Das Haus der jungen Jägerin

Dieses Dorf beweist, dass unterschiedliche Rassen auch friedlich miteinander leben und auskommen können. Menschen und Elfen haben sich zusammengetan und dieses Dorf geschaffen. Im Einklang und friedlicher Harmonie hilft man sich gegenseitig.
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Erzähler » Freitag 5. Juni 2009, 14:42

Die Angesprochene zuckte leicht zusammen, als sie plötzlich ihre Tochter ganz in ihrer Nähe hörte. Ihr Kopf ruckte in die Höhe und es dauerte einige Sekunden, bis sie das Geschehene begriff.
Etwas kraftlos winkte sie ab und schüttelte gleichzeitig den Kopf. "Das... das geht einfach nicht...", murmelte sie, mehr zu sich selbst, denn zu ihrem Kind. "Sie ist noch ein halbes Kind und vollkommen schutzlos!"
Erneut sah sie Yasmina an. Diesmal mit einem Ausdruck im Blick, der eine Mischung aus Traurigkeit, Furcht und Mitleid war.
"Es gibt schon genügend Gefahren für dich im Wald, wenn du alleine los ziehst. Aber dann erst eine so weite Reise durch Celcia..." Langsam schüttelte sie ein weiteres Mal den Kopf und wandte sich wieder der Arbeitsfläche zu.
Das Muster des Materials wirkte beruhigend auf sie und erschien ihr wie ein Rettungsanker.
"So etwas ist doch verantwortungslos...", wisperte sie leise und konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals ihr eigenes Kind auf so einen Weg schicken könnte.
Viel zu groß wäre ihre Angst, dass Yasmina irgendetwas passieren könnte.
Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit schüttelte die ältere Frau den Kopf. "Ein Kind alleine auf Reisen zu schicken, ist einfach verantwortungslos...", formten ihre Lippen, wobei ihre Stimme kaum noch hörbar war.
Dass ihre Tochter neben ihr stand und es wahrscheinlich noch verstehen konnte, nahm sie nicht einmal wahr.
Erst einige Sekunden später ruckte ihr Kopf erneut in die Höhe und sie sah ihr Kind wieder. "Oh... Yasmina... ich..."
Sie warf einen nachdenklichen Blick Richtung Tür, als könnte sie dadurch ihren Gast sehen.
Ein langgezogener Seufzer kam ihr über die Lippen und sie ließ ein wenig den Kopf hängen.
"Ihr hattet wohl beide einen langen Tag. Es ist besser, wenn du ihr zeigst, wo sie schlafen kann. Ich kümmere mich um den Abwasch." Damit wandte sie sich ab und nahm ein Tuch, um die Arbeitsfläche zu säubern.
Das Thema war ihr noch immer zu viel und sie musste sich irgendwie ablenken.
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Yasmina Peresen
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 9. Juni 2009, 21:05

Ruhig legte Yasmina eine Hand auf den Unterarm ihrer Mutter. „Mutter“, fing sie ruhig an, „glaube mir, wir können gut auf uns aufpassen und Naras Eltern werden wohl wissen, was sie ihrer Tochter zutrauen.“ Sie versuchte die passenden Worte zu finden, doch sie kannte auch ihre Mutter und sie war in diesem Punkt genau wie sie: Undurchdringlich.

Sie seufzte ruhig und nickte leicht, ehe sie sich umwandte und zu Nara zurück ging. Ruhig lächelte sie die Pferdeflüsterin an, entschuldigend, als auch einige Worte hinunterschluckend. Auf der einen Seite war sie etwas sauer auf ihre Mutter, zeigte sie sich mal wieder von ihrer „besten“ Seite, auf der anderen war sie ein wenig schockiert, wie sehr sie die Lebensweisen ihrer Tochter und Naras herunter zogen. Sachte stellte sie die Teller zusammen, ehe sie sich etwas räusperte. „Nara, komm, ich zeig dir mein Zimmer. Du kannst heute Nacht in meinem Bett nächtigen, ich hole mir eine Strohmatte.“, erklärte sie ruhig, dabei hob sie direkt sie Hände. „Und keine Widerrede.“ Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen, doch ihre Augen zeigten, wie ernst sie es meinte. Sie war es gewohnt, auf hartem Waldboden zu schlafen, da würde eine Strohmatte noch bequem gegen sein. Außerdem wollte sie nicht, dass ihr Gast hier die schlechtere Schlafmöglichkeit erhielt, da hätte Yasmina das Angebot gar nicht machen brauchen.

Ruhig ging sie zu ihrem Zimmer, die Tür sachte öffnend und eine Kerze entzündend. Sachte löste sie die Knöpfe ihrer Armlinge, um sie sich abzustreifen und auf den Tisch zu legen. Kurz darauf folgen Obergewand und Hose, welche durch ihr Nachtgewand abgelöst werden. Mit einer Drehung wendet sie sich ihrer Kommode zu, eine Schublade aufziehend und ein frisches Gewand für die Nacht herauskramend. Mit einem leisen dumpfen Geräusch landet es auf der Bettdecke und die Schublade schließt sich rasch wieder, wobei Yasmina ein wenig dagegen drücken muss, um sie vollständig zu zukriegen. Dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Nara. „Zieh dich doch schonmal um, ich hoffe ein Nachtgewand von mir zu tragen macht dir nichts aus.“, sprach sie lächelnd, eine weitere Kerze nehmend und anzündend. „Ich werde mir rasch die Strohmatte holen.“ Damit verschwindet sie auf dem Zimmer und geht in eines, dass für Kleinkram frei gehalten wurde. Die Kerze wurde kurz beiseite gestellt und die Strohmatte mit einem Ruck aus dem Raum gezogen. Mit beidem kehrte sie wieder in ihr Zimmer zurück. Dabei verteilte sie einiges an Stroh auf dem Boden, sodass ihre Mutter wohl wieder etwas hatte, was sie ablenken würde von ihren Gedanken.

Sachte breitete Yasmina die Matte neben dem Bett auf, genug Abstand wahrend, dass Nara ungehindert in das Bett steigen konnte. Yasmina selbst stellt sich an das Fenster, es leise schließend und einen Blick hinaus werfend. „Was für ein Tag…“, spricht sie ruhig seufzend.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Montag 15. Juni 2009, 21:28

Nara zuckte zusammen, als Yasminas Schritte im Zimmer erklangen. War sie gerade eingedöst? Nein, das konnte nicht sein, Yasmina war gar nicht so lange weg gewesen. Aber auf jeden Fall war Nara so müde, dass sie leise Geräusche kaum mehr wahrnahm. Als Yasmina sie beinahe entschuldigend anlächelte, grinste Nara zurück. Sie war zu müde, um großartig nachzufragen. Yasmina begann nun sachte die Teller zusammenzustellen. Nara stand schweigend auf und räumte derweil ihr Gepäck zusammen. Müde betrachtete sie ihren Bogen, der ihr heute so hätte helfen könne und ein wenig sauer blickte sie auf ihren Dolch herab, der ihr heut absolut nicht geholfen hatte.

Yasminas Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
„Nara, komm, ich zeig dir mein Zimmer. Du kannst heute Nacht in meinem Bett nächtigen, ich hole mir eine Strohmatte.“
Erstaunt wandte sich Nara um. Sie war doch der Gast. Sie hatte doch auf der Strohmatte zu schlafen, oder etwa nicht? War das normal, wenn man Gäste betreute?
Sie betreuten auch manchmal Gäste auf ihrem Hof, doch die hatten ihr eigenes Zimmer. Wie verhielt man sich dann also wenn man sich ein Zimmer teilte? Nara musste sich eingestehen, dass sie wieder einmal absolut keine Ahnung von Verhaltensweisen mit ihren Mitmenschen hatte, aber sie wusste, dass sie auf jeden Fall auch selbst auf der Strohmatte geschlafen hätte.
Sie wollte Yasmina gerade erklären, dass die Strohmatte auch kein Problem für sie darstellen würde, als Yasmina ihr keine Widerrede gebot. Dabei lächelte sie zwar, doch ihre Augen blickten ernst. Nara lächelte auch, doch sie wollte es Yasmina trotzdem erklären.
„Eine Strohmatte würde aber wirklich kein allzu großes Problem darstellen. Ich bin es gewohnt ab und an bei trächtigen Stuten im Stall zu schlafen. Aber ein gemütliches Bett ziehe ich natürlich vor“, sagte sie ehrlich.

Sie schulterte ihr Gepäck und folgte Yasmina nun auf ihr Zimmer. Obwohl Yasminas Haus Nara um einiges kleiner vorkam als ihr eigenes, machte ihr Zimmer einen recht hübschen und auch nicht unbedingt kleinen Eindruck. Nur irgendwie schien hier im Wald doch alles anders. Vor allem hier im Sarius war es so viel... feuchter. Doch da es inzwischen Nacht war konnte Nara das Wetter draußen kaum erkennen. Sie stellte ihre Sachen ab und legte sie vorsichtig in eine Ecke, während Yasmina sich umzog.
„Zieh dich doch schonmal um, ich hoffe ein Nachtgewand von mir zu tragen macht dir nichts aus“, sagte sie zu der Pferdezüchterin, als sie fertig war.
Nun war Nara noch perplexer als zuvor. Sogar ein Nachtgewand lieh Yasmina ihr aus! Sie wusste zwar nicht viel von den Umgangsformen „da draußen“, aber sie konnte immerhin erahnen, dass dies doch eine sehr offenherzige Gastfreundlichkeit war. Sie hatten sich doch gerade erst kennen gelernt... Dennoch war Nara die Jägerin schon sympathisch.
„Natürlich macht mir das nichts aus. Vielen Dank!“, sagte Nara jetzt und nahm das Nachtgewand entgegen.
Während sich Yasmina nun auf die Suche nach ihrer Strohmatratze machte, löste Nara die Schnallen an ihren Stiefeln, schlüpfte aus ihrer hellgrünen Stoffhose und zog ihre hellbraune Bluse aus. Dann streifte sie sich das Nachtgewand über. Es war zwar an den Armen etwas zu kurz, aber es duftete wunderbar frisch.

Als Yasmina zurück kam saß Nara schon „schlafbereit“ auf ihrem Bett. Sie lehnte sich an die Wand und hatte das Kinn auf ihre Knie gestützt. Sie beobachtete Yasmina, wie sie ihre Matte ausrollte.
„Herrlich nach so einem Tag“, seufzte Nara und strich über die Decke. Aber auch Yasmina schien den Tag als aufregend empfunden zu haben.
„Was für ein Tag…“, sprach sie ruhig vor sich hin, nachdem sie ans Fenster getreten war.
„Ja, für mich ist es das erste Mal so ganz allein. Wenn meine Eltern wüssten, was ich heute schon erlebt habe... Aber ich glaube, wenn sie wüssten, wo ich heute nächtige und wie gut ich hier umsorgt werde würde das sie ganz schnell entschädigen“, sagte Nara und lächelte. Sie mochte Yasmina irgendwie.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. Juli 2009, 00:35

Die ältere Frau schwieg beharrlich und klammerte sich regelrecht an die Arbeitsfläche. Die Worte ihrer Tochter drangen zwar an ihr Ohr, doch ihr Bewusstsein war noch nicht bereit dazu, deren Sinn auch zu begreifen.
Schließlich wurde sie allein gelassen, genau so, wie sie es gewollt hatte, auch wenn es ihr gleichzeitig weh tat. Die Einsamkeit war etwas, mit dem sie sich hatte abfinden müssen und trotzdem noch immer damit haderte.
Sie konnte unbewusst hören, wie ihre Tochter mit dem Gast den Wohnraum mit der Essecke verließ und sich allmählich Stille über das Haus legte.
Irgendwann, als ihre Beine allmählich zu protestieren begannen, dass sie derart lange unbeweglich stehen blieb, begab sie sich in den anderen Raum und setzte sich dort hin, wo sie gewöhnlich ihre Handarbeiten erledigte.
Nur, dass sie diesmal schweigend dort saß und auf das Stück Stoff starrte, dass sie an diesem Tag mit Stickereien verziert hatte. In ihrem Kopf schwirrten einerseits die Gedanken unaufhaltsam, andererseits jedoch konnte sie keinen wirklich davon fassen. Noch wollte sie es...
So verging die Zeit.
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 14. Juli 2009, 01:10

Nach einer kurzen Denkpause, in der Yasmina einfach nur am Fenster stand und wie festgewachsen aus dem etwas schmutzigen Glas blickte, wandte sie sich Nara zu, die soeben von ihren Eltern berichtete und somit Yasmina ein knappes Schmunzeln auf den Lippen bereitete. „Nunja, heute ist wirklich viel geschehen und ich glaube, würde meine Mutter jetzt davon erfahren…sie würde sicher losweinen und sich nicht mehr fassen können.“, gab sie ruhig zurück, wobei sie den Kopf sachte schüttelte. Ihre nackten Füße gaben ein leises, patschendes Geräusch von sich, als die Jägerin über den kalten Boden zu ihrem Schrank ging und eine kleine, mottenzerfressene Decke hinaus kramte. Sie war nicht sehr groß und würde sicher nicht ihren ganzen Körper bedecken, doch ihre freien Beine, das Nachthemd reichte knapp bis zu den Kniekehlen, würden bedeckt sein. Die Decke war nicht nur klein und voller kleiner Löcher, sie war auch noch recht dreckig und hier und da fand man noch einige Moosreste.

Mit einer flüchtigen Bewegung fegte Yasmina das Moos beiseite, dass sich in der groben Struktur der Decke verfangen hatte, ehe sie sich auf ihre Matte setzte und die Decke über ihre Beine warf. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder an Nara. Mit einem leichten Lächeln fragte sie sie:„Deine Eltern scheinen dir ihr ganzes Vertrauen zu schenken und scheinen zu wissen, dass du gut durchgreifen kannst oder irre ich mich?“ Nun blickte sie auf ihre Füße hinab, die noch unter dem Saum der Decke hervorlugten. Sie hielt eine Pause ein, in der Nara sprechen konnte, ehe sie selbst wieder zu sprechen begann:„Meine Mutter wollte immer, dass ich Schneiderin werde, mein Vater aber merkte, dass ich das nicht wollte. Schon als Knirps nicht.“ Kurz musste sie lächeln, ehe sie ihre Erinnerungen weiter verfolgte und erzählte:„Mein Vater hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Er hat mich immer mitgenommen, wenn sich die Möglichkeit bot… und es war schön. Ich lernte einige Elfen kennen, mit denen ich so einiges unternahm und oftmals verbrachte ich Tage im Wald mit ihnen. Erst recht nachdem mein Vater getötet wurde…“

Yasmina schluckte hart und eine betretene Stille schien in das Zimmer getreten zu sein. Die Jägerin spielte gedankenverloren mit einigen ausgefransten Fasern der Decke, ehe sie sich sachte hinlegte, ihren Kopf auf ihre zusammengelegten Hände bettete und hoch zu Nara blickte. Sie erwartete kein Mitleid, am liebsten wäre es Yasmina, wenn sie dazu gar nichts sagen würde. Es gab nur ab und an diese Momente, wo die junge Jägerin etwas von dem Schicksalsschlag erwähnen musste…nur einmal erwähnen, um ihre Seele wieder von dieser Last zu befreien. Bei ihrer Mutter wagte sie nicht, auch nur das Wort „Vater“ zu nennen… wo sonst also sollte sie ihn erwähnen, kurz über ihn reden? Ein langes Seufzen ging von Yasmina aus und es machte deutlich, dass sie gegen den Schwall von Trauer ankämpfte, der sie zu überrennen drohte.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Dienstag 14. Juli 2009, 13:54

Als Nara von ihren Eltern erzählte legte sich für einen Moment Stille über das Zimmer, ehe Yasmina weiter sprach.
„Nunja, heute ist wirklich viel geschehen und ich glaube, würde meine Mutter jetzt davon erfahren…sie würde sicher losweinen und sich nicht mehr fassen können.“
Nara glaubte die Jägerin schmunzeln zu sehen, doch so sicher war sie sich im dämmrigen Licht, das die Kerze verströmte, nicht. Aber auch Nara musste bei Yasminas Worten grinsen. Ja, ihre Mutter machte einen sehr gefühlvollen Eindruck. Bei Nara war es eher ihr Vater, der seine Gefühle offen darlegte, vor allem seine Wut, doch da stand ihm auch seine Tochter in nichts nach. Brianna, Naras Mutter, neigte eher dazu ruhig, still aber dennoch sehr besorgt zu sein.
Seufzend strich sich Nara über ihre Beine. Irgendwie vermisste sie ihre Eltern bei dem Gedanken doch. Oder war es einfach der Alltag?

Sie beobachtete Yasmina dabei, wie sie eine sehr kleine Decke aus dem Schrank zog. Nara runzelte die Stirn. Darunter wollte sie schlafen?
Seltsam.
Ein schlechtes Gewissen, dass die Jägerin das wohl wegen ihr tat bekam sie dabei natürlich nicht. Nara dankte den Menschen, wenn sie ihr etwas gaben. Doch wenn sie ihr etwas gaben mussten sie auch mit den Konsequenzen leben, das war ihre Divise.
Sie fand das ungemein großzügig, vor allem da die Decke ja kaum bis zu Yasminas Bauch reichen würde und sie war ja schon nicht besonders groß. Erleichtert strich Nara da über ihre eigene Decke.
Beim Anblick des Mooses musste sie wieder grinsen. Yasmina schien sich wohl sehr gern in der Natur aufzuhalten.

Als es sich auch Yasmina bequem gemacht hatte, wandte sie sich Nara zu.
„Deine Eltern scheinen dir ihr ganzes Vertrauen zu schenken und scheinen zu wissen, dass du gut durchgreifen kannst oder irre ich mich?“
Nara lachte in sich hinein.
„Das mit dem durchgreifen stimmt, ja. Ich kann sehr stur und bestimmend werden und fürchte mich auch nicht so schnell vor Dingen. Aber so eine Reise ist jetzt das erste Mal. Ich bin früher nur um Verwandtschaftsbesuche in Zyranus zu machen aus dem Gehöft gekommen. Die Verwandten meiner Mutter sind nämlich allesamt Magier, meine Mutter war auch einmal eine Magierin, bis zu einem Unfall. Naja, seitdem verbietet sie es mir selbst Magie zu wirken. So kann man das mit dem Vertrauen zweideutig sehen. Meine Mutter vertraut mir nicht genug, als dass ich Magie gefahrlos anwenden könnte, aber auf der anderen Seite ist da mein Vater, der will, dass ich eines Tages sein Gestüt übernehme. Er findet mich recht begabt im Umgang mit Pferden, wieso also nicht.“
Nara hatte Yasmina jetzt einmal quer durch ihre Familiengeschichte erzählt. Von ihrer gern besorgte Mutter, bis zu ihrem temperamentvollen Vater, der ihr so viel zutraute. Aber Nara traute sich die Reise auch zu. Schließlich hatte sie schon in der ersten Nacht ein Bett und ein Dach über dem Kopf.

Dann begann Yasmina von sich zu erzählen. Wie sie nie Schneiderin werden, sondern den Beruf ihres Vaters ergreifen wollte. Nara begann Parallelen zu ihrem eigenen Leben zu sehen. Auch Yasmina wollte in die Fußstapfen ihres Vaters treten und nicht den Beruf der Mutter annehmen. Letzteres unterschied sie aber wieder ein wenig, da Nara nicht wusste, ob sie den Beruf der Magierin gewählt hätte, wenn man ihr die Wahl gelassen hätte. Sie liebte zwar Pferde aber sie wusste trotzdem nicht, ob sie abgeneigt gewesen wäre eine richtige Magierin zu werden.
Doch als Yasmina vom Tod ihres Vaters berichtete zuckte Nara kaum merklich zusammen. Es gab also tatsächlich keinen Vater mehr.
Mitleid erfüllte Nara.
Die Familie war also ungewollt auseinander gerissen worden. Doch da sie nicht so recht wusste, wie sie Yasmina nun trösten sollte oder ob sie es überhaupt tun sollte, hakte sie beinahe schon neugierig nach.
„Euer Vater wurde getötet? Von wem denn das? Und weshalb?“
Nara hatte sich wieder aufrechter hingesetzt und blickte gespannt in Yasminas Richtung. Dennoch zeichnete sich leichte Bestürzung auf ihrem Gesicht ab.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Dienstag 28. Juli 2009, 20:11

Ein knappes Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt, als Nara von der Sorge der Mutter erzählte, von der Magie, die sie nicht wirken durfte und von ihrem Vater, der sie einst als Leiterin des Gestüts sehen wollte. Yasmina schloss kurz die Augen. Was ihr Vater wohl sagen würde, wenn er sie sehen könnte und wusste, was sie für Fortschritte gemacht hatte. Doch das würde sie niemals erfahren… Als Nara sie fragte, wer ihren Vater umbrachte und weswegen, musste Yasmina sich einen Augenblick fassen.

Während sie dies tat, tauchten die Bilder auf, die sie wohl niemals loswerden würde…
Sie räusperte sich kurz, holte dann tief Luft und begann mit leiser Stimme, Nara vom Tod ihres Vaters zu berichten:„Mein Vater ging mit ein paar Jägern auf die Jagd, dieses Mal ohne mich, da ich meine Sehne neu wickeln, spannen und wachsen musste. Ich bereue es, nicht mitgegangen zu sein…“ Für einen kurzen Augenblick legte sie eine Schweigeminute ein. Sie musste die Wut und die Tränen runterschlucken, musste sich fassen, um weiter erzählen zu können.

„Der Trupp wurde von einer Bande Räuber angegriffen, kein einziger aus der Gruppe überlebte. Einer konnte sich schwer verletzt herschleppen und von dem Vorfall berichten, doch die Verletzungen waren zu verhängnisvoll. Wieso ausgerechnet an diesem Tag diesen miesen Räuber durch den Wald rennen mussten, das weiß ich nicht… Aber sie töteten meinen Vater und Freunde der Familie.“, erklärte sie, zwischendurch stockend und schluckend und man konnte ihr die Wut ansehen, die in ihre steckte.

Fahrig strich sie sich durch die blonde Mähne, den Kopf sachte schüttelnd. Sie musste sich sichtlich zusammen reißen, schaffte es aber nicht ganz und ein paar Tränen rannen ihre Wange hinab. Rasch wischte Yasmina sie aus dem Gesicht, sie war eine Jägerin und durfte nicht anfangen schwach zu werden! Tief sog sie die Luft im Raum ein, um sie dann nach wieder auszupusten und Nara ein knappes Lächeln zu schenken. „Ich denke heute haben wir genug schlechte Augenblicke gehabt… Vielleicht sollten wir uns langsam zur Ruhe legen.“, meinte sie ruhig, doch dem Zittern ihrer Hände, die sie an den Nacken gehoben hatte, konnte man sehen, dass die Jägerin sichtlich aufgewühlt war.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Freitag 31. Juli 2009, 11:47

Als Nara bemerkte, dass Yasmina zu erzählen begann, rutschte sie aufgeregt ein wenig hin und her, um es sich noch bequemer zu machen. Es schien Yasmina ziemlich unangenehm von der Sache mit ihrem Vater zu berichten, er schien wohl noch nicht sehr lange tot zu sein. Dennoch war Nara äußerst gespannt darauf, was mit ihm geschehen war.
„Mein Vater ging mit ein paar Jägern auf die Jagd, dieses Mal ohne mich, da ich meine Sehne neu wickeln, spannen und wachsen musste. Ich bereue es, nicht mitgegangen zu sein…“, begann sie mit leiser Stimme zu erzählen. Nara hatte Mühe die Jägerin zu verstehen. Als sie abbrach konnte Nara sehen, wie sie sich ein paar Tränen wegwischte. Mitleid erfüllte Naras Herz von neuem. Doch sie war viel zu gespannt darauf, wie es weiterging, als dass sie Yasmina jetzt trösten wollte. So energisch, wie sie ihre Tränen weggewischt hatte, wollte Yasmina selbst das auch bestimmt nicht.

Sie gab Yasmina ein wenig Zeit, doch Nara wurde sichtlich ungeduldiger. Sie begann wieder aufgeregt das Bett glatt zu streichen. Ehe sie jedoch bei Yasmina nachhaken konnte, sprach sie von selbst weiter.
„Der Trupp wurde von einer Bande Räuber angegriffen, kein einziger aus der Gruppe überlebte. Einer konnte sich schwer verletzt herschleppen und von dem Vorfall berichten, doch die Verletzungen waren zu verhängnisvoll. Wieso ausgerechnet an diesem Tag diesen miesen Räuber durch den Wald rennen mussten, das weiß ich nicht… Aber sie töteten meinen Vater und Freunde der Familie“, erzählte sie. Dabei unterbrach sie sich immer wieder selbst und kam ins stocken. Nara hatte gebannt an ihren Lippen gehangen. Sie kam viel zu selten unter die Leute. Für sie waren solche Geschichten etwas äußerst spannendes. Doch als sie die Geschichte so weit verarbeitet hatte, durchfuhr sie Wut. Sie ballte die Fäuste. Räuber hatten also einfach so einen Trupp Jäger ermordet. Sie schüttelte energisch den Kopf, dabei flogen ihre roten Haare um ihre Schultern.
„Was für Hurensöhne“, entfuhr es ihr. Doch dann biss sie sich schnell auf die Lippen. Sie war zwar nicht gerade so erzogen worden, dass sie die Etikette der Adligen befolgen konnte, aber gewisse Worte gebührten sich einfach nicht.

Yasmina hatte sie aber wohl nicht gehört. Sie schien viel zu sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft, Nara beobachtete sie jetzt jedoch nicht. Doch dann fasste sich Yasmina wieder und lächelte Nara an. Die grinste zurück.
Ich denke heute haben wir genug schlechte Augenblicke gehabt… Vielleicht sollten wir uns langsam zur Ruhe legen“, meinte Yasmina ruhig.
Nara nickte zustimmend. Sie hatten für heute wirklich genug erlebt und morgen würde für sie wieder ein äußerst langer Tag werden. Wer weiß wann sie wieder in einem richtigen Bett schlafen würde? Sie sah Yasmina zittern und beschloss, dass es nun wirklich Zeit war zu schlafen.
Nara legte sich hin und zog die Decke bis ans Kinn hinauf. Sie räkelte sich noch einmal ehe sie tief seufzte. Das Bett war wirklich bequem. Sachte blies sie die Kerze aus.
„Gute Nacht“, murmelte sie noch.
Doch die bleierne Müdigkeit war zurückgekommen. Yasminas Geschichte hatte sie davon abgelenkt, aber jetzt spürte sie sie wieder deutlich. Ohne noch an irgendetwas anderes denken zu können glitt sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Erzähler » Samstag 1. August 2009, 13:38

Irgendwann war Yasminas Mutter wohl eingeschlafen, während sie intuitiv den Kopf auf ihren Armen gebettet hatte, die auf dem Tisch lagen. Sie merkte es erst, als eine warme, große Hand sie an der Schulter berührte und leich rüttelte.
Die ältere Frau schreckte hoch und glaubte in ihrem Dämmerzustand sowie dank des schlechten Lichtes einen Moment lang, sie würde ihren verstorbenen Gatten vor sich haben. Ihre Augen weiteten sich bereits und sie holte Luft, um seinen Namen zu nennen, obwohl es lediglich ein Hauch geworden wäre.
Doch das Wort verließ ihre Lippen nicht, der Mann ließ es nicht zu. Er hielt sich rasch einen Finger vor den Mund, was sie erkennen konnte, und wisperte:"Jetzt ist keine Zeit für lange Erklärungen." Die leise Stimme ernüchterte sie, denn der Klang war vollkommen anders als von ihrem Angetrauten.
Und dennoch erkannte sie diese, denn sie gehörte einem Freund der Familie. Es war jener Mann, der am Vormittag Yasmina geholfen hatte, wovon ihre Mutter allerdings nichts wusste.
Aber ihr war klar, dass etwas geschehen sein musste, denn sonst wäre er niemals um solch eine Uhrzeit in ihr Haus geschlichen und hätte schon gar nicht diesen Satz gesagt.
Ein schwerer Kloß bildete sich in ihrer Kehle und sie rückte auf der Bank beiseite, damit auch er sich setzen konnte.
Doch er schüttelte den Kopf, ergriff ihre Hand und zog sie sanft zum Rand zurück. Vor ihr ging er in die Hocke, nahm auch ihre zweite Hand in die seine und erzählte ihr knapp, weswegen er hier war.
Allerdings, mit jedem weiteren Wort, das er ihr zuflüsterte, wurden ihre Augen feuchter und krampfte sich ihr Magen immer fester zusammen.

Obwohl sie dem Freund dankbar für die Warnung war, wünschte sie sich, es wäre nicht soweit gekommen. Trotzdem verabschiedete sie ihn so herzlich, wie sie im Moment konnte, und er verließ das Haus.
Dann brauchte sie noch ein paar Sekunden, ehe sie es schaffte, sich von der Tür abzuwenden und in Richtung des Zimmers ihrer Tochter zu gehen.
Wieso nur war das geschehen? Sie hätte besser auf ihr Kind aufpassen und genau so etwas vermeiden müssen! Und das, wo sie es ohnehin jedes Mal befürchtet hatte, seitdem das Mädchen seine Liebe zum Wald und zum Jagen entdeckt hatte. Eine Frau in einem Metier der Männer, das konnte einfach nicht gut gehen!
Seufzend schüttelte die Mutter den Kopf und gab sich einen inneren Ruck, sonst hätte sie es wohl nie geschafft.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und blickte in den dunklen Raum, in welchem zwei junge Frauen schliefen. Dank der Zeit, die sie vorhin in dem finsteren Wohnraum mit zuhören verbracht hatte, hatten sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse soweit gewöhnt, dass sie die Beiden erkennen konnte.
Ein trauriges, wehmütiges Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ausmachte, dass ihr Kind am Boden schlief und dem Gast das Bett überlassen hatte.
Doch lange konnte sie sich diesem Anblick nicht widmen, denn die Zeit lief ihr davon. So gut wie lautlos schlich sie sich zu der Matte und sank in die Knie.
Leicht rüttelte sie ihre Tochter an der Schulter, sowie vorhin der Freund es bei ihr getan hatte. "Yasmina? Yasmina, bitte, wach auf! Es ist wichtig!", wisperte sie gerade laut genug, dass die Angesprochene es würde hören können, sofern sie aufgewacht war.
Der Gast würde davon jedoch hoffentlich nicht in ihrem Schlaf gestört werden.
Später würde sie wahrscheinlich früh genug aufstehen müssen, da es vielleicht auch für sie gefährlich werden konnte. Immerhin war, laut dem Bericht des Freundes, auch sie dabei gewesen.
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 3. August 2009, 00:06

Ein leises „Gute Nacht“ überkam die Lippen der jungen Jägerin, als sie sich zurücklegte. Die Decke hatte sie zuvor unter ihre nackten Knie geklemmt, dann hatte sie sich zur Seite gedreht und ihre Arme wurden als Kissen benutzt. Es dauerte eine Weile, bis Yasmina Schlaf fand, doch als ihr Geist zur Ruhe gefunden hatte, tauchte sie rasch in das Land der Träume ein.

Es war kein schöner Traum, der Yasmina heimsuchte. Ihr Vater trat ihr entgegen, halb verwest und furchteinflößend. Die Stimme war gleich geblieben, doch die kalte, steife Art, wie er sich bewegte und die Maden, die aus seinem Mund quollen, ließen Yasmina vor Schreck erstarren. Ihr Vater wollte sie gerade in die Arme schließen, als ihre Mutter sie wachrüttelte. Ein kurzer Schrei entfuhr ihr, als sie die Augen öffnete, doch anstatt der Mutter das Bild ihres Vaters sah, welches vor wenigen Augenblicken noch vor ihrem geistigen Auge zu sehen war. Ihr Blick musste erst klarer werden, als sie registrierte, wer sie da anfasste und rüttelte. Ein paar Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn und die Decke hatte sie im Schlaf wohl weggestrampelt. Erschöpft und mit den Nerven am Ende fuhr sie sich durchs Haar. „Was ist…los Mutter.“, gab Yasmina bissig und müde von sich. Es war ihr ein Rätsel, wieso ihre Mutter sie nun nicht mal schlafen lassen konnte.

„Was ist denn so wichtig?“, fragte sie nach einigen Augenblicken ruhig, wobei ihr verschlafener Blick kurz zu Nara hochfuhr. Sie wollte sie nicht wecken und sprach deswegen leiser weiter:„Hoffentlich ist es so wichtig, dass die Störung meines Schlafes berechtigt ist…“ Dass sie einen Alptraum gehabt hatte, musste ihre Mutter nicht wissen… es reicht, wenn Yasmina es wusste und die Bilder immer noch nicht loswurde…

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Donnerstag 13. August 2009, 11:59

Das Bett war bequem und im Zimmer war es angenehm ruhig und warm. Trotzdem schlief Nara nicht, ohne dazwischen aufzuwachen. Sie kannte das schon von der Zeit, die sie bei ihren Verwandten verbrachte. Es war einfach alles viel zu neu und aufregend, als das man einfach durchschlafen konnte.

Als sie einmal aufwachte, vermutete sie, dass Yasmina einen Albtraum haben musste. Sie verkrampfte sich und warf sich hin und her. Nara hatte wieder Mitleid mit ihr. Es war bestimmt nicht so einfach ohne Albträume zu schlafen, wenn man so einen großen Verlust, wie den der Jägerin erlitten hatte.
Doch Nara mahnte sich auch gleichzeitig, dass sie möglichst schnell wieder schlafen sollte, denn morgen würde wieder ein sehr anstrengender Tag werden. Sie warf sich auf die von Yasmina abgewandte Seite und machte fest die Augen zu. Als Trick verwendete sie hierbei immer die Methode die Namen all ihre Pferde sich ins Gedächtnis zu rufen, zu überlegen wer fohlen würde und wer ein Jahr Pause hatte und wer von wem gedeckt wurde und wie dann wohl die Fohlen aussahen.
Und das half. Langsam fand Nara wieder zur Ruhe. Doch kurz bevor sie wieder einschlief hörte sie, wie leise die Tür geöffnet wurde. Sie drehte sich recht verschlafen auf die andere Seite und sah, dass es Yasminas Mutter war. Neugierig, was sie hier mitten in der Nacht wollte, blieb Nara erst einmal liegen und wahrte den Schein der Schlafenden.

Die Mutter schritt zu Yasmina und rüttelte diese wach.
"Yasmina? Yasmina, bitte, wach auf! Es ist wichtig!", sprach sie leise, wohl um Nara nicht zu wecken. Sie klang sehr aufgeregt. Neugierig wartete Nara ab, was nun passieren würde. Yasmina wachte auf, blieb aber um einiges ruhiger.
„Was ist denn so wichtig?“
Ja, das würde mich auch mal interessieren!
Nara spürte, wie sie leicht unruhig wurde, aber nachher war es ein Thema, das sie nichts anging, deswegen wollte sie, dass sich Yasmina und ihre Mutter zum mindest ungestört fühlten. Aber Yasmina schien nicht gerade begeistert davon, dass ihre Mutter ihr den Schlaf raubte.
„Hoffentlich ist es so wichtig, dass die Störung meines Schlafes berechtigt ist…“, meinte sie.
Nara überlegte, ob sie wohl wusste, dass ihre Mutter sie aus einem Albtraum gerissen hatte? Gespannt wartete sie auf die Reaktion von Yasminas Mutter. Was war so wichtig, sie jetzt zu wecken?

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. August 2009, 11:52

Sie seufzte leise und musste gegen die aufkeimenden Tränen ankämpfen.
Mehrmals schluckte sie, bevor sie in der Lage war, einige Worte über die Lippen zu bringen. "Bitte, Kind, komm mit nach draußen.", flüsterte sie mit einem bezeichnenden Blick zu dem Bett hin.
Sie wollte die andere nicht auch noch wecken.
Mit einem sanften, aber bestimmten Griff half sie ihrer Tochter auf und führte sie hinaus auf den Gang. Die Tür ließ sie dabei offen und würde eben die Stimme gesenkt halten, besser, als sie verursachte andere Geräusche.
Als sie sich sicher war, dass sie ihren Gast nicht mehr so leicht aufwecken würde, wisperte sie:"Yasmina,... Kind... Oh Gott, es ist schrecklich! Du hast dir heute einen Feind gemacht und der wird jetzt dafür sorgen, sich mit allem möglichen an dir zu rächen. Du musst gehen. Jetzt, noch vor Sonnenaufgang. Du musst das Dorf verlassen, bis sich die Wogen geglättet haben." Ihre Stimme klang mit jedem Wort tränenerstickter und als sie das letzte ausgesprochen hatte, schluchzte sie leise und hielt sich rasch die Hand vor dem Mund, um nicht zu laut zu werden.
Ihre Augen glitzerten verräterisch feucht in der Dunkelheit.
Es war für sie einfach wie der Zusammenbruch des Rests ihrer Welt, der seit dem Tod ihres Gatten noch übrig geblieben war.
Es lähmte ihr Herz, dass sie ihr Kind auf diese Art und Weise aus dem Haus verlieren würde, wenngleich sie natürlich die Hoffnung hatte, sie würde wieder heimkehren, sobald alles sich wieder beruhigt hatte.
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Samstag 12. September 2009, 18:28

Sachte hob sie ihre Brauen an, es nicht fassen könnend, dass der Trottel aus dem Wald nun einen solchen Aufstand machte. Aufgebracht fing sie an, sich gegen die Worte der Mutter aufzulehnen. „Der Kerl meint tatsächlich er wäre im Recht und nun soll ich mich von ihm nieder machen lassen?!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und stieß ein wenig Luft zwischen ihren zusammen gepressten Lippen durch. Das war wirklich zuviel. Auch die Tränen ihrer Mutter drehten ihr den Magen um… dabei wusste sie nicht, ob dies wegen der Aufgebrachtheit so war oder ob sie spürte, dass ihre Mutter recht hatte.

Sie lief ein wenig hin und her, aufgewühlt, sauer und nicht wissend, was sie nun tun sollte und wohin sie sollte. In den Wald, das war sicher… vielleicht zu den im Wald lebenden Waldelfen? Nein, zu riskant… der Kerl würde sie dort vermuten, zumindest nahm sie dies an. Also musste sie doch woanders hin… Vielleicht sollte sie mit Nara ziehen… eine Waldkundige an der Seite schadete sicher nicht. Doch dann würde sie Nara in Gefahr bringen.

Hilfe suchend wand sie sich an ihre Mutter. „Was soll ich denn nun machen? Wenn ich hier bleibe ist es nicht richtig und zu gefährlich…in die naheliegende Umgebung kann ich nicht, selbst nicht zu den Waldelfen, dort würde man mich vermuten… Und mit Nara mit kann ich auch nicht, ich würde sie nur mit in Gefahr bringen!“, meinte sie, ein wenig lauter als ihre Mutter zuvor. Sie gab sich nicht viel Mühe, ihre Stimme gedämpft zu halten, schaffte es aber zumindest ein bisschen.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Montag 14. September 2009, 14:11

Nara verstand kaum etwas von dem, was Yasminas Mutter sagte. Dazu sprach sie viel zu leise, doch das plötzliche Aufschluchzen vernahm sie sehr wohl, auch wenn sie es gleich zu kaschieren versuchte. Jetzt wurde Nara noch hellhöriger.
Auf der anderen Seite überlegte sie, ob es sie tatsächlich etwas anging. Schließlich war es ja bestimmt eine Sache der Familie, eine ziemlich unangenehme wie es schien. Eigentlich sollte Nara weiterschlafen und versuchen nichts davon zu hören, dass sie hier lauschte war nicht in Ordnung, aber Nara konnte ihre Neugier einfach nicht zügeln. So blieb sie ruhig im Bett liegen und rührte sich vorerst einmal nicht.

Yasminas darauf folgenden Satz verstand sie währenddessen sehr wohl.
„Der Kerl meint tatsächlich er wäre im Recht und nun soll ich mich von ihm nieder machen lassen?!“
Ob es sich dabei um den Jäger handelte mit dem sie heute in Streit geraten waren? War Nara letztendlich die Schuldige, dass Yasmina nun ziemliche Probleme hatte? Nara hatte ihr Temperament wieder einmal nicht zügeln können. Sie hatten den Mann beide verletzt und er war ziemlich wütend gewesen... Sofern es sich in Yasminas Satz tatsächlich um diesen Mann handelte.
Nara war froh gewesen, dass Yasmina nicht so wie ihre Mutter die Stimme gesenkt hatte, doch nun wurde auch sie wieder leiser und Nara konnte beim besten Willen nichts mehr verstehen.

Außer ein Wort und das genügte ihr. Sie hatte eindeutig gehört, wie Yasmina ihren Namen erwähnt hatte. Jetzt wusste Nara, dass es auch etwas mit ihr zu tun haben musste und diese Tatsache genügte ihr.
Sie schlug die Decke zurück, setzte die Füße auf den Boden und wankte zu Yasmina und ihrer Mutter. Nach dem Schlafen war sie immer ziemlich wacklig auf den Beinen, auch wenn ihr Geist schon auf voller Höhe war.
Als sie bei den Beiden angekommen war, fragte sie mit ein wenig müder Stimme:
„Was ist mit mir?“

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Oktober 2009, 10:19

Langsam, offensichtlich traurig schüttelte sie den Kopf. "Yasmina,... Kind,... du bist noch so jung und weißt nicht, wie eitel Männer sein können. Ich weiß nicht, wer von euch beiden im Recht ist, ich war nicht dabei, und so, wie sich die Dinge gerade zeigen, scheint es, als wärst du es. Aber das hat nichts zu bedeuten im Eifer der Männer. Du weißt doch, wie schwer es ihnen fällt zu akzeptieren, wie gut du bei der Jagd bist. Sie werden nur zu gerne diesen Vorwand nützen und ihn unterstützen.", wisperte die ältere Frau betrübt und versuchte, sich verstohlen die Tränen weg zu wischen. Ein wenig ärgerlich über sich selbst, dass sie diese nicht hatte unterdrücken können.
Schließlich seufzte sie leise und senkte den Kopf.
Sie wusste selbst nicht genau, wohin ihre Tochter gehen könnte, die ganze Welt schien ihr zu voll mit Gefahren, als dass sie die Jüngere einfach hätte aus dem Haus lassen wollen. Aber es musste sein, zu ihrer Sicherheit, bis sich die Wogen geglättet hatten.
Als sie Luft holte, um ihrem Kind eine Antwort geben zu können, erklang plötzlich eine andere Stimme, die sie leicht zusammen zucken ließ, weil sie diese nicht erwartet hatte. Etwas erschrocken darüber, dass auch ihr Gast aufgewacht war, blickte sie Nara einige Sekunden lang an, als wäre diese der Geist eines geliebten Verstorbenen, den man nicht erwartet hatte, jemals zu Gesicht zu bekommen.
Als diese kurze Zeitspanne verstrichen war, sprach sie, so freundlich es ihr gerade möglich war und hoffentlich ohne zu verraten, dass sie geweint hatte:"Es ist alles in Ordnung. Verzeiht, dass wir Euch geweckt haben, das lag nicht in unserer Absicht."
Danach wandte sie sich an ihre Tochter und musste schwer schlucken, um nicht erneut in Tränen auszubrechen. "Ich weiß auch keine wirkliche Antwort darauf, Yasmina, so leid es mir tut. Aber vorläufig ist es vielleicht am besten, wenn du nach Shyána gehst. Dort ist es recht sicher und du bist nicht zu weit weg von daheim.", erwiderte sie nun verspätet und in dem Vertrauen darauf, dass ihr Gast weder wusste, um was es ging, noch, dass sie falsche Schlüsse daraus zog.
Es war unhöflich von Nara gewesen, einfach so in das Gespräch herein zu platzen, wie der älteren Frau nun bewusst wurde. Doch sie war noch immer viel zu aufgewühlt, um sich daran zu empören.
Leise seufzte sie und sah ihrem Kind noch einmal direkt ins Gesicht, soweit sie es in dem spärlichen Licht erkennen konnte.
"Ich werde dir Proviant einpacken und dir ein kleines Frühstück machen.", murmelte sie, mehr zu sich selbst, denn zu ihrem Gegenüber, um sich dazu zu bringen, auch wirklich etwas zu tun.
Sie drehte sich um und ging leise in die Küche.
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 19. Oktober 2009, 18:13

Yasmina schüttelte sachte den Kopf. Sie hatte keinerlei Verständnis für das, was gerade geschah. „Ich habe auf jeden Fall recht!“, protestierte sie aufgeregt und sie schien ein wenig aus der Fassung zu geraten. Sie konnte nicht anders, ihre Wut über das, was ihre Mutter als Eitelkeit der Männer bezeichnete, wuchs mit jedem Atemzug. Erst als Nara aus ihrem Zimmer trat schien sie sich ein wenig unter Kontrolle zu kriegen. Ansehen konnte sie Nara nicht, ihr Gesicht war so wutverzerrt, dass sie sich vielleicht erschrecken würde…

Ein, zwei tiefe Luftzüge beruhigten den wilden Herzschlag der Jägerin ein wenig. Auf der einen Seite sträubte sich jede einzelne Faser ihres Körpers davor, ihre Heimat zu verlassen und nach Shyána zu gehen, wie ihre Mutter es vorschlug. Auf der anderen Seite hatte sie durchaus recht. Männer waren schlimm, ihr Jagdtalent wurde nicht anerkannt und den anderen Männern zu beweisen, dass sie recht hatte, würde eine zu große Hürde zum Überwinden darstellen. Yasmina blickte zu ihrer Mutter, ihre Augen schienen vor Wut zu funkeln. Sachte nickte sie, es war kaum wahrzunehmen… und doch war es da.

„Also gut…“, meinte sie zähneknirschend und man merkte ihr an, wie ungern sie nachgab. „Ich werde nach Shyána gehen… Aber ich bleibe nicht lange da!“ Sie würde auf jeden Fall nicht so lange weg bleiben, bis die Wogen sich geglättet hatten, sondern nur so lange, wie sie es wollte! Am liebsten war ihr eh der Wald, in dem sie wohl den größten Teil ihrer Zeit verbringen würde.

Nachdem ihre Mutter sich der Küche zugewandt hatte richtete sie ihr Augenmerk auf Nara. „Ich werde wohl schon ein wenig eher aufbrechen müssen Nara… du solltest dich wieder hinlegen. Dein Weg ist immerhin auch noch ein Stück lang… Ach und… Am besten meidest du die Nähe von diesem Nichtsnutz aus dem Wald. Er scheint etwas angezettelt zu haben.“ Sie lächelte matt. Kaum hatte sie jemanden gefunden, mit dem sie sich verstand, da passiert wieder irgendetwas und reißt sie aus ihrem Wohl heraus. Wieder schüttelt sie den Kopf. Die Ironie, die das Leben ihr darbot war schon fast beneidenswert. Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben wandte sie sich von Nara ab, um der Mutter in die Küche zu folgen.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Samstag 24. Oktober 2009, 15:51

Als Nara näher an die Beiden heran geschlichen war hatte sie so viel verstanden, um ziemlich sicher zu sein, dass die Sorgen von Yasminas Mutter etwas mit dem Jäger zu tun hatten, mit dem sie am Nachmittag aneinander geraten waren. Zwar war sich Nara dessen noch immer nicht so ganz sicher, dennoch reichte es, um eine unverkennbare Wut in ihr entflammen zu lassen.
Sie merkte nicht einmal mehr, dass es unhöflich war das Gespräch zu stören, erst recht nicht, als Yasminas Mutter sie auch noch ziemlich freundlich behandelte.
"Es ist alles in Ordnung. Verzeiht, dass wir Euch geweckt haben, das lag nicht in unserer Absicht", entschuldigte die sich.
„Nein, nein das ist schon in Ordnung“, sagte Nara schnell.
Sie hatte eine Erklärung und keine Entschuldigung hören wollen.

Doch Yasminas Mutter wandte sich gleich wieder ihrer Tochter zu. Nara blieb nichts anderes übrig, als ein wenig peinlich berührt im Türrahmen stehen zu bleiben. Sie wusste nicht so recht, ob sie sich nun besser wieder hinlegen oder einfach stehen bleiben sollte. Sie trat von einem Bein aufs andere, ehe sie den Begriff Shyána aufschnappte. Ruckartig blieb Nara stehen.
Yasmina sollte also nach Shyána. Wegen diesem Vorfall? Nara fragte sich erneut, ob sie tatsächlich alles richtig verstanden hatte oder sich gerade in Familienangelegenheiten einmischte, die sie wirklich nichts angingen. Um nicht dazwischen zu funken wartete sie ungeduldig ab, was Yasmina zu sagen hatte.
"Ich werde dir Proviant einpacken und dir ein kleines Frühstück machen", meinte ihre Mutter und wandte sich in Richtung Küche, als Yasmina ihr schließlich zugestimmt hatte.

Nara holte schon Luft, um Yasmina zu erklären, dass sie ebenfalls auf dem Weg nach Shyána war, doch Yasmina war schneller.
„Ich werde wohl schon ein wenig eher aufbrechen müssen Nara… du solltest dich wieder hinlegen. Dein Weg ist immerhin auch noch ein Stück lang… Ach und… Am besten meidest du die Nähe von diesem Nichtsnutz aus dem Wald. Er scheint etwas angezettelt zu haben“, sagte sie und wandte sich nun ebenfalls in Richtung Küche, um ihrer Mutter zu folgen.
„Nein, warte!“, sagte Nara schnell und wollte Yasmina schon am Arm packen, doch sie zog ihn schnell zurück, wer wusste schon, wie Yasmina darauf reagieren würde.
„Mein Weg führt mich ebenfalls nach Shyána. Wir könnten zusammen gehen!“, sagte sie und ihre grünen Augen begannen zu leuchten. Es erschien ihr um einiges attraktiver mit Yasmina durch die Lande zu ziehen, die jagen konnte, anstatt sich allein durchzuschlagen. Außerdem mochte sie Yasmina und so konnte sie sie vielleicht noch besser kennen lernen.
Erwartungsvoll blickte sie Yasmina an und wartete auf ihre Antwort.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Montag 2. November 2009, 23:07

„Nein, warte! Mein Weg führt mich ebenfalls nach Shyána. Wir könnten zusammen gehen!“, sagte Nara, als Yasmina sich gerad einen Schritt Richtung Küche bewegt hatte. Etwas verwundert wandte sie sich Nara zu. Sachte zog sich eine Braue nach oben, dann lächelte sie sachte. Zwar kannte sie sich relativ gut aus in den Wäldern und mochte es, der Stille des Waldes zu lauschen, aber Nara gehörte zu den wenigen Menschen, die sie gerne in ihre Nähe ließ. Bisher zumindest. Sie war ihr sympathisch und vielleicht konnte sich daraus eine Freundschaft entwickeln. Andererseits…würde sie Nara mit in ihre Notsituation ziehen und sie gefährden. Aber Nara war hartnäckig, zäh und nicht so leicht klein zu kriegen. Etwas, was Yasmina gut gebrauchen konnte. Besser als irgendein Weib, dass sie tagtäglich im Haus befand und sich um ihr Aussehen sorgte.

Sie holte einmal tief Luft und betrachtete Nara einige Augenblicke. „Es wird kein Zuckerschlecken, wir werden reisen, bis die Müdigkeit uns keinen Schritt mehr gehen lässt und ich werde mit der Jagd keine Rücksicht nehmen“, erklärte sie Nara sachte. Yasmina würde die Tiere nicht sanfter behandeln. Aber sie erwartete von Nara auch nicht, dass sie sie darum bat. Sie war immerhin am Tag zuvor dabei gewesen und hatte sich nicht angestellt. Nara war ein hart gesottenes Leben sicher gewohnt und würde vielleicht eine Bereicherung für Yasmina sein. Yasmina schüttelte kurz den Kopf. Was sie sich wieder für Gedanken machte… Nara und sie hatten bisher für ihre kurze Zeit der Bekanntschaft schon genug durchgestanden, als dass Yasmina sich hätte Sorgen machen müssen.

Ihre Augen lagen ruhig auf Naras und sie lächelte sie freundlich an. „Ich kann es dir ja nicht verbieten und würde mich über etwas Gesellschaft freuen“, erklärte sie ruhig und ihre Mimik, die zuvor wohl noch etwas unsicher und mürrisch wirkte, hellte sich auf. Ja, Nara würde sie mitnehmen, so würde die…Flucht… nicht ganz so langweilig werden.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Montag 23. November 2009, 16:51

„Es wird kein Zuckerschlecken, wir werden reisen, bis die Müdigkeit uns keinen Schritt mehr gehen lässt und ich werde mit der Jagd keine Rücksicht nehmen“, erklärte Yasmina Nara ruhig. Doch Nara nickte schnell.
„Natürlich, natürlich. Je länger wir laufen, umso schneller erreichen wir letztendlich dann ja auch unser Ziel.“
Sie strich sich in neuer Aufregung eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wusste, dass es hart werden würde. Allem Anschein nach schien Yasmina an ein Leben mitten im Wald gewohnt zu sein. Nara selbst war zwar nicht gerade eine Mimose, aber war es eigentlich doch gewohnt immer noch mit ein wenig Schlaf und etwas zu Essen auszukommen. Dass Yasmina an ein hartes Leben im Wald gewohnt war musste jedoch nicht zwingend ein Nachteil sein. Ganz im Gegenteil; mit ihr war das Überleben im Wald gesichert.

Jetzt lächelte Yasmina Nara an. Nara, der ihre Gedankengänge sicherlich auf die Stirn geschrieben waren, löste die verkrampfte Miene sofort und lächelte zurück.
„Ich kann es dir ja nicht verbieten und würde mich über etwas Gesellschaft freuen“, meinte Yasmina.
„Eben, du kannst es mir nicht verbieten.“
Jetzt musste Nara doch grinsen. Also würden sie nun zusammen auf Reisen gehen. Der Gedanke erleichterte sie ungemein. Von Shyána war es dann wirklich nur noch ein Katzensprung bis ins Königreich Grandessa und dann hätte sie ihre erste große Reise hinter sich!

Nara spürte wie ihr das Blut in die Wangen schoss.
„Wollen wir dann gleich losgehen? Ich hab mein Zeug schnell wieder beisammen.“
Und noch ehe Yasmina antworten konnte war Nara schon in Yasminas Schlafzimmer verschwunden und begann die Decken zusammen zu packen. Ehe ihr klar wurde, dass das jetzt wohl doch etwas überstürzt gewesen war. Grinsend ließ sie die Arme sinken und wandte sich wieder Yasmina zu.
„Oder meinst du wir sollten noch etwas schlafen?“
Ganz ausgeschlafen fühlte Nara sich zwar noch nicht, doch die Tatsache, dass sie nicht mehr allein reisen musste, hatte sie ziemlich wach werden lassen und sie wusste nicht, ob sie so bald wieder einschlafen konnte.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. November 2009, 17:01

Inzwischen war Yasminas Mutter dabei, das vorbereitete Essen auf den Tisch zu stellen. Wobei "kleines Frühstück" für ihre Tochter bei ihr bedeutete, dass es mindestens für zwei Personen reichte.
Neben einem gefüllten Brotkorb hatte sie auch Orangensaft mitgebracht, ein Tellerchen mit Butter sowie eines mit Marmelade. Sie selbst würde nichts essen, ihr war der Appetit vergangen.
Danach ging sie wieder in die Küche und öffnete den Schrank mit dem Geschirr. Mehr unbewusst, als wirklich überlegt, griff sie nach zwei Tellern, zwei Messern sowie zwei Bechern.
Erst, als sie diese auf dem Tisch verteilte, merkte sie ihren Fehler und seufzte traurig.
Ihr Kind würde ihr unendlich stark fehlen, doch es musste sein. So schwer es ihr auch fiel, es war für die Sicherheit ihres Mädchens besser, sie ging so rasch wie möglich. Noch vor der Dämmerung musste sie das Haus und auch das Dorf verlassen haben.
Traurig ließ sie für einen Moment den Kopf hängen und war nicht fähig dazu, das eine Gedeck wieder weg zu räumen.
Schließlich straffte sie sich jedoch wieder und wandte sich der Treppe zu.
Da sie oben noch die Stimmen hören konnte, ohne sie wirklich zu verstehen, konnte sie auch ausmachen, dass der Gast noch nicht wieder schlief. Von daher musste sie nicht extra hoch gehen und leise sein, sondern konnte rufen. Ihre Knie waren viel zu weich und sie wollte sich ihren Schmerz nicht zu deutlich anmerken lassen, indem die Beine unter ihr nachgaben. Da war es ihr lieber, wenn sie eine Sitzgelegenheit in unmittelbarer Nähe hatte.
Also rief sie:"Yasmina? Liebes, kommst du? Das Frühstück ist fertig!"
Danach setzte sie sich wirklich hin auf den nächsten Stuhl, wenngleich nicht auf jenen, vor dem sie ein leeres Gedeck hätte. Dafür besaß sie noch ausreichend Geistesgegenwart, denn sonst hätte sie ihrem Kind womöglich den Appetit verdorben.
Während in der Küche bereits der Beutel mit dem Proviant wartete, der bestimmt für eine längere Reise reichen würde, als bis lediglich nach Shyána. Trotzdem... Sicher war nun einmal eben sicher.
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Sonntag 20. Dezember 2009, 23:11

Yasmina schmunzelte bei Naras schneller Reaktion und schüttelte leicht den Kopf. Sie wollte gerade etwas sagen, als sie bemerkte, wie Nara ihre Arme wieder sinken ließ und sich Yasmina zuwandte. „Oder meinst du wir sollten noch etwas schlafen?“, fragte sie ruhig. „Nein“, antwortete Yasmina, „wenn ich meine Mutter richtig verstanden habe, sollen wir uns bald auf den Weg machen. So eilig wie nur möglich.“ Ein knappes Lächeln legte sich auf ihre Züge, dann wandte sie ihren Blick gen Küche.

Auf der einen Seite war sie glücklich, raus in die Wälder zu können, dieses Mal sogar ohne die zurechtweisenden Worte ihrer Mutter, die ihr sonst immer auf den Geist gingen! Aber nun, wo sie eben diese Freiheit hatte…vermisste sie die sorgenumhüllten Sätze, die ihre Mutter ihr jedes Mal zu ihr sprach. Yasmina seufzte. Das Dorf verlassen…ein Segen! Aus einem Grund, der nur für Männer verständlich war…ein Fluch!
Immer wieder wog sie die gute und schlechte Seite dieser Medaille ab… Yasmina überlegte sich die positiven Dinge, wie auch die negativen und kam mit sich selbst einfach nicht ins Grüne. Sie konnte nicht einfach gehen, wie sie es sonst tat. Es war etwas vollkommen anderes als sonst.

Das, was Yasmina am meisten zermürbte war, dass sie schon wesentlich früher mit einem solchen Geschehen gerechnet hatte. Immerhin duldeten die Jäger in ihrem Dorf sie, solang sie ihnen nicht in die Quere kam. Aber irgendwann musste so etwas wie am Vortag passieren. Es ließ sich einfach nicht vermeiden. Dass man sie als Jägerin überhaupt annahm, grenzte an ein Wunder. In welcher von Männern geführten Gesellschaft würde so etwas sonst noch zugelassen werden? Yasmina war stolz, so lange unter diesen Umständen ein Zuhause im Dorf gefunden zu haben, selbst wenn sie den Wald immer bevorzugte. Aber jetzt in dieser Situation zu sein…

Yasmina Gedankengänge wurden jäh von ihrer Mutter unterbrochen. Der Frühstückstisch war gedeckt und sie und Nara sollten sich auf jeden Fall für die Reise stärken. Sobald sie aus dem Dorf raus und einen halben Tag gegangen waren, würden sie eine Pause einlegen und diese zum Schlafen nutzen.

„Wir kommen!“, rief Yasmina runter und sie bot Nara den Vortritt. Sie selbst ging noch mal in ihr Zimmer, um hier und da einige Sachen zusammen zu suchen…ihre Decke zum Beispiel, Schäfte, Federn und Pfeilspitzen, die sie säuberlich versteckt in einer Schublade ihrer Kommode gelagert hatte. Alles, was eine Jägerin für eine längere Zeit außer Haus brauchen würde, wurde in einem großen Rucksack verstaut. Köcher und Bogen würde sie später an sich nehmen… das bevorstehende Frühstück würde sie dann doch genießen wollen.

Als sie an den gedeckten Tisch trat war sie ein wenig überrascht. Entweder ihre Mutter wusste, dass Nara mitkommen würde… oder aber sie hatte sich selbst mit eingeplant... daran glaubte sie schon fast, saß sie doch vor einem gedeckten Platz. Sie deutete Nara, sich auf den zweiten, gedeckten Platz zu setzen, während sie in die Küche ging und noch ein Gedeck holte. „Mutter, Nara wird mich begleiten.“, erklärte sie im Vorbeigehen ruhig. Ob sie davon begeistern sein würde oder nicht…stand in den Sternen, die hoch am Firmament leuchteten.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Montag 8. Februar 2010, 21:01

Dass sie sich gleich auf den Weg machen sollten, freute Nara. Jetzt war sie ohnehin viel zu aufgeregt, um noch einmal an Schlafen überhaupt nur zu denken. Sie würde nun also eine Reisegefährtin haben, die mindestens genauso wenig pingelig war wie sie selbst. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war die Gesellschaft einer Jägerin sogar mehr als praktisch. Nachts konnten sie sich die Wache teilen und falls ihnen das Proviant ausging, so konnte Yasmina für sie jagen gehen, auch wenn Nara darauf bestehen würde, dass sie nicht mit ansehen musste, wie das arme Tier starb. Die Vorstellung in ihrem Kopf nahm so langsam Gestalt an und sie empfand die Reise mittlerweile überhaupt nicht mehr als eine unmachbare Aufgabe, nicht dass sie das je gefunden hatte, aber nun fühlte sie sich noch sicherer in ihrem Vorhaben. Sie würde ihren Vater stolz machen und ihre Mutter beeindrucken, in der Hoffnung, dass diese sie endlich los lassen konnte.

Es wurden wohl beide jungen Frauen aus ihren Gedanken gerissen, als Yasminas Mutter nach ihnen rief. Yasmina ließ Nara den Vortritt und so stieg die Rothaarige die Treppen hinab, solange Yasmina noch einmal in ihr Zimmer ging. Sie hatte sicherlich mehr zusammen zu packen als Nara.
Als sie den Tisch erreichte sah sie, dass er nur für zwei gedeckt war, Yasminas Mutter jedoch vor einem Gedeck saß. Ohne groß darüber nachzudenken setzte sich Nara an den anderen Platz. Sicher war es ein Fehler von Yasminas Mutter gewesen, denn sie ihr aber nicht übel nahm.
„Wüsste ich, wo das Gedeck steht, würde ich mir selbst etwas holen“, meinte sie dennoch entschuldigend und begann sich etwas Essen auf ihren Teller zu laden. Sie musste sich kräftigen für ihre Wanderung, zu Fuß hatte Nara längst nicht die Ausdauer, die sie zu Pferde hatte.

Als Yasmina herein kam, erklärte sie ihrer Mutter, dass Nara mitkommen wollte. Etwas peinlich berührt, stellte Nara fest, dass sie diese Erklärung vergessen hatte. Das war aber auch wieder typisch für sie! Man musste ja meinen ihre Eltern hätten ihr überhaupt keine Manieren beigebracht...
„Ich denke, dass das für uns Beide von Nutzen sein kann“, fügte sie hinzu, „nachts können wir abwechselnd Wache halten und ich weiß zu dem noch das Losungswort für Shyána Nelle.“
Nara dachte nicht im Traum daran, dass Yasminas Mutter ihr Entschluss missfallen könnte.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Gestalt » Dienstag 9. Februar 2010, 12:12

Doch Nara irrte sich ein wenig. Die Gastgeberin war noch zu sehr damit beschäftigt, dass ihre Tochter fliehen musste, klammheimlich, und es ungewiss war, wann sie ihr Kind je wieder sehen würde.
So starrte sie auch auf das Gedeck vor sich, ohne recht wahrzunehmen, dass am Tisch gesprochen und auch gegessen wurde.
Sie war unendlich traurig und sie begriff allmählich, dass sie in spätestens einer Stunde vollkommen allein sein würde. Nicht so, als würde am Abend zumindest Yasmina immer heimkehren, sondern richtig.
Ihr Mann, den sie noch immer liebte und um den sie noch immer trauerte, war tot und ihr Mädchen musste weglaufen. Einsam würden die nächsten Wochen werden und sie wusste nicht, wie sie diese Zeit überstehen sollte.
Dabei hatte sie sich doch nur eine Familie gewünscht und ein bisschen häusliches Glück!
Aber sie hätte früher nie geglaubt, dass sie je in solch eine Situation kommen würde, denn eigentlich war es gewöhnlich so, dass die Frau bei der Geburt der größten Lebensgefahr ausgesetzt war. Allerdings hatte sie es überlebt und würde nun trotzdem allein sein.
Nicht so, als hätte ihre Tochter geheiratet und sie könnte nun die Rolle der Großmutter übernehmen. Nein, auf eine Art, wie es sich keine liebende Mutter je wünschen könnte!
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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Yasmina Peresen » Donnerstag 18. Februar 2010, 21:58

Ruhig nahm Yasmina am Tisch platz und befüllte sich ihren Teller mit dem Frühstück. Viel essen brauchte sie nicht, sie war lange Wanderungen gewohnt und bevorzugte es, nicht all zu voll hinaus in die Wälder zu gehen.

Während sie ihr Frühstück verzehrte, fiel ihr Blick auf ihre Mutter und ihre Stirn legte sich ruhig in Falten. „Mutter?“, fragte sie ruhig, und sie hörte auf zu kauen, ihr Blick war ruhig auf die ältere Frau gerichtet. Nach einem Moment des Zögerns blickte sie zu Nara und hob fragend eine Augenbraue. Sie schluckte ihr zerkautes Essen herunter und trank einen Schluck, ehe sie das Wort wieder an ihre Mutter richtete. „Mach dir keine Sorgen, ich werde ein Schreiben senden, sobald wir an unserem Ziel angekommen sind. Meine Freunde unter den Elfen sind geschickt genug, um dir unerkannt meine Nachricht zu überbringen“, erklärte sie ruhig, ihre Stimme hatte jedoch einen recht schroffen Klang. Es war wie immer… Yasmina stand kurz davor, etwas zu erleben und ihre Mutter war überfüllt von Sorge, dass die junge Jägerin davon fast wütend wurde.

Tief sog sie etwas Luft in ihre Lungen und sie leerte ihren Teller ruhig. Es war wichtig, sich nun nicht aufzuregen, wobei dies recht schwer war. Verjagt aus dem Heimatdorf… und dann die Sorge der Mutter, die sie wie so oft als übertrieben empfand. Es war ihr einfach nicht möglich, sich in die Lage ihrer Mutter zu versetzen.

Mit einem Kratzen schob sie den Stuhl zurück, um sich zu erheben und das schmutzige Gedeck in die Küche zu bringen. In der Küche verharrte sie für einige Augenblicke. Ruhe musste ihr Gemüt befallen, sonst würde sie noch im Streit ihre Mutter verlassen. Tief in ihrem Inneren wollte sie genau das vermeiden, auch wenn es ihr oberflächlich egal zu sein schien.

Als sie wieder aus der Küche trat, warf sie ihren Blick direkt auf Nara. „Ich denke, wir werden einige Stunden wandern und dann eine kurze Rast einlegen, um etwas zu uns zu nehmen und den Schlaf nachzuholen, der uns nun geraubt wurde.“, erklärte sie ruhig ihren Plan. Sie mussten weit genug gehen, bevor sie eine Rast einlegen konnten… aber danach würde auch eine Rast folgen, in der wenigstens eine der beiden Frauen etwas Schlaf nachholen konnte. Yasmina nahm sich vor, Nara zuerst die Ruhe zu gönnen. Sofern diese es zuließ.

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Re: Das Haus der jungen Jägerin

Beitrag von Nara Brea » Mittwoch 17. März 2010, 18:45

Nara kaute in diesen Minuten ungewöhnlich lange auf ihrem Frühstück herum. Sie selbst musste erst einmal über die Ereignisse nachdenken und über das, was nun kommen würde. Fakt war, dass sie und Yasmina sich mit einem Jäger angelegt hatten, den hier im Dorf scheinbar beinahe jeder fürchtete - außer eben Yasmina. Und das war ihr zum Verhängnis geworden. Nun musste auch sie sich auf die Reise begeben. Gemeinsam würden sie in die Stadt der Elfen reisen, von wo aus es nur noch ein Katzensprung zu Naras eigentlichem Ziel war. Denn das, was sie am meisten gefürchtet hatte, war der Weg durch den Wald gewesen, das was danach kam würde einfacher werden. Auch wenn Nara dieser egoistischer Gedanke nicht gefiel - sie war zwar taktlos und nahm Geschenke gerne ohne falsche Bescheidenheit an, aber sie war sicher nicht egoistisch! - Yasminas Pech schien ihr Glück zu sein.

Dieser Gedanke tat ihr jedoch sofort wieder Leid, als sie sah, wie schwer es Yasmina fiel ihre Mutter zu beruhigen und wie sehr es sie auch anstrengte ruhig zu bleiben. Nara kannte das viel zu gut. Mütter waren immer furchtbar besorgt um das Wohl ihrer Mädchen. Wobei Mädchen sicher auch wieder nicht der rechte Ausdruck für Frauen in Yasminas und ihrem Alter war. Viele waren in ihrem Alter schon verheiratet und hatten schon das ein oder andere Kind bekommen, lebten vielleicht sogar fern ab von ihrer alten Familie in den großen Städten. Doch vielleicht war das das Problem; da Yasmina und Nara noch keine eigene Familie hatten, geschweige denn verheiratet waren, weckten sie Beide in ihren Müttern diesen Beschützerinstinkt.

Als Yasmina sich erhob, um in die Küche zu gehen, sah Nara ihr nachdenklich nach. Wahrscheinlich musste sie sich nun wirklich beruhigen. Im Streit auseinander zu gehen war eine furchtbare Sache.
Ihre letzten Bissen musste sie sich beinahe herunter würgen, da sie nun, so kurz vor dem Aufbruch die Nervosität packte. Während Yasmina noch in der Küche war, saß Nara allein mit ihrer Mutter am Tisch. Ihr wurde bewusst, dass sie nun besser etwas sagen sollte, denn die unangenehme, drückende Stille fiel sogar ihr auf.
„Ihr wird schon nichts passieren. Meine Mutter hat sich vor meiner Reise auch fürchterliche Sorgen gemacht, aber...“
Sie biss sich auf die Lippen. Wieder nicht nachgedacht. Von ihrem Vater zu erzählen, der ihr das alles locker zugetraut hatte, war wahrscheinlich denkbar taktlos.
„Aber wir werden aufeinander Acht geben“, nahm sie den Faden wieder auf.

In diesem Moment kam auch Yasmina zurück und meinte, dass sie nun aufbrechen sollten. Nara nickte bestätigend. Auch sie wollte nun endlich los ziehen. Denn die Zeit spielte gegen sie, wenn sie noch lange hier warteten.
„Ich hole noch schnell meine Sachen, dann können wir los“, sagte sie und lief schnell zurück in Yasminas Zimmer. Da sie ihre Sachen nicht ausgepackt hatte, brauchte sie sie jetzt auch nicht wieder einpacken, würde also auch nicht all zu lange dafür brauchen.
Außerdem fiel ihr ein, als sie ihren Bogen packte, den sie neben der Tür angelehnt hatte, dass sie Yasmina und ihrer Mutter jetzt wertvolle Minuten gegeben hatte, in denen sie sich getrost voneinander verabschieden konnten, ohne von den Blicken einer Halbfremden gestört zu werden.
Nara lehnte den Bogen wieder gegen die Wand und wartete einen Moment. Ziemlich selbstzufrieden grinste sie. Sie lernte ziemlich schnell, wie man mit anderen Menschen umzugehen hatte, allerdings würde das Taktgefühl noch eine Weile auf sich warten lassen. Aber auch das, da war sich Nara sicher, würde sich mit der Zeit einstellen.
Nach ein paar Minuten schlüpfte sie in ihre Stiefel, befestigte den Dolch an ihnen, schulterte ihren Rucksack und Köcher und packte ihren Bogen ein weiteres Mal. Dann ging sie nach unten zurück zu Yasmina und ihrer Mutter.

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