Setz mich ein, ich werde dir dienlich sein.
Du hast Macht, zeige sie.
Lass den Sturm sprechen.
Es macht so ein gutes Bild.
Luftheld, Windheld ...
Setze mich vollends ein und erlebe deinen großen Moment.
Tahmo konnte von Glück sagen, dass er einer persönlichen Feindin begegnet war. Obgleich ihre Stimme ihn sofort das Fürchten lehrte, so lenkte sie ihn kurzweilig von den Einflüsterungen der Magie ab. Die blanke Angst wusch seinen Kopf rein. Die Luftmagie stellte sich wieder unter seine Kontrolle. Der Rausch ebbte ab - vorerst. Leider erlaubte er sich, Fragen zu stellen. Nur gedacht, aber es gab jemanden im Hintergrund, der Antworten lieferte.
Ich werde dich schützen.
Ich werde alle deine Feinde hinweg fegen.
Warum einen Schild nicht nutzen, wenn man ihn trägt?
Nutze mich, Kind des Fischerdorfes!
Zu viel hatte Vlune ihm angetan, zu sehr war er von ihr gedemütigt worden. So viel Angst hatte er erfahren müssen. Jetzt formten sich Zorn und sein magisches Potenzial zu einer lodernden Mischung: Rache. Er würde sich rächen.
Es kribbelte derart unter seinen Fingerkuppen, dass es brannte. Kleine Nadeln stachen hinein, brachten die Finger zum Zucken, ohne dass Tahmo sich dessen hätte erwehren können. Möglicherweise wollte er dies auch gar nicht. Die Magie weckte in ihm einen Sturm.
Lua starrte von ihrem Platz im Eichbaum nach unten. Sie hatte ihren pflanzlichen Gefährten vor den meisten Orks bewahren können. Hier und da gab es Hackstellen. Goldenes Harz glänzte darin wie Honig, doch der baum beteuerte ihr, dass es halb so schlimm sei. Seine Blätter raschelten Unheil verkündend.
"Ein Sturm zieht auf", knarrte er. Ein Ast zeigte zur Quelle. Deshalb starrte Lua. Sie starrte auf Tahmo. Er stand inmitten des Schlachtfeldes, dort, wo sich dunkelelfische Magier in schwarzen Kapuzenroben einem Kampf widmeten, der glücklicherweise nicht ihren Schützling direkt als Ziel hatte. Lediglich eine der vermummten Gestalten richtete die Hände auf ihn. Aber auch das war noch nicht der Grund für Luas Starren. Ihre Sorge galt dem Schüler.
Um Tahmo herum wirbelte die Luft, dass man sie fast sehen konnte. Sie färbte sich dunkel, wie Wolken bei einem Gewitter. Fast schon erwartete man Donnergrollen oder zuckende Blitze, die nach Außenstehenden leckten. Aber bis auf das Tosen, welches für ein Klingeln in den Ohren ausreichte, gab die Magie keinen Ton von sich. Trotzdem blieb Lua Chii besorgt. Sie erkannte die Anzeichen. Ihr Meister hatte sich damals bemüht, dass sie selbst niemals in dieses Stadium des Magierausches geriet.
"Ich hätte auf ihn achten, ihn warnen sollen", machte sie sich Vorwürfe, jedoch nur kurzzeitig. Rasch wechselte sie ein paar Worte mit der Eiche. Der Baum war stark und würde sich von Wind nicht so schnell umwehen lassen wie ein einfacher Mensch. "Bitte, bring mich zu ihm. Ich muss ihn retten." Schon setzten sich Wurzeln in Bewegung.
Um Tahmo hatte sich derweil eine Kuppel geballter Luftmagie gebildet. Er konnte nichts mehr hören. Weder den Kampflärm noch die Flüche der boshaften Nachtelfe, die ihren Zauber unterbrochen hatte und nun wie gebannt auf jene magische Kraft des Jungen starrte, dem sie den Eselskopf verpasst hatte. Er konnte zaubern?!
Sie ließ sich für eine Reaktion zu viel Zeit. Tahmos Fäuste vom Herzen aus im Halbkreis zur Seite. Die Luftmagie folgte ihm in einem bläulich-weißen Schein, der einen dunkeln Schweif hinter sich herzog. Ein Herzschlag nur ... dudumm ... schon löste sich konzentrierte Luft nach allen Seiten aus. Es war wie in der Taverne, als Tahmo sämtliche Gäste und Mobiliar an die Wände geschoben hatte. Nur dieses Mal steckte Zorn dahinter.
Schreiend und brüllend wurden Orks wie Menschen, Elfen und Tiere von den Füßen gerissen. Die Magie unterschied nicht zwischen Freund und Feind. In sturmartigen Luftwirbeln schleuderte es die Kämpfer über das Schlachtfeld. Sträucher und junge Bäume konnten sich mit ihren Wurzeln nicht im Boden halten. Blätter flogen als scharfkantige Geschosse umher.
Auch Vlune, die Schadenfreudige, wurde von der Luftmagie gepackt und fort geschleudert. Ein Baum hielt ihren Flug auf. Ein großer Eichbaum.
"TAHMO!", rief Lua aus seiner Krone herab. Sie klammerte sich mit aller Kraft an den Stamm. "IST GUT, TAHMO! ES IST VORBEI. DU KANNST AUFHÖREN. Bitte, hör auf." Der Eichling beugte sich vor. Sein Laub riss sich von den Ästen. Mit einer borkigen "Hand" drückte er Lua schützend gegen seinen Stamm. Ein anderer Ast versuchte, nach Tahmo zu fassen. Holz umschlang ihn, hielt ihn. Sie gaben alles, damit sich der unkontrollierte Blondschopf beruhigte.
Sobald Tahmos Rausch von ihm abfällt, ist er vom Zaubern derart geschwächt, dass seine Lebensenergie folgenden Zustand annimmt:
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