Die Kanalisation

Celcias einzigartige Hauptstadt, die vom Drachengebirge eingerahmt und geschützt ist. Das rettete die festungsartige Stadt jedoch nicht davor, vom dunklen Volk erobert zu werden. Der dunkle Herrscher Kraen Amraén regiert fast ganz Celcia von hier aus.
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In Pelgar leben und regieren nun die Dunkelelfen. Orks, Goblins, Echsen oder Nachtelfen sind auf den Straßen nicht mehr unüblich. Menschen werden versklavt, Waldelfen gejagt und hingerichtet.
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Die Kanalisation

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 9. März 2011, 19:26

[Uriel kommt von Hier: Das östliche Drachengebirge - Der Gebirgspfad
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Uriel Schwarzschwinge
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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Uriel Schwarzschwinge » Freitag 18. März 2011, 14:35

Ach, wie wunderbar war doch das Leben! Man konnte ein unbeschwerten Süaziergang durch Berge tätigen und die Schönheit der unterirdischen Kavernen betrachten, ohne sich um etwas sorgen zu müssen. Voraussgesetzt man war nicht so blöd, nach Pelgar zu wollen und einem Trupp blutrünstiger Orks plus Dunkelelfhauptmann in die Arme zu laufen. Dann konnte tatsächlich ein schönes Leben haben.
Uriel jedenfalls hatte keines. Er führte gerade eben jenen Trupp durch die Kanalisation Pelgars. Und er hatte keine Ahnung wohin. Doch anzuhalten und ihnen das zu sagen, käme einem Selbstmord gleich und man konnte einiges über Uriel sagen, aber nicht das er lebensmüde wäre! Okay, angesichts der letzten Ereignisse müsste er diese Aussage revidieren. Schließlich versuchte er gerade in das belagerte Pelgar einzudringen. Ein Vorhaben, dass man durchaus als lebensmüde bezeichnen konnte. So oder so, er musste diese stinkenden Biester mit ihrem Sklaventreiber von Dunkelelf loswerden, und zwar schnell. Der Hauptmann schien nämlich schon Verdacht zu schöpfen.

Jetzt gerade führte er die Truppe durch die Kanalisation von Pelgar. Das hieß, er ging voran und die anderen liefen hinter ihm. Keine, für ihn günstige, Aufstellung, Uriels Meinung nach. Die Fackel in seiner Hand beleuchtete nur einen kleinen Bruchteil der Umgebung, wofür der Hybrid froh war, denn er wollte nicht sehen, worin er watete. Allein der Geruch war schon unerträglich. Die Orks schienen kein Problem damit zu haben. Für sie riecht das hier wahrscheinlich wie nach Rosen., dachte Uriel bitter.
Auch die Orks besaßen Fackeln. Ab und zu schaute Uriel nach hinten um sich ein Bild von ihren Gewohnheiten zu machen. Der Dunkelelf führte ein strenges Regiment. Es wurde kaum geredet. Freiliegende Gänge an den Flanken wurde schnell abgesichert und jede Möglichkeit eines feindlichen Hinterhalts überprüft. Wenn Uriel dieser disziplinierten Truppe entkommen wollte, musste er schnell sein. Entkommen musste er, denn früher oder später würde seine wahre Identität auffliegen.
Schließlich kamen sie an weitere Kreuzung. Uriel blieb stehen, er schien zu überlegen, wohin er als Nächstes gehen sollte. In Wirklichkeit wartete er. Als die Orks und ihr Hauptmann aufgeholt hatten, passierte es. Uriel flüsterte leise etwas und mit einem Mal erloschen alle Fackeln. Ohne zu Zögern sprintete der Bote los. Er hatte seine magische Begabung wohlweißlich geheim gehalten. Selbst seine Fackel hatte er von einem der Orks anzünden lassen. Nun musste er die kurze Verwirrung nutzen und Abstand gewinnen. Als er um die erste Biegung rannte, murmelte er ein weiteres Mal einen Zauberspruch und ein magisches Fackellicht loderte auf. Uriel vollführte eine komplizierte Handbewegung und die Flamme vervielfachte sich. Dann ließ er sie in verschiedene Richtungen davon sausen.
Er hatte mal von sogenannten Irrlichtern gehört. Sie traten in Sümpfen auf und lockten Wanderer vom Pfad ab. Dasselbe hatte er nun auch vor. Der Trupp würde ihn suchen. Die magischen Fackellichter würden sie dann von Uriel ablenken und im besten Falle zerstreuen. Vielleicht würden sie auch glauben, dass noch Andere hier unten waren. In jedem Fall hatte der Hybrid eine Chance zu entkommen.
Voraussgesetzt, die Götter waren mit ihm und die Kerle würden auf seinen Trick hereinfallen....

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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Erzähler » Montag 21. März 2011, 13:54

Allein schon der Geruch hier unten, brachte Marek zum würgen. Und das sollte etwas heißen, schließlich genoss er seit nunmehr einem Monat das zweifelhafte Vergnügen, mit einer ausgebildeten Orkrotte unterwegs zu sein. Tatsächlich hatte der Dunkelelf bis zu diesem punkt geglaubt, seine Geruchsnerven wären bereits abgestorben. Der Kommandant war bis zum Ende des Zuges zurückgefallen und marschierte nur wiederwillig durch das abgestandene Dreckwasser. Bis zu einem gewissen Punkt war er auf dem schmalen Gehweg geblieben, der sich an der Seite des Kanals entlang zog. Das änderte sich, als sein Führer beschloss abzubiegen und dieser dünne Steg in dem neuen Tunnel wegfiel.
Mareks Mundwinkel waren angespannt und immer wieder – vor allem wenn etwas gegen einen seiner Stiefel stieß – fletschte er seine glänzenden, weißen Zähne. Dieser Ort, seine Gefolgsleute, sein Führer. Das alles stieß ihm bitter auf, aber noch weit schlimmer war für ihn, wie sich die Zeit zu dehnen schien. Er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, wie lange sie durch die Abwassertunnel stapften. Er hatte auch jeden Orientierungssinn verloren, obgleich er das vage Gefühl hatte, zu oft in die selbe Richtung abzubiegen. Eigentlich müssten sie fast im Kreis laufen. Und dieser verdammte Bastard Apollo sagte kein Wort, während er mit seiner Fackel dort vorne hinweg marschierte! Aus reiner Gewohnheit hatte Marek die Hand an den Griff seines Dolches gelegt, der in seinem Gürtel steckte. Auch wenn er starke Abscheu gegen diesen Kerl mit den Vogelflügeln hegte - er konnte nicht einmal sagen ob es wirklich an ihm lag oder einfach daran, dass er kein Dunkelelf war – so hatte er eigentlich nicht die Absicht ihn zu töten. Das hier unten war ein Labyrinth. Ohne jemanden, der sich auskannte, konnte man sich entweder verirren oder, was noch schlimmer wäre, an der falschen Stelle auftauchen und sich in einem Lager von Menschen wiederfinden!
Trotzdem wuchsen die Zweifel an dem Führer von Abzweigung zu Abzweigung. Wenn der Mistkerl nicht der wahr, für den sie alle hier ihn hielten, bedeutete das ein enormes Risiko. Dabei war es vollkommen gleich, ob er sie in eine Falle führte, oder den Weg selbst überhaupt nicht kannte! Und die Zeit verstich noch immer. Den eigentlichen zeitplan hatten sie schon lange überzogen. Zuerst wegen diesen rebellierenden Echsen, dann weil sie so lange auf Apollo hatten warten müssen. Vor zwei Tagen hätten sie eigentlich in der Stadt sein müssen. Innerlich fragte Marek sich immer wieder, was wohl passieren würde, wenn sie ihren Einsatz verpasst hätten und die Eroberung schon längst in vollem gang war? Es war unmöglich zu sagen, was über ihnen, durch eine viele Meter dicke Steindecke passierte.
Die Truppe war wieder einmal ins Stocken gekommen. Vorne war eine Kreuzung und ihr Führer schien endgültig die Orientierung verloren zu haben. Wütend beschleunigte Marek seine Schritte und stieß im vorbeigehen seine Krieger zur Seite. Ein Ork rebellierte laut, als er ins wanken geriet und dann in die Plörre fiel. "Endlich Gut Menschling! Du haben viel zu genug Zeit verschwinden! Ich dir wohl Arme machen müss ..." Doch bevor der Dunkelelfenkommandant mit seiner Tirade geendet hatte, erloschen wie auf Kommando alle Fackeln, seine eigene miteingeschlossen. Ein Zufall? Unmöglich! Das Geräusch von sich entfernenden Schritten vervollständigte die Theorie des Elfen. "Schnappt euch diesen elenden Verräter!" Marek spuckte den Befehl förmlich hinaus. Seine Augen, die in der Dunkelheit wesentlich besser sehen konnten, nahmen grade noch wahr, wie ein Schemen um eine Ecke bog. "Bringt mir seinen Kopf!"
Kurz sammelte Marek seine Konzentration, während die Orks in die Finsternis hinweg eilten. In seiner Hand entstand ein weiteres Mal dieses leuchtende, magische Kugel, die ein seltsames, graues licht an die Wände warf. Nur Kahrduk und ein weiterer Krieger waren an seiner Seite geblieben, als er sich ebenfalls an die Verfolgung machte. Als die drei um die Ecke bogen, hinter welcher der hybrid verschwunden war, musste der Kommandant erschrocken feststellen, dass seine Männer sich in viele Gruppen aufgeteilt hatten und in alle möglichen Gänge davon huschten, davon in die irre geführt, das aus allen Fackellicht zu kommen schien. "Ihr beide bleibt bei mir!" zischte er bösartig und sah sich dann um. Er griff über die Schulter und zog sein Langschwert aus der Lederhülle von seinem Rücken und rannte dann los. Anstatt den Irrlichtern folgte er dem einzigen Weg, in dem kein Licht leuchtete. Orks waren vielleicht dumm, aber einen Kommandanten der Dunkelelfen wurde man mit solchen Tricks nicht los. Die machte man nur wirklich wütend!
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Uriel Schwarzschwinge
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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Uriel Schwarzschwinge » Sonntag 27. März 2011, 15:04

Uriels Plan schien aufzugehen. Angezogen von den magischen Lichtern rannten die Orks in verschiedenen Richtungen und entfernten sich voneinander. Die würden lange brauchen um sich neu zu formieren. HInter sich hörte er den Dunkelelf-Kommandanten wütend Befehle brüllen. Uriel konnte kein Lerium, doch konnte er sich vorstellen, was der Kerl von sich gab. Das anschließende Getrampel und das schwere Schnaufen der Orks zeigte auch, dass nicht alle auf seinen Trick hereingefallen waren.
Also musste er zum zweiten Teil seines Plan übergehen. Er hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde. Der zweite Teil war nämlich um einiges gefährlicher. Aber er hatte keine andere Wahl, wenn aus dieser wortwörtlichen Scheiße wieder herauskommen wollte. Wenn du in der Falle bist, tu das was dein Gegner am wenigsten erwartet., hatte sein alter Meister ihm einmal geraten. Uriel hatte diesen Ratschlag einmal beherzigt, mit überraschendem Erfolg. Er war einmal einer Gruppe Söldner in Andunie begegnet, die knapp bei Kasse gewesen waren. Als sie den Rabenhybrid gesehen hatten, hatten sie sich kurzerhand dazu entschlossen mit ihm ein bisschen Geld zu verdienen. Klar, dass Uriel etwas dagegen hatte. Das Ende vom Lied war dann, dass sie ihn in eine Sackgasse getrieben hatten. Er wäre da wahrscheinlich nicht heil rausgekommen, hätte er nicht einen Trick angewandt. Die armen Söldner wussten nicht wie ihnen geschah, als sie auch schon am Boden lagen. Uriel hatte aufgrund dieses Vorfalls zwar jegliche Arbeit in Andunie erst einmal abgebrochen, aber zumindest hatte er sich kein Halsband anlegen müssen.
Nun also war es wieder Zeit, den Rat eines alten zyranischen Magiers zu beherzigen. Der Hybrid wusste, dass einige Fakten gab die gegen ihn sprachen. Seine Gegner wussten nun, dass er Magie beherrschte. Zudem waren sie zahlenmäßig in der Überzahl und waren außerdem sehr gut ausgebildet. Im Vergleich dazu waren Uriels Vorteile lächerlich: Sie wussten nicht wie gut er zaubern konnte. Und sie erwarteten, dass er weglaufen würde. Normalerweise würde er das auch tun. Jeder vernünftige Mensch, Elf oder Zwerg würde das tun! Aber wer hat gesagt, dass ich vernünftig bin?, dachte Uriel, Schließlich versuche ich gerade in Pelgar einzudringen. Nicht gerade ein Musterbeispiel für Vernunft.

Die Schritte kamen schnell näher. Uriel zog leise sein Schwert, atmete tief durch und konzentrierte sich. Der Vogel in ihm wollte weg, rausfliegen aus dieser stinkenden Höhle, weg von den Fressfeinden. Doch Uriel schob ihn beiseite. Sie waren nah, er spürte es. Gleich würden sie ihn sehen! Feuer in meinen Händen, Flammen auf meinem Körper, Glut in meinem Herzen. Seid mein Schwert, seid mein Schild. Und brennt mit alles verzehrender Wut!, flüsterte Uriel. Er spürte wie sein Körper sich erhitzte. Das Blut rann heiß durch seine Adern. Schweiß stand ihm auf der Stirn und verdampfte sofort wieder. Uriel beschwor all seine Wut herauf. Die Beleidigungen des Dunkelelfen, die Geschichten über die Greueltaten seines Volkes und ihre Gier. Er spürte wie die Flammen um seinen Körper züngelten, klein und noch zögerlich. Jeden Moment würden sie kommen! Uriel stellte sich vor, was passieren würde, wenn diese Bestien in die Stadt kämen. Und er hätte sie hergeführt. Es wäre seine Schuld! Nicht mit mir!
Explosionsartig wuchsen die Flammen an. Gleißende, blendende Flammen umhüllten den Hybriden. Uriels ganzer Körper stand in Flammen, jedoch ohne ihn zu verletzten. Mit einem wütenden Aufschrei hob Uriel sein Schwert und stürzte sich auf die, ihm entgegenkommenden, Gegner. Nun musste er schnell sein und die Anzahl seiner Feinde verringern, bevor sie sich von dem Schreck erholten. Mit raschen Hieben attackierte Uriel die zwei Orks, die den Dunkelelfen begleiteten. Wenn er sie ausschalten oder auch nur schwer verletzten konnte, war schon viel gewonnen.

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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 31. März 2011, 16:33

In gewisser Weise lief es tatsächlich sehr gut für Uriel. Die Zahl seiner Feinde und Verfolger war von mehr als zwanzig auf grade einmal drei gesunken. Der Rest der Rotte hatte sich in den vielen Biegungen verstreut, ziellos und auf der Jagd nach körperlosen Irrlichtern. Wie viele von den Orks würden sich wieder zusammenfinden? Wie viele würden hier unten verhungern und qualvoll verändern? Man könnte fast schon mitleid mit den hirnlosen Bestien haben, wenn sie Uriel nicht ganz offensichtlich zerfleischen würden, sollten sie ihn in die Finger kriegen.
Das Pech war, dass ausgerechnet die beiden gefährlichsten und klügsten Mitglieder des Trupps noch zu den dreien gehörten, die auf Uriels Fersen waren. Der Dunkelelf Marek führte seine verbliebenen beiden Kämpfer durch das Halbdunkel der pelgarischen Abwasserkanäle. Anstatt von Fackeln erhellte die weiße Lichtkugel in seiner Hand die engen Tunnel. Das was man von Mareks Gesicht erkennen konnte, war nichts weiter als eine vor Wut verzerrte Grimmasse. Das man ihn überlistet hatte, nein dass er auf so einen dahergelaufenen Mistkerl hereingefallen war, brachte das ohnehin schon heiße Blut des schwarzhäutigen Hünen zum kochen! Seine hässlichen Gefolgsleute waren zwar nicht in einer solchen Gefühlslage, aber was machte das schon für einen unterschied? Ein Ork riss seinem Opfer die Gliedmaßen schließlich nicht schmerzhafter aus, nur weil er wütend war.
Da die drei nicht wussten, was Uriel geplant hatte, rannten sie so schnell wie sie konnten. Sie waren allesamt der Meinung, eine Beute zu verfolgen, einen Feind der die Flucht ergriffen hatte. Einen feigen Angsthasen eben! Zwar wussten sie nun, dass sie es mit einem Magier zu tun hatten und Marek hatte genauso wie Kahrduk das Schwert bemerkt, dass der schwarzhaarige Kerl bei sich getragen hatte, doch keines von beiden schien wirklich abschreckend auf die Jäger zu wirken. Der Dunkelelfenkommandant redete sich einfach selber ein, dass der Kerl nicht besonders mächtig sein konnte, sonst hätte er den Trupp einfach ausgelöscht, anstatt diesen Mummenschanz zu veranstalten. Die Orks hindachten sich weiter gar nichts, wie es eben in ihrer Natur lag. Sie kämpften gegen alles, egal wie stark und mächtig.
Um so größer war die Überraschung, als sie ein weiteres mal um eine Abbiegung eilten und plötzlich einem brennenden, phantomartigen Ungetüm gegenüberstanden. Wie angewurzelt blieben alle drei stehen, die Orks quiekten leise und ängstlich, als die Feuergestallt auf sie zukam. Selbst Marek war kurz erschrocken, doch als er sich ein herz fasste und die gestallt kurz näher betrachtete, bemerkte er die Ähnlichkeiten zu dem geflohenen Magier. ”Das is’n Trick, das ist kein Feuergeist! Das ist nur diese Ratte in einem Feuergewand!” Sein wütender Aufschrei riss die beiden Orks aus ihrer Lethargie und mit wilden Schlachtrufen, warfen sie sich gegen den brennenden Rabenhybriden. Marek hielt sich derweil im Hintergrund. Er wollte seinen Gegner erst einmal abschätzen, feststellen, wie dieser Kämpfte.
Unter den wilden hieben ihres Gegners – wobei die abschreckende Wirkung des Flammenkörpers wohl auch ihren Teil dazu beitrug – fiel der zweite Ork sehr schnell. Kahrduk, der Gefreite und stellvertretende Führer der Rotte, grunzte bedrohlich, wich aber neben seinen Herren zurück. Sein Blick wanderte mit weitaufgerissenen Augen zwischen dem Rabenmann und dem Dunkelelfen hin und her. Die Furcht siegte. Mit einem Satz drehte er sich um und gab Fersengeld. Für einen Ork war er immer ungewöhnlich klug gewesen. Lieber verirrte er sich in einem Labyrinth, als das er gegen einen übernatürlichen Feind fiel.
Marek war darüber alles andere als erfreut. ”Komm zurück du elender Feigling!” schrie er so laut er konnte, drehte sich aber nicht von dem brennenden Uriel ab. Stattdessen griff er über die Schulter und löste sein Langschwert aus der Halterung. Die schwere Waffe, die Uriel nur mit beiden Händen hätte führen können, wirkte in der Hand des großen, schwarzen Kriegers, leicht wie ein Dolch. Mit ausladenden Schritten, begann der Dunkelelf seinen Feind zu umkreisen. Der Tunnel war breit genug, für solche Feinheiten, nun wo sie beide allein waren. Dadurch, das Uriels Flammen die gesamte Umgebung erhellten, musste der Kommandant nicht einmal mehr seinen Lichtzauber aufrecht halten.
Es war ganz klar, dass Marek wartete. Er wollte nicht den selben Fehler machen und gegen einen übervorteilten Feind antreten. Da er selber Magiebegabt war, wusste er auch, dass manche Zauber sehr viel Kraft verbrauchten. Eine solche Feuerhülle gehörte ganz eindeutig ebenfalls dazu. Tatsächlich fiel es Uriel langsam aber sicher verdammt schwer, seinen Zauber aufrecht zu halten. In wenigen Augenblicken wäre er vergangen und dann hieße es: Kampf, Mann gegen Mann in der Dunkelheit und ohne sicheren Stand.
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Uriel Schwarzschwinge
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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Uriel Schwarzschwinge » Sonntag 3. April 2011, 17:53

Mit einem Ruck befreite Uriel seine Klinge aus dem Leichnam des Orks. Blut tropfte von der Klinge und verdampfte in der Hitze des Feuers, welches den Hybriden umgab. Der zweite Ork wich ängstlich vor ihm zurück. Anscheinend einer der etwas Klügeren seiner Rasse. Statt gegen Uriel zu kämpfen, drehte er sich lieber auf dem Absatz um und rannte davon. Dem wurde die Sache wohl ein wenig zu heiß. Ha ha., dachte Uriel und wandte sich nun dem Dunkelelfen zu. Es lief bei weitem besser als erwartet. Von einem ganzen Trupp Orks war nur noch dieser Kerl übrig. Der Rest irrte in dem Labyrinth menschlicher Ausscheidungen umher, auf der Suche nach magischen Lichtern, die inzwischen nicht mehr existierten.
Der Dunkelelf brüllte den Ork etwas hinterher, jedoch machte er nicht den Fehler Uriel den Rücken zuzeigen. Wär ja zu schön gewesen. Der Kerl widmete sich dem Unvermeidlichen und zog sein Schwert. Beim Anblick des Zweihänders sackte dem Hybriden das Herz in die Hose. Von Nah betrachtet wirkte dieses Biest noch einschüchternder. Und dieser Kerl schwang als wäre es gerade mal so schwer wie seine Bedenken ihn zu töten!

Der Hüne begann Uriel mit langsamen Schritten zu umkreisen, während er auf eine Lücke in der Verteidigung des Hybriden wartete. Uriel hingegen überlegte ein weiteres Mal fieberhaft, was er tun sollte. Es fiel ihm inzwischen richtig schwer die Flammenaura aufrecht zu erhalten. Nicht mehr lange und er würde nicht einmal genügend Energie aufbringen um eine Kerze zu entzünden. Sehr schlecht, wenn man gegen einen Dunkelelfen kämpfte. Doch wenn er die Flammen löschte, würde er im Dunkeln stehen. Ebenfalls keine schöne Aussicht, wenn der Gegner eine bessere Nachtsicht besaß als man selbst. Er musste also einen Mittelweg finden. Vorsichtig legte Uriel eine Hand auf sein Schwert, darauf bedacht seinen Gegner nicht aus den Augen zu lassen, und konzentrierte sich. Die Flammen, die seinen Körper umhüllten wurden ein wenig kleiner und flossen hinunter auf seinen Arm und sammelten sich schließlich um Klinge. Uriel spürte wie sich der Griff erhitzte, doch er trug Handschuhe und würde trotzdem das Schwert halten können. Zumal er nun auch ein wenig Energie sparte. Nun würde er länger durchhalten, wenn auch nicht sehr lange.
Er verschwendete auch keine Zeit und griff seinen Gegner an. In einem Schwertkampf siegte meist der mit der längeren Reichweite, in diesem Fall der Dunkelelf. Uriels einzige Chance bestand darin das Langschwert zu unterlaufen und den Kerl dahinter auf kurze Reichweite zu attackieren. So würde ihn seine lange Klinge mehr behindern als unterstützen. Vorausgesetzt er würde darauf hereinfallen, was sehr unwahrscheinlich war. Dennoch war es etwas anderes gegen ein Flammenschwert zu kämpfen, als gegen eine bloße Klinge aus Stahl. Auch schlug Uriel wild mit den Flügeln um die Sicht des Dunkelelfen zu beeinträchtigen.
Der Kerl würde es bereuen ihm begegnet zu sein! Falls Uriel ihn besiegte.

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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Erzähler » Sonntag 3. April 2011, 22:44

Man durfte niemals, NIEMALS, einen erfahrenen Truppenführer der Dunkelelfen unterschätzen, selbst wenn dieser nur eine Horde stickende Orks durch dreckige und Lichtlose Abwasserkanäle führte! Marek war für die Verhältnisse seines Volkes noch Jung, doch im vergleich zu normalen Menschen bereits ein alter Haudegen. Sechzig Jahre in der Armee der Dunkelelfen hatten ihn gestählt, ihn zu einem berechnenden, emotionslosen Soldaten geformt, der nicht einmal im Angesicht der sicheren Niederlage zurück weichen würde. Und, ohne dabei die Fertigkeiten des Hybriden zu schmähen, aber einen aussichtsloser Kampf würde dieser für Marek gewiss nicht liefern, höchstens einen herausfordernden. Doch unterschätzen würde der Kommandant des Rabenmann gewiss auch nicht, nicht nachdem er bereits einen seiner Untergebenen aufgeschlitzt hatte.
Der Schwarzhäutige bleckte die strahlendweißen Raubtierzähne, die im Licht von Uriels Flammen wie kleine Sterne leuchteten. Seine Oberarme hatte er angespannt, die Muskeln traten hervor und blähten die ohnehin schon massigen Gliedmaßen noch weiter auf. Noch wartete er Geduldig, denn es konnte gewiss nicht mehr sehr lange dauern bis ... Endlich! Die lohen, die den Körper des geflügelten Elfen umhüllten, ebbten ab und wurden schwächer. Eine kleine, stinkende Rauchfahne stieg auf, als das Feuer um seine Beine – und dementsprechend nahe der Gülle – erloschen. Unterkörper, Oberkörper, Arm und Kopf, bis letztlich nur noch die Klinge und der Schwertarm in Flammen stand. Doch in seiner Vorstellung, die Flammen würden gänzlich zum erliegen kommen, hatte sich der Dunkelelf geirrt. Zumindest die Schwertschneide brannte noch Lichterloh, so als hätte man sie kurz zuvor noch in Lampenöl getaucht und dann angezündet.
Als letzte, verbliebene Lichtquelle schenkte das Flammenschwert nur ein unstetes, flackerndes Licht, doch es war genug für Beide, um den jeweils anderen noch deutlich zu sehen. Die Schatten an den beiden Tunnelwänden wirkten Grotesk, so als tanzten sie um die beiden Kotrahenten herum. Jetzt blieb nur noch die Frage, wer zum ersten Schlag ansetzen würde.
Marek, wütend und ungeduldig, wie es nun mal in seiner Natur lag, konnte nicht länger an sich halten, stürmte nach vorne und setzte zu einer ersten Reihe von Schlägen an. Doch durch das seltsame Licht des brennenden Schwertes, dass wiederum ständig in Bewegung war, verzielte dieser Ansturm und konnte leicht von Uriel geblockt werden. Auch dass die gewaltigen Rabenschwingen einfach nicht still hielten, sondern mit ihren Schlägen die Schatten veränderten, Luft und Abwasser aufwirbelten, schien den Dunklen ein wenig zu irritieren und abzulenken. Dass er kein leichtes spiel haben würde, hatte sich Marek ja schon gedacht, doch er fühlte seine eigene Ehre dadurch beleidigt, dass er diesen Wurm nicht klein kriegte.
Mit einem wilden Kriegsschrei auf den Lippen schien es so, als stürmte er zu einer weiteren Angriffsserie nach vorne, doch anstatt mit dem Schwert auszuholen, wich er Uriels hastig hochgezogener Waffe aus und rammte sein gesamtes, nicht grade geringes Körpergewicht gegen den überraschten Uriel, so dass dieser taumelte und fast stürzte. Dies nutzte der schwarzhäutige Hüne aus. Mit der freien hand schlug er den Schwertarm des Rabenmenschen zur Seite. Um mit der langen Schwertklinge zuschlagen zu können, stand der Schwarze zu nah, deshalb rammte er seinem Gegner den langen, zugespitzten Griff mit aller Wucht in die Schulter. Noch einmal stieß er ihn an und ging dann ein paar Schritte auf abstand. Auch wenn seine Brust sich schnell hob und senkte, schien er noch immer ganz ruhig zu atmen.
Für Uriel hingegen verschlechterte sich die Situation. Die Verletzung an der Schulter, die er dem nun Trupplosen Kommandanten verdankte, blutete zwar nicht stark, dafür schmerzte sie umso mehr, vor allem wenn der Hybrid den linken Arm bewegte. Keine Frage, wenn er hier lebend raus kam, könnte da jemand richten. Aber da gab es halt noch ein kleines Problem. Marek wartete ungeduldig auf eine weitere Gelegenheit ...

[Uriel wurde durch die Attacke des Dunkelelfen verletzt. Sein Zustand fällt auf Leicht Verletzt, bis sich jemand um die Wunde gekümmert hat.]
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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Uriel Schwarzschwinge » Montag 4. April 2011, 18:45

Mit einem lauten Klirren prallte Klinge an Klinge. Uriel schnaufte und ließ das Langschwert seines Gegners zur Seite abgleiten. Einen direkten Angriff des Zweihänders zu parieren, so dumm würde er nicht sein. Bei einem Kampf mit zweischneidigen Schwertern konnte es leicht passieren, dass man sich seine eigene Schneide in den Körper rammte, nur weil man die Attacke des Gegners parieren wollte. Diesen Fehler würde der Hybrid nicht begehen.

Anfangs sah es sogar ganz gut aus. Wegen dem unsteten Licht und den schlagenden Flügeln schien der Dunkelelf keinen gut gezielten Angriff durchführen zu können. Und sein Langschwert konnte er auch nicht optimal einsetzen, da Uriel zu nah war. Der Kurier gestattete sich ein kurzes provozierendes Lächeln. Wenn jetzt nichts schiefgeht..., dachte er hoffnungsvoll.
Sein Gegner hob sein Schwert zu einer weiteren Attacke und stürmte brüllend auf ihn zu. Hastig riss Uriel seine Klinge hoch, in Erwartung eines herabsausenden Hiebes. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Ein Schlag traf ihn und ließ ihn zurück taumeln. Dann wischte der Dunkelelf mit einer fast ärgerlichen Geste Uriels Schwert beiseite und rammte ihn seinen spitzen Schwertknauf in die Schulter. Der Schmerz ließ den Hybriden aufkeuchen. Beinahe hätte er sein Schwert losgelassen um sich die Schulter zu halten. Sein Gegner ging nun wieder auf Abstand und Uriel nutzte die kurze Pause um Atem zu schöpfen. Vorsichtig bewegte er seine Schulter. Er konnte sie noch bewegen, allerdings nur unter Schmerzen. Sein Gegner war nicht einmal außer Atem. Uriel begriff, dass es nicht sehr gut für ihn aussah. War klar. Es darf ja bloß nicht zu einfach sein., dachte er bitter. Als hätten sie seine Gedanken gehört, gingen mit einem Male die Flammen um sein Schwert aus. Der Schmerz hatte Uriels Konzentration gestört und den Zauber abbrechen lassen. Nun war wirklich in Schwierigkeiten.
Der Dunkelelf nutzte, die sich ihm bietende Chance und griff ein weiteres Mal an. Uriel wurde sein Schwert aus der Hand geprellt. Ein Tritt ließ ihn zu Boden stürzen. Metall klirrte, als der Dunkelelf sein Schwert zum tödlichen Schlag hob. So nicht, Freundchen!, sagte sich der Hybrid und trat dem Hünen mit aller Kraft ins Gemächt. Keuchend ließ dieser sein Schwert fallen. Rasch rappelte Uriel sich auf und tastete neben sich. Irgendow musste doch sein Schwert liegen? Plötzlich wurde er am Kragen gepackt und brutaler Gewalt an die Wand gepresst. Knurrend legte der Dunkelelf seine Hände um den Hals des Kuriers und drückte zu. Panisch versuchte Uriel den Griff zu lösen. Doch der Dunkelelf verstärkte seinen Griff nur und hob ihn in die Höhe, so dass die Füße des Hybriden in der Luft baumelten. Uriel bohrte seine Fingernägel in das Handgelenk seines Gegner, doch der ließ nicht los. Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte den Hybriden. Er ist stärker als ich.
Langsam wurde ihm die Luft knapp. Sterne tanzten vor seinen Augen. Die Kraft wich aus den Armen und in seiner Panik schlug Uriel hilflos mit den Flügeln. Er konnte doch hier nicht einfach sterben! Nicht hier, nicht nach all dem was er durchgemacht hatte! Für einen Moment sah er das Gesicht seines Gegner kurz vor seinem. Der Dunkelelf grinste höhnisch. Verrecke!, knurrte er. In einer hilflosen Geste streckte Uriel seine Hand nach dem Gesicht des Hünen aus. Gleich würde er sterben. Er spürte schon, wie seine Glieder erlahmten. Dann berührte er das gegenüberliegende Gesicht und flüsterte ein Wort. Brenne.
Kurz leuchtete Uriels Hand auf, dann brannte sie. Durch seinen umnebelten Geist zuckte ein Befehl und er presste seine Handfläche auf das Gesicht seines Gegners. Schreiend vor Schmerz ließ ihn dieser los. Der Geruch von verbrannten Fleisch lag in der Luft. Keuchend und hustend atmete Uriel ein. Dieser Mistkerl hatte ihm fast die Luftröhre zerquetscht! Hinter sich hörte er den Hünen brüllen. Schnell warf er sich nach Links. Das Langschwert bohrte sich genau neben ihn in den Boden. Panisch suchte Uriel auf dem dreckigen Boden nach seinem Schwert, bis er mit den Finger daran stieß. Mein Auge! Du verdammter Bastard!, brüllte der Dunkelef und hielt sich die verbrannte Gesichtshälfte. Brüllend schlug er ein weiteres Mal zu. Hastig riss der Hybrid sein Schwert nach oben. Der Schlag ging ihm durch Mark und Bein, doch er hielt stand. Knurrend stieß er den Dunkelelf mit beiden Beinen von sich und stand auf. Rasend vor Schmerz und Wut griff dieser ein weiteres Mal an. Mühsam parierte Uriel und schlug dann mit der freien Hand auf das verbrannte Gesicht. Die Schreie steiegerten sich zur Agonie. Sogleich nutzte er die Chance und schlug auf die ungedeckten Beine. Der Stahl grub sich in das Fleisch seines Gegners und der Dunkelelf stürzte. Uriel holte ein letztes Mal aus und schlug dem schreienden Kommandanten den Kopf ab.

Langsam, als wolle er sich weigern zu sterben, sackte der enthauptete Leichnam zu Boden. Der Hybrid stand da und blickte keuchend auf den blutigen Kadaver hinab. Dieser Kerl war stark gewesen. Fast zu stark. Uriel war zu Tode erschöpft. Dennoch konnte er nicht hier bleiben. Wer wusste schon, wer alles die Schreie des Dunkelelfen gehört hatte? Er blieb nur so lange um die Toten von ihren Ersparnissen zu erleichtern, dann wandte er sich um ging mit schmerzender Schulter und wunder Kehle tiefer in die Kanalisation.

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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. April 2011, 14:31

Die ganze zeit über schien es so, als hätte der Dunkelelf Marek die Nase vorne. Er war der erfahrenere Kämpfer, hatte mehr Kraft und die bessere Ausrüstung. Zudem war Uriel bereits nach einem der ersten Angriffe leicht verletzt, somit angeschlagen und benachteiligt. Auch wenn der Rabenhybrid seinen linken Arm eigentlich nicht zum Kämpfen brauchte – sein Schwert lies sich mit einer Hand führen und über einen Schild verfügte er ja nicht – so war es doch alles andere als hilfreich. Als der schwarzhäutige Hüne es dann schaffte, dem hybriden die Waffe aus der Hand zu prellen, schien dies bereits das Ende des Boten zu sein, doch dessen Überlebenswille lies dies nicht zu. Mit einem unschönen, aber zweifellos wirkungsvollen Tritt unter die Gürtellinie des Dunklen, sorgte er für einen Ausgleich, da nun auch der Feind seine Bastardklinge vor Schmerz fallen lies. Damit wurde jedoch auch Mareks Zorn geschürt. Mit dem Zorn eines wilden Raubtiers umklammerte der Dunkelelf Uriels Hals und rammte den gesamten Körper des Hybriden gegen die nächste Wand. Seiner Waffe beraubt wollte der Kommandant die lästige Fliege nur noch zerquetschen, erwürgen. Doch dabei näherte er sein eigenes Gesicht zu sehr an den röchelnden Rabenelf an.
Als Uriel es schaffte, mit letzter, verbliebener Kraft einen Brandzauber gegen das Gesicht der Schwarzhaut zu wirken, riss er das Ruder rum. Im reflexartigen Affekt lies Marek Uriel los, um sich mit den Händen auf das geschundene Gesicht zu pressen. Nach einem hässliche Schlagabtausch schlug der Bote seinem Kontrahenten gegen das verbrannte Fleisch. Als der Dunkelelf daraufhin vor Schmerzen brüllend zusammen brach, war sein Schicksal besiegelt. Das sirrende Schwert von Uriel Schwarzschwinge beendete sein langes Leben, als Hals und Lebensfaden zugleich durchtrennt wurden. Der weißhaarige Schädel rollte nach hinten weg und verschwand im Schlick des Abwassers. Aus der Halswunde spritze eine kleine, rote Fontäne, bis endlich die letzte Muskelanspannung erschlaffte und der Kadaver zur Seite weg fiel. Im dunkelbraunen Abwasser entstand ein roter Rinnsal.
Der Kampf war gewonnen und hatte einen anderen Ausgang genommen, als ein Zuschauer erwartet hätte. Zwar war Uriel nun vollkommen erschöpft und zudem auch noch verletzt, doch er hatte überlebt! In seiner nähe trieben zwei Leichen, die Respekt an die Fähigkeiten des Hybriden zollten. Der Rest des Trupps, mit dem Uriel die Kanalisation betreten hatte, war komplett zerbrochen und sie irrten verloren im Dunkeln herum. Vielleicht schaffte es der geflohene Kahrduk doch noch, einige von ihnen wieder zusammen zukriegen, doch selbst wenn, zu dem Zeitpunkt wäre der Bote längst verschwunden.
Der geflügelte Elf wusste, dass er nicht länger als nötig verweilen durfte, doch lies er sich noch die Zeit, die beiden Kadaver kurz nach wertvollen Gegenständen abzusuchen. Der Ork hatte nicht viel dabei, was für Uriel nützlich gewesen wäre, doch in Mareks Rüstung waren eine zusammengefaltete Stadtkarte von Pelgar – Interessanterweise mit einigen Angriffszielen und Notizen – sowie ein Beutel mit Münzen. An seinem Gürtel hing zudem ein sehr schöner Dunkelelfendolch, der wahrscheinlich zu Schade gewesen wäre, um ihn hier unten im Dreckwasser liegen zu lassen. Zwar war Uriel kein talentierter Messerkämpfer, aber eine so gute Waffe war im Zweifelsfall einige Münzen wert.
Etwas helles trieb langsam an Uriel vorbei. Erst nach genauerem hinsehen, konnte man erkennen das es der Briefumschlag war, den er überbringen sollte, der Papierfetzen, wegen dem er diesen ganzen Mist überhaupt durchmachte! Anscheinend war der Kuvert ihm während des Kampfes aus der Tasche gefallen. Was für ein Unglück, was wenn man nun nichts mehr entziffern konnte? Was wenn die ganze Tinte verlaufen war und die Informationen verloren gegangen waren? Rasch fischte der Rabenmann den Umschlag aus der Brühe. Er fühlte sich seltsam trocken an, obgleich er nun etwas streng roch. Die Tinte, mit welcher der Adressat auf der Rückseite beschrieben war, lies sich weiterhin zweifelsfrei Lesen, ein gewisser Yuri Nikelrah, der in der Taverne „Zum Pony“ anzutreffen war. Doch viel interessanter war etwas anderes. Dicht unter der ersten Zeile waren dunkelgrüne Buchstaben entstanden. Im Gegenteil zur ersten Botschaft lotste die zweite Zeile den Träger ins Reichenviertel. Ganz unten war zudem ein weiterer Satz in der selben, verschnörkelten Zeile entstanden. Nur jemand, der den Mond stehlen will ...
Was hatte das nur zu bedeuten? War Uriel etwa nur als Zwischenbote angeheuert worden, der dem eigentlichen Austräger der Nachricht den Brief zuspielen sollte? Möglich war inzwischen alles, doch darüber konnte sich der Hybrid auch noch den Kopf zerbrechen, nachdem er wieder an der Oberfläche war. Der Geruch wurde allmählich zu viel ...


[Uriel erhält 3 Lysanthemer und 45 Fuchsmünzen]
[Du kannst dir dann in deinem nächsten post einen Weg an die Oberfläche suchen. Ich gebe dann im nächsten Erzählpost vor, wo genau in Pelgar du rausgekommen bist]
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Uriel Schwarzschwinge
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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Uriel Schwarzschwinge » Donnerstag 7. April 2011, 18:12

Leise lief Uriel durch die Kanalisation. Der Gestank und der Morast, die ihm am Anfang unerträglich erschienen waren, trat nun mehr und mehr in den Hintergrund. Angesichts der letzten Ereignisse war es dem Boten inzwischen egal ob er sauber aus der Kanalisation rauskommen würde. Mehr als seinen kotbefleckten Flügel riefen sich seine schmerzende Schulter und sein geschundener Hals regelmäßig in Erinnerung. Bei jedem Schritt, bei jeder Erschütterung, schmerzte die Stichwunde und ließ Uriel mit den Zähnen knirschen.
Doch auch seine Verletzungen waren nichts im Gegensatz zu der steigernden Frustation, die er empfand. Diese ganze Anglegenheit machte den Anschein, als würde er verarscht werden. Er hatte ja gewusst, dass die Reise nach Pelgar sich als schwierig erweisen würde und bis jetzt war er sogar vergleichweise gut weggekommen, dennoch nagte es schon an seinem Stolz, dass er wahrscheinlich bei diesem Auftrag nur die zweite Geige spielte. Die wenigen Zeilen, die er aus dem Brief gelesen hatte, machten deutlich, dass noch ein anderer Bote an der Sache beteiligt war und Uriel nur die erste Etappe überwinden sollte. Das wurmte den Bote nicht gerade wenig. Er hatte sich doch nicht jahrelang einen erstklassigen Ruf als Kurier erarbeitet, nur um dann beim ersten wirklich gefährlichen und prestigeträchtigen Auftrag auf die hinteren Ränge verwiesen zu werden! Aber wozu sollte man denn einem Hybriden vertrauen? Die sind ja halbe Tiere, nicht wahr! Da muss mal ja auf Nummer sicher gehen!
Natürlich wusste er andererseits, dass es taktisch klüger war in einem Kriegsgebiet ein Abgabe stattfinden zu lassen. Das sagte ihm sein vernünftiger Teil. Der irrationale, emotionale Teil in ihm jedoch, der in letzter Zeit, vor allem bei Kämpfen, viel beansprucht wurde, brüllte immer noch rum und trommelte sich wichtigtuerisch auf die Brust. Missmutig schüttelte Uriel den Kopf. Es war unprofessionell sich während einer gefährlichen Situation wie dieser so gehen zu lassen. Um sich ein wenig zu beruhigen murmelte der Kurier ein kurzes Dankesgebet an Phaun, dass er ihm beigestanden hatte. Die nicht unwesentlich schwerere Geldbörse an seiner Seite trug natürlich auch ihren Teil zur Hebung der Laune bei.

Um aus dem Labyrinth der menschlichen Ausscheidungen zu entkommen, ließ es Uriel nun einmal ausnahmsweise zu, dass der Rabe in ihm das Ruder übernahm. Er vermied es normalerweise, aber ein Vogel war besser geeignet an die Oberfläche zu kommen als ein Elf. In Kämpfen war das Vieh zwar nicht zu gebrauchen, aber in Sachen Orientierung und Wettervorhersagung hatte sich der tierische Teil seiner Persönlichkeit als äußerst wertvoll erwiesen. Also atmete Uriel tief durch und versenkte sich in die Tiefen seines Geistes. Der Rabe übernahm das Ruder.

Mit kurzen Blicken in alle Richtungen prüfte er seinen Aktionsbereich und seine Sicherheit. Feinde waren nicht in Sichtweite, hören konnte man sie auch nicht. Flügel ließen sich gut bewegen. Stanken ein wenig. Er musste nachher ein wenig sein Gefieder säubern. Wäre sonst für weibliche Artgenossen nicht mehr ansehnlich. Umgebung war dunkel, nichts zu fressen. Schlecht. Wo war Ausgang aus dunkler Höhle? Da! Luftzug in der Nähe. Luft bedeutet Freiheit! Hinfliegen. Nein, gehen.
Da, endlich ein Ausgang. Licht fällt herab durch Löcher im Boden. Metallstangen zum Klettern auch da. Sehr gut.

Kurz sondierte der Rabe ein weiteres Mal die Umgebung, dann zog er sich wieder zurück. Uriel blinzelte kurz mehrmals und vertrieb die Gedanken von saftigen Würmern aus seinem Kopf. Es war jedes Mal ein merkwürdiges Gefühl mit dem Tier in sich zusammenzuarbeiten. Anfangs hatte er es gar nicht unter Kontrolle gehabt und häufig sich beinahe selbst verloren. Er wollte gar nicht daran denken, wie oft er gedankenlos instinktiv rohes Fleisch oder Ähnliches sich in den Mund gestopft hatte, weil sein tierisches Alter Ego es so wollte. Er hatte letztendlich zehn Jahre gebraucht um sich mit dem Vogel in ihm zu arrangieren. Doch dann lief es um einiges einfacher. Sie halfen sich gegenseitig in dieser Welt zu überleben und schließlich hatte Uriel seine neue Persönlichkeit sogar akzeptiert. Doch gewöhnen wird er sich wohl nie daran.
Ohne weitere Umschweife packte er die erste Stufe und kletterte nach oben. Zeit, dass er aus dieser stinkenden Kloake rauskam! Oben würde er dann sehen, wo er gelandet war.

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Re: Die Kanalisation

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. April 2011, 18:27

Dem Tier in sich die Kontrolle zu überlassen, hatte in mehr als nur einem Punkt vorteile. Nicht nur, dass der Rabenteil von Uriels Persönlichkeit, sich besser Orientieren konnte, gespitztere Sinne hatte. Der Rabe war auch besser darin, Schmerzen zu verdringen, einfach zu ignorieren und sich auf die Flucht aus dem Käfig – denn nichts anderes waren die Tunnel der pelgarischen Kanalisation – zu konzentrieren. Und der Rabe interessierte sich reichlich wenig für Uriels Auftrag. Der Hybrid hatte nun alles recht dazu, sich benutzt zu fühlen, hatte man ihn doch wie einen billigen Laufburchen ins Herz der Gefahr geschickt. Später würde er sich noch mit einigen Fragen beschäftigen müssen, darunter wohl am wichtigsten, ob er nun sein altes Ziel in der Schenke zum Pony anlief, oder ob er den Briefumschlag direkt an die echte Adresse lieferte. Für ihn war es am Ende wohl nicht relevant, wer die Nachricht bekam, aber es ging hier auch noch um die Bezahlung für eine beschwerliche Arbeit!
Aber das war nicht Sache des Raben, das war Sache eines Elfen, der im Augenblick nicht viel zu sagen hatte. Der tierische Instinkt hatte inzwischen eine Spur gefunden und folgte dem kaum merklichen Luftzug durch das unterirdische Labyrinth. Ohne die hungrigen Orks und den mordlustigen Dunkelelfen auf den Fersen, konnte man auch viel entspannter an diese Sache ran gehen, wenn der Fluchtinstinkt nicht dominierte. Das Tier kümmerte sich nicht viel darum, wie lange es letztlich noch in der dunklen, stinkigen Falle herumgeirrt war, als es endlich einen dünnen Lichtstrahl bemerkt, der von Oben Senkrecht hinunter stieß. An der abgerundeten Wand waren dann auch schon die Eisensprossen eingelassen, die einen geübten Kletterer ans erlösende Tageslicht führte. Zwar befand sich am Ende des leiterartigen Aufstiegs ein Kanaldeckel aus Eisen, doch da dieser nicht auf irgendeine Weise abgeschlossen oder blockiert war, konnte Uriel ihn schließlich in einem größeren Kraftaufwand nach oben drücken. Es klirrte leise als der runde Eisendeckel umkippte und nach einigem schwingen liegen blieb. Frische Luft umspielte die empfindlich gewordene Nase des Elfenhybriden und warme Sonne schien ihm ins Gesicht. Er war endlich wieder in der Oberwelt angekommen ...

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