Auftrag beendet - was nun?

Celcias einzigartige Hauptstadt, die vom Drachengebirge eingerahmt und geschützt ist. Das rettete die festungsartige Stadt jedoch nicht davor, vom dunklen Volk erobert zu werden. Der dunkle Herrscher Kraen Amraén regiert fast ganz Celcia von hier aus.
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In Pelgar leben und regieren nun die Dunkelelfen. Orks, Goblins, Echsen oder Nachtelfen sind auf den Straßen nicht mehr unüblich. Menschen werden versklavt, Waldelfen gejagt und hingerichtet.
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Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. April 2011, 00:55

[sithis kommt aus: Das östliche Drachengebirge ‹ Die Hauptstadt Pelgar ‹ Der Sitz des dunklen Herrschers - Blutige Absetzung eines Ratsmitgliedes]

Zwischendurch war es ihnen so, dass die Nacht erhellt wurde. Nicht von einem hellen oder weißen Licht, es war ganz merkwürdig und für die beiden Echsen kaum zu beschreiben. Kharim hatte mal von sogenannten Nordlichtern gehört, die über den Himmel wabern und diesen an gewissen Orten oder über Landschaften leuchten ließen. Kharim wollte schon immer so etwas sehen, vielleicht gehörte er dieses Mal zu den Glücklichen.
Doch vorerst mussten sie heil aus der Stadt hinaus kommen. Der Deckel, durch den der Schacht in die Kanäle führte, was schnell gefunden. Gemeinsam mussten sie diesen hochstemmen, damit dieser nicht zu viel Lärm verursachte. Unter der Stadt ging es nur langsam vorwärts, sie waren schließlich erst einmal hier gewesen und sie konnten nicht wissen, wie diese Gänge frequentiert wurden. Vorsichtig setzten sie ihre Extremitäten voreinander, leise horchend. Das Einzige, was sie auf ihrem Marsch aufschreckten, waren zum Glück nur Ratten, die fiepend verschwanden. Hier unten war Zeit relativ, im Grunde konnten sie auch ganz gemütlich dahinwandern, wenn denn nicht in einigen Stunden bereits die Sonne wieder aufgehen würde. So schritten sie schweigend hinter einander her .
Nach einer gefühlten Ewigkeit, war jener Punkt erreicht, der sie wieder an die klare Nachtluft bringen würde und noch immer war das monotone und dumpfe Geräusch der Katapulte zu hören.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Freitag 15. April 2011, 11:45

Sie hatten diese schwere Aufgabe, bei der sie beinahe drauf gegangen wären, gemeistert. Nun hieß es nur noch raus und zwar so schnell wie möglich. Immer wieder kreuzten Wachen ihren Weg, sodass sie sich im Schatten der umliegenden Gebäude verstecken mussten. Sithis fiel das viel leichter als Kharim, da er mit seiner schwarzen Schuppenhaut in Dunkelheit fast vollkommen unsichtbar wurde. Hier geht es ja zu wie in einem wild gewordenen Ameisenhaufen. Denen saust allen der Frack, das rieche ich zehn Meilen gegen den Wind. Doch glücklicherweise wurden die beiden Echsen nicht beachtet. Die Soldaten liefen einfach an ihrem Versteck vorbei, offenbar hatte etwas anderes ihre vollkommene Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das kam den beiden Echsen gerade recht.

Die Angst, welche er überall in den Straßen wittern konnte war mehr als eindeutig: die Menschen fürchteten sich. Furcht. Die ganze verdammte Stadt stinkt danach! Sie machen sich hier alle schon voll in die Hosen! Kein Wunder, bei dem blutigen Schicksal, das sie erwartet. Doch vorerst musste er sich Gedanken über sein eigenes Schicksal machen. Wie ging es dann weiter?

Die Moral der Verteidiger brach durch die Furcht, welche die dunklen Horden verbreitete an vielen Stellen so langsam aber sicher ein. Es würde nicht mehr allzu lange dauern und die Menschen würden von der dunklen Woge, die draußen vor den Toren der Stadt bereits lauerte, hinweggefegt werden. Zwar würden einige auch zu Sklaven gemacht werden, doch die meisten, die sich womöglich noch gegen diese tödliche Flut stemmten, würden den absolut sicheren Tod erleiden.

Nach einer kurzen Suche hatten sie auch schon einen geeigneten Kanal gefunden. Mit Kharims Hilfe wuchtete er den Deckel vom Einstieg weg, um unnötigen Lärm zu vermeiden. Zwischendurch wurde der Himmel von einem seltsamen Leuchten erhellt. Fasziniert sah Sithis nach oben, Kharim tat es ihm gleich. Sein Freund hatte sehr oft von solchem Wetterleuchten geredet, auch das er so etwas schon immer einmal sehen wollte.
Doch schnell wandte der Echsenmann seine Aufmerksamkeit auf die Straßen und Gassen der Stadt Pelgar. Sollte sein Freund sich einen seiner persönlichen Wünsche erfüllen. Seine eigenen waren fast alle in Erfüllung gegangen. Jetzt musste er nur noch beim Kommandanten der Dunkelelfen vorstellig werden und dann gab es da noch eine andere Sache, die seiner vollen Aufmerksamkeit bedurfte. Er konnte ein leichtes Lächeln nicht ganz verhindern, wenn er daran dachte.
Prüfend sah er sich um, nicht das doch noch irgendwelche kleinen Wachen hier Ärger machten. Dann, als der Weg frei war, kletterten sie hinunter und zogen den Deckel wieder in seine ursprüngliche Position. Dann herrschte Dunkelheit um sie herum. Es dauerte eine kurze Weile, bis sich ihre Augen an die vorherrschende Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann konnten beide Echsen ihre Umgebung klar und deutlich wahrnehmen.

Also marschierten sie los. Auch wenn Sithis keine Ahnung hatte, wo sie eigentlich hin gingen, suchte er sich instinktiv seinen Weg durch die dunklen Kammern und Kavernen der Kanalisation. Es herrschte vollkommene Stille, wenn man die Geräusche der einschlagenden Geschosse mal außen vor ließ. Das dunkle Volk hatte den Beschuss mit Katapulten immer noch nicht eingestellt. Wenn die so weiter machen, ist die Stadt später vollkommen geplättet.

Eine wirklich gefühlte Ewigkeit später, welche sie schweigend durch die finsteren Tunnel gewandert waren, sahen die Echsen ein Licht in einiger Entfernung schimmern. Das Sonnenlicht. Wie lange sie unterwegs gewesen waren, konnte er selbst nicht sagen, doch wenn jetzt schon die Sonne schien, musste es sehr lang gewesen sein. Hier unten vergaß man vollkommen das Gefühl für Zeit und Realität. Mit schnellen Schritten erreichten sie den Ausgang und mussten aufgrund des Sonnenlichtes erst einmal kräftig blinzeln.

Sithis selbst musste sein empfindliches linkes Auge, welches durch die Klauen eines Nebeljägers arg in Mitleidenschaft gezogen worden war, schützend mit der Hand abschirmen. Zwar war das Licht schwach und noch nicht ganz so stark wie am Mittag, aber es reichte vollkommen aus, um ihm Schmerzen zuzufügen. Jetzt gehen wir erst einmal zurück ins Lager, sonst können wir diese ganze Hektik, die wir erdulden mussten, nicht verarbeiten. Wahrscheinlich wird Sakeepa wieder einmal annehmen, dass er nicht mehr unter den Lebend weilte. Kam ja schon oft genug vor. Doch darüber war er seinem Freund und Rivalen nicht mehr gram, denn es hatte einige Fälle gegeben, dass er dem Tod nur um eine Fingerbreite entronnen war.
Und er kannte noch jemanden oder besser gesagt eine andere, die sich bestimmt darüber freute, dass er wieder da war. Wieder lächelte er leicht, was sein Freund jedoch nicht sehen konnte.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Samstag 23. April 2011, 16:39

Der Auftrag war beendet und nun hatte Sithis entschieden, dass er sich erst einmal wieder ins Lager seiner eigenen Leute zurück begeben wollte. Er musste erstmal alles vergangene und erlebte verarbeiten und wieder einen klaren Kopf bekommen.
Kharim lief neben ihm her und sah sich um. Er stockte und kam ins grübeln, schüttelte aber seinen Kopf und lief dann weiter.
“Irgendetwas muss geschehen sein, es sind weniger Truppen vor dem Tor … was soll’s,” murmelte er vor sich hin. Schulter zuckend gesellte er sich wieder zu Sithis.
“Was wirst du nun tun, da soweit alles erledigt ist? … Du schaust irgendwie ratlos aus?”
Ihr Weg führte sie wieder an den lagernden und marodierenden Orks und Goblins vorbei, die ständig in Alarmbereitschaft waren und ihre Zeit damit vertrieben, sich gegenseitig zu bekämpfen. Wie es aussah, hatten diese Kämpfe bisher nur wenige Todesopfer gefordert.
Zwischen diesen Lagern und denen der Echsen lagerten noch weitere Dunkelelfen, die offensichtlich auf Befehle warteten und sich die Zeit so gut es ging, vertrieben. Da die Sonne sich allerdings ihren Weg in die Höhe bahnte, wurden diese lagernden Dunklen eher ruhiger. Sie verkrochen sich zu meist in ihre Zeltet und warteten dort.
Im Lager der Echsen sah es nicht anders aus, im Grunde genommen waren diese hier noch träger. Alle hatten sich in den Schatten verkrochen und warteten ebenfalls auf Befehle. Kharim sah sich im Lager um und runzelte die Stirn.
“Sieh’ nur …,” er deutete in eine Richtung, auf eine andere Echse, die einen Verband um einen Arm angelegt hatte. “Es scheint durchaus schon Geplänkel gegeben zu haben … ich werde mich mal umschauen, ob die Wunden gut versorgt wurde.” Er hörte Kharim noch tief seufzen, ehe dieser seine Heilertasche nahm und sich zu den betreffenden Echsen begab.
Sithis stand noch etwas unschlüssig herum, während er sich so im Lager umsah, konnte er weder Sakeepa, noch sein auserwähltes Weibchen sehen. Die Echsen, die ihn allerdings bemerkten, nickten ihm zu, innige schienen gleichgültiger Natur zu sein, anderen wiederum sah er schon eine gewisse Erleichterung an, offenbar darüber, dass er und Kharim im Großen und Ganzen heile zurück gekommen waren. Das Lager an sich hatte sich nicht weiter verändert, es war immer noch provisorisch, wenn auch befestigter. Rundherum hatten einige einen tieferen, wenn auch schmalen Graben ausgehoben, der so nicht sichtbar, denn davor waren Grassoden gestapelt. Direkt dahinter steckten provisorisch angespitzte Pfähle im Boden, die als Palisaden fungieren konnten. So konnten sie einem Überraschungsangriff vorbeugen, wenn sie dadurch das Lager auch nicht würden halten können.
Wieder einmal in Gedanken versunken, bekam Sithis nicht mit, dass sich ihm mehrere Personen näherten. Erst als eine dieser ihn ansprach, erkannte er, um wen es sich handelte … Sakeepa.
“Seht, seht … der große Krieger Sithis ist zurück gekehrt?!” Leichter Spott war schon aus dessen Stimme zu hören. Er und Sakeepa waren schon immer Rivalen und sie gönnten sich gegenseitig nichts, aber da Sithis ernsthaft etwas geschah, wollte er dann ja auch nicht. Sonst hätte er ja keinen mehr, mit dem er sich stetig messen konnte.
“… und, was ist geschehen?”
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Samstag 23. April 2011, 19:56

Es war gut, wieder an der frischen Luft zu sein. Die Kanalisation roch zwar ähnlich wie ihre Heimat, aber da drin war es wie in der Stadt sehr eng und beklemmend gewesen. Nur die Sonnenstrahlen störten ihn, auch wenn sie momentan sehr schwach waren. Sein linkes Auge passte sich aufgrund der Verletzung, die es erlitten hatte, nicht mehr so schnell an die wechselnden Lichtverhältnisse an wie das andere, sodass er beide schließen musste. Erst nach einer Weile öffnete er sie wieder, zu schmalen Schlitzen verengt, sodass sie sich langsam an die Helligkeit gewöhnen konnten.

“Irgendetwas muss geschehen sein, es sind weniger Truppen vor dem Tor … was soll’s,” murmelte Kharim neben ihm. Er hatte sich in der Zeit, in welcher sich Sithis mit seinem schmerzenden Auge herumgeschlagen hatte, seinen Blick herum schweifen lassen, was nun er ebenfalls tat. „Du hast recht, da muss irgendetwas passiert sein. Kann es sein, dass das Tor schon gestürmt wurde?“ Das waren aber nur Vermutungen, da sie von ihrer derzeitigen Laufposition keine freie Sicht auf die Stadttore hatten. Sollte dieser Fall aber eingetreten sein, hieß es für alle: Rann an den Feind! Den anderen Echsen würde er das nicht vorenthalten wollen, schließlich waren sie alle zum Kämpfen und töten hier. Die Nichtstuerei bekam ihnen nicht. Sie machte einen träge, weich. Zumindest aus seiner Sicht. Das waren die Gedanken eines Kriegers, der auf solche Situationen gedrillt und vorbereitet worden war.

“Was wirst du nun tun, da soweit alles erledigt ist? … Du schaust irgendwie ratlos aus?” Wie recht er doch hatte. Er hatte keinen Plan, was er als nächstes tun wolle. Sithis zuckte mit den Schultern. „Erst mache ich mir hier einen Überblick, dann melde ich mich bei dem Kommandanten und gebe ihnen den Inhalt in diesem Tuch. Und was dann kommt...Keine Ahnung.“ Wahrscheinlich würde er ein ordentliches Nickerchen halten.

Sie kamen an vielen Zelten vorbei, jedoch zeigten sich nur wenige ihrer Bewohner. Wenn sich aber welche blicken ließen, vertrieben sie ihre Zeit zu kämpfen oder um anderweitigen Beschäftigungen nachzugehen. Bald bekommen sie viele Gelegenheiten, ihren Kampfrausch auszuleben. Interessanterweise gab es kaum Tote und noch weniger Verletzte. So als wollten die Dunkelelfen ihre Truppenstärke nicht durch solche Nebensächlichkeiten zusammenschrumpfen lassen.

Dann erreichten sie endlich das Lager der Echsen. Obwohl es immer noch recht provisorisch wirkte und auch danach aussah, hatte man nun einen Graben drumherum gezogen und die typischen Palisaden, welche ebenfalls das Heimatdorf umgab, dahinter aufgepflanzt. Fehlten nur noch die Leichen und Kadaver, dann wäre es wie daheim. Wie lange waren wir eigentlich weg? In der verdammten Stadt vergaß man so schnell die Zeit. Es kann eigentlich nicht länger als zwei bis drei Tage her sein... Also hatten sie genug Zeit, um das alles zu bauen. Zu seiner Erleichterung hatten es die Dunkelelfen scheinbar toleriert, das sie sich innerhalb der Armee ihr eigenes, abgezäuntes Territorium aufgebaut hatten. Und sie schienen es auch nicht zu betreten, außer sie hatten Anweisungen für die Echsenkrieger- und Kriegerinnen. Von denen ging im Moment jedoch keine große Aktivität aus. Die meisten hatten sich momentan eh im Schatten versammelt und warteten scheinbar auf irgendeine Anweisung.

Kharim lenkte ihn erneut ab, indem er auf eine Echse deutete, welche einen Verband trug. Was war denn nun schon wieder los gewesen? “Es scheint durchaus schon Geplänkel gegeben zu haben … ich werde mich mal umschauen, ob die Wunden gut versorgt wurde.” Sithis zuckte nur ratlos mit den Schultern. Er hatte auch keine Ahnung, was passiert war. In der Stadt war ihm sein Leben wichtiger gewesen, als über Vorgänge außerhalb der Mauern nachzudenken. Vielleicht hatte es auch nur eine Keilerei gegeben, bei den Sumpfechsen war das etwas alltägliches. Sein Freund seufzte einmal tief, denn nun war er wieder als Heiler gefragt und eilte sogleich davon, um nach den Wunden und den Verbänden zu sehen. Die Echse hatte es sich schon längs abgewöhnt, ihn aufhalten zu wollen, es hätte eh nichts genützt. Jetzt war sein Kumpel in seinem Element und damit nicht mehr zu bremsen. Wie, wenn Sithis in seinem Kampfrausch war, dann war es auch mehr als schwer ihn von irgendwas abzubringen.
Dann ging er eben allein weiter. Doch im gleichen Moment erkannte er, wie eine kleine Gruppe von Echsen auf ihn zu kamen und er hörte eine ihm sehr vertraute Stimme: “Seht, seht … der große Krieger Sithis ist zurück gekehrt?!” Sakeepa! Auch wenn ein leichter Spott in der Stimme mitschwang, freute sich die Echse, ihren Freund und Rivalen mal wieder zu sehen. Seit sie während des Marsches in verschiedene Trupps gesteckt worden waren, hatten sie sich aus den Augen verloren.
„Nette Begrüßung, Freund. Aber spare dir bitte deine Sprüche, ich bin etwas in Eile.“ Seine Stimme war überraschend ruhig, trotzdem konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn Sakeepa nun doch vorgehabt hatte, ihn mit seinen Sticheleien zu reizen, dann würde dieser wohl eine herbe Enttäuschung erleben. Er ließ sich jetzt nicht aus der Ruhe bringen. Ruhe war sowieso etwas, das in Sithis' Leben viel zu selten vorkam und er genoss jeden Moment dieser Momente. Da konnte er keine Nervtötereien gebrauchen.

Ihre Rivalität war schon in ihrer Jugendzeit stets präsent gewesen. Stets wollte der eine besser sein, als der andere. Sie hatten Kämpfe ausgetragen, die jedoch nie bis zum bitteren Ende geführt worden waren. Diese endeten meist mit dem ersten Blutstropfen.

“… und, was ist geschehen?” Nun klang er etwas weniger spöttelnd, sondern wollte einfach nur wissen, was sein Freund so alles erlebt hatte. „Nun, das Oberkommando hatte mir den Auftrag gegeben, in die Stadt einzudringen und jemanden zu töten. 'Ratsmitglied' haben sie die Person genannt. Leider hatte ich erst im Nachhinein rausbekommen, dass es sich dabei um einen ihrer Anführer gehandelt hatte.“ Er deutete nun auf das Bündel, welches er Sakeepa vor die Schnauze hielt. „Wie du sehen kannst, war die Operation erfolgreich.“ Er legte eine Pause ein, um die Worte etwas schwerer wirken zu lassen. Dabei lächelte er jedoch leicht triumphierend. Er wusste, dass es seinen Rivalen dermaßen wurmte, keinen solchen Auftrag ergattert zu haben. „Wie dem auch sei, dieser Kerl war wirklich kaum die ganze Mühe wert, die wir erdulden mussten. Kharim wäre da drin beinahe getötet worden. Verfluchte Magie! Und so was schwächliches machen die zu ihrem Anführer“. Er schüttelte den Kopf. Für ihn war so etwas kein Anführer. Niemals würde eine Sumpfechse einen solchen Weichling als führende Kraft zulassen. Man musste ihn respektieren und zu ihm aufsehen können. Es musste jemand sein, der alles im Griff hatte. Ein Anführer war derjenige, welcher zusammen mit seinen Leuten in die Schlacht zog und das meistens sogar in der vordersten Schlachtlinie.
Immer wieder musterte er auch die anderen Echsen. Sie kannte er nur vom sehen, ihre Namen kannte er jedoch nicht. Sie waren dem Anschein nach alle etwas jünger als er, doch das konnte man nicht wirklich so genau sagen. „Und was war hier eigentlich los? Wurde das Lager angegriffen oder warum laufen hier so viele mit Verletzungen herum?“ Er war neugierig darauf, zu erfahren, was sich alles in seiner Abwesenheit so abgespielt hatte.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Sonntag 1. Mai 2011, 14:44

So kurz dieses wahnsinnige Abenteuer auch bisher erst gedauert hatte, in das er sich geradezu hinein geworfen hatte, so hätte man annehmen können, dass es Sithis bereits verändert hatte. Denn normalerweise ging er keiner Stichelei aus dem Weg, eigentlich nutzte er jede Gelegenheit, um es allen zu zeigen, denn darum ging es ja eigentlich bei den Echsen, wenn auch bevorzugt bei den männlichen.
Sithis war aber gerade nicht zu irgendwelchen Kämpfen aufgelegt, er wollte nur noch ruhen und seinen Kopf wieder frei bekommen. Wenn er auch hier im Lager stand, so war der Auftrag dennoch nicht vollendet. Aber um eine Auseinandersetzung mit einem Dunkelelfen zu überstehen, musste er sich gut wappnen. So nutzt er die Frage Sakeepa’s, was geschehen war. Sithis Erklärung daraufhin verursachte nicht gerade Freudensprünge bei seinem Gegenüber. Im Grunde wurde seine Miene sogar richtig missbilligend.
“Wie kanst du nur für diese Schlammkriecher arbeiten? … Was ist überhaupt in dich gefahren, diesen ganzen Wahnsinn hier mitmachen zu wollen?” Fragende Mienen sahen ihn an und verlangten wohl eine Erklärung. Dann schüttelte Sakeepa den Kopf und sprach weiter, ebenfalls untypisch für diesen.
“Ich habe den anderen geraten, dass sie sich möglicht aus allem heraushalten sollen. Gegen Kämpfe habe ich nichts, genauso wenig gegen Plündrereien und Raubzüge … aber das was hier gespielt wird, ist wirklich unehrenhaft …” Wütend sah die Echse zu den Lagern der Dunklen Armee, bis er dann Sithis wieder ansah und dessen fragenden Blick auffing. “Geh’ zu den Toren und sieh’ es dir an!” Offende Verachtung lag nun in seiner Mimik.
Irgendetwas musste in der Zwischenzeit geschehen sein … hatten sie die Tore endlich zerstört? Aber warum war Sakeepa dann so außer sich und warum hatte er den Echsen nahe gelegt, nicht am Feldzug weiter teilzunehmen?! Fragen über Fragen, die in Sithis Kopf hämmerten und diesen noch mehr zum Dröhnen brachten.
Sakeepa wurde etwas ruhiger, wie Sithis nun wissen wollte, warum denn trotzdem einige Echsen verletzt wurden. Er fing laut an zu lachen.
“Ach, das war nichts weiter, …” wehrte Sakeepa ab. “ … die Orks und Goblins hatten Langeweile und meinte, ein nächtliches Geplänkel würde die Gemüter beruhigen.” Nach diesem Satz brachen die anderen Echsen neben seinem Rivalen in raues Gelächter aus und Sakeepa fügte hinzu.
“… im wahrsten Sinne des Wortes beruhigt. Einige werde sich nie wieder aufregen … zumindest uns ist nichts erwähnenswertes geschehen.”
Zumindest hier war alles unter Kontrolle und verlief in den gewohnten Bahnen. Dessen konnte Sithis sich zumindest sicher sein.
“Nun gut, ich nehme jetzt meine Position als Wache ein … viel Spaß noch!” legte er Sithis mit einem heftigen Schlag gegen den Oberarm ans Herz. Kurz nachdem er an ihm vorbei war, blieb er noch einmal stehen, drehte sich um grinste Sithis dann breit an.
“Ach ja, … dein Weibchen ist zum Kundschaften los.” Wenn das so weiter gehen würde, dann wüssten bald alle um Sithis und seine Flamme bescheid.
Bevor er sich darum noch Gedanken machen konnte und wollte, machte sich wieder diese bleierne Müdigkeit und sein Kopf war nur noch dumpf und leer. Das Lager der Echsen war ja nicht groß und sein Schlafplatz war schnell gefunden. Morgen wäre ja auch noch ein Tag, an dem man den Rest erledigen konnte.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Sonntag 1. Mai 2011, 20:10

Wenn Sithis gedacht hatte, die Erklärung würde auf Erstaunen, ja gar auf Beifall stoßen, so hatte er sich gründlich geirrt. Sakeepa sah ihn mit einer Art an, die das komplette Gegenteil bedeutete. “Wie kannst du nur für diese Schlammkriecher arbeiten? … Was ist überhaupt in dich gefahren, diesen ganzen Wahnsinn hier mitmachen zu wollen?”, keifte er ihm mehr als aggressiv entgegen. Offenbar zweifelte er bereits daran, dass Sithis noch ihre Sache unterstützte und zu den Dunkelelfen übergelaufen war. Und damit war es wieder einmal so weit. Ein Zustand, welcher von allen Sumpfechsen in gewissem Maß gefürchtet wurde: Sithis bewegte sich wieder einmal gefährlich nahe an einen Wutanfall heran. Innerlich brodelte es wieder einmal, wie bei einem Vulkan, der kurz davor stand, auszubrechen, um alles Leben in seinem Umfeld auszulöschen. „Wie ich dazu komme? WIE ICH DAZU KOMME?!“ Der letzte Satz war in einer dermaßen Lautstärke gebrüllt, dass einige der Echsen erschrocken zurückwichen. Andere starrten entsetzt von ihren Lagerplätzen herüber, um sich nach der Quelle dieser monströsen Wutschreie zu erkundigen. Doch was sie sahen, würde ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Im Moment war Sithis sehr, sehr einschüchternd. Auch sah er in akuter Wut sogar noch eine Spur größer aus, jedoch nur, weil sich die Muskulatur anspannte. Aber es war noch lange nicht fertig.
Sithis fletschte angriffslustig die Zähne und grollte unheilverkündend. Seine Augen pulsierten rötlich, verrieten die Bestie, die dahinter lauerte und mit Freude zuschlagen würde. Und wieder wichen einige der anderen Echsen vor ihm zurück. Sie wollten nicht die Folgen von dem, was Sakeepa nun zu entfesseln drohte, abbekommen, denn Sithis' Körper strahlte nun brutale Kraft und pure Entschlossenheit aus. Nur an seiner Stimmer erkannte man, dass er sich gerade noch so zurückhalten konnte: „Erstens, weil ich den letzten Rest von scheinbarer Loyalität aufrecht erhalten wollte, ohne in die Gefahr zu laufen, im Schlaf abgestochen zu werden. Oder meinst du, nur weil die Spitzohren das Kommando haben, traue ich ihnen, HÄ? Diese warmblütigen Ratten sind zu allem fähig, das sie sogar ihre eigenen Leute töten, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Ich hasse sie! Sie kämpfen und töten ohne Ehre! Und zweitens war diese Mission auch eine persönliche Sache für mich und zwar, weil damit die Inbesitznahme des Sumpfes durch die Menschen damit annulliert wurde. Oder hast du die Siedlung nicht bemerkt, die sie dort hingeklotzt hatten? Glaubst du etwa im Ernst, ich würde mein eigenes Volk hintergehen! Ich hätte dich wirklich für schlauer gehalten, Freund!“
Das letzte Wort war mit einer enormen Menge an Missgunst und Boshaftigkeit erfüllt. Das sein Freund und gleichzeitiger Rivale ihn dermaßen falsch einschätzte, obwohl sie sich schon eine geraume Zeit kannten, war lächerlich. „Du nennst mich unehrenhaft? Ich habe das Land unseres Volkes zurückgefordert, von jemandem, der dort nichts zu suchen hatte! Ich habe den Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen!“ Mit diesen Worten öffnete er den Stofffetzen, sodass der abgetrennte Kopf des Ratsmitglieds mit einem dumpfen Laut zu Boden fiel. Noch immer waren die Augen des Toten angstvoll aufgerissen.

Er war trotz all dem was passiert war, immer noch Meilen davon entfernt, seinem Volk den Rücken zu kehren. Selbst Dunkelelfen und ihre selbstgefälligen Versprechungen waren dagegen machtlos. Auch wenn er nicht wirklich nachvollziehen konnte, dass Sakeepa es tatsächlich geschafft hatte, die Echsen vom Kämpfen zurückzuhalten. Aber gleichzeitig empfand er dafür auch etwas Respekt. So etwas war nichts alltägliches. Eine Echse vom Kämpfen zurückzuhalten war extrem schwierig. Für was waren sie denn sonst da? Um Löcher in die Luft zu starren, während andere ihren Spaß bei Morden, plündern und vergewaltigen hatten? Sumpfechsen waren für das Nichtstun nicht geschaffen. Ihre Bestimmung war Kampf, Blut, Tod. In ihnen tobte ein stetiger Blutdurst, den es zu befriedigen galt. Wenn sie nicht kämpfen konnten, würde es passieren, dass sie der Wahnsinn heimsuchte oder dass sie depressiv wurden, weil sie keine Gewalt ausleben durften. So einfach war das ihnen von der Natur auferlegte Schicksal.

Dann nach einer kurzen Ewigkeit, in der sich auch Sithis' Gemüt wieder etwas abkühlte, rückte Sakeepa endlich damit heraus, warum hier so viele angeschlagene Echsen herumliefen. Auch er klang nun deutlich lockerer, wenn auch immer noch etwas angespannt. “Ach, das war nichts weiter, die Orks und Goblins hatten Langeweile und meinte, ein nächtliches Geplänkel würde die Gemüter beruhigen.” Sithis sah ihn schief an, nickte dann aber wissend. Auf so eine Idee konnten auch nur die grünhäutigen Speichellecker der Dunkelelfen kommen. Viel Kraft, wenig Hirn. Kein Wunder, dass sie den Spitzohren so hörig sind. Zwar war es bei den Goblins genau andersherum, wenig Kraft, jedoch viel Hirn und meist noch ein loses Mundwerk, aber damit standen sie auch nicht besser da. Außerdem waren sie schwächlich und feige.

“… im wahrsten Sinne des Wortes beruhigt. Einige werde sich nie wieder aufregen … zumindest uns ist nichts erwähnenswertes geschehen.” Womit erst einmal bestätigt wäre, dass diese rauflustigen Trottel nicht mehr unter den Lebenden weilten. Bestenfalls lagen sie abseits der Lager, notdürftig verscharrt, schlechtesten falls waren sie bereits in den Mägen der Echsen verschwunden. Oftmals wurden Feinde von ihnen einfach gefressen, nachdem sie sie getötet hatten. Kannibalismus war sehr weit verbreitet unter Sumpfechsen, auch Sithis war keine Ausnahme. Eines seiner „Rituale“ dabei war, einem Gegner das Herz herauszureißen und es zu verspeisen. Dies galt aber nur bei der Sorte Gegner, die ihm einen guten Kampf geliefert hatten.

“Nun gut, ich nehme jetzt meine Position als Wache ein … viel Spaß noch!”, entgegnete Sakeepa lässig. Danach folgte ein normalerweise schmerzhafter Stoß, doch Sithis war vollkommen angespannt, sodass er das gar nicht realisierte. Wenn er im Adrenalinrausch war, spürte er so gut wie keine Schmerzen. Das kam erst, wenn das ganze wieder abflaute. Dann drehte sich sein „Freund“ aber nochmals um. „Ach ja, … dein Weibchen ist zum Kundschaften los.” Er grinste dabei breit. Mit Sicherheit sagte er das nur, um ihn noch weiter zu provozieren, doch Sithis verzog nur entnervt den Mundwinkel. Doch seine Augen blitzten erneut auf. Das würde er sich merken. „Danke für den Tipp. Hast du nicht eine Aufgabe zu erledigen, hm?“ Woher wusste der das jetzt schon wieder? Irgendjemand musste das ausgeplaudert haben. Oder war das alles aus der Luft gegriffen? Sein Freund ersann sich ständig die absonderlichsten Dinge, also warum nicht auch jetzt? Doch es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis das ganze Lager davon erfuhr und er konnte und wollte seinen Ruf nicht durch eine Romanze verlieren. Eine Romanze, die vielleicht sogar größer Ausmaße annehmen könnte...

Dann jedoch wandte er sich ebenfalls ab, sammelte den Schädel wieder ein, sah dann nochmals mit purer Aggression in den Augen in die Runde und stapfte dann mit düsterem Gesichtsausdruck und Gedanken durch das Lager. Grr! Verfluchter Idiot! Der macht noch alles kaputt! Wenn er so weiter macht, ist unser Leben nicht mehr wert, als der Dreck unter unseren Füßen! Aber zumindest besaß sein Freund das gleiche, gesunde Misstrauen, welches Sithis schon eine Zeit lang nicht mehr los ließ. Aber wusste er überhaupt, was er damit heraufbeschwören würde? Interne Kämpfe wären die Folgen, welche die Dunkelelfen wohl oder übel mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit gewinnen würden.

Für Sakeepa hegte er, zumindest im Moment, einen abgrundtiefen und schwelenden Hass, welcher sich langsam zu einem unkontrollierten Flächenbrand auszuweiten drohte. Schon immer hatte es gewisse Differenzen zwischen ihnen beiden gegeben, persönliche, sowie moralische, doch in einer solchen Größenordnung waren sie noch nie jemals zuvor vorhanden gewesen. Das, was er aus dem mehr als deutlichen Gespräch herausfiltern konnte war, das Sakeepa irgendetwas vor hatte. Wollte er vielleicht desertieren? Die dunkle Armee verlassen und das Bündnis gefährden? War er tatsächlich so dumm, wie ihn Sithis momentan einschätzte? Wieder flogen Millionen von Fragen in seinem Kopf herum. Das so etwas auf Dauer nicht gesund war, das bekam er so am Rande mit.

Sein Schlafplatz war schnell gefunden, schließlich war das Echsen-Lager nicht so groß und unübersichtlich wie jenes der dunklen Armee. Missgelaunt saß er an einem der vielen Feuer und starrte einfach hinein. Die Wärme, er spürte sie nicht, brannte doch in ihm ein Feuer mit mehr Intensität. Der leichte Regenschauer, auch ihn spürte er nicht, denn die Regentropfen schienen zu verdampfen, wenn sie seinen Körper trafen. Das alles war wirklich Irrsinn! Trotzdem flogen einige dicke Fliegen herum, die den Tropfen geschickt auswichen. Eine besonders fette flog Sithis direkt vor der Schnauze herum und mit einer einzigen schnellen Bewegung zerteilte er das Insekt. Er wollte nur noch seine Ruhe. Morgen ist auch noch ein Tag... Neuer Tag, neues Glück und vielleicht jemanden, den zu töten es sich lohnt...

Aber an Schlaf war bei ihm nicht wirklich zu denken. Klar, er war müde, aber die Ereignisse, welche er erlebt hatte, verhinderten es einfach. Er würde wach bleiben, um jeder Eventualität begegnen zu können. Sakeepa war trotz allem ein wichtiger Verbündeter, im Kampf gegen Ausbeutung und Versklavung seiner Rasse. Nur leider waren sie nicht gerade als Freunde und Kampfgefährten auseinander gegangen. Irgendwann wird er sich schon wieder abregen. Aber er blieb dabei: Sakeepa hatte einen Plan. Einen Plan, mit dem sie sich vielleicht doch noch aus der Misere retten könnten.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Freitag 6. Mai 2011, 18:33

Endlich hatte er es geschafft, er konnte sich zur Ruh’ betten, wenngleich es ihm auch schwer, wirklich in einen erholsamen schlaf zu sinken. Sei Wutausbruch hatte mal wieder das Übliche dazu getan, sein Adrenalinpegel war oben und an Schlaf oder Ruhe war gerade gar nicht zu denken. Die dumpfen Kopfschmerzen ließen nicht nach und seine Gedanken kreisten weiter, wie so oft in letzter Zeit, wenn er sich zu viele gemacht hatte.
Warum war alles nur so kompliziert?! Konnte es nicht einmal, zur Abwechslung, einfach verlaufen?! Sithis war ‘nur’ ein Krieger, der es gewohnt war, Befehle auszuführen. Natürlich wurde ihm damit das Denken nicht abgenommen, aber zur Zeit nahm das wirklich überhand. An alles musste denken. Mochte daran liegen, dass er im Grunde alleine diesen Auftrag der Dunklen angenommen hatte und nur Kharim ihn begleitet hatte. Wieder einmal, zogen die Minuten dahin uns schienen zu Stunden zu werden, in denen Sithis eher im Halbschlaf vor sich hin dämmerte. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, waren die Gedanken an Sakeepas Plan, den er zu haben schien, doch in seinem jetzigen Zustand konnte er sich keinen Reim darauf machen, geschweige denn., logische Zusammenhänge erkennen. So blieb ihm nichts anderes übrig, es später in Erfahrung zu bringen. Der sehnsüchtig erwartete Schlaf überkam ihn endlich, wie goldene Strahlen sich über das Schlachtfeld senkten.
Wie Sithis wieder zu sich kam, war es bereits vollkommen dunkel, demnach musste es nachts sein. Eher noch, Kharim hatte ihn geweckt oder musste es zumindest, denn dieser hockte neben ihm und blickte ihn erstaunt an.
“Du schläfst wie ein Stein, weißt du das?” Kharim grinste breit. “Du warst echt nicht wach zu bekommen … weder durch rufen oder etwas anderes. Ich musste dich rütteln und selbst das hat lange gedauert … aber du sahst friedlich aus, wie ein Echsenjunges.”
Sein Körper jedenfalls, fühlte sich so an, wie wenn er noch mehr Schlaf gebrauchen konnte. Es dauerte auch etwas, bis er die Orientierung wieder hatte und realisiert, wo er eigentlich war.
Wenn er sich umblickte, hatte sich nicht sonderlich viel verändert, bis auf die Tatsache, dass nur noch wenige Echsen im Lager. Die Dunkelheit war eben ihr Freund.
“Na, weißt du jetzt wieder, wo wir sind? …”, sprach Kharim ihn an.
“Was gedenkst du jetzt eigentlich zu tun?”
Das war wahrlich eine gute Frage, die sein Freund ihm da stellte. Zumindest war sein Kopf klar genug, dass er die nächsten Schritte planen konnte. ... und noch etwas hatte sich verändert, es war weich und schuppig um seinem Hals. Irgendwann in der Zeit, in der er ihm konfusen Reich der Träume verweilt hatte, hatt seine Schlange zu ihm zurück gefunden.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Samstag 7. Mai 2011, 20:00

Nach einer ganzen Ewigkeit war er schließlich doch eingenickt. Trotz des Adrenalinrausches, welcher immer noch durch seinen Körper strömte, erfasste ihn nun der Schlaf. Doch wirklich erholsam war er nicht. Zumindest nicht wirklich. Es gab so vieles, dass er noch verarbeiten musste: der Weg durch Pelgar, der Kampf vor dem Ratsgebäude, seine und Kharims Verwundung, der Tod des Ratsmitglieds. Und nun kam auch noch das Misstrauen seines Freundes hinzu, der irgendwelche eigenen Ziele verfolgte und wahrscheinlich gegen die Dunkelelfen arbeitete. So etwas war auch für eine Echse ein bisschen viel.

Außerdem pochte sein Schädel wieder mit einer derartigen Intensität, dass man glatt wahnsinnig werden könnte. Er spürte mit einem Mal, wie er geschüttelt wurde. Ein Erdbeben? Nein, nur sein Körper wurde geschüttelt. War da jemand? Sithis schlug die Augen auf. Neben ihm kniete Kharim und sah ihn ziemlich verdutzt an. “Du schläfst wie ein Stein, weißt du das?” Sithis war noch ganz perplex. Er schüttelte erst einmal irritiert den Kopf und versuchte, die Müdigkeit, die ihm immer noch in den Knochen steckte, abzustreifen. Was nicht ganz so einfach war. Sein Hals und auch sein Rücken fühlten sich seltsam steif an, was auch kein Wunder war, wenn er die ganze Nacht an einem Baum gelehnt hatte. “Du warst echt nicht wach zu bekommen … weder durch rufen oder etwas anderes. Ich musste dich rütteln und selbst das hat lange gedauert … aber du sahst friedlich aus, wie ein Echsenjunges.” Er legte den Kopf schief. Nahm ihn Kharim da gerade auf den Arm? Doch so wie er grinste, musste es wohl oder übel stimmen. „Echt jetzt? Wie spät ist es eigentlich?“ Dann sah er sich um. Seine Augen waren wohl noch etwas müde, denn für den erstem Moment sah er alles halb verschwommen, dann jedoch klarte es langsam auf. Es war stockdunkel. Wie lange hatte er denn nun schon wieder geschlafen? “Na, weißt du jetzt wieder, wo wir sind? …” Kharim war ihn seiner Fragelaune nicht zu bremsen. Er nickte, wenngleich es mit steifem Hals etwas schleppend ging. „Ja, am Vorhof zur Hölle! Wenn Sakeepa so weitermacht, sind wir bald alle tot!“ Er stockte. Sollte er es ihm verraten, wie er empfangen worden war? Kharim war unter den Echsen eine ehrliche Haut. Ihm konnte er vertrauen. Ihm und seinem Bruder Khaled. Bloß wo der wieder mal steckte.

Dann jedoch riss er sich zusammen. Er musste sich jemandem mitteilen. Am besten jemandem, dem er blind vertrauen konnte. „Hör zu, Sakeepa hat etwas vor. Er hat meinen Auftrag aufs Schärfste kritisiert und ich glaube, dass er gegen die Dunkelelfen rebellieren wird. Was genau er vorhat, weiß ich nicht, aber wenn das so weiter geht, dann haben wir untereinander einen erneuten Krieg, welcher die Truppe aufspalten könnte. Auch hatte er erwähnt, dass sich die anderen unserer Leute aus den Gefechten heraushalten sollen. Wie er das geschafft hat, ist mir allerdings ein Rätsel.“ Er stockte kurz, um neuen Atem zu schöpfen. Ihm war rechtzeitig aufgefallen, dass er beinahe ohne Luftholen gesprochen hatte. Als er einige kräftige Atemzüge genommen hatte und Kharim fragend ansah, platzte eine weitere Frage aus ihm heraus, nachdem er sich wieder prüfend umgesehen hatte. „Wo sind eigentlich alle? Hier ist es so leer.“

Ihm war natürlich aufgefallen, dass das Lager so gut wie geräumt war. Wo waren sie alle ab geblieben? Doch bevor er eine Antwort bekam, fragte ihn Kharim, was er nun zu tun gedachte. „Was soll ich schon tun? An Schlaf ist nicht mehr zu denken und um Meldung zu machen ist es noch zu dunkel. Ich vertrete mir vielleicht ein bisschen die Beine. Dann komme ich hoffentlich auf klarere Gedanken.“ Der letzte Satz war fast schon gemurmelt, bevor ein herzhaftes Gähnen folgte. Jetzt im Moment war er noch nicht in der richtigen Verfassung, um große Taten vorausschauend planen zu können. Und auch zu einem abschließenden Gespräch mit dem Kommandanten fühlte er sich noch nicht wirklich bereit. Vor dem grauste es ihm ehrlich gesagt am meisten. Auch deshalb, weil die ganze Operation länger gedauert hatte, als eigentilch geplant gewesen war.

Er wollte gerade seinen Nacken etwas auflockern, als er etwas weiches und vor allem vertrautes erspüren konnte. Siliz. Seine Schlange war zurückgekehrt. „Na? Hast du mich vermisst, großer Krieger?“ Begrüßte sie ihn, obwohl man ihr wirklich einen sarkastischen Unterton anhören konnte. „Wo hast du gesteckt?“, fragte Sithis neugierig. „Wo ich gesteckt habe? Ich hab mich hier und da ein bisschen umgehört und jede Menge interessanter Dinge aufgeschnappt. Dein Freund, also nicht der, der jetzt da neben dir steht, der andere Freund,“ „Sakeepa?“, „Ja genau der. Der hat irgendwas von raus halten und so geredet. Hat versucht die anderen von deiner Sorte nicht in die Schlacht ziehen zu lassen. Böse, böse.“ „Ist mir bekannt, das hat er mir freundlicherweise selbst mitgeteilt.“ Auch wenn es eher weniger freundlich, sondern hoch explosiv gewesen war. „Oh, dann weist du ja schon, dass er was vorhat?“ „Ja. Und hast du noch was anderes in Erfahrung bringen können? Etwas, das ich noch nicht durch Gespräche in Erfahrung gebracht habe?“ „Mann Sithis, bist du wieder ungeduldig. Hm, Lass mich mal kurz nachdenken.“ Die Schlange grübelte fieberhaft. In ihrem kleinen Schlangenkopf ratterte es. Fast konnte man schon eine kleine Rauchwolke über ihr aufsteigen sehen, so sehr dachte sie nach. Es musste doch etwas geben, dass sie ihm sagen konnte, was er nicht schon wusste.
Dann aber grinste sie ihn schadenfroh an. „Ich hab sie gesehen, sie ist ganz in der Nähe.“ Sie streckte ihm ihre kleine schwarze Zunge entgegen. „Wen hast du gesehen? Rede endlich mal Klartext. Deine Formulierungen können einem sämtliche Hirnzellen abtöten.“ Er rollte mit den Augen und stieß ein leises Schnauben aus. Er mochte es nicht, wenn man ihn vor den Kopf stieß. Aber sie rückte schon damit heraus: „Diese Kleine da, auf die du so stehst. Ich hab sie vor kurzer Zeit im Wald gesehen. Wenn du willst, kann ich's dir ja zeigen wo genau es war. Sie sah wirklich sehr einsam und auch etwas verloren aus. Sie braucht wohl eine starke Schulter zum anlehnen. Hihihihi“ Sie kicherte wieder.
Sie machte sich immer wieder einen mordsmäßigen Spaß daraus, Sithis mit ihren kleinen Sticheleien aus dem Konzept zu bringen. Etwas, das er aber so ohne weiteres hinnahm.
Kharim, der wohl von dieser Sprache wohl kein einziges Wort verstehen konnte, stand nur daneben und blickte mehr als überrascht drein. Er fragte sich wohl, was Echse und Schlange sich zu sagen hatten. Doch an seinem Gesichtsausdruck, welcher sich dann aber langsam zu einem seligen Grinsen wandelte, hatte er die Kicherlaute der Schlange wohl richtig gedeutet. Auch Sithis' Reaktion, welche das auf den Boden starren beinhaltete, sagte so manches aus. „Argh! Sehr witzig! Pass lieber auf, was du sagst, Siliz“, murmelte er bitter. Doch die Schlange war einfach nicht von ihrer Behauptung abzubringen. „Ich weiß, dass du auf sie stehst. Ich weiß es, ich weiß es.“ Sie gab einfach keine Ruhe.
Wäre Sithis' Schuppenhaut von der Farbe her einen Tick heller gewesen, könnte man eine gewisse Röte feststellen, die ihm nun ins Gesicht schoss. Doch seine Schuppen verfärbten sich, zumindest im Gesicht nahe der Wangen etwas, das schwarz nahm noch eine Spur zu. War es Scham? Vermutlich. Liebe war in seinem Leben bisher eher zweitrangig gewesen. Wie gut, dass Kharim dich nicht versteht, Siliz. Der würde sich nur wieder Kringeln vor Lachen.

Er wusste aber auch, dass es nun eine reelle Chance gab, sich so mit dem Weibchen auszutauschen, ohne in die Gefahr zu laufen, dass jemand zuhören könnte. Vorher wollte er von Kharim jedoch noch genauestens wissen, wo die anderen Echsen alle hin verschwunden waren und ob er damit dann Recht mit seiner Vermutung hatte, Sakeepa würde sich gegen die Dunkelelfen auflehnen. Er war schließlich die ganze Zeit im Lager herum gerannt und hatte nach den Verwundeten gesehen. Da MUSSTE er etwas davon mitbekommen haben. Und bestimmt hatte er seinen Wutausbruch zumindest gehört. Laut genug war er ja gewesen.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 12. Mai 2011, 03:20

Seine Verwirrtheit hatte er abgeschüttelt, aber seine Knochen mochten noch nicht so recht seinem Willen folgen. Da kam es ihm ganz gelegen, dass seine Siliz ihn wieder gefunden hatte und genau wie Kharim, hatte diese ihren großen Spaß damit, ihren Freund zu ärgern. Es gab nun mal halt auch Themen, die Sithis auf den Baum brachten, obwohl es gar nicht nötig wäre.
Nachdem sich die Schlange nach seinem Befinden erkundigt hatte, erzählte Sithis ihr von Sakeepas seltsamen Verhalten und das dieser wohl einen Plan hatte. Siliz züngelte und schien ein wenig abwesend zu sein.
“Nun, das er konkret etwas vor hat, so würde ich es nicht nennen … er versucht auf jeden Fall, dass ihr euch nicht an den Aktionen der dunklen Spitzohren teilnehmen müsst.” Siliz bewegte sich etwas und das Reiben ihrer Schuppen war zu hören. “Weißt du, es waren einige Male ein paar Dunkle hier, die ihm irgendetwas erzählt haben, … aber bis auf die ersten Male, hat Sakeepa das einfach ignoriert.” Wieder dachte die Schlange eine Zeit lang nach, das musste Sithis schon in Kauf nehmen. Immerhin verlangte er gerade schon eine große Aufgabe von einem Tier, dass es sich an die Vergangenheit zurück erinnern sollte. Ihr dieses bewusst zu machen, hatte schon ein gutes Stück Arbeit bedeutet und so manches Mal, hätte er wirklich verzweifeln können, aber im Endeffekt hatte es ja geklappt.
“Eigentlich ist er erst seit gestern so, seitdem der große Steinwall zerstört wurde. Er war ganz vorne mit dabei, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Dunklen vorgehen würden und als er wiederkam, hat er nicht geredet, nur starr geradeaus geschaut und danach war er so wütend auf die. … Die Meisten von euch waren gerade gar nicht da, sie kundschafteten die Gegend aus.”
Siliz kam gar nicht dazu, sich weiter mitzuteilen, da Kharim sich wieder zu ihnen gesellte. Er hockte sich neben Sithis und streichelte abwesend Siliz. Er gehörte mitunter zu den Einzigen, deren Berührungen die Schlange duldete.
Kharim wirkte mehr als nachdenklich, bis er das mitgebrachte Fleisch unter den Dreien aufteilte.
“Ich habe mit Sakeepa gesprochen und zumindest einen der Gründe gefunden, wieso er so schlecht auf die Spitzohren zu sprechen ist.” Ehe er weiter sprach, biss er herzhaft von seinem Stück Fleisch ab und kaute es ihn Ruhe. Wie so oft, so war Kharim auch diese Mal zu bewundern, es gab fast nichts, was ihn aus der Ruhe brachte und, er hatte es geschafft, Sakeepa zum Reden zu bringen. Ja, Sithis konnte sich über so einen Freund echt glücklich schätzen.
“Er sagte, Krieg führen schön und gut, da hat er nichts gegen, wenn er auch den Methoden der Dunklen nichts abgewinnen kann … aber das, was er gestern mit angesehen hat, hat ihn mehr as nur davon abgebracht, noch für die Dunklen zu kämpfen oder sie in irgendeiner Art und Weise zu unterstützen.”
Kharim sah seinen freund ernst an.
“Ich weiß, dass Kriege schrecklich sind und viel Leid und Tod bringen … und er hat nicht im detail erzählt, was er dort gesehen hat, aber wenn es ihn schon umgestimmt hat, sollten wir wirklich von diesem ganzen Unterfangen hier Abstand nehmen. … Was meinst du?” Kharim versuchte selten, Sithis zu irgendetwas zu bewegen, aber dieses Mal war sein Blick eindringlich.
“Aber noch etwas, hat er mir erzählt … meiner Meinung nach, wäre es das wert, weiter zu verfolgen. Einige Echsen haben, auf einer ihrer Erkundungen, andere unserer Art im Drachengebirge gesehen. Der erste vorsichtige Kontakt wurde geknüpft. Was hältst du davon, wenn wir uns darum kümmern?”
Schon grinste Kharim wieder und fügte, fast schon beiläufig dazu:
“Außerdem führt der Weg auch an deiner Liebsten vorbei.” Diesen Satz unterstrich er mit einem Augenrollen.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Donnerstag 12. Mai 2011, 21:12

Mühsam streckte die Echse sich. Hm. Nächstes Mal such ich mir einen etwas gemütlicheren Platz. Er rieb sich den Rücken. Nach ihrer kleinen Sticheleien erzählte die Schlange noch einige andere Informationen, welche sie durch umhören in Erfahrung gebracht hatte. “Nun, das er konkret etwas vor hat, so würde ich es nicht nennen … er versucht auf jeden Fall, dass ihr euch nicht an den Aktionen der dunklen Spitzohren teilnehmen müsst.” Daraus schlussfolgerte Sithis, dass sein Freund genau den gleichen Verdacht wie er selbst gehabt hatte. Bestimmt rechnete er auch mit einer verräterischen Aktion von Seiten der Dunkelelfen. Ihnen war nicht zu trauen. Es mag zwar einige nettere unter ihnen geben, aber der Großteil der Soldaten hier war unfreundlich, überheblich und vollkommen von sich selbst überzeugt, Eigenschaften, welche Sithis teilweise auch hatte, sie allerdings bei anderen mehr als verabscheute. Da sieht man es mal wieder, ich hatte doch vollkommen recht! Er horchte weiter seiner Schlange zu, antwortete aber nicht. Er wollte sie nicht unnötig unterbrechen. “Weißt du, es waren einige Male ein paar Dunkle hier, die ihm irgendetwas erzählt haben, … aber bis auf die ersten Male, hat Sakeepa das einfach ignoriert.” Mutig, dass musste er seinem Rivalen auf jedem Fall mal lassen. Er hatte sich einfach mal so über Befehle von Oben hinweggesetzt und er lebte sogar noch! Eine beachtliche Leistung. Nur war damit zu rechnen, dass er eine aggressive Reaktion der dunklen Spitzohren damit provozieren könnte. Und vor allem hatte er Achtung vor seiner Schlange, da sie auch in gewissem Sinne ihr Leben die ganze Zeit für ihn riskiert hatte, um diese Infos zu liefern. „Danke dir, Siliz. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde.“
Doch dieses Lob kam etwas verfrüht, denn sie gab noch ein paar Informationen preis: “Eigentlich ist er erst seit gestern so, seitdem der große Steinwall zerstört wurde. Er war ganz vorne mit dabei, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Dunklen vorgehen würden und als er wiederkam, hat er nicht geredet, nur starr geradeaus geschaut und danach war er so wütend auf die. … Die Meisten von euch waren gerade gar nicht da, sie kundschafteten die Gegend aus.” Wieder hörte Sithis gespannt zu und unterbrach sie wieder nicht. Das waren wirklich erstaunlich nützliche Sachen, die ihm seine Schlange da erzählte. Während er in der Stadt gewesen war und seine Rache üben konnte, war sie unermüdlich dabei gewesen, Wissen anzuhäufen. Wissen, welches sie dann vielleicht gegen die Dunklen wenden könnten, sofern es nötig sein sollte. Dem Anschein nach waren die Dunkelelfen schon durch die Mauern gebrochen. Doch warum sein Freund so sauer war, dass konnte sie nicht genau mitteilen.

Doch bevor Siliz noch etwas weiteres erzählen konnte, war Kharim auch schon wieder bei ihnen. Sithis hatte nicht einmal bemerkt, dass sein Freund kurz verschwunden gewesen war, so konzentriert hatte er seiner Schlange gelauscht. Er brachte etwas zu essen mit, welches Sithis mit einem dankenden Kopfnicken annahm. “Ich habe mit Sakeepa gesprochen und zumindest einen der Gründe gefunden, wieso er so schlecht auf die Spitzohren zu sprechen ist.” Sithis runzelte die Stirn. „Hm. Wirklich? Erzähl!“ Er brannte darauf, was Sakeepa nun von den Spitzohren hielt und vor allem, warum er so ein Theater wegen den Dunkelelfen gemacht hatte.
Nebenher kraulte sein Freund Siliz am Kopf. Es war wirklich erstaunlich, dass die Schlange dies ohne Weiteres zuließ. Kharim war einer der wenigen, die sie berühren und streicheln durften ohne in die Gefahr zu laufen, gebissen zu werden. Siliz' Gift war sehr unangenehm für die meisten. Sithis machte sich dies ab und zu zunutze und bestrich seine Waffen oftmals mit der todbringenden Substanz. Siliz ließ auch das zu. Und im Notfall hatte er ja noch den Schrieb seiner Mutter immer dabei, nach deren Angaben er ein passendes Gegengift herstellen konnte. Trotz dessen, dass er den Weg des Kriegers gewählt hatte, war er doch in die Grundkenntnisse der Alchemie eingeweiht.

“Er sagte, Krieg führen schön und gut, da hat er nichts gegen, wenn er auch den Methoden der Dunklen nichts abgewinnen kann … aber das, was er gestern mit angesehen hat, hat ihn mehr als nur davon abgebracht, noch für die Dunklen zu kämpfen oder sie in irgendeiner Art und Weise zu unterstützen.” Irgendwie schwang darin auch eine Hauch von Panik mit. Offenbar hatten es die Dunkelelfen nicht so mit Zurückhaltung. Wenn man das grob zusammenfasste, dann legten sie wohl ein ziemlich unehrenhaftes Treiben an den Tag. Entsetzen spiegelte sich in Sithis' Gesicht wieder. Ihm fiel nämlich wieder genau ein, was bei dem Marsch passiert war. Einer der Dunklen hatte einen seines Volkes gnadenlos getötet und der alte Mann, welchen Sithis eigentlich schonen wollte, wurde auch erbarmungslos niedergeschossen. „Diese Schweine“, murmelte die Echse ärgerlich und fing Kharims ernsten Blick auf.
“Ich weiß, dass Kriege schrecklich sind und viel Leid und Tod bringen … und er hat nicht im Detail erzählt, was er dort gesehen hat, aber wenn es ihn schon umgestimmt hat, sollten wir wirklich von diesem ganzen Unterfangen hier Abstand nehmen. … Was meinst du?” Sithis schüttelte sich. „Ich will es auch gar nicht im Detail wissen, Kharim. Ich kann mir schon denken, dass sie da jeden, derer sie habhaft werden, qualvoll nieder schlachten und die, die es nicht werden, werden versklavt. Ich habe es während des Marsches erlebt, dass einer der Spitzohren einen seiner Kameraden umgebracht hatte. Und mich hat er dann dumm von der Seite an gequatscht. Dabei wollte ich bloß helfen!“ Man konnte den Zorn in seiner Stimme deutlich anhören. Er ballte beide Hände zu Fäusten.
Er hasste Sklaverei. Zwar hatte er in der Vergangenheit oftmals Personen verschleppt, sie allerdings gegen Lösegeld wieder frei gelassen. Der Gedanke, jemanden als Diener oder als Arbeitskraft bei sich zu behalten und ihn wie den letzten Dreck zu behandeln, das stieß bei ihm auf Unmut. Es widersprach seiner Lebenseinstellung. Dann jedoch nickte er: „Ja, wir sollten diesen ganzen Mist vergessen und uns erinnern, welchen Idealen wir wirklich dienen.“ Das er sich von dem Gefasel der Dunklen derart verleiten ließ, ärgerte ihn wirklich. Er schielte auf das Stoffpaket, in welchem sich der abgetrennte Kopf des getöteten Ratsherren befand. Er deutete darauf. „Das Ding da lass ich hier. Soll sich jemand anderes darum kümmern, ich werde es nicht machen! Sollen sich die Dunklen den Kopf ruhig selber holen. Damit sie mal sehen, dass ihnen nicht alles in den Arsch geschoben wird, nur weil sie mal eben so in die Hände klatschen!“ Er war zwar nicht leicht umzustimmen, doch Kharim war in solchen Sachen ein genau so großer Sturkopf wie er und er wollte sich nicht noch mehr in Misskredit bei seinen Freunden bringen. Außerdem war es keine Schande, einmal nicht auf seiner Meinung und seinem Standpunkt zu bestehen.

“Aber noch etwas, hat er mir erzählt … meiner Meinung nach, wäre es das wert, weiter zu verfolgen. Einige Echsen haben, auf einer ihrer Erkundungen, andere unserer Art im Drachengebirge gesehen. Der erste vorsichtige Kontakt wurde geknüpft. Was hältst du davon, wenn wir uns darum kümmern?” Die guten Nachrichten nahmen wohl kein Ende. Echsen? Im Gebirge? Das ist wie ein stiller Hilfeschrei! Wahrscheinlich waren das solche Echsen, welche sich niemals den Dunkelelfen angeschlossen hatten. Und vielleicht gingen sie sogar gegen die spitzohrigen Fremdherrscher vor. Leider war er diplomatisch nicht ganz so gut bewandert. Er würde sich aber enorm zusammenreißen müssen, um nicht die Anstrengungen der anderen zunichte zu machen. Aber um ihrer selbst Willen würde er es schon schaffen, nicht negativ aufzufallen. „Klingt nach einem guten Anfang. Ich wüsste nicht, wo wir sonst hin sollten. Du weist ja, dass unsere Heimat unter deren“, er spukte kurz aus, „Kontrolle steht. Wenn wir dort untertauchen wollten, dann würden wir uns vor unangenehmen Fragen kaum mehr retten können. Gebirge klingt auf jeden Fall gut. Ich bin dabei!“
Nein, in die Heimat würden sie so ohne weiteres nicht zurückkehren können. Noch immer waren Dunkelelfen vor Ort, welche sicherlich nicht erbaut darüber waren, dass ihre 'Verbündeten' schon wieder zurück kamen. Also bot sich als Alternative das Gebirge an. Außerdem kannten sie sich dort auch etwas aus. Auf ihren ausgefallenen Ausflügen waren sie schon oft im Drachengebirge herum geklettert und hatten zahlreiche Abenteuer er- und überlebt. „Wir sollten uns auf den Weg machen. Hoffen wir aber mal, dass keiner der Spitzohren was davon mitbekommt, sonst gute Nacht.“ Das war Ironie. Noch immer herrschte die Nacht vor, aber an sich war der Satz zutreffend. „Ich bin auch muksmäuschen Still“, grinste er seinen Freund breit an. Dieser grinste nun auch wieder. „Außerdem führt der Weg auch an deiner Liebsten vorbei.” Wieder einmal machte sich sein Heiler-Freund über ihn lustig, jedoch im positiven Sinne. „Jaja, mach dich nur weiter über mich lustig. Ich hab halt nicht vor, noch als ewiger Junggeselle zu enden.“ Das quittierte er mit einem leisen Lachen und einem Rippenstoß, welcher jedoch weit unter der normalen Wucht lag. Er wollte seinem Freund schließlich keine Rippen oder sonst was brechen. Aber bestimmt dachte Kharim auch an etwas derartiges. Auch er wollte bestimmt einen Erben, welcher sein Wissen weitertragen konnte. Außerdem lernte man dadurch, Verantwortung für etwas zu übernehmen.

„Dann geh mal vor, ich folge dir“, sagte er noch und stand auf. Siliz schmiegte sich immer noch an seinen Hals und zischelte leise. Offenbar hatte sie auch nichts dagegen. Er streckte sich nochmals, um auch die letzte Starre aus seinem Körper zu vertreiben und wartete darauf, dass sein Freund voraus ging.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 22. Mai 2011, 05:25

Sithis war mehr als froh gewesen, dass er seine Schlange mit genommen hatte. Zuerst wollte er ja nicht, aber Siliz hatte ihm eindrücklich gezeigt, wie sie dann zu ihm stehen würde, hätte er sie im Dorf gelassen. Nun hatte sie sich ihre zeit damit vertrieben, Informationen zusammen zu sammeln, in der Hoffnung, dass etwas Brauchbares dabei wäre, auf das Sithis sich einen Reim machen konnte.
So kamen er und sein Freund Kharim zu dem Entschluss, sich die Echsen im Gebirge mal näher anzusehen. Insgeheim hoffte Sithis ja darauf, mit denen gemeinsame Sache machen zu können. Auf jeden Fall hatte er nicht vor, seinen Auftrag, den er vor nunmehr drei tagen bekommen hatte, gänzlich abzuschließen. So ließen sie den Kopf in seinem Blut durchtränkten Stoffbeutel und gingen durch den Wald in Richtung der Gebirgsausläufer. Da Kharim voraus laufen sollte, entschiede er sich für diesen Weg. Von dort aus war es immerhin nicht so mühselig, die schmalen Pfade ins Gebirge zu finden.
Sithis war gerade so oder so mit seiner Schlange beschäftigt, die ihn wahrscheinlich gerade mit etwas aufzog, was sie recht gerne, ausdauernd und mit etlichem Nachdruck ausübte.
Kharim jedenfalls grinste zuerst und dann lachte er, da er dabei immerzu zu seinem Freund blickte, musste es ja mit ihm zu tun haben. Entweder, er wollte ihn jetzt auch ärgern oder Sithis hatte mal wieder etwas gesagt, was komisch klang, aber wie so oft, erklärte sich Kharim natürlich just in diesem Augenblick nicht! So blieb dem armen Sithis nichts anderes übrig, wie diese Sticheleien zu ertragen.
Der Wald durch den sie gingen, durfte eigentlich nicht so genannt sein, ob wohl es für die Echsen mitunter die größte Ansammlung an Bäumen waren, die die meisten je zu Gesicht bekommen würden in ihrem Leben. Die Bäume hier, waren nicht gerade sehr groß oder stark, sie wirkten eher krüppelig und seltsam verformt …ganz so, wie wenn Riesen hier gewesen wären, um zu spielen. Aber was konnte auch schon auf solch’ kargem Boden wachsen?! Zumindest Moose und Flechten hatten es hier gut und hier und dort, wo noch Erde vorhanden war, dort hatte sich die Natur dichtgedrängt nieder gelassen.
Obwohl sie nicht wirklich weit vom Sumpf entfernt waren, mussten sie doch beide feststellen, wie unterschiedlich und plötzlich sich die Natur wandeln konnte. In ihrem Sumpf wuchsen ganz andere Bäume, wie hier, kurz vor dem Gebirge.
Natürlich kannten sie Felsen, die gab es hier und dort im Sumpf auch, aber in der gewaltigen Masse des Drachengebirges vor ihnen, so hatten sie noch kein Steinmassiv aus der Nähe gesehen. Denn bisher hatte Sithis diesen Umstand eher ignoriert, wichtig war er noch nicht geworden. Jetzt aber, wo er inmitten der Gebirgsausläufer stand, tauchte zum ersten mal in seinen Gedanken der Ansatz ‘seiner’ Nichtigkeit gegenüber solcher Naturgewalten auf.
Denn, die Nacht war mal wieder zur Abwechslung sternenklar und der zunehmende Mond beschien die eisigen Gipfel des Drachengebirges. Irgendwann, es musste etliche Jahre her sein, da hatten sich klein Kharim und Sithis einmal vorgenommen, diese Steine, die sie ja nur aus der ferne kannten, zu besuchen. Denn aufgrund der mystischen und tollen Geschichten, musste es sich hier klasse spielen lassen. Nun, unbeabsichtigt, standen sie eben vor jenen Steinen, die sie einmal besuchen wollten.
War es Zufall oder die Verbundenheit zu einander … jedenfalls stand Kharim neben seinem Freund und schmunzelte bei Sithis entrücktem Blick auf die riesigen, schimmernden Gipfel … ihm war wohl die gleiche Situation eingefallen. Grinsend, aber schweigend, legte er seinem Freund die Hand auf die Schulter und diese Geste sagte mehr als tausend Worte.
Nach einer Weile des inneren Friedens, besannen sich beide wieder auf ihr Vorhaben.
Die beiden Echsen waren bereits soweit gekommen, dass sie den meisten Lärm des Lagers hinter sich gelassen hatten, der Wind wehte zudem diese Nacht günstig. Dies hatte auch den Vorteil, dass sie einige Humanoide wie Orks, Trolle, Oger, Goblins und vielleicht auch die eine oder andere Echse im Gebirge würden riechen können.
Nun standen sie an der natürliche Grenze, die markierte, dass hier nur noch das Gestein regierte.
Was sollten sie zuerst tun … nach den anderen Echsen suchen oder musste Sithis seinem Verlangen nachgeben, ‘sein’ Weibchen zu suchen?!
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Donnerstag 9. Juni 2011, 21:52

Immer weiter entfernten sie sich von ihrem Lager und wanderten durch einen bizarren Wald. Nun, Wald durfte man diese Ansammlung armseliger Bäume nicht nennen, denn sie standen zu weit auseinander und waren auch nicht sehr kräftig geraten. Eine kräftige Echse, wie sie beide, konnte einen davon bestimmt ohne große Mühe herausreißen. Aber das wäre hier und jetzt eine ziemliche Verschwendung. Sie brauchten ihre Kraft, um den Berg erklettern zu können.

Dann schlugen sie einen Weg ins Gebirge ein, es war ein schmaler Pass, welcher sich scheinbar endlos durch das Gebirge schlängelte. Ehrfürchtig blieben beide Echsen stehen. Lange hatten sie einmal vorgehabt, diese Monster von Berge zu erklimmen. Doch weiter als in die Ausläufer hatten sie sich bisher noch nicht vor gewagt. Zu viel Unbekanntes gab es hier. Wenn man nicht gut genug gerüstet dafür war, sollte man es sich zweimal überlegen, um einen Aufstieg zu wagen. Dazu kamen noch die schnellen Wetterwechsel. Es konnte blitzschnell umschlagen und einen mit Schnee oder starkem Regen überraschen. Oder man fiel in eine der zahlreichen Felsspalten. „Sieh dir das an. Wahnsinn!“, sagte Sithis überrascht. Er war von der Größe und Erhabenheit einfach überwältigt. Sein Freund sagte nichts, sondern legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. Das konnte man ruhig als Antwort gelten lassen. Gute Freunde verstanden sich eben auch ohne große Worte. Seine Schlange, welche sich immer noch an seinen Hals geschmiegt hatte, sah sich ebenfalls neugierig um. Für sie war das was vollkommen neues, unbekanntes. „Hoffen wir mal, dass wir die Echsen finden, bevor die dunklen Spitzohren dahinterkommen, wohin wir uns verkrümelt haben“, bemerkte sie. Schon das allein war Grund und Ansporn, weiter zu gehen.

Nun, da es Nacht war, eine sternenklare um genau zu sein, konnte man viele Geräusche der Nacht erlauschen. Und jede Menge zu wittern. Sithis rieb sich die Schnauze. So viele Gerüche auf einmal zu verarbeiten war schwer! In den Bergen wimmelte es von Gebirgsorks, Ogern, Trollen, jedoch auch die eine oder andere Echse konnte er erschnuppern. Die anderen Echsen müssen hier irgendwo sein... Hoffen wir mal, dass das gut geht... Langsam war sich Sithis nicht mehr ganz so sicher, ob das alles wirklich eine so gute Idee war, doch da er nun keinerlei Sympathie mehr für die Dunkelelfen empfand, war das eine ihrer wenigen Chancen, die sie jetzt noch hatten. Zumindest hoffte er, dass seine Artgenossen ihnen wohlwollend entgegen standen. Abmachung hin oder her, diesen spitzohrigen Ratten kann man einfach nicht trauen! Schon gar nicht solchen, welche seinen Stolz verletzt hatten. Schon während des Marsches. Da stand ihm vornherein sein eingetrichtertes Ehrgefühl im Weg. In solchen Tagen kommt man damit nicht mehr sehr weit! Um in einer gnadenlosen Welt bestehen zu können, muss man ebenso gnadenlos sein... Aber ich weiß nicht, ob ich das sein will...

Sein Freund riss ihn aus seinen Gedanken. „Komm schon, gehen wir weiter. Oder willst du ewig hier stehen bleiben und den Berg anstarren?“ Er kicherte leise. „Meinetwegen. Suchen wir diese Echsen und machen uns ein Bild von dem ganzen“, sagte Sithis nachdenklich. Der Grund für seinen nun eher abwesend wirkenden Gesichtsausdruck war ein besonderer Geruch, welcher ihm nun in die Nüstern drang. Er schnüffelte. Kann es sein? Wieder schnüffelte er. Ist SIE es?

Wieder kamen so seltsame Gefühle in ihm auf. Für ihn war so etwas wie Liebe ein vollkommen neues und unbekanntes Gefühl. Da konnte man nur zu gut erkennen, dass unter der ansonsten raubeinigen und harten Fassade doch ein sehr einfühlsames und sensibles Wesen steckte. Vor allem sensibel. Er spürte einen Nebeljäger auf zehn Meilen gegen den Wind. Auch wenn man das bei der Echse wohl erst auf dem zweiten oder dritten Blick ansah. Aber andererseits würde das bedeuten, den Kontakt zu den anderen Echsen vorerst nach hinten verschieben zu müssen. Aber wer konnte sich schon auf diplomatische Gespräche einlassen, wenn da immer noch dieser sinnliche Duft in in der klaren Nachtluft lag?
Zumal Diplomatie eh nicht die Stärke der Echse war. Er war da eher praktisch veranlagt. Was hieß, er war für das Grobe zuständig, die Feinarbeit machten die, die eine gewisse Ahnung davon hatten.

„Was dagegen, wenn ich die Führung übernehme, Freund?“, fragte Sithis. Er klang auffällig enthusiastisch. Kharim gab darauf keine Antwort, deutete aber mit einem Nicken an, dass er einverstanden war. Er wusste nur zu gut, dass Sithis' Geruchssinn feiner als sein eigener war. Sithis war Krieger, Jäger, Kundschafter, für diese Berufungen brauchte man einen besonders guten Riecher, und den hatte er. Kurz sah sich der Heiler um. Bisher war ihnen kein Dunkelelf gefolgt, demnach wusste niemand, dass sie sich vorzeitig abgesetzt hatten. Und das bleibt auch hoffentlich so! Ich will nicht die ganze Spitzohren-Truppe auf den Fersen haben! Außer, wenn er noch einige offene Rechnungen begleichen wollte.

Sie waren nun oberhalb der Stillen Ebene. Einmal sahen beide Echsen nach unten. Dort unten, auf der Ebene brannten zahllose Lichter, wahrscheinlich Wach- und Lagerfeuer der Armee. Dazwischen herrschte außer einigen schwächeren Lichtern, vollkommene Dunkelheit. Auch in der Stadt brannten überall Lichter, doch die meisten stammten von den unkontrollierten Bränden, welche in den verschiedensten Häusern loderten. Das dunkle Volk hat ganze Arbeit geleistet...Die schießen alles kurz und klein... Offenbar wollten sie die Belagerten ausräuchern, um sie leichter nieder machen zu können. Auch keine sehr ehrenhafte Methode, aber was sollte man von diesen Spitzohren schon groß erwarten. Sie waren feige bis ins Mark, ließen lieber andere für sie kämpfen und sterben und heimsten dann die Lorbeeren ein. Ihnen beiden wäre es wohl auch so ergangen, wären sie zum Kommandostab zurückgekommen. Geopfert für einen Krieg, der sie im Grunde überhaupt gar nichts anging. Je mehr er sich mit der Sache beschäftigte, desto mehr kam er zu dem Schluss, dass die Dunkelelfen doch einen Verrat planten oder ihn zumindest in Erwägung ziehen würden. Sakeepa hatte auch schon so etwas angedeutet. Da die Echsen nicht kämpften, waren sie überflüssig. Und wer überflüssig war, der wurde beseitigt. Da aber weder Sakeepa noch er selbst das zulassen konnten, mussten sie dafür sorgen, dass die Sumpfechsen vereint der Gefahr entgegen standen. Doch dazu müssten alte Fehden und Zwiste erst einmal getilgt werden. Und davon gab es wirklich viele.

Sithis pirschte vorsichtig voran, sein Freund folgte ihm. Sie waren so geschickt, dass man das kratzen und schaben ihrer Krallen auf dem Stein kaum vernehmen konnte. Trotz der Dunkelheit konnte er seinen Weg glasklar vor sich sehen. Überhaupt sah die Echse im Dunkel besser, als wenn die Sonne schien. Außerdem war er dort aufgrund seiner schwarzen Schuppenfarbe nahezu unsichtbar. Nur die gelb glühenden Augen waren sichtbar.
Immer wieder wandte er seinen Kopf von der einen zur anderen Seite, um neue Geruchsspuren aufnehmen und erkennen zu können. Der feminine Geruch wurde stärker, dadurch wuchs Sithis' Nervosität.
Jetzt konnte sogar sein Freund das Weibchen riechen. „Hey, Sithis! Du hast doch nichts unanständiges im Kopf, wie?“, meinte er grinsend, während er hinter ihm her sprintete. Trotz des unwegsamen Geländes kamen sie sicher voran. „Ich? Nein, wo denkst du hin? Wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du auch vor Hormonüberschuss im Quadrat springen“, meinte der Angesprochene scheinheilig, begleitet von einem leisen Lachen. Er wusste genau, aus Erzählungen, wenn man erst einmal vom Trieb sich zu paaren gepackt worden war, dann war man so gut wie nicht mehr aufzuhalten. „Vielleicht finden wir ja auch für dich ein nettes Weibchen. Es sind ja einige da. Und nicht gerade unattraktive.“ Wenn er Ohren hätte, würde er jetzt über beide hinweg grinsen. Sie waren wirklich alle attraktiv, doch dieses eine Weibchen mit ihren strahlend blauen Augen hatte es ihm einfach angetan. Außerdem hatte er eine seltsame Schwingung zwischen ihnen gespürt, als sie sich in die Augen gesehen hatten.
Er rätselte immer noch, wie und warum er so sensibel reagierte. Hatte es vielleicht mit dem Nebeljäger zu tun, der ihm diese Narbe über seinem Auge zugefügt hatte? Hat die Kreatur einen kleinen Teil ihrer Fähigkeiten auf ihn übertragen? Er wusste es nicht, eigentlich wusste es niemand so genau.

Dann, nach einer Weile hielt Kharim an. „Schau du dich mal um, ob der Weg frei von irgendwelchen Hindernissen ist, ich guck mir diese Pflanzen einmal näher an. Aber renn mir nicht zu weit weg. Ich will dich nicht auch noch suchen müssen“, sprach er grinsend. Er wusste, was Sithis womöglich vorhatte, versuchte aber nicht, ihn davon abzuhalten. Damit wandte er sich dann einem Gewächs, welches überraschenderweise auf dem felsigen Boden wuchs, interessiert zu. Das war mal wieder typisch Kharim. Immer wenn er eine seltsame Pflanze fand, konnte er nicht anders und musste sie genau begutachten. Dann und genau dann brach sein Forschergeist heraus, obwohl er nicht einmal wusste, was für eine Wirkung besagte Pflanze nun überhaupt hatte. Ich versteh diese seltsame Leidenschaft von ihm immer noch nicht wirklich. Was soll's, dann schau ich mich halt mal um. Er zuckte ratlos mit den Schultern und bewegte sich ein Stück weiter voran.

Als er um eine Ecke bog, schob sich eine plateau-ähnliche Ebene in sein Blickfeld. Und auf eben dieser Ebene bot sich ihm ein Anblick, welchem ihm wieder die Knie weich werden ließ. Sie! Öh...soll ich mich zeigen oder lieber doch nicht... Mist! Mit dem weiblichen Geschlecht hatte er zu wenig Erfahrung. Leider... Er seufzte lautstark in sich hinein. Noch immer verharrte er in seiner unvollendeten Bewegung. Auch wenn man es nicht unbedingt von ihm erwarten würde, konnte man es nun doch genau erkennen: er war schüchtern, zumindest was die holde Weiblichkeit anging. Wenn man ihn jedoch zuvor im Kampf gesehen hatte, war dieser Anblick jetzt wohl sehr verstörend. Siliz hielt die Spannung nicht mehr länger aus und versuchte seinen Freund zum vorwärts bewegen zu ermutigen. „Jetzt beweg dich mal! Nur vom gucken wirst du sie nie richtig kennen lernen!“ Offenbar wollte sie ihm Mut zureden, obwohl das wohl eher in Richtung Druck machen ging, auch wenn sie es als solches nicht betrachtete. Doch im Endeffekt war es ein und dasselbe. Er jedoch stand einfach da, unfähig auch nur einen Schritt zu gehen und beobachtete aufmerksam das Weibchen, wie sie einige Felsformationen begutachtete. Im Licht der Sterne sah sie sogar noch schöner aus, als bei Tageslicht. Sein Blick huschte über ihre zierliche, wenn auch muskulöse Gestalt, musterte ihren graziösen Schweif, auch wenn er bei den Hüften etwas länger haften blieb. Panisch flüsterte er: „Ich kann das nicht!“
Jetzt platzte der Schlange aber endgültig der Kragen. „Jetzt hör mal gut zu: du willst doch jetzt nicht wirklich so kurz vor dem Ziel aufgeben, oder was? Reiß dich verdammt nochmal zusammen!“ In so einem aggressiven Ton hatte er sie ja noch nie gehört. Aber sie hatte recht. Er würde in dieser Sache nicht weiterkommen, wenn er sich nicht traute. Er musste seine Schüchternheit besiegen. Also bewegte sich Sithis aus seiner 'Deckung' heraus und betrat die Ebene. Trotzdem fühlten sich seine Knie an, als wären sie aus Wachs. Mann, hoffentlich geht das gut...

Er ging ein paar zögerliche Schritte. Er war sich gar nicht mehr so sicher, ob das jetzt wirklich eine so gute Idee gewesen war. Doch Siliz würde ihm solange in den nicht vorhandenen Ohren liegen, bis er sich vollständig dazu überwunden hatte. Aber jetzt war es zu spät, um noch umzukehren, denn in dem Moment blickte sie in seine Richtung. Auch wenn er an die Dunkelheit angepasst war, war es beim hellen Licht der Sterne mehr als leicht, ihn zu entdecken. Sie schritt langsam auf ihn zu. „Ganz allein unterwegs, Krieger?“, fragte sie ihn mit einem süßlich wirkenden Grinsen, welches ihn noch zusätzlich nervös machte. „Ähm.. nein eigentlich nicht... Auch wenn es danach aussieht.“ Seine Nervosität stieg nun bis ins astronomische. Und wo Nervosität war, da stotterte man eben ein bisschen. Auch die Echse namens Sithis war da keine Ausnahme. Sie lachte leise. Bestimmt fand sie sein Verhalten im Moment mehr als amüsant. „Mache ich dich etwa nervös?“, meinte sie kichernd und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Jetzt stand sie keine zwei Meter mehr von ihm entfernt. Und nun musterte sie ihn von Kopf bis Fuß. Augenscheinlich war er etwas größer als sie, was meist bei den Sumpfechsen vorkam.
Männer waren meist größer als die Frauen. Sithis selbst spürte nur, wie sich ein ziemlich brachialer Knoten in seinen Hals setzte. Ihm hatte es vollkommen die Sprache verschlagen. Dann beugte sie sich etwas vor und sagte mit gedämpfter Stimme: „Mir gefällt, was ich sehe, Sithis.“ Offenbar war sie zu dem Schluss gekommen, dass er ihren Ansprüchen doch entsprach, doch sie wollte sich wohl nicht so schnell binden und trat wieder einen Schritt nach hinten. Sie war sich zwar auf der einen Seite sicher, auf der anderen jedoch wollte sie sich nicht zu schnell auf eine Beziehung einlassen.

Er selbst stockte. Woher kannte sie denn seinen Namen nun schon wieder? Bisher hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, sich vorzustellen, geschweige denn ein längeres Gespräch mit ihr führen können. Dann jedoch fiel es ihm schlagartig wieder ein: Natürlich! Im Dorf kannte ihn absolut JEDER! Also war es definitiv kein Hexenwerk, um seinen Namen herauszubekommen. Der war teilweise sogar noch bekannter als der der Königin. Und das hieß schon was.

Das sie vorerst einmal nichts näheres anfangen wollte, tolerierte er weitestgehend. Er hätte sich zwar, wie es ab und an im Dorf vorkam, gewaltsam nehmen können, wonach ihm der Sinn stand, doch er wollte weder ihre Gefühle verletzen, was kontraproduktiv sein könnte, noch sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken, was hieß, er würde sie zu ungewünschten Handlungen nicht zwingen. Niemals! Sie waren beide noch nicht so weit, auch wenn es schon heftig zwischen ihnen knisterte. Immerhin ein guter Anfang. Zumal sie damit angefangen hatte, während des Marsches. Aber wenn man genau nachhakte, dann waren sie irgendwo beide daran beteiligt gewesen.

Nur leider war er etwas im Nachteil: sie kannte ihn, er aber wusste im Moment überhaupt nicht, wer da jetzt so genau vor ihm stand. „Ähm...und wie war dein Name noch gleich?“, fragte er vorsichtig, da er wirklich darauf brannte, ihren Namen zu hören, damit er ihn sich merken konnte. Man sah dem Weibchen nicht an, was sie gerade dachte. Ihre Mimik verriet nichts, absolut nichts. Wieder eine Eigenschaft, welche alle Sumpfechsen auszeichnete und auf die sie zu Recht stolz sein konnten. Überlegte sie gerade, ob sie ihm ihren Namen anvertrauen sollte oder ob es dafür noch zu früh war? Aber sagen müsste sie es ihm früher oder später. Schließlich würde er ja wissen wollen, wen er da die ganze Zeit anhimmelte. Aber wenn es nun kein später mehr gab? Das Leben als Krieger/in war stets voller Gefahren, in dieser Zeit erst recht, was hieß, dass jeder Tag der letzte sein könnte.
Sie lächelte ihn wieder an. Sie besaß ein ziemlich schönes Lächeln. Doch nur jemand vom gleichen Volk würde das als solches werten, jeder andere, ob Mensch oder Elf, würde darin vielleicht irrtümlicherweise eine Drohgebärde sehen und versuchen zu flüchten.
Danach neigte sie ihren Kopf in seine Richtung. „So, du möchtest also meinen Namen wissen.“ Sie kicherte vergnügt, ließ ihn absichtlich etwas zappeln, damit sie wusste, wie weit sie bei ihm gehen konnte, denn bei jemandem wie Sithis wusste man ja nie. Sie wusste, wie alle im Dorf, dass er eine ziemliche Ungeduld an den Tag legen konnte und so zusätzlich gereizt werden konnte. Und das hätte verheerende Folgen für die nähere Umgebung. Doch dem Anschein nach liebte sie das Spiel mit dem Feuer.

Dann, eine gefühlte halbe Ewigkeit später: „Nenn mich Sareeshâ.“ Das wurde mit einem Augenzwinkern begleitet, so als versteckte sich darin noch eine weitere Botschaft. Ein paar Mal ging Sithis den Namen in Gedanken durch. Er hatte vom Klang her Ähnlichkeit mit Sakeepa, aber er konnte sich auch täuschen. Es gab viele Echsen, die ähnlich hießen, obwohl sie nicht verwandt waren. „Sareeshâ. Ein schöner Name“, meinte er etwas verlegen, aber ehrlich. Ihm gefiel der Name wirklich, auch wenn ihn die Namensähnlichkeit zu seinem Rivalen etwas überrascht hatte.

[So endlich fertig. Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber gut Ding will Weile haben.] ;)

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Mittwoch 6. Juli 2011, 05:47

Sithis hatte doch tatsächlich daran erdacht, sie sich gewaltsam zu nehmen. Warum musste er auch immer an solch’ primitive Muster denken?! Nur weil es einige taten, hieß das noch lange nicht, dass er es auch so handhaben musste. Zumal er sich nicht sicher sein konnte, wie so ein Vorhaben ausgehen würde. Einige Wenige hatten Glück gehabt und die Entführung hatte Eindruck auf das erwählte Weibchen gezeigt. Meistens allerdings, holten sich die, vor lieben blinden Verehrer, eine Tracht Prügel ab. Oft auch durch das Weibchen selber und einige Männchen waren gar nie wieder gesehen,
Zum Glück hatte Sithis diesen Gedanken schnell wie der verbannt, zu sehr war er von ihrer ganzen Gestalt eingenommen, von ihrem betörendem Duft und ihren anmutigen Bewegungen.
Dann geschah endlich das Wunder, auf das er die ganzen Tage hingefiebert hatte, er hatte endlich ihren Namen erfahren. Dieser wundervoller Klang ihres Namen, klang lieblich durch sein Gehör und tanzte hallend in seinen Gedanken. Nein, diesen Namen würde er wahrlich nicht vergessen, wie konnte er.
Auf sein, leicht unbeholfenes Kompliment hin, lachte sie hell auf, es klang für ihn, wie der Tusch silberner Fanfaren … alles an ihr war wunderbar.
Danach lächelte sie, senkte ihren Kopf und ließ ein wenig Zeit verstreichen, ehe sie antwortete.

“Du bist Sithis, nicht wahr?” Sie kannte ihn tatsächlich, dessen war er sich ja schon sicher gewesen. Aber irgendetwas in der Betonung, wie sie es sagte, war seltsam. Nicht im negativen Sinne, eher, als würde da noch mehr hinter sein.
Sareeshâ hatte den Kopf gehoben und sah nun mit weitem Blick in den Sternenhimmel.
“Ich kenne dich … ich weiß auch Vieles von und über dich …”, wieder huschte ein Lächeln über ihre Züge. “ … und ich hoffe nicht, dass dies nicht der wahre Sithis ist.” Nun grinste sie ihn verschmitzt an.
Sithis war ja eher ein Männchen der Tat und nicht der großen Worte und das geheime Spiel ihrer Mimik und die feinen Nuancen ihrer wohl gewählten Worte, raubten ihm fast die Sinne, vernebelten seinen Verstand und blockierten seine Gedanken. Sie verstand es, zwischen den Sätzen zu kommunizieren, um ihm dann den nächsten Hinweis, gleich einer Keule nutzend über den Schädel zu ziehen. Ihre Art war herrlich entwaffnend.
Sie stützte sich vom Felsen ab und kam leichten Schrittes auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
So musterte sie ihn, wachen Blickes, ohne preis zugeben, was sie dabei empfand.
Ein weiteres Mal in diesen Minuten hatte die Welt um ihn herum unter gehen können, denn wieder verstand sie es, mit kleinen Gesten, seine Aufmerksamkeit vollkommen auf sich zu lenken. Bis ihre Stimme ihn wieder in die Wirklichkeit holte.
“Eine wunderschöne Schlange hast du bei dir.” Sareeshâ legte ihren Kopf leicht schräg und betrachtete Siliz eingehend. “Gib’ gut Acht auf ihn!” Richtete sie ihre Bitte an seine Freundin und diese nickte auch noch! Jetzt vermutlich, schalt Sithis sich, dass er so wenig mit Frauen zu tun gehabt hatte ... Bisher hatte er das ja als unnötig abgetan. Nun verwirrte ihn diese Aussage vermutlich.
“Es gibt noch viel für dich zu tun, junger Krieger.” Sie sah ihm nun direkt in die Augen, lächelte sanft und hatte ihm einen Finger auf die Lippen gelegt, damit er sie nicht unterbrach.
“Vorerst muss es dabei bleiben, es sind schwierige Zeiten, behalte deinen Kopf klar … keine Sorge, wir werden uns wieder sehen.” Damit ließ sie ab von ihm, schritt anmutig an ihm vorbei und langsamen Weges in Richtung der knorrigen Bäume. Da stand Sithis nun, gefangen von ihrem Wesen und der aufkommenden Beunruhigung, was ihre Worte wohl bedeuten mochten.
Nach fünf Schritten blickte sie noch einmal über ihre Schulter, ihre strahlenden Augen blitzten im Schein des Mondes, der ihre Silhouette einfing.
“Ich erwarte, dass du mich siehst!” Dieser sanfte, aber unmissverständliche Befehl saß und Sithis’ Gedanken wirbelten durcheinander.
Er wusste nicht, wie lange er dort stand und ihrer, in der Dunkelheit verschwimmenden Gestalt, nachsah, aber ihr Gang brannte sich in sein Hirn … bis er vom Lachen seiner Schlange und dem Geräusper seines Freundes sich endlich mal regte. Kharim grinste ihn schadenfroh und breit an.
“Na los, oh großer Drachentöter… machen wir uns auf den Weg!”
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Samstag 9. Juli 2011, 19:47

Er sah sie an, nahm ihren Geruch auf, der ihm fast alle Sinne raubte. In diesem Licht strahlte sie etwas mysteriöses und geheimnisvolles aus, jedoch auch etwas reizvolles. Doch das sprach die Echse nicht laut aus, wollte er sie doch nicht vergraulen. Dann könnte er nämlich wieder bei Null anfangen. Man sollte Frauen niemals direkt auf ihr Aussehen ansprechen, besonders dann nicht, wenn man diese Frauen nicht näher kennt.
Was wohl passiert wäre, wenn er sie zu irgendwas gezwungen hätte, darüber wollte er nicht wirklich nachdenken. Aber es wäre gut möglich gewesen, dass er dabei den Kürzeren gezogen hätte, denn Weibchen, in die Ecke gedrängt, waren noch schlimmere Gegner als ein wütender Troll. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich lieber mit einem Troll prügeln, als die Wut eines Weibchens auf mich zu ziehen...

Sie stand nun direkt vor ihm. Ihre Nähe machte ihn unglaublich nervös, selbst wenn er sie auch angenehm fand. Allein ihr Blick, welcher immer wieder über seinen Körper glitt, warfen seine Gefühlswelt vollkommen übereinander. “Du bist Sithis, nicht wahr?” Zwar überraschte ihn das nicht, aber der anmutige Klang ihrer Stimme jagte ihm einen gewaltigen Schauer den Rücken hinunter. Er öffnete den Mund, doch als kein Laut heraus kam, nickte er einfach nur. Was ist nur mit mir los? Los komm schon, Sithis! dachte er, wütend darüber, dass er einfach den Mund nicht aufbekam.

Er nahm seine gesamte Willenskraft zusammen. "Ich weiß, der Schläger des Dorfes", meinte er und scharrte verlegen mit dem Fuß. Seine Krallen kratzten und schabten leise über den steinernen Grund. Jeder kannte ihn als solchen, da er schon mehrmals negativ aufgefallen war. Dazu gehörte auch, dass er mehrere Schlägereien angezettelt hatte, absichtlich wie unabsichtlich, auch wenn das dem 'guten und gebührlichen' Verhalten seines Volkes entsprach. Außerdem war er in seinen Handlungen recht undurchschaubar, sodass kaum einer wusste, was er nun eigentlich vorhatte. Und genau das war an ihm ja so gefährlich. Selbst für seinen eigenen Vater war er ein Mysterium, sowie eine große Gefahrenquelle. Manche erwachsene Echsen warnten ihre Kinder gar vor ihm, meist mit den Worten: 'Lass dich nicht mit ihm ein, sonst taumelst du von einem Ärger in den nächsten.' Sie hatten ja so verdammt nochmal Recht! Er war ein Ärgernis auf Beinen, doch Sareeshá sah das offensichtlich anders, denn ansonsten wäre sie schon längst außerhalb seiner Reichweite. Ihre Nähe tat ihm ausgesprochen gut.

“Ich kenne dich … ich weiß auch Vieles von und über dich und ich hoffe nicht, dass dies nicht der wahre Sithis ist.” Ihre Wortwahl war geradzu entwaffnend, das musste sich die Echse wirklich eingestehen. Aber ihre Worte reichten, um sein Selbstbewusstsein zu stärken, sodass er endlich mal einen kompletten Satz hervor bekam. "Wenn ich anders wäre, würde ich für mich selbt unausstehlich werden." Ein flüchtiges Grinsen huschte über seine Gesichtszüge "Auch wenn ich weiß, das Krieg die Persönlichkeit verändern kann. Meist zum schlechten hin", fügte er noch schnell an. Er hatte vorher noch nie in einem Krieg gekämpft, deshalb kannte er nur die Erzählungen der älteren Krieger, einschließlich seines Vaters.

Dann lenkte Sareeshá das Thema in eine ganz andere Richtung, nämlich auf Siliz. Das Besondere an der Sache war, das die Schlange sacht den Kopf neigte, obwohl sie sich Fremden gegenüber eher reservierter verhielt. "Höflich ist sie. Ich finde sie wäre eine gute Wahl", meinte sie trocken und 'knuffte' Sithis gegen die Schulter. “Gib’ gut Acht auf ihn!”, meinte das Weibchen neckisch, was sofort von der Schlange durch ein weiteres Nicken bestätigt wurde. Sie würde schon aufpassen, dass er keinen Unsinn anstellte. Und wieder war das Verhältnis zwischen Herrn und Untergebener verschoben. Wenn je so ein Verhältnis zwischen ihnen existent gewesen wäre.

“Es gibt noch viel für dich zu tun, junger Krieger.” Sithis wusste nicht, wie er darauf antworten sollte und bemerkte dann, dass er es nicht konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. Sie hatte ihm den Finger auf den Mund gelegt. Seine Augen wurden groß. Damit hätte er niemals nie gerechnet. Sein Körper spannte sich deutlich an. Er wusste nicht, wie er den Druck, der sich langsam aber stetig in ihm aufbaute, loswerden sollte. Was wohl passierte, wenn das Verlangen in ihm zu groß werden würde?
Doch sie zog sich kurz darauf wieder zurück. “Vorerst muss es dabei bleiben, es sind schwierige Zeiten, behalte deinen Kopf klar … keine Sorge, wir werden uns wieder sehen.” Er nickte stumm, unfähig auch nur ein Wort sagen zu können. Doch in seinem Kopf war ein Satz ständig präsent: Geh nicht!
Dort wo sie ihn berührt hatte, konnte er ein leichtes Kribbeln verspüren. Dann wandte sie sich ab und schritt anmutig an ihm vorbei. Kurz bevor sie von der Dunkelheit verschluckt wurde, drehte sie sich nochmals um. “Ich erwarte, dass du mich siehst!” Was wie eine Bitte klang, war aber in Wahrheit eine Aufforderung, der man besser nicht widersprach. Frauen konnten ganz schön bösartig werden, wenn man sie sitzen ließ. "Das werde ich", murmelte er noch, dann war sie verschwunden.

Er starrte noch eine ganze Weile auf die Stelle an der sie verschwunden war. War das ein Traum gewesen? Wenn ja, dann war es einer der schöneren Sorte. "Ich vermisse sie jetzt schon. Diese kleine Anspannung war wirklich einengend." Überrascht sah Siliz ihn an "Kleine Anspannung? So wie du vor sexueller Erregung gebebt hast, war es Glück, dass du nicht sofort über sie hergefallen bist." Die Worte klangen erst negativ, doch dann grinste die Schlange. "Ich finde allerdings sehr gut, dass du deinem inneren Trieb widerstanden hast, auch wenn ich allerdings Zweifel hatte. Damit haben sich deine Chancen bei ihr wohl erhöht." Sie kicherte.
Dann geschah eine Zeit lang gar nichts.

Bis schließlich Kharim wieder zu ihm aufgeschlossen hatte. Schon an seinem Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass er sich wieder köstlich über Sithis' verträumten Gesichtsausdruck amüsierte. “Na los, oh großer Drachentöter… machen wir uns auf den Weg!” Sofort war die Echse wieder vollkommen da. "Hm? Gut, gehen wir!"
Während sie weiter das Gebirge nach anderen Echsen durchkämmten, dachte Sithis immer wieder an Sareeshás Worte. Sie verstand es wirklich, ihn mit ihren Worten völlig verrückt zu machen und seine Fantasy ordentlich anzuregen.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Freitag 15. Juli 2011, 04:05

Schweren Herzens hatte er sie ziehen lassen, sein Traumweibchen. Nie hatte er auch nur im Traum daran gedacht, was ihn nun überkam … ein kleines bisschen Wehmut und das stärkere Gefühl der Sehnsucht … und für all das bleib keine Zeit.
Wie er sich schon selbst immer wieder daran erinnerte und ermahnte, sie befanden sich immer noch im Krieg, selbst wenn sie nun vorhatten, gegen die Dunklen Horden zu agieren. Es war und würde ein gefährliches Unterfangen bleiben.
Die Idee, die Sithis hatte, war im Grunde wirklich gut … aber wie sollten sie nun vorgehen?!
Es würde nicht schaden, wenn Sithis sich Gedanken machte, das was er eigentlich so sehr hasste. Aber dieses Mal wäre es besser, wenn er es vorher tat. Das Gebirge war ein unbekannter Ort, an dem weder er, noch Kharim hatten Erfahrungen sammeln können.
Sein Freund schien wohl die gleichen Gedanken zu teilen. Sie waren gerade einmal fünfzig Schritt guten Mutes weit gekommen, wie Kharim plötzlich stehen blieb. Er stemmte die Hände in die Hüften und blickte grübelnd zu den Gipfeln hinauf, die im Licht des Mondes schimmerten.
“Ich kann mir nicht helfen … ich weiß, … du hältst nicht allzu viel von vorsichtigem oder umsichtigen Handeln … aber,… “, er schien sich wirklich zu sorgen. “… sollten wir uns nicht vorher einen Plan zurecht legen? … wenigstens ein bisschen darüber nachdenken, wie du vorgehen willst, bevor wir endgültig ins Gebirge kommen und es vielleicht zu spät ist?!” Kharim traf den Punkt wie immer ins Schwarze und immerhin verlangte er von Sithis nicht, dass er stehenblieb und nichts tat. Denn das, hasste er bekanntlich mehr als alles andere.
In der Zwischenzeit hatten sie die Ausläufer des Gebirges gut durchschritten und sich mit der Beschaffenheit des Grundes und ihrer Umgebung vertraut gemacht. Hier zum Beispiel zu kämpfen, würde sehr viel Anpassung und Aufmerksamkeit erfordern. Das schoss Sithis als erstes durch den Kopf, halt ganz Krieger. Er, als Exemplar einer Sumpfechse war logischerweise, flaches Terrain gewohnt und musste größtenteils auf Gefahren vom Boden und aus dem Sumpf, bzw. den modrigen Tümpel achten. Hier, war es etwas vollkommen anderes. Nicht nur, dass mögliche Feinde sich wunderbar verstecken konnten, er bemerkte auch, dass es zunehmend schwieriger wurde, Spuren zu erkennen. Der Untergrund war nun fast ausnahmslos felsig und das Gestein türmte sich auch immer höher auf. Nur noch sporadisch wuchs hier ein Baum oder eher ein Strauch, was schon eine faszinierende Tatsache war, jedenfalls für Kharim. Dieser hatte sich in der Zwischenzeit nämlich wieder mit den Pflanzen beschäftigt, weil Sithis mal wieder in seinen Gedanken versunken war, aber er hatte es ja nicht anders gewollt. Sein Freund war wirklich erfreut, er hielt sich mal hier auf, mal da und stocherte immerzu in kleinen Felsspalten herum und zupfte hier und dort rech oft etwas ab, bis er bemerkte, dass Sithis ihn wohl beobachtete.
“Sithis, schau nur … “, er bekam etwas weiches, gräulich grünliches unter die Nase gehalten.“Ich habe nicht damit gerechnet, dass diese Pflanzen hier wachsen würden … das ist einfach unglaublich, die Landschaft ist hier so vollkommen anders.” Unglaublich war es für Sithis auch, dass sein Freund, im Gegensatz zu ihm, immer recht optimistisch und schnell begeisterungsfähig war, besonders wenn es um die Natur und ihre Artenvielfalt ging.
Kharim wollte gerade zu einer weiteren Ausführung ansetzten, wie er innehielt und die Augen verdrehte.
“Ist ja schon gut, du Spielverderber … also, was schlägst du vor? Was sollen wir machen, damit wir die anderen Echsen finden?” Fragend blickte er ihn an.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Mittwoch 20. Juli 2011, 00:18

Gebirge war anders, geradezu ungewohnt. Sie beide waren anderes Terrain gewohnt. In ihrer Heimat war der Boden eben und nicht so zerklüftet. Auch fühlte er sich anders an, war weicher. Wenn man unachtsam war, konnte man darin glatt versinken, bis man unauffindbar war. Im Gebirge ging es ähnlich zu, man konnte in eine Felsspalte geraten und sich dabei sämtliche Knochen brechen. Und danach verhungerte man qualvoll. Es war ein langwieriger Prozess, der sich sogar noch über Wochen hinziehen konnte. Dann war man auch wie vom Erdboden verschluckt. Und der Berg neigte bisweilen dazu, seine Opfer nicht mehr freizugeben. Und wenn, dann nicht mehr lebend. Das wäre kein ehrenvoller Tod. Dachte Sithis und ihm fröstelte.

Hastig schüttelte die Echse den Kopf, um diese schlimmen Gedanken zu vertreiben. Allein schon darüber nachzudenken bereitete ihm Übelkeit. Er war zwar ein harter Bursche, der schon so manches Innenleben eines Körpers gesehen hatte, war durch Blut und abgehakte Gliedmaßen gestapft und als besonders brutal galt, doch mit gebrochenen Gliedmaßen einsam und unfähig sich zu bewegen auf den Tod zu warten, das war etwas anderes. Jeder andere hätte dieser armen Seele einen raschen und wenigstens etwas ehrenvollen Tod geschenkt.

Also konzentrierte er sich auf die 'netteren' Gedanken, auch wenn es eher wenige waren. Die bösartigen jedoch waren um einiges zahlreicher, hatte er doch in den letzten Tagen nur Ungemach erdulden müssen. Verflucht seien diese elendigen Spitzohren! Nächstes Mal, wenn ich einen von denen sehe, schäle ich ihm bei lebendigem Leibe die Haut von seinem Körper! Er wollte Genugtuung, allein schon dafür, dass er sich ihnen unterordnen und ihre lächerlichen Anweisungen hatte befolgen müssen. Außerdem hatten sie sein Ehrgefühl stark verletzt und ihn bis ins Mark beleidigt. Der nächste Dunkelelf würde eine Begegnung mit ihm nicht überleben. Wieder erstarkte ein dunkles Gefühl in seinem Innern.

Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er kaum bemerkte wie Kharim stehen blieb und forschend zu den sich vor ihnen auftürmenden Gipfeln starrte. Das bleiche Mondlicht warf einen gespenstischen Schein auf alles, welches in seinem Lichtkegel lag. Sonst tanzten überall nur die Schatten. “Ich kann mir nicht helfen … ich weiß, … du hältst nicht allzu viel von vorsichtigem oder umsichtigen Handeln … aber, sollten wir uns nicht vorher einen Plan zurecht legen? … wenigstens ein bisschen darüber nachdenken, wie du vorgehen willst, bevor wir endgültig ins Gebirge kommen und es vielleicht zu spät ist?!” Sein Tonfall klang ernsthaft besorgt. Offenbar machte er sich so seine Gedanken, was wohl passieren würde, was mit ihrem Volk passieren würde. Normalerweise würde Sithis an dieser stelle einwerfen, dass er sich immer viel zu viele Sorgen machte, doch jetzt musste er ihm vollständig recht geben. Ihr Schicksal stand in den Sternen. Das Schicksal ihres Volkes stand in den Sternen.
Planung, da war sie wieder. Damit konnte er sich nicht wirklich anfreunden, wusste aber, dass es heikle Situationen und überflüssigen Ärger vermindern konnte, wenn man weit genug vorausdachte. Immer diese Planerei. Normalerweise macht das immer Sakeepa... Auch wenn er seinen Rivalen jetzt nur noch weniger leiden konnte, bewunderte er ihn trotzdem für sein gutes Organisationstalent. Während Sithis und Kharim in der Stadt unterwegs gewesen waren, um ein Ratsmitglied zu jagen, hatte er, geschickt wie er war, die Echsen gesammelt und sie aus dem Kampf herausgehalten.
"Ich weiß. Planung ist jetzt wichtiger denn je. Ich werde mir etwas ausdenken", meinte er versöhnend. Er wusste, dass Kharim nur weiter nachhaken würde, sollte er nicht innerhalb kürzester Zeit auf einen grünen Zweig gekommen sein. Siliz bemerkte, dass genau das ihm nicht behagte, schwieg jedoch. Die Schlange wollte Sithis' Konzentration nicht stören, damit er in Ruhe einen Plan ausarbeiten konnte.

Doch sein Freund war schon wieder in die Welt der Botanik oder wie man das nannte, abgetaucht. Er stöberte hier und dort, besah sich Pflanzen und anderes Grünzeug. “Sithis, schau nur … “ Kharim klang ganz aufgeregt, denn er wedelte hysterisch mit den Armen und hielt Sithis dann eine Pflanze unter der Echsenzinken. “Ich habe nicht damit gerechnet, dass diese Pflanzen hier wachsen würden … das ist einfach unglaublich, die Landschaft ist hier so vollkommen anders.” Die Echse sah ihn an. Mit Pflanzen hatte es Sithis nicht wirklich am Hut, das wusste sein Gegenüber, aber der kümmerte sich nicht darum. Er hatte etwas gefunden und wollte natürlich, dass es sofort jemand sah. In diesem Fall er!
"Äh, ja", gab Sithis knapp zurück. Kharim setzte schon zu einem seiner berüchtigten Vorträge an, bemerkte jedoch schnell, dass er hier auf taube Ohren stoßen würde und fing an zu schmollen. “Ist ja schon gut, du Spielverderber … also, was schlägst du vor? Was sollen wir machen, damit wir die anderen Echsen finden?” Sithis überlegte. Ziemlich lange.
Wie sollen wir die hier finden? Wenn die Ausläufer hier schon so riesig sind, dann ist das Gebirge astronomisch groß. Aber es muss einen Ort gegeben haben, an dem erste Kontakte geknüpft worden waren. Ich meine, sie werden wohl nicht direkt ins Lager marschiert sein, direkt unter den Augen der Spitzohren. Dazu gesellte sich noch ein Gedanke. Das ganze Gebirge zu durchsuchen wäre Wahnsinn. Es ist ein Wunder, wenn wir das überhaupt überleben. Wir sind für längere Aufenthalte hier nicht ausgerüstet. Das war auch ein wichtiger Gedanke, denn das Wetter in den Bergen galt als unbeständig und wo gerade noch Sonnenschein war, konnte im nächsten Moment ein Gewitter hereinbrechen. Jetzt konnte er sich nur noch an die Vermutung klammern, ob es einen Treffpunkt gegeben hatte, ansonsten wären ihre Chancen fast bei Null.

Dann: "Wo wurden die Kontakte denn geknüpft? Gab es einen Treffpunkt, an dem sie sich ausgetauscht haben? Wenn ja, dann dürften wir sie dort vielleicht finden." Er blickte sich suchend um, so als hoffte er auf einen Hinweis der Natur. Ich frage mich, wohin Sareeshá wohl gegangen ist. Vielleicht sucht sie auch die anderen Echsen. Konnte sein, musste aber nicht. Vielleicht war sie auch als Späherin vorausgegangen, um sichere Wege für die anderen aus der Sippe zu finden. Doch damit wurde ihre Situation auch nicht besser, die Echsen fanden sich schließlich nicht von allein. "Wenn es einen bestimmten Treffpunkt gibt, werden wir sie dort finden. Als du dich umgehört hast, wurde so was bestimmt angesprochen, oder?" Dann grinste er. "Aber denke nicht, dass ich dann die Verhandlungen führe, dass endet sonst in einer Katastrophe. Du kennst mich ja. Und auch was passiert, wenn man mich reizt." Oh ja, dass wusste sein Freund nur allzu gut, denn er durfte quasi hinter ihm aufräumen, die Verwundeten behandeln. Hatten sie alles schon mehrfach gehabt.

Jetzt hieß es, die passende Richtung zu finden. Also schloss Sithis kurz die Augen und ließ seinen Sinnen freien Lauf. Die Augen konnten täuschen, also verließ er sich auf Geruchs- und Hörsinn. Lange Zeit passierte nichts, doch dann schien er einen Geruch wahrgenommen zu haben. "Ich rieche was. Keine Sorge, dieses Mal ist es kein Weibchen, sondern etwas anderes." Er öffnete die Augen und wendete sich in die Richtung, aus der der Geruch kam. "Ich denke, wir gehen da lang."

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Freitag 5. August 2011, 05:26

Kharim hörte seinem Freund aufmerksam zu und war innerlich wirklich sehr froh darüber, dass Sithis zuvor darüber nachdachte, wie er die Kontaktaufnahme gestalten wollte. Zuvor stellte sich ja noch as andere Problem, dass sie die besagten Echsen erstmal finden mussten. Wie der Geruchssinn beiden schon mitgeteilt hatte, war das Gebirge keineswegs, wie es den Anschein hatte, leer … im Gegenteil, hier befanden sich, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe, jede Menge Lebewesen, die es nur zu finden galt.
Siliz hingegen zischelte in kurzen Abständen …ein eindeutiges Zeichen dafür Sithis, dass sie ihn mal wieder ‘auslachte’, er hatte aber auch ein schweres Los.
Während seine Gedanken zwischendrin mal wieder bei seiner Auserwählten verweilten, schlug Kharim ihm gegen den Oberarm, bedeutete ihm mit einem Nicken, dass sie sich endlich auf den Weg machen sollten. So lief sein Freund vorsichtig voraus, wachsam und darauf bestrebt, eine mögliche Gefahr vorher auszumachen.
Nach einigen Schritt kam er leise auf Sithis Fragen zu sprechen.
“Was heißt Treffpunkt?! … wir sind doch hier nicht in einem Echsendorf. Soweit ich mitbekommen habe, wurden vereinzelte Echsen angetroffen, eigentlich auch nur zwei … die sich natürlich nur äußerst vorsichtig, bis gar nicht zu der Sache geäußert haben.” Kharim blieb zwischendurch stehen und hob seinen Kopf um besser im Wind die Gerüche zu erschnüffeln. Zum Pech für die Beiden, hatte der Wind gedreht und wehte nun von hinter ihnen. Mit sich brachte er die Gerüche des Schlachtfeldes … Feuer, Verwesung, Pech, Schwefel und allerlei undefinierbares … vermutlich auch besser so.
So zuckte er mit den Schultern und schritt weiter voran. Mit zunehmendem weg, wurde es immer steiler und zerklüfteter, bis sich in die Höhen kamen, wo sie nun wirklich vom Gebirge sprechen konnten. Hier war wirklich nur noch Fels und Stein, mit ein paar spärlich wachsenden kleinen Pflanzen, die tapfer ihre Blätter durch eine leichte weiße Decke reckten. Ein wirklich ungewohnter Anblick für die beiden Echsen. Natürlich kannten sie die weiße Kälte, wenn auch nicht unbedingt so, dass sie es als gewöhnlich betrachteten. Vielmehr verwandelte sich der Sumpf im eisigen Ende eines Zyklus in eine große rutschige, glitzernde Fläche.
Da der Wind immer noch von Süden kam, schritten sie weiter gerade aus, zwischen mehr als mannshohen Felsen und jeder menge losen Gerölls.
“Wir müssen vorsichtig sein und aufpassen, wo wir unser Schritte hinsetzen … das könnte sonst ziemlich unangenehm werden, wenn einer von uns den Berg wieder runterpurzelt.” Erklärte Kharim mit hoch gezogener Augenbrauenwulst, während er mit einem Fuß in einer Anhäufung kleinerer Kiesel scharrte, diese dann wiederum nach unten kullerten.
Ja, hier warteten unbekannte Gefilde auf sie und sie mussten sich wirklich vorsehen.
Sithis hatte in der Zwischenzeit zu seinem Freund aufgeschlossen und hatte sein Riechorgan selbst ausgiebig in den Wind gehoben … und er roch tatsächlich etwas anderes. Es roch nach Holz, allerdings harziger und eine Spur frisch und auch ein wenig so, als wenn es brennen würde. Aber es war nicht der typische Geruch des Schlachtfeldes.
Sehr zum Erstaunen der beiden Freunde, hatte der Wind wieder gedreht … es musste so etwas wie eine Eigenart des Gebirges sein.
Wenn dies der Geruch eines normalen Feuers war, konnte dies nur eines bedeuten, dass irgendwo jemand rastete, warum sollte sonst ein Feuer entfacht werden?!
Vielleicht war das ja eine erste Spur.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Freitag 5. August 2011, 23:36

Das Gebirge war groß, für Sithis eine ganze Spur zu groß. Hier war alles anders, selbst das Wetter. Wenn es nicht regnete, dann schneite es, wenn es das nicht tat, gab es Hagel. Deshalb fühlte er sich hier auch alles andere als wohl. Warum musste es immer so schwer sein? Dem Anschein nach, hatte das Schicksal gerade seine gehässigen Tage, die es ohne Skrupel an den beiden Echsen ausließ.

Gedanklich verfluchte er wieder die Stunde, in der er sich als erster gemeldet hatte, gen Pelgar zu ziehen. Er und sein Übereifer. Wenn er sich nicht vorsah, würde der ihm eines Tages zum Verhängnis werden. Außerdem hatte ihm die Reise bisher nur Ärger beschert. Nur Ärger? Das stimmte so nicht ganz, auch wenn es doch recht wenige gute Dinge gab, die in der letzten Zeit passiert sind. Immerhin hatte er trotzdem einen ordentlichen Gewinn gemacht: Goldschmuck, der bestimmt einiges wert war. Den konnte man bestimmt gegen viel Zeug eintauschen. Sithis machte sich nicht viel aus Geld, im Sumpf konnte man eh nichts damit anfangen. Es sättigte nicht und man konnte es auch nicht trinken. Aber man konnte es gegen Nahrung eintauschen.
Und er hatte endlich zu seinen romantischen Gefühlen gefunden, welche er bisher immer unterdrückt hatte, aus Furcht davor, für diese Schwäche geächtet zu werden. Aber vielleicht konnte man ja aus dieser sogenannten Schwäche eine Stärke machen.

Doch vorerst musste es die Echse bei diesen Gedanken belassen, Sareeshá war gerade unerreichbar für ihn. Sie wanderte gerade ebenfalls durch das Gebirge, aber in die entgegengesetzte Richtung. Wann er sie wiedersehen würde, konnte er nicht sagen, jedoch nahm er sich vor, am Leben zu bleiben, damit sie sich irgendwann wieder treffen konnten.
Und selbst wenn er wusste, wo sie gerade war, würde das an ihrer momentanen Situation nichts ändern. Im Gegenteil, es würde nur alles komplizierter machen. Nicht, dass er ihre Nähe als unangenehm empfand, nein, aber es würden Fragen aufkommen, zu denen er keine Antworten wusste. Und nach Fragen kamen Gerüchte. Was über ihn im Dorf erzählt wurde, kratzte ihn normalerweise nicht, denn es entsprach ja der Wahrheit. Doch das meist hinter vorgehaltener Hand oder von besonders kräftigen Individuen. Sithis selbst war auch sehr kräftig geraten, was durch seine Rage und Wildheit im Kampf nur noch verstärkt wurde.

Immer weiter durchkämmten sie die schroffen Felsen nach den von ihnen gesuchten Echsen. Dass es keinen genauen Treffpunkt gab, betrübte ihn, doch der Echsenmann gab nicht auf. Er würde sie schon aufstöbern und wenn er jeden Stein des Gebirges systematisch auseinander nehmen musste. Sein Geruchssinn arbeitete perfekt, bis sich zu seinem Bedauern der Wind drehte. Damit waren alle Gerüche kreuz und quer verteilt. Und das verärgerte ihn. „Hrm. Dieser dämliche Wind, verwischt mir einfach die Fährte“, maulte er leise. Kharim würde ihn schon verstehen, da sein Freund als einer der besten Fährtensucher und Kundschafter galt. Es war äußerst beschämend, wenn so jemand eine Geruchsspur verlor. Auch seine Schlange hatte ihre gezischten Lacher eingestellt und versuchte ihn etwas zu trösten. „Kopf hoch, wenn der Wind wieder richtig weht, wirst du schon wieder was aufstöbern.“ Ob da jetzt doch wieder eine Spur Hohn mitschwang, durfte man gerne den Zuhörer entscheiden lassen.

Inzwischen waren sie ganz schön weit oben angekommen. Das zeigte sich vor allem darin, dass hier Schnee lag. In den Sümpfen auch anzutreffen, besonders in den ganz kalten Tagen und doch immer wieder neu. Schnee und Eis machten dann aus dem Sumpf ein rutschiges und noch gefährlicheres Areal. Selbst dann wurde es auch für Sumpfechsen gefährlich, da auch sie Probleme hatten, auf dem glatten Untergrund die Balance zu halten. Doch da stellten sie sich weitaus geschickter an, als die meisten anderen Völker.

Nach kurzer Zeit wehte der Wind wieder so wie vorher, leider dauerte es eine beachtliche Zeit, bis wieder eine klare Spur erschnüffelbar war. Immer wieder konzentrierte er sich auf den Boden, auf dem er gerade entlang lief. Nicht, dass er eine Spalte übersah und sich kurzerhand das Bein brechen könnte. Auch wenn er nicht wirklich glaubte, dass das bei einer Sumpfechse so leicht passieren konnte. Sein Volk hatte starke Knochen, die wirklich einiges aushalten konnten. So auch Sithis.

Mit einem Mal hob Sithis ruckartig den Kopf. Da war doch was. Ein rauchiger Geruch, der wohl von einem Feuer herrührte. Jemand hatte weiter oben wohl ein Lager angelegt, sowie eine Feuerstelle eingerichtet. Schnell schloss er zu Kharim auf. „Du, ich rieche was. Da oben hat jemand ein Feuer entfacht. Vielleicht sind das welche von den Echsen, die wir suchen. Wir sollten nachsehen, aber vorsichtig.“ Seine Bedenken waren nicht unbegründet. Lieber näherten sie sich langsam und unbemerkt, als das sie in etwas hineinplatzten und es womöglich feindlich aufgenommen werden könnte. Außerdem war nicht gesagt, dass es sich überhaupt um Echsen handelte. Es könnten auch andere Wesen sein, die dort oben lagerten, Dunkelelfen zum Beispiel. Oder Orks oder Oger, vielleicht auch Trolle. Ganz sicher konnte man jedoch nie sein. In solchen Situationen musste man wie Fuchs und Hase sein, auf der Hut.

Sie pirschten sich langsam vorwärts, stets kampfbereit und je näher sie der Rauchquelle kamen, desto markanter wurde der dadurch entstehende Geruch. Kharim müsste ab diesem Punkt auffallen, dass Sithis vollkommen still geworden war. Wie ein dunkler Schatten bewegte er sich über den Fels. Selbst in der Dunkelheit zeichneten sich seine Muskeln unter der Schuppenhaut ab, jedoch nur, wenn Mondlicht auf ihn traf, ansonsten war er so gut wie unsichtbar.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Freitag 26. August 2011, 03:36

Die beiden Echsen waren wirklich zuversichtlich, die fremden Echsen hier oben im Gebirge zu finden. Der Geruch des Feuers hing ihnen nur allzu deutlich im Riechorgan, bzw. auf der Zunge. Denn wie bei ihre kleinen Verwandten, verstärkten sich Gerüche, wenn sie diese zusätzlich mit der Zunge aufnehmen konnte. Nicht, dass sie dafür den gleichen Quatsch mit der Zunge machen mussten. Bei ihnen reichte das leichte Öffnen der Schnauze.
Eine gewisse Zeit liefen beide still hinter einander, immer wachsam, immer darauf bedacht, jedes noch so leise Geräusch wahrzunehmen und einordnen zu können.
Bemerkenswert war, dass der ‘Weg’, den Sithis so ungefähr eingeschlagen hatte, immer weniger strikt geradeaus führte, immer öfter musste er seinen Freund in Schlangenlinien um große Felsen und unwegsames Geröll herum führen und das kostete Zeit. Lieber die aufzubringen, wie ein Le4ben hier leichtsinnig zu vergeuden. Kharim hatte zwischenzeitlich versucht, die Wege abzukürzen, dies hatte sich aber als sehr schlechte Idee herausgestellt. Wenn es mal keinen großen Felsen gab, um den sie herummarschieren mussten, dann gab es relativ freie Flächen, die sich zumeist recht unerwartet auftaten und die voll von Geröll waren. Diese Flächen waren auch besonders steil. Für Echsen an sich kein Problem, mit allerlei losem Geröll drauf schon. Kharim hatte gerade noch so beiseite springen können, wie der Schutt unter ihm nachgab und den Hang hinunter rollte, nur um dann in irgendeiner, nicht sichtbaren Spalte, rumpelnd zu verschwinden.
Auch wenn Sithis dies vermutlich nicht passte, dass sie nach seiner Meinung nicht schnell genug vorankamen, so waren ihm die Sicherheit seines Freundes und seiner eigenen Person, wichtiger.
Nachdem sie etliche Stunden bereits unterwegs waren, der Mond näherte sich langsam dem sichtbaren Horizont, blieb Kharim abrupt stehen und drückte Sithis seinen Stab in die Pranke. Seine kurze Erklärung war einleuchtend.
“Ich will mich kurz umsehen, wo wir sind … hat ja kein Sinn, wenn wir quasi blind die ganze Zeit durch die Gegend stolpern.” Ja, anstrengend war der Marsch auf diesem unbekannten Terrain allemal.
Kharim hatte sich sogleich daran gemacht, einen schroffen Felsen zu erklimmen. In ungefähr sechs Fuß Höhe, hielt Kharim inne und richtete sich langsam und vorsichtig auf. Noch langsamer, drehte Kharim sich auf der Stelle und suchte jede Himmelsrichtung sorgfältig ab. Nach ein paar Minuten, winkte er Sithis zu sich hinauf.
Da Sithis neugierig war, dauerte es vermutlich nicht lange, bis er zu seinem Freund aufgeschlossen hatte. Oben angekommen, deutete Kharim in einer Richtung.
Jetzt, wo er sah, auf was für einem schmalen Sims Kharim sicher stand, konnte er wieder über seinen Freund staunen. Dafür das er ein Heiler war und kaum am Training der Krieger teilnahm, besaß auch er erstaunlich viele Fähigkeiten eines Kämpfers. Vermutlich hatte sich seine Balance beim auf die Bäume Klettern trainiert. Denn Kharim konnte sich nicht mit den erstbesten Moosen oder Flechten zufrieden geben. Wenn es schon mal einen Baum im Sumpf gab, musste er diese von ganz oben sammeln Jedes Mal, wenn jemand darüber den Kopf schüttelte, gab er zum Besten, dass dort oben nun mal die wirksamsten Pflanzen wuchsen und davon war er überzeugt.
“Dort liegt Süden, wo wir hergekommen sind … siehst du die Lichter dort unten? … das ist das Lager der Dunkelelfen und dort …”, er zeigte in eine andere Richtung. “… und dort steht der Mond bereits. Jetzt sieh dir die Strecke an, die wir zurück gelegt haben…”, Kharim achte eine Pause, damit Sithis seinen Worten folgen konnte.
“Was sagt uns das? … Wir verschwenden zu viel Zeit damit, hier durchs Gebirge zu irren. Wir müssen uns öfter den Überblick verschaffen, sonst laufen wir am Ende noch im Kreis. Du siehst ja, wie weit wir von der Geraden abgekommen sind!”
Was Sithis auch noch auffiel, wenn er sich ebenfalls weiter umsah, war die Tatsache, dass er kein Feuer oder eine Rauchsäule sah. Offenbar war die Wahrnehmung hier ebenfalls vollkommen anders. Man lernte nie aus und zu allem Übel, zogen dicke Wolken auf. Sie kamen aus dem Norden, scheinbar von den hohen Gipfeln hinab geschickt.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Samstag 29. Oktober 2011, 11:45

Es dauerte nicht lange, da waren sie wieder unterwegs. Das Gebirge mit seinen vielen Pässen und engen Wegen war für sie eine besondere Herausforderung. Schon allein wegen ihres breiten Körperbaus, auch wenn Sithis und Kharim eher zu der 'schlanken' Version ihres Volkes zählten.

Doch trotzdem fiel ihnen das vorankommen schwer, da sie immer wieder Hindernissen ausweichen mussten. Kharim, der ein paar mal versuchte, einen kürzeren Weg zu finden, wäre beinahe abgestürzt, als loses Geröll unter ihm nachgab, doch er schaffte es wieder das Gleichgewicht zu finden und sich aus der Gefahrenzone zu retten. „Mach bloß keinen Scheiß, Freund. Ich hab keine Lust, dich hier in dieser Felsenlandschaft zu verlieren“, sagte Sithis ernst und packte seinen Freund unterstützend am Arm. Mit der anderen Hand krallte er sich regelrecht am Felsen fest und hinterließ tiefe Kratzspuren, als er wieder los ließ.

Auch er selbst hatte sich nun an die schlechten Bedingungen angepasst. Er wusste nun, dass Eile nicht der Schlüssel zum Erfolg war, eher zum Untergang. Wenn man auf solch gefährlichem Gebiet unterwegs war, zudem nachts, dann war wohl vorsichtiges Voran tasten wohl die bessere Lösung. Auch wenn es ihn wieder einmal rasend machte. Er war es gewohnt, sich schnell und zügig voran zu bewegen, dieses Schleichen fand er als lästig.

Unentwegt prüfte er die Umgebung mit seinem Geruchssinn, drehte seinen Kopf mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung, doch außer Felsen und Dunkelheit gab es nicht viel, was man erspähen konnte.
Seit dem kleinen Zwischenfall hatten sie keine weiteren Worte gewechselt, sodass sie sich in aller Ruhe auf die Umgebung konzentrieren konnten. Mal konnte er das Rascheln eines kleinen Nagers in der Nähe hören, dann war es wieder das Flüstern des Windes... Nun für jemanden wie Sithis, welcher in Naturverbundenheit und Freiheit aufgewachsen war, war das nichts ungewöhnliches. Wenn er daheim nicht gerade auf Jagd oder Grenzkontrolle war, lauschte er dem Wind oder dem Rauschen des Wassers, auch wenn er dadurch nicht gerade geduldiger geworden war. Doch es schien ihm einen gewissen Frieden zu geben, Frieden in einer kriegerischen und brutalen Gesellschaft.

Zwischendurch glitten seine Gedanken zu Sareeshá. Ihm ging ein bestimmter Satz durch den Kopf. Sie hoffte, dass er immer noch der alte Sithis war. Aber warum? Stand sie etwa auf grobe Jungs, wie er einer war, oder was war der Grund dafür? Sein Vater wollte sonst eigentlich immer, dass er sich selbst besser unter Kontrolle bekam, seine Wut besser zu zügeln, und ihr gefiel es? Aber auch wenn dies der Fall sein sollte, würde er ihr schon aus Prinzip nichts antun. Sein Kriegerkodex, dem er sich unterworfen hatte, verbot es. Auch wenn sie eine Kriegerin war und gewisse Kampferfahrung besaß, war sie immer noch eine Frau und auf solche nahm man Rücksicht. Auch wenn die das nicht immer tolerierten, wenn man sie in Schutz nahm.

Siliz stieß ihm unsanft gegen die Schulter, um ihn wieder in das Hier und Jetzt zurück zu bringen. Keinen Moment zu früh, denn sonst wäre er kopflos voran gelaufen und anschließend den Felsen runter gestürzt. „Danke, Siliz. Mann geht’s da tief runter!“ Allein die Vorstellung, jetzt mit zertrümmerten Knochen da unten in der Dunkelheit zu liegen, bereitete ihm Übelkeit.

Er sah prüfend in den Himmel. „Da scheint sich was zusammenzubrauen. Diese schweren Regenwolken gefallen mir ganz und gar nicht.“ Kaum hatte er es gesagt, fielen auch schon die ersten Tropfen vom Himmel. Bald würde das bestimmt in einen ausgewachsenen Schauer ausarten. Aber das kümmerte die Echse weniger. Der Regen war nicht das Problem, dieser wurde fast schon mit Nichtbeachtung gestraft, sondern der scharfe Wind, welcher hier oben regelmäßig wehte. Er machte es fast unmöglich, normal miteinander zu reden, man musste sich regelrecht anschreien. Vielleicht finden wir eine Windgeschützte Stelle, an der wir das Ende des Schauers abwarten können. Hilfesuchend blickte er sich um. Doch leider entzog sich die Rettung seinem Auge. „Wir müssen irgendwo Schutz suchen, bevor uns der Wind fortweht oder wir vom Blitz erschlagen werden!“ Noch nie klang er so vernünftig wie in eben jenem Moment. Die kurze Zeit in der Armee der Dunkelelfen war nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Als er gesehen hatte, dass unter den Spitzohren keinerlei Freundschaft herrschte, sie sich sogar gegenseitig töteten, da war er felsenfest davon überzeugt, dass nur eine geschlossene Truppe, in der sich jeder auf den anderen verlassen konnte, überleben konnte. Die Dunkelelfen würden mit ihrem Handeln erst alle anderen und sich dann gegenseitig töten, einfach, weil es keine Geschlossenheit und Einigkeit unter ihnen geben konnte. Jeder war nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Was mit anderen passierte, war ihnen relativ egal. Der Grund jedoch, welcher ihn besonders wütend auf das dunkle Volk machte war, das sie seine Ehre mit Füßen getreten und durch den Schmutz gezogen hatten. Das würde er ihnen niemals vergeben. Ich vergesse nichts! Dafür lasse ich euch bluten! Ich hasse euch! Ich hasse euch, alle!! Zwar war das wieder total überzogen, doch Sithis war schon immer von einer Rachsucht beseelt gewesen, besonders, wenn es um seine Ehre ging. Da war er regelrecht aufbrausend und ein absoluter Sturkopf. Er würde jeden Dunkelelfen, der ihm über den Weg lief, dafür büßen lassen.

Kurz musste er auch an Sareeshá denken, was ihn von Rachegedanken etwas ablenkte. Doch verpufft waren sie nicht, nur kurz in den Hintergrund gedrängt. Ihm behagte es überhaupt nicht, dass sie bei so einem Wetter alleine durch das Gebirge pirschte. Aber im Grunde musste er sich eigentlich keine Sorgen machen, sie würde schon wissen, was in so einem Fall zu tun wäre. Schließlich war sie durch eine ebenso harte Schule gegangen, wie er selbst. Auch wenn der Ablauf etwas anders gewesen sein könnte.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 22. November 2011, 04:45

Sithis hatte es wirklich schwer, seit dem Aufbruch aus dem Sumpf, musste er mit Widerständen kämpfen, die er nicht gewohnt war, geschweige denn, dass er sich darauf eingestellt hatte. Im Gegensatz zu den anderen Echsen oder seinem Freund Kharim, fiel es ihm besonders schwer, sich anzupassen oder aber sein Verhalten zu ändern. Wie oft hatte er nu schon aufgezeigt bekommen, dass Hast und Wut, Jähzorn und unvorsichtiges Handeln ins Verderben führen konnten?! So blieb ihm nichts anders übrig, als sich dies immer wieder vor Augen zu führen und wenn er es nicht tat, dann sein bester Freund, der sich bisweilen noch einen Spaß daraus machte, um Sithis zu ärgern. Gewissen Reaktionen seitens seines aufbrausenden Freundes und gelegentliche Einsichten erzielte dies jedenfalls.
Die Wanderung durch das, so vollkommen fremde Gebirge, wurde zur wahren Zerreißprobe, mehr noch als die Stadt oder die ländliche Umgebung außerhalb des Sumpfes. Bisher jedoch, machten beide eine recht gute Figur. Zum Glück konnten sie hier dem Wind lauschen, eine beruhigenden Tätigkeit, die Sithis liebte und schätzte. Entgegen dem flachen Land, war die Melodie des Windes hier um viele Nuancen reicher, wenn auch nicht immer angenehm, vor allem aber, interessant … so wurden bestimmt keinem langweilig. Mit zunehmender Höhe, lösten die dichten Wolken ihr Versprechen ein und ein ordentliche Regenschauer überkam die Echsen. Es gab wahrlich besseres Wetter, um diplomatische Verhandlungen anzustreben, aber ändern ließ es sich nicht. Zusammen mit dem aufkommenden, böigen Wind, wurde es doch recht frisch, das spürten selbst die Echsen.
Da weit und breit keine Höhle zu sehen war, konnten sie entweder weiter nach oben aufsteigen und darauf hoffen, eine zu finden oder aber, sie nutzten überhängende Felssimse als kurzzeitigen Unterschlupf. Denn keiner hatte Lust, den Abhang herunter geweht und oder vom Blitz erschlagen zu werden. Kharim sah Sithis fragend an und deutete auf mehrere überlappenden Felshänge.
Ebenfalls, entgegen zum flachen Land, bot das Wetter im Gebirge eine weitere Überraschung. So schnell wie es gekommen war, so schnell hatte es sich nach gut einer Stunde auch wieder verzogen.
Kharim blieb daraufhin plötzlich stehen und hatte Sithis den Rücken gewand.
“Sieh’ nur, …”, er deutete mit einer Hand Richtung Südenwesten. “… was für ein Spektakel!”. Seine Stimme klang ehrfürchtig und voll vom Staunen. “Ich wusste nicht, dass Unwetter so schön sind.”
Was sich den beiden dort bot, waren wirklich Bilder für die Götter. Über ihnen, wieder ein sternenklarer Himmel und hinter ihnen, die klar erkennbaren dicken, schwarzen Wolken … die zeitweise von hellen Blitzen illuminiert wurden. So mancher mochte sich jetzt Fragen, womit die Götter erzürnt wurde. Vielleicht hießen sie den gerade aufgezogenen Krieg und den Weg des Dunklen Volkes nicht gut. Wie dem auch war, es war wunderschön anzusehen und tatsächlich, je weiter die tief hängenden Wolken südwärts zogen, so konnten sie ein paar Mal die Einschläge von Blitzen beobachten. Einer, krachte in die Ausläufer des Gebirges und verursachte ein enormes Getöse, gut, dass das nicht in Reichweite der Echsen geschehen war. Eine steinerne Lawine hatten sie wirklich nicht gebrauchen können.
Nachdem Kharim sich satt gesehen hatte, bedeutete er Sithis, dass es von ihm aus weiter gehen könnte.
Immerhin dauerte die Nacht nicht ewig an und der Aufstieg schien noch einiges an Überraschungen parat zu halten. Für Kharim war das alles ein großes Abenteuer.
Zwei weitere Stunden vergingen, in denen sich kaum etwas tat. Der Wind hatte sich zur Abwechslung mal gelegt, denn die Felsen boten sie nicht. Selbst Siliz war dies zu eintönig geworden und hatte sich von Sithis für eine geraume Weile verabschiedet, sie wollte sich etwas zu Essen jagen. Da sie selbst nicht so genau wusste, wo sie anfangen sollte, so war sie einfach durch die nächst beste Nische in die Dunkelheit verschwunden … um sie musste er sich keine Sorgen machen.
Weder Sithis noch Kharim hätten im Nachhinein sagen können, woran es gelegen hatte, dass sie mit einem Male in der Falle saßen. Denn plötzlich sahen sie sich von mindestens fünf Gestalten umringt, die allesamt Waffen auf sie gerichtet hatten. Bedrohliche blitzte Stahl im Mondlicht auf, es waren lange Waffen …vielleicht Speere?!
Vier der Fünf standen auch noch zu allem Überfluss rechts und links über ihnen, auf gut drei Schritt hohen Felsen. An Flucht war auch nicht zu denken, den die fünfte Gestalt versperrte ihnen Besorgnis erregend nah, den Rückweg. Zusätzlich konnte Sithis von oben ein bedrohliches Pfeifen in der Luft wahrnehmen … vermutlich musste es sich dabei um Schleudern handeln. Jetzt war wirklich umsichtiges Handeln gefragt. Ehe sie sich übrigens versahen, tauchte vor ihnen mitten im Weg eine weitere, nun mehr sechste Gestalt auf. Was Sithis erkennen konnte, das zuletzt aufgetauchte Wesen, war mindestens genauso groß wie er selbst, aber um einiges breiter und füllte auf den ersten Blick, komplett den Durchgang aus. Auch dieser hielt eine Stangenwaffe in der rechten, großen Pranke.
Sarkastischerweise, entfleuchte Kharim ein Kommentar.
“Na Wahnsinn … das wird ja eine erbauliche Kurzwheyl!”
Die größte Überraschung bescherte allerdings das sechste Wesen selbst, denn er wandte sie belustigt an seine Gefährten.
“Seht an, was uns da über den Weg gelaufen ist. Für Echsen haben sie verdammt laut geatmet, wir hätten sie aus der ferne erschießen können!”
Als Antwort erntete er schäbiges Raunen.
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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Sithis » Montag 5. Dezember 2011, 01:18

Es gab einige, welche die Berge liebten. Sithis gehörte jedoch nicht zu dieser Sorte. Die Umgebung war ungewohnt, tückisch und für ihn unüberschaubar. Während er im Sumpf jeden Strauch und jedes Sumpfloch von irgendwo bis nirgendwo kannte, war er hier ein blutiger Anfänger, auch wenn sein Orientierungssinn erstaunlich gut ausgeprägt war. Und eben diese Situation schien ihn unentwegt zu ärgern, ja gar zu verhöhnen. Ich will nicht wissen, warum es die anderen hier her verschlagen hat. Wenn man nicht vom Wetter zermürbt wird, fliegt man in eine dieser Schluchten und zertrümmert sich die Knochen! Bah! Auf sowas kann ich gerne verzichten. Doch doch das alles machte die Situation auch nicht gerade erträglicher.

Die trüben Gedanken wichen, als das Wetter nach und nach wieder aufklarte. Was beiden sehr merkwürdig vorkam. Aber so war das Wetter im Gebirge: genau so schnell wie es kam, verschwand es auch schon wieder. Und das war so ein Grund, warum die Berge nicht gerade zu Sithis' Lieblingsorten zählten.
Kharim blieb fasziniert stehen, was auch Sithis veranlasste, anzuhalten. “Sieh’ nur, was für ein Spektakel!” Sein Freund deutete gen Himmel. Sithis folgte dem ausgestreckten Arm und erstarrte. Ihm bot sich ein so gut wie nie dagewesener Anblick. Wow! “Ich wusste nicht, dass Unwetter so schön sind.” Kharim war schier hin und weg von dem, was sich ihnen da bot. Und selbst Sithis musste sich eingestehen, dass es doch sehr überwältigend aussah. „Wusste ich auch nicht“, sagte er schließlich schulterzuckend und wandte sich auch schon ab. Er hatte es gesehen, kurz genossen, aber jetzt war gut. Einfaches Kriegerdenken. Sie waren schließlich aus ganz anderem Anlass hier, als Wetterleuchten zu beobachten. Außerdem war so etwas auch nicht gerade ungefährlich. So etwas war schön, aber auch tödlich. Zuckende Blitze konnten, wenn sie in lockeres Gestein einschlugen, Felslawinen auslösen. Und dann hätten sie richtige Probleme bekommen. Doch zu ihrem Glück kam es nicht dazu. Das Gewitter war größtenteils vorüber und doch konnte er den grollenden Donner in der Ferne vernehmen.

Inzwischen waren sie weiter in das Gebirge vorgestoßen, doch hier herrschte dasselbe Bild wie überall: Felsen, Felsen und noch mehr Felsen. Hier und da ein paar Sträucher, doch bisher kein anderes Lebewesen. Gibt es hier auch mal was anderes? Da kommt man ja um vor Langeweile! Missmutig trat er gegen einen Stein, welcher in hohem Bogen durch die Luft flog und dann schließlich in einer der dunklen Felsspalten verschwand. Er verfolgte den Fall, bis er nicht mehr zu sehen war. Wenn Sithis Langeweile bekam, dann war niemand vor ihm sicher. Pflanzen jedoch ließ er größtenteils in Frieden, vor allem die Sumpfpflanzen, da sie zu seinem natürlichen Lebensraum zählten. Und ohne würde es sich nur schwer leben lassen.

Siliz hatte sich mit unbekanntem Ziel verabschiedet. Irgendwas mit suchen und Futter hatte er noch herausfiltern können, der Rest ging in immer leiser werdendem Gezischel unter. Die Schlange hatte Nerven wie Stahlketten. Sie war nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen und fungierte nicht selten als Sithis' bessere Hälfte. Wenn sie ihn nicht gerade wieder mal ärgerte, verstand sich.

Doch jetzt sollte er sich um andere Dinge Gedanken machen, da sie nun wirklich in der Falle saßen. Sie waren von fünf Gestalten umzingelt, welche lange Stangenwaffen auf sie gerichtet hatten. Dumm, da der schmale Pfad keine allzu große Bewegungsfreiheit ließ, was ausgefallene Kampfmanöver stark erschwerte. Zudem kam noch erschreckend hinzu, dass zwei der Gestalten über ihnen standen, sprich auf Felsnasen. So könnten sie ohne weiteres von oben auf sie einstechen. Selbst wenn Sithis nur ansatzweise dachte, sie wären in einen Hinterhalt von Dunkelelfen gelaufen, wurde er sofort eines Besseren belehrt. Es waren Echsen! Und anscheinend nicht irgendwelche, sondern genau die, die sie so fieberhaft gesucht hatten.
Sofort spannten sich Sithis' gesamte Muskeln an. Eine gewohnte Verhaltensweise, wenn er kurz davor war, in einen Kampf zu geraten. Doch der bereits erahnte Angriff blieb aus. Kharim sagte sogar etwas überraschtes, doch das ging an der Echse nur lose vorüber. Diese Echsen schienen zu warten. Aber auf was?
Mit einem Mal erkannte Sithis eine sechste Gestalt, die sich aus dem Schatten schälte. Auch eine Echse, genau so groß wie er selbst, nur etwas breiter baute sich da vor ihnen auf. Schon diese Haltung allein genügte, um Sithis noch wachsamer werden zu lassen. Er hatte keine Angst vor dem Neuankömmling. “Seht an, was uns da über den Weg gelaufen ist. Für Echsen haben sie verdammt laut geatmet, wir hätten sie aus der Ferne erschießen können!” Aus Sithis' Sicht klang das wie eine schwere Beleidigung, doch er ließ sich nichts anmerken. Er unterdrückte seine Aggression so gut er konnte, doch schon bald würde das alles aus ihm herausplatzen. Ein leises sirren verriet ihm, dass sie Schleudern hatten. Keine Waffe für ihn, aber richtig eingesetzt, absolut tödlich.

Er sah der Echse in die Augen, sein eigenes Gesicht wies nun keinerlei Gefühl oder Regung auf. Unwissende würden das Ruhezustand werten, doch ein erfahrener Betrachter konnte förmlich die Wut spüren, welche unter der harten Fassade brodelte. Er versuchte ruhig zu sprechen. „Ihr hättet uns wirklich still und leise erschießen können, aber ihr habt es nicht getan. Warum nicht?“ Er machte eine Pause, um sich die nächsten Worte genau zu überlegen. „Dann kann ich annehmen, dass ihr diejenigen, die in den Kampf gezogen waren, nicht aufgegeben habt?“ Er vermied es, das Wort 'Dunkelelfen' auszusprechen. Schon allein der Gedanke daran ließ sein Blut kochen. Es war jedoch unvermeidbar, dass sie danach gefragt wurden, also kam er ohne Umschweife zur Sache. „Falls ihr denken solltet, dass wir noch mit den Spitzohren zusammenarbeiten, kann ich jeden von euch“, er sah sie der Reihe nach an, „beruhigen. Ich hege keinerlei Sympathie für diese ehrlosen Hunde. Tat ich vorher auch nicht.“ Jetzt musste allen klar sein, dass sein angeblicher Schwur nur eine dicke, fette Lüge gewesen war. Er hatte nie vor, der Schoßhund der Spitzohren zu werden, er wollte nur im Namen seines Volkes Rache an den nehmen, die es gewagt hatten, den Mashmoor abzuholzen.
Und wenn sie ihm die Geschichte nicht abkauften? Dann würde er eher im Kampf sterben, als in irgend etwas anderem zu enden. Er würde sich niemals freiwillig zum Gefangenen machen lassen. Nicht solange er noch atmete.

Bevor er jetzt jedoch noch mehr sagte, musste er erst einmal die Reaktion des Anführers, sofern er das überhaupt war, abwarten.

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Re: Auftrag beendet - was nun?

Beitrag von Gestalt » Montag 30. Januar 2012, 03:16

Da waren sie nun … in eine Falle geraten und ein Gedanke zuckte durch Sithis … vom Regen in die Traufe. Immerhin konnte er jetzt sagen, dass sie die anderen Echsen gefunden hatten. Wobei zumindest Kharim irritiert drein blickte. Man wurde schließlich nicht alle Tage von ‘eigenen’ Leuten festgesetzt und es war ein wirklich seltsames Gefühl.
Zudem wallte, schon fast unwillkürlich in ihm die Frage auf, nachdem dem Warum. Wie hatte die es geschafft ihn, einen der besten Krieger seines Stammes und seinen besten Freund, so dermaßen in die Irre zu führen und dann mir nichts, dir nichts gefangen zu nehmen.
Wie auch immer, es nutzte keinem von beiden jetzt, sich aufzuspielen und oder den Helden zu mokieren. Sithis kannte sich selbst und wusste, wozu er fähig war. Zumindest für den Augenblick wäre es am Besten, seinen aufkommenden Groll herunter zu schlucken, denn sie würden keinem mehr etwas nützen, wenn sie zerteilt im Drachengebirge lagen … außerdem hatte er es ihr ja irgendwie versprochen, auf sich aufzupassen und zu ihr zurück zu kommen.
Eine kleine Ansprache, konnte Sithis sich dennoch nicht verkneifen.
Festen Schrittes ging er auf den Führer des Trupps zu und sah diesem fest in die Augen. Alleine dies, war bereits eine ungewohnte Situation für ihn. Er war es gewohnt, dass er herunter gucken musste, wenn er mit jemanden sprechen wollte. Jetzt gerade, war dies vollkommen anders. Sein Gegenüber war sogar noch größer, wie er es auf den ersten Blick eingeschätzt hatte und so war Sithis diese Mal derjenige, der hochgucken musste und der Fels einer Echse, machte nicht ansatzweise die Anstalten, seine Position aufzugeben.
Dessen Augen blitzten und funkelten ebenso voller Wildheit und Tollkühnheit, wie es Sithis von sich selbst und anderen Kriegern gewohnt war. Als erste Antwort auf seine Fragen, bekam Sithis eine eindrucksvolle Demonstration zu sehen. Dieser ‘Fels’ atmete nur einmal tief ein du ließ Sithis fast auf die Hälfte seiner Breite zusammen schrumpfen … wirklich eindrucksvoll, ehe unverblümt eine Antwort kam.
“Warum wir irgendetwas nicht getan haben, geht dich nichts an … was wir über euch denken, geht dich ebenfalls nichts an du nun her mit den Waffen!”
Mit einer erstaunlichen Flinkheit, hatte dieser Sithis Waffe ergriffen und hielt sie ruhig fest. Überhaupt war diese Echse in allem, was sie tat, sehr bedacht … zu gegebener maßen, lebte Echsen nicht allzu lange, wenn sie gar nicht dachten. Sein Griff war stark, unbeugsam und sein Blick duldete keinen Widerstand.
Was auch immer Sithis vorhatte zu tun, Kharim hatte seine Waffen bereits einem anderen übergeben und nach einer Sichtung des Beutelinhaltes, durfte Kharim diesen behalten. Sithis kannte seinen Freund sehr gut und konnte quasi schon dessen Schreie hören, die an seine Vernunft appellierten, dies konnte Sithis sich zumindest vorstellen, wenn er Kharims eindringlichen Blick sah.
Von hinter ihnen, näherte sich eine weitere Echse, wortlos mit einem Speere und bedeutetet Kharim vorwärts zu gehen … Sithis blieb wohl kaum etwas anderes übrig.
Der Anführer hatte indes Platz gemacht und deutete schief grinsend, mit einer Handbewegung an, dass sie den Vortritt hatten. Auf seiner Höhe, zischte er Sithis nur zu: “Eine falsche Bewegung und ihr kommt keinen Schritt weiter.”
So entschied er sich, mehr oder weniger freiwillig den Echsen zu folgen. Eine Flucht kam ebenfalls nicht in Frage, da sie von nahezu allen Seiten flankiert wurden. Es lief zwar keiner direkt vor ihnen, aber oben auf den Felsen, hatten zwei Krieger aufgeholt und hielten die beiden Gefangenen im Auge.
Der Weg, den Sithis und sein Freund entlang geführt wurden, war logischerweise unbekannt und schon nach kurzer Zeit, vermochte Sithis nicht mehr zu sagen, wie er wieder zu jenem Ort zurück finden würde, an dem sie festgesetzt worden waren. Einige Dinge bemerkte er jedoch genau, es ging stetig bergauf und die Luft wurde zusehends kälter und dünner. Besonders letzteres äußerte sich darin, dass der Weg immer beschwerlicher wurde und Sithis langsam aber sicher schwerer atmen musste.
Wie lange sie im Endeffekt durch Gebirge geführt wurden, vermochte keiner von beiden exakt zu sagen. Zu verworren waren die Pfade, zu viele Umwege mussten in Kauf genommen werden und öfters, ging es auch durchaus bergab. Es hatte sich so angefühlt, dass sie alle im Kreis gelaufen wären, aber dann war es endlich soweit. Unverhofft und überrascht kam, in einer Klamm, ein gut verborgenes Lager zum Vorschein. Hier und da brannten Feuer, unzählige Echsen saßen, lagen oder standen herum. Leider war es weder Kharim noch Sithis vergönnt, viel zu beobachten. Unsanft wurden sie weiter vorwärts gestoßen, ehe sie in ein Zelt gebracht wurden. Die meisten der Krieger, die dabei waren, positionierten sich um das Zelt, während der Anführer sich drinnen drohend vor beiden aufbaute.
“Er wird bald kommen … hofft, dass euer Grund plausibel genug ist, am Leben zu bleiben!”
War das Einzige, was er ihnen an die Hand gab.
Postwendend gab Kharim ein Stöhnen von sich, ehe dieser sich auf eine Art Hocker fallen ließ.
“Na super, … und jetzt?” zischte er leise. Mit leicht verärgertem Blick, sah er Sithis an und erhoffte sich wohl die ultimative Lösung für die jetzige Situation.
“Hast du einen Plan?!”
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