch für Euch tun kann? Jetzt oder später an der Oberfläche? Sollen wir für Euch spezielle Dinge mitnehmen? Geld spielt keine Rolle, also haltet Euch nicht zurück."
Der bewegte Geist ihres Verlobten brachte sie ebenfalls auf einen Gedanken und sie kräuselte nachdenklich die Stirn.
"Hm... 'Noch' spielt Geld keine Rolle, aber nach unserer Flucht wird es wichtig werden! Viel können wir nicht bei uns tragen, also wären vielleicht ein paar kleine leichte Juwelen ganz praktisch, die man später veräußern könnte. Ihr könntet sie als ein frühzeitiges "Geschenk" an eure Verlobte gegenüber eurem Vater erklären, sollte er etwas mitbekommen. Juwelen sind sicher auch in der Oberwelt eine gute Geldanlage, oder?"
Sarin überlegte noch einen Moment, was sie auf einer Flucht mit zwei Männern brauchen könnte.
"Reisekleidung ist bereits in Arbeit. Vielleicht ein oder zwei kleine Dolche, die ich in der Kleidung gut verstecken könnte? Ich bin nur rudimentär im Umgang mit Waffen bewandert, aber wenn es zu einem Kampf kommen sollte, so will ich nicht gänzlich schutzlos dastehen. Ihr versteht das sicher."
Das brachte sie auf eine weitere Idee.
"Aber ich kann auch Kämpfer mit meinen Runen stärken..."
Sie sah zu Iryan.
"Habt ihr eine Waffe, die ich verzieren könnte? Eine Gravur wäre zu zeitaufwendig aber ich könnte einigen Runen am Griff einer Waffe anbringen, sie zum Beispiel ins Leder brennen."
Fragend sah sie von Iryan zu seinem Herrn. Für beide Herren war dieses Angebot sicher sehr verlockend.
"Ich könnte all unsere Waffen 'veredeln' was unsere Chancen ein wenig verbessern könnte, sollte es zum Schlimmsten kommen, oder sie auch bei euch direkt auf die Haut auftragen. So wirken sie persönlicher und sind nicht an die Waffen gebunden, aber halten halt nicht so lange..."
...außer man sticht sie unter die Haut.
Gerade ein unterlegener Gegner brauchte manchmal etwas 'Glück' im Kampf und wenn sie mit ihren Runen das Schicksal ihnen gewogen stimmen konnte, dann war jede noch so kleine Hilfe sicher willkommen. Auch wenn Runen unkontrolliert waren, so waren sie doch mächtige Werkzeuge und veränderten so manches Mal den Lauf eines Handels, eines Gedankens, oder den der Geschichte.
„Ich werde jetzt so schnell wie möglich mit der Bauchbinde für euren Vater beginnen und lasse sie euch zukommen, sobald sie fertig ist. Im Austausch könntet ihr mit eurem 'werben' um mich beginnen und ein paar Geschenke machen. Danach fertige ich die Halstücher an.“
Sarin grinste leicht schräg, da ihr das Spiel langsam ein bisschen anfing Spaß zu machen. Sie hatte sich selbst nie viel aus Schmuck für sich selbst gemacht, aber in letzter Zeit schien das Schicksal ihr auf diesem Wege helfen zu wollen.
„Ihr könntet ihm sagen, ich hätte euch auf unserer Kutschfahrt verraten, dass ich einen kleinen Hang zu Spinnentieren habe, die Weber unserer Welt, die meiner Berufung so nahe stehen und möchtet zum Beispiel eine Kette oder Armbänder passend zu meinen Ohrringen erwerben. Schmuck mit Spinnenmotiven sind bei uns nicht selten und ihr könntet diesen mit einigen Juwelen veredeln lassen. Das kostet nicht viel Zeit. Auf dem Rückweg kann ich euch einige Juweliere zeigen, die dessen fähig sein sollten.“
Auch Sarins Geist war nun in Bewegung geraten und sie ließ Dhansairs veränderte Laune bewusst auf sich wirken, nahm sie auf und sich davon tragen. Es war gut, dass er aus seiner Starre erwacht war und nun in die Zukunft blicken konnte. Das verbesserte ihre Chancen enorm. Ein bockiges Kind an seiner Seite zu haben, wäre denkbar schlecht gewesen und Sarin glaubte auch in Iryans Miene so etwas wie Erleichterung gelesen zu haben. Auch fand sie selbst wieder Kreativität in sich und hatte sogar noch ein paar Ideen zu Änderungen für ihr 'vermeintliches“ zweites Hochzeitskleid. In den Applikationen der Rosen sollten noch ein paar Spinnen Platz finden und die 'kettenartige' Struktur des Unterstoffes würde noch mehr in der Optik einem Spinnennetz ähneln. Denn an dem Kleid musste sie weiterhin arbeiten, selbst wenn sie es vielleicht nie tragen würde. Alles andere wäre sonst auffällig. Bauchbinde und Halstücher standen nun als erstes auf ihrem Plan, sowie vielleicht noch einige Runen auf Waffen oder den ein oder anderen gestählten Körper...
Puh... Dhansairs Brust war auch nicht zu verachten! Wenn er nicht nur auf M... Ach, ja.
Sarin seufzte leis.
Ob Iryan sich auch noch von mir zeichnen lassen will? Da müsste ich mich bestimmt... oh, bloß nicht dran denken! Zusammenreißen Sarin! Die beiden haben genug Probleme miteinander! Da brauchen sie nicht auch noch deine Hormone! Du bist hier nur Nebendarsteller! Lass die beiden machen und dich hier erst einmal raus ziehen. Später... ja... irgendwie wird es schon weiter gehen... später...
Die Vorstellung Iryans Brust vielleicht bemalen zu dürfen, ließ Sarins Blut doch einige Grad heißer werden, doch dies war vielleicht nicht einmal nötig. Für einen Kämpfer war seine Waffe heilig und diese zu veredeln brachte vielleicht sogar mehr, als Runenmagie auf der Haut. Alles hatte so seine Vor- und Nachteile und Sarin war gespannt wie die beiden überhaupt auf ihre Vorschläge reagieren würden.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Sonntag 27. September 2020, 10:36

"Es ist wundervoll, dort oben." Kaum dass Dhansair von Blutsdorn erfuhr, dass Sarin nie zuvor an der Oberfläche gewesen war, taute er auf. Vielleicht wirkten auch die Runen bereits, die seine Melancholie von ihm abfallen ließen. Je mehr er sprach, desto weniger war davon zu spüren. In seine Stimme kehrte die Begeisterung zurück. Er selbst war fasziniert von dem, was Celcia zu bieten hatte und ja, er sehnte sich wohl danach.
"Ich werde Euch alles zeigen und glaubt mir, höchstens die Tote Ebene ist mit Eurer Heimat zu vergleichen und selbst ihr kann ich mehr abgewinnen. Es ist so dunkel und trostlos in den meisten Ecken Eures Nachtelfenreichs. Ich vermisse das Tageslicht sehr. Es taucht alles in helle, satte Farben. Habt Ihr jemals Blumen in voller Blüte gesehen, Sarin? Ich rede nicht von den nachtelfisch gezüchteten Rosen, auch wenn keine andere Pflanze besser Manthalas Symbolbild darstellen kann. Aber Lustwandeln durch einen üppigen Blumengarten oder durch die Tiefen der Wälder ... oh, auch der Geruch und die Klänge. Ich vermisse es wirklich. Außerdem wette ich, dass Eure Kleider im Tageslicht noch bezaubernder aussehen werden!"
Iryan setzte von seinem Platz aus immer wieder zum Sprechen an. Er schien um den Umstand zu wissen, dass man Nachtelfen dem Sonnenlicht zumindest nicht direkt aussetzen sollte. Andererseits wollte er wohl die Begeisterung seines Herrn nicht erneut im Keim ersticken. Es blieb noch Gelegenheit, ihn davor zu warnen, Sarin nicht sofort einem Sonnenbad auszusetzen. Bis dahin erfreute der Leibwächter sich daran, dass die Freude in seinen Herrn zurückgekehrt war und schenkte Sarin lieber ein Kompliment für ihre Fähigkeiten. Und er hätte es ob ihres hellen Geistes sicher erneut getan. Denn so wie er und Dhansair nun Blicke tauschten, hatte keiner von beiden daran gedacht, sich auch finanziell auf der Flucht abzusichern.
"Wir sollten Städte vielleicht meiden, aber irgendwann müssen wir in eine einkehren, wenn wir nicht den Rest unseres Lebens wie unzuvilisierte Goblins in der Wildnis leben wollen", sinnierte Dhansair. Iryan stimmte ihm mit einem Brummen zu. "Juwelen klingen nach einer guten Idee. Sie würden an der Kleidung nicht auffallen, wiegen nicht zu schwer und werden uns so bei der Reise nicht behindern."
"Ha, willst du vorher noch ein paar Goldzähne von mir bekommen, Iryan?" Jetzt grinste der Dunkelelf, während sein Wächter für einen halbherzigen, eher kameradschaftlichen Klaps ausholte - nach seinem eigenen Herrn! Nur jemand, der so vertraut miteinander war wie diese beiden Männer, erlaubten sich derartige Kabbeleien, ohne eine ernste Konsequenz fürchten zu müssen. Iryan konnte keine Liebe für seinen Herrn aufbringen, wie Dhansair es sich vielleicht wünschte, aber beide hatten das Band zwischen ihnen doch aus stabilen Fäden geknüpft und sie hegten es.
"Sarin, erwartet noch heute Geschenk von mir. Ich lasse es so aussehen, als sei ich derart von Euch verzückt, dass ich Euch damit überhäufen will. Sucht Euch aus den Juwelen jene aus, die für unser gemeinsames Vorhaben am besten passen werden. Den Rest sendet Ihr zurück oder beschenkt Eure Freunde und Familie damit." Eines musste man Dhansair lassen: Er war großzügig, wenn man die Wünsche anderer mit Geld oder in diesem Fall Edelsteinen bezahlen konnte. "Ich selbst werde dann entsprechend Eurer Wahl ebenfalls Juwelen an meiner Kleidung anbringen lassen und an Iryans Rüstung. Der Vorwand wird sein, dass ich zu meiner Hochzeit ein einheitliches Bild von Bräutigam, Trauzeuge und Braut erwarte. Mein Vater wird mir diese Forderung nicht abschlagen, solange ich nur vor den Altar trete."
"Und was die Dolche betrifft", mischte sich nun Iryan persönlich ein. "Ich reiche sie Euch dann, sobald wird unterwegs sind. Eine Braut mit Klingen am Leib fällt auf, aber wenn der Trauzeuge und Leibwächter sie trägt, wird niemand hinschauen." Anschließend fiel sein Blick auf die Klinge an seiner Hüfte. Sie ruhte in einer viel zu schlichten Lederscheide, die nur dadurch Aufmerksamkeit erhaschte, weil sie im Gegensatz zum Rest so schmucklos wirkte. Schwarz und aus Leder, welches an vielen Stellen bereits etwas abgewetzt war. Lediglich ein kleines Wappen am oberen Teil der Scheide war eingeprägt worden. Es zeigte eine Rose und eine schlanke Klinge, die einander kreuzten. Iryan bedeckte das Symbol mit seiner Hand, als er die Schwertscheide umfasste.
"Ich werde keine Rune auf meiner Klinge benötigen, Fräulein Kasani. Nehmt es mir nicht übel, dass ich Euer Angebot ablehne." Er lächelte zwar, aber etwas Ernstes flackerte kurz in seinem Blick auf. Dhansair sah seinen Freund einen Moment lang an, ehe er dessen Oberarm mit zwei Fingerspitzen berührte. "Bei deinem Schutz muss ich mich auf keinerlei Hilfsmittel verlassen, Iryan."
Das brachte den Wächter zum Lächeln und er nickte entschlossen.
"Wenn Ihr könnt, solltet Ihr für die Flucht etwas mitführen, mit dem sich unterwegs Runen zeichnen lassen", lenkte Dhansair das Thema wieder auf Sarins Fähigkeiten. "Tarnt Farben und weiteres vielleicht als Schminke, die Ihr selbst auf Eurem Weg zur Fürstin onv Blutsdorn in Eurer Nähe wissen wollt. Sobald wir fliehen, nehmt Ihr diese Habseligkeiten unbedingt mit."
Die Flucht an sich war noch ein weiteres Thema, über das bisher keiner von ihnen gesprochen hatte. Dhansair vertraute auf den Segen Manthalas und das war für einen Dunkelelfen schon ein Zeichen tiefer Gottgläubigkeit. Gleichzeitig war es aber auch töricht, sich allein darauf zu verlassen. Doch Sarin könnte noch nicht viel beitragen. Sie hatte nur einen winzigen Teil dieses riesigen Manthala-Tempels gesehen und das auch nur im Traum. Wer sagte ihr, dass jener an der Oberfläche, in dem sie heiraten sollte, wirklich so aussah? Außerdem hatte sie während ihres Traumes nicht auf die Beschaffenheit des Gebäudes geachtet. Andere Dinge, die sich vor ihr wie Gebäude aufgerichtet hatten, standen da im Vordergrund. Oh und wie sie gestanden haben!
Nein, sie durfte sich nicht von ihrem Traum ablenken lassen und sollte auch nicht zu lange über Sehnsüchte nachdenken, die sie nicht erfüllen ließen. Iryan schien nicht gewillt zu sein, Runen auf sich zeichnen zu lassen - weder auf Waffe, noch auf seinen Körper. Also hieß es für Sarin nun, sich zu fokussieren. Sie erklärte noch einmal, welchen Aufgaben sie sich nun widmen würde. Die Bauchbinde für den Schwiegervater und die Halstücher für sämtliche Soldaten und übrigen Hochzeitsgäste mussten geschaffen werden.
Dhansair nickte dazu. Auch er wusste, was nun zu tun war. Er würde, wie Sarin es vorschlug, Geschenke schicken. Darunter sollten sich auch die Juwelen befinden, sie sie in ihre Kleidung einzuarbeiten hatte, damit sie finanziell auf sicherem Fuß stünden. Iryan wollte die Ausrüstung um Sarins Bedarf ergänzen. Sie alle hatten für die nächste Zeit also ihre Aufgaben zu erledigen und plötzlich rückte die Abreise näher, als Sarin es wohl gedacht hatte. Es gab auf einmal viel mehr zu tun.
"Wenn wir an der Oberfläche sind, werden wir nicht nur Zeit gewinnen, unter dem Vorwand, Fräulein Kasani alles zu zeigen", warf Iryan schließlich ein. "Auch im Tempel der Manthala werden wir sicher einen oder zwei Tage haben, um die Flucht letztendlich aktiv zu planen. Zwischen Anproben des Brautkleids und Einspielen auf den Ablauf der Zeremonie wird es für Euch, Fräulein, wie auch für uns Pausen geben. In dieser Zeit sollte jeder von uns den Tempel so gut es geht erkunden, um den besten Fluchtweg zu finden."
"Oder mehr als einen", erwiderte Dhansair. "Das steht aber noch aus. Konzentrieren wir uns auf das Hier und Jetzt. Ich lasse Euch zum Anwesen Eurer Stadtherrin zurückbringen, Sarin. Anschließend darf Iryan mich zu den Juwelieren kutschieren, die Ihr vorgeschlagen habt. Erwartet reichlich Geschenke von eurem in Liebe erblühten Verlobten noch im Laufe des Tages. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Mein Vater drängt bereits zum Aufbruch, aber in der Öffentlichkeit hält er sich natürlich bedeckt." Plötzlich seufzte der Prinz wieder. "Oh, ich werde mich wohl für mein Verhalten entschuldigen müssen ... wie ich mich freue, ihm unter die Augen zu treten und um Vergebung zu betteln."
"Das hast du dir durch dein bockiges Verhalten selbst eingebrockt."
"Ach, sei still, Iryan", grinste der Prinz und knuffte seinen Freund und Leibwächter neckisch.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Sonntag 27. September 2020, 14:21

Keiner von beiden hatte an ihre finanzielle Absicherung gedacht. Auf einer Flucht brauchte man doch auch Mittel, um z.B. einen Wächter zu bestechen, oder dergleichen. Ihr Vorschlag wurde also sofort aufgenommen und freudig umgesetzt.
"Sarin, erwartet noch heute Geschenke von mir. Ich lasse es so aussehen, als sei ich derart von Euch verzückt, dass ich Euch damit überhäufen will. Sucht Euch aus den Juwelen jene aus, die für unser gemeinsames Vorhaben am besten passen werden..."
Durch ihren Beruf war das Schätzen von wertvollen Materialien für Sarin nichts ungewohntes.
Es müssen kostbare Stücke sein, aber auch in einer reichlichen Menge vorhanden und nicht zu selten, als das man mit ihnen nicht handeln kann. Schwarze Diamanten sind wohl die wertvollsten Steine, aber sehr auffällig und erregen zu viel Aufmerksamkeit, wenn sie irgendwo auftauchen und wir wollen sie ja wieder verkaufen können. Amethysten sind eher billig, aber würden gut zu seinen Augen passen... Um den Schein zu wahren, da wären wohl Rubine die beste Wahl. Nicht zu teuer und nicht zu selten...UND sie konnte man gut als "Blutzoll" an die blutigen Dornen des Familiennamens und dessen Ehrung darstellen...
"... Den Rest sendet Ihr zurück oder beschenkt Eure Freunde und Familie damit."
Was?
Eines musste man Dhansair lassen: Er war großzügig, wenn man die Wünsche anderer mit Geld oder in diesem Fall Edelsteinen bezahlen konnte, doch bei dem Wort "Familie" zuckte Sarin kaum merklich zusammen und erstarrte. Die Gedanken die ihr dazu durch den Kopf schossen brauchten noch einen Moment, um in ihrem Bewusstsein anzukommen.
"Ich selbst werde dann entsprechend Eurer Wahl ebenfalls Juwelen an meiner Kleidung anbringen lassen und an Iryans Rüstung. Der Vorwand wird sein, dass ich zu meiner Hochzeit ein einheitliches Bild von Bräutigam, Trauzeuge und Braut erwarte. Mein Vater wird mir diese Forderung nicht abschlagen, solange ich nur vor den Altar trete."
...Familie... Ach Mama, wenn du das hier erleben könntest! Du ... Ich bräuchte jetzt wirklich mal jemand, der mich in den Arm nimmt! Du fehlst mir!
Einmal mehr fühlte Sarin den Leidensdruck, eine Waise zu sein. Nun war sie auch noch von ihren Verwandten verstoßen worden... Sollte sie sie da beschenken? An ihre Freunde, die alte Spinnenfrau und ihren Meister hatte sie sofort gedacht. Auch Lariel und ein paar andere aus dem Personal und ihrem Umfeld würden sich über kleine Abschiedsgeschenke freuen, aber ihre Familie???
...das wäre mal ein Zeichen!!! Alle erhalten Geschenke, nur mein Onkel und seine Familie nicht! HA!
Sarin presste bitter die Lippen aufeinander.
... aber... Das kann ich nicht machen. Oder?
"Und was die Dolche betrifft"
, mischte sich nun Iryan persönlich ein und verschob Sarins Entscheidung damit auf später.
"Ich reiche sie Euch dann, sobald wird unterwegs sind. Eine Braut mit Klingen am Leib fällt auf, aber wenn der Trauzeuge und Leibwächter sie trägt, wird niemand hinschauen."
Anschließend fiel sein Blick auf die Klinge an seiner Hüfte. In ihrer Schlichtheit schien sie ihm doch viel zu bedeuten.
"Ich werde keine Rune auf meiner Klinge benötigen, Fräulein Kasani. Nehmt es mir nicht übel, dass ich Euer Angebot ablehne."
Schaden könnte es zwar nicht, aber wer nicht will...
Er lächelte zwar, aber etwas Ernstes flackerte kurz in seinem Blick auf. Dhansair sah seinen Freund einen Moment lang an, ehe er dessen Oberarm mit zwei Fingerspitzen berührte.
"Bei deinem Schutz muss ich mich auf keinerlei Hilfsmittel verlassen, Iryan."
Das brachte den Wächter zum Lächeln und er nickte entschlossen. Die Vertrautheit zwischen den Beiden zu beobachten, das Vertrauen ineinander, die kleinen Sticheleien, das Necken und Herumalbern erinnerten Sarin daran, dass sie niemals wirklich einen solche Freundschaft besessen hatte. Selbst die alte Spinnenfrau war ihr zwar eine wahre Freundin die dieser Verbindung in nichts nachstand, aber sie hatte sich nie so offen mit ihr zeigen können, oder mit ihr so viel Zeit verbringen können, wie diese beiden es wohl getan hatten. Sarin schluckte lautlos und lächelte um die Fassade aufrecht zu halten.
"Wenn Ihr könnt, solltet Ihr für die Flucht etwas mitführen, mit dem sich unterwegs Runen zeichnen lassen"
, lenkte Dhansair das Thema wieder auf Sarins Fähigkeiten und Sarin nickte zustimmend. Diesen Gedankengang hatte sie selbst schon bei der Spinnenfrau diskutiert.
"Tarnt Farben und weiteres vielleicht als Schminke, die Ihr selbst auf Eurem Weg zur Fürstin von Blutsdorn in Eurer Nähe wissen wollt. Sobald wir fliehen, nehmt Ihr diese Habseligkeiten unbedingt mit."
Wenn ich das Brautkleid oder die Wäsche dazu noch um eine Korsage erweitere, dann hätte ich Platz um ein paar kleine Verstecke einzubauen... oder ein Handtäschchen?
Sie alle hatten für die nächste Zeit ihre Aufgaben zu erledigen und plötzlich rückte die Abreise näher, als Sarin es wohl gedacht hatte. Es gab auf einmal viel mehr zu tun. Arbeiten unter Zeitdruck war allerdings etwas, dass Sarin nur zu gut kannte.
"Wenn wir an der Oberfläche sind, werden wir nicht nur Zeit gewinnen, unter dem Vorwand, Fräulein Kasani alles zu zeigen"
, warf Iryan schließlich ein.
"Auch im Tempel der Manthala werden wir sicher einen oder zwei Tage haben, um die Flucht letztendlich aktiv zu planen. Zwischen Anproben des Brautkleids und Einspielen auf den Ablauf der Zeremonie wird es für Euch, Fräulein, wie auch für uns Pausen geben. In dieser Zeit sollte jeder von uns den Tempel so gut es geht erkunden, um den besten Fluchtweg zu finden."
"...Oder mehr als einen"
, erwiderte Dhansair.
"Oh, ich bin sicher, dass ich viele Pausen brauchen werde!"
, unterbrach Sarin kurz die Rede. Theatralik war nicht Sarins Meisterfähigkeit, aber sie konnte in Perfektion ihre Cousine imitieren. Sie hob ihre Hand zur Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen und säuselte voller Leid:
"Dieses viele Licht. Ich kann nicht mehr! Ich bin diese Strapazen nicht gewohnt! Ein Glas Wasser! Schnell!"
Sie schmunzelte und gewann dann wieder an Haltung und Ernst.
"Ich werde uns schon die nötige Zeit verschaffen. Die Oberwelt wird mich sehr einnehmen und vor Ort werdet ihr beide klar im Vorteil sein. Ich muss mich da auf euch verlassen können, was einen Fluchtweg angeht. Ich denke, ich könnte während der Vorbereitungen euren Onkel und die Wächter ein wenig auf Trab halten, damit ihr euch freier bewegen könnt und ich euch Zeit für die Suche verschaffe."
Wie man Leute umher scheuchte, ohne sie wirklich zu zwingen, dass hatte Sarin in ihren Jahren als Schneiderin gelernt. Ihre Angestellten, Boten, Näherinnen und anderen Hilfskräfte hatten immer genug zu tun gehabt um nicht einen klaren Gedanken fassen zu können! Wenn die Stadtherrin etwas wünschte, dann musste das auch passieren und zwar schnell. Und hier konnte sie getrost davon ausgehen, dass wenn der alte Fürst Blutdorn etwas wünschte, dass dann jeder seiner Diener sprang. Das war etwas, dass man sogar für ihre Pläne nutzen konnte. Ein Diener wollte niemals schuld sein, wenn etwas nicht klappte. Soweit die Planung, Dhansair führte das Gespräch wieder in die Gegenwart:
"Das steht aber noch aus. Konzentrieren wir uns auf das Hier und Jetzt. Ich lasse Euch zum Anwesen Eurer Stadtherrin zurückbringen, Sarin. Anschließend darf Iryan mich zu den Juwelieren kutschieren, die Ihr vorgeschlagen habt. Erwartet reichlich Geschenke von eurem in Liebe erblühten Verlobten noch im Laufe des Tages."
Sarin konnte nicht anders. Sie lachte leise bei der übertriebenen Formulierung, doch da sie es zu unterdrücken versucht hatte, kam nur ein kleines Glucksen heraus, gleich einem Schluckauf. So wie sie durch ihre Magie Dhansairs Herz erleichtert hatte, so strahlte nun seine Leichtigkeit auf sie zurück. War das Karma? Hatte sie etwas Gutes in die Welt hinaus gegeben und kam es nun zu ihr zurück?
"... Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Mein Vater drängt bereits zum Aufbruch, aber in der Öffentlichkeit hält er sich natürlich bedeckt."
Plötzlich seufzte der Prinz wieder.
"Oh, ich werde mich wohl für mein Verhalten entschuldigen müssen ... wie ich mich freue, ihm unter die Augen zu treten und um Vergebung zu betteln."
Der Sarkasmus war deutlich heraus zu hören.
"Das hast du dir durch dein bockiges Verhalten selbst eingebrockt."
"Ach, sei still, Iryan"

, grinste der Prinz und knuffte seinen Freund und Leibwächter neckisch. Der kleine Stich der Eifersucht, ob dieser Vertrautheit würde sie wohl nun an häufiger quälen. Sarin nahm es aber leicht und verwandelte das kleine Leid in sich in etwas positives. Sie freute sich ehrlich für diese beiden Wesen, die ein so enges Band verband. Und dass es so etwas, sogar im Reich der Dunkelelfen hatte erblühen können, dass ließ sie neue Hoffnung fassen.
Diese Welt kann nicht nur böse sein...
„Wenn ihr bei den Juwelieren eine Auswahl für eure 'schönst Blume' ersteht, dann sucht vermehrt nach Rubinen, den „Zoll" an die blutigen Dornen eures Namens. Dies kann ich gut in unsere Geschichte einbauen. Silber oder Weißgold ist die Wahl der Fassung, die Thematik für mich die 'Spinne' und denkt an genügend Auswahlmöglichkeiten und kleine 'Fehlgriffe', damit ich meine Freunde 'gebührend' verabschieden kann.“
Dass sie nicht ihre Familie erwähnte, konnte man vielleicht heraus hören.
Ich glaube, meinen 'teuren' Verwandten werde ich wohl etwas sehr viel 'persönlicheres' hinterlassen, als schnödes Geld und Steine von Wert. Vielleicht ein selbst gemalten Bild, wie ich es als Kind gemacht habe? Hihi... nein. ... Besser einen Mantel aus dem Altbestand für meinen Cousin und für Onkel, ...einen der ihn immer im Nacken zwicken wird, aber pompös genug ist, dass er ihn immer tragen will... und ein oder zwei meiner neusten Entwürfe für Ballkleider für meine Base und ihre Frau Mutter? Vielleicht ihre Maße etwas enger? Ja, das gefällt mir. Das ist schnell gemacht und kostete mich kaum mehr als ein paar Minuten – und mitnehmen kann ich das alles eh nicht. Gut, gut... also auf in die Vorbereitungen!
So war der Plan gefasst, nun ging es an die Umsetzung. Während der Prinz und sein Freund ihre Aufgaben hatten, so hatte Sarin die ihren.
Bauchbinde mit Runen und sofort zu Dhansair bringen lassen,
Halstücher mit Runen anfertigen,
Hochzeitskleid mit Rubinen aufwerten,
Runenfarbe und Pinsel tarnen... ach ja, das Korsett... und eine Schminktasche,
Geschenke zum Abschied fertig machen.

Es klang wenig, brauchte aber viel Zeit, war machbar, aber jede Störung musste mit einbezogen werden. Die Zeit war wieder einmal knapp bemessen.
„Lasst uns beginnen.“
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 30. September 2020, 11:41

Das Material war zusammengesucht, das Grundgerüst gesponnen, wenngleich die Zweige, welche das Netz einmal halten sollen, nicht die zuerst Ausgesuchten waren. Nun kam es auf die kleinen Spinnen an, die eifrig versuchten, die Fäden in die richtige Richtung zu lenken, um das beste Netz für ihr Fortbestehen zu schaffen. Ein dünnes, feines Netz, welches die fett gefressene Spinne im Zentrum des jetzigen nicht würde halten können. Sie würde darunter einbrechen und sicherlich sollten einige Fäden verloren gehen oder andere lose und abgerissen an den Enden im Wind schwanken, aber verlustfrei würde es nicht funktionieren. Das wusste jeder der Achtbeiner. Trotzdem würden sie diesen Weg gehen und aus den Ruinen ihres geplanten Netzes ohne das Gewicht der dicken, alten Spinne endlich etwas Neues kreieren können.

Die Kutschfahrt war schneller zu Ende als Sarin es wohl vermutet hätte. Kaum hatten sie ihre Pläne noch einmal durchgesprochen, drängte Dhansair dazu, sie auch umzusetzen. Er wollte keine Zeit verlieren. Iryan widersprach dem Wunsch nicht. Vielmehr ließ er sich vom zurückgekehrten Optimismus seines Herrn beflügeln. Wie lange die beiden wohl schon nach einer Gelegenheit suchten, dem Schicksal des Erbprinzen zu entgehen? Sarin wusste es nicht, konnte sich aber allein durch ihre Aufbruchsstimmung denken, dass es nicht nur viel Zeit gekostet hatte, sondern schon einige erfolglose Versuche ins Land gezogen waren. Die beiden Männer sprachen darüber nicht.
Zuvorkommend brachten sie die Künftige von Blutsdorn zum Anwesen der Stadtherrin zurück und fuhren dann wieder zu den dunklen Straßen herunter, um in den von Sarin vorgeschlagenen Vierteln nach Juwelieren zu suchen. Die Schneiderin hatte Zeit, sich ihren Angelegenheiten zu widmen. Sie teilte nur schnell einer Mitarbeiterin der Küche mit, was heute auf ihrem persönlichen Speiseplan stehen und wann man es ihr zu ihrer Stube liefern sollte. Sie ordnete sogar einen speziellen Klopf-Rhythmus an. Niemand sonst sollte Sarin heute noch stören und auch die nächsten Tage entschied sie sich dazu, keinen herein zu lassen, der sie in der Durchführung ihrer Vorhaben behindern könnte.
Sie zog sich zurück und arbeitete. Es gab zu viel zu tun. Sie musste schnell sein, durfte dabei aber nicht die Qualität vergessen, für die ihr Name stand. Einen Namen, den sie bald ablegen würde, wenn es nach den Plänen anderer ging. Die Stadtherrin behelligte sie nicht mehr. Sie schickte lediglich einen Boten aus, dem Sarin mitzuteilen hatte, wie weit sie für die Abreise vorbereitet sei. Es handelte sich nicht um Lariel. Jenen Mann hatte sie seit seinem unglücklichen Liebesgeständnis nicht mehr gesehen, aber Gerüchte waren selbst ihr zu Ohren gekommen, dass er bald nicht mehr im Palast Mentáras arbeiten würde. Er suche eine neue Stelle. Nein, er wolle an die Oberfläche und das Reich der Nachtelfen für immer verlassen. Einmal blieb Sarins Herz für eine Schrecksekunde stehen, als es hieß, Lariel habe sich unglücklich verliebt und den Kummer nicht ertragen. Er soll sich in seiner Kammer erhängt haben. Glücklicherweise entpuppte sich diese Nachricht wirklich nur als Gerücht, denn tags drauf erreichte Sarin eine kleine Spinne von ihrer namenlosen Freundin mit einer Nachricht.


Er lebt. Acht mal Acht Augen sahen ihn. Konzentriere dich auf deine Zukunft.
Schriftrolle Fuss

Sie wusste, dass es notwendig war, Sarin den Schrecken zu nehmen. Nur so könnte sie ohne schlechtes Gewissen an ihren Plänen weiterarbeiten und nach dieser Versicherung, Lariel ginge es zumindest gut, sah sich Sarin auch erneut in der Lage, die Halstücher für die Soldaten fertig zu stellen. Es waren mehr als sie anfangs vermutet hatte.
Noch am gleichen Tag war eine Nachricht von Dhansair eingetroffen. In blumigen Worten verpackt hatte er ihr mitgeteilt, wie wunderbar und groß die Hochzeitszeremonie werden sollte. Im Tempel der Manthala würden einige Dunkelelfen eintreffen - Priesterinnen der Göttin, die extra aus Morgeria anreisten, um die Zeremonie zu leiten. Außerdem schickte das Haus von Blutsdorn eingie Diener aus, die für jegliche Annehmlichkeiten vor, während und nach der Hochzeit sorgen würden. Man wollte sogar einige goblinische Handwerker entsenden, welche das Himmelbett aufbauen würden. Es sollte dem Ritus der ersten Hochzeitsnacht gelten, von der sich besonders Fürst Raikhyn erhoffte, dass Manthala den Samen seines Sohnes unter ihrem Dach besonders fruchtbar machte, damit er sich in Sarins Leib würde entfalten können.
Außerdem kämen noch einige dunkelelfische Verwalter und Schriftührer, welche ganz knapp vor der Hochzeit den Ehevertrag ein letztes Mal auf Herz und Nieren prüfen, sowie ihn kopieren wollten. Man suchte derweil wohl noch nach einer Hohepriesterin, die ihn dann bei der Zeremonie verlesen würde. Das würde - laut Dhansairs kaschiert bedauerlicher Worte - weitere Zeit kosten, aber er sprach im Positiven. Er würde die Wartezeit nutzen, um Sarin noch ein wenig den Hof zu machen.
Es handelte sich um einen langen Brief. Am Ende aber wusste Sarin die ungefähre Anzahl derer, die ein Halstuch würden erhalten müssen. Sie schuftete sich die nächsten Tage wirklich die Finger wund. Sie und der Juwelier, welcher sie besuchen kam. Ihn ließ sie ein, denn er musste nicht nur die ausgesuchten Rubine begutachten, mit welchen Dhansair seine Verlobte geradezu in Schwällen an Lieferungen überhäufte, sondern auch die feinen Fassungen herstellen, die Sarin anschließend an der Kleidung anbringen wollte.
Weitere Tage vergingen. Sie erhielt nicht nur vom Erbprinzen Geschenke. Meister Londro schickte ihr die Kleidungsstücke, welche vor dem Licht der Oberwelt schützen sollten. Er hatte ein richtiges kleines, Sortiment für Sarin angefertigt. So fand sie nicht nur Reisekleidung unter den Sachen, sondern auch diverse Schleier für verschiedene Anlässe, Reitkleidung und selbst eine Art Ganzkörperbademode, sollte sie sich an einem sonnigen Tag in die erfrischenden Wellen eines Sees wagen wollen. Ihr Meister hatte an nahezu alles gedacht. Von Strümpfen über Handschuhe bis hin zu Unterwäsche aus dem schützenden Stoff war alles dabei. Sarin fand jedoch angesichts ihrer Planungen kaum noch Zeit, Runen in diese Werke einzuarbeiten. Die Halstücher erforderten mehr Zeit als sie gedacht hatte. Vor allem, weil Fürst Raikhyn sich zwei Mal blicken ließ, um seinen Bauchumfang messen zu lassen. Er kannte den Grund nicht, aber sein Sohn habe ihm dazu geraten. So ließ er es über sich ergehen und genoss mit sichtlichem Glitzen in den Augen, dass Sarin ihm so nahe kam und sich gar einmal für das Ablesen der Zahlen ihres Maßbandes vor ihn knien musste.
"Ihr werdet meinen Spross zu einem glücklichen Mann machen", raunte er, aber es klang unheilvoll aus seinem Mund. Unausgesprochen schwebten Worte durch den Raum, dass Sarin auch ihn - den Vater - beglücken würde, sollte der Sohn nicht mehr zur Verfügung stehen. Entweder weil er in den Krieg geschickt wurde und so nicht konnte oder aber weil er nicht wollte. Ahnte der Fürst etwas? Er lobte Sarin immer wieder und betonte, dass sie genug Charme versprühe, um auch als Nicht-Dunkelelfe eine angemessene Braut abzugeben. Er wäre ein moderner Vertreter seines Volkes, der ein wenig Mischblut in Kauf nähme, wenn es mit so viel Talent und Schönheit gesegnet sie wie das von Sarin. Und mit so viel bezaubernder Undschuld. Dabei konnte so manch kalter Schauer über den Rücken laufen, wohingegen es den Fürsten von Blutsdorn nur erregt aufseufzen ließ.
Die Momente, die Sarin mit ihrem Schwiegervater in spe teilen musste, waren die Unangenehmsten in der restlichen Woche, welche sie im Nachtelfenreich verbringen sollte. Die Zeit zog viel zu schnell an ihr vorüber und dann war es soweit. Sie fand sich auf den obersten Stufen des Palastes wieder. Mentára Tronás stand neben ihr, adrett und selbstsicher zugleich. Die Stufen wurden von Nachtelfen in prunkvollen Garde-Uniformen gesäumt, während sämtliche Angestellten des Hauses sich in einem Halbkreis im Hof versammelt hatten. Fahnen mit dem nachtelfischen Wappen hingen überall aus und ein langer, schwarzer Teppich lag von der obersten Stufe bis hinunter zur Kutsche aus, welche Sarin in ihr neues Leben bringen sollte. Es handelte sich wieder um die kleine, aber schöne Kutsche, mit der Dhansair sie ausgefahren hatte. Man versicherte ihr jedoch, dass an der Oberfläche ein kastenförmiges Gefährt auf sie wartete. Ein Zweispanner, erneut gezogen von diesen riesigen Bestien. Sarin wusste inzwischen, dass man sie Warge nannte, aber so blutrünstig wie die Tiere wirkten, wollte sie sich ihnen nicht nähern.
Die Kastenkutsche sei optisch nicht sehr schön, betonte die Stadtherrin an ihrer Seite, während man der nachtelfische Hymne zum Abschied Sarins lauschte. "Aber sie wird Euch vor dem Sonnenlicht schützen und Ihr werdet etwas Privatsphäre mit dem Prinzen haben." Mentára straffte ihre Haltung einen Deut und spähte zu Sarin an ihrer Seite, ohne den Kopf zu drehen. Leise raunte sie: "Enttäuscht mich nicht. Ich verlasse mich darauf, dass Ihr in Morgeria ebenso gute Arbeite leistet wie in meinem Hause. Sei es mit Euren Schneiderkünsten, als Auge und Ohr für mich oder als ... Schwangere, die die Blutlinie der Dunkelelfen mit reichlich Nachwuchs bestückt."
Die Klänge der Musikanten verhallten. Alle Augenpaare waren auf Sarin und die Stadtherrin gerichtet. Letztere wandte sich ihr nun zu, neigte das Haupt leicht und küsste dann zum Abschied ihre Wange. "Wagt es nicht, unfruchtbar zu sein...", waren ihre letzten Worte, bevor sie Sarin einen sanften Schubs auf die erste Stufe gab und sie mit einem breiten Lächeln verabschiedete. Schritt um Schritt näherte Sarin sich ihrem Schicksal. Sie bestieg die Kutsche, in der bereits Fürst von Blutsdorn und Dhansair warteten. Ihr Verlobter hatte eine steinerne Miene aufgesetzt, deren Augen seinen Kummer verrieten. Aber er wusste es mit genug Schminke und einem falschen Lächeln zu kaschieren. Iryan saß wieder auf dem Kutschbock. Mit einem Peitschenknall trieb er die Warge an, die für eine letzte Rundfahrt durch die Stadt sorgen würden. Links und rechts der Kutsche marschierten Nachtelfen mit, die Banner ihres Reiches trugen und Schaulustige am Rand zurückdrängten. Das Schlusslicht bildeten weitere Warge, von Dunkelelfen beritten.
Die Prozession nahm ihren Weg durch das Nachtelfenreich. Eien letzte Fahrt bis hin zu den Toren der Stadt, auf deren anderer Seite die zahllosen Stufen gen Oberfläche darauf warteten, dass Sarin sie zum ersten Mal in ihrem Leben bestieg.
"Endlich ist es soweit", ließ Fürst Raikhyn verlauten. Er war der einzige, der offenbar aufhrichtig lächelte. "Ich habe eine Sänfte bestellen lassen. Ihr werdet die Stufen nicht eigenständig bestreiten müssen, Sarin Kasani." Und er selbst wohl ebenfalls nicht. Seine Körperfülle sorgte ansonsten dafür, dass sie eine weitere Woche bis ins Sonnenlicht brauchen würden.
"Ich sehne die Hochzeit beinahe so aufgeregt herbei wie ihr beiden. Ihr macht mich zu einem stolzen Fürsten und noch stolzeren Vater, fürwahr. Endlich zeigt sich, dass mein Spross ein echter Mann geworden ist." Und plötzlich knuffte der Fürst Dhansair neckisch, dass dessen versteinerte Fassade brach, um Überraschung und anschließend Schreck geweiteten Augen Raum zu machen. Denn sein Vater sagte: "Oder hebst du dir diesen Beweis für die Hochzeitsnacht auf, mein Sohn? Na, ich werde es sehen, wie du deine Braut besteigen und damit die Zeremonie vollenden wirst. Ich liebe diesen Teil der Tradition, wenn das Schwert des Mannes die Ehe mit dem ersten Blut der Braut besiegelt. Es hat etwas Besonderes und ich kann kaum erwarten, es zu sehen."
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 9. Oktober 2020, 17:16

In der Tat beunruhigte Lariels Verbleib Sarin mehr, als das sie es sich bewusst eingestanden hätte. Und das Gerücht über seinen Tod jagte ihr einen heißen Dolch ins Herz. Fast wäre sie darüber in tiefste Lethargie verfallen, doch die tags darauf folgende Nachricht, dass er lebte und sie nicht schuld an seinem Tod war, weckte ihren Lebenswillen um so mehr. Gerade jene Gerüchte, die hießen, dass er ein Leben an der Oberfläche gewählt hatte, weckten eine unbestimmte, wenn auch sehr unwahrscheinliche Hoffnung in ihr, ihn irgendwann einmal wieder zu sehen. Doch allein das Schicksal wusste, was die Zukunft ihr bringen würde.
Die Tage vergingen zu schnell und ihre Arbeit hielt sie komplett gefangen. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen und darauf lag ihr Fokus. Ihre Freunde, die sie alle so lange begleitet hatten, erhielten kleine mit Juwelen bestückte Geschenke, jene Stücke, die ihr Verlobter ihr geschenkt hatte, die sie aber unmöglich alle an ihrer Gewandung unterbringen konnte. So verteilte Sarin kleine Reichtümer unter jenen, die ihr am Herzen lagen. Auch ihre „Familie“ erhielten die geplanten „Geschenke“. Zu gern hätte sie ihre Gesichter gesehen, doch dafür blieb keine Zeit. Sie war nun die Verlobte des Fürstenprinzen und hatte viel zu tun. Besonders jene Habseligkeiten für die Flucht mussten mit aller Sorgfalt ausgewählt und verpackt werden. Eine Tasche brauchte sie für ihre aller dringlichsten Dinge, wie sonnen-lichtbeständige Kleidung und ein paar persönlichen Kleinigkeiten, wie der z.B. Runenfarbe. Sie durfte nicht zu schwer sein, denn sie würde sie im Notfall selbst tragen müssen. Eine Weitere wurde gepackt mit zusätzlichen Dingen, die sie Iryan zur Verwahrung übergeben konnte und mit später nützlichen Sachen gefüllt war. Und plötzlich war alles so …
REAL!
...
Die Zeit zog viel zu schnell an ihr vorüber und dann war es soweit. Sie fand sich auf den obersten Stufen des Palastes wieder. Mentára Tronás stand neben ihr. Wie immer war sie wunderschön und Sarin erkannte eines ihrer Werke an ihr. Die Stufen wurden von Nachtelfen in prunkvollen Garde-Uniformen gesäumt, während sämtliche Angestellten des Hauses sich in einem Halbkreis im Hof versammelt hatten. Unbewusst suchen ihre Augen auch nach Lariel, aber fanden ihn nicht zwischen all den neugierig zu ihr hinauf blickenden Gesichtern.
Fahnen mit dem nachtelfischen Wappen hingen überall aus und ein langer, schwarzer Teppich lag von der obersten Stufe bis hinunter zur Kutsche aus, welche Sarin in ihr neues Leben bringen sollte.
...wie ein gähnender Abgrund voller Schwärze und Finsternis.
Sarin sah auf und erkannte am anderen Ende das Gefährt. Es handelte sich wieder um die kleine, aber schöne Kutsche, mit der Dhansair sie ausgefahren hatte. Die Stadtherrin versicherte ihr jedoch, dass an der Oberfläche ein kastenförmiges Gefährt auf sie wartete, während man der nachtelfische Hymne zum Abschied Sarins lauschte.
"Aber sie wird Euch vor dem Sonnenlicht schützen und Ihr werdet etwas Privatsphäre mit dem Prinzen haben."
Mentára straffte ihre Haltung einen Deut und spähte zu Sarin an ihrer Seite, ohne den Kopf zu drehen. Leise raunte sie:
"Enttäuscht mich nicht. Ich verlasse mich darauf, dass Ihr in Morgeria ebenso gute Arbeite leistet wie in meinem Hause. Sei es mit Euren Schneiderkünsten, als Auge und Ohr für mich oder als ...“
Keine Sorge, meine Arbeit ist immer hervorragend, egal welchem Hause ich sie unterstelle... oder welchem Zweck.
Sarin nickte bereits brav und das war gut so, denn die nächsten Worte Méntaras schnürten ihr die Kehle zu.
„... Schwangere, die die Blutlinie der Dunkelelfen mit reichlich Nachwuchs bestückt."
Sie musste NUR das Lächeln aufrecht erhalten, aber noch nie war es ihr so schwer gefallen wie in diesem Moment. Noch während die Stadtherrin gesprochen hatte, konzentrierte sich Sarin auf ihren Zukünftigen.
...mein einziger Verbündeter in diesem Spiel. Lächel weiter, lächel ihn an...!!!
Die Klänge der Musikanten verhallten. Alle Augenpaare waren auf Sarin und die Stadtherrin gerichtet. Letztere wandte sich ihr nun zu, neigte das Haupt leicht und küsste dann zum Abschied ihre Wange.
"Wagt es nicht, unfruchtbar zu sein..."
, waren ihre letzten Worte, bevor sie Sarin einen sanften Schubs auf die erste Stufe gab und sie mit einem breiten Lächeln verabschiedete.
Und noch immer verstehe ich nicht, warum sie so sehr ein Kind erwartet... Dieser Vertrag...
Neugierde und die Qual der Ungewissheit zehrten an ihrer Seele, als sie Schritt um Schritt sich ihrem Schicksal näherte. Natürlich hatte sie dem Anlass entsprechend ein angemessenes Kleid gewählt. Nachtelfenseide bedeckte ihre Haut fast komplett und eine besonders weite Kapuze floss elegant über die Schultern den Rücken hinunter. Für den heutigen Tag hatte sie ein besonders dunkles „Blutrot“ gewählt und auch einige der neusten Geschenke glitzerten an Hals und im Haar der Braut. Als besonderer Hingucker war der Rock vorne besonders kurz, hinten lang und darunter trug sie hohe Seidenstiefel mit raffinierter Schnürung. Der winzige Spalt zwischen Stiefelende und Rock war mit einer gleichfarbigen Hose bedeckt.
Sie bestieg die Kutsche, in der bereits Fürst von Blutsdorn und Dhansair warteten. Ihr Verlobter hatte eine steinerne Miene aufgesetzt, deren Augen seinen Kummer verrieten. Aber er wusste es mit genug Schminke und einem falschen Lächeln zu kaschieren. Sarin setzte sich neben ihren Verlobten, lächelte ihrem Schwiegervater ins Gesicht und nahm Dhansiars Hand. Ihre Finger verschränkten sich in seinen und drückten sie leicht. Was nach außen hin wie eine verliebte Geste wirkte, sollte gleichermaßen ihm wie ihr Kraft und Zuversicht spenden....und das Bild aufrecht erhalten, dass sie inzwischen abgaben. Ein Abbild von Schönheit, Verbundenheit und den zarten Ranken der Liebe. Zu diesem Zweck hatte sie auf die Innenseite ihrer Handfläche zwei kleine Runen gemalt:
Das X von Gebo doppelte sich in den Linien auf der rechten Seite mit Kenaz und war so miteinander verbunden. So gewappnet strahlte Sarin eine feurige, unerschrockene Partnerschaft aus.
Sarin blinzelte ihren Verlobten zu, doch für ihn allein sichtbar lag auch ein Funkeln der Verschwörung darin. Keck legte sie ihre miteinander gefalteten Hände auf einen ihrer Oberschenkel und ließ seine Hand dort ruhen. Dhansair war hoffentlich Manns genug nicht vor den Augen seines Vaters vor der Geste zurück zu zucken und Sarin wob so das Bild ihrer Zweisamkeit immer dichter und sicherer in das Gewebe der Realität hinein. Fürst Raikhyn von Blutsdorn musste schließlich glauben, dass sein Sohn in ihr eine gute Partnerin gefunden hatte!
Irgendwie stimmt das ja auch.
Der Gedanke ließ Sarin ehrlich lächeln und sie blickte in die wartende Menge, winkte zum Abschied und drückte noch einmal Dhansairs Hand. Mit einem Peitschenknall trieb Iryan die Warge an, die für eine letzte Rundfahrt durch die Stadt sorgen würden. Links und rechts der Kutsche marschierten Nachtelfen mit, die Banner ihres Reiches trugen und Schaulustige am Rand zurückdrängten. Das Schlusslicht bildeten weitere Warge, von Dunkelelfen beritten.
Das ist es nun... das Ende eines Kapitels... der Anfang meines neuen Lebens.
Die Prozession nahm ihren Weg durch das Nachtelfenreich. Eine letzte Fahrt bis hin zu den Toren der Stadt, auf deren anderer Seite die zahllosen Stufen gen Oberfläche darauf warteten, dass Sarin sie zum ersten Mal in ihrem Leben bestieg.
"Endlich ist es soweit"
, ließ Fürst Raikhyn verlauten.
"Ich habe eine Sänfte bestellen lassen. Ihr werdet die Stufen nicht eigenständig bestreiten müssen, Sarin Kasani."
Und er selbst wohl ebenfalls nicht. Seine Körperfülle sorgte ansonsten dafür, dass sie eine weitere Woche bis ins Sonnenlicht brauchen würden. Tatsächlich wäre sie gerne diesen mehr als nur symbolträchtigen Weg zu Fuß gegangen. Doch sie nickte nur freundlich und bedankte sich artig.
„Das war sehr freundlich von euch.“
Voller Aufregung sah sie die Treppen hinauf.
...hinauf in mein eigenes Abenteuer...
Doch der Fürst unterbrach ihre Gedanken und Betrachtungen gleich wieder und zog Sarins Aufmerksamkeit auf sich. Höflich lächelnd sah sie zu ihm, als er weiter sprach:
"Ich sehne die Hochzeit beinahe so aufgeregt herbei wie ihr beiden. Ihr macht mich zu einem stolzen Fürsten und noch stolzeren Vater, fürwahr. Endlich zeigt sich, dass mein Spross ein echter Mann geworden ist."
Und plötzlich knuffte der Fürst Dhansair neckisch, dass dessen versteinerte Fassade brach, um Überraschung und anschließend Schreck geweiteten Augen Raum zu machen. Denn sein Vater sagte:
"Oder hebst du dir diesen Beweis für die Hochzeitsnacht auf, mein Sohn? Na, ich werde es sehen, wie du deine Braut besteigen und damit die Zeremonie vollenden wirst. Ich liebe diesen Teil der Tradition, wenn das Schwert des Mannes die Ehe mit dem ersten Blut der Braut besiegelt. Es hat etwas Besonderes und ich kann kaum erwarten, es zu sehen."
Was???
Auch Sarins Blick war entglitten. Irritiert sah sie vom Vater zum Sohn.
„Was für eine Tradition... Habe ich das richtig verstanden? Ich... Wir... Wir sollen... ihr meint vor aller Augen?“
, platzte es aus Sarin heraus. Sie konnte es nicht verhindern. Alles mögliche hatte sie sich schon vorgestellt, aber das? Nachtelfen mochten was die Rollenverteilung anging ja recht aufgeschlossen sein. Sie hatten nicht umsonst eine HerrIN! Aber Nachtelfen waren auch gern geheimnisvoll und achteten sehr auf ihre Privatsphäre. Nicht umsonst brachte ihr Volk die effektivsten Assassinen hervor. Auch wenn Sarin schon einiges an Überraschungen in Betracht gezogen hatte, so war dies doch etwas, was sie nicht erwartet hatte. All die Jahre der höfischen Zurückhaltung hatten sie doch nicht auf diesen Moment vorbereiten können. Ihre Unschuld und auch ihre gesteigerte Kreativität gereichten ihr diesmal zum Nachteil und malten ihr gleich ein passendes Bild zur der Beschreibung des Fürsten.
Vor ihrem Inneren Auge tauchte sich die Halle des Tempels in blutrote Farben und der Altar, auf dem sie zuvor so „reizend“ von den drei ansprechenden Männern geträumt hatte, dieser verwandelte sich spontan in das beschriebene Himmelbett. Wie eine entrückte Seele umkreiste sie das Bild der zerwühlten Lacken, ihren nackten Körper und den zuckenden unteren Leib ihres Verlobten. In ihrer überreizten Vorstellung flossen Ströme von Blut über die Laken und ergossen sich über die Füße der Schaulustigen, während ein lachender Fürst neben ihnen stand und begeistert applaudierte.
DAS ...das wird niemals passieren!
Sarin war erst rot und dann blass geworden.
Das wird niemals passieren, ...aber ich muss irgendwie darauf eingehen, als wenn es... Manthala hilf mir!
Mit ehrlicher Verzweiflung in der Stimme sprach sie:
„Mein Fürst, verzeiht. Ein solches Vorgehen ...Ist das denn unbedingt notwendig? Bedenkt, ich gehöre nicht zu eurem Volk. Eure Traditionen sind uns Nachtelfen fremd. Es ist doch euer Wunsch unsere Kulturen erfolgreich zu vermischen.“
Einer spontanen Eingebung folgend beugte sie sich ein wenig nach vorne und ergriff die Hand des Fürsten.
Hoffentlich wirkt die Rune auch bei ihm.
Die „unerschrockene Partnerschaft“, so hoffte sie, würde ihn vielleicht ihren Wünschen gegenüber zugänglicher machen.
„Mir wäre das wirklich sehr sehr unangenehm... und... ich... ich...“
Sarin brauchte nicht zu schauspielern um das folgende mit unsicherer stockender Stimme über die Lippen zu bekommen.
„Zum einen bin ich noch... Jungfrau und nicht sehr bewandert in diesen Dingen, ...zum anderen könnte ich mich mit Zuschauern sicher nicht entspannen … und … und ...das wäre der Zeugung eures Enkels sicher nicht zuträglich.“
Vorsichtig spähte sie bittend unter ihren langen silbrig schimmernden Wimpern hervor und hoffte auf die „guten“ Vorsätze des Fürsten appelliert zu haben. Jetzt würde es sich zeigen, ob er wirklich einen Enkel wünschte, oder ob er einfach nur seinen Trieben folgte.
„Wenn ich euren Nachkommen von eurem Sohn empfangen soll, ...“
Beschämt sah sie zur Seite und hoffte, dass Dhansiar mitspielte. Ihre eigenen Ohren glühten derweil in einem schicken Purpur.
„...so bitte ich euch ...um etwas Privatsphäre. Bei uns ist es nur üblich das befleckte Laken zu zeigen, wenn überhaupt. Ein Wächter der die Laute aus dem Brautgemach bezeugt, sollte doch reichen.“
Sie schüttelte leicht den Kopf, als müsse sie die Gedanken verscheuchen, was sie ja auch wirklich versuchte. Sie verkrampfte ihre Finger um die speckige Hand des Fürsten und sah beschämt zu den Bretten des Kutschbodens.
„Ich ...möchte euch euren Enkel nicht vorenthalten, nur weil ich zu angespannt … zu verschlossen... Ihr versteht?“
Sarin spekulierte darauf, dass die allgemeine Vorstellung von der Zeugung von Kindern sich in den letzten Jahrzehnten nicht all zu sehr verändert hatte. Sie hatte sogar einmal gehört, dass wenn ein Kind aus einer Vergewaltigung hervor ging, dann die Frau zum Zeitpunkt der Zeugung als „bereit“ angesehen werden konnte und somit kein Verbrechen vor den Göttern begangen worden war. Nun stellte sie halt dieses „bereit“ in Frage und „drohte“ damit ihrem Fürsten einen Nachkommen vorzuenthalten. Die meisten Männer hatten von den genauen Vorgängen einer Zeugung sowie der Geburt wenig Ahnung. Dafür gab es schließlich Hebammen.
„Bitte lasst mir mehr Zeit um mich an eure Sitten und Traditionen zu gewöhnen. Dann werde ich euch eine gute Schwiegertochter sein.“
Galle! Bäh...
Der saure Geschmack ihrer Eingeweide kroch Sarin die Speiseröhre hinauf.
Ob es ihn stört, wenn ich ihm auf den Schoß kotze? Ob er das für angebracht hält?
Ihr Blick fiel auf seinen Bauch. Trug er vielleicht schon ihr Geschenk mit den Runen darauf, die Bauchbinde?
„Sogar meine Herrin Méntara warnte mich vor Unfruchtbarkeit!...“
, sprach Sarin voller Überzeugung, denn es war ja wahr!
„Ich bin ...schließlich nicht mehr die jüngste Nachtelfe.“
Damit wies sie gleichermaßen auf etwaige Volks-spezifischen Unterschiede hin, sowie auf eventuelle altersspezifische Komplikationen.
„Bitte lasst mich für die besten ..ähm... Umstände sorgen, damit ich euch ganz bald einen Erben schenken kann.“
Beschämt sah sie zur Seite und lehnte sich wieder etwas zurück. Ihre freie Hand ergriff die von Dhansiar, währen die mit den Runen weiter die des Fürsten hielt.
„Wir sind doch schon fast eine Familie. Erlaubt mir meinen Teil dazu beizutragen, Fürst. Dann werde ich euren Sohn sehr glücklich machen!“
In dem ich ihm zur Flucht verhelfe.
, sprach sie abermals voller Überzeugung. Gerade noch konnte sie sich zurückhalten zu Iryan über die fürstliche Schulter hinweg hinauf zu sehen, der auf dem Kutschbock tronte. Was dieser wohl von der Vorstellung hielt?
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. Oktober 2020, 00:31

Wie unerfahren auch er noch war, hätte Sarin sicherlich bemerkt, wenn sie selbst schon häufiger mal Händchen mit dem anderen Geschlecht gehalten hätte. Doch so entging ihr die unbeholfene Erwiderung, als Dhansair nach einigem Zögern die verflochtenen Finger leicht drückte. Sicherlich hatte er schon oft genug versucht, Iryan auf diese Weise zu halten. Möglicherweise war es sogar erwidert worden, aber gewiss hatte der exotische Dunkelfenprinz noch niemals zuvor eine Damenhand derart umgriffen. Beim Tanzen war es nicht nötig und darüber hinaus war es dem Spross derer von Blutsdorn stets gelungen, sich galant um Liebeleien mit dem anderen Geschlecht zu winden. Dafür besaß Dhansair eine ausgeprägte Form an Raffinesse, denn es gelang ihm nicht nur, Frauen zu meiden wie Faldor die Nächstenliebe, sondern dabei auch unauffällig zu bleiben. Niemand vermutete seine wahren Zuneigungen zu Männern. Nicht einmal sein eigener Vater! Oder spielte auch der alte Fürst sein eigenes Spiel? Falls ja, ließ auch er sich nichts anmerken. Von irgendjemandem musste Dhansair ja das Talent erhalten haben.
Die Kutsche setzte sich unter Iryans Führung in Bewegung und endlich erwiderte Dhansair den Händedruck mit etwas mehr Entschlossenheit. Ob die Runen in Sarins Handfläche bereits wirkten? Er spähte zu ihr herüber, hob galant ihr verflochtenen Finger an und setzte einen sanften Kuss an die Knöchel. Nur zum Sprechen kam er nicht mehr, denn sein Vater ergriff das Wort. Es sollte Braut und Bräutigam als schwerer Kloß im Magen liegen, von wo es sich mit einem Kribbeln in alle Gliedmaßen ausbreitete. Ein unliebsames Geschwür, das mit jeder weiteren Silbe des alten Fürsten stärker wucherte. Wie sollten ihre Runen auf der Hand gegen Worte ankommen? Vor allem gegen solche?
Selbst Gebo und Kenaz konnten da nichts bewirken. Wohin war das Feuer, wo fand sich die Leidenschaft, wenn man erfuhr, dass der eigene Schwiegervater der Hochzeitsnacht als Zuschauer beiwohnen würde? Wie sollte Dhansair dann seinen Mann stehen, noch dazu, wo er ohnehin wohl Schwierigkeiten bei Sarin als Frau bekommen hätte? Wie sollten sie beide wenigstens körperliche Liebe miteinander teilen, wenn die von Begierde blitzenden Augen des Vaters auf ihren nackten Leibern lagen? Vor allem auf Sarins Leib, da bestand kein Zweifel. Allein so wie er die Worte formulierte, erregte ihn schon der bloße Gedanke, Zeuge ihrer Entjungferung zu sein. So weit durfte es nicht kommen, Tradition hin oder her! Sarin, Dhansair und Iryan hatten doch ohnehin nicht vor, dass sie zu Beginn der geplanten Hochzeitsnacht sich noch unter der Reisegesellschaft befänden. Immer mehr stieg Verständnis dafür auf, warum der Prinz sein Erbe nicht antreten und einfach die Flucht ergreifen wollte. Er hatte es bestimmt längst geahnt. Natürlich! Er kannte seinen Vater schon seit der eigenen Geburt. Er wusste um dessen Gepflogenheiten, wie sicherlich auch um geheime Fantasien. Und er wusste, dass er seine Erwartungen nicht würde erfüllen können. Dhansair blieb nur die Flucht, wenn er kein Massaker an seinem eigenen Erzeuger begehen wollte, um sich aus dessen Griff zu befreien!
Und er würde Sarin mitnehmen. Nicht nur, weil sie seine Braut werden sollte, sondern vor allem, weil sie als vollkommen Unschuldige in dieses schreckliche Schicksal geworfen worden war. Dhansair mochte seine Schuld dazu beigetragen haben in dem Moment, da er sie für den Tanzball erwählte und somit auch als seine Künftige. Doch welche Wahl war ihm geblieben? Wie viele Schuhe hatte er vorab schon durchgetanzt, wie viele Festivitäten in Morgeria besucht und wie oft die Geduld seines Vaters strapaziert? Er mochte Sarin nichts davon erzählt haben, doch man konnte angesichts seines gesamten Verhaltens mit Zuversicht spekulieren, dass er schon viele Frauen abgelehnt hatte. Die Grenze seitens seines Vaters schien erreicht, wenn er den Sohn sogar bis zum Reich der Nachtelfen mitnahm, damit er sich dort eine Frau aussuchte. Ja, es musste wirklich schlimm sein, wenn ein Dunkelelf den Kompromiss einging, einen mischblütigen Erben anzuerkennen.
Und ein solcher Vater würde unter keinen Umständen mehr zulassen, dass sich der Spross herauswand. Unter dem Deckmantel alter Traditionen würde er ein genaues Auge darauf haben, dass sein Junge die eheliche Pflicht erfüllte und die Blutlinie fortsetzte. Wiederholt stieg die Gewissheit auf: Es durfte nicht soweit kommen. Sie mussten vorher handeln. Sarin, Dhanair und Iryan.
Zunächst aber musste Sarin den ersten Schrecken abschütteln. Sie bekam kaum einen geraden Satz über die Lippen und selbst Dhansair meinte mit belegter Stimme: "D-diese Tradition ist mir in unserem Hause fremd, Vater."
Fürst von Blutsdorn ließ sich nicht beirren. Er winkte desinteressiert ab. "Papperlapapp! Natürlich kennst du die alten Traditionen nicht, mein Sohn! Woher auch? Als einziger Erbe der Familie kannst du es unmöglich bei einem unseres Hauses abgeschaut haben. Ha! Dabei wärst du auf jeden Fall dabei gewesen, hättest du Geschwister, die vor dir eine Ehe eingegangen wären."
Er lehnte sich etwas zurück, so dass er das Brautpaar wie eine listige, fette Kröte anschaute, die eine wagemutige Fliege beobachtete, welche auf seiner ausgestreckten Zunge Platz nahm. Das verzweifelte Summen der kleineren Fliege in Form von Sarin ließ seine Krötenzunge nur vor Aufregung zucken. Fernab der Metapher befeuchtete der Dunkelelf mit der Zungenspitze die Ränder seiner Lippen.
"Notwendig? Nicht unbedingt, aber Ihr werdet unsere Tradition sicher nicht mit Füßen treten und mich enttäuschen wollen, Schwiegertöchterchen." Er reckte das Kinn etwas an. "Immerhin durfte auch ich niemals Zeuge der Tradition in meinem eigenen Hause sein. Gewiss, ich war Gast schon bei den Rasveraths, einigen entfernten Verwandten der Tenebrées und zuletzt bei einem alten Freund, der mich unbedingt als so genannten Bettzeugen nicht nur daneben stehen haben wollte. Ich durfte zusammen mit seiner Gattin sogar das Brautkleid anheben, um dem Sohn den Einzug in den ... Palast seiner Frau zu erleichtern." Er kicherte verzückt, als er sich daran zurückerinnerte. "Endlich möchte ich dieses Ereignis auch in der eigenen Familie sehen."
Dhansair wurde so blass wie Sarin sich wohl elend fühlte. Er brachte kein Wort heraus und rang um Fassung. Seine Finger hatten sich um Sarins gefestigt, aber sie spürte, dass sich zwischen ihren Handflächen Schweiß bildete. Die Runen würden zerlaufen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät, als Sarin beherzt nach der Hand des Fürsten griff. Dhansairs Finger fielen schlaff auf ihren Schenkel zurück. Er beobachtete die Szenerie wie ein Unbeteiligter oder eine Leiche. Dunkelelf war die falsche Bezeichnung geworden angesichts seiner Blässe.
Raikhyn von Blutsord nahm es nicht zur Kenntnis. Sein Fokus lag nun auf Sarin und er betrachtete sie eingehend, weil sie so vertrau nach seinen Fingern gefasst hatte.
"Es muss Euch nicht unangenehm sein, denn ich dachte mir schon, dass es Euch verunsichern könnte." Wirkten die Runen etwa doch noch? Sarin spürte, wie verschwitzt ihre Hand noch war, aber anscheinend sollte ihre Magie sie doch noch retten - dachte sie. Welch ein Irrtum! "Die Tradition wird gewahrt bleiben, aber ich werde sie nicht zur Gänze durchführen lassen. Euch ist Intimität unter Vertrauten in Eurer ersten, wichtigen Nacht sicherlich Recht." Er legte seine andere Hand nun auf Sarins, um sie zu tätscheln. "Deshalb habe ich vorab schon darauf verzichtet, Freunde und Verwandte einzuladen, die dem Schauspiel beiwohnen wollten. Es bleibt alles im kleinsten Kreis, so dass ihr beide den Beischlaf ganz vertraut vollziehen könnt. Dhansairs Leibwache wird zusammen mit mir den Akt bezeugen ... und ich biete Euch sogar an, darauf zu verzichten, die Mischung aus Eurem Unschuldsblut und den Wachstumssäften meines Sohnes aufzufangen, um sie aufzubewahren. Mein Wort vor den Zweiflern wird schon genügen. Fürchtet Euch nicht. Und sollte Eure Anspannung nicht abflauen, werde ich persönlich helfend .... eingreifen."
Es bestand kein Zweifel mehr. Dem Fürsten war nicht an einem Erben gelegen. Deshalb hatte er ihn vertraglich wohl auch sorglos an Méntara übergeben und ihren Worten nach zu schließen sollte Sarin ohnehin mehr als ein Kind in die Wiege derer von Blutsdorn gebären. Dem Fürsten ging es einzig um ihre Person. Er wollte Zeuge ihrer Frauwerdung sein, wenn nicht gar selbst den Akt vollziehen, falls Dhansair nicht dazu in der Lage wäre. Oh, es funkelte in seinen Augen und der flüchtige Blick zu Sarins knappem Rocksaum vorn bewies es. Dieser Dunkelelf dachte nur mit dem Ziehen der eigenen Lenden und seine Sehnsucht, sich an der eigenen Schwiegertochter zu vergehen, wuchs mit jedem Schritt, den Sarin vom Reich der Nachtelfen entfernte.
Dhansair war es, der nun eingriff. Seine Stimme zerschnitt die Luft und das, ohne dabei laut zu werden. Auch sein Blick hätte Kehlen durchreißen können, doch er blieb kerzengerade neben Sarin sitzen. Niemand der Umstehenden, die die Kutschfahrt beobachteten, ahnten von der Spannung zwischen Vater und Sohn. Doch Dhansairs gezichte Worte drohten wie eine überspannte Bogensehne fast zu zerreißen. "Das kann nicht dein Ernst sein, Vater."
Fürst Raikhyns Blick verfinsterte sich. Strenge legte sich auf seine Züge. "Wage es nicht, mich so vertraut in der Öffentlichkeit anzusprechen. Vergiss deine Etikette nicht, weder hier, noch in Morgeria oder im Feld, nachdem du deiner Braut den Bauch mit reichlich Nachwuchs befüllt hast."
Dhansair aber begehrte wohl erstmals offen gegen seinen Vater auf. Denn Iryan ließ die Kutsche versehentlich etwas schlenkern, als er über die Schulter zurück schaute. Er erfasste die Lage mit einem einzigen Blick, öffnete nun selbst den Mund, um die Situation zu unterbrechen. Er, der Leibwächter! Er erwiderte Dhansairs Gefühle nur auf platonische Weise, aber diese waren inniger und gefestiger als die Familienbande seines Herrn. Trotzdem kam auch er nicht dazu, zu sprechen. Erneut ergriff Fürst Raikhyn das Wort: "Natürlich ist es nicht mein Ernst. Ich wünsche eine Mischung der Kulturen und werde daher auch die Traditionen der Nachtelfen berücksichtigen. Sprecht doch, Sarin. Erzählt, welche Riten in Eurer Kultur vollzogen werden. Je früher Ihr sie mitteilt, desto eher lassen sie sich in unsere Traditionen einbinden und desto mehr Zeit haben wir alle, uns daran zu gewöhnen"
Woran sich der Schwiegervater definitiv noch nicht gewöhnt hatte, war die Bauchbinde. Zu Sarins Verdruss trug er sie nicht und sie konnte sich davon noch keine Hilfe erhoffen. Auch die dunkelelfischen Wächter ringsum waren noch nicht mit den Halstüchern ausgestattet worden. Natürlich nicht. Der Fürst würde sich all das für den Tag der Hochzeitszeremonie aufsparen. Kostbare Geschenke der Braut sollten nicht vorab getragen und abgenutzt werden.
Hingegen ihre Warnung bezüglich ihres Alters und einer eintretenden Unfruchtbarkeit sorgten endlich für die nötige Veränderung. Die Miene des Fürsten veränderte sich. Er blinzelte und starrte Sarin einen Moment lang an. Dann richtete er wiederholt den Blick zu seinem Sohn. Wieder lag Strenge darin, unausgesprochener Tadel. Wie hatte er sich nur eine unfruchtbare Braut aussuchen können!
Der Fürst nahm es dennoch mit Fassung. Er räusperte sich lediglich und tätschelte wiederholt Sarins Hand. "Oh, das hättet Ihr früher erwähnen sollen. Ich hoffe, unter den Manthala-Priesterinnen findet sich eine Kundige, die Euch untersuchen könnte. Gewiss gibt es Methoden dafür. Ansonsten müssen wir wohl eine Leibärztin aus Morgeria kommen lassen. Das würde die Zeremonie jedoch verzögern."
"Vater, wir sollten diesen Kompromiss eingehen. Es ist in unser aller Sinne, diese Frage vorher zu klären." So gewannen sie Zeit. Dhansair griff nach jedem Strohhalm. Deshalb erwähnte er auch nicht, dass das Reich der Nachtelfen sicherlich ebenso Ärzte vom Fach zu bieten hätte. Nein, die wären sofort herangeschafft und ihr Vorteil Zeit dahin. Es war besser, jemanden den weiten und beschwerlichen Weg aus Morgeria nehmen zu lassen.
"Und während wir auf die Ankunft der Leibärztin warten, könnte ich meiner Verlobten mehr von anderen Traditionen zeigen ... und den Tempel der Manthala. Im Mondenschein! Das wäre romantisch."
Raikhyn setzte eine nachdenkliche Miene auf. Er rieb sich das Kinn. Ihm gefiel es sichtlich wenig, die erwartete Hochzeitsnacht hinauszögern zu müssen. Er kratzte sich am Innenschenkel entlang. Schließlich aber nickte er. "Es geht wohl nicht anders. Sofern Ihr keine Idee mehr habt, Sarin? Außerdem würde ich nun gern von den Traditionen Eures Volkes hören. Morgerianische Nachtelfenskla... ähem ... Diener plaudern nicht so gern."
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 15. Oktober 2020, 10:25

Diese Kutschfahrt entwickelte sich zum Horrortrip! Der Fürst untermauerte noch Sarins schlimmste Befürchtungen und malte ihr die schrecklichsten Bilder in den Kopf. Bei seinen Worten die Fassung zu bewahren stellte sich als Meisterleistung heraus. Am liebsten hätte sie sich einzig darauf konzentriert, dass sie zu dem Zeitpunkt der Hochzeitsnacht ja garnicht mehr da sein würde, aber wenn sie das täte, wären ihre Reaktionen nicht mehr authentisch und der Fürst könnte von ihrem Vorhaben etwas ahnen. Also musste sie sich mit diesen Themen beschäftigen. Sie wagte sogar mutig die Flucht nach vorne und ergriff seine Hand, in der Hoffnung, dass die Magie der Runen noch etwas für sie abmildern konnte. Seine Reaktion ließ sie für den Bruchteil eines Herzschlages hoffen:
"Es muss Euch nicht unangenehm sein, denn ich dachte mir schon, dass es Euch verunsichern könnte."
Wirkten die Runen etwa doch noch? Sarin spürte, wie verschwitzt ihre Hand noch war, aber anscheinend sollte ihre Magie sie doch noch retten - dachte sie. Welch ein Irrtum!
"Die Tradition wird gewahrt bleiben, aber ich werde sie nicht zur Gänze durchführen lassen. Euch ist Intimität unter Vertrauten in Eurer ersten, wichtigen Nacht sicherlich Recht."
Er legte seine andere Hand nun auf Sarins, um sie zu tätscheln.
IGITT!!!
Sarin verzog keine Miene und blinzelte mit verhaltener Hoffnung zu ihm auf.
"Deshalb habe ich vorab schon darauf verzichtet, Freunde und Verwandte einzuladen, die dem Schauspiel beiwohnen wollten. Es bleibt alles im kleinsten Kreis, so dass ihr beide den Beischlaf ganz vertraut vollziehen könnt. Dhansairs Leibwache wird zusammen mit mir den Akt bezeugen ... und ich biete Euch sogar an, darauf zu verzichten, die Mischung aus Eurem Unschuldsblut und den Wachstumssäften meines Sohnes aufzufangen, um sie aufzubewahren. Mein Wort vor den Zweiflern wird schon genügen. Fürchtet Euch nicht. Und sollte Eure Anspannung nicht abflauen, werde ich persönlich helfend .... eingreifen."
Es bestand kein Zweifel mehr. Dem Fürsten war nicht an einem Erben gelegen. Sarin wurde schlecht. Bittere Galle kroch ihr die Kehle hinauf. Dhansair war es, der nun eingriff und schlimmeres verhinderte. Seine Stimme zerschnitt die Luft und das, ohne dabei laut zu werden.
"Das kann nicht dein Ernst sein, Vater."
Fürst Raikhyns Blick verfinsterte sich. Strenge legte sich auf seine Züge.
"Wage es nicht, mich so vertraut in der Öffentlichkeit anzusprechen. Vergiss deine Etikette nicht, weder hier, noch in Morgeria oder im Feld, nachdem du deiner Braut den Bauch mit reichlich Nachwuchs befüllt hast."
Erneut ergriff Fürst Raikhyn das Wort:
"Natürlich ist es nicht mein Ernst. Ich wünsche eine Mischung der Kulturen und werde daher auch die Traditionen der Nachtelfen berücksichtigen. Sprecht doch, Sarin. Erzählt, welche Riten in Eurer Kultur vollzogen werden. Je früher Ihr sie mitteilt, desto eher lassen sie sich in unsere Traditionen einbinden und desto mehr Zeit haben wir alle, uns daran zu gewöhnen"
Sarin hustete ein paar mal, als hätte sie sich verschluckt um nicht gleich antworten zu müssen und erinnerte dann an ihr Alter und einer ggf. eintretenden Unfruchtbarkeit. Das sorgte endlich für die nötige Veränderung. Die Miene des Fürsten veränderte sich. Er blinzelte und starrte Sarin einen Moment lang an. Dann richtete er wiederholt den Blick zu seinem Sohn. Wieder lag Strenge darin, unausgesprochener Tadel. Er räusperte sich lediglich und tätschelte wiederholt Sarins Hand.
"Oh, das hättet Ihr früher erwähnen sollen. Ich hoffe, unter den Manthala-Priesterinnen findet sich eine Kundige, die Euch untersuchen könnte. Gewiss gibt es Methoden dafür. Ansonsten müssen wir wohl eine Leibärztin aus Morgeria kommen lassen. Das würde die Zeremonie jedoch verzögern."
"Vater, wir sollten diesen Kompromiss eingehen. Es ist in unser aller Sinne, diese Frage vorher zu klären."

So gewannen sie Zeit und das war es was sie brauchten. Dhansair griff nach jedem Strohhalm. Deshalb erwähnte er auch nicht, dass das Reich der Nachtelfen sicherlich ebenso Ärzte vom Fach zu bieten hätte. Es war besser, jemanden den weiten und beschwerlichen Weg aus Morgeria nehmen zu lassen.
"Und während wir auf die Ankunft der Leibärztin warten, könnte ich meiner Verlobten mehr von anderen Traditionen zeigen ... und den Tempel der Manthala. Im Mondenschein! Das wäre romantisch."
Sarin sah zu Dhansiar und lächelte ein klein wenig, denn das Wort **Romantik** war so falsch in diesem Zusammenhang, wie es nur sein konnte, aber doch bewies es seine Sorge auch um ihr Wohlergehen. Er machte sich gut und er brachte Sarin damit auf eine Idee.
„Euer Sohn hat ein gutes Gespür für mein Volk...oder für mich...“
Sarin lächelte ihren Verlobten selig an und entzog dem alten Sack ihre Hand um sie wieder in die ihres Liebsten zu legen.
„Das Mondlicht ist in der Tat ein wichtiger Faktor in all unseren Traditionen. Manthalas Segen ist uns sehr wichtig.“
Raikhyn setzte indessen eine nachdenkliche Miene auf. Er rieb sich das Kinn. Ihm gefiel es sichtlich wenig, die erwartete Hochzeitsnacht hinauszögern zu müssen. Er kratzte sich am Innenschenkel entlang. Schließlich aber nickte er.
"Es geht wohl nicht anders. Sofern Ihr keine Idee mehr habt, Sarin? Außerdem würde ich nun gern von den Traditionen Eures Volkes hören. Morgerianische Nachtelfenskla... ähem ... Diener plaudern nicht so gern."
...Nachtelfensklaven... Natürlich reden sie nicht, du Bastard! Wir sterben eher, als das wir unseresgleichen verraten!
„Wieee bitte?“
Sarin riss die Augen auf. Teils war es echt, aber in diesem Moment reagierte sie sofort und überzog ihre Reaktionen sogar noch ein bisschen.
„Ich hoffe, ihr habt keine Nachelfensklaven in eurem Haushalt???!!!“
Sie hob die freie Hand wie ein „Stopzeichen“ und sprach plötzlich sehr schnell und aufgeregt.
„Wenn ihr Nachtelfensklaven habt, dann erwarte ich, dass sie sofort, nach unserer Ankunft frei gelassen werden! Wie sähe das den aus! Eine Ehefrau der Nachtelfen, ein Bündnis zweier Völker und ihr haltet uns als Sklaven? So geht das doch nicht! Sie müssen in Ehren entlassen werden!“
, echauffierte sich Sarin inbrünstig, wie es ihre Cousine nicht besser gemacht hätte.
Ich muss noch eins drauf packen, sonst glaubt er mir womöglich nicht.
„Außer sie wollen natürlich als Diener bleiben.... Ich hoffe, ihr habt sie gut behandelt! ...aber, das werden wir ja sehen, wenn wir da sind! Als Prinzgemahlin von Blutdorn werdet ihr mir sicher erlauben den Haushalt nach meinen Wünschen anzupassen! Dies wird sicher einer meiner Aufgaben sein, wenn wir in Morgeria leben... Das Haus nach außen hin offen für Neuerungen darzustellen und in ein neues Zeitalter der Bündnisse zu führen. Das ist ja schließlich der Sinn dieser Hochzeit, oder?“
Sie sah ihn einen Moment durchdringlich an, so wie Lucil es tat, wenn sie der festen Meinung war Recht zu behalten und niemand es wagen durfte zu widersprechen.
„Nun, das bringt mich auch zu ein paar anderen Fragen.“
Sarin hob das Kinn kurz an, als müsse sie sich um Contenance bemühen und sprach schnell weiter, damit er keine Chance bekam sie zu unterbrechen.
„Habt ihr eine Ehefrau? Gibt es eine Fürstin oder eine Dame des Hauses, mit der ich mich in diesen Belangen ..absprechen muss? Einen Haushofmeister oder eine Oberin über die Dienerschaft? Es wäre hilfreich, wenn ich schon etwas mehr über die gesellschaftlichen Strukturen meines neuen Zuhauses wüsste, bevor wir dort ankommen. Dann kann ich mich besser auf meine Aufgaben vorbereiten.“
...die ich hoffentlich, NIEMALS übernehmen werden müssen!
„Oh... aber verzeiht! Ich habe eure Frage nach unseren Traditionen noch nicht beantwortet. Das Thema „Sklaven“ und Bedienstete hat mich etwas ..erregt. Entschuldigt bitte meine Ausfälligkeit. Nun... wie gesagt, unserer Traditionen haben sehr viel mit dem Mond und natürlich mit unserem tief verwurzelten Glauben an Manthala zu tun.“
Nun kam Sarins Idee zum tragen. Sie wusste, hier hatte sich gerade eine Möglichkeit aufgetan. Ihr Volk hatte in der Tat eine Traditionen, die sie gern wahren würde, aber hier und jetzt, konnte sie auch ein bisschen hier und da etwas hinzufügen, dass ihnen bei ihnen Fluchtplänen später helfen könnte. Sie musste nur so viele Möglichkeiten anbieten, dass der Fürst für sich aus mehreren das „kleinste Übel“ für sich heraus suchen konnte um weiterhin gönnerhaft zu erscheinen.
„Nachtelfen sind sehr familiär und wir verlassen nur sehr selten der Kreis unserer Familien. Eben nur um sie zu vergrößern. Die Nachtelfen leben in geschlechtlicher Gleichberechtigung, weshalb ich hoffe, dass mein Wort und meine Meinung bei euch Gehör findet, wie die eures Sohnes.“
...und das ignoriert er ja auch herzlich gern. Das wird ihm leicht fallen... Jetzt bekommst du aber erst einmal ein paar MEHR Worte von deiner zukünftigen Schwiegertochter um die Ohren!
„Wir halten uns Diener des eigenen Volkes in unseren Haushalten...keine Sklaven! Diese Dienerschaft kann man sogar wie einen Teil der Familie sehen. Oft heiraten niedere Elfen so auch in den höheren Stand ein.“
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„Eine der beliebtesten Sitten unseres Volkes vor allem unter jungen männlichen Nachtelfen ist das traditionelle Vollmondfest, welches immer in der 69. Nacht der Zeit des Erwachens stattfindet. Denn dann färbt sich der Vollmond violett und die Nachtelfen versammeln sich zur Jagd. Was immer sie erlegen, wird den Göttern – natürlich Manthala – geopfert und mit dem Blut zeichnen wir Muster auf die Haut. Es ist ein Ritual, das sie vor dem Sonnenlicht schützen soll und Manthalas Segen erbittet.
Eine eher gefährliche Tradition ist die so genannte Purpurmantel-Mutprobe. Sie findet vor allem bei den jungen aufstrebenden unter den Nachtelfen besonderen Anklang, ganz gleich ob Mann oder Frau. Hierbei pflücken die Teilnehmer den leuchtenden Purpurmantel, einen Pilz, der auch für unser Volk nicht ungiftig ist. Wem es gelingt, den ganzen Pilz zu vertilgen und 20 Stunden später immer noch am Leben zu sein, der gewinnt sich den Respekt seiner Kameraden – sofern jene es ebenfalls geschafft haben, einer tödlichen Vergiftung zu entrinnen. Solche Überlebende kleiden später oft hohe Ämter aus und man sagt ihnen ein Langes erfülltes Leben nach.
Eher romantisch ist da der Brauch der Mondblume. Ist ein Nachtelf verliebt, verlässt er oftmals im Schein des Mondlichtes die Heimat und sucht in den umgebenden Wäldern nach einer Pflanze, die selbst im Antlitz der Göttin Manthala noch zu blühen vermag. Eine solche Suche scheitert oft, doch sei dem Nachtelfen sein Partner oder seine Partnerin garantiert, der eine nachts blühende Blume pflückt und als Liebesbeweis auf die Schwelle der oder des Angebeteten legt. Ich selbst habe mal von einer Kundin gehört, dass sie auf diese Weise zu einer Mandadistel gekommen sei, die des Nachts blühte. Sie und ihr Gatte sind seid vielen Jahren glücklich verheiratet.“
Sarin atmete nur einmal kurz durch und fuhr fort:
„Ihr werdet verstehen, dass ich letztere erwähnte Sitte auch für mich und euren Sohn gerne ausführen würde... zumal ich ja für ihn meine eigene Familie verlassen habe und nun darauf baue, in seiner Heimat glücklich zu werden. Es wäre mir ein großes Anliegen, wenn ihr uns erlauben würdet ein wenig Zeit dafür aufzuwenden, eine Mondblume zu finden.“
Sie streichelte sanft die Hand ihres Prinzgemahls.
„Unserer Traditionen zur Hochzeitszeremonie wird sich vielleicht garnicht so sehr von der euren abheben, denn schließlich sind wir ja entfernt verwand in unserer Geschichte. Einige von uns sehen in den heutigen Dunkelelfen noch immer lang vergessene Brüder, die an der Oberfläche geblieben sind. Und wir sind schließlich alle Manthala sehr verbunden, auch wenn viele von euch nun mehr ihren Zwillingsbruder Faldor dienen. Aber Manthala verbindet uns in ihrem Handel und mit ihrer Schönheit. Meine Mutter war lange Zeit ihres Lebens die Hohepriesterin unseres Volkes und ich selbst habe eine Zeit lang diesen Weg beschritten. Ihr Geschick, ihre gewitzte Verschlagenheit, ihre Weisheit, Schönheit, so geheimnisvoll und mysteriös sie ist, so ist auch ihr Volk, die Nachtelfen. Wir sind Meister der Verschleierung, was unseren Hang zur Heimlichkeit erklärt. In der Öffentlichkeit zu stehen ist uns ein Graus. Wir sind ihre göttlich gesegneten Schatten. Wir lieben den Mond, sein Licht, die schwarzen Rosen, ...so wie euer Sohn mir eine geschenkt hat.“
Sarin lächelte wieder Dhansair an.
„Wenn wir also keine seltene Mondblume finden sollten, so wünschte ich mir wenigstens eine weiße Eule für die traditionelle Segnung unserer Liebesschwüre. Diese Sitte sollte nicht viel Zeit kosten und wir könnten sie vor der Eheschließung durchführen. Dafür ziehen sich zwei Liebende an einen ruhigen Ort in Stille und Einsamkeit zurück und offenbaren sich ihre tiefsten Geheimnisse. Ihr müsst verstehen, dass die Zusammenführung zweier Nachtelfenfamilien auch immer einen enormen Anstieg an Macht bedeutet, denn jede Familie steuert das Wissen um ihre Geheimnisse bei... und Wissen ist bekanntlich Macht! So verbinden sich also die Liebenden kurz vor ihrer Hochzeit zu einem Ganzen im Beisein einer weißen Eule, die dann in die Freiheit entlassen wird. Die Eule trägt dann ihr Wissen zu Manthala und diese erteilt damit ihren Segen für das vereinte Haus. Als Tochter eines Nachtfürsten trage ich auch einiges an Wissen in mir, dass ich in diesem Ritual mit meinem Mann teilen werde.“
Na, Fettelfürst? Neugierig geworden?
„Was... ähm... die Traditionen der Hochzeitsnacht anbelangt...“
Sarin zierte sich ein bisschen, da es ihr schlicht unangenehm war über so etwas zu sprechen und es aber auch gut zu ihrer Rolle passte.
„... die ...Die Hochzeitsnacht wird unser uns Nachtelfen so durchgeführt wie die beiden Partner es sich vorstellen. Viele... viele von uns bevorzugen einen Ausflug an die nächtliche Oberwelt um an einem geheimen Ort ihre Zweisamkeit im Mondlicht zu zelebrieren. Also einzig ...unter Manthalas Augen sozusagen, damit sie ihren Segen für die Familie gibt. Andere Paare haben lange Wanderungen durch unsere Unterwelt gewählt und haben sich im Schein der Pilzwälder ...geliebt.“
Sarin wurde ein bisschen fliederfarben um die Nase und ihr Blut rötete auch die Spitzen ihrer Ohren.
„Meistens jedoch reden wir überhaupt nicht über solche Dinge. Ein Nachtelf schweigt und genießt, heißt es bei uns. Hmm.... Ansonsten sind Geldgeschenke, weiße Eulenfedern, schwarze Rosen und natürlich Mondsteine beliebte Liebesbeweise, so wie auch als typische Opfergaben für Manthala sehr beliebt.“
Sie sah auf ihre Kleidung und den Schmuck.
„Euer Sohn hat da schon gut vorgesorgt und mich sehr zufrieden gestellt. Die Blutrubine erinnern an euren hohen Namen und so verbindet sich hier schon eine traditionelle Sitte mit der anderen.“
Sarin lächelte glücklich und strahlte damit ihren Verlobten an.
„Ihr habt einen wirklich galanten und aufmerksamen Mann dieser Welt geschenkt, mein Fürst. Ich werde mein Bestes geben um ihn glücklich zu machen. Das kann ich schon jetzt versprechen.“
Sarins Augen glitzerten leicht, denn es wahr die reine Wahrheit, die ihre Worte mit diesen Emotionen erfüllten.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Samstag 31. Oktober 2020, 00:41

Langsam schwante Sarin wohl, gegen welche Monstrosität ihr Verlobter sein Leben lang schon ankämpfte - mit einem Zweig, nicht dicker als der Arm eines halb verhungerten Goblins, noch dazu gebrochen und seine Rüstung bestand aus einem Feigenblatt. Kein Wunder, dass Dhansair in seinem Leibwächter mehr als einen Freund sah. Er war der einzige Rettungsanker in einem Leben, das andere ihm vorschrieben. Er wünschte dieses Schicksal nicht, weder für sich noch für Sarin. Die Flucht war sein letzter Strohhalm und er klammerte sich so fest daran wie aktuell wohl an Sarins Hand. Seine Miene blieb versteinert und ausdruckslos. Nur er allein wusste, was in seinem Inneren vor sich ging und vielleicht ahnte zumindest Iryan etwas. Der Wächter spähte wiederholt über die Schulter zurück zu den Insassen der kleinen Kutsche. Derweil kamen die finsteren Höhlenwände näher, welche den Rand des Nachtelfenreiches darstellten. In ihnen gab es das große Zugangsportal, das wiederum zu einer steinernen Wendeltreppe führte. Sie brächte Sarin und die anderen an die Oberfläche. Was sie wohl erwartete? Mondlicht oder Sonnenschein? Zauberhafte Aufregung unter dem Lächeln Manthalas oder peinigender Schmerz im Lichte ihres Bruders? Die Welt da oben besaß zwei Seiten. Ihre Welt hier unten ebenso und dazwischen hockte Fürst Raikhyn von Blutsdorn und glaubte, auch ihr Schicksal besiegeln zu können. Sie musste es aufhalten, sie musste eingreifen. Irgendetwas musste sie doch tun!
Bevor auch nur erster Widerstand über ihre Lippen kam, zeigte Dhansair, dass auch er nicht nur stillschweigend alles hinnahm. Er mochte sich in einem Zustand befinden, in dem er die Flucht als einzige Lösung sah, doch das schloss nicht aus, weiterhin gegen seinen Vater aufzubegehren. Allerdings reagierte der Fürst relativ gelassen, zischte seinem Sohn nur etwas auf Lerium zu, das selbst unverständlich noch in Sarins Ohren viel zu hart klang, als dass es sich um freundliche Worte handeln könnte. Daraufhin verfiel Dhansair erneut in resigniertes Schweigen. In seinem Inneren aber musste es kochen.
Derweil erhielt Sarin endlich Gelegenheit, ihr Schicksal abzuwenden oder wenigstens Zeit für die geplante Flucht zu gewinnen. Der Fürst konnte unmöglich die Traditionen der Nachtelfen kennen. Sarin besaß freie Hand. Es musste nur plausibel klingen und sowohl ihr als auch ihrem Verlobten und Iryan genug Zeit verschaffen. Noch mehr Zeit! Ihr Hinweis zu einer möglichen Unfruchtbarkeit mochte helfen, aber irgendwann wäre die Leibärztin angereist ... und derweil schien der Fürst seinen gierigen Blick kaum von ihrem Körper lösen zu können. Es genügte nicht. Sie musste mehr tun. Also griffen die Versprochenen gemeinsam zu einer List unter dem Deckmantel romantischer Gefühle. Für einen ersten Augenblick klappte das auch, aber Sarin ließ sich von der Neuigkeit über versklavte Nachtelfen ablenken. Sie zeigte sich entsetzt, wenn auch etwas überspitzt.
Raikhyn hob im Gegenzug nur lässig die Schultern. "Natürlich haben wir Bedienstete in unserem Haus. Kein morgerianischer Adliger lebt, indem er selbst die Hände schmutzig macht. Und natürlich sind einige Diener darunter auch Sklaven. Ob wir Nachtelfen als solche halten, ist mir nicht einmal bekannt. Ich lege Wert darauf, dass meine Dienerschaft nicht auffällt. Ihr Anblick stört mich."
Dhansair atmete tief durch, sagte aber nichts.
"Falls ich Nachtelfensklaven halte, ist das nicht Euer Problem, Schwiegertochter." Endlich zeigte Fürst von Blutsdorn sein wahres Gesicht und das sogar recht offen. Es war ein strenger Anblick, kalt und skrupellos. Wenn Sarin nicht nackt unter ihm lag, interessierte er sich genauso wenig für sie wie für seinen eigenen Sohn. "Es kümmert niemanden, ob die Zukünftige meines Sohnes vom gleichen Blut wie meine Dienerschaft ist. Es existieren sogar dunkelelfische Sklaven, wenngleich sie eine Seltenheit darstellen. Aber schon so mancher Sohn bereitete der Familie genug Schande, um diese Rolle zu verdienen." Sein eisiger Blick streifte Dhansair. Dieser erwiderte ihn nicht, spannte sich darunter jedoch merklich an.
"Jeder wird seine Rolle einnehmen. Ihr werdet die Prinzessin des Erben von Blutsdorn, werte Sarin Kasani. Als solche habt Ihr keinerlei Mitspracherecht, solange das Haus noch von mir als Oberhaupt geführt wird. Mit meinem Ableben wird es in die Hand meines Erben fallen - wie er gedenkt, das Haus zu führen, sei dann seine Entscheidung. Aber Dhansair weiß, was ich erwarte. Er kennt seinen Platz und Ihr solltet den Euren ebenfalls kennen." Konnte eine Stimme noch kälter werden. Selbst Iryan wagte nicht mehr, über die Schulter zurückzuschauen, um bloß nicht zu signalisieren, dass er alles mit anhören konnte. Der Fürst hingegen genoss seine Macht über die Anwesenden. Er strich das Haar hinter sein linkes Spitzohr. "Es war schon immer Tradition, dass die Gemahlin eines von Blutsdorn ihre Aufgabe ernst nimmt. Sie hat nur eine einzige in unserer Familie und das ist es, die Familie zu vergrößern. Nichts Anderes erwarten mein Sohn und ich von Euch. Im Gegenzug habt Ihr natürlich die Freiheit, Euch zu entfalten. Bildung, Kunst, selbst der Zugang zu einer Kampftechnik oder der Anwendung von Magie - so Ihr fähig seid - soll Euch gewährt werden. Und zwischen all diesen wundervollen Dingen, mit denen Ihr Euch Kurzweil verschafft, wird Euer Leib regelmäßig unter der Furchtbarkeit meines Sohnes anschwellen. Vorausgesetzt, Ihr könnt ebenfalls mit Fruchtbarkeit dienen, aber das wird die Leibärztin herausfinden. Solltet Ihr diesen Punkt des mit Eurer Stadtherrin verfassten Vertrages nicht einhalten können, ist jener ohnehin gebrochen und ... Ihr werdet wieder abreisen. In diesem Fall hat das Haus von Blutsdorn keine Verwendung für Euch."
Abreisen. Wenn sie als unfruchtbar deklariert würde, wäre zumindest Sarin frei. Sie könnte ... einfach gehen. Offenbar stand nicht einmal fest, dass sie zurück ins Reich der Nachtelfen müsste. Unfruchtbarkeit könnte sie retten? Nur Dhansair und Iryan hätten dadurch nichts gewonnen, aber musste sie an die beiden Dunkelelfen denken, wenn es um ihr eigenes Schicksal ging?
Der Fürst unterbrach ihre Gedankengänge erneut. "Was meine Frau betrifft ... hast du ihr nichts davon erzählt, Sohn?"
Dhansair presst die Lippen aufeinander. Er starrte auf die Hand, welche Sarins Finger umschlossen hielt. Er drückte nicht fest zu, so groß war seine Beherrschung, aber sie spürte seinen Schweiß und die Anspannung seines Körpers. Aus der Stimme war allerdings nichts herauszuhören, von einem ernsten Unterton abgesehen: "Meine Frau Mutter verstarb. Nachdem sie meinem Vater in all den Jahren meiner Kindheit keine weiteren Nachkommen gebären konnte und man für einen Segen Faldors sogar ihre Schwester geopfert hatte, wurde sie endlich schwanger. Leider verlor sie das Kind bereits nach wenigen Monaten ... und ..."
"Und?", hakte der Fürst nach, ohne auch nur einen Deut Anteilnahme zu zeigen.
"... und sie starb daran. Der Blutverlust war wohl zu groß. Man ... fand sie verblutet in ihren Gemächern, meinen verlorenen kleinen Bruder halb entwickelt zu ihren Füßen." Dhansair unterdrückte ein Schlucken, aber er sprach nicht weiter. Sein Vater wirkte zufrieden.
"Eine Tragödie", meinte er und winkte ab. "Meine Gemahlin war nicht mehr die Jüngste und mein Sohn verschmäht dunkelelfische Schöße. Ich bin bereit, eine Nachtelfe als neue Blutlinie in die Familie einzubeziehen - zu meinen Bedingungen. Die Stadtherrin war es zufrieden und wir hielten es vertraglich fest. Ihr werdet Teil derer von Blutsdorn unter meiner Führung, bis mein Sohn das Oberhaupt wird. Ihr werdet Euch gefügig halten und gewinnt dadurch Vorteile. Lediglich Euer Erstgeborenes hat Mentára Tronás für sich beansprucht. Hoffen wir also, dass Euer Leib mindestens zwei Kinder zur Welt bringen kann. Ansonsten ist es schriftlich niedergelegt und unterzeichnet, dass Ihr Euch in Demut zeigt."
"Vater..."
"Und für meinen Sohn so oft die Beine öffnet, wie seine Lenden es verlangen!" Die Stimme des Fürsten konnte Luft zerfetzen. Sie schnitt zudem sofort Dhansairs Einwand ab, ehe er ihn ausgesprochen hatte. Raikhyn von Blutsdorn klatschte in die Hände. "Genug davon. Der Vertrag wird bei der Hochzeitszeremonie verlesen, damit Ihr Eure Aufgaben kennt. Und danach bleibt genug Zeit, Euch auf Eure Rolle als Prinzessin vorzubereiten. Die Reise ist lang. Außerdem warten im Tempel der Manthala meine Sklav... Dienerinnen, um Euch die Aufgaben besser zu erklären. Sprechen wir lieber über die Traditionen, die Ihr mir noch immer nicht offenbart habt." Er lächelte. "Ich bin ein zuvorkommender Schwiegervater, daher möchte ich auch auf Eure Bedürfnisse eingehen ... in angemessenem Rahmen, versteht sich."
Sarin machte das Beste daraus. Schließlich galt es, den neuesten Schock zu verdauen. Ihr Geist durfte sich davon nicht erschüttern lassen. Sie hatte schließlich nicht vor, es jemals so weit kommen zu lassen. Ihre spinnenliebende Freundin hatte nicht berücksichtigt, wie wenig eine Frau in Morgeria zu sagen hatte. Oder zumindest wie wenig im Haus derer von Blutsdorn! Sie würde kein Netz um sich spinnen können, wenn ihr Schwiegervater sämtliche Fäden zerriss, bevor sie sie gesponnen hatte. Also musste ein Plan her, der all das verhinderte. Sarin versuchte es über das Unwissen des Fürsten in Bezug auf nachtelfische Traditionen. Und so erzählte sie von Gleichberechtigung. Damit konnte sie Raikhyn allerdings nicht einmal mehr ein höfliches Lächeln entlocken. Dass diese Tradition bei ihm vollends ignoriert wurde, war ihr bewusst, noch bevor sie von der nächsten sprach. Sie erwähnte die Beziehungen zwischen Dienern der Nachtelfen und ihren Herrschaften. Auch das fruchtete nicht. Der Fürst unterdrückte lediglich ein Gähnen und Dhansair schüttelte ganz sacht den Kopf. Sarin würde sich so weder Gehör verschaffen, noch Freunde. Der Fürst schien sogar das Interesse an ihr zu verlieren, denn sie zeigte sich gar nicht so devot wie er es sich wohl gewünscht hatte. Eine anstrengende Verlobte für seinen Sohn. Hoffentlich kam er nicht auf die Idee, sie noch vor der Hochzeit loszuwerden. Zwar müsste Sarin dann dieses Schicksal nicht länger erwarten, aber ihr Leben würde drastisch verkürzt, genauer gesagt, es fände ein unliebsames Ende. Dunkelelfen gingen gewissenloser vor als Nachtelfen und selbst unter ihrem Volk gab es so viele heuerbare Meuchler! Sarin hatte sogar schon Arbeitskleidung für diese Berufsgruppe schneidern müssen.
Nein, so kam sie nicht weiter. Zum Glück besaßen die Nachtelfen viele Traditionen, auf die Sarin zurückgreifen könnte. Dhansair lauschte ihr aufmerksamer als sein Erzeuger. Er wirkte interessiert.
"Die Tradition des Purpurmantels könnte in Morgeria Anklang finden, aber für unsere bevorstehende Hochzeit würde ich es gern in Angriff nehmen, auch Manthalas Segen zu erlangen. Vater, was haltet Ihr davon, wenn ich im Arus eine solche Mondblume für meine Braut suche?" Er unterstützer Sarin sofort. Sie beide sahen hier eine Gelegenheit.
Fürst Raikhyn sah hingegen etwas Anderes. "Ihr redet viel dafür, dass ihr Nachtelfen so zurückhaltend in den Schatten lebt", sagte er. Sarins Wortschwall hatte ihn offensichtlich gelangweilt, wenn nicht gar die Stimmung verdorben. Sobald sie seine Hand losgelassen hatte, musste selbst der kleinste Rest ihrer magischen Runen von ihm abgefallen sein. Dhansairs Schweiß hatten die Zeichen nun wohl endgültig verwaschen. "Die Tradition mit der Mondblume ist die einzige, welche annehmbar klingt. Ich denke, ich werde euch beiden Gelegenheit geben, nach dieser Blume zu suchen. Zur gleichen Zeit lasse ich Iryan nach der weißen Eule jagen."
"Sehr wohl, mein Fürst", drang es vom Kutschbock aus.
"Aber das besprechen wir, sobald wir an der Oberfläche angekommen sind und ein Nachtlager aufschlagen müssen. Ihr könnt ja gern in der Dunkelheit durch den Forst stapfen. Ich werde im Zelt nächtigen."
Dhansair gab ein ehrlich verzücktes Jauchzen von sich und griff nun nach Sarins anderer Hand, um sich ihr zuzuwenden. Seine Augen funkelten hoffnungsvoll. Aus ihnen sprach der Gedanke zur Flucht, wenn sie alle nachts im Wald wären. Wenn es nach diesem Elfen ging, würde Sarins Brautkleid nicht einmal Gelegenheit bekommen, sie zu verfluchen, denn sie sollte den Tempel der Manthala gar nicht betreten.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Sarin Kasani » Dienstag 10. November 2020, 18:35

"Falls ich Nachtelfensklaven halte, ist das nicht Euer Problem, Schwiegertochter."
Huch?!?
Endlich zeigte Fürst von Blutsdorn sein wahres Gesicht und das sogar recht offen. Wenn Sarin nicht nackt unter ihm lag, interessierte er sich genauso wenig für sie wie für seinen eigenen Sohn.
"Es kümmert niemanden, ob die Zukünftige meines Sohnes vom gleichen Blut wie meine Dienerschaft ist. Es existieren sogar dunkelelfische Sklaven, wenngleich sie eine Seltenheit darstellen. Aber schon so mancher Sohn bereitete der Familie genug Schande, um diese Rolle zu verdienen...“
Das ist dann wohl die versteckte Drohung, dass auch Dhansair so enden könnte, wenn er nicht spurt... Und so etwas nennt sich Vater! Pfui!
„Jeder wird seine Rolle einnehmen. Ihr werdet die Prinzessin des Erben von Blutsdorn, werte Sarin Kasani. Als solche habt Ihr keinerlei Mitspracherecht, solange das Haus noch von mir als Oberhaupt geführt wird. …“
Öhm...so war das auch nicht gemeint... Er kümmert sich gewiss nicht selbst um Schichtpläne oder den Einkauf von Lebensmitteln...
Fast hätte Sarin die Hand gehoben um ihn zu unterbrechen, aber der Fürst redete sich gerade erst in Fahrt:
„Mit meinem Ableben wird es in die Hand meines Erben fallen - wie er gedenkt, das Haus zu führen, sei dann seine Entscheidung. Aber Dhansair weiß, was ich erwarte. Er kennt seinen Platz und Ihr solltet den Euren ebenfalls kennen...“
Diese Drohung geht dann wohl an mich.
„Es war schon immer Tradition, dass die Gemahlin eines von Blutsdorn ihre Aufgabe ernst nimmt. Sie hat nur eine einzige in unserer Familie und das ist es, die Familie zu vergrößern. Nichts Anderes erwarten mein Sohn und ich von Euch. Im Gegenzug habt Ihr natürlich die Freiheit, Euch zu entfalten. Bildung, Kunst, selbst der Zugang zu einer Kampftechnik oder der Anwendung von Magie - so Ihr fähig seid - soll Euch gewährt werden.“
Wie großzügig von euch.
Sarins Gedanken tropften nur so vor Sarkasmus.
„Und zwischen all diesen wundervollen Dingen, mit denen Ihr Euch Kurzweil verschafft, wird Euer Leib regelmäßig unter der Furchtbarkeit meines Sohnes anschwellen. Vorausgesetzt, Ihr könnt ebenfalls mit Fruchtbarkeit dienen, aber das wird die Leibärztin herausfinden. Solltet Ihr diesen Punkt des mit Eurer Stadtherrin verfassten Vertrages nicht einhalten können, ist jener ohnehin gebrochen und ... Ihr werdet wieder abreisen. In diesem Fall hat das Haus von Blutsdorn keine Verwendung für Euch."
Abreisen?
Wenn sie als unfruchtbar deklariert würde, wäre sie frei? Sie könnte ... einfach gehen? So recht glaubte sie aber nicht daran. Dunkelelfen standen in dem Ruf eine endgültigere Lösung für ihre unliebsamen Hinterlassenschaften zu finden. Selbst Nachtelfen dachten so. Der Fürst unterbrach ihre Gedankengänge erneut.
"Was meine Frau betrifft ... hast du ihr nichts davon erzählt, Sohn?"
Dhansair presst die Lippen aufeinander.
Oh... was kommt jetzt?
Er starrte auf die Hand, welche Sarins Finger umschlossen hielt. Aus der Stimme war allerdings nichts herauszuhören, von einem ernsten Unterton abgesehen:
"Meine Frau Mutter verstarb. Nachdem sie meinem Vater in all den Jahren meiner Kindheit keine weiteren Nachkommen gebären konnte und man für einen Segen Faldors sogar ihre Schwester geopfert hatte, wurde sie endlich schwanger.“
Sie haben was????
Sarin konnte es nicht fassen. Die Information drang nur Tröpfchenweise in sie ein. Seine Tante hatte man „geopfert“ damit der Fürst einen zweiten Sohn bekam? Reichte denn nicht ein Erbe?
„Leider verlor sie das Kind bereits nach wenigen Monaten ... und ..."
"Und?"

, hakte der Fürst nach, ohne auch nur einen Deut Anteilnahme zu zeigen.
"... und sie starb daran. Der Blutverlust war wohl zu groß. Man ... fand sie verblutet in ihren Gemächern, meinen verlorenen kleinen Bruder halb entwickelt zu ihren Füßen."
Das klingt fast so... hoffentlich, hat nicht ER seine Mutter gefunden!
Dhansair unterdrückte ein Schlucken, aber er sprach nicht weiter.
„Das tut mir sehr leid.“
Sie drückte sanft seine Hand. Sein Vater hingegen wirkte zufrieden.
"Eine Tragödie...Meine Gemahlin war nicht mehr die Jüngste und mein Sohn verschmäht dunkelelfische Schöße.“
Nicht „ganz“ richtig...
, aber das würde sie ihm niemals offenbaren!
„Ich bin bereit, eine Nachtelfe als neue Blutlinie in die Familie einzubeziehen - zu meinen Bedingungen. Die Stadtherrin war es zufrieden und wir hielten es vertraglich fest. Ihr werdet Teil derer von Blutsdorn unter meiner Führung, bis mein Sohn das Oberhaupt wird. Ihr werdet Euch gefügig halten und gewinnt dadurch Vorteile. Lediglich Euer Erstgeborenes hat Mentára Tronás für sich beansprucht. Hoffen wir also, dass Euer Leib mindestens zwei Kinder zur Welt bringen kann. Ansonsten ist es schriftlich niedergelegt und unterzeichnet, dass Ihr Euch in Demut zeigt."
Gefügig...Demut...igitt!
"Vater..."
"Und für meinen Sohn so oft die Beine öffnet, wie seine Lenden es verlangen!"

Die Stimme des Fürsten konnte Luft zerfetzen. Sie schnitt zudem sofort Dhansairs Einwand ab, ehe er ihn ausgesprochen hatte. Raikhyn von Blutsdorn klatschte in die Hände.
"Genug davon. Der Vertrag wird bei der Hochzeitszeremonie verlesen, damit Ihr Eure Aufgaben kennt. Und danach bleibt genug Zeit, Euch auf Eure Rolle als Prinzessin vorzubereiten. Die Reise ist lang. Außerdem warten im Tempel der Manthala meine Sklav... Dienerinnen, um Euch die Aufgaben besser zu erklären.“
Sklavinnen ...das ist es, was er sagen wollte. Als Frau ist man in seinen Augen nichts wert.
„Sprechen wir lieber über die Traditionen, die Ihr mir noch immer nicht offenbart habt....Ich bin ein zuvorkommender Schwiegervater, daher möchte ich auch auf Eure Bedürfnisse eingehen ... in angemessenem Rahmen, versteht sich."
Nun gut, dann überhäufen wir ihn mal mit Informationen, damit am Ende eben eine übrig ist, zu der er gönnerhaft „Ja“ sagen kann.
Nachtelfen besaßen viele Traditionen, auf die Sarin nun zurückgreifen könnte um vielleicht noch etwas mehr Zeit einzuspielen. Dhansair lauschte ihr aufmerksamer als sein Erzeuger. Er wirkte interessiert.
"Die Tradition des Purpurmantels könnte in Morgeria Anklang finden, aber für unsere bevorstehende Hochzeit würde ich es gern in Angriff nehmen, auch Manthalas Segen zu erlangen. Vater, was haltet Ihr davon, wenn ich im Arus eine solche Mondblume für meine Braut suche?"
Er unterstützte Sarin sofort.
Ich könnt dich küssen!
, dachte sie überschwänglich und sah ihn verliebt an.
Sie beide sahen hier eine Gelegenheit und ihr Verlobter hatte gut reagiert. Fürst Raikhyn sah hingegen etwas Anderes.
"Ihr redet viel dafür, dass ihr Nachtelfen so zurückhaltend in den Schatten lebt"
, sagte er. Sarins Wortschwall hatte ihn offensichtlich gelangweilt, wenn nicht gar die Stimmung verdorben.
Wenn dich DAS von mir ablenkt, dann verspreche ich dich tot zu quatschen!
"Die Tradition mit der Mondblume ist die einzige, welche annehmbar klingt. Ich denke, ich werde euch beiden Gelegenheit geben, nach dieser Blume zu suchen. Zur gleichen Zeit lasse ich Iryan nach der weißen Eule jagen."
"Sehr wohl, mein Fürst"
, drang es vom Kutschbock aus.
"Aber das besprechen wir, sobald wir an der Oberfläche angekommen sind und ein Nachtlager aufschlagen müssen. Ihr könnt ja gern in der Dunkelheit durch den Forst stapfen. Ich werde im Zelt nächtigen."
Dhansair gab ein ehrlich verzücktes Jauchzen von sich und griff nun nach Sarins anderer Hand, um sich ihr zuzuwenden. Seine Augen funkelten hoffnungsvoll. Aus ihnen sprach der Gedanke zur Flucht, wenn sie alle nachts im Wald wären, das war ihr klar, aber so wie er gerade ihre Hände hielt und sie anstrahlte, wurde auch ihr ein wenig warm ums Herz. Es war einfach schön ihn so lächeln zu sehen, auch wenn dieses Lächeln nicht wirklich ihr galt. Sie sah noch einmal zu ihrem „Schwiegervater“ und lächelte schmal, als hätte sie sich mehr erhofft.
„Vielen Dank, mein Fürst. Die Segnung Manthalas wird diesen Bund sicher fruchtbar machen. Auch wenn...“
Sie sah in sein gelangweiltes Gesicht und tat so, als würde sie den Rest verschlucken um nicht noch aufsässiger zu erscheinen. Gleichzeitig dachte sie aber:
Das ist ganz gut gelaufen. Gib einem Mann einen Haufen an Auswahlmöglichkeiten und er wird eine wählen, selbst wenn er nicht mal das müsste. Allein DAS er wählen kann, lässt sein Ego wachsen und er kann sich großzügig zeigen. … Was für ein Arschloch!
Dann wandte sie sich wieder an Dhansiar.
„Wir werden zusammen die Schönheit der Nacht entdecken.“
Sie strahlte ihn an, als gäbe es nichts schöneres in ihrem Leben.
„Ich freue mich auf unser Leben. Manthala wird uns sicher ganz schnell ihre Mondblume zeigen. Wir werden sie finden! Und das wir auch noch eine weiße Eule bekommen!!! Ist das nicht wunderbar? Die lassen wir dann vor unserer Hochzeitsnacht in den Himmel steigen, ja? Damit ihre Schwingen unsere Wünsche in den Himmel tragen. Hinauf zum Angesicht der Göttin, hinauf zu den Sternen. Das wird so schön.“
So etwas in der Art hatte sie mal die Mädchen bei Hof säuseln hören und bediente sich nun gern an diesem Wortschwall, auch um den Fürsten abermals ein wenig zu langweilen. Es war gut, wenn er das Interesse an ihnen verlor und sich nach seinen „Dienerinnen“ sehnte. Um so weniger dachte er über seinen Sohn nach. Sie selbst spielte die verliebte Verlobte ganz gut. Jetzt hieß es vor allem die gewonnene Zeit sinnvoll zu nutzen und einen Fluchtweg zu finden. Zeit und Ort müssten günstig gewählt werden, aber in diesen Dingen musste sie sich ganz auf ihre beiden Mitverschwörer verlassen. An der Oberfläche war sie erst einmal nutzlos und sicher musste sie auch erst mal die ganzen neuen Eindrücke verarbeiten, geschweige denn, sich an die Helligkeit des Tages gewöhnen. Es stand ihr noch viel bevor.
„An deiner Hand will ich die Oberfläche erklimmen. Ich will die Wälder sehen und die Vögel... eine weiße EULE! Das ist wie ein Traum.“
Da schwang sogar ein bisschen Wahrheit in ihren Worten mit, denn als Nachtelfe, und insbesondere als Tochter einer Hohepriesterin Manthalas waren ihr diese Tiere heilig. Eulenfedern waren wichtige Opfergaben und der Vogel selbst ein Sendbote der Göttlichkeit. Ja, sie würde sich tatsächlich diese Dinge für ihre Hochzeit wünschen, wenn auch lieber unter anderen Umständen und vor allem einem Mann der sie wirklich liebte an ihrer Seite, wäre ihr wichtig. Dann wäre ihr alles andere reichlich egal. Doch so war es nun mal nicht, aber ein klein bisschen machte es Spaß einfach so zu tun. In dieser Rolle aufzugehen fiel ihr leichter, als es vielleicht gut war. Aber so war sie wenigstens überzeugend.
Nur ein winzig kleiner Teil ihres Herzens, der ahnte jetzt schon, dass sie, selbst wenn alles gut ausging, sie trotzdem insgeheim leiden würde. Nicht, weil sie dann frei wäre alles zu tun und ihr Leben zu leben wie sie könnte, weil sie doch dann glücklich sein müsste,... sondern einfach nur, weil sie wieder einmal nicht geliebt wurde.
Sie sah in Dhansiars Gesicht und sah seine Freude, seine Hoffnung, sein Leid, seine Vergangenheit. Aber sie sah nicht sich selbst in dieser Geschichte. Sie war nicht die Spinne, sie war ein Faden, der SEIN Schicksal verändern sollte und DAS wollte sie auch!
Aber...
Vielleicht finde ich irgendwo da draußen dann meine eigene Geschichte. Ich muss nur tapfer sein... Eine tapfere Schneiderin.
Sie sah ihrem Gatten in spe in die Augen und betete still zu Manthala, dass sie ihnen wohlgesonnen sein möge:
Verstecke uns unter deinem Mantel, bis das Leid verflogen ist, wie die Eule im Nebel. Scheine für uns in deinem fahlen Lichte, bis unser Weg uns sicher unter deinen Sternen trägt. Und führe uns auf deinen Pfaden, bis die Nacht endet. Amen.
Lange hatte sie nicht mehr diese Worte gedacht, aber jetzt schien es ihr angemessen. Sie schloss einmal genießerisch die Augen, als stellte sie sich die Schönheit ihrer Hochzeit vor und schickte den Augenblick zu Manthala. Glaube war nicht immer hilfreich, wie ihre Mutter einmal gesagt hatte, er verlangte einem viel ab, aber er schadete auch nicht. Sarin hatte ihn lange vergessen und in sich begaben gehabt. Aber manchmal war es nun mal schlicht gut für die Seele etwas zu haben, an dem man sich festhalten konnte... und Sarin hatte sonst nichts.
Mit einem Lächeln auf den Lippen sah sie der Treppe entgegen, die sie in die Oberwelt bringen sollte.
Hoffnung... sie stirbt zuletzt.
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Re: Eine nicht ganz romantische Kutschfahrt

Beitrag von Erzähler » Freitag 13. November 2020, 22:24

Dhansairs Vater schöpfte keinen Verdacht, denn sein Sohn und Sarin schauten einander so entzückt in die Augen, dass jeglicher Zweifel fortgewischt wurde. Raikhyn grinste in sich hinein, lenkte den Blick dabei aber immer wieder zu Sarins knappem Rocksaum und dem Streifen nackter Haut, der darunter hervorlugte. Etwas unruhig positionierte der Fürst sich neu auf seinem Sitzplatz. Er schien der Einzige zu sein, der die Hochzeitsnacht nicht mehr erwarten konnte, aber mit etwas Glück würde sie gar nicht erst stattfinden. Fürst von Blutsdorn hatte dem mutmaßlich verliebten Paar nämlich erlaubt, nach einer geheimnisvollen Mondblume zu suchen - die perfekte Gelegenheit zur Flucht! Bis es soweit wäre, musste aber noch etwas Zeit vergehen. Vor allem aber hieß es, das Reich der Nachtelfen zu verlassen und an die Oberfläche zu gelangen.
Die Kutsche erreichte das Tor, welches zum Wendelaufgang führte, der sie alle wiederum nach oben bringen sollte. Es wurde ernst. Mit einem geifernden Knurren bremsten die vorgespannten Warge das Gefährt. Die dunkelelfischen Reiter stiegen von ihren Tieren und übergaben sie nacheinander an zwei nachtelfische Stallburschen, welche sie in einen der unterirdischen Ställe verfrachteten. Was war es für eine Mühsal für Mentára Tronás gewesen, als sie die Tiere hatte hierher bringen lassen. Oder eher gesagt: ihre Vorfahren. Die ersten Pferde hier unten hatten nicht lange überlebt und generell schafften die armen Gäule es kaum mehr als ein Dutzend Jahre. Ohne Sonnenlicht und nur mit einer dörrigen Sorte Heu von der Oberfläche konnten sie nicht gesund bleiben. Trotzdem hatte Mentára es geschafft, gut ausgebildete Stallknechte zu etablieren, die die Tiere nicht nur über einige Jahre kraftvoll und munter halten konnten, sondern auch dressierten, damit sie sich für schnellere Reisen innerhalb des Nachtelfenreiches eigneten. Für nichts Anderes existierten diese Pferde und jetzt hatten sie zusammen mit den Wargen die dunkelelfischen Gäste und ihre Braut an das Stadttor herangeführt.
Sarin und die anderen entstiegen der Kutsche. Diener entluden eifrig alle Habseligkeiten. Die Warge wurden von ihren Geschirren gelöst, um anschließend an der Eisenkette eines ziemlich grimmig dreinblickenden Orks zu landen. Er war gewaltig und kräftig genug, beide Tiere an der kurzen Leine zu halten, aber obwohl sie wie Bestien aussahen, zeigten die Warge sich verhältnismäßig ruhig. Sie hielten sogar still, als Fürst Raikhyns Dienerschaft das Gepäck in für die Warge speziell angefertigte Satteltaschen verfrachtete. Die ganze Prozedur nahm gut und gern eine Stunde in Kauf. In dieser Zeit lud Dhansair seine Verlobte auf ein frühes Mittagessen in einem nahegelegenden kleinen Nachtelfen-Café ein. Die letzte Mahlzeit ihrer Heimat. Dhansair zeigte sich spendabel, aber er achtete auf darauf, dass sie beide nicht zu viel aßen, um für die weitere Reise nicht zu träge zu werden. An seiner Seite stand Iryan, der gelegentlich auch mal von den köstlichen Gebäckstücken naschen durfte.
Und dann ging es los. Das Tor zum Reich der Nachtelfen spaltete sich. Beide Türen schoben sich auf und Sarin erhielt zum ersten Mal in ihrem Leben einen Blick auf den untersten Ansatz der steinernen Wendeltreppe. Mittig war sie etwas ausgetreten und schon auf den ersten Stufen konnte Sarin dünne Risse erkennen. Die Treppe wurde offensichtlich häufiger genutzt als sie geahnt hätte. Außerdem gab es hier auch einige versteckte Nischen, die sie weder kannte, noch jemals von ihnen gehört hatte. Sie sah nachtelfische Arbeiter, die Kisten und Säcke in diese Nischen trugen oder umverteilten. Es erinnerte an einen Ameisenbau mit wenig Einwohnern. Des Weiteren stand eine Gruppe Nachtelfen zusammen, die von Kleidung und Bewaffnung her stark an den Waldläufer erinnerten, mit dem sie vor einigen Tagen das Gespräch in der Dunkelschenke geführt hatte. Offenbar berieten sie sich über eine nächste "Mission an die Oberfläche", denn Sarin schnappte einige Worte Herendia auf.
Sie wurde allerdings nicht zu der Gruppe geführt, sondern zu einer prunkvollen Sänfte dunkelelfischer Machart. Das erkannte man nicht nur an den finsteren Farben, sondern auch an der Struktur, bei der Fledermäuse den Rahmen der Sänfte bildeten, bei der die Flügel eben jener Konstrukte Vorhänge aus schwarzem Samt darstellten und jeglichen Blick ins Innere verbargen. Sarin konnte kaum wiedersprechen. Ein verhüllter Diener, offenbar ebenfalls einer des Fürsten, trat aus der Menge der Abreisenden. Mit überaus höflicher, aber auch seltsam vertrauter Geste zog er den Vorhang zurück, um Sarin anschließend in die Sänfte zu helfen. Darin war er es sehr gemütlich, auch wenn der Raum wenig Platz zum Ausstrecken bot. In einer fötusähnlichen Haltung könnte sie sich aber sogar auf der weichen Matte und zwischen Kissen und Decken niederlegen, um etwas zu ruhen. Und das war die beste Entscheidung, die sie jetzt treffen könnte. Jede Sänfte beherbergte nämlich nur einen Insassen. Außerdem wurden die Vorhänge zugezogen, ehe man das Transportmittel anhob. Ein Gespräch war absolut nicht möglich und es herrschte Finsternis. Die Vorhänge ließen von einem schmalen Luftschlitz abgesehen kein Licht hinein. Die Aussicht durch diesen Schlitz würde sich jedoch als sehr langweilig gestalten. Langweilig und holprig, denn jetzt hob man Sarins Sänfte an. Wer sie trug, wusste die Nachtelfe nicht. Dazu reichte ihr kleiner Guckstreifen nicht aus. Tatsächlich wäre Schlafen nun die beste Option. Das leichte Schaukeln der Sänfte lud ebenfalls dazu ein und letztendlich dauerte der Aufstieg gefühlt mehrere Stunden. Aber irgendwann sollten sie alle oben ankommen.

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