Flucht durchs Grasland

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. Juli 2007, 00:47

Schatten beobachtete die Szene schweigend. Seine Verwirrung über das Verhalten des Gejagten zeigte er nicht. War dieser denn wirklich verrückt? Welche Art Dämon benahm sich so seltsam? Erst selbstzerstörerisch, dann aggressiv und schließlich friedlich und beinahe ... mitfühlend. Ja, er sorgte sich wahrlich um Nédras Herz. Wie erbärmlich! Oder war es nur List?
Schatten beäugte Asmodeus' Verhalten kritisch. Ja, vielleicht eine Verzweiflungstat, um ihr Herz zu rühren und im richtigen Moment zu flüchten. Der Assassine hielt sein vergiftetes Messer bereit. Er würde zuschlagen, wenn Nédra – so hübsch sie auch war – ihn entkommen ließe.
Doch zunächst war er daran interessiert, wie sie überhaupt auf diese Aktion reagierte. War sie weich ... schwach?
Schatten applaudierte leise, als sie Asmodeus mit kalter Hand wegstieß und hart blieb. "Richtige Entscheidung", antwortete er und schenkte ihr ein respektvolles Nicken.

Mallahall stand wie erstarrt da. Auch sie hatte dem ganzen Treiben still schweigend zugesehen. Aber sie zeigte Regung. Tränen standen in ihren Augenwinkeln, brannten heiß. Sie umklammerte das kleinen tränenförmige Steinchen an ihrer Kette. "Seelchen", flüsterte sie lächelnd. Hoffnung umfing sie und wäre es Licht gewesen, Mallahall hätte sich in eine Sonne verwandelt. Es war nicht der Dämon, der zurückgeblieben war. Nicht sein Teil, der freundlicher schien. Nein, es waren beide, Seelchen und Dämon ... zusammen .... gleichzeitig. Mall riss die Augen und auch den Mund auf.
Freude und Glückseligkeit erfüllten ihr Herz. Ihr Seelchen, der Medicus, Asmodeus war nicht dahingegangen. Aber auch der Dämon existierte. Beide lebten ... irgendwie und sie war glücklich darum. Freudig schaute sie zu Etelin, aber der Lich fixierte Nédra mit grimmigem Blick. Er umklammerte seinen Stab, aus dem finsterer Nebel waberte und seine Gestalt einhüllte.

<i>"Du kommst mit mir, nach Zyranus"</i>, sagte die Elfe und konnte ihren Zorn kaum noch bändigen. Nédra spürte die Wärme in sich auflodern, das ungebändigte Feuer suchte sich bereits einen Weg an die Oberfläche.

"Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen", rief Etelin. "Mallahall, befehle ihm, dir zu folgen. Lauft weg, ich halte diese ... Frau auf. Er darf nicht nach Zyranus! Das wäre sein Ende, nein, mehr als das!" Etelin achtete nicht mehr darauf, ob Mall seiner Bitte nachkam. Seine glühend roten Augen verharrten auf Nédra. Er hob seinen Stab über den Kopf und begann, eine seltsame Formel zu murmeln. Die finstere magische Kugel im Brustkorb des Skelettes, welches seine Stabspitze bildete, erstrahlte in seltsamem dunklem Licht. Konnte Finsternis strahlen? Nun, scheinbar schon ... irgendwie.

Etelin beschwor etwas ... nein, er hatte es nur vor. Schatten wollte sich schon auf ihn stürzen, um Nédra einen Vorsprung zu geben. Doch der Lich brach plötzlich zusammen, gerade, als schwarze Magie aus seinem Stab auf die Elfe zu schoss. Er hatte es vergessen, hatte seine Strafe vergessen, die der Magierrat ihm auferlegt hatte. Schmerz bei jeglicher Art von Magie zu empfinden.
Gequält warf er sich auf die Knie und krümmte den Oberkörper vor. Mit einer Hand hielt er seinen Kopf und er schrie. Etelin schrie lauthals auf ... die Schmerzen rissen an seinem Verstand.

Mallahall schrie nach ihm, warf einen Blick dann zum Halbdämon. "Asmodeus!" Sie befahl nichts, bat nichts, rief nur seinen Namen ... und starrte Etelin wieder an.
"Elfenfrau", keuchte dieser. "Er wird dich <i>NICHT</i> begleiten!" Mit zittrigen Knien erhob sich Etelin, indem er sich auf seinen Stab stützte. Erneut versuchte er, seine Magie herauf zu beschwören und erneut schrie er auf, hielt sich den Kopf.

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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 17. Juli 2007, 02:05

Asmodeus blickte Nedra traurig an als sie ihn wegschubste. Er wich zurück. Sah sie einfach nur an. Mitleidig. Er schüttelte nur den Kopf. „Euer Herz bedarf der Heilung. Glaubt nicht, sie würde zu spät erfolgen. Eure Wunden sitzen tief… aber… sie können geschlossen werden Kopfgeldjägerin!“ Er lächelte leise. „Ihr habt nicht geschlagen… ich spüre eure Kraft, doch ihr habt nicht geschlagen.“ Er blickte wieder auf. „Ihr…erkennt ihr ihn denn nicht? Diesen kleinen Funken Barmherzigkeit gegenüber einem Lebewesen… und spürt ihr… wie auch… IHR geachtet werdet? Treu und Loyal von einem Freund?“ Er deutete auf den Wolf. „Er blutet und dennoch… steht er euch zur Seite. Nicht so wie dieser Kerl dort! Doch wisst ihr… auch er leidet. Auch er verbirgt hinter seinem Panzer ein schlagendes Herz. Seht ihn euch genau an. ER ist das Bildnis eurer Zukunft wenn ihr euch gänzlich dem Gift hingebt dass auch aus Gier und Blut befällt. Ekelt er euch nicht an? Dieser zerfressene Kerl der nichts mehr kann ausser zu töten? Für Münzen an denen er keine Freude mehr empfinden kann? Denn er hat weder Freunde… noch Familie… noch einen Inhalt in seinem Leben an denen er seine Münzen ausgeben kann. Nein… er kauft sich nur neue Waffen… schärfere… wuchtigere… heimtückischere… brutalere… für was? Nur um wieder blutiges Gold zu verdienen für noch grässlichere Waffen.“

Er verstummte. Nickte. „Ja… wenn ihr DAS wollt… dann habt ihr richtig entschieden. Er lächelte sanft. „Ah ihr müsst glauben es wäre eine List von mir nicht wahr? Nun gut… ich sage euch… Entscheidet. Entscheidet noch einmal. Ihr habt noch Zeit. Aber mit jedem Auftrag den ihr ausführt wird das Gift in euch stärker werden. Ihr werdet Dämonen töten, Söldner, Männer, Bürger, einfache Bauern, Frauen, Kinder… und ihr werdet Reich sein. Reich an Münzen. An totem dummen Metall. Ich werde auch folgen wenn ihr das möchtet… doch ich bitte euch. Kauft aus eurem Gold für euren Wolf ein feines stück Fleisch… geht und lasst ihn durch einen Heiler behandeln und bitte… um eure Seele willen. Kauft keine schärfere und grässlichere Waffe! Tut euch das nicht an!“

Er musterte sie prüfend. „Spottet nicht Kopfgeldjägerin. Denn falls es in meinen Worten etwas gibt… das etwas in euch berührt dann würdet ihr euch selbst verleugnen und verspotten!“
Er schwieg. Sah sie einfach nur an. Den Kopf leicht gesenkt. Absolut ruhig dastehend.

<i>"Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen! Mallahall, befehle ihm, dir zu folgen. Lauft weg, ich halte diese ... Frau auf. Er darf nicht nach Zyranus! Das wäre sein Ende, nein, mehr als das!"</i>

Durchbrach die Stimme seines Meisters die Stille. Asmodeus wandte sich um und sah ihn entsetzt an. Diese Qual. Diese Qual in seinem Blick. Das konnte nicht sein! Er war ein LICH! Er dürfte keine solchen Empfindungen haben! Er spürte etwas seltsames in ihm. Eine düstere Gewissheit die ihn schaudern liess. Das funkeln in Etelins Augen… es war als… fürchtete er… um SEINEN Lebensinhalt. Denn viel war dem Lich nach seiner Bestrafung nicht geblieben… nur ein toter Freund, dessen Schülerin, ein verwirrtes Mädchen… und ein Dämon. Die alle ohne den Anderen zerbrachen. Sie waren allesammt treue loyale Freunde… doch Etelin… er war der einzige… Wolf. Der einsame Wolf der nicht ausdrücken konnte was er empfand – selbst der Dämon konnte dies. Er war es dessen Augen als einzige die Verurteilung gesehen hatte, die Strafe des Magierrats, er war… der einzige… der ihn getreten hatte und er war der Einzige… der seinen Schüler… Sohn genannt hatte.

Asmodeus war Teil seiner Familie geworden. Den er nun wieder zu verlieren drohte. Ein Vater der zweimal seinen Sohn verlor. Konnte er dies ertragen?

Der Medicus sah Mallahall an. „Bitte… nicht…“ Hauchte er. „Befiehl es… nicht… bitte!“

Plötzlich ging alles ganz schnell. Etelin war so bedrohlich geworden dass der Fremde Kerl bereits nervös wurde und Anstalten machte ihn anzugreifen. Mallahall schrie auf als der Lich zusammenbrach und sich vor Schmer krümmte. <i>Asmodeus!</i> Rief die Heilerin. Kein Befehl. Nur seinen Namen. Er folgte. Er hastete auf seinen Meister zu der immer wieder versuchte Magie anzuwenden und sich selbst nur schadete. Entschlossen – und unglaublich ruhig packte Asmodeus seinen Stab und riss ihn ihm aus den Händen.

Er starrte den Lich erschrocken an wie dieser noch immer unter der Flut der Schmerzen litt. Die Finsternis in seinem Stab vibrierte auf seiner Hand. Oh ja das dämonische lechzte bereits wieder danach. Versuchte die Finsternis zu absorbieren. Nun wurde der Medicus doch unruhig. Er gemahnte sich selbst jedoch sich noch zu beherrschen. Nur noch einige Minuten. Er umklammerte den Stab und senkte sich zu Etelin nieder. Kniete sich hin. Sah ihn an. Stolz. „Danke… Etelin… Freund… der du wie ein Vater für mich bist…“ Hauchte er ihm zu. „Ich habe eine Bitte an dich Etelin. Vertraue mir! Bitte! Finde Zanraia für mich… wenn es…“ Er blickte kurz zu Nedra. „Wenn ich es nicht kann… und bring sie nach Zyranus. Ich werde Leben Etelin. Leben mit dem Wissen das ich dich, Mall und Zanraia habe. DAS ist für mich das Leben! Ich kann doch nicht zulassen, dass es dir... mir...uns... hier… genommen wird. Verstehst du? Verzeih mir…“ Fügte er noch hinzu ehe er sich erhob. Er holte mit dem Stab seines Meisters aus und liess ihn gegen den Schädel des Lichs knallen.

„Er tut sich weh Mall verstehst du? Du musst doch verstehen…dass ich nicht… zulassen kann, dass er sich wehtut oder?“

Er wirkte wieder etwas verwirrter als zuvor. Die Finsternis in diesem Stab schürte sein dämonisches Chaos. Sein Blick veränderte sich. Wurde unruhig. Aggressiv. Dämonisch. Seine finsteren Augen fixierten Schatten. „Und du wirst mit mir in den Turm kommen! HAHAHAHR! Zumindest ein toter Teil von dir!“ Er stierte auf seine Brust und grinste hämisch. „Nein!“ Keucht er im gleichen Atemzug auf und schreckte vom Stab zurück. Liess ihn zu Boden fallen. Er packte verängstigt jenes Bein das ihm gerade am Nächsten stand - es war Nedras angeknabbertes – und klammerte sich bibbernd daran fest. „Ich kann nicht gehen… nicht solange der da meine Freunde bedroht! Nehmt mir meine Familie nicht weg! Bitte! Ich folge euch wenn ihr das wünscht… bedingungslos… wenn ihr dafür sorgt dass er sie nicht anrührt!“ Er sah Nedra an. „Ich habe Angst... um ihn... und um Mallahall... um Zanraia... und um euch! Ich habe fürchterliche Angst davor, dass ihr auch so werdet wie... wie ER!“ Hauchte er ihr zu und deutete auf Schatten. "Dann lässt ihr vielleicht sogar... euren Wolf verbluten wenn ihr so seid! Versteht ihr?! Dann... dann werdet ihr selbst zum... zum Dämon!" Er spie das Wort förmlich aus. Oh ja er fürchtete sich vor Zyranus. Vor Schatten. Vor dem Stab und vor sich selbst und doch sorgte er sich auch um die Kopfgeldjägerin und um seinen Meister. Seine Freunde... ja gar ein bisschen um Schatten selbst.

Seine Ruhe die er zuvor ausgestrahlt hatte. Sie war wieder im Chaos seiner Emotionen verschollen. Sein Geist so jung, verletzlich und verwirrend.
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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Erzähler » Montag 23. Juli 2007, 00:43

Schatten beobachtete gleichsam wunderlich mit Mallahall das Schauspiel. Wo die Heilerin aber vor Schreck die Augen aufriss, grinste der Assassine nur: Asmodeus riss seinem Meister den finsteren Stab aus den Händen, sprach kurz zu ihm und schlug ihn dann nieder. Seinen Lehrmeister. Mit dessen <i>eigenem</i> Stab!

"Da steckt er ja, der Dämon!", lachte Schatten. "Das Monster, das nicht einmal vor denen zurückschreckt, die er doch für so angeblich bedeutungsvoll in seinem Leben hält! Ha!"
Oh, er verstand nicht, sah nicht, das Asmodeus nur versuchte, Etelin zu beschützen. Schatten war blind für diese Art von Fürsorge; war blind für Liebe, die aus dem Herzen kam.

Mallahall verstand jedoch. Asmodeus brauchte es ihr nicht zu sagen. Sie hatte es verstanden, in dem Moment, in dem er den Stab aus den bleichen Fingern Etelins genommen hatte. Ihre Hand fuhr zu ihrem Tränensteinchen, der dämonischen Unschuld.
Da ließ Asmodeus den Stab fallen, zuckte geradezu zurück, wie unter Angst. Er klammerte sich an das Bein der Elfe und wimmerte. Er flehte, dass man seine Familie schützen möge, erflehte von ihr Gnade um Mallahall und Etelin. Er bat darum, dass Schatten ihnen kein Leid zufügen würde, drohte diesem jedoch zugleich in seinem Wahn, ihn mit in den Turm zu nehmen – als Erinnerung an einen Leichnam vermutlich.

Der Assassine grinste über so viel Dummheit. Nédra kümmerte es scheinbar ebenso wenig. <i>"Wir gehen!"</i>, zischte sie nur und verpasste dem Halbdämon einen Tritt. Ja, Nédra war bereit, sie wollte zurück. Zurück nach Zyranus und mit ihrer Beute dort einmarschieren. Wollte Ruhm, Gold, Macht! Sie lächelte innerlich.
Doch noch jemand anderes lächelte. Mallahall. Die Lichtmaga umklammerte noch immer das Tränensteinchen, stand neben dem bewusstlosen Etelin – und lächelte. Denn Mallahall fasste einen Entschluss.

"Nédra! Wartet!" Alle Augen richteten sich auf sie, selbst Asmodeus schaute sie an. Mallahall kam zur Elfe und dem Halbdämon getreten. Sie ignorierte den ohnmächtigen Etelin, den noch immer verletzten Penta und auch Schatten, der sich zusammen mit Nédra – aber in gleich bleibender Distanz – zum Aufbruch bewegt hatte.
"Asmodeus folgt Euch, weil er seine Familie schützen will." Sie lächelte ihn an. "Und ich folge Asmodeus aus demselben Grund. Etelin soll seine Geliebte suchen: Zanraia. Warum? Weil sich ihre Familie um sie sorgt. Jemand wird losziehen, um sich um sie zu kümmern und um zu schauen, wie es ihr geht. Asmodeus hat Etelin gebeten. Also bleibe ich übrig. Denn jemand muss auch den anderen Teil der Familie berücksichtigen."

Erneut schaute die Lichtmagierin den Halbdämon an. Ihre blauen Augen lagen mit festem, entschlossenen Blick auf ihm. Sie würde sich in keinster Weise dazu überreden lassen, ihre Meinung noch einmal zu ändern.
Mallahall wandte sich an die Kopfgeldjägerin. "Ich werde Asmodeus folgen, um zu sehen, was mit ihm geschieht. Um zu sehen, ob es ihm den Verhältnissen entsprechend gut geht. Ich werde nur folgen, nur begleiten. Es sei denn, Ihr wollt ihn töten. Ansonsten stehe ich nicht im Weg, denn es ist seine Entscheidung. Doch wie er auch uns beschützen will, kann ich ihn nicht gehen lassen, ohne zu wissen, was aus ihm wird.
Und ich weiß, dass Ihr dies mit Euch vereinbaren könnt. Wenn ich nur folge. Denn ich störe Euch nicht und mich zu töten, bringt Euch keinen Nutzen. Im Gegenteil! Auf mich dürfte auch ein Kopfgeld warten. Ihr schlagt zwei Fliegen mit einer Klappe."

So beendete Mallahall ihren eigentlich als Bitte ausgesprochenen Vortrag und stellte sich einfach neben Asmodeus hin, denn sie würde keine Absage akzeptieren. Sie schaute auf ihn herab und murmelte: "Wenn du versuchst, mich davon abzubringen, werde ich dir befehlen es zu unterlassen. Also versuchst du es besser erst gar nicht."

Schatten wagte sich nun doch näher heran. Der Assassine hatte eine grimmige Miene aufgesetzt, ansonsten waren jedoch keinerlei Gefühlsregungen zu erkennen. Er versteckte seinen Dolch irgendwo, doch niemand wusste den Ort zu sagen, denn mit einer schnellen Handbewegung war die Waffe verschwunden.
"Nédra, nehmt sie mit, ich werde Eurer Beute und dem Abfall, den sie zurücklassen, kein Leid zufügen. Ich hatte ja erwähnt, dass ich nicht eingreife, solange Ihr selbst nicht versuchen werdet, diesen Auftrag mit einem Mord abzubrechen. Es ist Euer Vorteil und Euer Gold."
Mit diesen Worten huschte der Assassine zurück und verschwand im hohen Gras. Er wurde wieder zu dem, was sein Name bedeutete: ein Schatten, der Nédra begleitete – um zu beobachten.

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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Asmodeus » Montag 23. Juli 2007, 18:18

Asmodeus keuchte auf als die Kopfgeldjägerin ihm wieder einen Tritt verpasste. Wie ein getretener Hund hechelte er voran – mehrheitlich gebückt und auf allen Vieren – eines dämonischen Wesen entsprechend. Seine Schulter schmerzte und brannte doch er unterdrückte den Schmerz indem er einfach hastig hechelte. Als versuchte er den Schmerz wegzuatmen. Ausserdem raste sein Herz aufgrund der dämonischen Aggression die in ihm brodelte. Doch er beherrschte sich. Respektive die Angst beherrschte ihn.

Dann erstarrte er jedoch schlagartig als Mallahall. Deren grosse Glocke des Herzens kräftig schlug und auf sich aufmerksam machte. Das Herz, welches für ihre Familie schlug. Er wandte sich um und erkannte die Entschlossenheit in ihrem Blick. Nur einmal hatte er jene Entschlossenheit – jene Absolution gesehen. Nämlich dort als Adelmunds Leichnam hätte zum Magierrat gebracht werden sollen. Jener Blick liess keine Widerrede zu.

Asmodeus Herz macht erst einen Sprung. Die überwältigende Fürsorge und Treue die ihm diese Heilerin – und auch Meisterin entgegenbrachte war mehr als rührend, doch mit dem freudigen Sprung seines Herzens kam auch dessen harter Aufprall auf der Realität. Denn er sah wie schmerzlich Kräfte zehrend und aussaugend ihre Fürsorge war. Ja nun sogar selbstzerstörerisch. Denn es war ja offensichtlich wie streng der Magierrat strafte. Etelin war das Beste Beispiel dafür – und er hatte keinem Gesandten körperliches Leid zugefügt.

Er lief schweigend los. Blickte besorgt auf seinen Meister zurück. Es tat ihm leid. Er tat ihm leid. Meister Etelin der nach so vielen Jahren endlich wieder empfinden konnte – und diese spärlich wenigen Momente – mit schweren und traurigen Gefühlen füllen musste.

Dann sah er zu Nedra hoch. „Danke… Herin“ Keuchte er und setzte sich in Bewegung. Hechelte voran – er kannte den Weg. Doch je näher sie der Stadt kamen – obwohl sie immer noch einiges entfernt war. Umso klarer wurde ihm die Konsequenz die seine Entscheidung brachte.

Würde es den Magierrat den interessieren was für einen Lebenswandel er durchgemacht hatte? Wohl kaum – zu mal das dämonische noch immer klar erkennbar existierte und jederzeit auszubrechen drohte.

Er schwieg. Traute sich nicht mit Mallahall zu sprechen, denn er wollte Nedra nicht unnötig herausfordern. So lief er allen voraus und hechelte vor sich her. Ging erneut gekrümmt seiner Schuld entgegen, die dort hinter dem Horizont noch so allgegenwärtig war.

Er wurde unruhig – das dämonische in ihm begann zu kochen. Düsterer Rauch qualmte aus seinen Augenhöhlen – die brodelnde schwärze seiner Seele – Ausdruck seiner tiefsten Angst und Verachtung gegenüber der Magier. Die ihm so viel Leid zugefügt hatten – ja ihn gar beinahe vernichtet hatten und seinen Meister.

Er begann zu knurren und verlangsamte seine Schritte. „Zyranus… verfluchte Stadt…“ Grummelte er vor sich her und die Veränderung die sein Wesen beschlich war deutlich zu sehen, denn sein Körper verspannte sich. Sein Hecheln wurde animalischer. Da blieb er plötzlich stehen und stierte Nedra entgegen. Schnaubte.
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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Asmodeus » Montag 23. Juli 2007, 21:29

Wie ein wildes Tier das zitterte vor Angst und dennoch knurrte verhielt sich der Dämon. Oh ja die Angst hatte ihn völlig unter Kontrolle und trieb ihn immer mehr in die Enge. Er sah jene traumatischen Bilder wieder vor sich, wie sie ihn getreten, entblösst, erniedrigt hatten. Wie sie ihn verurteilten und dabei war die eigentliche Strafe… noch nicht gefallen. Das Urteil noch nicht vollstreckt.

Doch diese vernichtenden Worte, die seinen Geist zu einem Nichts formte und sein altes Wesen beinahe gänzlich vernichtet hatte, sassen noch tief in ihm. Sein Instinkt schürte die Angst.

Noch immer starrte er Nedra knurrend an und geiferte als sie ihm drohte. Er wich einige Schritte zurück, doch es war ihm deutlich zu erkennen, wie er lauerte. Er kauerte auf dem Boden stützte sich mit seiner linken Hand ab, die rechte hielt seine inzwischen ebenfalls von den ewigen Tritten schmerzende Flanke.

Seine Schulterwunde brannte und stiess Schmerzensstiche durch seine Nervenbahnen, so dass sie in den Arm ausstrahlten. Angst und Schmerz waren ein starker Zündstoff für seine verzweifelte Aggressivität und die dämonischen Gifte in seinem Körper flossen in strömen.

Doch dann lief er weiter. Knurrend, schnaubend, geifernd und hechelnd. Doch er lief. Bis er weit in der Ferne die Spitze des Turmes erblickte. Er heulte kläglich auf und machte sofort kehrt. „Nein nein nein nein nein nein nein! Nicht in den Turm! Bitte nicht in den Turm!“ Er machte kehrt, sah Nedra gequält und panisch an, warf sich auf die Knie und drückte die Stirn auf den Boden. Er verschränkte seine Arme in seinem Nacken und bibberte wieder fürchterlich vor sich her. „Bitte… nicht in den Turm!“ Flehte er wieder. Doch als er merkte dass er wohl mit Flehen nicht viel erreichen konnte riss er sich von nackter Panik ergriffen auf die Beine und stürmte auf Nedra zu. Er versuchte sie mit aller wucht niederzureissen. „Lass mich gehen! LASS MICH GEHEN! NICHT IN DEN TURM! “ Brüllte er völlig übermannt von seiner Angst und Verzweiflung. ^

Er heulte und Tränen rannen ihm über die Wangen. Asmodeus war vielleicht ein Halbdämon, doch er schien Seelisch völlig am Ende zu sein.
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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von fremde Frau » Montag 23. Juli 2007, 22:59

So wanderten sie, Nédra und Asmodeus vorweg, dahinter Mallahall und am Schluss der Wolf Penta. Schatten musste sich auch irgendwo herumtreiben, nur sah man ihn nicht. Oder war er schon vorweg gelaufen? Niemand, auch nicht Nédra vermochte es zu sagen.

Mallahall verhielt sich ruhig. Sie marschierte in ihren zerrissenen Lumpen, die kaum noch etwas ihres Körpers verdeckten, hinter ihrem Freund und seiner Häscherin her. Ihr verletzter Arm war noch immer verbunden. Sie hätte ihn heilen können, aber sie tat es nicht. Stattdessen schaute sie abwechselnd besorgt von Asmodeus zu Nédra und dann zu Penta zurück. Der Wolf war ein zähes Tier, verlor aber stetig noch immer Blut. Ob er es bis Zyranus schaffte?
Doch auch die Elfe und der Halbdämon marschierten mit offenen Wunden. Mallahall drückte die gefalteten Hände an sich. Sie betete nicht, nein, sie sorgte sich und es schmerzte sie. Heilerin, die nicht eingriff – es war doch ihre Pflicht. Aber sie hatte Nédra versprochen, sich nicht einzumischen.

<b>Beobachten, mitkommen, stillschweigend folgen.</b>

Und Mallahall folgte. Sie folgte mit gesenktem Kopf, dachte nach und merkte daher erst zu spät, dass Asmodeus sich vor Nédra aufgestellt hatte und sie anstarrte. Die Kopfgeldjägerin reagierte kühl, drohte mit Tritten. Ihr Wolf fletschte bereits die Zähne. Mall konnte ihn knurren hören, aber er hechelte auch leicht aufgrund des Blutverlustes. Asmodeus hechelte aus anderen Gründen.
Dennoch lief er weiter wie alle anderen. Nur dieses Mal verwendete er wieder die tierisch veranlagte Gangart.

Die Gruppe wanderte weiter. Irgendwann tauchte der Turm der Magie, das höchste Gebäude in Zyranus als dünne Säule am Horizont auf. Asmodeus geriet in Panik. Er hechelte so schnell, schrie, heulte und machte sofort kehrt – bis er Nédra entdeckte. Nun stand er zwischen ihr und dem Turm, fand keinen rettenden Weg, nicht einmal, als er sie anflehte. Er wollte nicht in diesen Turm zurück.

Mallahall hatte nur durch Etelins Erzählungen einen Teil des Dramas im Turm der Magie erfahren. Sie würde nie nachvollziehen können, wie schlecht es Asmodeus in seinem Verlies ergangen war und wie grauenhaft die "Anhörung" verlaufen war.
Nur eines wusste sie: Dass ihren Schützling ein Urteil erwartete – und sie nur zuschauen konnte, weil sie der Frau ein Versprechen gegeben hatte, die zum Wegbereiter von Asmodeus' Schicksal geworden war.

Aber bei dem, was nun geschah, konnte Mallahall einfach nicht stehenbleiben und zusehen. Asmodeus geriet vollkommen in Panik. Er war am Ende seiner geistigen Kräfte, wusste sich scheinbar keinen anderen Ausweg mehr. Keinen, außer Nédra zu attackieren. Wild stürmte er auf sie zu.
<b>Angriff ist die beste Verteidigung, aber wenn er <i>diese</i> Frau angreift ... nein, Asmodeus, tu es nicht!</b>

In Mallahall erwachte Entschlossenheit. Sie entfachte sie wie bei anderen der natürliche Instinkt zu überleben. Doch Malls Intsinkt besaß einen anderen Namen: Heilerpflicht. Sie konnte nicht mit ansehen, wie Asmodeus versuchen würde, Nédra zu verletzen und zugleich dafür sorgte, das sie ihn ebenso ungeschoren davon ließ. Wenn sie jetzt nicht eingriff passierte womöglich ein Mord.

So rief Mallahall Nédra in dem Moment ihr Angebot zu, in dem sich Asmodeus selbstmörderisch in ihre Richtung wandte und los stürmte. "Elfe, ich kann ihn mit einem einzigen Satz aufhalten. Ich weiß, ich wollte mich nicht einmischen, aber ... bitte, lasst mich dazwischengehen! Er hat Angst. Und Euer Wolf wird Euch auch kaum unterstützen können." Mallahall wies nach hinten. Penta hechelte, Blut tropfte noch immer von seinem Fell, aber das Tier riss sich zusammen, gerade stehen zu bleiben.

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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von fremde Frau » Dienstag 24. Juli 2007, 02:14

Asmodeus stürmte noch immer auf Nédra zu, diese jedoch hatte bereits andere Sorgen. Ihr Wolf konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und Mallahall sprach sie an. Die Lichtmaga hätte nie geglaubt, dass diese bislang eiskalte Frau auf ihr Angebot eingehen würde, aber scheinbar besaß sie doch Herz. Wenigstens wenn es um ihren tierischen Gefährten ging.

Mallahall brauchte nicht lange zu überlegen. Immerhin stellte die Heilung des Wolfes keine Bedingung für sie dar, sondern eine Pflicht, der sie längst hätte nachgehen müssen.
Zunächst jedoch hieß es, Asmodeus aufzuhalten. Mallahall handhabte dieses Problem kurz und schmerzlos. Sie stellte sich zwischen den Heranstürmenden und die Elfe. "Asmodeus, bleib stehen!"

Dies musste gereichen, um ihn aufzuhalten. Jetzt konnte er nirgends hin. Weder weiterrennen, noch weglaufen. Er musste verharren. Ihr blieb also genug Zeit, um zu heilen.
So schaute sie Asmodeus noch einmal kurz an, brachte ein "es tut mir Leid" über die Lippen und ging dann an Nédra vorbei zu dem Wolf. "Ihr hättet die ganze Zeit nur fragen brauchen", sagte sie, während sie sich zu Penta kniete.

"Ganz ruhig, ich heile dich, in Ordnung? Beiß mich nicht." Sie streckte ihre Hand aus. Penta knurrte, schaute dann aber Nédra an und diese gab keinen Befehl zum Angriff. So ließ er sich von Mallahall berühren. Die Maga legte ihre Hand direkt auf die Wunde und sofort leuchteten ihre Finger in beinahe goldenem Glanz. Penta winselte, aber rührte sich nicht.
Auf Mallahalls Stirn hingegen trat der Schweiß. Schließlich löste sie ihre Hand von Penta und der Wolf erhob sich. Er stand noch etwas wackelig auf den Beinen, aber aus seinen Augen strahlte wiedergewonnene Kraft.

Mallahall ging auf Nédra zu. "Jetzt zu Euch und keine Widerrede. Als Heilerin lasse ich das nicht zu." Sie klag bestimmt und es lag weder Furcht noch Unsicherheit in ihrer Stimme. Sie ging einfach in die Hocke und berührte das Bein der Elfe, ehe diese überhaupt reagieren konnte.
Sofort leuchtete die Hand wieder und kurz darauf durchströmte eine wohlige Wärme Nédras Bein. Sie spürte förmlich, wie sich die Fasern wieder zusammensetzten und der Schmerz vollkommen verebbte.

Keuchend ließ Mallahall von der Elfe ab. Sie erhob sich, wankte bereits leicht. Den Wolf zu heilen hatte viel Kraft gekostet. Nun stapfte sie zu Asmodeus. "Ich hebe den Befehl auf", sagte sie matt. Dann legte sie ihre Hand auch noch auf seine Wunde und heilte diese ebenso.
Anschließend schaute sie dem Halbdämon nur noch erschöpft in die Augen und brachte ihre Worte kaum heraus: "Du hilfst mir doch, Dämonenseelchen?" Vollkommen ausgelaugt sackte Mallahall in sich zusammen.


<i><ul><li>Nédras Lebensenergie steigt auf 95%
<li>Asmodeus' Lebensenergie steigt auf 94%</i>

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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 24. Juli 2007, 10:26

Der Haldämon starrte Nedra panisch entgegen und doch war seine wilde Entschlossenheit deutlich zu spüre, sie in der Luft zu zerfetzen, gleichwohl wenn dies auch sein eigener Tod bedeuten würde – welcher im Vergleich zum Turm wohl eher ein Akt der Gnade gewesen wäre.

Doch soweit liess es Mallahall nicht kommen. Es war als wäre die Trägerin seiner Dämonischen Unschuld auch zur Wächterin über die Erfüllung seines Schicksals geworden. Einerseits eine höchst beängstigende Tatsache, andererseits wusste Asmodeus, dass er nicht alleine sein musste. Mallahall war da. Sie war Heilerin und sie bedeutete für ihn das Leben. Hoffnung.

<i>„Asmodeus, bleib stehen!“</i>

Ein Satz. Ein kurzer entschlossener Befehl, einfach und schmerzlos auszuführen und doch war es für den gescheiterten Medicus ein wahres Drama. Von einer Sekunde auf die andere Stand das schnaubende Dämonenviech bockstill. Doch Mallahalls Massnahme tat seiner Panik durchaus keinen Abbruch – im Gegenteil. Er war gefangen, konnte sich nicht rühren. Er heulte auf hechelte hielt sich den Kopf und kauerte nieder. „Nicht in den Turm! Nicht der Magierrat! Nicht ins Nichts!“ Keuchte er immer wieder vor sich her.

Das feine blaue Schimmern in seinen düsteren Augenhöhlen welches Ausdruck seiner menschlichen Seele war flackerte unruhig und verlor einwenig der Leuchtkraft. Er starrte Mallahall an und beobachtete sie heulend, wie sie seine Feinde heilte und somit auch noch seine vermutlich letzte Chance zur Flucht nahm.

Es war der Dämon der unter dem Befehl litt. Denn es schmerzte und ärgerte das Düstere in ihm zu tiefst, dass er hier vor dieser Fremden so vorgeführt wurde und jämmerlichst durch Befehle kontrolliert wurde! Es war eine Erniedrigung im höchsten Masse und Mall zeigte mit ihrem Verhalten seine Abhängigkeit auf. Abhängig zu sein war für einen Dämonen schrecklich – hielten sie sich doch stets für ihren eigenen Herr. Doch das dämonische in ihm kannte bereits die Befehlsgewalt von Mall.

Seelchen jedoch nicht. Sein menschlicher Teil war in ihrer Seelenkette geborgen gewesen als Mallahall ihre Befehle sprach und hatte so nie richtig – vollumfänglich die Befehle empfunden. Doch nun, spürte er was es hiess wahrlich eins mit dem Dämon zu sein. Er konnte nicht fliehen. Musste den Befehl ebenfalls bedingungslos befolgen. Er würde nicht fliehen können. Er würde nicht zerbrechen können wie beim letzten Mal im Turm. Er würde alles miterleben und die Schuld aber auch die Strafe gleichermassen mit dem Dämon teilen.

Beängstigend. Für den Menschen in ihm. Respektive für den Mensch der er war.

<i>“Es tut mir leid“</i>

Er starrte Mallahall an. Sein Körper zitterte und bebte noch immer vor lauter Angst und Schmerz. Er schüttelte den Kopf. „Mir tut es leid… ich will nicht in den Turm! Ich will nicht bestraft werden! Nein nein nein!“

Es war erstaunlich und erschreckend zugleich wie allein der Anblick des Turmes seinen Willen dermassen verändert hatte. War er es schliesslich der immer nach Zyranus gedrängt hatte. Doch nun stand die nackte Panik vor ihm und schnürte ihm die Luft ab.

Da trat Mallahall auf ihn zu. Er wollte zurückweichen. Doch es ging nicht. Er sah wie ausgelaugt sie bereits war und er wusste was sie vorhatte. Da war es auch schon zu spät. Sie legte ihm die Hand auf, befreite ihn von ihrem Befehl. Der Schmerz auf der Schulter verschwand, doch jener in seiner Seele verstärkte sich. Was würde mit dieser Frau, die nun wahrlich rein und gutmütig war nur in der Stadt der Magier geschehen? Würden sie ihr auch die Magie nehmen? Die Fähigkeit zu Heilen und somit auch ihre Existenz?

„Ich fürchte mich… vor deiner Strafe Mallahall!“ Bibberte Asmodeus leise und fing sie auf als sie vor ihm zusammensackte. Er legte sie sanft zu Boden. Strich ihr übers blonde Haar. Für einen Moment erhielt er den Impuls einfach fortzurennen. Doch dies konnte er nicht. Nicht ohne seine Familie. Er nahm sachte die Hand der Heilerin und hielt sie an seine Brust. Er wusste sie musste das rasende unregelmässig pumpende Herz spüren dass vor lauter Panik stolperte doch es war nicht seine Angst die er sie spüren lassen wollte. Es war etwas kleineres, aber vielleicht Stärkeres. Hoffnung. Hoffnung die sie ihm gab. Er fand sie eingeschlossen in einem kleinen Splitterchen nah an seinem Herzen.

„Ich helfe dir…“ Hauchte er ihr zu und drückte sie fest an sich. Vielleicht ihre letzte Umarmung. „Danke Mallahall…Herrin…“ Brachte er beinahe tonlos heraus. „Mit dir werde ich die Strafe empfangen und für meine Schuld büssen… aber du! Du darfst nicht bestraft werden! Du hast nichts getan!“ Keuchte er und wiegte sie in seinen Armen.

Dann stierte er Nedra an und blickte wieder zum Turm.

„Bitte… nicht zum Turm.“ Winselte er wieder. Dieses Mal meinte er aber nicht sich selbst. Sondern Mallahall. Doch dies wurde wohl kaum bemerkt.

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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 24. Juli 2007, 15:25

Asmodeus untersuchte erneut ihren Arm für welchen Mall bisher noch kaum die Kraft gehabt hatte ihn zu heilen. Er hechelte herum und suchte einige wenige Kräuter die er gerade in der Nähe fand. Er wollte sich nicht zu weit von der Gruppe entfernen – so dass die Kopfgeldjägerin das Gefühl haben musste er würde türmen wollen. Er kehrte mit den Kräutern zurück und begann sie mit einem Stein zu zermörsern. Er hob den mit ihrem Blut Vollgesogenen Stofffetzen an und strich ihr die Kräuter auf die Wunde. Wieder strich er ihr übers Haar. Er wusste dass sie ihm folgte ohne auch nur einen Gedanken an ihr eigenes Schicksal zu verlieren. Genau so wie sie nur wenig an ihre eigenen Wunden dachte. Sie war Heilerin – für andere. Erst zuletzt für sich selbst. Er strich ihr sanft über das kleine Veilchen, dass er ihr verpasst hatte als er sie niedergeschlagen hatte.

Da meldete sich die Kopfgeldjägerin wieder zu Wort und drohte ihm mit Tritten. Er knurrte nur und winselte zugleich. Richtete seinen Blick wieder auf Mallahall.

„Ich helfe dir…“ Hauchte er der Heilerin zu. Er beugte sich über sie und küsste sanft ihre Stirn. Übermittelte ihr alle Liebe und Hochachtung die er für diese Frau – Heilerin – Trägerin seiner dämonischen Unschuld empfand. Sie würde nicht zum Turm gehen müssen. Nein. Sich nicht ausliefern. Ja vielleicht würde sie ihm dennoch versuchen zu folgen – nicht nur vielleicht… doch sie würde Zeit haben ich vorzubereiten. Sich zu Verkleiden oder anders unbemerkt in die Stadt zu gelangen.

Er tätschelte ihre Wangen bis er glaubte dass sie ihn hören konnte.

„Folge mir… wenn es sicher ist in der Stadt… bitte! Liefere dich nicht aus du bist unschuldig! Ich werde ihnen sagen, dass ich dich gezwungen habe sie zu blenden. Du sollst nicht in den Turm müssen…“ Er erschauderte „Er ist Schrecklich Mallahall… kein Ort der Heilung! Sie können mir nichts anhaben, solange es dir Etelin… und Zan… gut geht!“ Er lächelte, glaubte fest an seine Worte ehe er weitersprach.

„Wende dich an Faltrin. Der kleine Junge mit der Schafsherde. Seine Familie lebt in einem kleinen Haus – im bescheidenen Teil des Wohnviertels. Sein Vater ist Magier… er beschrieb die Szene die er aus dem Jenseits beobachtete hatte. Beschrieb das Haus Faltrins und wie er aussah, wie seine Mutter und sein Vater ausgesehen hatte.

„Wenn er… gelernt hat… und mir… verziehen hat…. Wird seine Familie dir bestimmt Unterschlupf gewähren. Sei bitte vorsichtig… und bitte ich flehe dich an… heile dich!“ Er strich ihr über die Wangen und hielt ihr noch ein anderes – beruhigendes Kraut unter die Nase welches einerseits schläfrig machte und aber auch den Schmerz lindern sollte. Er wusste, dass er ihr weh tat indem er sie liegen liess. Es schmerzte ihn selbst denn er würde seiner Familie den Rücken kehren. Sie wollte ihm doch folgen. Bei ihm sein. Er hätte sich wohl selbst genau so für sie geopfert. Doch dieses Opfer war zu gross und versprach keinen Erfolg. Es war pure Liebe und Freundschaft – doch Asmodeus fürchtete, dass sie gnadenlos niedergestreckt werden würde von Magiern die unempfänglich für Liebe und Freundschaft geworden waren. Doch die weisse Dame durfte nicht fallen. Nicht für ein König der bereits tot war. Der bereits im Matt stand. Er lächelte matt. „Mallahall… ich… habe bereits gelernt… durch dich. Danke. Wir werden uns wieder sehen Mall… rette mich indem du lebst… in dem du heilst… und…“ Er tippte mit dem Finger auf das Kettchen – er verbrannte sich daran. „Das hier für mich trägst.“

Er bibberte nicht mehr.

Langsam erhob er sich und sah Nedra an. Dann schritt er voran – wie ein Medicus lief. Aufrecht. Gerade. Ehrbar. Er starrte zum Turm. Angst beschlich ihn wieder. „Ich bin geheilt… und ich habe gelernt…“ Murmelte er vor sich her. „Nur noch die Schuld tilgen… dann kann ich zurückkehren… endlich wieder Mensch sein. Medicus.“ Innerlich jedoch hallte etwas anderes wider. <b>Dämon</b>

Schweigend schritt er voran. Die Stadt kam immer näher. Sein Herz hämmerte wieder schneller. Es war das dämonische in ihm welches unruhig wurde. Der Dämon als Individuum fürchtete sich. Denn er erkannte das närrische an Seelchen. Das Naive und Gutgläubige. Seelchen glaubte wohl an das Gute in den Herzen des Magierrats. Doch der dämonische Restverstand wusste alles über das Gift der Macht und wie es durch die breite Masse geschürt werden konnte und zu nur noch grauenvolleren Taten verleitete. „Hilf dir!“ Knurrte er sich selbst an. „Narr!“ Er schüttelte den Kopf und schritt weiter. „Gut… ich werde dir helfen!“ Grollte der Medicus mit seiner dämonisch tiefen Stimme. Er blieb stehen. Rührte sich nicht. Drehte sich um und sah Nedra entschlossen an. „Er kommt nicht mit.“ Grollte er. Meinte dabei sich selbst.

Der Dämon hatte gelernt. Bevor er eins geworden war. Er hatte seine Wichtigkeit für Seelchen erkannt. Er musste es beschützen… den selbst der Dämon war durch dessen Reinheit… berührt worden.

Er hechelte. Stand aber ruhig und konzentriert. Sammelte seine Kräfte.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Dienstag 24. Juli 2007, 15:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 26. Juli 2007, 12:56

<b>@ Asmodeus und Nédra</b>

Mallahall lag im Gras, die Augen geschlossen, aber sie war nicht tot oder schwer verletzt, nur erschöpft. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Magie war eine auszehrende Kraft, wenn man sie zu oft und in zu hohem Maße einsetzte. Was diese Magierin in den letzten Stunden geleistet hatte, verlangte nun seinen Tribut.
Sie hielt die Augen geschlossen, aber sie hörte die Worte des Medicus. Sie hörte seine Bitten, sein Flehen. "Faltrin", wiederholte sie tonlos. Ihr war der Name unbekannt. Aber sie würde diesen Menschen finden, sobald sie wieder Kräfte besaß. Zyranus ... <b>Ich lass dich nicht dorthin gehen, allein mit dieser Elfe. Und Etelin wird Zanraia finden ... wir holen dich.</b> Diese Gedanken begleiteten Mallahall, als aus Erschöpfung Schlaf wurde und sich ihre Züge entspannten.

Asmodeus war bereit, weiter zu gehen. Doch plötzlich brabbelte er vor sich her, schien mit sich selbst zu reden, zu hadern. Da geschah, was Mallahall und Etelin schon oft genug durchgemacht hatten. Das Dämonische stellte sich in den Weg, dieses Mal jedoch auf andere Weise. Dieses Mal wollte es sich selbst vor Unheil bewahren. Asmodeus blieb stehen, starrte Nédra an und verkündete, <i>er</i> würde nicht mitkommen.

Penta trat an die Seite seiner Gefährtin, knurrte Asmodeus jedoch nicht an. Er starrte der "Beute" ins Gesicht, blieb aber ziemlich gelassen und ruhig. Der Wolf spürte die dämonische Aura, die den Medicus umgab.


<b>@ Anezka, Thror und Iaren</b>

Anezka, Thror und Iaren ließen Zyranus hinter sich. Ventus legte ein gemäßigtes Schritt-Tempo ein, denn die Eon-Hybridin hatte sich kein Pferd mehr beschaffen können. In Zyranus gab es selten mal ein Pferd auf dem Markt. Die Magier gingen zu Fuß oder beschafften sich andere Reisemittel.
Thror schwieg nun schon seit geraumer Zeit. Dass Adelmund Constellano d'Artinell tot war, nagte wohl mehr an seinen Gedanken als es den Anschein gehabt hatte. Vielleicht aber dachte der Zwerg auch nur nach oder sammelte seine Kräfte, um Anezka im Kampf gegen den Mörder des Magiers zu unterstützen. Den Mörder, dessen Kater sie in Ventus' Satteltaschen mit sich trug. Das Kätzchen maunzte einmal, als sie durch die Weiten des Graslandes zogen. Dann blieb es jedoch still.

Anezka hatte eindeutig die Karte vor ihrem inneren Auge, sie kannte das Ziel des Liches mit dem Namen Etelin. Asmodeus war sein Gast gewesen, es kam nahe, dass beide dasselbe Ziel hatten.
Doch dann stelle Iaren eine Frage und lenkte Anezka von ihren Gedanken nach Rache kurz ab.


<b><u>@ alle</b></u>
[Offt Topic]
Ihr werdet aufeinander treffen, dies ist bereits geplant. Wenn ihr wollt, könnt ihr das in euren Posts beschreiben. Asmodeus und Nédra sind einen halben Tag von Zyranus entfernt.

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Re: Flucht durchs Grasland

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 29. Juli 2007, 22:36

Asmodeus legte seinen Kopf schief und musterte Nedra ruhig. Ernst lag in seiner Miene und ein entschlossenes Funkeln brachte sein liebliches – reines blaue Schimmern kurz zum flackern. „Ich gehöre niemandem.“
Messerscharf drangen die Silben von seinen Lippen. Nicht zu laut gesprochen aber auch nicht leise. Doch mit einem so tief verwurzelten Grundsatz, dass es einem beinahe schaudern liess. Dies war der Dämon. Denn er war es, der immer als niedereres Wesen gegolten hatte. Als Höllenviech, Abschaum der Erde. Doch der Dämon war stolz. Jener stolz, welcher auch der Medicus insich trug und dieses Gefühl ertrug ihre Erniedrigungen und Demütigungen schlecht. Das Blut in ihm kochte seine Sehnen spannten sich an. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Doch kein Schnauben, kein Hecheln, kein Sabbern nicht von all dem animalischen quoll in ihm auf. Nein. Er blieb ruhig. Eisern. Kühl. Stand einfach nur da und blitzte Nedra mit seinem durchdringenden Blick an. „Du kannst mir noch so viel physischen Schaden anrichten. Ich gehe nicht nach Zyranus.“ Es war das menschliche in ihm, welcher ihn so ruhig werden liess. Der Dämon alleine hätte wohl versucht Nedra in Stücke zu reissen. Nun jedoch hob sich das gute und schlechte in ihm auf und hielt seine Stimmung in einer seltsamen Balance.

Er starrte sie an. Rührte sich nicht.

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