Unter Elfen und Menschen

Dieses Dorf beweist, dass unterschiedliche Rassen auch friedlich miteinander leben und auskommen können. Menschen und Elfen haben sich zusammengetan und dieses Dorf geschaffen. Im Einklang und friedlicher Harmonie hilft man sich gegenseitig.
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Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. September 2008, 00:25

<i>Asmodeus kommt von Der Wald Sarius -> "Zurück ins Leben"

<li>Asmodeus verliert 2% seiner Lebensenergie aufgrund der Erschütterungen während des Transports</i>

Aurelius wurde zwar hinter einem Pferd quer durch die Landschaft getragen und sie kamen gut voran, ohne dass er auch nur einen Finger krümmen musste – konnte er dies überhaupt noch in seinem Zustand? –, aber er wurde dabei auch ordentlich durchgerüttelt und die Steinchen und Wurzeln, über die er gezogen wurde, drückten schmerzlich gegen seinen dürren Rücken. Diesen hatte sich der Greis bereits wund gelegen. Es brannte und am liebsten hätte er sich wohl umgedreht. Doch das war nicht möglich.
Jamilla hatte ein Auge auf jenen Alten, dessen Trage an ihrem Pferd befestigt worden war. Jedes Mal, wenn der Greis röchelte oder aufächzte, schaute sie nach hinten. Zwischendurch gab sie Venen kurzen Rapport, dass der Zustand des Mannes sich scheinbar verschlechterte. Genaueres konnte die Zwergin nicht sagen und auch sonst keiner ihrer Gruppe. Sie waren keine Heiler, sondern Dämonenjäger.
Mallahall hätte etwas tun können. Mallahall, die nicht mehr war, die vielleicht nicht zurückkehren würde. Die ebenfalls wenig Überlebenschancen hatte.
Aber sie würden bald das Dorf der Waldmenschen betreten, jenen kleinen Bund von Menschen und Elfen, die sich der Natur zugehörig fühlten. Dort gab es Jäger und Fallensteller, Holzfäller, Waldläufer und Kräutersammler, aber vor allem Heilkundige der Natur. Vielleicht hielt sich der eine oder andere Druide oder Schamane derzeit im Walddorf auf und könnte helfen. Genau so einer wurde jetzt dringend gebraucht.

Selbst Etelin machte einen kränklichen Eindruck. Die Fesseln und das Laufen schwächten seinen ohnehin erschöpften Körper. Der Lich hatte wie alle anderen seiner Freunde wenig Zeit zur Erholung gehabt. Vermutlich waren Castus und Zanraia am ehesten ausgeruht und beide schlummerten im Augenblick hoch zu Ross.
Etelin schlurfte voran, von dieser Natter Graille Baun gehässig beäugt. Der Dämonenjäger spielte mit einem seiner Wurfmesser, warf es immer wieder in die Luft und fing es geschickt auf. Seine giftigen gelbgrünen Augen hefteten sich an den Lich und seine Stimme war ein hauchdünnes Säuseln, was seine Worte nur noch bedrohlicher erscheinen ließ: "Du hast Venen verraten und all jene Magier aus Zyranus, die um ein dämonenfreies Celcia kämpfen. Du hast dich demnach wohl auch über die Meinung des Magierrates hinweggesetzt. Nur Ritualmagier dürfen aufgrund ihrer Künste Dämonen in ihrer Umgebung zulassen. Weil <i>sie</i> mit ihnen fertig werden. Ein Wicht wie <i>du</i>, Etelin, kann das nicht. Du hast Hochverrat begangen. Ich bin gespannt, ob der zyranische Magierrat immer noch so streng mit seinen Bestrafungen ist." Ein schmieriges Lächeln zog sich über das Gesicht des Mannes. Er genoss es ganz offensichtlich, Etelin ein wenig Angst einzujagen.
Und tatsächlich fürchtete der Lich die Konfrontation mit dem Magierrat. Er war bereits bestraft. Man hatte ihm einen mächtigen Zauber auferlegt, der ihm jegliche Magieanwendung nur unter Schmerz und Qualen gestattete. Diese Strafe hatte er erhalten, weil er Asmodeus zur Flucht verholfen hatte. Sie war nur so milde ausgefallen, weil er sich anschließend gestellt hatte. Nun ... würde der gesamte Zorn des Rates auf ihn niedergehen – und auch auf Mallahall und Asmodeus. Zanraia würden sie wohl auch nicht verschonen. Sie hatte einen Wechselbalg, ein Mischwesen, geboren.
Etelin kniff die roten Augen zusammen. Sie waren allesamt verflucht ...

Esiah Arcain, der dunkle Paladin, hatte sich etwas zurückfallen lassen. Er schritt nun auf einer Höhe mit der Trage, auf die man die Besessene geschnallt hatte. Er sah immer wieder flüchtig auf den Frauenkörper herab. Das Blau ihrer Haare war matter geworden, ebenso die goldenen Strähnen. Nur zwei vordere, dickere Stränge, besaßen noch immer ein tiefes Blau. Es war eine Mischung aus Marine- und Dunkelblau. Dämonenblau nannten es Kenner. Für Esiah war es einfach nur Blau.
Diese Strähnen sahen nicht danach aus, als würden sie jemals wieder eine andere Farbe besitzen. Seine Aufmerksamkeit lenkte sich nun auf die Geräusche, welche die Besessene erzeugte. Röcheln und Winseln, Keuchen. Für ihn war klar, dass der Dämon den Körper noch immer beherrschte. Wie ein Blinder starrte er in den Himmel hinauf, der teilweise vom inzwischen fast blattlosen Dach des Waldes verdeckt wurde. Es erinnerte an schwarzbraune, hölzerne Blitze, die wie erstarrt unter dem Himmelszelt ruhten. Auch Esiah war blind, zumindest auf jenem Auge, über das sich ein langer Riss zog – Resultat eines Krallenangriffs bei einem Kampf gegen einen Dämon.

Der Paladin wartete auf eine Antwort. Er wollte mit der Magierin sprechen. Doch er erhielt weder das eine, noch gelang ihm das andere – im ersten Augenblick. Missmutig und finster wandte er den Blick ab. <b>Dieser Dämon könnte sein Leben verlängern ... und sei es nur, weil es mir dienlich wäre ... aber er verspielt seine–</b>

Ein Krächzen, nicht lauter als das eines Vogels. <i>"Sie ... ist am Sterben ... Paladin ..."</i> Esiah drehte den Kopf wieder, langsam und unauffällig. Was er hier tat, würde bei seinen Gruppenmitgliedern ungern gesehen und gehört. Esiah ... ließ sich auf einen Dämon ein, kommunizierte mit ihm. Auf diese Weise gewährte er ihm Zugang in sein Leben, etwas, das kein Dämonenjäger sich erlaubten durfte. Es würden sich Beziehungsverhältnisse aufbauen und ein Jäger sah den Dämon dann nicht mehr als Viech, als Ding, an. Doch Esiah tat das bereits seit dem Moment nicht mehr, als er Asmodi mit Dämon ansgesprochen hatte.

Blauer Rauch entstieg den Augen, als schwelten darin kleine Dämonenfeuer. Esiah legte die Hand an den Griff seines Zweihänders, welcher gemächlich auf seinem Rücken ruhte. Die anderen Jäger bekamen nichts mit.
Der Paladin fürchtete, den Dämon erzürnt zu haben, so dass sich dieser womöglich gleich mit einem dämonischen Flammeninferno rächen könnte. Andererseits ... erinnerte sich wie tief dieses blaue Feuer in seine Seele gedrungen war und Erinnerungen hervorgelockt hatte, von denen er glaubte, er hätte sie vergessen. Erinnerungen an ein Leben, ein gutes Leben. Und mit ihnen waren Gedanken aufgeflattert wie ein Schwarm Schmetterlinge. Fröhliche Gedanken, Wünsche zu leben.
Jetzt herrschte Sehnsucht. Esiah wünschte sich beinahe, noch einmal von diesem Feuer geläutert zu werden. Er wartete ab, stutzte, als sich ein Schluchzen aus der Kehle der Besessenen rang.
<i>"Ich ... konnte ... weinen ... Paladin."</i> Asmodi erklärte ihm, was dies für einen Dämon bedeutete. Was in Dämonentränen enthalten war und wie es ihn aufgrund seiner Existenz damit in einem Körper langsam verzehrte. Der Dämon würde sich selbst vernichten, wenn er einfach blieb, wo er war. Die Jäger müssten nur warten und einziges Opfer würde Mallahall sein, die in ihren Augen bereits als verloren galt. Ein Leben für viele. Eines vergehen lassen, um andere zu schützen. Das war Venen Ranáums Einstellung seit Jahren. Er ging über Leichen, wenn er glaubte, dadurch Leben vieler anderer zu retten. Nur wer seine moralische Vorstellung teilte, arbeitete mit ihm an seiner Seite.

<i>"Bitte ... Paladin ... schenk ... mir ... etwas ... Finsternis ... wie ... ich dir ... Licht ... geschenkt ... habe ..."</i>
"Arcain. Esiah Arcain", antwortete selbiger mit ruhiger Stimme. Er hielt sich zurück, sprach sehr leise, damit seine Gefährten nichts mitbekamen. Ihm war nicht entgangen, dass sowohl der Lich als auch Aglamar den Kopf nach hinten gedreht hatten, als Asmodi laut aufgeheult hatte. Mit einer einzigen Handbewegung hatte der Paladin dem Energiemagier zu verstehen gegeben, dass alles in Ordnung war.
Im Grunde aber war rein garnichts in Ordnung. Genau dies war es, war Esiah überhaupt dazu veranlasste, ein derartiges Entgegenkommen an den Tag zu legen. Chaos herrschter in der Ordnung oder besser gesagt: Ordnung im Chaos. In Mallahalls Körper mischte sich alles zusammen. Der Dämon würde daran zergehen, aber ... <b>er konnte heilen.</b> Dieser Gedanke wollte dem Paladin nicht aus dem Kopf. Er hatte sich eingebrannt wie das Dämonenfeuer in Mallahalls Hände. Unter dieser schwarzen Krust verbarg sich Schönheit, die selbst auf ein Haraxwesen übergegangen war. Ein Dämon ... der weinte ... und heilte.

"Ich werde dir helfen, Dämon", antwortete Esiah leise. "Allein des Forscherdrangs wegen. Das heißt nicht, dass ich dich nicht deiner Strafe zuführen werde. Aber ich werde dir helfen. Jetzt. Ich gebe dir, was du brauchst."
Und Esiah zog seinen Zweihänder. In ihm ruhte der Geist eines orkischen Besessenen. Nur indem man seinen Geist in die Waffe bannte, hatte man ihm vor einem bitteren Ende erlösen können, als Dämonen seinen Körper heimsuchten. Der Ork war von Hass zerfressen, welchen er aber in guter Zusammenarbeit mit Esiah in die Klinge lenkte und diese auf geisterhafte Weise verstärkte.
Der Paladin konzentrierte sich auf den Ork. Er kannte nicht einmal seinen Namen, aber sie waren Partner. Er nannte ihn einfach nur "Wut", denn er repräsentierte auch all die Gefühle, die der Paladin empfand, wenn er an seine Vergangenheit dachte. An ein Leben, in das er nicht würde zurückkehren können – was er bis zu jenem Moment der dämonischen Läuterung geglaubt hatte. Nun beflügelte ihn der Gedanke an Vergangenes, an Familie und Heimat. Er wollte alle wiedersehen und deshalb musste er diesem Dämon helfen.
Esiah legte die Schneide an den Oberarm der Besessenen. Er berührte damit direkt die offene Bisswunde, die Asmodi sich selbst zugefügt hatte. "Schenke ihm all das, was ich dir gegeben hat, Wut." Der Ork schien zu gehorchen. Eine Aura, schmal und geformt wie eine Schlange, glitt unter Mallahalls Haut und drang nun ebenfalls in ihren Körper ein. Es war keine weitere Seele – mehr als Asmodi hätte die Dämonenherrin auch wohl kaum mehr verkraftet. Es waren Hass, Zorn, Enttäuschung und Unverständnis. All die Bitterkeit, die Esiah in seinem Leben hatte erfahren müssen, gepaart mit dem blanken Temperament der orkischen Rasse.

Diese Aura war genau das Richtige für Asmodi. Sie schob sich zu ihm und gewährte ihm ein Plätzchen, an dem er sich ausruhen konnte. Zugleich aber drängte die Aura auch den kleinen Lichtfunken zurück, der zu Asmodi gesprochen hatte. Ängstlich schoben sich Hoffnung und Unschuld zu Mallahalls Herzen zurück. Sie fürchteten den Hass, denn er war so viel größer als sie.

Während Esiah und Asmodi diese Prozedur durchführten, erreichte die Gruppe endlich das Dorf der Waldmenschen. Venen Ranáum erhob die Stimme, als sie zwischen Häusern und unter Hängebrücken hindurchliefen und neugierig von elfischen und menschlichen Augen gemustert wurden. "Wir brauchen Kräuterkundige und Heiler! Es eilt! Wir sind die Dämonenjäger aus Grandessa und führen eine Besessene mit uns. Fürchtet euch nicht, sie ist unter Kontrolle. Aber sie ist schwach und wir brauchen sie noch. Ich bitte euch um Unterkunft und medizinische Hilfe!"
Elfen und Menschen eilten davon, um Hilfe zu holen, doch das war nicht nötig. Ein älterer Mann mit langem Rauschebart und in einen waldgrünem Umhang verborgen, schob sich nach vorne. Er stützte sich auf einen Knorrenstab und blickte aus klaren, grauen Augen auf die eingetroffenen Reisenden. "Ich bin Druide und Kräuterkundiger. Mein Name ist Jisantin Roj. Folgt mir in meine Unterkunft, die ich beziehe, wenn ich hier zu Gast bin." Die Jäger nickten und führten die Pferde bis zu einem Häuschen, das sich fast liebevoll an eine dicke Eiche schmiegte. Vor dem Haus war ein Beet angelegt, doch zu dieser Jahreszeit wuchs dort nichts mehr.

Der Druide Jisantin Roj führte seine Gäste hinein. Aglamar trat an Aurelius heran und gemeinsam mit Graille und Jamille trugen sie ihn ins Haus, wo man ihn auf ein Strohlager bettete. Er wurde auf Anweisung des Druiden seitlich gelegt, denn dieser vermutete bereits einen wunden Rücken. Auf den Bauch legen wollte er den Greis allerdings auch nicht, das hätte ihm das Atmen nur unnötig erschwert. "Er sieht aus als wäre er tot."
"Das ist er", antwortete Etelin, den man nun ebenfalls ins Haus führte. "Er ist ein Zombie."
Draußen näherten sich die Jäger nun Asmodis Bahre.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Freitag 12. September 2008, 21:17

Aurelius schlief, doch irgendwann wandelte sich der dumpfe in einen brennenden Schmerz dass es ihn unruhig machte. Er öffnete ächzend seine Augen und starrte gen Himmel, sieses unendliche grau welches durchzogen war von unheimlichen schwarzen Schemen die sich bewegten. Tatsächlich aber bewegte er sich, oder zumindest die Trage auf der er lag. Peinvoll spürte er dies mit jeder Unebenheit des Bodens- und ein Wald war bekannter weise grosszügig damit ausgestattet. Einige der Steine und Wurzel drückten ihm gar direkt auf die Wirbelknochen was ihn immer wieder dazu gequält aufzustöhnen. Doch selbst dies hörte sich nicht mehr eindrücklich an, denn der Greis war heiser und die Stimme versagte ihm.

Immer wieder schloss er erschöpft seine Augen. Welch „leben“ er sich doch zurückerarbeitet hatte. Nicht einmal Träume waren ihm gegönnt gewesen. Nein. Seine Welt bestand nur noch aus Schemen und Schatten sowie entferne Stimme die eine Sprache hatten welche er nicht verstand – oder genauer ausgedrückt nicht mehr verstand, weil dieser ihm dazu fehlte. Die Reise entwickelte sich für den Greis zur reinsten Tortur. Unendliche Qual und das Gefühl der totalen Abhängigkeit begleiteten ihn. „CHhhhhharhhhhh“ Röchelte er und versuchte sich irgendwie Auszudrücken – selbst ein Kleinkind wie Castus war in dieser Beziehung momentan noch erfolgreicher als er. Wie sollte man schon erraten was er hatte? Die einzige Reaktion die er zeigen konnte war unruhig zu werden… aber warum? Hatte er Schmerzen? Hunger? Durst? Musste er vielleicht auf die Toilette? War ihm kalt? All diese Grundbedürfnisse und Gefühle würden sich nun wohl an denjenigen anpassen müssen der sich gerade um ihn kümmerte.

Aurelius weinte. Er hatte Angst. Eine Welt in welche man nicht rein gehörte musste Angst machen. Alles war gross und unheimlich und er konnte nichts tun. Sich nicht wehren. Ausserdem war Zanraia weg… jene Stimme jener Schemen der anders war als die anderen… irgendwie… vertraut.

Asmodi hatte derzeit ähnliche Probleme, doch jetzt wo sich der Paladin einigermassen auf ein Gespräch eingelassen hatte witterte eine einmalige Chance seine Situation zu verbessern. Genau dies versuchte er zu erreichen als er den Jäger um Finsternis bat – erstaunlicherweise wurde er dabei erhört. Dieser Mann war noch nicht lange bei der Truppe vermutete der Dämon. Gut zu wissen. Er hatte jemanden gefunden der sich auf ihn einliess, dies barg viele Möglichkeiten. Doch er musste äusserst vorsichtig und bedacht vorgehen, denn das Misstrauen des Mannes war mehr als deutlich zu spüren – und auch berechtigt.
<i> "Arcain. Esiah Arcain",</i> Asmodi versuchte sich in seiner Fesselung zu bewegen und ächzte dabei knurrend auf. „A..sm…odi… nennt… man… mich!“ Dies klang schon beinahe fordernd. Ja. Er wollte als Person gelten, beim Namen genannt werden und sich so von den restlichen Viechern abheben. Er war nicht nur irgend ein Dämon. ER war Asmodi! Sohn des Aeshmo Daeva.

Er verriet dem Mann nichts von seiner Blindheit. Der Dämon hoffte ohnehin dass diese, sobald er Finsternis resorbieren würde wieder verschwände. Wirklich sicher war er sich dabei nicht aber es wäre zumindest für ihn beinahe eine logische Bedingung. Er konnte nichts mehr sehen weil seine Augenhöhlen von Licht durchflutet geworden waren… würde er Dunkelheit in sie lenken können würde das Augenlicht wiederkehren.

So sah er aber in jenem Moment nicht wie sich Etelin und der Anführer der Dämonenjäger nach ihm umgedreht hatten. Ohnehin konzentrierte er sich nur auf den Paladin. „Mach… schnell…“ Krächzte er gierig. Es fiel ihm schwer sich irgendwie unter Kontrolle zu halten, er wusste wie sehr er die Finsternis brauchte wenn er Mallahalls irdische Existenz bewahren wollte.
<i> "Allein des Forscherdrangs wegen. Das heißt nicht, dass ich dich nicht deiner Strafe zuführen werde. Aber ich werde dir helfen. Jetzt. Ich gebe dir, was du brauchst."
</i> Irgendwie unheimlich was der Jäger da von sich gab. Er… missbraucht als ein Forschungsobjekt? Er hatte von irgendwo einmal gehört dass es im Magierrat Mitglieder gab die makabere Versuche und Experimente an Wesenheiten wie Dämonen oder aber magisch entartete Tieren ausführten. Ihm schauderte bei dem Gedanken. Er würde mehr zum Objekt gemacht werden denn je… aber er würde weiterhin existieren. Immer noch besser als im verlorenen Zimmer in Vergessenheit zu geraten.

Dann rissen seine Gedankengänge ab. Es war wie der Süchtige der sich gerade reichlich mit dem Stoff seines Begehrens eindeckte. Eine geballte Flut der Düsternis strömte in seinen Körper. Asmodi seufzte auf. „JahrhhhhhHhhhrhrhhhrrhhhhhhrhh.“ Raunte er beinahe schon dankbar und friedlich doch sein böses Grinsen verriet dass jene Emotionen wohl kaum empfunden worden waren. Er hüllte sich in Finsternis ein wie in eine Schmusedecke und saugte an dem Zipfel. Sog immer mehr davon in sich auf und stärkte sein selbst. Er spürte wie er sich entspannte. Wie seine Kräfte sich begannen aufzubauen .Wie es ihm plötzlich leichter viel Schmerz und Angst zu verdrängen. Der Kreislauf des Körpers wurde durch neue Energie angetrieben.

Schliesslich leitete er die Finsternis in seine Augen und tatsächlich begann es aus den Höhlen dunkel hinauszurauchen… und mit dem Rauch kam der Blick auf die Welt – so wie er es gewohnt war sie wahrzunehmen. Die Welt der Schatten mit Spuren von Gefühlen wie Angst und Aggression. Er nahm eine besonders intensive Quelle wahr doch da er an der Trage festgeschnallt war blieb ihm die Möglichkeit sich aufzubäumen und nachzusehen wen es betraf nicht gewährt. Sie erreichten das Dorf. Asmodi wurde zunehmend unruhig. Ihm gefiel nicht wie sich die Leute um ihn scharten. Er begann gestärkt von der Finsternis zu knurren. Der Unterschied war gewaltig, Asmodi wirkte viel Vitaler, Stärker und Gefährlicher als noch vor wenigen Minuten. Sein Blick war wach und konzentriert. Lauernd. Er begann an den Fesseln zu zerren, war aber dafür doch noch viel zu erschöpft um sie zu sprengen.

Der Gruppe näherte sich ein älterer Mann. „Wuhaäääääääääääääääääkkkkkkkkkkrh!!!!“ Beschwerte sich der Dämon und rümpfte die Nase. Begann sich auf der Trage zu winden. Der Mann stank nach Kräutern. Deshalb die Reaktion des Viechs.

Aurelius reagierte auch als sie ihn von der Trage holten und aufhoben. Er krächzte auf. Schnaubte panisch. Versuchte mit weit aufgerissenen Angstvollen Augen irgendwas zu erkennen. Es schien gar so als wollte er sich wehren, doch die Kraft reichte ihm dafür nicht aus. Bei weitem nicht. Erst als sie ihn auf die Seite betteten und ins Strohlager legten wurde er etwas ruhiger. Er runzelte wieder die Stirn und Hob seine Augenbraue. Seine Sinne speisten ihn mit eindrücken. Es roch anders als vorhin. Andere Schemen waren um ihn herum. Die Welt schien dunkler, weil sie in der Hütte waren. Irgendwo flackerte eine Fackel. Der Greis wurde ruhiger. Sah aus wie ein neugeborenes welches versuchte die Umgebung zu entdecken. Es wäre niedlich gewesen wäre da nicht der bis beinahe zum Knochen wund gelegene Rücken gewesen der ein grässliches Bild bot.

Asmodi begann zu knurren als die Jàger sie sich ihm näherten. Sein Blick verfinsterte sich. Blaue Flämmchen züngelten um seine Fingerspitze. „Fasst mich nicht an!“ Zischte er mahnend. Die Finsternis die ihn erfüllt hatte versetzten ihn gerade in ein leichtes Hoch was seine Situationseinschätzung ziemlich beeinflusste. Er fühlte sich viel mächtiger als er war. Er fauchte und grollte bedrohlich und begann an der Fessel zu reissen.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. September 2008, 13:02

Arcain hatte schon nicht mehr damit gerechnet, überhaupt eine Antwort zu erhalten und dann bekam er sogar den Namen jenes Dämons genannt, den seine Gruppierung hier gejagt hatte. Asmodi.
Es wunderte ihn. "Normalerweise verraten Dämonen ihre Namen nicht. Jedenfalls nicht alle", gab er einleitend als Erklärung zurück. "Einige tragen ihre Macht im Namen und diesen zu kennen, bedeutet, Macht über jenes Wesen zu haben." Kurz verstummte er. "...Hast du mir Macht über dich gegeben? Asmodi ..." Es schien nicht so. Dieser Dämon zählte wohl nicht zu den Exemplaren, die einen mächtigen Namen trugen, einen an den sie irgendwie auf dämonisch-magische Weise gebunden waren. Soweit Esiah wusste, konnten einige Mitglieder des Magierrates einen solchen Namen formen und eine Persönlichkeit darauf prägen. Dann beherrschten sie diesen Charakter allein durch Nennung seines Namens. Bei Menschen funktionierte diese – wenn auch in den meisten Augen makabre und unmenschliche – Methode. Wie stand es mit Dämonen?
Wenigstens schien dieser dunkle Paladins ihm gewissen Respekt entgegenzubringen. Anders als beim Magierrat von Zyranus oder den übrigen Jägern seiner Gruppe hatte er ihn nicht ein einziges Mal als "es" bezeichnet.

Er schenkte ihm gar einen Teil seiner Finsternis. Diese war pechschwarz, das konnte man nicht abstreiten, aber an dämonische Verhältnisse kam sie nicht heran. Es war eben nur menschliche Finsternis, verdünnt aufgrund von Gefühlen, die Dämonen nicht kannten: Enttäuschung, Trauer. Ja, besonders Trauer, in Esiahs Fall war es bittere Trauer und irgendwo flog eine Spur von Kummer mit. Nur ein Hauch wie eine Prise Salz beim Kochen. Aber er war vorhanden. Was ließ die Seele dieses Mannes derartige Dunkelheit erschaffen?
Asmodi konnte es egal sein. Er badete in der gegebenen Essenz und lullte sich darin ein wie ein Säugling. Er konnte sie auch wirklich mehr als gebrauchen. Die Wunde hatte einen Großteil seiner eigenen dämonischen Finsternis über das schwarze Blut aus Mallahalls Körper hinausgetragen. Viel war nicht mehr übrig. Dies bedeutete aber auch ...

Doch bevor noch überhaupt etwas geschehen konnte, wurde Asmodi von der Realität eingeholt. Die Gruppe hatte ein Dorf erreicht. Ob es ihm bekannt war? War er mit Aurelius in den vergangenen 150 Jahren überhaupt hier gewesen? Hatte dieser Verbund aus Menschen und Elfen zu jenen Jahren eigentlich existiert? Nun, jedenfalls waren sie jetzt hier, er und auch Aurelius. Sein alter – in jederlei Hinsicht – Wirt röchelte auf seiner Trage und hinterließ den Eindruck eine Lebenden, dem man eher den Gnadenstoß versetzen sollte. Asmodi kannte vielleicht ein solches Wirtsstadium von vergangenen Existenzen.
Ließen nicht fleischlich nach Celcia gekehrte Dämonen ihren jahrelang genutzten Wirtskörper zurück, so hinterließ dies Spuren bei selbigen. In Aurelius' Fall war es das Alter. Andere ehemalige Wirte mochten Hautschuppen, Hörner oder sonstige Merkmale zurückbehalten – wenn sie denn überlebten. Eines stand allerdings fest und das wusste das Haraxwesen: Aurelius würde entweder auf ewig in diesem zombiehaften Zustand verweilen oder aber erneut von einem Dämon in Besitz genommen und somit möglicherweise wenigstens wieder kräftiger werden. Derzeit erinnerte er nur noch an ein Wrack eines Menschen.

Man brachte den Greis ins Haus eines Mannes, den Asmodi nur mit unruhiger Beschwerde grüßte. Er sträubte sich gegen den Gestank von Kräutern, der von dem Mann ausging. Doch er konnte vor jenem jetzt nicht fliehen, die Schnallen der Trage saßen sehr fest.

Und während man Aurelius in das Haus brauchte, ihn auf einem Bett seitlich lagerte und ein Kissen gegen ihn lehnte, damit er seinen wunden Rücken nicht belastete und trotzdem atmen konnte, da meldete sich im Körper der Besessenen jemand Anderes zu Wort.
<b>Asmodi?</b>, hauchte es erschöpft, aber fragend durch seinen Geist. Das war seine Herrin. Ihre Stimme klang sanft und lenkte von der kräuterlichen Präsenz ab. Sie wagte sich mit taumelndem Geist nach vorn, wollte sehen, was in ihrer Abwesenheit geschehen war. Ihre Anwesenheit war warm und verdrängte ein wenig die Decke aus Finsternis, mit der sich der Dämon umhüllte. <b>Asmodi, wo sind wir? Es riecht nach Kräutern. Hast du die Verletzung behandeln lassen?</b> Sie grüßte ihn mit einem fragenden Lächeln. An ihrem Geist klebten Funken, die dem Dämon vertraut waren.
Mallahall, die alte Mallahall war zurück, zumindest jetzt und vermutlich auch nur kurzzeitig, verbliebe der Dämon weiterhin in ihrem Körper. Aber es war so viel Finsternis herausgeschwemmt worden. Da hatte sich Mallahalls gütiges Sein wieder ausbreiten können. Die bösartigen Gedanken einer Dämonenherrin waren verblasst. Die Erinnerungen an ihre Regenschaft ... nicht. <b>Ich wollte Zanraia umbringen!</b>, schoss die Erkenntnis hervor und Schrecken breitete sich über sie aus wie ein Totenlaken.
Mallahall besaß keine Kontrolle über ihren eigenen Körper, aber ihre Furcht um Zanraia weckte bei Asmodi Impulse, die Augen auf sie zu richten. Mallahall wollte sehen, ob es Zanraia gut ging.

Die Geliebte des Dämons wurde soeben in eine große Decke gehüllt und ebenfalls in die Hütte des Druiden Jisantin Roj, wie er sich vorgestellt hatte. Stattdessen kehrten nun Venen Ranáum, Aglamar Agruzán und Graille Baun zum Dämon zurück. "Arcain, geh ins Haus, du hast genug über diese Bestie gewacht. Auch für dich wird es Zeit auszuruhen", meinte Aglamar einladend. Esiah erwiderte seinen Blick nicht.
"Ich hörte dich zu dem Wesen sprechen. Kannst du mir das vorher noch erklären?", hakte Venen nach. Er hatte Asmodi also sprechen hören und Esiahs Reaktion darauf gesehen. Er vermutete genau das, was keiner der Dämonenjäger zu einem Haraxwesen aufbauen sollte: eine Verbindung.
Esiah schaute den Anführer seiner Gruppe an. Sein Blick war beinahe so schwarz wie die Finsternis, die er Asmodi übergeben hatte und auch wenn er auf einem Auge blind war, so milderte dies seinen Ausdruck nicht.
"Ich wollte –" <i>"Fasst mich nicht an!"</i>, kam es plötzlich von der Trage. Graille grinste Asmodi entgegen und zückte ein Messer. "Meine Finger werden solch abartiges Gezücht nicht berühren." Seine Klinge stricht über Mallahalls blaue Haarsträhne. "Ich fürchte, die Besessene ist nicht mehr zu retten, Venen."
<b>Was redet dieser da? Asmodi, was ist hier los ... meine Haare sind blau!</b>

Die Frau riss an den Fesseln, zeigte sich unruhig und so zog Graille Baun seine Waffe wieder zurück. Venens Blick zum Paladin hin zeigte, dass die Antwort auf seine Frage zwar aufgeschoben, jedoch nicht aufgehoben war. Darum würden sich beide später noch kümmern. Nun betrachtete sich der Jäger seine Gefangene. "Ob noch zu retten oder nicht soll der Magierrat entscheiden. Wir liefern sie nur aus, lassen den Dämon austreiben und vernichten das Viech anschließend. Allerdings ... macht die Frau keinen allzu gesunden Eindruck. Schafft sie rein, der Druide soll sie behandeln, dass sie wenigstens die Reise übersteht."
Aglamar löste die Tragegurte vom Pferd und gemeinsam mit Graille zog er die Bahre einfach ins Haus, wo man Mallahall noch immer gefesselt unter einer von Dachbalken hängenden Reihe von getrockneten Kräutern liegen ließ. In der anderen Ecke des Raumes saßen Etelin und Zanraia vor einem kleinen Kamin und wärmten ihre Glieder. Der Druide rieb soeben Aurelius' Schläfen mit einer Arznei ein, die ihn beruhigen sollte. Er wusste nicht genau, was dem überaus alten Mann fehlte.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Freitag 19. September 2008, 20:20

Asmodi schluckte schwer und röchelte noch immer als er auf der Trage lag und der Paladin zu ihm herabblickte. Sie unterhielten sich, ziemlich sachlich wenn man bedachte wie berührend und tief Asmodis Worte bei dem Paladin gingen. <i> "Normalerweise verraten Dämonen ihre Namen nicht. Jedenfalls nicht alle"</i> Für einen Moment hielt Asmodi inne und stierte den Mann einfach nur an. „Ich bin anders!“ Meinte er schliesslich knurrend. Dies war auch wahr. Im Gegensatz zu vermutlich 90% aller Haraxwesen zählte sein Name nichts. Weil er nicht wertvoll war. Asmodi war ein Verstossener. Sein Name wurde mit schwäche und verrat in Verbindung gesetzt aber bestimmt nicht mit macht. Würde er ihn ihm Harax nennen so würden sie ihn ächten und jagen, versuchen auszumerzen. Im Grunde müssten die Ritualmagier ihn nur in seine Heimat schicken, wo die Wesenheiten dort schon dafür sorgen würden dass er nie wieder einen Fuss irgendwo hinsetzen könnte. Doch diese Schmach hatte auch seinen entscheidenden Vorteil. Der Schwachpunkt über den Namen kontrolliert zu werden hatte er nicht. Man konnte ihn auch nicht von einem Ort zum anderen Beschwören wie man es bei anderen durchaus in der Lage war. Einzig eine Formel würde ihn an den Kenner binden. – Sohn des Aeshmo Daeva. Dies war der machtbesetzte Name. Nicht Asmodi.

<i> "...Hast du mir Macht über dich gegeben? Asmodi ..."</i> Das Viech starrte den Jäger an und begann dann sichtlich amüsiert zu kichern. Seine Augen flammten kurz auf. <b>Narr!</b> „Hehehe… nein Paladin!“ Grinste er breit. „Aber ich gebiete dir Respekt… weil du mir Respekt gebietest.“ Meinte er schliesslich. Solch versöhnliche Worte waren eigentlich ungewöhnlich aus Asmodis Mund. Doch steckte eine gewisse Strategie dahinter. Auch wenn das Viech manchmal rasend und irrational handelte war es in diesem Moment sehr konzentriert. Er durfte seinen einzigen möglichen Verbündeten nicht durch seine eigene Unachtsamkeit verlieren. Ihn würde er einfach als letztes töten… Dies war vermutlich jenes gefährliche Spiel welches die Jäger versuchten zu vermeiden indem sie sich eben nicht mit den Haraxviechern einliessen. Bei manchen war dies ziemlich einfach weil sie mehr animalisch als menschlich geprägt waren. Es war nicht schwer kein Mitgefühl für ein Wesen zu empfinden welches Hörner hatte, sabberte, spuckte und um sich biss sowie als einzige Kommunikationsform das Brüllen benutzte. Andere Dämonen jedoch hatten sich darauf spezialisiert menschliche Züge zu imitieren um ihren Feind zu verwirren. Asmodi gehörte ganz klar zu der Gattung der manipulativen Dämonen welche das mangeln ihrer magischen Mächte dadurch versuchten wett zu machen. Seinem Vater war es als erster Dämon gelungen jene Fähigkeiten in seine eigene Magie zu binden. Das Seelenfeuer war im Harax unter ihm und Asmodi einzigartig.

Die Finsternis welche der Paladin ihm geschenkt hatte nahm er dankbar in sich auf. Dass sie durchsetzt war mit Trauer und Kummer merkte er nicht. Dafür war er viel zu unsensibel und viel zu gierig auf den reinen düsteren Stoff gewesen.

Plötzlich riss der Blickkontakt zu Arcain ab. Der Dämon hielt inne. Horchte in sich hinein. <i> Asmodi?,</i> „Herrin.“ Hauchte er beinahe tonlos. Er wirkte plötzlich so abwesend. Was war da für ein Gefühl in ihm? Ein verwirrendes… unbekanntes… freute er sich etwa ihre Stimme zu hören… war er… erleichtert?!

<i> Asmodi, wo sind wir? Es riecht nach Kräutern. Hast du die Verletzung behandeln lassen?</i> „Im Reich der Waldmenschen…“ Antwortete er grollend. So grollend wie er sich manchmal bei Castus verhielt. Dieses beruhigende… zufriedene. „Es STINKT nach Kräutern!“ Korrigierte er sie. Doch dann lauschte er wieder ihrer Stimme. Dass Arcain ihn hören konnte kümmerte ihn im Moment wenig.

<i> Ich wollte Zanraia umbringen!</i> „JAaaahhrrr…. „ Schnaubte er und knurrte.

Er guckte zu seiner Liebsten und beobachtete wie sie ins Haus geführt wurde. Wie klug sie doch war, sie versteckte Castus gut und sorgte dafür dass er nicht ins Visier der Jäger geriet aufgrund der blauen Augen. Hoffentlich würde ihr dies noch länger gelingen. Doch dann näherten sich die anderen Jäger. Asmodi begann angsterfüllt zu grollen und zu fauchen. Er fühlte sich bedroht und reagiert ähnlich wie ein Getier darauf. Dummerweise schöpften sie bereits den verdacht dass zwischen Dämon und Paladin was lief was ihnen offenbar missfiel. Das war ungünstig, denn so würden sie wohl vorsichtiger werden und ihn vielleicht nicht mehr zum Dämon schicken.

<i> "Meine Finger werden solch abartiges Gezücht nicht berühren."</i> Er knurrte böse und versuchte zuzubeissen, konnte sich aber nicht genug erheben. Er wand seinen Kopf weg vom Messer. Hatte er ein gewisses Begehren in dem Jäger erblickt? „So?!“ Grinste er schliesslich und spuckte dem Kerl eine schöne schwärzliche Masse Spucke entgegen. „EHehehehehehahahahah“ Amüsierte er sich über seinen gelungenen Streich.

Jemanden Anspucken war wohl ein Ausdruck sehr geringer Wertschätzung. Asmodi gefiel es durchaus dies zu tun. Er zielte meistens in den Mund wenn der offen war dies verlieh ihm besonders entzücken wenn er traf.

<i> "Ob noch zu retten oder nicht soll der Magierrat entscheiden. Wir liefern sie nur aus, lassen den Dämon austreiben und vernichten das Viech anschließend. Allerdings ... macht die Frau keinen allzu gesunden Eindruck. Schafft sie rein, der Druide soll sie behandeln, dass sie wenigstens die Reise übersteht."</i> Der Dämon fixierte den Anführer der Jäger und legte seinen Kopf schief so gut es ging. Er musterte den Mann. Rasterte ihn. Versuchte ihn einzuschätzen. „Du solltest lieber mal wieder eine Frau durchnehmen als so dummes Zeug von dir zu geben Mensch!“ Lachte er nervös. „Aber niemand will wohl mit einem solch Vorgealterten Bastard wie dir verkehren nicht wahr?!“ Asmodi glaubte Einsamkeit in dem Mann zu riechen, warum sonst sollte sich jemandem einer solchen Kunst hinzuwenden. Vielleicht war der Kerl ähnlich wie Etelin. In seiner Faszination zu seinem Tun verarmte alles andere um ihn herum. Dass er sich mit solchen Provokationen zur Zielscheibe möglicher angestauter Aggressionen machte nahm der Dämon in Kauf. Doch dann hoben sie ihn einfach an und trugen ihn in dieses stinkende Haus. Er riss seine Augen auf. „NEIIIN!“ Er wusste nicht ob sich die Jäger bewusst waren was Kräuter bei ihm anrichteten. Sie legten ihn genau unter ein wahres Epizentrum dieser hässlichen Gewächse. Er roch Arnika! Ausgerechnet. „Nernrnngnnn.“ Ziemlich schnell wurde der Dämon benommen. Er wand sich noch immer in der Fesselung doch der Betäubende macht brechende Geruch des Arnikas setzte ihm schwer zu. Er begann zu keuchen und sich weiter zu winden. Ruhe kehrte ein. Asmodi fiel in einen apathischen Zustand, dagegen konnte er sich nicht wehren. Die Augen wurden glasig und teilnahmslos. Er atmete schwer. Er litt stark unter diesem Zustand der Ohnmacht. Doch er war wach. Kriegte alles um sich herum mit. Für Mallahall wäre es nun ein leichtes die Kontrolle zu übernehmen doch ob dies angesichts ihrer momentanen Schwäche gut war? Asmodi würde so wie er momentan war wohl kaum eingreifen können und sich wieder vordrängen wenn sich ihr Befinden verschlechtern würde und sie dämonische Energien brauchte um zu überleben.

Aurelius hingegen lag ruhig auf seinem Bett. Ihm hatten sie gewaltige Erleichterung damit verschafft ihn einmal umzulagern. Ihm machten die seltsamen Kräutergerüche nichts. Irgendwie kamen sie ihm gar bekannt vor… woher nur? Er konnte leider nicht die Verbindung zu seinem ehemaligen Beruf.. .sein seiner Berufung ziehen, denn diese Erinnerung schien für immer mit dem alter und der Senilität verloren. Wie schade eigentlich einen Menschen dabei zuzusehen wie er lebte – ohne gelebt zu haben oder sich dessen nicht mehr bewusst war. Er blickte den Druiden an. Ein neuer Punkt in seiner Welt der sich auf ihn zu bewegte. Der Mann strahlte für Aurelius eine vertrauen schaffende Ruhe aus so dass er nicht mit Angst auf ihn reagierte. Er kniff sein linkes Auge zu als der Mann die linke Schläfe mit Kräutern einmassierte. Verdutzt hob er seine Augenbrauen so dass sich seine Stirn in noch mehr falten legte. Dann wechselte das Schauspiel und er schloss sein rechtes während die rechte Seite einmassiert wurde. Aurelius interagierte also im Rahmen seiner sehr geringen Möglichkeiten mit der Umgebung. Er atmete tief ein und stiess ihn dann sogleich wieder seufzend aus. Dann legte er seinen Kopf zurück. Es war unheimlich wie sehr sich die in falten hängende Haut an seinem Hals streckte als er dies tat. Offenbar hatte er es auf die Ecke seines Kissens abgesehen. Langsam bewegte er eine seiner Knochendünnen Hände dorthin und berührte sie. Aurelius hatte die ganze Zeit über geschlafen nun schien er ziemlich munter zu sein und sich Beschäftigung zu suchen. Plötzlich wurde die Kissenecke uninteressant und der Greis streckte seinen Finger dem Druiden entgegen. Er berührte dessen Gürtel und tastete ihn ab. Wieder hob er seine Augenbrauen und hob nachdenklich die Stirn. Er hatte noch nie von sich aus einer dieser Punkte berührt. Offenbar wurde der Alte langsam etwas mutiger. Seine Hand zitterte ständig war von einem starken Tremor befallen und zwang ihn so zu stetiger Unruhe in dieser Extremität.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. September 2008, 14:42

<i>"Ich bin anders!"</i> "Ja. Und deshalb werde ich versuchen, dich am leben zu lassen. Asmodi." Esiah nickte. Dieser Dämon <i>war</i> anders. Mochte er auch noch immer versuchen, Chaos zu verbreiten, so konnte er sich selbst nicht mehr vor der Tatsache verstecken, dass er heilendes Dämonenfeuer besaß. Der dunkle Paladin ging in sich, ignorierte Venen Ranáums Worte, als dieser auftauchte und nahm nur schweigend zur Kenntnis, dass sie sich über das Gespräch zwischen Dämonenjäger und Dämon noch unterhalten würden. Esiah hatte ohnehin vor, sich an Venen zu wenden, wenn auch anders als dieser dachte. Wichtig war für den dunklen Paladin nur, dass sein Anführer das Haraxwesen – Asmodi – nicht sofort vernichtete. Ein Funkeln flammte im Auge des Mannes auf und es ähnelte jenem Leuchten von Etelins roten Augen, wenn dieser sich mit etwas beschäftigte, das ihn faszinierte.

Und dann erlosch es auch sogleich wieder, als leise das Wort "Herrin" über die aufgesprungenen Lippen der Frau säuselte wie ein schwacher Windhauch. Wer außer Esiah Arcain nahm dieses einfache Wort sonst noch zur Kenntnis? Dieses eine Wort, das vielleicht belegte, dass die menschliche Seele noch immer in vom Dämon gepeinigten Körper steckte. Dass er ihr noch immer Respekt entgegen brachte. Dass er sie als seine Herrin ansah?
Weitere Silben, weitere Sätze gesellten sich hinzu und Arcain lauschte. Er sog die Informationen, die Asmodi ihm nun vermutlich ohne es zu merken preisgab wie ein Schwamm in sich auf. Mallahall lebte und scheinbar mochte entweder sie oder der Dämon keine Kräuter. Sie stanken ... Esiah legte dieses Wissen tief in seinem Inneren ab und schwieg. Vielleicht konnte es ihm noch einmal nützlich sein.

Fluchend, provokant und spuckend – ja, die gewonnene Finsternis tat ihm gut – hatten die Dämonenjäger einige Mühe, Asmodi ins Haus zu befördern. Letztendlich aber schafften sie es, legten ihn allerdings unter einer herabhängenden Palette aus Kräutern ab. Gestank stieg ihm in die Nase. Kräutergerüche. Hoffentlich war nicht auch noch Arnika dabei ... doch, da roch er es schon und spürte die betäubende Wirkung.
Mallahall schob ihren Geist weiter vor, wagte es jedoch nicht, die Kontrolle zu übernehmen. <b>Kannst du mit dem Druiden sprechen? Asmodi, bitte, teil ihnen mit, dass dir Kräuter schaden ... aber dass wir Hilfe brauchen.</b> Gute Mallahall. Sie dachte immer sofort in Herilerinnen-Dimensionen. Hilfe stand an oberster Stelle, ungeachtet der Tatsache, ob Asmodi unter diesen Umständen einen seiner Häscher bitten sollte.
Wenigstens war sie zurück. Die Dämonenherrin hatte Asmodi in gewisser Hinsicht Schwierigkeiten bereitet. Malls Geist strich sanft an ihm vorbei, als untersuche sie ihn. Ganz war die Finsternis noch nicht aus ihr verschwunden und vermutlich würde sie nie wieder so rein wie vorher werden. Mallahall war befleckt worden von dunkler Essenz. Die blauen Strähnen in ihrem ansonsten so goldblondem Haar bewiesen es. Und auch jener Befehl, den sie nun an Asmodi gab, zeugte davon: <b>Bitte um Hilfe. Für uns beide. Sofort, Asmodi!</b> Oh, sie konnte durchaus dominant sein, die sonst so gütige Mallahall. Die Trägerin seiner Unschuld, welche aus dem Zentrum ihrer Seele nun wieder erstarkte und heller leuchtete als zuvor der kleine Funke, der sie gewesen war.
Sie selbst würde nicht einschreiten. Sie wusste, dass es ihr Tod bedeutete, entriss sie dem Dämon nun die Kontrolle über den eigenen Körper. Seine Präsenz hielt ihn am Leben, aber wie lange noch. Mallahall glaubte, durch ihre Augen auf eine finstere Gestalt sehen zu können, die sonst niemandem seine Aufmerksamkeit schenkte. Die Gestalt stand einfach nur im Raum, schwarz und wie ein Schatten. Der Tod ... er wartete.

Der Gevatter stand hinter dem Druiden und betrachtete über dessen Schulter hinweg, wie er den graubleichen Aurelius behandelte. Jisantin war ein guter Vertreter der Kräuter- und Heilkunst. Er wusste, was er tat und die beruhigende Salbe, die er dem Medicus auf die Schläfen massierte, würde ihm helfen. Aber ansonsten ...
"Dieser alte Mann ist mir ein Rätsel. Selbst Dank nekromantischer Magie, wie mir scheint, müsste er längst ins Totenreich abgedriftet sein. Ich weiß nicht, welche Macht ihn noch am Leben hält."
"Er muss bei seiner Familie bleiben!", klang es plötzlich aus einer Ecke der Hütte. Zanraia, die ihr Bündel mit dem Kind neben Etelin abgelegt hatte, war mir schnellen Schritten bei Aurelius. Sie wischte ihm mit dem Stoff ihrer Kleidung den Speichel vom Mund und zog das überdimensional lange Bärtchen unter seinem Hals hervor. Behutsam, als sei es ein eigenes Lebewesen, rollte sie den Bart wie eine schlafende Schlange neben Aurelius' Gesicht zusammen. "Er stirbt nicht, weil er hier bleiben muss. Er muss auf uns aufpassen, auf sein Baby." Zanraia legte ihren Kopf neben ihn aufs Bett und musterte diese alte klapprige Hülle, in dessen tiefem Inneren sich irgendwo ihr Liebster verbarg. Für sie war es wie in einem Märchen, wo ausnahmsweise einmal der stattliche Prinz auf den erlösenden Kuss wartete. Zanraia küsste die fleckige Haut, die sich über seinen Wangenknochen spannte. Kein Fluch wurde aufgehoben, kein glückliches Ende war ihr vergönnt – jedenfalls im Moment nicht.

Aber in Aurelius erwachte etwas, genauer gesagt: er geriet in einen lebendigeren Zustand. Wie lange Spinnenbeine tasteten seine feingliedrigen Finger nach vorn und berührten den Gürtel des Druiden, der neben diversen kleinen Taschen auch noch Fläschchen und Kräutersäckchen daran befestigt hatte.
Zanraia lächelte, Jisantin Roj wich ein Stück zurück. "Ich kann ihm nicht weiter helfen. Ihr solltet einen Fachmann konsultieren."
"Oder ihn zu Versuchszwecken und der Forschung Willen mitnehmen", hauchte Graille Baun entzückt, spielte mit einem seiner Messer. "Weiden wir ihn aus." Er erntete nicht nur von Zanraia einen finsteren Blick, auch Etelin und der alte Druide dankten es ihm auf diese Weise. Selbst Venen Ranáum räusperte sich vielsagend, was Graille in einen Zustand des Schweigens versetzte.
Zanraia ergriff die zitternde Hand ihres Liebsten. "Asmodi muss dir helfen. Er muss zurück zu dir, auch wenn er Mallahall so sehr liebt, dass er mit ihr Eins sein will." Noch immer war die Vorstellung davon, dass der Dämon seiner Herrin gern nahe wäre, nicht aus Zanraias Denken verbannt worden. Aber es hatte sich Akzeptanz eingestellt. Sie war nicht eifersüchtig, solange Asmodi sie und ihren Sohn auch liebte.

Endlich meldete sich Esiah Arcain zu Wort. "Wo wir gerade kurz von ... Forschung sprachen. Wir sollten den Dämon nicht vernichten. Nicht jetzt." Vier der fünf Dämonenjäger starrten ihren Kameraden entsetzt, ja beinahe schockiert an. Esiah zog die Luft ein. "Venen, ich muss mit dir sprechen. Allein." Der Druide wies auf eine Seitentür und erklärte kurz angebunden, dass dahinter eine kleine Vorratskammer läge, in der sie ungestört wären.
"Allerdings, Arcain. Ich glaube, Ihr müsst mir einiges erklären", entgegnete der Anführer. Paladin und Ritualmagier wandten sich der Türe zu.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Montag 22. September 2008, 19:09

Asmodi starrte an die Decke. Er röchelte. Viel mehr vermochte er im Moment auch gar nicht mehr zu tun so sehr dämpfte ihn die Wirkung des Arnikas. Die plötzliche Verhaltensänderung würde wohl früher oder später auffallen, zu markant war einfach der Unterschied zu draussen – als er ebenfalls an die Bahre gefesselt gewesen war. Man konnte meinen es hätte sich ja nichts verändert, doch dies stimmte nicht, nun hingen nämlich die verhassten Kräuter über ihm.

Auch in seinem Geist herrschte benebelte Stille. Mallahall mochte merken wie die Gedanken des Dämons sich verflüchtigten, unfassbar wurden und schliesslich schwanden. Dass dies nicht angenehm war und der Dämon so ziemlich massiv abwehrend auf Kräuter reagierte war nun wohl verständlich. Mallahall aber ermöglichte diese Ruhe, diese Momente ohne stetige Hatz und Anspannung einwenig Erholung. Asmodis dämonische Energien behielten ihren Kreislauf imstande, gleichzeitig war er nicht in der Lage sich aufzuregen, zu bewegen oder gar sich selbst zu schaden. Sie würden wohl eine Ewigkeit so überdauern können .

<i> Kannst du mit dem Druiden sprechen? Asmodi, bitte, teil ihnen mit, dass dir Kräuter schaden ... aber dass wir Hilfe brauchen.</i>

Mallahall konnte beinahe spüren und sehen wie ihre Worte in Asmodis Gedankenwelt erst als kompakte Botschaft sich dann aber rasend schnell dehnte, so wie geschmolzener Käse der Langsam über den Kochtopf rann. Asmodi gab keine Antwort. Weder für die Aussenwelt hörbar, noch in seinem Innern.

Da lag diese dämonische Präsenz, unfähig jeglicher Regung und dennoch Anwesend. Mallahall tastete ihn im Geiste ab. Asmodi konnte es spüren. Sie konnte ihn aber nicht erreichen… nicht so… doch sie fand den Weg. Indem sie Befahl. <i> Bitte um Hilfe. Für uns beide. Sofort, Asmodi!</i> Diese Worte mobilisierten viel ältere viel mächtigere Kräfte als es der Fluch der Kräuter zu dämpfen vermochte, doch unter diesem Umstand war die Befolgung des Befehls eine Qual für den Dämon und unglaublich anstrengend. Im Grunde war es ein blanker hohn dass eine einzelne Pflanze einen weit über 150 Jährigen Dämon lahmlegen konnte. Die Dämonen wussten, dass dies der Spott der Götter über ihre ungeliebte Existenz war.

Asmodi konnte sich aber nicht sonderlich ausdrücken. Er schaffte es nicht. Doch der Befehl drängte ihn zwang ihn zum Gehorsam. Und weil der Geist es nicht konnte reagierte der Körper. Asmodi begann plötzlich aus Nase und Ohren zu Bluten. Ansonsten veränderte sich sein Zustand nicht. Etelin musste doch wissen dass er Arnika nicht vertrug! Doch über dessen seelischen Zustand war wenig bekannt, er war so schweigsam geworden… als wäre er gar nicht da. Vermutlich Kämpfte der Lich seine eigene Schlacht.

Wo Asmodi in starre und regungslosigkeit verharrte wurde Aurelius immer munterer. Seine milchigen Augen – aber immerhin hatte er überhaupt wieder welche, waren sie unter Asmodi schliesslich weggeschmolzen gewesen – fixierten den interessanten Punkt vor sich. Der so seltsam roch. Er empfing einen warmen Kuss an seine Wange. Das gefiel ihm. Dies mochte er. Er hob seine Augenbrauen. Ein Auge schloss sich das andere blieb offen. Er merkte wie etwas an seinem Bart zupfte. „mrhrm.“ Machte er leise und legte seinen Kopf zurück. Wie konnten so dünne Halswirbel einen so schweren Schädel überhaupt noch halten? Seine drahtigen Finger streckten sich nach dem Druiden aus. Dieser wich jedoch zurück was Aurelius animierte seine Hand noch weiter auszustrecken. Doch dann wurde der Blickkontakt zu dem einen Punkt von einem anderen – leicht roten unterbrochen als Zanraia sich zu ihm legte. Der Greis runzelte seine Stirn. Seine Hand wich zurück und streckte sich schliesslich von neuem aus. Berührte Zanraias Haar und ertastete dieses doch dann tastete sie wieder ins Leere. Das Kräuteressenzfläschchen des Druiden schien es ihm angetan zu haben. Doch er fand es nicht mehr. Dafür trat ein neuer Punkt in seine Nähe. Graille Braun. Der Greis verstand nicht was dieser Mensch für verheerende Gedanken an ihn verschwendete. Doch etwas erregte seine Aufmerksamkeit. In jenem neuen Punkt blitzte immer wieder etwas auf. Es war das metall des Messers. Die Hand streckte sich in dessen Richtung aus. Aurelius war so arglos und harmlos… aber anscheinend ziemlich neugierig. Wie konnte man nur so über einen Menschen denken wie es Graille tat? Was wurde von diesem Menschen in dem Greis gesehen. Eine Abart? Weil von einem Dämonen zersetzt und in seiner Natürlichkeit verändert?

Es war schon erstaunlich wie ruhig der Alte war obwohl sein ganzer Rücken allein schon schmerzhaft fürs Auge offen stand. Vielleicht… hatte er die Bedeutung von Schmerz gar vergessen?

<i> "Asmodi muss dir helfen.</i> Ja… Asmodi… der war ja auch noch da. Sein Gesicht war mittlerweile von schwarzem Blut überströmt. Dieser Körper blutete nicht wie ein gewöhnlicher Mensch es tun würde. Da stimmte etwas nicht.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. September 2008, 11:31

Mallahall spürte, wie ruhig der Dämon in ihr war. Sie fühlte, dass die Kräuter nicht nur seine Bewegungsfähigkeit, sondern seine ganze Existenz einschränkten. Er konnte hören, sicher konnte er auch sehen, doch zu jeglicher anderen Handlung war er nicht imstande. So würde er schwerlich Mallahalls Befehl folgen können, um Hilfe zu bitten. Dabei wären Kräuter jetzt genau das, was der Körper brauchte!
Mallahalls Sein setzte sich neben Asmodi. Sie konnte die Kontrolle nicht übernehmen. Das wäre ihr vorzeitiges, sehr schnelles Ende. Asmodi musste mit seinen dämonischen Mächten ihre Organe und den Kreislauf am Leben erhalten. Hätte sie mehr Zeit zum Nachdenken gehabt, wäre es überaus interessant gewesen, mit anderen darüber zu diskutieren. Ein Dämon, der Leben erhielt – mit dunkler Macht. Kein alltägliches Phänomen wohl, nicht einmal, wenn man mittem im Harax säße. Asmodi war wirklich etwas Besonderes. So viel Menschlichkeit hatte bereits auf ihn abgefärbt, so viele Fähigkeiten, die einem Wesen wie ihm grundsätzlich nicht zu standen ... Mallahall lächelte. Stolz umfing sie. Sie war stolz auf diesen Dämon, auf ihren Schüler und Freund.

Wie konnte sie ihm und sich selbst nur helfen? Durch ihre eigenen Augen schaute sie zu Etelin hinüber. Der Lich wirkte erschöpft, die Kette aus Energiemagie, die eigentlich für Mallahalls Körper bestimmt gewesen war, zehrte an seinen Kräften. Man hatte den Eindruck, dass immer mehr Energie aus Etelins Körper auf diese Kette überging. Er wurde geschwächt, während seine Fesseln erstarkten.
Die roten Augen waren geschlossen. Nicht einmal seiner magischen Kräfte konnte er sich bedienen, ruhte doch ein Großteil seiner nekromantischen Macht in der immerschwebenden Finsterniskugel seines unheimlichen Stabes. Jener befand sich aber draußen unter dem Sattelgepäck der Pferde. Etelin konnte nichts tun und vermutlich wirkte sein Gesicht daher so alt und ausgezehrt. Die Stirn war in tiefe Falten gelegt, die Muskeln angespannt, dass die Kieferknochen hervortraten. Der kleine Mann kämpfte, ohne sich dabei zu regen.

Jemand Anderes war dafür plötzlich umso lebendiger. Noch immer versuchte der muntere Aurelius nach den Utensilien des Druiden zu schnappen. Seine feinen Finger griffen ins Leere und scheinbar enttäuscht zog er sie zurück. Er suchte sich ein neues Ziel, glitt in Zanraias Haare, die ihren Kopf neben ihm gebettet hatte. Zanraia berührte die Stelle, die sie geküsst hatte, streichelte dem Greis über den kahlen Schädel und strich die Augenbrauen glatt. "Du tust ihm nichts, du Dämonenjäger. Er ist doch nur alt, er hat niemandem etwas getan."
"Ja, er ist alt. Ziemlich alt, oder? Wie lange hält ein Haraxviech einen Menschen am Leben? Warum ist er noch nicht tot?" Graille Baun näherte sich weiter. Sein Körper, wenn auch schlank, bildete einen dunklen Schatten über Aurelius. Die gelbgrünen Augen funkelten giftig. Man sah dem Jäger an, dass er sein Messerset am liebsten dazu verwendet hätte, Aurelius die Haut stück für Stück aufzuschneiden, um sich zu seinen Organen vorzuarbeiten.

"Graille, das reicht jetzt", rief Venen Ranáum und zog ihn zurück, indem er ihn an der Schulter packte. "Was ist nur in dich gefahren? Der ehemals Besessene ist nicht unser Ziel. Sollen sich Priester und Heiler seiner geschändeten Seele erbarmen. Uns geht es nur um den Dämon."
"Der Dämon ... ich meine, die Besessene ... seht", brachte Aglamar nun hervor und aller Augen – sogar jene des Druiden, Zanraias und Etelins – richteten sich auf Mallahalls Körper. Schwarzes Blut floss aus den Ohren und den Augenhöhlen. Ihr ganzes Gesicht war in flüssige Finsternis getaucht.

"Zur Seite", meldete sich Jisantin Roj als erstes zu Wort. Er war ein Mann mit Autorität und sogar der Anführer der Dämonenjäger folgte respektvoll seiner Aufforderung. Er sah schnell ein, dass er hier nichts tun konnte. Heiler, Kräuterkundige und Druiden mussten hier ran, um der Frau noch zu helfen. Vielleicht auch ein Exorzist ...
"Er verträgt keine Kräuter", hauchte Etelin leise von seinem Platz aus.
"Das ist schlecht", entgegnete Jisantin, packte sich die Trage und wollte sie von den getrockneten Kräutern über Asmodi wegziehen. Jamilla Ildrej hielt ihn davon ab, indem sie ihren kleinen Zwergenfuß auf die Bahre stellte. "Tut das nicht, werter Herr Druide. Mir scheint, seit er dort liegt, ist er deutlich ruhiger. Vielleicht ist dieser Dämon einer der Kategorie 12?" Sie schaute in die Runde ihrer Kamderaden, in deren Gesichtern sich Erkenntnis ausbreitete.
"Natürlich!", rief Aglamar. "Kategorie 12. Das Vieh ist kräuteranfällig. Bannung durch Florencias Gaben ... es ist ein antiflorencianischer Vertreter seiner Art. Vermutlich passt er auch in Kategorie 36: dazu bestimmt, Leben zu nehmen."
"Jeder Dämon passt in diese Kategorie", gluckste Graille Baun und warf eines seiner Messer. Er traf den Balken mit den Kräutern. Ein Bündel getrockeneter Holunderzweige landete auf Mallahalls Brust. "Jetzt könnt Ihr ihn wegziehen, Druide. Die Pflanzen werden es nicht vernichten, aber beeinträchtigen. So stört es uns nicht."

Im Hintergrund stand Esiah Arcain und blickte auf den Frauenkörper herab. Sein gesundes Auge war ein schmaler Schlitz und fixierte nun Graille Baun. Er sagte nichts, aber man sah ihm an, dass er die Worte seines Partners missbilligte.
Zanraia, die noch immer bei ihrem alten Medicus saß, rief zu ihnen herüber: "Ihr müsst helfen! Mallahall darf nicht sterben und der Castus' Papas auch nicht."
Anscheinend hatten die anderen überhört, dass Zanraia von mehreren Vätern gesprochen hatte oder sie vermuteten, dass die Frau nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Niemand kam auf die Idee, dass ein Dämon Vater sein könnte. Allerdings hatte Venen Ranáum eine andere Erleuchtung. Er wandte sich an den Druiden. "Gibt es in Eurem Dorf einen Exorzisten? Jemand, der einen Dämon aus einem Körper reißen kann?"
<b>Das würde mich umbringen!</b>, war der Gedanke plötzlich da. Mallahalls Sein erschrak. Asmodi durfte sie nicht verlassen, jetzt noch nicht. Ihr Körper war zu schwach, sie würde das nicht überleben. <b>Ich will nicht sterben.</b>

In einer Ecke der Hütte stand der Gevatter auf seine Sense gelehnt. Er wartete immer noch. Gut, dass Etelin und Zanraia ihn gleichermaßen entdeckten, denn beide sahen ihn und riefen wie aus einem Mund: "Asmodi zu exorzieren würde Mallahall töten. Erst muss sie geheilt werden."
"Dem stimme ich zu", gab Jisantin bekannt und trat in seine kleine Kochecke. Dort pflückte er Kräuter von den Balken, griff nach Tiegeln, Fläschchen, Mörser und Stößel. Er begann zu arbeiten, mischte etwas zusammen, dass Mallahall helfen sollte. "Wenn sich jemand von euch mit Heilungsmethoden auskennt, dann kann er oder sie schon einmal die Ferse der Frau behandeln. Da ist nämlich die Sehne gerissen. Den Exorzisten sollten wir später zu Rate ziehen."
"Das wird nicht nötig sein", gab Esiah Arcain bekannt. "Ich werde diese Aufgabe übernehmen. Es wird mir schon gelingen." Die Dämonenjäger sahen den Paladin an. Venen nickte. "Also gut, versuche es. Schlimmer als beim letzten Mal kann es kaum kommen."
Esiah atmete durch, berührte die Narbe, die sich über sein erblindetes Auge zog.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 24. September 2008, 00:12

Aurelius blinzelte mehrmals als sich ein im Grunde bedrohlicher Schatten auf ihn legte. Doch der Alte blieb munter und fasste erneut mutig nach vorn und berührte gar eines von Grailles Messern. Die Kälte des Metalles schien dem Greis zu gefallen. Er verzog sein Gesicht und wirkte irgendwie Fröhlich. Wenn er doch gewusst hätte dass er ausgerechnet Sympathien für die persönlichen Gegenstände jenes Mannes hegte der ihm wohl noch am ehesten zu Leid werken wollte… vielleicht war sich Aurelius dies sogar im Unterbewussten irgendwo im Klaren. Sehnte er sich etwa nach dem Bösen? Suchte er nicht nach Heilung und somit auch nach dem Dämon? Zog Graille deshalb so viel Aufmerksamkeit auf sich weil er derjenige war der in Aurelius unmittelbarem Umkreis Asmodi am nächsten kam? Hier sah man wie klein die Welt des Medicus doch geworden war, lag der wahrhaftige Dämon doch nur wenige Meter von ihm entfernt, doch da er diesem den Rücken zugekehrt hatte war er für Aurelius inexistent.

Er schloss seine grossen Augen als Zanraia ihm über den kahlen, leicht hubbeligen Schädel strich. Aurelius atmete tief durch und seufzte laut. Plötzlich verschwand der Schatten über ihm „huh?“ Machte er verwirrt und seine feingliedrige Hand suchte im Leeren nach Graille.

Denn dessen Blick hatte sich wohl gemeinsam mit allen anderen zu Asmodi und Mallahall gewandt deren Körper da gerade mit Blut überströmt wurde. Die einzige Ausdrucksart die dem Dämon noch möglich gewesen war und diese nutzte er, musste er gar nutzen weil er den Befehl auszuführen hatte. Der Dämon sah wie der Druide auf ihn zusprang. Die Erlösung von den Kräutern würde soeben folgten. Er spürte schon wie ein sanfter Ruck durch die Trage ging – nur um dann gleich wieder blockiert zu werden. Asmodi hätte wohl einen Tobsuchtanfall gekriegt – nein er hatte sogar einen doch konnte er diesen weder physisch noch psychisch irgendwie zum Ausdruck bringen. Mallahall mochte vielleicht spüren wie seine Präsenz ins Brodeln geriet. Was fiel dieser selbstgerechten Zwergin eigentlich ein?!
Sie gehörte in Stücke gerissen! Alles Gedankengänge die von ihm in den unterschiedlichsten Situationen schon so oft gemacht wurden, doch im Moment gestalteten sich gar diese düsteren sadistischen Vorstellungen die er so sehr liebte und die ihm sonst leicht aus der Hand fielen unsäglich zäh und schwer. So konnte er es auch nicht verhindern dass sich seine ärgsten Feinde wie sich ja bereits mehrfach in ihren Drohungen herausgestellt hatte, sich ihm näherten. Auf ihn herabblickten wie auf ein niederes Tier und ihn mit einer unheilsamen Gleichgültigkeit musterten. Hilflos musste er mit anhören wie diese Narren doch tatsächlich versuchten ihn zu Katalogisieren! IHN! Asmodi der Mächtige! Wie unerhört! Er war einmalog! Einzigartig! Er passte in kein Schema! Na ja höchstens in diese Kategorie 12 die Kräuterunverträglichkeit als Basis hatte… aber sonst bestimmt in KEINE!

<i> "Kategorie 12. Das Vieh ist kräuteranfällig. Bannung durch Florencias Gaben ... es ist ein antiflorencianischer Vertreter seiner Art. Vermutlich passt er auch in Kategorie 36: dazu bestimmt, Leben zu nehmen."</i> Asmodi wollte Toben, fluchen und brüllen, schreien kratzen und schlagen! Morden ausweiden und skalpieren, doch effektiv geschehen tat einfach nichts. Zumindest nicht von seiner Seite aus. Dafür tat der eine – der mit Abstand unliebsamste der Dämonenjäger da mochten sich Dämon und sein Gefolge wohl im Stillen einig sein etwas. Er warf seinen Wurfdolch und traf mit einer Genauigkeit den Strick welche einem angst bang werden lassen konnte, insgeheim war man bei der Treffsicherheit wohl froh – kein Strick zu sein.

Die Kräuter vielen direkt auf seine Brust. Betäubten so ziemlich schnell die Finsternis die darunter existierte. Asmodi verdrehte die Augen. Seine Apathie verstärkte sich bis er schliesslich nur noch teilnahmslos dalag. Man konnte sagen der Dämon war etwas, was er nur selten sein konnte. Eine Art geistiger Machtverlust der aber nicht an das Bewusstsein gekoppelt war. Obwohl für Mallahall das Sein des Dämons so wirken musste als hörte er gar nicht. Die Kräuter bildeten wie einen Panzer um ihn und schotteten ihn von der Aussenwelt ab.

<i> "Gibt es in Eurem Dorf einen Exorzisten? Jemand, der einen Dämon aus einem Körper reißen kann?"</i> Stumm nahm Asmodi diese Fragen hin. Würden sie ihn überhaupt in Aurelius Körper zurücktreiben? Oder hatten die andere Gefässe für ihn vorgesehen? Eins wusste Asmodi… einfach so verschwinden lassen würden sie ihn wohl nicht. Die Jäger würden alles daran setzen eine Kontrollierte exorzion durchzuführen – sofern so was überhaupt möglich war. Er selbst wurde noch nie Exorziert. Angst durchflutete ihn aber auch ein Gefühl der Herausforderung. Sein Ehrgeiz, sein Stolz wurde gepackt.

<i> Das würde mich umbringen!</i> Das Wesen neben ihr reagierte mit besorgter Zustimmung. Asmodi war wirklich um die Trägerin seiner Unschuld – seine Herrin besorgt.

Dann folgten zwei Übel auf einen Streich. Erstens bereitete der Druide eine stinkende Kräutermixtur vor… und zweitens wurde ihm bekannt gemacht wer sein Exorzist sein würde. Ausgerechnet jener, der er zum Zwecksverbündeten hatte machen wollen.

Aurelius inzwischen regte sich aktiv und begann an seinem Ärmelstoff rumzukauen.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. September 2008, 23:18

Mallahall war die einzige, die Asmodis Empörung und Wut spürte, denn beides kam von innen und nur dort blieb es auch. Aufgrund des Kräutereinflusses war der Dämon nicht imstande, irgendeine Handlung zu vollführen, geschweige denn seinen Zorn auf die Lebenden abzuladen.
Sie sagte ihm aber nicht, dass er sich beruhigen sollte. Er hörte ihr scheinbar ohnehin nicht zu und befehlen wollte sie ihm schon wieder nicht. Auf eine spezielle Art und Weise war es gut, dass ihr Körper so geschwächt und angeschlagen war. Aufgrund der vielen Verbrennungen und des Sehnenrisses hatte Mallahall viel von dem schwarzen Dämonenblut eingebüßt. Sie war wieder sie selbst. Wie gut es tat, nicht bösartig zu sein. Doch langsam kroch die Erkenntnis über gesagte Worte und begangene Taten in ihre Erinnerung zurück. Es erschreckte sie, welche Vorstellungen sie gehabt hatte. Wie sehr sie von Macht und Gier zerfressen gewesen war. Ob Aurelius auch mit derlei Gedanken zu kämpfen gehabt hatte, als Asmodi noch in seinem Körper steckte?
Gerne wäre sie jetzt bei dem Medicus gewesen – sogar, um ihn um Rat zu fragen. Sie brauchte Hilfe, wie sie mit Asmodi umzugehen hatte, das gestand sich Mallahall ein. Allein kam sie auf Dauer nicht zurecht. Er würde sie wieder einlullen und dann kehrte die Dämonenherrin zurück. Mallahall fürchtete sich vor diesem Ich.

Auch Asmodi wurde langsam bange. Soeben erfuhr er, dass die Jäger ihn exorzieren wollten, auf Geheiß des Druiden. Nicht nur, dass dies seine Herrin in Gefahr brachte, nein, auch sollte gerade Esiah Arcain den Exorzismus durchführen.
Warum nur hatte sich dieser freiwillig gemeldet. Seine Worte flogen durch Asmodis Gedanken wie Schmetterlinge. Der Forschung wegen ... wollte er seinen perversen Forscherdrang an ihm ausüben?!

Der Druide näherte sich Mallahalls Körper. Gewaltiger Gestank ging von ihm aus, er drang in die Nasenlöcher der Frau und Asmodi nahm sofort das intensive Aroma von Arnika und Dutzenden anderen Kräutern wahr.
"Würde jemand sie freimachen?", fragte der Druide und tauchte seine Hände schon in diese grünliche, stückige Masse, die er gleich auf Mallahalls verbrannter Haut auftragen wollte.
Die Dämonenjäger zeigten keine Scham. Aglamar und Jamilla knieten sich nieder, ließen sich von Graille je ein Messer reichen und schnitten Mallahall die Kleidung auf. Unterhalb des Stoffes war die Haut nur leicht verbrannt. Würden die Wunden heilen, wäre sie wieder eine bedeutend schöne Frau. Etelin wandte das Gesicht höflich ab. Er hockte noch immer auf der Bank, betrachtete nun den kleinen Castus, der von alldem nichts mitbekam. Das Kind schlief. Es war besser so.

Die Hände des Druiden berührten Mallahalls Leib. Er bewegte sie über ihren Hals, ihre Schultern, die Brüste, Arme und den Bauch. Auch die Beine schmierte er mit der Kräutermasse ein, bis Mallahall – zumindest für Asmodi – am ganzen Leib nach dem Zeug stank. Lediglich ihre Intimstellen ließen sie aus, obwohl sie auch jene untersuchten. Mallahall machte sich ganz klein. Ihrem Sein war es furchtbar unangenehm von so vielen Fremden betrachtet zu werden, doch sie wusste auch, dass es nötig war, um ihren Körper zu heilen.
Asmodi würde vermutlich jetzt zu nichts mehr in der Lage sein. Das erkannte auch Venen. "Wenn das Haraxwesen antiflorencianisch ist, so wird er jetzt die Exorzierung nicht unterbrechen oder stören. Esiah, folgt Eurer Pflicht."
Der dunkle Paladin trat vor. Er schaute auf Mallahalls Körper herab, schien nach etwas oder jemandem zu suchen. Dann sagte er mit tiefdunkler Stimme: "Ich brauche Kerzen und ein Gewand aus schwarzer Seide oder Samt. Knochen von Tieren, wenn Ihr welche im Hause habt, Jisantin Roj. Außerdem ..." Sein gesundes Auge fixierte den munteren Aurelius und wanderte weiter zu Zanraia. "... sollte jemand, der ihm nahe ist, direkt bei ihm liegen."

"Dann mache ich das!", rief Zanraia und sprang auf. "Ich bin seine Geliebte und die Mama!" Die Dämonenjäger starrten sie an, selbst Esiah schaute überrascht. Zanraia war die Geliebte eines Dämonen?!
Was hatte sie da nur gesagt! <b>Oh ... du Unglückskind.</b>
Venen Ranáum, Graille Baun und Jamilla Ildrej erhoben sich. Sie gingen schnellen Schrittes auf Zanraia zu, packten nach ihr, als wäre sie ein reudiger Hund und schleiften sie aus der Hütte. Zanraia begann zu schreien und zu zappeln. Sie schlug nach den Händen, die sie so fest hielten und blickte hilfesuchend zu Aurelius. Zu Mallahall. Zu Esiah Arcain. Niemand schritt ein. Lediglich Etelin erhob sich. "Sie ist Mutter, das könnt ihr ihr nicht antun!"
"Schweig still, Verräter!", keifte Graille Baun ihm zu und schnappte sich ein Seil, das von der Wand der Druidenhütte hing. "Sie nennt sich Geliebte eines Dämons! Entweder ist sie vollkommen verrückt oder ihm noch mehr verfallen als die Besessene. In letzterem Fall müssen wir sie vor sich selbst retten."
"Eteliiiiiiiiiin!", rief Zanraia verzweifelt und ängstlich. Sie versuchte zu kratzen und zu beißen, aber gegen zwei Männer und eine Frau hatte sie keine Chance.
"Arcain! Fangt an!", rief Venen ihm noch zu, ehe er mit der Nekromantin und seinen Kameraden aus der Hütte verschwand.

<b>Nein...</b> Es war schrecklich. Niemand konnte etwas tun. Etelin lag gefesselt bei Castus. In all der Aufregung war der viel zu kleine Lich einfach umgefallen. Niemand half ihm auf.
Asmodi und Mallahall lagen gefesselt und eingekräutert auf der Bahre. Sie konnten nicht aufstehen, der Dämon konnte vermutlich nichts mehr tun. Niemand half ihnen.
Aurelius lag im Bett des Druiden. Er konnte niemandem helfen, am wenigsten sich selbst, geschweige denn Zanraia.
Es war schrecklich.

"Ich fange jetzt an", meinte Esiah. Er begann damit, seine Rüstung abzulegen und sich bis auf die schwarze Unterwäsche auszuziehen. Unter seinen Sachen verbarg sich ein muskulöser Männerkörper, überzogen von Narben dämonischer Herkunft. Dieser Mann war schon lange nicht mehr grün hinter den Ohren, was den Harax und seine Bewohner betraf. Wie oft er jene Wesen wohl schon exorziert hatte?
Jisantin Roj war inzwischen zu einer kleinen Truhe gegangen, hatte Kerzen geholt und reichte dem Paladin nun eine Robe aus schwarzem Samt. Er besaß tatsächlich eine. "Nun, da die Geliebte des Wesens nicht mehr hier ist ... seid Ihr sicher, dass es ein Dämon ist? Wäre es ratsam, ihn hier zu exorzieren? Mitten im Dorf?"
"Nur keine Aufregung", antwortete Esiah und zog sich die Robe über. Er begann, die Kerzen im Sechseck um Mallahalls Körper anzuordnen. "Wir sind die Dämonenjäger aus Grandessa. Ihr alle seid sicher. Wir wissen, was wir tun." Er schaute zu Aurelius. "Dieser Greis steht irgendwie in Verbindung zu dem Däm... zu Asmodi. Ich möchte, dass er in seiner Nähe liegt, wenn ich die Exorzion beginne."
Der Druide nickte und trat an Aurelius heran. "Vorher muss ich seinen Rücken behandeln." Und nun landete die grüne Kräutermasse auch dort.


<i>Aurelius gewinnt 7% seiner Lebensenergie zurück</i>

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 25. September 2008, 00:43

Das Dämonenviech spürte, dass seine „wirkliche“ Herrin zurück war und irgendwie beruhigte es ihn. Er mochte sie tatsächlich inzwischen mehr als die durchtriebene und böse Version seiner Unschuldträgerin. Ausserdem hatte er seine Strategie geändert. Seine dämonische Unschuld, dieser Kern der ihn freigelegt unglaublich Verletzlich machen würde… war bei Mallahalls guter Seele sicherlich gut versteckt, niemand würde doch Ahnen dass ein Dämon so was wichtiges und essenzielles für sich an einem solchen Ort welches für ihn selbst schwer zugänglich war einnisten würde. Die Mallahall zu der er sie beinahe geformt hätte, die hätte nicht gezögert diese Unschuld gegen den Dämon ihren eigentlichen Erschaffer einzusetzen. Dies war ja deutlich durch ihre Befehle und Äusserungen spürbar gewesen. Mallahall musste ganz genau wissen, dass dies nicht jemand anders gewesen war der da so wüste Dinge gedacht oder gesprochen hatte… dies war sie gewesen… ein Teil von ihr. Sie war durchaus in der Lage so zu sein. Eine erschreckende Erkenntnis.

Das Haraxviech befürchtete es könnte den Dämonenjäger falsch eingeschätzt haben welcher er zu seinem Verbündeten hatte machen wollen. Wenn dies stimmte dann hatte er sich gefährlich ihm geöffnet. Denn allein schon dass Wissen dieses Mannes, dass der Dämon durchaus kommunizierte und auch gewissermassen begrenzt kompromissbereit war, konnte dieser nun bei der kommenden Exorzierung für sich ausnutzen. Diese verruchten Lügner! Asmodi hätte wohl am liebsten wieder Gift und Galle geschimpft. Doch dazu war er nicht mehr in der Lage. Sein Geist wurde immer unruhiger, seine Präsenz brodelte. Die Lichtmaga erhielt einen tiefen Einblick in Asmodis innerste Vorgängen. Die Spannungen unter welchen er stand, die ihn beinahe in den Wahnsinn trieben und nur im Chaos enden konnten. Zu stark waren diese Energien als dass sie hätten strukturiert oder kanalisiert werden können. Kein Wunder also war der Dämon zu unendlich impulsiv und kein Wunder zerfetzte er sich selbst wenn er keinen anderen Ausweg wusste. Lieber betäubender Schmerz als diese schreckliche Spannung.
Er geriet weiter in bedrängnis als sich der Druide ihm näherte. Er verdrehte abermals die Augen. Der Kräutergestank war kaum noch auszuhalten und dennoch war er ihm schutzlos ausgeliefert. Der weise Mann mochte wohl sehen wie angespannt der Körper der Besessenen war. Ob er auch die Bissspuren, die Kratze an ihren Brüsten zu interpretieren vermochte? Waren sie überhaupt wichtig angesichts der ganzen Verbrennungen? Wohl kaum. Hier musste ein Leben erhalten werden. Gerettet. Hier ging es um Leben oder Tot… um nichts anders – zumindest nicht für Mallahall.

Das es höchst unnatürlich war wie reglos die Frau dalag dürfte wohl nun wahrlich allen aufgefallen sein. Es war nicht so dass Asmodi nicht jede einzelne verkohlte Hautstelle spürte – im Gegenteil er litt Höllenqualen deswegen.. doch wohin damit? Er packte alles ins Chaos. Wurde nur noch verstörter, noch irritierter. Wo er sich sonst an physischen und psychischen Traumen gelabt hätte wurde er nun dadurch selbst erschüttert. Stumm nahm das Viech hin wie sie die Herrin welche er eigentlich zu beschützen hatte entblössten und dabei spürte er genau wie sehr sie es genossen sie so zu demütigen. Diese Hure wie sie sie sahen, diese Hure die sich auf einen Dämonen eingelassen hatte! Asmodi knurrte innerlich. Er hätte gebissen, geflucht, gedroht. Alles hätte er getan um die Ehre seiner Herrin zu verteidigen – nur er durfte diese martern. Er spürte die Demütigung in jeder einzelnen Berührung des Arztes, nicht weil er seine Arbeit tat – nein – sondern weil die anderen ihm dabei zugafften. Er… verstand Mallahlall.
<i> Er packte alles ins Chaos. Wurde nur noch verstörter, noch irritierter. Wo er sich sonst an physischen und psychischen Trauman gelabt hätte wurde er nun dadurch selbst erschüttert.</i> Vernichtende Worte. Doch waren sie wahr? Konnte man einen Dämon existieren ohne mit ihm in Kontakt treten zu müssen? Denn dies war klar… solange die Kräuter da waren konnte diese ASmodi unmöglich Er war gefangen in dem Körper doch vielleicht durch diese Abschottung auf Geschützt? Eine unsichere Theorie, schliesslich erreichte ihn Schmerz und Spott genau so. Der Exorzist suchte etwas in den starren Augen… doch fand er nichts. Er mochte Asmodis Präsenz deutlich spüren und doch war er so unerreichbar weit weg. Ein seltsames Paradoxum. Doch damit musste er nun Arbeiten. Ein Schrecken fuhr dem Dämon durch Mark und Bein als man Zanraia ergriff die sich eben noch für ihn hatte einsetzen wollen. Die innere Anspannung stieg beinahe ins Unermessliche. Mallahall wurde gar überflutet von einer Welle der Angst, so viel verspürte der Dämon dass sie die ganze Existenz ausfüllte. <b>“ZANRAIA!!!!“</b> Neben all den durch die Kräuter verstückelten Gedanken kam dieser eine Name glas klar zum ausdruck. Mallahall würde lernen was Liebe für den Dämon hiess. Wie sehr er darunter litt, gerade jetzt wo er ihr nicht beistehen konnte, ihr nicht helfen konnten, sie nicht beschützen! Wie sehr er sich dafür selbst hasste und beutelte und zerschlug. Wie sehr sich dieses Haraxwesen quälte für diese Unzulänglichkeit und dabei ging es äusserst brutal mit sich selbst um.

Wäre es ihm besser gegangen und er ausgeglichener gewesen wäre hätte er wohl so manch dummen Spruch darüber gemacht, dass die Exorzierung eines Dämons mit einem eigentlichen Strip begann. Doch dazu war ihm im Moment gar nicht zu mute, die Entleibung war eigentlich seine geringere Sorge als jene die er um Zanraia hegte. Jeden ihre Schreie schnitt tief in sein selbst. Der Paladin trat näher. Bald würde es beginnen. Doch was? Was würde dabei herauskommen?

Aurelius kriegte ebenso wenig von den Schreien wie von den anderen Geschehnissen mit. Er hörte Zanraia nicht einmal war er schliesslich auf beiden Ohren beinahe komplett taub. Jeglicher Punkt war aus seiner Umgebung verschwunden. Doch gaben sie ihm so Blick auf eine Gestalt frei die er sofort erkannte. Gevatter Tod. Er wusste, dass diese Gestalt die er so klar sehen konnte wie ein Adler der Tod war. Doch er wusste nicht was dieser Bedeutete. Aurelius starrte ihn an. Blinzelte und streckte seine Hand nach ihm aus. Ohne ihn erreichen zu können. Neugierig schien sein Blick zu sein. Hier in dem Greis war wohl das wahre selbst des einstigen Medicus freigelegt. Eine liebe, freundliche und neugierige Seele. Irgendwie zufrieden mit sich, trotz Schmerzen. Es war wahr, denn Aurelius verhielt sich äussert ruhig. Er hatte ein sehr ausgeprägtes Urvertrauen in das Gute, vielleicht gar stärker als Mallahalls? Bisher hatte dies nie so gewirkt doch nun… hatte er deshalb den Dämon so gut in Schach halten können? War es nicht auch seine Leistung dass dieses Viech überhaupt so weit hatte getrieben werden können zu lernen? So lag er friedlich da und betrachtete sich den Gevatter, bis der Druide an ihn herantrat und die leicht brennende Paste auf seinen Rücken schmierte. Er zuckte dabei zusammen. Versuche sich verwundert, erfolglos umzudrehen und ahnte dabei nicht was ihm wohl bevorstehen mochte. Noch welch Leid gerade geschah. Er ahnte nicht einmal… dass Castus alleine war.

Dies war hingegen Asmodi… schmerzlich bewusst.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. September 2008, 10:05

Mallahall war ganz die Heilerin. Sie verdrängte alle Gedanken und Bedürfnisse, die ihr selbst galten und konzentrierte sich auf jene, die Hilfe brauchten. Von außen konnte sie es derzeit nicht erwarten, Hilfe zu bekommen. Ja, da war zwar der Druide, der ihren Körper mit der Kräutermasse einschmierte, aber Asmodi half das nicht. Im Gegenteil, es behinderte ihn. Die Dämonenjäger hatten Zanraia als seine Geliebte enttarnt und einfach nach draußen geschleift, zusammen mit Etelin, den man auch gleich fortführte – und Hochverräter schimpfte.
Nur ein Mitglied der Dämonenjäger, der dunkle Paladin, war ihnen geblieben. Er sollte Asmodi exorzieren, auch keine große Hilfe, denn dann würde Mallahall ihr Leben lassen müssen.

Zunächst aber konzentrierte sich die Heilerin voll und ganz auf Asmodi. Ihm ging es nicht gut, das spürte sie. Er war wütend und ettäuscht, weil man ihn – einen Dämon des Harax – einfach so hintergangen hatte. Er war zu Kompromissen bereit gewesen und nun würde man seine Kooperation gegen ihn einsetzen, so fürchtete er. Zugleich konnte er sich dagegen nicht wehren, denn die Kräuter blockierten ihn wie ein Keil eine Tür. Mallahall fühlte seine Unruhe mit jeder Faser, spürte, wie sich Asmodi ins Chaos verkroch und beinahe hilfesuchend an die Finsternis klammerte, die man ihm gegeben hatte. Plötzlich war mehr Verständnis für seine selbstzerstörerische Art da, als jemals zuvor. Mallahalls Geist legte sich wie ein Schutz um ihn, mütterlich sorgte sie sich und wollte ihm seine Unruhe nehmen. <b>Asmodi</b>, sagte sie seinen Namen und wollte im Grund noch viel mehr von sich geben. Sie wollte ihm Mut machen, Zuversicht aussprechen und ihn vor allem von seinem Chaos befreien, ihm seine Unruhe nehmen. Doch die Lichtmagierin sagte sonst nichts weiter. Sie hatte all das, was sie Asmodi geben wollte, in dessen Namen gelegt und konnte nur hoffen, dass er ihr jetzt endlich einmal zuhörte.

Aber alles Zureden nützte nichts, wenn man mitansehen und -hören musste, wie die einzige Liebe, die man hatte, einfach kaltblütig davongebracht wurde. In Mallahalls Kopf klingelte es, so laut stieß der Dämon im Inneren seinen Klageschrei aus. Zanraias Name hallte durch jede Ader, brachte das Blut in Wallung, so dass sich erneut Bahnen aus der Wunde an der Ferse ergossen.
Dies bekam auch der Druide mit, welcher soeben die Kerzen für die Exorzierung aufstellte. Er unterbrach seine Arbeit, holte Verbände und Zweige zum Schienen und behandelte den Fuß. Er würde schon wieder heilen und zusammenwachsen, wenn Mallahall ihn schonte. Doch wie sollte sie das tun können, wenn in ihr doch der Dämon tobte?
<b>Asmodi, beruhige dich.</b> Sie ergriff seine Präsenz liebevoll und fürsorglich, unterdrückte aufsteigende Angstimpulse, denn im Augenblick hielt sie ihren dämonischen Freund für unberechenbar. Irgendwo war es doch gut, dass die Kräuter ihn beschränkten. So konnte er weder sich noch anderen etwas antun. Und Etelin kam ja mit Zanraia mit. Er würde sie beschützen, da hatte Mallahall keinerlei Zweifel. Und Castus?
Sie spürte, wie besorgt Asmodi um seinen Erben war. Der kleine Säugling lag nun allein auf der Bank des Druiden, in seine Decken gepackt. Ein winziges Bündel, aus dem nur ein Ärmchen und die knuffige Stupsnase hervorlugten. Aber Castus blieb ruhig, er schlief tief und fest – im Moment.

Unterdessen hatte Jisantin Roj seine Behandlung an Mallahall beendet und war zu dem alten Aurelius gegangen. Dessen Rücken bedeckte nun ebenfalls die grünlich-stückige Kräutermasse. Es brannte leicht, aber das musste es, um wirken zu können. "Ich möchte den Alten nicht unnötig bewegen", gab Jisantin zu und betrachtete sich das dürre Gerippe vor sich. Die Haut spannte sich so stark über die Knochen, dass man meinen konnte, sie zerriss bei jeder größeren Bewegung sofort.
"Bringt ihn hierher, Druide. Ich brauche diesen alten Mann."
"Aber wozu, werter Jägersmann? Für Exorzierungen wurden nie zuvor ehemalige ... Besessene des Wesens benötigt."
"Das ist meine Sache. Seid Ihr der Dämonenjäger oder ich?" In die Stimme des Paladins legte sich ein finsterer Unterton, der keine Widerrede mehr duldete. Er klang fast wie Mallahall, wenn sie einen schwierigen Patienten behandelte, nur dass sie dabei lange nicht so böse erschien wie jetzt Esiah Arcain.

Der dunkle Paladin streifte sich die schwarze Robe über und stellte die letzte Kerze auf. Er nahm einen glimmenden Spahn aus dem Feuer im Kamin und entzündete die kleinen Kerzen, bis jede einzelne ein schummriges Licht verbreitete. Dann zog sich Esiah die Stiefel aus. Er holte ein kleines Kästchen aus seiner Ausrüstung, in dem sich Kreide befand. Um Mallahalls Körper herum zeichnete er ein Hexagramm, dessen Spitzen jeweils in einer der Kerzen endeten. Anschließend legte er sein Schwert außerhalb des Hexagramms auf den Boden.
"Druide, bringt mir den alten Mann." Esiah ließ sich nicht länger aufhalten. Er beschaffte sich eine Schüssel Wasser, kniete mit dieser nieder und bespritzte Mallahall mit einigen Tropfen. "Klares Wasser für einen klaren Geist. Ich befreie dich, unschuldige Seele. Erfahre Hilfe von außen, erlange Erlösung, besessenes gemartertes Wesen." Ein heiliges Symbol, das für die Einheit aller Götter – Faldor inbegriffen – galt, zeichnete der Exorzist in die Luft. Unsichtbar und dennoch wie ein Mahnmal ragte es über Asmodi und Mallahall.

Und dann erhob Esiah Arcain seine Stimme, sprach auf haraxisch und mit tiefer Ernsthaftigkeit: <span style="color:663B6C;">"Dämon, der du in diesem Körper haust. Parasit und nichtcelcianisch Geborener. Asmodi. Wir beide wissen, dass du nicht hier sein solltest, nicht im Körper dieser Frau. Komm heraus, stelle dich mir, hier und jetzt. Komm heraus, wenn du kein Feigling bist, und zeige dich mir als der Vertreter des Harax, der du bist. Zeige dich, Dämon. Asmodi!"</span>
Mit dem Ausspruch seines Namens ging ein Ruck durch den Dämon. Er hing wie ein Fisch am Angelhaken, von dem er sich den Wurm stibitzen wollte. Jemand zerrte an der Schnur, um ihn aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen und dieser Angler – Esiah Arcain – war stark.
"Der Greis, Druide!", keifte er Jisantin Roj an und jener Mann hatte nun keine Zweifel mehr, dass Aurelius hier wirklich gebraucht wurde. Vorsichtig hob er den Alten aus dem Bett – er war fast leicht wie eine Feder – und trug ihn langsam auf das Hexagramm zu, welches soeben in schwarzgraue Rauchsäulen getaucht da lag.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Freitag 26. September 2008, 18:14

Chaos. Nichts als Chaos tobte in Asmodis Geist und Angst, es war beinahe unglaublich wie viel Angst dieses Viech eigentlich hatte. So kühl er sich nach aussen doch auch gab, so dämonisch Eben, so war er dennoch nicht von dieser stärksten und ältesten aller Emotionen gefeit. Ja selbst Dämonen waren ja irgendwo Lebewesen. Sie hielten sich bewusst nicht an gewisse Gesetze der Natur und Regeln, doch manchen waren sie nun mal dennoch unterworfen. Die Fähigkeit Angst zu empfinden gehörte mit Sicherheit dazu.

Unangenehm breitete sich der Geruch der Kräuter weiter aus. Seine Sinne waren benebelt. Der Jäger der langsam damit begann sich für die Exorzierung vorzubereiten war für Asmodi weit, sehr weit entfernt. Es war als wäre er viel tiefer in Malls Kérper gesunken an einen Ort an dem er kaum zu erreichen war, noch schwerer vermutlich als seine Unschuld. Doch die Lichtmaga war dennoch bei ihm. Sie wollte helfen. Wie immer, dies war die alte Mallahall – mit einem belasteten befleckten Gewissen dies stand wohl fest, dennoch hatte ihre Seele das dämonische Martyrium überlebt. Doch wie lange durfte diese auch noch auf Celcia weilen? Würde die Austreibung Asmodis ihren Tod bedeuten oder würden die Kräuter auf ihrer Haut sie davor bewahren? Der Gevatter wartete doch dies sah nur der Alte… und der konnte ja doch nichts tun.

Der Dämon fühlte sich so unendlich klein. Er war entmündigt, entmachtet und verspottet worden. Ein herber Rückschlag. Doch nun versuchte man ihn wieder zu entmenschlichen indem man ihm seine Liebe raubte. Was wenn es ihnen gelingen würde die Bindung zu Zanraia zu vernichten? Was würde dann mit dem Dämon geschehen? Es lag nahe zu befürchten dass durch diesen Verlust seiner einzigen Liebe… wohl auch die Fähigkeit dazu sie überhaupt zu empfinden rasch in wüsten Hass umschlagen konnte. Was würden die Jäger nur erzeugen wenn sie einem Viech dass ohnehin schon seine Macht aus Finsternis bezog… noch mehr Hass einimpfen. Vermutlich würde Asmodi mächtiger werden denn je… und zornig. Zornig auf alles und jeden der sich Mensch schimpfte.

Mallahall versuchte ihn zu erreichen indem sie ihn bei seinem Namen nannte. Doch ihr Wort, dieses eine so bedeutungsvolle Wort, drang nur sehr schwer in seinen Geist. Dennoch erschien es so als klammerte sich der Dämon nicht nur an seine Finsternis, sondern auch an seine Herrin. Sie konnte sein Wegweiser sein und seine Steuerfrau. Sie gab die Route vor… er hatte sie nur zu befolgen.

Doch im Moment prallte selbst die Maga angesichts seiner gewaltigen Sorge einfach an seinem Geist ab. Die Unruhe trieb ihn zur Hatz. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, der Blutdruck stieg so rapide an dass die Wunde an der Ferse aufbrach und in wüsten Spritzern zu bluten begann. Mallahall gemahnte – nein bat ihn zur Ruhe. Doch dies gelang ihm nicht.

Zuviel reihte sich gerade aneinander. Er war dem Dämonenjäger schutzlos ausgeliefert. Seine Geliebte war unter dem Verdacht mit einem Dämonen unter einem Bund zu stehen fortgeführt worden und dies von den radikalsten Haraxwesenverfolger die es vermutlich überhaupt auf Celcia gab und sein einziger Erbe lag allein und Ungeschützt mit seinen verräterischen blauen Haaren auf der Bank. Alles drohte ein tragisches Ende zu nehmen und nichts wies darauf hin dass es sich doch zum guten wenden konnte. Einzig und allein Esiahs Handlung würde die nahe Zukunft der jungen und so unglücklichen Familie entscheidend beeinflussen. Doch niemand wusste genau aus welchen Motiven er handelte und welchen Entschluss er schliesslich gefasst hatte… noch war bekannt welche Worte Venen an ihn gerichtet hatte, dort in der Kammer. Asmodi hasste es abhängig zu sein. Es zerriss ihn beinahe.

Und in all diesem Chaos erschien es beinahe unmöglich dass es dennoch frieden geben konnte… doch Castus und sein Vater Aurelius bewiesen das Gegenteil. Sie beide lagen ruhig da, scheinbar zufrieden mit dem was sie hatten. Der eine Schlief. Der andere versuchte neugierig eine Welt zu erkunden die ihm niemals verständlich sein würde.

Dann schritt der Paladin zu seinem Werk. Es war nicht seine erste Dämonenaustreibung, dies merkte man schnell in der Sicherheit wie er sich einrichtete und der Ruhe wie er seine Worte sprach. Verinnerlichte Sätze. Nichts neues, unbekanntes.

Asmodi war überhaupt nicht bereit dazu – nun welcher Dämon war dies schon? Glaubte der Paladin noch an die Existenz von Mallahalls Seele und der Gefahr in welche sie geraten würde, falls die Austreibung gelänge? Wäre sie vielleicht in der Lage ihre Selbstheilungskräfte zu bündeln um sich über Wasser zu halten damit sie mit der Unterstützung des Druiden überlebte? Oder hatte der Jäger gar die aberwitzige Idee… Asmodi könnte heilen sobald er aus dem Körper gebannt war.

Da bespritzte der Jäger ihn mit dem Wasser. Am liebsten hätte der Dämon laut aufgefaucht. Sie und die Götter standen sich nicht wirklich gerade Nahe. Selbst Faldor wendete sich ihnen ab, denn die Dàmonen hatten sich nie ihrem Willen unterworfen. Dafür waren sie viel zu Narzisstisch.

Die Exorzierung begann und Asmodi wurde plötzlich direkt angesprochen. Er spürte wie er in den Bann des Paladins gezogen wurde. Unwillig versuchte er sich vergeblich zu wehren. Auch wenn Asmodi vielleicht selbst gar zurück zu Aurelius wollte widersetzte er sich dennoch der Austreibung. Warum dieser widerspruch? Weil es hier um Macht ging. Es entsprach nicht der Natur eines Dämons sich von einem Menschen unterwerfen zu lassen und genau dies war ein Akt der Unterwerfung indem ihm befohlen wurde den Körper gegen seinen Willen zu verlassen. Doch seine Gegenwehr hielt sich ziemlich in Grenzen solange die Kräuter noch da waren.


Aurelius hingegen lag friedlich da und machte Faxen für Gevatter Tod. Er schien sich zu amüsieren. Er mochte die Gestalt – vermutlich weil sich sein Körper schon lange nach ihm sehnte, so wie er im Moment war. Plötzlich aber wurde er sachte gepackt und angehoben. Der Alte heulte herzzerreissend auf und versuchte zu zappeln – ohne wirklichen erfolg. Der Druide tat ihm weh, denn sein Rücken spannte sich als er sich im Griff des Mannes beinahe durchbog. Zumal es ohnehin Schmerzen verursachte dort an den offenen Stellen berührt zu werden. Verständnislos und Hilflos starrte er dem Gevatter nach bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Man legte ihn zu dem Hexagramm. Er drehte seinen Kopf zur Seite – nicht zu jener Asmodis sondern zur anderen. Er sah die Scheide des Schwertes vor dem Hexagramm. Es dauerte einen Moment bis er sich soweit beruhigt hatte – und die Aktion vorhin vergessen – bis er friedlich wieder anfing seine Hand nach diesem Ding auszustrecken. Während direkt neben ihm ein Kampf um Existenz und Vernichtung, sowie Leben und Tod ausgefochten wurde.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. September 2008, 10:33

Die Angst, welche tief verwurzelt in Asmodi steckte, überraschte Mallahall. Nie zuvor sah sie sich mit solcher Furcht seinerseits konfrontiert, ja, sie hatte bislang geglaubt, dass nichts und niemand Asmodi wahrlich Angst einjagen konnte. Und jetzt gab es davon so viel, dass er darin hätte baden können.
Mallahall empfand tiefes Mitleid für ihn. Er versteckte seine Furcht immer, war schlussendlich ganz allein mit ihr. Er tat ihr Leid. Seit er sich ihren Körper als Wirt ausgesucht hatte, war er nicht mehr er selbst gewesen. So viel hatte Asmodi durchmachen müssen und dabei dachte Mallahall nicht eine Sekunde lang an seine absolut finsteren Pläne wie beispielsweise die Zerstörung des Namudu-Dorfes. Sie dachte an ihn, wie einsam er war und um wieviel seine eigene Hatz hatte steigen müssen, um seine Gefühle zu unterdrücken.
Im Chaos zu leben war nicht leicht und Mallahall, deren Seele nun befleckt war, konnte ein Lied davon singen. Sie dachte vorerst nicht an ihre eigene Finsternis, an die Zerstörung ihrer Reinheit, sondern schob jene Gewissensbisse in eine dunkle Ecke. Sie würde sich mit ihnen befassen, wenn die Zeit es zuließ. Falls sie es zuließ, denn die Lichtmaga bekam mit, dass man die Exorzierung vorbereitete und sobald Asmodi sie verließ, würde sie sterben. Ihre Seele bereitete sich mental auf dieses Ereignis vor und sie beruhigte sich damit, dass sie ihr Leben geben würde, um Asmodis und Aurelius' zu retten. Diese konnten dann mit Zanraia und Castus eine neue Chance bekommen.
<b>Zanraia.</b> Sanft strich sie dem Dämon über sein Selbst. <b>Wenn du exorziert worden bist und Aurelius geholfen hast, zu erstarken, dann musst du nach Zanraia suchen. Lass sie nicht im Stich, sie kann dir die Ängste nehmen, die du hast.</b> Ob er ihr zu hörte?

Womöglich achtete Asmodi die ganze Zeit über nur auf den dunklen Paladin, der jetzt am Rand des Hexagrammes stand und darauf wartete, dass Jisantin Roj den Greis zu ihm herüber brächte. Der Druide trug den alten Mann, fühlte, wie ein dünnes Rinnsal seinen Arm berührte. Der Rücken des Alten war zu wund, um ihm diese Last lange aufzubürden. Er brachte ihn schnell an den sechszackigen Kreidestern und legte ihn dort ab. Wieder lagerte er Aurelius so auf die Seite, dass sein Rücken möglichst wenig belastet wurde. Er untersuchte die kritischen Stellen und tatsächlich war nahe der Rippen die Haut stark abgescheuert. Blutig schimmerte es und Jisantin konnte bis auf den Knochen sehen. "Ich muss ihn verbinden", gab er dem Paladin bekannt.
"Noch nicht", antwortete jener. Er schob den Druiden zur Seite, gemahnte ihm, nicht zu nahe zu kommen. Dann überschritt er die ritualgegebene Grenze. Eigentlich hätte Venen Ranáum die Austreibung vornehmen sollen. Er war der Ritualmagier, er müsste die Prozedur besser beherrschen. Doch dem war nicht so. Zwar wusste der Anführer der Dämonenjäger um die Methoden einer Exorzierung, aber stets war es Esiah Arcain gewesen, der sie durchführte. Er besaß das Schwert, falls es zu Problemen kam. Er könnte sich wehrende Dämonen niederstrecken, wenn es nötig wäre.

Eben jene Waffe weckte nun das Interesse des alten Mannes. Aurelius streckte die Hand danach aus, vermutlich zog ihn erneut das Glitzern der Klinge im Schein der Kerzen an. Es schimmerte so nah und als sich seine Finger auf das Metall legten, spürte er wohl nicht nur die Kälte, die davon ausging.
<i>Du solltest mich nicht berühren, Menschling. Ich kann sehr wütend werden und mich in deine Eingeweide stoßen</i>, warnte Wut, die Geisterseele des Orks. Viele Seelen steckten derzeit in Körpern oder Gegenständen, in die sie eigentlich nicht hinein gehörten. Eine von ihnen – wobei böse Zungen behaupten mochten, dass Dämonen keine Seele besaßen – sollte jetzt ausgetrieben werden.
Esiah rief bereits nach Asmodi, benutzte bewusst seinen Namen, um ihn enger an sich zu binden und ihn zu erreichen.

Esiah spürte, dass sich der Dämon sträubte. Viele taten dies und selten kam es vor, dass es einfach würde. <span style="color:663B6C;">"Wehre dich nicht länger. Es ist sinnlos, ich bekomme meinen Willen. Asmodi. Irgendwann werden die Essenzen der Kräuter tiefer in den Körper eindringen und dich noch mehr schwächen. Dann muss ich dich nur noch herauspicken, um dich zu bekommen. Besser ist es, du gibst gleich auf und sparst deine Kräfte ... du wirst sie brauchen."</span>
Der Paladin warf einen Blick zu Aurelius, entdeckte, dass dieser gerade engere "Freundschaft" mit seiner Klinge schloss. Aber darum ging es ihm nicht. Er betrachtete die Stelle seines altersgepeinigten Körpers, an dem die Wunde aufgerissen war. Dieser Mann war doch eher zum Tode verurteilt als die Frau Mallahall. Und was hatte Venen ihm gesagt? Eigentlich müsste der Dämon im Körper jenes Medicus' stecken!
Esiah griff nach Mallahalls verbrannter Hand. Die kohlige Haut knisterte, als er die Hand auf Aurelius' Wunde legte. <span style="color:663B6C;">"Weiche aus dieser Frau! Weiche! GEH HINFORT!"</span>

Castus erwachte. Nun war es vorbei mit der unschuldigen Ruhe eines so jungen Lebens. Er lag doch ganz allein dort hinten auf der Bank. Keine Wärme eines anderen Körpers, keine Nähe. Keinen Vater und keine Mutter mehr, nicht einmal Etelin.
Der Säugling begann zu wimmern, er zappelte, streckte die winzigen Ärmchen mit den noch winzigeren Fingern nach vorn und in die Höhe. Seine Welt war der des alten Vaters nicht unähnlich. Castus mocht mehr als Flecken sehen, aber auch er war vollkommen auf sich gestellt, ohne Erwartung auf Hilfe.
Tränchen rollten aus den dämonenblauen Augen und nur der Tod schaute in die Richtung des Kindes. Um ihn konnte er sich nicht kümmern, ihn würde er nicht mit sich nehmen.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Samstag 27. September 2008, 14:09

Die Existenz des Dämons war unruhig und bedrückt. Er war in eine Situation geraten in der er nur verlieren konnte. Zanraia vermutlich der man da draussen womöglich furchtbare Schrecken antat! Etelin der wegen Hochverrates wohl kaum den Magierrat überleben würde! Mallahall welche einer grossen Wahrscheinlichkeit unterlag zu sterben wenn er von ihr weichen würde. Castus, der stets in der Gefahr lebte als Dämonensprössling entlarvt zu werden – welch unglück ihm dann wohl bevorstehen würde. Seinem Sohn. Asmodi keuchte. Und er selbst? Würde zum Hund dieser Jäger gemacht werden, den sie treten konnten und zu dem missbrauchen wonach immer es sie gelüstete. Was war mit Aurelius? Würde er tatsächlich wieder er selbst werden wenn der Dämon in ihm hauste. Konnte Asmodi tatsächlich dessen Verstand reaktivieren und seine Haut wieder jung werden lassen oder würde der Greisenkörper das Gefängnis für den Dämon bilden?

Es gab hier nichts zu gewinnen… nur alles zu verlieren. Asmodi hatte auf eine einzige Münze gesetzt und die hiess Esiah Alcrain. Doch immer mehr befürchtete der Dämon dass er sich verzockt hatte. Falsch gesetzt und nun würden er uns seine… seine…. Freunde… bitter dafür bezahlen müssen, mit allem was sie hatten. Verzweiflung machte sich in ihm breit und die Gewissheit dass er vermutlich nicht gleich vernichtet – sondern noch über Jahre oder gar Jahrzehnte verspottet und benutzt werden würde behagte ihm gar nicht. Er wollte nicht so enden! Sein Schicksal war es doch Celcia zu erobern, als erstes haraxisches Wesen eine neue Herrscherfamilie zu gründen! Nicht so kläglich zu sterben!

Mallahall umgarnte ihn. Streichelte ihn. Gab ihm zärtlichkeiten die er doch so schlecht ertrug. Weil er wusste warum sie dies tat. Weil er wusste dass sie davon ausging dass sie sterben würde, und vermutlich lag sie dabei nicht einmal falsch. Er knurrte sie an. Mehr konnte er nicht sagen. Doch sein Zorn verriet etwas. Er forderte Mallahall auf… zur Hatz. Der Dämon war ein Wesen welches niemals den Gesetzen und dem Wahrscheinlichen gehorchen wollte. Er hatte sich gesträubt. Im Grunde war selbst die Fähigkeit Liebe zu empfinden ein massiver Regelbruch gewesen. Mallahall, so hoffte er, sollte von dieser Verhaltensweise gelernt haben zu kämpfen. Wirklich zu kämpfen. Um Aussichtslose Dinge. Und sie sollte dabei siegen lernen! Dies alles hätte er ihr mit auf den Weg geben wollen… doch nun musste er darauf hoffen dass sie es von alleine Verstand. Dass sie wie ein… guter… Dämon zu denken lernte.


Aurelius hingegen fühlte den Schmerz der Situation auf einer rein physischen Ebene. In seinem Verstand war schliesslich nichts mehr was hätte weh tun können. Er keuchte auf und ächzte dass es einem in der Seele leid tun konnte. Es musste einem etwa ein ähnliches Gefühl geben wie wenn man einen lahmen Hund trat. Hilflos lag er da und jeder im Raum musste wohl wissen – ausgenommen Castus natürlich – dass dieses Wesen überhaupt nicht wusste was da gerade vor sich ging. Die milchigen Augen fixierten ängstlich den Punkt des Druiden. Dann aber erregte das blitzen des Schwertes seine Aufmerksamkeit – und damit schien irgendwie auch gleich der Schmerz wieder vergessen zu sein. Er wurde ruhig. Musterte neugierig das funkelnde Etwas. Runzelte seine Stirn und streckte die feingliedrige Hand danach aus. Berührte sie. Sie fühlte sich seltsam an. Kalt und Glatt. Sie sprach gar. Aurelius war sich nicht bewusst dass dies eigentlich seltsam war… und die Worte die er in seinem Geiste hörte, waren für ihn Sinn und Inhaltslos. Er begann die Klinge zu streicheln und zupfte immer wieder daran rum, als wollte er das Glitzern einfangen.

<i> „Wehre dich nicht länger. Es ist sinnlos, ich bekomme meinen Willen. Asmodi.“</i> Ein knurren durchrang seine Kehle. Ein hörbares Knurren für die Aussenwelt. Asmodi wollte nicht hinaus. Nicht jetzt. Nicht solange Mallahall beinahe mit einem Fuss schon auf der Todesinsel stand. Er sträubte sich und verlangte so dem Kreislauf der Maga einiges ab. Er zwang ihr Herz dazu kräftiger zu pumpen. Sich anzustrengen, denn zu würde jeden einzlenen dieser Blutvollen Schläge brauchen wenn sie weiter leben wollte. Vielleicht war die Hatz… gar seine Art von sich aus zu versuchen zu Heilen. Viel mehr jedoch konnte er nicht tun. Er wusste dass der Paladin recht hatte mit dem was er sagte.

<i>“Irgendwann werden die Essenzen der Kräuter tiefer in den Körper eindringen und dich noch mehr schwächen. Dann muss ich dich nur noch herauspicken, um dich zu bekommen. Besser ist es, du gibst gleich auf und sparst deine Kräfte ... du wirst sie brauchen."
</i>

Der Fisch zappelte am Haken. Unwillig an Land gezogen zu werden, doch auch nicht bereit den Wurm loszulassen. Er klammerte sich regelrecht an Mall. <b>Neeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn!!!</b> Brüllte er als der Exorzist ihm befahl zu weichen und er spürte wie an seiner Existenz gerissen wurde. Wie es ihn aus Mallahall hinausschleuderte. Instinktiv suchte er sich einen neuen Wirt. Der doch Alt war. Ein gewaltiges Rucken ging durch ihn. Dann kam nichts mehr.

Selbst das Wimmern seines Sohnes blieb in jenen Sekunden ungehört.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 28. September 2008, 15:38

Das dämonische Knurren drang durch ihren Geist. Es war eine Forderung, die Asmodi an sie stellte. An sie, die ihr Sein gerade aufgab. Sie würde sterben, wusste, dass ihr Körper allein nicht in der Lage wäre, sie am Leben zu erhalten. Dabei war es immer ein sehr einfaches Leben gewesen.
Erinnerungen wallten in Mallahall hoch und vermutlich hatte Asmodi niemals zuvor einen so tiefen Einblick in das Leben der Magierin erhalten. Sie war als Tochter von Eboreus und Gundula de Swanvis geboren, was aus dem zyranischen Melongiar übersetzt nichts Anderes als "von Schwanenweiß" bedeutet. Mallahall benutzte ihren Nachnamen aber nicht gern, er kam ihr ein wenig albern vor. Die meisten zyranischen Beinamen mochten für nichtmagische Celcianer ohnehin belustigend wirken.
Unter den Fittichen ihrer Eltern genoss sie eine fromme und magiegeprägte, disziplinierte Erziehung. Ihre Mutter hatte sie wie einen Augapfel gehütet und versucht, sie vor allen Gefahren zu schützen. Demnach hatte sich Mallahall auch bis zu einem gewissen Grad brav und vorzeiglich entwickelt. Irgendwann trat dann Adelmund Constellano d'Artinell in ihr Leben, um sie in den Künsten der Lichtmagie weiter auszubilden, denn sie war an der Universität von Zyranus mehr als positiv aufgefallen. Unter Adelmunds Lehren blühte Mallahall richtig auf, begann nebenher eine heilmagische Ausbildung und wurde schließlich zu jener gütigen, aufopferungsvollen und dennoch manchmal temperamentvollen Frau, wie Asmodi, Aurelius, Etelin und Zanraia sie kennengelernt hatten. Sie liebte die Freiheit und das Leben, wollte daher unter jeglichen Umständen beides erhalten und kämpfte dafür – auch wenn dies bedeutete, die eigenen Bedürfnisse nach hinten zu stellen oder sich für einen Freund zu opfern. So wie es jetzt geschah, wie sie glaubte.
Aber jenes Grollen, das Asmodi durch den gemeinsam genutzten Körper jagte, ließ sie erschauern. Mallahall hörte nicht das Knurren darin. Sie hörte nicht das Dämonische, das Finstere, sondern nur den Wunsch Asmodis, zu hetzen. Hatz und Kampf. Überlebenskampf.
Es holte sie aus ihrer Agonie. Mallahalls Seele umfing den Dämon von neuem.

<b>Danke. Du kannst gehen. Ich werde kämpfen, damit ich Aurelius, dir, Castus und Zanraia helfen kann. Dazu bin ich doch da.</b> Sanft klangen ihre Worte, aber dahinter verbarg sich neu aufkeimende Entschlossenheit. Mallahall hatte eingesehen, dass sie nicht einfach gehen konnte. Sie musste sich gegen den Tod sträuben. Vielleicht ließ er sich darauf ein, wenn er bemerkte, wie viel Leben es zu retten galt. War der Tod am Leben überhaupt interessiert? Mallahall konnte es nur hoffen. Sie durfte nicht zulassen, was ohne ihr Eingreifen geschehen könnte. Asmodi brauchte Führung, Zanraia Hilfe und Aurelius ... er brauchte sie alle. Er brauchte sein Leben.

Damit hatte Mallahall vollkommen Recht. Aurelius brauchte ein Leben, sein Leben. Denn das jetzige war keines. Er vegetierte unter Schmerzen vor sich hin, ohne Verstand und ohne etwas von dem mitzubekommen, was ihm lange Zeit so wichtig gewesen war. Wäre seine Situation nicht so tragisch, man könnte sein Verhalten als äußerst putzig beschreiben. Er zeigte sich wie ein neugieriges Kleinkind, unschuldig und voller Tatendrang. Dass sein Körper von Schmerz und Alter durchzogen war, sah man seinem Verhalten nicht an. Aufgeweckt erkundete er die Welt, von der er so wenig wahr nahm.
Er wurde sogar von der Orkenseele im Schwert des Paladins kontaktiert, auch wenn er ihr nicht antwortete. Wut betrachtete Aurelius, ihm gefiel nicht, von seinen Fingern betatscht zu werden. Allerdings konnte eine in eine Waffe gebannte Seele hier nicht viel ausrichten. Er musste darauf warten, dass Esiah Arcain ihn aufnahm. Und das würde der Paladin tun, wenn es Exorzismus-Probleme gab. Es gab immer Probleme. Esiah griff immer zu Wut.

Zunächst aber versuchte es der Paladin auf die traditionelle Weise. Er sprach den Dämon an, den er aus dem Körper der Besessenen holen wollte. Esiah suchte am Anfang immer erst das Gespräch, was ihm oftmals von Graille Baun ein spöttisches Schmunzeln eingebracht hatte. Dieser Jäger hätte vermutlich den Leib mit seinen Messern aufgeschnitten, um den Dämon heraus zu holen.
Aber wie er schon aus jahrelanger Erfahrung wusste, würde sich auch Asmodi sträuben, einfach seinen Wirt aufzugeben. Das kehlige Grollen bestätigte es. Esiah musste zu drastischeren Maßnahmen greifen. Er wusste nicht wirklich, vor welchem Gott sich Asmodi fürchtete, vermutete gar, dass es nicht Lysanthor sein konnte, wenn er sich im Körper einer Lichtmagierin befand. Andererseits hatte er das magische Licht Mallahalls für sein Dämonenfeuer benutzt und ... geläutert.
Esiah drehte sich zu Jamillas Ausrüstung herum. Dort holte er einen von einem Lysanthorpriester geweihten Bolzen heraus. "Wasser!", rief er dem Druiden zu, der die Exorzierung die ganze Zeit über beobachtet hatte. Jetzt folgte er und brachte Esiah eine Schale Wasser. Der Paladin tauchte den Bolzen hinein.
<span style="color:663B6C;">"Lysanthor, Herr allen Lichtes, Schutzpatron gegen den Harax und seine Unreinheiten, bitte erhöre mich und segne dieses Wasser mit den Kräften, die du bereits in jenen Bolzen gelegt hast. Hilf, Gerechtigkeit verüben zu können."</span> Es waren priesterliche Worte, die jeder lernte, der eine Karriere als Dämonenbekämpfer einschlug, aber solche Jäger sprachen sie stets auf haraxisch aus. Dies hatte einen ganz besonderen Grund: die Dämonen zu erzürnen und zu provozieren, denn man nutzte ihre unheilige Sprache für heilige Floskeln. Die meisten brachte es dermaßen in Rage, dass sie unvorsichtig wurden und somit einfacher ausgetrieben werden konnten. Alle anderen ...

Esiah tauchte nun seine Finger in das lauwarme Wasser, welches nun scheinbar von Lysanthor geweiht war. Ob dies wirklich der Fall war, würde sich zeigen. Allein der Glaube oder die Einbildung daran konnte Berge versetzen.
Er zog die Finger heraus und spritzte kleine Tröpfchen auf den Körper Mallahalls. <span style="color:663B6C;">"Komm heraus, Asmodi! Weiche aus dieser Frau. Komm heraus!!!"</span>
Nun aber schlug der Paladin eine andere Richtung zu seinen vorherigen Exorzierungen ein. Normalerweise griff er nach seinem Schwert, um den entweichenden Dämon damit in Schach zu halten, bis seine Kameraden ihn hatten vernichten können. Jetzt aber griff er nicht nach <i>Wut</i>, sondern nach Aurelius' dürrer Hand. Er hielt sie vor sich wie einen viel zu kleinen schützenden Schild und erwartete, nun gleich Asmodi leibhaftig vor sich zu sehen.

Im Hintergrund wimmerte Castus lauter. Er fühlte sich allein.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 28. September 2008, 17:47

Noch immer sträubte sich der Dämon. Er wollte nicht ausgetrieben werden. Er wollte nicht die Macht über den Körper verlieren weil er nicht die Macht verlieren wollte. Darum ging es. Um Macht und Unterjochung. Er hatte sich zwar zuvor schon den Jägern unterworfen doch dies – so redete er sich zumindest ein – war nur aus taktischen Gründen geschehen. Nicht wirklich. Nicht so schmerzhaft wahr wie das was ihm jetzt bevorstand. Von einem Menschen gerufen und beschworen zu werden, der angesichts seiner eigenen Hoffnungen und Träume beinahe verging. Dies war doch hämisch! Doch genau dieser Jäger wagte es an ihn heranzutreten und ihn in seiner Sprache zu rufen. Mit heiligen Wörtern. Asmodi fauchte. Es war eine Provokation! Ein Spott. Kein Dämon konnte so etwas auf sich sitzen lassen. Kein Mensch durfte sich das Recht nehmen ihre düstere Sprachen für eine solche Blasphemie zu missbrauchen! Wenn man aber bedachte, dass Asmodi das genau gleiche vor kurzem mit der Wahl von Castus Namen getan hatte konnte man sich fragen warum es ihn denn jetzt wo es jemand anders tat so störte. Nun vielleicht weil der Paladin kein Dämon war. Ihm lag es nicht in der Natur sämtliche Regeln zu brechen. Es war das Motiv der Provokation welches Asmodi in Rage brachte. Was erlaubte sich dieser Schwächling, dieser Narr überhaupt! Die Lust ihn allein dafür zu zerfetzen wuchs in ihm.

<i> <span style="color:663B6C;">" "Lysanthor, Herr allen Lichtes, Schutzpatron gegen den Harax und seine Unreinheiten, bitte erhöre mich und segne dieses Wasser mit den Kräften, die du bereits in jenen Bolzen gelegt hast. Hilf, Gerechtigkeit verüben zu können."</span></i>

Dämonen und Götter haben sich nie wirklich nahe gestanden. Selbst Faldor hatte sich von ihnen abgewandt. Doch Asmodi zählte nicht zu denjenigen die vor einer bestimmten Gottheit wahrlich Angst hatte. Er vertrug keine Kräuter. Dies war sein Schwachpunkt. Die Götter waren ihm egal. Obwohl er Lysanthor genau so wenig liebte wie Florencia oder Phaun. Sie waren für ihn alles nur lächerliche Geschöpfe keiner Beachtung würdig. Nie hatte er gebetet oder sonst etwas religiöses getan. Warum auch? Es war viel leichter und amüsanter den Menschen den Glauben zu nehmen als ihn nur auf eine andere Gottheit zu pressen. Menschen ohne Glauben waren leicht zu manipulieren.

<i> <span style="color:663B6C;">"Komm heraus, Asmodi! Weiche aus dieser Frau. Komm heraus!!!" </span></i>

Er spürte wie es immer mehr an seiner Existenz riss. Wie die Finsternis sich langsam von Mallahall lösen musste. Asmodi krächzte innerlich auf. Klammerte sich an Mallahall. Riss tiefe furchen in ihr selbst. Oh ja… dieser Dämon würde seine Spuren bei ihr hinterlassen – darin bestand kein Zweifel….

… und dann riss die Verbindung zu Mallahall ab. Ein gähnendes Loch entstand in ihr. Schliesslich hatte sie ihren Körper und ihren Geist bis jetzt teilen müssen nun fiel dieses ganze Plötzlich weg. Dies war nicht unerheblich wenn man bedachte mit welchen Empfindungen, Gedanken und Gefühle sie nun überschwemmt wurde als der Körper schlagartig wieder ihr allein Untertan wurde. Der Schmerz kam in einer gewaltigen Intensivierung zu ihr zurück. Asmodis und ihr geteilter Pein, wurde nun nur noch zu ihrem.

Aurelius zuckte zusammen. Ächzte erschrocken auf als seine Hand gepackt und weggerissen wurde. Er klammerte sich mit der anderen an Wut fest, weil er gerade nichts anderes zu Fassen gekriegt hatte. Das Schwert drückte die Haut des Greises auseinander, so scharf war es geschliffen worden. Blut rann über die Klinge. Aurelius Blut. Der Alte begann zu zittern. Blickte panisch umher. Was geschah da mit ihm?

Asmodis Existenz, für einen kurzen Moment komplett aufgehoben qualmte als schwarz – blauer Rauch aus Mallahalls Augen und es war verdammt viel davon. Alles sammelte sich hinter der Bahre. Der Rauch nahm immer grösser Ausmasse aus. Erstreckte sich beinahe bis unter die Hausdecke. Langsam formte sich daraus eine Gestalt. Sie brüllte. Rauchschwaden stiegen auf und erfüllten den Raum mit einer erstickenden und erdrückenden Finsternis. Noch nie hatte irgend jemand Asmodi Leiblich zu Gesicht gekriegt. Vermutlich weil ihn niemand bisher vernichten wollet. Dafür war dies nämlich eine Voraussetzung. Es nützte nichts wenn man den Wirtskörper tötete. Man musste den leiblichen Dämon vernichten mithilfe der Beschwörungsformel. Dies war der Grund warum viele Glückritter die auszogen um Dämonen zu töten – von eben jenem Glück verlassen wurden und nie wiederkehrten.

Hatte sich Zanraia, Mallahall, Aurelius oder Etelin überhaupt jemals darüber Gedanken gemacht wie Asmodi wirklich aussah? Vielleicht dann nachdem sie ihren Vater beschworen hatten? Für wie mächtig hatten sie ihn gehalten? Denn die Grösse die sich da gerade formierte… deutete darauf hin, dass er SEHR mächtig sein musste. Gewaltige Krallen bohrten sich ins Holz des Hauses und verschmorten es bis es nur noch schwarz war. Schweres Gewicht lastete auf den Massiven Füssen die so schwarz waren wie ein Schatten. Die krallen waren so dick und so scharf dass sie vermutlich mit Leichtigkeit einen Menschen zerfetzen oder zerstampfen konnten. Noch immer umwaberte düsterer bläulicher Rauch die Gestalt die immer grösser wurde. Trotz er Masse wirkten aber die einzelnen Glieder eher schmal und verliehen ihm dadurch eine groteske Form. Denn der Torso war von gewaltigen straffen Muskeln durchzogen ähnelte vom Aufbau her jenem eines Menschen doch war er viel massiger und wuchtiger geformt. Ein Geschlecht war nicht wirklich zu erkennen, Dämonen brauchten schliesslich keins, sie pflanzten sich anders Fort als Menschen und Tiere. Doch sein Verhalten und seine Namensgebung wiesen genug darauf hin dass er ein Männchen war.

Der Dämon stand geduckt weil er keinen Platz hatte aufrecht im Haus zu stehen. Er war mindestens über 2 Meter 50 Gross. Was im Grunde klein war für ein Dämon. Gewaltige Pranken mit dünnen aber Messerscharfen Klauen formten sich aus. Die riesige Hand war durchzogen von dick hervorstehenden Venenbahnen die den Körper mit unheiligem schwarzen Blut versorgte. Pure schwarze Energie pulsierte darin. Durch seine Flanken hindurch schimmerte blaues Seelenfeuer. Es schien so als besässe das Viech völlig andere Organe als der Mensch und vermutlich mochte dies auch stimmen. Ähnlich wie bei seinem Vater würde wohl die Berührung des Feuers den gewohnten Effekt erzielen.

An seinen kräftigen Ellenbogen ragte so etwas wie ein Stachel heraus der wie ein verlängerter Knochen wirkte. Vielleicht ein Spott an die üblichen Formen der Natur. Es folgten breite Schultern und dann der Übergang zum Hals des Vieches welcher ähnlich wie bei Fischen mit kiemenartigen Strukturen versehen war. Diese brauchte er um ihn einer Welt wie Celcia überhaupt atmen zu können. Im Harax gab es keine Luft im eigentlichen Sinne. Dort Atmete man andere Dinge. Tod. Leid. Verzweiflung. Der Schädel des Dämons war bizarr geformt. Mit mächtigen Hörnern durchzogen und einem üblen Gebiss welches fleischreissende blanke Zähne vorwies. Eine Haut hatte das Viech nicht wirklich es wirkte eher wie ein Ledermantel. Glatt und kalt. Von mattem schwarz. Die Augen des Dämons leuchteten in kaltem blau und glühten erzürnt. Hoch an seinem Scheitel brannte ein unheiliges ebenso blaues Seelenfeuer wie ein Irokesenschnitt bis zu seinem Nacken hinab. Irgendwie wenn man ihn betrachtete, mochte man glauben dass dieser Kamm mehr brennen müsste. Asmodi war nicht gerade in Besitz all seiner Kräfte. Auch er war müde und geschwächt.

Doch damit war die Gestalt noch nicht fertig geformt. Mächtige Schwingen breiteten sich am Rücken des Dämons aus. Starke Flügel von unheilvoller Konstruktion. Sie wirkten irgendwie verkrüppelt. Vermutlich konnte Asmodi nicht fliegen doch sie liessen seine Gestalt nur noch imposanter werden.

<img src="http://img264.imageshack.us/img264/4229/gothmogrj1.jpg">[

Wer Asmodi kannte wusste, dass er viel mit Schein statt Sein arbeitete. Da stand er also. Der Dämon Asmodi. In seiner reinen Form. Als wäre er direkt aus dem Harax entflohen. Aurelius starrte seinen Seelenbesetzer an. Der Punkt den er fixierte leuchtete fremdartig.

Der Dämon aber fixierte mit seinen düsteren leuchtenden Augen den Exorzisten. Seine Kiemen arbeiteten, ein gewaltiges Grollen ging durch den Raum und liess ihn erzittern. Durch die eigentliche Nase des Viechs welche im Vergleich zum Rest des Körpers relativ klein ausgefallen war wurde bläulicher Dampf weggeschnaubt.

Der Paladin musste sich angesichts dieser Gestalt wohl bewusst geworden sein dass er es sich vermutlich allein schon von der Abstammung her um ein sehr mächtiges Wesen handeln musste. Was Asmodi durchaus hätte sein können – wäre er nicht auf Celcia geholt worden. In ihm schlummerten Massen an ungenutztem dämonischen Potenzial die Vaters Blut ihm brachte.

Asmodi legte seinen riesigen Kopf schief. Der Kreis war beinahe etwas klein gezeichnet für diesen Riesen. <span style="color:663B6C;">“Schweig still elendiger Wurm oder ich zerquetsche dich wie eine Fliege!“</span>

Oh… wie grässlich seine Stimme klang. Ein Grollen und Knurren gleichermassen welches Mark und Bein erschütterte. Noch war er im Bannkreis. Ein Bannkreis war ein Schutz. Aber im Innern gaukelten sie dem Dämon eigentlich ein kleines Harax vor. Jeder Dämon würde ihn durchbrechen wollen um in seiner Form auf Celcia wandeln zu können –ohne Wirt. Zumindest jeder Dämon der vor hatte Celcia zu unterjochen wohl gemerkt. Darum war es ja so unendlich gefährlich wenn unerfahrene Recken Beschwörungsformeln in die Finger kriegten und versuchten einen Dämon zu Eigen zu machen. Denn oft geschah das Umgekehrte und so könnten Welten vernichtet werden. Denn Dämonen gehörten nicht nach Celcia. Das Spiel mit ihnen… war darum umso Riskanter. Den Niemand wusste genau welche Auswirkungen dies haben könnte und ob ein frei entfesselter Dämon überhaupt noch aufzuhalten wäre – besonders einer von Asmodis ausmassen. Dies war vermutlich auch die Angst des Magierrats gewesen was dazu geführt hatte dass sie ihn in Aurelius belassen hatten.

Doch nun mochte der Kampf um die Kontrolle beginnen. Der Dämon schnaubte und knurrte.
<span style="color:663B6C;">“Du hast mich gerufen Wurm! Du erzürnst mich! Wage es nicht mich beherrschen zu wollen! Niemand Beherrscht Asmodi Daeva! Niemand!“</span> Grollte er weiter und brüllte dass es beinahe das Dorf erzittern musste. Erst wollte er den Beschwörer zerfetzen um aus den Bannkreis zu treten – die Möglichkeit erschien ihm plötzlich so verlockend dass er gar für einen Moment aufhörte an Zanraia und Mallahall zu denken.

Er begann zu lachen als er sah wie der Paladin schützend Aurelius Hand vor sich hielt.

<span style="color:663B6C;">“GLAUBST DU EINE HAND SCHÜTZT DICH?!</span> „AHEHEHEHEHEHEHEHHE“ Lachte er spöttisch. Das Feuer in seinen Augen loderte auf.

<span style="color:663B6C;">“Bring mir meine Frau her!“</span> Forderte er barsch. Hob seine gewaltige Pranke und trieb sie in das Dach des Hauses. Er riss die einzelnen Holzplanen heraus und schleuderte sie durchs Haus in Richtung des Druiden und Exorzisten. <span style="color:663B6C;">GEHORCHE WURM!</span> Brüllte er. So laut, dass nun wohl auch die letzte Schlafmütze des Dorfes wach sein musste.

Asmodi sabberte einwenig bei seinem Rumgebrüll. Gleissender Speichel tropfte auf Mallahalls Bauch. Was würde der Beschwörer tun? Dem Dämon entgegen kommen und vielleicht sogar so die Möglichkeit kriegen sich Verstärkung zu rufen. Oder würde er Kämpfen?

Aurelius starrte den riesigen Fuss des Dämons an. Neugierig streckte sich seine feingliedrige Hand danach aus und berührte die harte, ledrige Haut Asmodis. Funken Sprühten. Aurelius riss seine Augen auf. Seltsame Bilder rasten durch seinen Kopf. So schnell dass er sie nicht wirklich wahrnehmen konnte. Bilder die nur nach einem Schrie. Leben.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Sonntag 28. September 2008, 17:48, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. Oktober 2008, 11:46

Normalerweise und gerade unter den gegebenen Umständen wäre es ja furchtbar interessant, der Exorzierung und dem Ausbruch des Dämons aus Mallahalls Körper beizuwohnen. Doch an dieser Stelle soll einmal ein wenig vorgegriffen und aus anderer Perspektive berichtet werden. Denn sicherlich ist es auch nicht uninteressant, zu wissen, was die Dämonenjäger mit Zanraia – Mutter, Nekromantin und Geliebte eines Haraxwesens – vorhatten, ehe das Dach der Druidenhütte gesprengt wurde und ein tosendes Gebrüll das ganze Dorf in Aufregung versetzte.
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"Geliebte eines Dämons?!" Die Jäger waren außer sich. Was sprach diese Frau da, welche sie bis ins Dorf der Waldmenschen begleitet hatte?
Jedenfalls fackelten sie nicht lange. Sofort wurde Zanraia gepackt und zusammen mit Etelin aus der Hütte gezerrt. Den Lich nahm man mit, damit er Antworten bestätigen oder dementieren konnte. Ganz recht, ein Verhör bahnte sich an. Allerdings handelte es sich um eines der besonderen Sorte: ein Dämonenjäger-Verhör.
Aglamar, Herr über die Energiemagie, hielt das Seil, welches sich um Etelins Körper wand wie eine Blitze zuckende Schlange. Hier und da hatten jene Energieladungen bereits die aschfahle Haut des Lichs berührt. Es roch nach leicht verbranntem Fleisch, aber bei weitem nicht so streng als wenn man neben Mallahall gestanden hätte, deren Haut kohlrabenschwarz verbrannt war.
Etelin besaß kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren. Er versuchte es auch nicht, sondern starrte die Dämonenjäger und vor allem Venen Ranáum nur an. "Was ist aus dir geworden? Du hast mich viele Dinge gelehrt, die du jetzt so blind einsetzt. Venen, es ist falsch, diese Frau hat dir nichts getan! Sie ist keine Gefahr."
"Schweig still, Etelin, Sohn einer Hure!", bellte Venen ihn an und damit war das kurze Gespräch zwischen beiden beendet.
Jamilla Ildrej und Graille Baun zogen Zanraia zu einem Holzstumpf vor der Hütte, aus dem eine Handaxt heraus ragte. Hier pflegte der Druide Jisantin Roj sein Holz zu hacken. Viele Scheite türmten sich bereits fein gestapelt unter einem Unterstand, wo man auch weiteres Werkzeug des Druiden finden konnte. Venen riss Zanraia aus den Händen seiner Kumpane und hielt ihren Arm mit so festem Griff, dass die Nekromantin in die Knie sank und schmerzlich ächzte. "Du tust mir weh", gab sie von sich, in der Hoffnung, er würde seinen Griff lockern. Aber ihre Worte hatten nur zur Folge, dass Venen erneut an ihrem Arm zerrte.
Er nickte Jamilla und Graille zu. Diese hatten verstanden. Es war Routine und sie kannten Venen besser als die meisten, weshalb sie genau wussten, was er da jetzt von ihnen verlangte. Sie gingen zum Unterstand und holten die Holzscheite heraus. Es dauerte nicht lange – genauer gesagt eben fast nur so lange, wie in der Hütte Esiah Arcain brauchte, um Asmodi aus Mallahalls Körper zu ziehen – und schon war ein wenn auch kleiner Scheiterhaufen aufgebaut.
Etelin schluckte. "Nein, Venen, das wirst du ihr nicht antun. Sie ..." "Ich sagte dir schon einmal, elender Verräter, dass du den Mund zu halten hast! Aglamar!" Der Energiemagier nickte gehorsam und jagte einen Blitz durch das Seil. Etelin zitterte, brach wie ein alter Mehlsack in sich zusammen und gab erst einmal keinen Ton mehr von sich. Nicht einmal ein Lich wie er konnte die Energien bändigen, die soeben durch seinen Körper getrieben worden waren. Sein Herz geriet langsam aus dem Rhythmus, schlug unregelmäßig. Dieses kostbare Herz, das Asmodi und Zanraia einmal im Dreierverbund geheilt hatten.
Zanraia schrie beinahe auf, als sie ihren kleinen Freund da so liegen sah, aber Venen presste seine prankenartige Hand auf ihren Mund und schob sie zum Scheiterhaufen. Dort wurde sie an einen Pfahl gebunden, der aus dem Gebilde heraus ragte. Zanraia zappelte und wehrte sich, aber es hatte keinen Sinn.
"Anstatt dich zu wehren, wirst du mir jetzt ein paar Fragen beantworten – Dämonenhure!"
Inzwischen hatten sich Menschen wie Elfen gleichermaßen der Hütte genähert und beobachteten schweigend, was da vor sich ging. Jamilla, die durch die Reihen der Schaulustigen lief, drängte sie zurück und gab bekannt, dass hier soeben ein Verhör mit möglicher Hexenverbrennung stattfand. Denn nicht anders bezeichnete man Frauen, die ihre Körper dämonischen Wesenheiten hingaben, um deren Macht zu erhalten: Hexen.

Das Verhör begann damit, dass Graille Baun eine Fackel entzündete und sich nahe am Scheiterhaufen aufbaute.
"Verbrenn mich nicht, du Widerling!", keifte Zanraia ihm entgegen, bekam aber nur ein perverses Funkeln seiner giftigen Augen zurückgegeben. Diesem Dämonenjäger konnte das Verhör wohl nicht schnell genug gehen. Er war krankhaft darauf aus, andere leiden zu sehen. Um Dämonen ging es ihm hierbei in erster Linie gar nicht.
Venen trat an den Scheiterhaufen heran. "Du beantwortest mir nun meine Fragen, Dämonenhure! Andernfalls schätze dich glücklich, vom Feuer geläutert zu werden. Wir retten dir deine verkommene Seele."
"Meine Seele gehört Asmodi und Aurelius ... und Castus", gab Zanraia zurück, wurde dabei aber immer leiser. Ängstlich starrte sie auf die Fackel.
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</i>

Um die Spannung weiter anzutreiben, brechen wir an dieser Stelle ab. Man kann sich ja denken, was Venen Zanraia alles fragen möchte. Ob sie darauf wahrheitsgemäß antwortet, ist für den weiteren Verlauf zunächst nicht wichtig. Kommen wir nun einmal auf den eigentlichen Kernpunkt der Sache zurück.

In der Hütte, mitten in Mallahalls Körper, zerrten die Worte des dunklen Paladins an Asmodi. Er würde Mallahall verlassen müssen, der Angler holte die Schnur mit dem zappelnden Fisch daran ein. Und Mallahall versuchte nicht einmal, ihn davon abzuhalten. Allerdings leuchtete ihre Seele nun mit zurückgewonnenem Mut. Sie würde nicht sterben, sie wollte nicht. Willen spielte oft eine gewichtige Rolle auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod.
Der Gevatter, der noch immer in der Hütte anwesend war wie Luft, die man zum atmen brauchte, beobachtete alles stillschweigend. Gab es heute etwas für ihn zu tun? Oh ja. Er tauchte niemals umsonst auf Celcia auf. Doch wen würde er holen?

<b>Geh! Ich werde überleben</b>, versicherte ihm Mallahall und versuchte, sämtliche Barrieren ihres Körpers für den Paladin zu öffnen, damit er Asmodi aus jenem herausholen konnte. <b>Aurelius wartet auf dich, du musst zu ihm. Geh zu ihm.</b> Es war nicht herrisch ausgesprochen, dennoch befahl sie. Sie wollte sichergehen, dass sich Asmodi an die Notwendigkeit erinnerte, weshalb Mallahall seine Exorzierung überhaupt zuließ. Sie hätte ihn nie und nimmer ohne einen wachsamen Wirt auf Celcia losgelassen, wenn es da nicht jemanden gegeben hätte, der ihn jetzt brauchte. Und was sie da aus dem Augenwinkel am Rande des Bannkreises liegen sah, ließ ihr beinahe das Herz brechen. Aurelius wirkte ... dem Tode so nahe. Auch wenn er sich ausgesprochen munter zeigte, so weckte es in einer Frau wie Mallahall – in einer Heilerin – jegliche Retterinstinkte. Er brauchte so sehr Hilfe! Er bekam vermutlich nicht einmal mit, wie brenzlig die Lage im Augenblick war.
Mallahall wünschte sich, er würde ... plötzlich spürte sie das Loch. So viel innere Schwärze, so viel Leere, die Asmodi zurückließ, kaum dass er aus ihrem Körper gerissen wurde. Plötzlich war da nur noch sie, sie allein. Es fühlte sich mit einem Mal ungewohnt und befremdlich an ... und einsam. Dieses Gefühl erinnerte an ein Kätzchen, das vollkommen hilflos und allein auf einer Bohle mitten im Meer trieb. Und dann kam der Schmerz...

Mallahalls Körper krümmte sich in den Fesseln. Sämtliche Muskeln spannten sich an, ihre Lider zitterten wie ein Luftflimmern an einem heißen Tag. Die Augen darunter verdrehten sich unnatürlich weit, bis schließlich blauschwarzer Rauch aus ihnen stieg. Auf ihrer Stirn pochte eine Vene so dick, dass sie die verbrannte Haut durchbrach und sich Blut – rotes, menschliches Blut – über ihr Gesicht ergoss.
Endlich drückte Mallahall, die wieder die volle Kontrolle über sich selbst hatte, ihren Schmerz auch noch mit ihrer Stimme aus. Sie schrie, schrie so herzzerreißend, dass es selbst der fast taube Aurelius hören musste. Mallahall rang zugleich nach Luft, konnte kaum atmen. Der Schmerz bohrte sich tief in sie hinein, riss Schluchten und fraß sich durch ihr Gewebe. Schweiß brach ihr am ganzen Körper aus und sie zitterte. Es war ein entsetzliches Bild, vor allem wenn man berücksichtigte, dass die Kräutermasse ihr auf ihrem Körper bereits maßgebliche Linderung verschaffte. Wie unerträglich wäre wohl die Pein ohne des Druiden Hilfe geworden?
"AAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHRRRRRRRRRRRR!!!" Ihre Stimme verklang nicht, wurde nur kratziger und heiser. Aber Mallahall kämpfte, ertrug, was nicht mehr zu ertragen war. Wo das Loch durch Asmodis Abwesenheit entstanden war, blieb ein Erinnerungsfetzen, an den sie sich klammerte wie an den letzten Strohhalm. Sie musste überleben und wenn sie das Bewusstsein verlor, würde ihr das nicht gelingen. Mallahall wandte all ihre Willenskraft auf, um einer Ohnmacht entgegen zu wirken.

Esiah Arcain hatte nicht nur seine Stimme erhoben. Eben in jenem Moment, da Mallahalls Körper auf unnatürliche und bizarre Weise zu zucken und sie selbst zu schreien begann, erhob sich der dunkle Paladin halb. Er griff nach seinem Schwert, würde es vielleicht gleich brauchen. Doch halt ... da lag ja noch der Medicus. <i>Ihn</i> brauchte er nun. Esiah ignorierte, dass dessen Hand blutete und er sich beinahe panisch umschaute. Wenn der Greis sich von der scharfen Klinge anziehen ließ, war dies sein Problem. Dafür hatte der Exorzist nun keine Zeit. Rauch stieg auf. Er kannte das Phänomen von anderen Haraxiern. Asmodi erschien gleich.
Esiah zog die Hand des Alten vor seine Brust, hielt sie wie einen Schild vor sich und schaute nach oben. Asmodi war in seiner Erscheinung ein eher kleinerer Dämon. Sicher, es existierten noch viel Kleinere, Winzlinge! Doch Esiah hatte irgendwie mehr erwartet. Dennoch zeigte sich Asmodi als durchaus einschüchternd. Das glühende Seelenfeuer unter seinen Muskeln und der Haut, sowie als züngelnder Kamm auf seinem Haupt ließ den Paladin im ersten Augenbick erstarren.
Und dann begann auch diese Bestie zu brüllen. Verkrüppelt anmutende Flügel, jedenfalls von der Spannweite her viel zu klein, um die Bestie jemals tragen zu können, spreizten sich dennoch. Es roch nach Schwefel, nein es stank danach. Esiah kannte Theorien vom Harax, die besagten, dass jeder Dämon, der daraus entsprang, ein bisschen Schwefelgeruch mitbrachte. Aber das war zu dem Dunst im Augenblick maßlos untertrieben. Die ganze Hütte stank, der Geruch überdeckte sogar jenen der Kräuter.

Asmodi musste sich ducken, denn die Decke der Druidenhütte war niedrig. Außerdem hatte er nicht gerade besonders viel Beinfreiheit. Esiah zeichnete die Bannkreise aus Prinzip recht schmal, denn dann ließen sich die Haraxwesen auf mehr Kompromisse ein, nur um dort hinaus zu kommen.
Doch dieses Mal hatte es eine kleine Änderung gegeben. Der dunkle Paladin befand sich ebenfalls innerhalb des Bannkreises, zusammen mit Mallahall und Aurelius und es gab nur einen Grund zu nennen, warum er dieses Risiko eingegangen war: heilendes Seelenfeuer.
Der Druide, welcher sich vor Schrecken bis an die Wand seiner Hütte zurückgezogen hatte, starrte auf den gewaltigen Dämon. Sein Mund war weit aufgerissen, ebenso die Augen. Er klammerte sich am Holz seiner Behausung fest. Jisantin war kein Jüngling mehr mit seinen 61 Jahren. Er zählte zu jenen Weisen im Dorf, die man bei gewissen Angelegenheiten um Rat fragte. Er hatte die Kräuter und Heilmethoden mit pflanzlichen Mitteln studiert. Aber von Dämonen wusste er nicht viel. Panisch schaute der Druide zu Esiah Arcain, rief ihm lauthals entgegen, um das Toben des Dämons zu übertönen: „Bei Phaun, habt Ihr dieses … Wesen auch unter Kontrolle? Es ist mitten im Dorf! Es wird uns alle umbringen, so tut doch etwas!“
Esiah wandte sich nicht einmal um. „Ruhe!“, war die einzige Antwort, die Jisantin Roj von ihm zu erwarten hatte. Damit konnte der alte Mann wenig anfangen. So blieb ihm nichts Anderes übrig, als diesem Rat zu folgen und sich möglichst ruhig und unauffällig gegen die Hauswand zu pressen. Im Stillen betete er zu den Göttern, dieser Dämon mochte ihn und das Waldmenschendorf verschonen.

Der dunkle Paladin stand vor Asmodi. Er hatte ihn gerufen, hatte ihn aus Mallahalls gepeinigtem Körper gerissen. Die Lichtmagierin schrie nun nicht mehr so laut, aber auch nur, weil ihre Kehle trocken und kratzig, ihre Stimme heiser war. Ihr Schmerz war noch lange nicht verebbt. Ob sie wusste, wen sie da als Parasit in ihrem Leib beherbergt hatte?
Esiah starrte Asmodi an. Mallahall tat dies nicht. Sie kämpfte. Ihre Augen verdrehten sich immer wieder von neuem und unter der grünlichen Masse der zerstampften Kräuter riss ihre brüchige verbrannte Haut auf und bröckelte wie zu lang zubereitetes Fleisch zu Boden. Dies führte zu noch mehr Schmerzensqualen und Mallahall krächzte wieder um Hilfe.
Der Paladin beobachtete ihn als einzigen – nun ja, fast. Es gab noch zwei weitere Augenpaare, die auf Asmodi gerichtet waren.
Esiahs Blick richtete sich auf das Holz. Alles verkohlte und schwelte. Asmodis Seelenfeuer hatte auch bei toter Materie Wirkung? Nun, Feuer blieb irgendwo immer noch Feuer. Es musste heiß unter seiner Haut brennen wie in den faldorischen Höllengefilden. Jene mit einer Seele zerfraß es nicht wie das Holz. Dort war es dafür zuständig, das Wesentliche zu erfassen und zu vernichten. Aber davon wusste der Paladin nicht. Fasziniert schaute er sich den züngelnden Haarkamm an. Dieses Feuer hatte ihn gereinigt. Seine Augen huschten kurz über Mallahall. Es hatte ihn gereinigt, so lange sich Asmodi im Körper der Lichtmagierin aufgehalten hatte. Ihrer arkanen Kräfte konnte er sich jetzt nicht mehr bedienen und Esiah bezweifelte, dass er wirklich von sich aus fähig war, heilerische Macht zu wirken. Dies widerspräche allen Theorien und Aufzeichnungen über den Harax und seine Bewohner.
Der Paladin wollte es auch nicht herausfinden. Er wagte es nicht, Asmodis riesigen Körper zu berühren.

Endlich trafen sich die Blicke von Dämon und Exorzist. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Lediglich aus den zum übrigen Körper relativ kleinen Nasenöffnungen des Dämons stieg bläulicher Dampf hervor. Ob es Luft war, die er atmete?
Esiah entdeckte die Kiemen. Vielleicht besaß Asmodi diese Hybrid-Atemorgane zusätzlich und der Dampf aus seiner Nase zeigte an, wie ein Haraxwesen celcianische Luft in seinen Lungen so umwandelte, dass er auch hier eine Existenz führen und atmen konnte. Dämonen waren so entsetzlich anpassbar. Vermutlich einzige Gemeinsamkeit mit der Menschenrasse.

Dann erhob das markerschütternde Wesen seine Stimme. Sie klang alt, grollend und jene mit schwachen Nerven hätten sicherlich nur aufgrund des Klanges sofort einen Infarkt erlitten. Esiah aber hatte oft genug eben jene Tonlagen gehört. Er besann sich auf die Worte, die Asmodi sprach und nicht etwa auf deren Klang. Fest hielt er die Hand des Greises Aurelius vor sich. Jetzt begann der eigentlich wichtige Teil einer Exorzierung: Die Beherrschung. Es war der schwierigste Part, einfach, weil sich kein Dämon beherrschen lassen wollte. Aber Esiah wäre nicht mehr hier, wenn er sie nicht bisher seinem Willen unterworfen hätte. Doch bei allen seinen Exorzierungen hatte er die übrige Dämonenjägergruppe um sich gewusst. Hier war er allein – seiner Meinung nach war es gut so. Denn hier und heute würde er keinen Dämon vernichten.

<span style="color:663B6C;">“Dich beherrschen, mächtiges Wesen? Nein, du hast Recht. Das werde ich nicht versuchen, aber es ist auch nicht <i>meine</i> Aufgabe, das zu tun.“</span> In jenem Moment schien Asmodi die Hand zu entdecken, denn er lachte spottend. Dabei war es genau jene Hand, auf die Esiah nun zu sprechen kommen wollte. <span style="color:663B6C;">“Die Hand soll mich nicht schützen. Sie ist es, die sich über die legen und dich beherrschen wird. Erkennst du deinen alten Wirt? Jener, der dich wirklich einst beherrscht hatte? ERKENNST DU IHN?“</span>
Esiah riss die Hand des Medicus’ vor, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Auch er brüllte bereits, doch reichte seine Stimme bei weitem nicht an die des Dämons heran. Asmodi wusste ja nicht, dass sich bereits das ganze Waldmenschendorf um die Hütte versammelt hatte und neugierig, aber auch erschreckt schaute. Einige waren da, weil sie sein befremdliches Grollen und Brüllen vernommen hatten. Andere verfolgten gespannt dem Verhör der Dämonenjäger und starrten auf die Fackel in Graille Bauns Hand, die sich soeben dem Holz des Scheiterhaufens näherte. Zanraia war nicht gerade das, was man kooperativ nennen konnte.

<i><span style="color:663B6C;">“Bring mir meine Frau her! GEHORCHE, WURM!“</span></i> Holz splitterte, das Licht des Tages fiel durch das nun offene Dach herein und von draußen höre man erschreckte Schreie der Dorfbewohner. In der Hütte aber warf Asmodi das Holz nach Esiah und Jisantin. Ersterer wich geschickt aus, er hatte nicht umsonst eine Ausbildung im Kampfe erhalten. Der Druide aber, welcher sich ängstlich an die Wand gedrückt hatte, wurde von einem mannshohen Splitter erfasst, der sich direkt durch seine Brust trieb. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit, aufzuschreien. Seine leeren Augen waren starr auf den Dämon gerichtet, ehe sein Kopf schlaff auf die Brust sank, aus der das Holz ragte.
<i>Welch Verschwendung kostbaren Lebens</i>, sagte Tod und schritt zum Körper des Druiden herüber. Er hatte geahnt, dass es für ihn hier Arbeit geben würde. Dämonen mochten ein Unheil für Celcia bedeuten, aber für den Gevatter waren sie einfach nur Lieferanten frühzeitig eingeschickter Seelen. Er urteilte nicht über sie, wie er über niemanden urteilte. Er schwang nur die Sense und machte seine Arbeit.

<span style="color:663B6C;">“Du wirst deine Frau wieder sehen, Dämon. Später. Zunächst musst du in den Körper dieses Mannes hier. Zanraia bat mich darum und ich halte es ebenfalls für richtig. Er war dein Wirt? Dann kehre zu deinem Wirt zurück, Dämon!“</span>

In diesem Moment legte Aurelius seine freie Hand auf den Fuß Asmodis. Seelenfeuer spürte die Präsenz nichtdämonischer Anteile und konzentrierte sich auf genau jene Berührung. Es züngelte zwischen den Muskeln hervor, durch die Haut hindurch und umschlang Aurelius’ Hand wie eine Hure ihren Freier. Welche Bilder mochten dem Alten nun gegebenen werden? Womit würde er konfrontiert? Konnte er sich in seinem Zustand überhaupt etwas davon begreiflich machen?

Die Tür der Hütte wurde aufgebrochen. Venen Ranáum, gefolgt von Aglamar, der Etelin mit sich zerrte, sowie den beiden anderen Jägern, die Zanraia zwischen sich führten stürmten herein. Man hatte die Nekromantin rasch vom Scheiterhaufen geholt, als das Dach durchbrochen worden war. Sie war die Geliebte der Haraxbestie, ein Umstand, den sich noch immer kaum einer begreiflich machen konnte. Sie sprach von Liebe, aufrichtiger Liebe – und sie meinte dieses hässliche Scheusal, das nun alle erblickten?
Zanraia hob den Kopf, starrte das geflügelte Monstrum im Bannkreis an. Ihre azurblauen Augen umspielte ein verliebtes Schimmern. Sie lächelte. Ihr Herz überschlug sich vor Freude, ihn wieder zu sehen. Zanraia war wohl die einzige, die ihn nicht als Bestie sah, denn sie schaute mit dem Herzen und ihr Herz rief: Geliebter. „Mein Asmodi“, hauchte sie verträumt, musterte ihn. „Du bist ja riesig und so schön.“
Hinter ihr schoben sich erste Dorfbewohner ins Haus. Neugier trieb manche Seele an, sich der Gefahr zu stellen. Doch die meisten drehten sich dann schlagartig um und stürmten in die entgegengesetzte Richtung. „Dämon!“, riefen sie und, „rettet euch!“
<span style="color:663B6C;">“Fahre dorthin zurück, wo du herkamst!“</span>, brüllte Esiah Arcain Asmodi entgegen und meinte damit nicht den Harax, sondern Aurelius’ Körper. Er musste jetzt schwer aufpassen, was er sagte, denn seine Kameraden konnten ihn nun hören. Zwar hatte er Venen das Versprechen gegeben, die Bestie zu vernichten, aber was war schon das Wort eines gefallenen, dunklen Paladins wert?

All der Lärm weckte eine kleine, bislang unbeachtete Seele. Zwar hatte sie schon die ganze Zeit über beobachtet, was da in dieser großen, unerforschten Welt vor sich ging, aber sie war ruhig geblieben. Ganz still, wie ein Mäuschen. Sie hatte den Papa gesehen, was beruhigte. Woher Castus wusste, dass der Dämon sein Vater – respektive einer seiner Väter – war, würde sein Geheimnis bleiben. Kinder besaßen ohnehin faszinierende Sensoren, um ihre Eltern zu erkennen, ohne dass man davon ausgehen konnte, dass sie lange darüber nachdachten. Sie wussten es einfach und keine noch so schreckliche Gestalt konnte sie diesbezüglich ängstigen.
Castus gluckste zunächst. Seine dämonenblauen Augen fixierten einen Punkt in Asmodis Gesicht. Er betrachtete dessen Augen, sah tief hinein. Dann jedoch begann er zu weinen. Nicht, weil Asmodi ihm Angst machte, nicht weil es so furchtbar laut war. Nein. Castus weinte, weil er ganz allein auf der Bank lag und sich niemand um ihn kümmerte. Ein Kind, das um Aufmerksamkeit rang.

„Still, mein Söhnchen!“, rief ihm Zanraia beruhigend zu. „Wir sind doch da! Ich stehe hier und deine Papis dort drüben!“ Das hätte sie mal lieber nicht gesagt. Etelins Kopf riss sich schreckhaft nach oben. Er starrte Zanraia an, schmerzlich. Warum nur hatte sie dies gesagt? Der Lich kannte Venen Ranáum und wusste, dass dieser in Bezug auf Dämonen keine Rücksicht auf niemanden nahm. Auch nicht auf Säuglinge.
„Dieses Kind ist seines?!“, brachte er ungläubig hervor, stampfte nach vorn und hob Castus an einem Bein in die Höhe. Er starrte den nun plärrenden Säugling an. Die blauen Haare des Kleinen baumelten in der Luft. „Die Brut hat sich vermehrt!“
Schon wirbelte Venen herum und auf den Bannkreis zu. Esiah hob die Hände, um ihn aufzuhalten, aber da warf der Anführer der Dämonenjäger Castus schon durch die Luft, direkt auf den Dämon zu. „Nimm deine Haraxbrut und sei vernichtet!“, brüllte er ihm entgegen.
Asmodi musste Castus fangen, sonst würde der Sturz den Kleinen umbringen. Wie sehr aber kümmerte einen Dämon ein Kind, auch wenn es die eigene Schöpfung war?
Das Seelenfeuer allerdings schien entzückt. Fast wie ein eigenes Wesen, streckte es die Flammen nach dem fliegenden Kind aus und zuckte gierig nach der jungen Seele.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 1. Oktober 2008, 20:00

Asmodi konnte ja das ausmass des Unglücks welches Zanraia in ihrer unabdingbarer Treue zu ihm zu Tage brachte nicht ahnen. Welch Liebesbeweis sie im Grunde dem Haraxviech entgegenbrachte obwohl selbst ihr verschrobener Geist wusste dass sie mit solchen Worten den Tod geradezu magisch anzog. Läuterndes Feuer sollte es sein. Eine Hexe wollten sie aus ihr machen. Ausgerechnet Zanraia, die vermutlich intensiver und reiner sowie ehrlicher Liebte als irgend eine andere Frau in Celcia.

Im Haus jedoch breitete sich allmählich der Geruch des Harax aus. Asmodi duftete nicht gerade wie ein frisch gebadeter Edelmann, im Grunde duftete er überhaupt nicht sondern stank bestialisch. Immerhin passte dies zu seiner Figur. Die Kiemen des Dämons zogen immer wieder die Luft aus der Umgebung und dies mit solch einer Kraft das man das einsaugen förmlich hören konnte. Dieses Viech lebte und wie es dies tat! Alles an ihm schien in stetiger unruhiger Bewegung zu sein. Die Muskeln spannten sich immer wieder an, die Venen durch welche das Dämonenblut ähnlich des Magmas eines Vulkans zäh floss, drückten sich immer wieder auf und ab und pulsierten in einem grotesken Rhythmus der so gar nicht jenem eines Menschen ähneln wollte. Auch die Augen waren so durchdringend und von solch Energie gspiesen dass man unweigerlich glauben müsste dieses Wesen stände unmittelbar vor einem gewaltigen Ausbruch. Dies war gar nicht so unwahr, denn Asmodi war gereizt und die Intensität der Provokation wurde immer weiter gesteigert.

Sein gewaltiger Kopf neigte sich zur Seite und das ganze Monstrum duckte sich leicht als die kleine Menschin die einst sein Wirt gewesen war aufschrie. Er wusste, dass er Mallahall nicht wirklich helfen konnte obwohl seine Unschuld mit ihrem sterben in Gefahr war. Vielleicht aber, war dies auch die ultimative Möglichkeit sich wieder diesem seltsamen Weg des menschlich werdens – was schliesslich auch Ursache von vielem Leid gewesen war, zu entziehen. In dem er einfach zuliess dass seine Herrin starb. „Grrrrrrhrhrhrh.“ Grollte er und zeigte einem erfahrenen Jäger an, dass er sich in einem Zwiespalt befand und sich nicht richtig Entscheiden konnte. Eine natürliche Schwäche von allen machtgierigen Wesen, sie wollten prinzipiell alles haben! Dabei drohte er doch gerade alles zu verlieren….

Die schreie der Lichtmaga erfüllte den Raum und machte die Stimmung darin noch drückender. Für Asmodi klang ihr leiden wie Musik in seinen Ohren. Leid und Schmerz stärkten ihn und seine Präsenz. Hier an einem so unfriedlichen, entweihten Ort der Heilung fühlte er sich im Grunde wohl. Er grinste breit und stierte den Jäger an. <span style="color:663B6C;">“Versagst du mal wieder Wurm?! Gelingt es dir wieder nicht zu Helfen?! Seelen zu retten?!“</span> Spottete er Arcain entgegen ohne sich wirklich sicher zu sein dass er damit einen Wunden punkt traf. Doch welch antrieb konnte es den sonst geben um solch einer Berufung zu folgen wenn nicht ein grässlicher Schmerz dahinter steckte? Oftmals tippte Asmodi mit einer solchen Behauptung in irgendeiner Weise ins Schwarze… denn jeder Mensch der von sich behauptete keine Freunde zu brauchen, log und war im Grunde einsam und wie kam es zur Einsamkeit? Durch Verletzung. Durch Angst erneut verletzt zu werden und da gab es wiederum auch nur wenig Möglichkeiten. Entweder war dies entstanden durch Kränkung oder Trennung und Verlust. Menschen hielten sich immer für so Komplexe Wesen doch im Grunde waren sie einfacher konstruiert als eine hauslose Schnecke.

Er grollte auf. Packte nach der sich krümmenden Maga und schob sie aus dem Bannkreis. Gebannt war schliesslich nur was der Bannung auch Wert war – und Mallahall war keine Dämonin mehr, höchstens eine befleckte zu rettende Seele. Der Dämon schaffte sich so platz. Er zerstampfte mit seinem riesigen glühend heissen Fuss die blutgetränkte Trage auf welcher sie gelegen hatte. Packte nach einem Holzscheit und schlug damit die Kräuter in seiner unmittelbaren Nähe von sich. Um dieses Biest in jener reinen Form bändigen zu können würde es wohl ganz Pelgar gefüllt mit Kräutern bedürfen um damit irgendwie Herr über ihn zu werden. Doch es schien ohnehin nicht so zu sein dass Arcain auf die Macht der Kräuter zu setzen gedachte.

Der Greis keuchte auf als Esiah nach seiner blutenden Hand packte und daran rumzog. Die Gelenke solch alter Männer sassen nicht mehr gut in den dazugehörenden Pfannen und so passierte es ziemlich schnell dass sie sich auch mal eins ausdrehten oder kugelten. Auch bei der Aktion des Exorzisten knackte und knirschte es seltsam tief in Aurelius Schulter. Sein Gesicht wurde Angst und Schmerzverzerrt. Die neugierigen Augen wandelten sich in panische und versuchten verzweifelt irgendwas zu fixieren. Irgendeinen Halt zu finden. Er weinte und heulte leise verstand nicht warum ihm weh getan werden musste.

<i>„Bei Phaun, habt Ihr dieses … Wesen auch unter Kontrolle? Es ist mitten im Dorf! Es wird uns alle umbringen, so tut doch etwas!“ </i> Die Worte des Mannes amüsierten ihn und Asmodi wäre wohl kein richtiger Dämon gewesen wenn er diese Angst nicht verstärkt hätte.

<span style="color:663B6C;">Narr! Glaubst du es schert diese selbstverliebten Recken auch nur einen deut was mit deinem nichtigen Dörfchen ist?! Aber keine Angst Druide du wirst nicht erleben wie ich deine Enkel mit meinen Hörner schände und deinen Frauen die Brüste ausreisse während ich die Männer an den Ästen der Bäume aufspiesse MUAHEHRHRHRH!“</span> Wenn Asmodi wütend gemacht wurde erschien es wie ein Nebeneffekt zu sein dass der Dämon auf seine ganz eigene bizarre und grässliche Weise zu im Grunde ziemlich Kreativen düsteren Ergüssen neigte. Dabei war es aber vor allem die Art und Weise wie er es aussprach – mit einer solchen Sicherheit, einer solch beinahe unerträglichen Wahrheit in der Stimme als er solche Grässlichkeiten prophezeite, dass man seine Opfer schon beinahe Schreien hören konnte.

Man glaubte einem Dämon so erstaunlich es klingen mochte – seine Worte. Obwohl gerade sie doch Meister von Lug und Trug waren.

<i><span style="color:663B6C;">“Dich beherrschen, mächtiges Wesen? Nein, du hast Recht. Das werde ich nicht versuchen, aber es ist auch nicht meine Aufgabe, das zu tun.“</span></i> Asmodi grinste breit.

<span style="color:663B6C;">“Floskeln Mensch! Nichts als leere Floskeln!“</span> Knurrte er ihm entgegen und hatte das triumphale Gefühl den Jäger entlarvt zu haben. Warum sollte er ihn rufen wenn er ihn nicht beherrschen oder vernichten wollte? Dies ergab doch durch und durch überhaupt keinen Sinn. <span style="color:663B6C;">“Willst du durch mich etwa deinen Tod holen hääh?! Weil du zu feige bist dich selbst zu richten, denn es gibt nichts an dir was deine Existenz auf dieser Erde noch begründet elendiger Gefallener!</span> Er musste ein Gefallener sein. Kein ehrenhafter heiliger magisch begabter Ritter– ein Paladin eben, würde wohl freiwillig mit einem solchen verzogenen Mistpack von Möchtegernen herumstampfen wenn er nicht gleichzeitig die Möglichkeit gehabt hätte in eine ehrenhafte Armee eingegliedert zu werden.

Es war seltsam wie viel dieses Wesen doch über menschliche Kommunikations- und Verhaltensmuster wusste obwohl es ihnen selbst so fremd war und praktisch all ihre Gefühle welche ins positive Schwangen nicht wirklich begriff. Dämonen waren wirklich auf ihre ganz eigene Art faszinierende Geschöpfe von unglaublichem Beobachtungsgeschick. Nun gewiss nicht alle, aber bestimmt jene aus Aeshmo Daevas Brut.

Der Dämonenjäger fing an mit Aurelius blutender Hand herumzuwedeln. Dieser gab nur mitleidserregende Geräusche von sich. Wirklich eindrucksvoll wirkte Esiah mit dieser Handlung gewiss nicht. Der Dämon runzelte seine gewaltige Stirn und legte seinen Kopf schief. Mallahall und sein restliches Gefolge kannte dieses Verhaltn wenn der Dämon irritiert war. <i> <span style="color:663B6C;"> “Die Hand soll mich nicht schützen. Sie ist es, die sich über dich legen und dich beherrschen wird. Erkennst du deinen alten Wirt? Jener, der dich wirklich einst beherrscht hatte? ERKENNST DU IHN?“</span></i> Wut kochte in ihm hoch. Ungebändigte Wut die nicht mehr an einen menschlichen Kreislauf gebunden war. Er konnte sie vollends ausleben und dies beflügelte ihn. Er hatte beinahe schon vergessen wie es war rein zu sein ohne Wirtskörper zu existieren. Wie wunderbar sich diese Unabhängigkeit doch anfühlte! Frei von Schmerz und Kummer zu sein und nicht ständig mit den unsinnigen Gedanken seines Wirtes konfrontiert!

Er stierte weiterhin Aurelius an der beinahe von dem Jäger zerrissen wurde. Tatsächlich gab der Arm des Greises plötzlich nach als sich das Gelenk gänzlich aus der Pfanne löste. Aurelius krächzte auf und erzitterte. Er litt unsäglich und verstand nicht weshalb. Es war die reinste Folter die man diesem alten Manne antat! Amodi sah wie sein Freund – ja er war es – geplagt wurde und knurrte mehr als nur Bedrohlich. <span style="color:663B6C;">“Lass ab von ihm Narr! Fordere meinen Zorn nicht heraus!“</span> Grollt er. Natürlich erkannte er den Medicus. Aber er war im Moment in einem solch schwächlichen Zustand – und nichts gab ihm die Garantie dass dieser rückgängig gemacht wurde wenn Asmodi zurückkehrte, dass es für ihn wenig attraktiv erschien wieder in den Körper einzufahren. Obwohl er insgeheim wusste, dass er es früher oder später tun musste, denn Mallahall hatte es ihm befohlen. <span style="color:663B6C;">“Ich gehorche nur einer Herrin und wenn du kleiner Wurm nicht imstande bist ihre Seele zu retten wird all das Blut welche ich in meiner Rache hier auf Celcia vergiessen werde auf deine Kosten gehen! Das Blut von Kindern, Greisen, Frauen, Krüppeln und Magiern… mauahehehehrhrrhrhrhr!</span> Sein düstere Lachen vibrierte so grässlich dass die Schwingungen bis in den Körper des Jägers drang – ähnlich wenn man direkt neben einer Pauke stand die kräftig getrommelt wurde.

Dann eskalierte die Situation als der Dämon das Dach des Druiden zerriss und ihn mit einem Holzbalken tötete. Der Mord, das auslöschen von Leben entzückte ihn und beflügelte ihn zu weiteren Untaten. Er riss noch mehr Holz vom Gebälk und schaffte sich so eine Brücke aus dem Bannkreis. Er selbst konnte daraus nicht entfliehen doch er konnte problemlos Dinge die da im Grunde nicht hineingehörten daraus entfernen. Es waren nicht gerade kleine Balken die er sich da aus dem Dach riss. Er starrte den toten Druiden an und warf noch einen Balken nach ihm um ihm den Schädel zu zerschmettern. Ihm gefiel es offenbar wie das Blut hochspritzte und so der ganzen Szenerie noch mehr dramatik verschaffte. Ausgerechnet dieser unschuldige hatte sein Leben lassen müssen… er welcher Aurelius und Mallahall doch nur helfen wollte. Oh welch unglück hatten die Jäger doch schon ins Dorf gebracht indem sie ihnen den erfahrensten Heiler genommen hatten! <span style="color:663B6C;">“Kleiner Mörder!“</span> Lachte der Dämon und vergass so für einen Moment seine Angst.

Es war nicht nur die Unberechenbarkeit dieser Wesen welche eine Exorzierung so verdammt schwierig machte sondern auch das Aushalten ihrer Grässlichkeit. Er schnaubte mit sich selbst und seiner Tat zufrieden vor sich her.

Aurelius hingegen klagte Tod entgegen der ohne auf ihn zu achten an ihm vorbei schritt um sich um den Druiden zu kümmern. Beinahe schon flehentlich starrte er den Gevatter an… und wurde nicht erhört. Er konnte weder sein Leben zurückerhalten, noch seine Erlösung finden. Diese Seele war nicht geheilt worden. Der Fluch blieb bestehen.

<i> <span style="color:663B6C;"> “Du wirst deine Frau wieder sehen, Dämon. Später. Zunächst musst du in den Körper dieses Mannes hier. Zanraia bat mich darum und ich halte es ebenfalls für richtig. Er war dein Wirt? Dann kehre zu deinem Wirt zurück, Dämon!“</i></span> <span style="color:663B6C;">“DU WIRST SIE MIR JETZT BRINGEN WURM!“</span> Brüllte er dem Beschwörer entgegen und schlug mit seiner Klauen nach ihm. Als hätte er vor dessen Gesicht zu zerfetzen. Das Feuer welches ihn umgab züngelte bereits nach dem Beschwörer und loderte gefährlich auf.

Dann krachte die Tür auf. Venen wurde gleich mit einem heran fliegenden Balken begrüsst. Auf den war er offenbar überhaupt nicht gut zu sprechen.

<span style="color:663B6C;"> „VERSCHWINDE ELENDIGER DUMMER GREIS!</span> Brüllte er dem Anführer entgegen. <span style="color:663B6C;">“GEH LIEBER HIN UND FICK DEINE KLEINE ZWERGENHURE DU KLEINER LÜSTLING!</span> Warum sonst sollten sie eine Frau in ihren Reihen haben wenn sie sich nicht an ihr verlustierten?

Der Dämon hörte zwar nicht die Menschentraube die aufgeregt sich draussen gebildet hatte – doch er roch sie es stank nach Angst – massenhafter Angst… und diesen Umstand nutzte er schamlos aus. <span style="color:663B6C;">“FICK SIE DOCH WIE DU ERST DIESE ROTHAARIGE DORFSMAID AUS SANTROS VERGEWALTIGT HAST EHE DU DICH AN DEN KINDERN DIESES DORFES UND DEREN MÜTTER VERGEHST WIE DAMALS BEI DEN TABIKIS! WER IST HIER DER DÄMON HÄHÄH?!“</span>

Asmodi hatte keine Probleme damit zu Lügen und auch wenn viele der Menschen ihm wohl nicht glauben mochten lösten vermutlich diese Worte die er ihnen in die Gehörgänge schmetterte doch ein gewisses missbehagen aus. Menschen waren nun mal so. Freigesprochene Verdächtige – blieben eben dennoch ein Leben lang irgendwie Verdächtig.

Er starrte die Rothaarige Dorfsmaid an die seine Geliebte war. Besorgnis war in seinen Augen zu lesen. Unglaublich wie viel liebe Zanraia dieser Bestie entgegen bringen konnte. Liebe machte wahrlich blind für alles negative an einer Person und Zanraia liebte so innig, dass sie gar in seiner schrecklichen Reinheit nur schönes fand.

<i> „Du bist ja riesig und so schön.“</i> Es sah beinahe schon lustig aus wie verdutzt der Dämon sein Gesicht verzog. Selbst er war überrascht von ihren Worten.

<i> <span style="color:663B6C;">“Fahre dorthin zurück, wo du herkamst!“</span></i> <span style="color:663B6C;">“BEFEHL MIR NICHTS WURM!</span> Brüllte Asmodi um das tausendfache einschüchternder zurück.

Doch plötzlich riss die Lautstärke des Dämons ab als er haraxische Angst und Unmut roch. Er starrte erst verwirrt zu Zanraia… und dann zu seinem Sohn. Könnte ein Dämon erblassen er hätte es wohl in jenem Moment getan. Zanraia verriet sich ebensogleich. Asmodi registrierte sofort Venens Reaktion und warf ihm einen weiteren wesentlich kleinern Balken entgegen. Er zielte ihm zwischen die Beine und versuchte ihn so zu Fall zu bringen – ohne erfolg, denn schon war dieser Bastard mit seinen hässlichen grabbelfinger an seinem Sohn. Asmodi brüllte fürchterlich auf und selbst Esiah schien für einen Moment abgelenkt gewesen zu sein so dass der Dämon ihn in seiner Unaufmerksamkeit packen konnte. Seine Klauen drangen tief in dessen Rüstung hinein und bohrten an diversen stellen ein Loch. Er zerdrückte den Harnisch einfach wie ein Rammbock der über einen Helm fuhr. Seelenfeuer züngelte nach dem Mann und diesmal war es alles andere als Heilend. Es trieb dem Mann die Hölle auf Erden mitten ins Herz.

Asmodi zögerte. <span style="color:663B6C;">“Wage es nicht oder er wird elendig Verrecken!”</span> Drohte Asmodi… und Venen handelte. Der Dämon musste von dem Jäger ablassen um seinen Sohn aufzufangen. <span style="color:663B6C;">“NEIN!“</span> Brüllte er und diesmal wurde sein Entsetzen deutlich hörbar. Er machte einige Schritte in seinem Bannkreis und stiess leicht gegen das Ende, es entlud sich und versetzte ihm einen kleinen elektrischen Stoss, doch dies kümmerte ihn kaum. Schreiend flog Castus durch die Luft – wurde aber von der dicken Pranke seines Vaters aufgefangen worin er den Säugling auch gleich einschloss. Tief und beruhigend begann Asmodi zu grollen und presste seinen kleinen Schatz an den Leib während er gleichzeitig vernichtende Blicke zu den Magiern warf. <span style="color:663B6C;">“Dich werde ich töten Narr und du wirst mich noch darum betteln!“</span> Er sprach so ungewohnt ruhig… es war ein Versprechen welches er einhalten würde…

Das Feuer legte sich um Castus, doch schädigte es ihn wirklich? Oder wurde durch die Vaterschaft für den kleinen Dämon diese Finsternis die er ihm schickte gar zu einem beruhigenden Singsang?

Nun war er richtig wütend. Er stiess den Verräter von sich und entriss ihm Aurelius. Er konnte nicht einfach so in ihn fahren, schliesslich hatte er sich bereits materialisiert. Er packte nach seinem Ehemaligen Wirt und riss ihn in die Höhe. Auch ihn hielt er ähnlich wie einen Säugling und legte ihm Castus auf den Leib. Es sah rührend aus wie der Dämon versuchte seine Familie zu schützen und bestimmt in allen Massen ungewohnt.

Es wäre wohl mehr als nur verhehrend diesem Viech die Familie zu nehmen, dann würde das Unglück wohl wirklich seinen Lauf nehmen...
Zuletzt geändert von Asmodeus am Mittwoch 1. Oktober 2008, 20:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. Oktober 2008, 16:41

Esiah musterte den Dämon, dieses gewaltige Vieh vor sich, als dieses ja beinahe zögerlich grollte. Seine bestialischen Augen waren auf die vor Schmerz schreiende Lichtmagierin gerichtet. Dass Mallahall in ihrem Zustand überhaupt noch kämpfte! Wer sollte sie denn heilen?
Der Druide hatte bereits versucht, ihr den Schmerz zu nehmen – erfolglos, wie sich jetzt herausstellte. Ihr ganzer Körper war von einer schwarz verbrannten Hautschicht überzogen. Arme, Beine, das Gesicht ... die Haut war das größte menschliche Organ. Wenn es zu gut drei Vierteln zerstört war, wer kämpfte dann noch ums Überleben. Stillschweigend brachte Esiah dieser Frau Bewunderung entgegen. Beneidenswert war sie allerdings nicht.
Er schaute zu Asmodi auf. Dieser Dämon konnte entweder nicht mehr heilen oder er wollte es nicht. Der Paladin schien geneigt, ihn einfach zu berühren, herauszufinden, ob das Seelenfeuer unter seiner Haut noch immer läuterte. Doch er wurde aufgehalten, als Asmodi sein haraxisches Wort an ihn richtete: <i><span style="color:663B6C;">“Versagst du mal wieder Wurm?! Gelingt es dir wieder nicht zu Helfen?! Seelen zu retten?!“</span></i>

Esiah runzelte die Stirn. Was wollte der Dämon ihm mit dem Wort "wieder" sagen? Innerhalb seiner Gruppierung grandessanischer Haraxwesenjäger hatte er noch nie versagt. Innerhalb dieser Gefährten war es ihm immer gelungen, die Dämonen zu vernichten. Er hatte niemals versagt, höchstens Fehler gemacht. Und für jene hatte er bezahlt.
Seine Hand glitt zu dem blinden Auge. Er fuhr mit dem Finger die Narbe nach. Asmodi würde ihm keine solche Narbe verpassen. Bei seiner Größe würde er ihn unter seinem Fuß zerquetschen. <span style="color:663B6C;">"Bei dir versage ich ebensowenig wie bei den anderen"</span>, gab Esiah zurück und meinte es ernst. Er war schon immer mehr als gewissenhaft mit seiner Berufung umgegangen. Es erfüllte sein tristes Leben, das er trotz seiner Gefährten und dem Ork in seinem Schwert, als einsam bezeichnet hätte. Aber jene Einsamkeit war verflogen, als das Seelenfeuer ihn berührt hatte. Nun ja, so stimmte dies nicht. Der Paladin hatte eine Wandlung durchlebt.
Das Seelenfeuer hatte sich tief in ihn hineingefressen und ihn mit dem konfrontiert, was er war: ein gefallener Held, von Freund und Familie verstoßen und so in die Reihen der Armee getrieben. Dort bei einem kleineren Gemetzel als Kriegsgefangener unter die Grandessaner geraten und als Dämonenjäger neu geboren, weil es neben dem Tod die einzige Alternative darstellte. Diese Schmach hatte ihn dazu veranlasst, nie wieder nach Hause zurück zu kehren. Mit all jenen Gedanken hatte er sich im Moment, da ihn das blaue Feuer berührte, erneut auseinander setzen müssen. Es hätte ihn beinahe wahnsinnig gemacht, ihn zerstört. Aber dann war die heilende Wirkung eingetreten. Mut hatte sich in ihm breitgemacht. Da war ein Licht aufgetaucht, warm und gütig. Es hatte ihm verziehen, hatte ihm vorgeschlagen, seine Familie aufzusuchen. Es wenigstens zu versuchen! Dies gab ihm die nötige Energie auch jene Exorzierung jetzt durchzustehen. So wie Asmodi ihm geholfen hatte, Mut zu gewinnen, so wollte Esiah nun auch seiner kleinen wenn auch seltsamen Familie helfen.

Daher konnte er jetzt auf ein paar Verletzungen keine oder nur wenig Rücksicht nehmen. Er brauchte den altersschwachen Aurelius, um die Bestie Asmodi ein wenig im Zaum halten zu können. Dieser musste doch irgendetwas für seinen Wirt fühlen, wenn er durch ihn ein Kind gezeugt hatte. Und wenn es nur der Wunsch nach einem Vorteil war, auf diese Weise möglichst viele halbdämonische Nachkommen zu schaffen, um Celcia mit ihnen zu überrennen. Nichts, was sich der Paladin wünschte, dennoch handelte er zu Gunsten Asmodis – die einzige Ausnahme, die er sich als Dämonenjäger geben würde.
Wie sehr er es bereute, nachdem Holzsplitter von der Größe eines Dachbalkens den Druiden gegen seine eigene Hauswand spießten und seinen Kopf spalteten. Esiah starrte an die Stelle des Unglücks. Er hatte Asmodi gewaltig unterschätzt. Erneut befahl er ihm, sich Aurelius anzusehen. Seinen wahren Wirt anzuschauen und sich ihm praktisch zu unterwerfen.

<i><span style="color:663B6C;">“Ich gehorche nur einer Herrin und wenn du kleiner Wurm nicht imstande bist ihre Seele zu retten wird all das Blut welche ich in meiner Rache hier auf Celcia vergiessen werde auf deine Kosten gehen! Das Blut von Kindern, Greisen, Frauen, Krüppeln und Magiern… mauahehehehrhrrhrhrhr!</span></i>
Esiah keuchte auf. <span style="color:663B6C;">"Du hast den einzigen, der ihr hätte helfen können, gerade den Schädel gespalten. Ich bin kein Heiler, Dämon Asmodi. Ich kann ihr nicht helfen, das musst du möglicherweise selbst tun."</span>

Schließlich aber kamen Asmodi und Esiah nicht dazu, weiter zu diskutieren. Die Exorzierung und vor allem Asmodis Gebaren hatten nicht nur die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf sich, sondern vor allem die der übrigen Dämonenjäger. Sie stürmten mit wehenden Umhängen hinein, zwischen ihren Leibern hingen Zanraia und Etelin. Beide sahen mehr tot als lebendig aus, vor allem aber der Lich. Er machte einen kläglichen Eindruck, war nicht einmal mehr in der Lage zu sprechen. Die Energiemagie, welche sich regelmäßig vom Seil auf seinen Körper entlud, konnte auf Dauer nicht gesund sein.

Asmodi begrüßte die hereinkommenden Dämonenjäger mit einem fliegenden Balken in ihre Richtung, aber alle schafften es, sich darunter wegzuducken. Der Balken krachte gegen die Türfront und hindurch, so dass viele Elfen und Menschen des Dorfes ins Hütteninnere spähen konnten.
<span style="color:2F5C1F;">"TOT!!! Der Druide Jisantin ist tot!"</span>, riefen einige Waldläufer. Die erschreckende Nachricht verbreitete sich sofort wie ein Lauffeuer und so schnell rannten bereits die ersten davon, jene, die den Dämon gesehen hatten. Was hatte man nur in ihr Dorf eingeschleppt und wie würden sie es wieder los?!
"RUHE!", brüllte Aglamar. Seine Stimme klang wie ein Todeshauch. "Wir bringen es unter Kontrolle. Die Bestie wird euch nichts anhaben können! Dafür sorge ich!" Aglamar war Energiemagier und hatte all seine Künste auf besonders einen Zauber konzentriert. Dieser nannte sich Dämonenpein und er beherrschte ihn wirklich schon wie kein zweiter Energiemagier Grandessas.

Der Dämon brüllte indes etwas Anderes. Welch Glück für die Dämonenjägertruppe, dass er hierfür Haraxisch verwendete. Wer, der sich nicht mit jenen Wesen oder der Ritualmagie beschäftigte, verstand schon diese Sprache? Im Waldmenschendorf sicherlich kaum einer. Und so hörten die Bewohner ihn nur zischen, grunzen, fauchen, grollen. Für sie ergab sein Gebaren keinen Sinn.
Aber Venen würde Asmodi davon nicht in Kenntnis setzen. Sollte er doch glauben, die Bewohner verstünden ihn. Er würde nur umso mehr Energie dafür aufbringen, ihnen Lügengeschichten aufzutischen, während die Jäger einschreiten und ihn vernichten konnten.

Seine Brüllerei nahm ein jähes Ende, als ein Stimmchen, eigentlich sanft und schwach, das Chaos zu übertönen begann. Zanraia blickte sofort zur Bank und versuchte, ihr Söhnchen zu beruhigen. Ein Fehler, denn Venen erkannte nun auch vor allem an Asmodis Reaktion, wer Vater des Säuglings sein musste.
Er grabschte nach dem Kind, das sofort lauter aufheulte. Die kleinen dämonenblauen Augen vergossen Tränen und nun war das Haar, das dieselbe Färbung besaß, deutlich zu erkennen.
"Vernichten müssen wir dieses Viech, ehe es unsere Kinder alle zu Dämonen macht und unsere Frauen vergewaltigt!" Graille Baun zückte Messer, tauchte sie in ein giftgrünes Fläschchen und nahm Aufstellung.
Jamilla hingegen hielt Zanraia fest, die sich trotz Fesseln blind wehrte, um zu ihrem Castus zu gelangen. Die Zwergin verpasste ihr einen Tritt gegen das Schienbein. Zanraia knickte ein, landete unsanft am Boden.
Und dann schaute sie mit solchem Hass in den Augen auf, wie es damals nur Asmodeus gesehen hatte, als sie seinen Körper gefügig machte, um ihm dann einen Dolch in den Leib zu rammen, damit sie ihren Einst-Geliebten hatte nach Celcia zurückholen können. Ihre Augen blitzten, ihre Stimmlage änderte sich, als sie einen Zauber heraufbeschwor.

Krächzen erfüllte die Luft. Aus dem Wald und aus den Wolken flatterten schwarze Schatten herbei. Ihr Schreien mischte sich in das Grollen des Dämons. Selbst der Gevatter Tod, der soeben die Seele vom Körper des verblichenen Druiden gelöst und in sein zeitloses Reich geschickt hatte, schaute auf. Er erkannte die Rufe als erster, waren es doch seine Boten, die Zanraia da um Hilfe bat.
Ein Dutzend Raben konnte sie mit ihrem Zauber <i>Todesboten</i> herbei holen und eben genau so viele folgten ihrem Ruf. Sie stürzten sich krächzend und nach den Augen hackend auf die Zwergin. Diese, als Fernkämpferin, war darauf nicht vorbereitet, besaß nur einen kleinen Dolch zur Verteidigung und keifte Graille Baun an, er solle ihr helfen. Der Dämonenjäger hatte seine Messer eigentlich auf Asmodi werfen wollen, aber nun wandte er sich um, zielte auf die Raben. Jamilla wurde von einem schwarzen Federmeer umgeben.
Zanraia grinste, schaute dann wieder zu Asmodi und ihrem Sohn, der noch immer von Venen Ranáum am Beinchen gehalten wurde.

Der Dämon war faldorsteufelswild. Seine Pranke senkte sich über den abgelenkten Esiah zusammen und die Krallen durchbohrten dessen Rüstung. Der Dämonenjäger starrte Asmodi an. Schmerz durchdrang seine Brust. Nicht nur die Klauennägel drangen tief in ihn ein, sondern auch das blaue Feuer, welches nach seiner Seele lechzte. Tod wandte sich um. So viele Seelen fanden hier ihr Ende. Sein Blick schweifte dabei auch über Mallahall.
Esiah Arcain schrie nun zusammen mit der Lichtmagierin. Ihre Stimme war kaum mehr hörbar, so heiser hatte sie ihren Schmerz in die Welt entlassen. Das ganze Gesicht war in Blut getaucht, ihre rechte Hand kratzte über den Boden. Trotz ihrer Qualen schien sie einen Instinkt für den Schmerz anderer entwickelt zu haben. Oder sie wollte einfach nicht allein sein, wenn sie starb.
Der Gevatter kam mit aufgebauschter Robe bei ihr und Esiah Arcain an. Die Drohungen des Dämons an Venen Ranáum brachten nicht die gewünschte Wirkung, denn er war bereits zu weit gegangen. Neue Seelen würden sich in die Reihen der Toten eingliedern.
Der Zeitlose kniete aber zuerst neben Mallahall nieder. Für sie war er nicht der Knochenmann, den Asmodeus immer in ihm sah. Für sie war er nicht der bunte Narr, den Zanraia vor Augen hatte. Die Nekromantin schien zu begreifen, was geschah. Ihre Stimme gesellte sich den Schreien hinzu. Ihr Klagen wurde zur Melodie zwischen dem Krächzen der Raben. "Neeeeeeeiiiiiiin, MALLAHALL!"
Es gab Situationen, in denen nicht einmal Leben noch ihren Bruder aufhalten konnte. Situationen, die beide höheren Wesen gern verhindert gesehen hätten, die aber das Schicksal und die Umstände besiegelte. Situationen wie diese, in der eine seltsame, aber ruhig wirkende Gestalt aus purem Licht – obwohl dieses Licht schwarz war – nach Mallahalls Hand griff. <i>"Komm mit mir."</i>
<i>Asmodeus</i>. formten Mallahalls bebende, aufgerissene und blutüberströmte Lippen, aber kein Laut drang hervor. Ihre Atmung verlangsamte sich, wurde flacher. Langsam ließ der Schmerz nach. Sie schaute direkt in das scheinende Gesicht der Lichtfigur. Sie sah kein Leben darin, aber Freiheit. Erlösung. Frieden.

<i>Ich will nicht</i>, flehte Mallahalls Seele. Sie war nicht bereit zu gehen.
<i>"Ich auch nicht"</i>, antwortete ihr der Tod.
<i>Dann hilf mir!
"Das tue ich."</i>

Etwas brannte auf in Mallahalls Herzen. Es tat weh, hielt ihre Seele fest und verlangte danach, sie bei sich zu behalten. Dasselbe brennen breitete sich auch auf Aurelius' Körper und im ganzen Leib Asmodis aus. Die Unschuldsträne, welche damals unter Aeshma-Daevas Wut zerschlagen worden war, hatte sie alle eingenommen. Mallahall trug Erinnerungen und Überreste davon nahe am Herzen. Sie war Trägerin des Dämonentränchens gewesen.
Aurelius spürte die brennende Unschuld auf der Haut. Über ihn waren die sandfeinen Staubsplitter gerieselt.
Asmodi blieb nicht davon verschont. Es war seine Unschuld, die mit Mallahall sterben würde. Er war an sie enger gebunden als an irgendwen sonst. Nicht einmal zu Aurelius besaß er noch eine so enge Bindung. Höchstens über das gemeinsame Brennen jener Unschuld, die nicht zulassen wollte, dass sie schwand. Denn selbst wenn es reine Unschuld war, sie gehörte einem Haraxwesen und der widersetzte sich bekanntlich weltlicher Gesetze. Asmodis Unschuld war jener dunkle Fleck, mit dem sich Mallahalls Seele belastet hatte. Jene Spuren, die nicht an ihr vorbeigingen und sich etwas vergrößert hatten, als sie zum Wirtskörper Asmodis geworden war. Diese Flecken, das Tränensteinchen, dämonische Unschuld ... waren Mallahalls persönlicher Dämon. Sie stellten das Bisschen ihrer Seele dar, das sich über alles und jeden hinweg setzte. Sie labten sich an ihrer Strenge und Disziplin, nährten sich von ihrer Kraft und eisernen Ausdauer, sowie der Geduld, die diese Lichtmagierin besaß und nur dadurch ein Wesen wie Asmodi als Freund hatte ansehen können. Weil sie geduldig mit ihm gewesen war und gütig.

Leben konnte sich in manchen Situationen nicht über die Arbeit ihres Bruders hinwegsetzen. Tod diente dem Leben, indem er es in den richtigen Momenten durchschnitt und die Seelen mit sich nahm. Er gehorchte den Gesetzen der Natur, dem natürlichen Kreislauf von Anfang und Ende und somit endete nichts.
Aber wie stand es mit jenen Teilen, die im weltlichen akzeptiert wurden – sonst würde es Dämonen gar nicht geben –, aber die sich allem weltlichen widersetzten?
"...ch...w...l...n...c...t....st....b...", suchten sich spiegelglatte Atemzüge ihren Weg ins Leben.
<i>"Ich weiß"</i>, antwortete Tod, hielt Mallahalls Seelenhand und wartete darauf, dass das Brennen in ihr, auf Aurelius' Haut und in Asmodi nachließ.

Asmodi stand vermutlich ebenso unter Stress wie Mallahall. Nicht nur, dass plötzlich dieses Brennen da war, präsenter noch als sein Seelenfeuer, sondern Venen warf ihm auch noch seinen Sohn entgegen. Er war gezwungen, von Esiah abzulassen und sein Kind aufzufangen, wenn er es nicht auch sterben sehen wollte.
So riss er seine Pranke hoch. Esiah, den es halb mit in die Höhe riss und der dann wieder auf den harten Untergrund knallte, röchelte. Wieder ein Fehler, wieder ein Preis zu zahlen. Er hatte Asmodi unterschätzt. Solche Fehler würden ihm nicht mehr passieren. Sein Herz pumpte das Blut mit erschreckender Geschwindigkeit aus der Wunde.

Asmodi fing seinen Sprössling. Sofort beruhigte sich Castus, ob der Grund nun das Grollen des Vaters oder seine Hand war, die sich schützend um ihn schloss. Castus fühlte sich mit einem Mal wieder wohl. Die kleinen, blauen Augen begegneten Asmodis Blicken. Das Kind hatte keine Angst und das Seelenfeuer musste es nicht fürchten, ob sein Blut ein dämonisches Erbe besaß oder nicht. Seelen, so rein wie jene von jungem Leben, wie jene von Castus, konnte das Feuer nichts anhaben. Denn es fand nichts Schlechtes, was es dem Kind hätte vorzeigen können. Junge Seelen besaßen nichts Verdorbenes. Deshalb strahlten unschuldige Kinderaugen auch so hell. Ihre Reinheit war gegen derartige Dämonenangriffe gefeit.
Castus brachte sogar ein seelenhelles Lachen hervor. Beim Vater fühlte sich der kleine Fratz sicher. Bei beiden Vätern, denn Asmodi hob den alten Greis hoch und legte Castus zu ihm. Der Säugling gluckste, brabbelte vor sich hin und sein weicher Haarkamm kitzelte Aurelius.

<i><span style="color:663B6C;">“Dich werde ich töten Narr und du wirst noch darum betteln!“</span></i> Venen schaute nicht zu Mallahall. Er achtete nicht auf Zanraia, die weinte und ihre Raben befehligte, alles und jedem die Augen auszuhacken. Er ignorierte Jamilla und Graille, die beide mit den Todesboten kämpften. Nein, er rief lediglich Aglamar an seine Seite, welcher Etelin am Seil hinter sich her schleifte und er schaute zu Asmodi auf.
"Wie willst du das anstellen, Bestie, wenn du nicht einmal den Bannkreis verlassen kannst. Und scheinbar hast du den Zeichner soeben getötet. Du wirst hier festsitzen, bis wir dich mit heiligen Mitteln vernichtet haben. Dich und deine Brut." Venens Kopf wirbelte herum. "Aglamar, sprich deinen Zauber!", befahl er und der Energiemagier bereitete die Dämonenpein vor.

Zum selben Zeitpunkt gluckste Castus immer mehr. Er lachte und bewegte sich munter, man könnte meinen, er imitierte den bis eben noch sehr aktiven Aurelius. Seine winzigen Fingerchen krabbelten in der Luft umher. Dann begann sich Asmodis Handfläche plötzlich wie ins Nichts aufzulösen. Sie wurde durchscheinend. Castus schaute ihn an. Er war so winzig und klein. Er verstand diese Welt doch noch überhaupt nicht. Aber er war bereit, seinen Vater in sich aufzunehmen, als wollte er ihn vor allem Schlechten verstecken oder nur für sich allein haben. Asmodi spürte den Zug vom Körper des Babys aus, der ihn fast schon zwang, in seinen Sohn hinein zu fahren.
Und noch immer brannte sein ganzer Körper...

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 5. Oktober 2008, 12:58

So unglaublich viel Geschah in den selben Sekunden, dass kaum noch auseinander zu halten war, was gerade eben passierte, was bereits Vergangenheit und was noch jungfräuliche Zukunft war! Eine Situation die wohl jeden im Raum überforderte. Es wurde gestorben, geschrieen, gekämpft und geweint! Dies hier war kein Ort des Lebens mehr… sondern einer der nackten Zerstörung geschwängert von wildem Hass und Raserei! Sei es menschlicher oder dämonischer!

Schuldige Seelen und unschuldige. Verdorbene Seelen und vergebene. Angst und Wut. Alles fand sich in diesem Raum. Ausser Glück, Liebe, Freude, Frieden. Dieses Haus entsprach wohl dem was Asmodi immer mit der Welt Celcia anzustellen gedacht hatte – doch hier existierte ein gravierender Unterschied. Er kontrollierte dieses Chaos nicht welches hier geschaffen worden war. Sondern war nur ein kleiner Knecht davon.

Der riesige Dämon grinste und schnaubte blauen Dampf als der Jäger an seine Narbe langte. <span style="color:663B6C;"> „Stimmt… ich werde dich töten Verräter und deine Narben bleich werden lassen!“</span> Knurrte Asmodi. Dieser Kerl handelte nicht im Interesse des Dämons dies hatte Asmodi nun endlich kapiert. Er wollte ihn benutzen und dafür würde er büssen! Kein Dämonenjäger paktierte mit dem was er jagte! <span style="color:663B6C;"> „ICH hab dich geläutert und DU verrätst mich elendiger Mensch!“</span> Schnaubte das Viech weiter. Er wirkte dabei doch ziemlich beleidigt. Dafür war es im Grunde unkontrollierter Zufall gewesen dass das Seelenfeuer damals den Mann nicht in sein Unglück gestürzt hatte.

<i><span style="color:663B6C;">"Du hast den einzigen, der ihr hätte helfen können, gerade den Schädel gespalten. Ich bin kein Heiler, Dämon Asmodi. Ich kann ihr nicht helfen, das musst du möglicherweise selbst tun."</span></i>

Seine rauchenden Augen fixierten den Ort seines Mordes. Der Druide war als solcher kaum noch zu erkennen, nur seine Kleidung verriet ihn. Er brüllte auf. <span style="color:663B6C;">“NEIN!!! DU hast ihn umgebracht! DU bist dem Holzbalken ausgewichen FEIGLING!“</span> Brüllte er ihm erbost entgegen und trat einen Schritt auf ihn zu. Seine gewaltigen Reisszähne gefährlich gebleckt. Seine Gefährten wussten ja dass Asmodi gerne mal zubiss wenn es sein musste. Mit DIESEN Zähnen würde dies aber gewaltigere Wunden verursachen.

<i>"Wir bringen es unter Kontrolle. Die Bestie wird euch nichts anhaben können! Dafür sorge ich!"</i>

Asmodi lachte böse auf. „Hättet ihr uns in Frieden gelassen geldgierige Narren!!! Nun werden sie ALLE verrecken!“ Brüllte er dem Energiemagier entgegen. „GEH und elektrisier lieber die Perle einer Geliebten als mich hier damit zu belästigen Wurm!“ Grollte er weiter und blickte wieder zu Esiah. Er sah meistens ihn an und da dieser ihm auch so nahe stand mochte der Jäger wohl die Angst im Blick des Dämons die er zu kaschieren versuchte erkennen. Er fürchtete sich tatsächlich. Nicht unbedingt um sich selbst, sondern um seine kleine Familie die er zu schützen versuchte.

„BAAAAAAAAAASSSSSSSSSTAAAARRRRRRRRRD!!!!!!!!!“ Brüllte er auf als die Zwergin seiner Geliebten ins Schienbein trat. Wuchtig sprang der Dämon vor und knallte gegen den Bannkreis. Durch eine magische Entladung wurde er an seinen alten Platz zurückgeschleudert. „NEIIN!!! ICH WERDE EUCH ALLE ZERFLEISCHEN UND DICH KLEINE ZWERGENHURE WERDE ICH MIT MEINEM HORN ZERFETZEN!“ Drohte er. Doch dann sah er dass sich seine Geliebte durchaus zu wehren wusste wenn es sein musste. Er grinste auf als sie einen mächtigen Zauber beschwor und fixierte Venen mit seinem vernichtenden Blick. Es war schwierig bis unmöglich für ihn alle im Blickfeld zu haben. Zu wissen was jeder von ihnen tat.

In seiner Wut durchschlug er Esiahs Rüstung und packte ihn, zog ihn zu sich. Ehe er ihn wieder von sich stossen musste um seinen Sohn aufzufangen. Sein beruhigendes Grollen wirkte nervös und unsicher. Es sah irgendwie rührend aus wie der Dämon umringt von seiner Familie welche allesamt dem Tode so nahe waren dastand. Er gab klagelaute von sich die einem beinahe das Trommelfell zerschmetterte. Er wusste nicht mehr weiter und verfluchte sich dafür.


Doch wie wurde diese verwirrende Situation von Augen und einem Geist erfasst, der gar nicht mehr wirklich war? Dumpf und weit entfernt hörte Aurelius die Schreie. Er sah wie sich die Punkte um ihn herum wild bewegten und er ächzte auf als er plötzlich hochgerissen wurde. Wie ein Säugling lag er in den Pranken des riesigen Dämons. Aurelius beruhigte sich etwas und verhielt sich im Grunde ziemlich ruhig. Er guckte nur. Er sah nicht wirklich aus wie ein Dämonenherr. Ganz und Gar nicht. Doch er litt im Gegensatz zu Castus unter dem Seelenfeuer. Immer wieder wurde er an das Erinnert was ihm fehlte. Sein Leben. Fetzenweise wurde ihm bewusst was auf der Todesinsel geschehen war nur damit es ihm wenige Sekunden wieder vergessen ging. Ein qualvolles Szenario. Er wurde völlig mit Bildern, Erinnerungsfetzen und Ängsten überflutet. Oben voran die Angst um Mallahall. Ohne zu wissen wer sie eigentlich war. Er ächzte und begann sich nun doch zu winden. Doch dies wirkte im Vergleich zu dem Tumult der sonst herrschte ziemlich unscheinbar.

An seinem ganzen Leib pulsierte der Pein. Seine Schulter war ausgerenkt und wussten die Götter wo er sonst noch seine Schäden davongetragen hatte bei dem doch eher groben Umgang mit ihm. Seine feingliedrige Hand versuchte das störende und gemeine Feuer von sich zu wischen. Ohne erfolg. Er wandte sich um, streckte sich katzengleich nach hinten und sah auf dem Kopf wie eine ihm wohlbekannte Gestalt auf das Wesen am Boden hintrat. „Arhrh…“ Keuchte er und machte sich lang. Warum kam er nicht ihn zu erlösen?! Sein noch intakter Arm richtete sich nach dem Gevatter aus. Seine dürren Finger berührten dessen Kutte und zogen leicht daran. Er wollte mit. Unendlicher Schmerz war in seinen Augen zu lesen und eine Müdigkeit die beängstigend war. Er flehte den Gevatter beinahe an. Er holte hier so viele… nur ihn nicht. Aurelius weinte. Er hatte Angst. Es war hier laut. Man tat ihm weh und er spürte instinktiv die Angst der anderen… und dann kam das Brennen. Es tat ihm höllisch weh. Seine Haut war nicht mehr wirklich Dick wie einst und so empfindlich. Manchmal riss sie ja gar bei der kleinsten Spannung schon auf. „Uhrghgh…“ Keuchte er auf und klagte. Weinte und riss fester an Tods Kutte. Er liess ihn nicht mehr los. Panisch starrte er die Gestalt an. Nicht verstehend warum er hier bleiben musste. Das einzige was er in dieser Welt mit Sicherheit kannte war der Tod… doch dieser raffte nur die anderen dahin. Nicht ihn.

Sicherlich hatte Aurelius damals auf der Todesinsel nicht dies zum Ziel gehabt was sich nun abspielte. Er hatte doch Mallahall retten wollen. Dafür hatte er diese Bürde überhaupt auf sich genommen… und nun? Nun verlor er alles.

Auch Asmodi begann es überall tief in seinem Innern zu brennen. Sein Ausdruck veränderte sich. „Arhghghg…“ Grollte er und wich einen Schritt zurück. Er starrte zu Mallahall hin. „HEERRRRRRRRRIIIIINNNNNNNNN!“ Brüllte er.

<i> "Wie willst du das anstellen, Bestie, wenn du nicht einmal den Bannkreis verlassen kannst. Und scheinbar hast du den Zeichner soeben getötet. Du wirst hier festsitzen, bis wir dich mit heiligen Mitteln vernichtet haben. Dich und deine Brut. Aglamar, sprich deinen Zauber!"</i> Der Dämon knurrte. „Wessen Bannkreis? Esiahs?! Du lügst! Er wird seine Wirkung verlieren mit dem letzten Atemzug des Zeichners!“ Knurrte er. Es würde eher der Logik entsprechen als Venens Version.

Doch plötzlich geschah etwas seltsames. Asmodi starrte verwirrt seine Hand an. „Was?! NEINNN!“ Brüllte er und starrte zu Castus von dem aus er den Zug lokalisierte. Verwirrung lag in seinem Blick. Der Vater versuchte sich dem Sog zu widersetzen. Ohne wirklichen Erfolg. Sein ganzes Wesen wurde durchscheinend, bis schliesslich nur noch blauer Rauch zu sehen war der in den Säugling fuhr. <b>NEIIN!!!</b> Krächzte er. Welch Gefängnis hatte sein Sohn ihm da nur geschaffen?!

Oh welch schreckliches Ereignis – zumindest für Aurelius. Er war fast über eineinhalb Meter in der Höhe gehalten worden und nun war da einfach nichts mehr. Er fiel an der Kutte des Gevatters reissend auf den harten Untergrund und schlug genau mit seinem wunden Rücken auf die Kieselsteine drauf. Er gab ein herzzerreissendes Jaulen von sich und röchelte schwer. Er zitterte verzweifelt am ganzen Leib. Warum musste er nur so viele Schmerzen ertragen? Sein ganzes (un)leben bestand im Moment daraus. Sicher im Arm haltend jedoch lag Castus.
Hilflos lag der Greis da. Unfähig sich zu erheben oder zu bewegen. Ja nicht einmal fähig zu sehen oder zu hören was sich da um ihn herum abspielte. Wo war der Dämon nun? Es wäre beides Möglich… wahrscheinlicher war es wohl dass er in den alten Wirt gefahren war. In dem Tumult war es nicht so genau zu erkennen gewesen wo er sich versteckt hielt.

Aurelius drehte seinen Kopf, ein gewaltiges Loch ragte darin. Blut sickerte unter ihm hervor doch unendlich langsam… er würde ja höchstens auslaufen. Nicht sterben. Was der Schmerz so unendlich machte. Er lag praktisch neben Mallahall und starrte gequält zum Gevatter hoch der die erlösende Sense hielt.
Wieder weinte der Greis. Er wollte nicht mehr hier sein.

Und Asmodi? Er war im Augenblick noch etwas benommen, doch was er mit sicherheit wusste war... dass er im Moment weder Mallahall noch Zanraia... noch sich selbst helfen konnte.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Sonntag 5. Oktober 2008, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 8. Oktober 2008, 16:41

Asmodi hatte es leise geknurrt. Er hatte es fast wie ein Versprechen klingen lassen. Er wollte Esiah Arcain töten und nun lag dieser auch, eben noch von seiner Klaue aufgespießt, im Bannkreis und röchelte. Blut floss über die Kreidelinien, machte den Kreis zunichte. Asmodi würde ihn verlassen können, sobald die Kreidezeichnung nicht mehr sichtbar war. Und der einzige, der von den Dämonenjägern auf seiner Seite gestanden hatte, würde sterben.
Ebenso wie Mallahall sich gerade dem Ende ihres Daseins näherte. Weder sie wollte gehen, noch wollte der Gevatter dies zulassen. Aber er war nur eine Spielfigur im ewigen Lebenszyklus. Er verrichtete seine Arbeit, mehr nicht. Man konnte weder ihm noch den gegebenen Umständen die Schuld zuweisen. Niemand hatte Schuld, wenn das Schicksal handelte.

Dennoch wünschte man sich so sehr einen Sündenbock her. Mallahall lag im Sterben, der dunkle Paladin ebenso. Aurelius konnte nicht sterben, wünschte sich aber scheinbar nichts sehnlicher und der kleine Castus brauchte noch einen Moment, ehe er sich langsam in der großen Pranke seines Vaters beruhigte.
Die Dämonenjäger Graille und Jamilla kämpften noch immer mit den Raben, Aglamar bereitete einen Zauber vor und Venen wartete auf dessen Auslösung. Etelin hockte zusammengesackt neben dem Enegiermagier. Er zuckte immer wieder zusammen, durchrüttet von den stetigen Energiestößen.

Im Moment am schlimmsten erging es aber wohl eindeutig dem Medicus. Nicht nur dass sein Körper ihn mit einem wundgelegenen Rücken, aufgerissener Haut und einem ausgekugelten Arm strafte, das Seelenfeuer verletzte ihn noch innerlich. Denn immer wieder wurde ihm von neuem bewusst, dass er seinen Seelenfrieden, die ewige Ruhe, für Mallahall aufgegeben hatte – eine Frau, die ebenso aufopfernd handelte wie er es auf der Todesinsel getan hatte. Eine Frau, die nun sterben würde.
Es war alles umsonst gewesen, einfach alles. Über Mallahall beugte sich bereits der Gevatter und wartete darauf, dass sie seine Hand ergriff, um sich in die Ewigkeit führen zu lassen. Wie erschütternd musste diese Erkenntnis für Aurelius sein, vor allem, wenn man sie immer wieder von neuem vorgehalten bekam, solange das dämonische Seelenfeuer um ihn herum pulsierte.

Er schaffte es, sich herumzudrehen und versuchte nun, den Tod auf sich aufmerksam zu machen. Doch der Gevatter ignorierte ihn, auch wenn er zuließ, dass Aurelius ihn berühren konnte. Immerhin zählte dieser im Moment als Zombie. Selbst wenn Tod ihn hätte mitnehmen wollen, er konnte nicht. Zombies und Geister waren Seelen, um die die Welt ihn betrogen hatte. Sie waren unempfänglich für Leben oder Tod, sondern schwebten dazwischen und von niemandem erreichbar. Sie hatten sich in ihre eigene Ewigkeit sperren lassen, aus der es selten ein Entkommen gab.

Castus schmiegte sich eng an den fahlen Körper des Greises. Der kleine Säugling suchte offensichtlich nach Wärme. Wie viel verstand ein so junges Leben, das noch nicht begriffen haben konnte, wie es in der Welt zuging? Was bekam das Kind mit?
Ein Bedürfnis aber drängte sich ganz weit nach vorn. So sehr, dass es Asmodi wie ein Magnetstück das andere anzog. Der Dämon konnte nun schon sehen, wie er sich auflöste. Außerdem brannte es überall, dass er panisch nach seiner Herrin brüllte.

Mallahall hörte ihn. Sie hörte den Ruf des Lebens, das sich immer weiter von ihr entfernte. Ihr Geist blickte in die Augen der Gestalt aus schwarzem Licht.

<i>Ich will nicht gehen.
"Ich weiß."
Ich kann nicht gehen.
"Du musst."</i>

Mallahall bewegte mit aller Willenskraft ihre Gliedmaßen. Erneut brach hier und da die schwarze Kruste verbrannter Haut und gab dem Blut neue Wege frei, sich auf den ungeweihten Boden der Druidenhütte zu verteilen. Wie viel Blut hier in den letzten Augenblicken doch geflossen war! Diese Hütte galt bei den Bewohnern jetzt wohl schon als verflucht. Die meisten Dörfler hatte es in die Flucht geschlagen, anderen kehrten zurück, bewaffnet mit Bögen, Speeren und vor allem Fackeln. Sie würden alles niederbrennen, um sich von diesem Schrecken zu befreien. Doch zuerst mussten die Jäger ihre Worte wahr machen und diese Haraxbestie verschwinden lassen!

Venen tat im Moment sein Möglichstes. Er versuchte es mit einer List, um den Dämon glauben zu lassen, er könne den Bannkreis nicht verlassen, wenn der Erschaffer starb. Aber Asmodi ließ sich nicht beirren. Vermutlich war er schon häufiger beschworen worden und somit in Venens Augen gefährlicher denn je. Außerdem würde er einen seiner Dämonenjäger verlieren.
"Arcain! Hoch mit dir!", bellte der Anführer, doch der Paladin rührte sich schon eine ganze Weile nicht mehr. Venen Ranáum musste erkennen, dass der Paladin hier sein Ende gefunden hatte. Er konnte Tod ja nicht sehen, doch dieser nahm sich Zeit. Er würde die Seele des Mannes immer noch holen können. Noch war er mit Mallahall beschäftigt.

<i>Lass mich hier.
"Das geht nicht."
Aber ich muss helfen, ich bin Heilerin!
"Du musst nichts mehr. Nur noch mit mir kommen."</i>

Venen riss den Kopf hoch. "Du Widerspruch der Natur hast ihn umgebra... was zum ...?!" Alle Blicke jener, die noch dazu in der Lage waren, schauten nun auf den Dämon. Er begann sich aufzulösen. Zunächst wirkte er nur leicht durchscheinend, dann wie eine geisterhafte Gestalt, fast unsichtbar. Schließlich war er einfach fort. Aurelius und Castus holte die Schwerkraft ein. Glück für das Kind, dass es direkt auf dem Leib seines Vaters aufkam. Doch Aurelius holte sich eine unschöne Kopfverletzung.

"Wo ist er hin?!", knurrte Venen, trat an den Bannkreis heran. Aglamar unterbrach seinen Zauber noch nicht, er hielt ihn aufrecht, so gut er es vermochte. Zanraia verlor die Konzentration und die gerufenen Todesboten flatterten so schnell wieder davon wie sie gekommen waren.
"Er ist weg", keuchte die Nekromantin. "Mein Liebster ist weg, ihr habt ihn kaputt gemacht!!!" Tränen rannen über ihr Gesicht und sie brach an Ort und Stelle einfach zusammen, so dass Graille Baun und Jamilla Ildrej sie wieder in Gewahrsam nehmen konnten. Die Zwergin hatte einige Blessuren davon getragen. Arme und Gesicht bluteten aus schnabelförmigen Wunden und ein Teil ihres Nasenloches war aufgerissen und machte den Eindruck eines ausgefransten Teppichs.

Alle starrten zum Bannkreis hin. "Haben wir ihn wirklich erledigt? Aber ... wir haben doch gar nichts gemacht!", rief Graille, während Venen sich den beiden Leibern näherte, die über den Rand des Bannkreises hinaus erstreckt lagen. Aurelius zuckte ein wenig. Castus besaß noch immer dämonenblaues Haar, aber er lachte vergnügt, schmiegte sich an den Greis an und strampelte leicht.
"Es muss das Kind gewesen sein. Es hat ihn vernichtet. Natürlich steht noch nichts fest, aber das lässt sich ja untersuchen. Wir werden es mitnehmen!"
"Neeeein, Castus gehört zu mir, Aurelius und Asmodi!", schrie Zanraia ihm entgegen, doch der Anführer antwortete nur: "Dann nehmen wir euch alle mit." Ein kurzer Blick zu Esiah genügte, um festzustellen, dass sie jetzt sogar ein freies Pferd mehr zur Verfügung hatten. "Unseren gefallenen Kameraden müssen wir vorher beerdigen und die Lichtmagierin vermutlich auch."
Noch atmete Mallahall, wenn auch schwächer als ein Wurm im Gras.

Asmodi unterdessen spürte, dass man ihn nicht vernichtet hatte. Er war irgendwo. Nur wo? Es war dunkel und er hörte eine Stimme. <i>Papi!</i> Nein, es handelte sich nicht wirklich um eine Stimme, denn sie verursachte kein Geräusch. Sie ähnelte auch keiner Seelenstimme, die sich mit ihm einen Körper teilte. Vielmehr wirkte sie wie ein Instinkt. Ein Impuls, der ihn anstubste und sich regte. <i>Papi, halt mich fest, beruhige mich, ich hab Angst</i>, verkündete sie aufs Neue.
Was Asmodi als Wirt spürte, war viel älter als das kleine Stimmlein. Dadurch aber nicht unbedingt weiser. Zu alt. Zudem voller Schmerz. Aurelius ging es wahrlich nicht gut und die Wiedervereinigung mit seinem Körper hatte nicht bewirkt, dass er jünger wurde. Aber das Brennen hatte nachgelassen, da sie sich nun beidermaßen einen Körper und somit auch den Schmerz teilten. Schmerz, der von der sterbenden Unschuld in Mallahall ausgelöst wurde.

<i>"Gib mir deine Hand."
Ich will nicht gehen.
"Ich weiß."
Ich kann nicht gehen.
"Du musst."</i>

Für knapp eine Sekunde herrschte in der Lichtmagierin absolute Stille. Dann streckte sich ihre Hand aus. Es knisterte. Weitere schwarze Hautstückchen bröckelten von ihr ab, als ihre Fingerspitzen jene von Aurelius berührten.

<i>Ich WERDE nicht gehen.</i>

Fünkchen sprühten und wären sie nicht blendend weiß gewesen, hätte man sie für das Werk einer Feuermagierin halten können. Mallahall sandte ihre letzten Lichtmagie-Reserven an ihre Patienten. Aurelius hatte Schmerzen. Sie war da, um Schmerzen zu nehmen. Sie war die Heilerin – und tatsächlich heilte sie.
Licht strömte durch die Lebensfasern des Medicus, verstärkte sich, als es auf Asmodi traf und strich sanft an Castus vorbei, der sich eng an den Leib des Vaters kuschelte. Das Licht umfing sie alle, ohne es nach außen hin zu zeigen. Den Anwesenden würde höchstens das bläuliche Schimmern im Bart des Alten auffallen und dass dieser sich kaum merklich verkürzt hatte.

Tod wandte sich ab. So ein Sturkopf, hätte er am liebsten gesagt, doch verkniff sich den Kommentar. Immerhin war er froh darum, dass Mallahall nicht aufgab ... und dass es dieses winzige Körnchen im Leben gab, das sich allen höheren Gesetzen widersetzte. Er und seine Schwester wussten, warum sie den Harax mit all seiner Finsternis dennoch nicht einfach ausgelöscht sein ließen.
Der Gevatter holte sich jetzt nur noch eine Seele. Esiah Arcain schaute auf die Szenerie herab. <i>Er hat mich geläutert.
"Ich weiß"</i>, gab Tod mit monotoner Stimme zurück und nahm den Paladin mit.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Samstag 11. Oktober 2008, 15:02

Das letzte was der Dämon mit seinen eigenen physiologischen Augen sah war Venen der vor dem Kreis stand und gerade zu seinem gefallenen Kameraden blickte. Er spürte dessen Aggression und dessen Raserei die sich auf ihn und seine gesamte Familie gerichtet war so deutlich und klar wie es nur ein reiner Kristall hätte sein können. Er hörte wie draussen die Menschen schrieen. Wie das Chaos tobte. Eigentlich hätte er der glücklichste Dämon auf Celcia sein müssen wäre seine Lage nicht so gefährlich gewesen. Doch obwohl all die Geräusche dieser Bastardenmenschen die sich eigentlich vor Angst beinahe in die Hose schissen aber durch ihre Krankhafte Schaulust und Neugierde dennoch nicht in der Lage waren das Weite zu suchen, hörte er das beinahe lautlose Röcheln der Maga neben ihm viel deutlicher. Er versuchte zu ihr hinüber zu sehen doch da schwanden seine Sinne auch schon. Die Transformation begann. Er löste sich auf.

Nur das Brennen blieb.

Die Umwandlung in den reinen dämonischen Seelenkörper – oder wie immer man dieses formlose wirtabhängige Ding nennen mochte war äusserst anstrengend für den Dämon. Besonders weil er sich nicht auflösen wollte! Er befürchtete obwohl der Sog ganz klar und deutlich von Castus ausging, den Einfluss Venens dahinter. Daher sträubte er sich dagegen und dies kostete unmengen Energie und verärgerte ihn auch – weil er nachgeben musste. Für einen kurzen Moment war er einfach Weg. Im Zwischenraum Celcias gefangen ehe er seinen Wirt erreicht hatte.

Aurelius war inzwischen noch immer damit beschäftigt an Gevatter Tods Kutte zu ziehen. Er hatte sich regelrecht darin verhakt. Wenn er ihn nicht holen mochte so konnte er ihn doch wenigstens mitziehen. Er röchelte schwer und gab klägliche Geräusche von sich. Warum holte er Mallahall, ausgerechnet sie die hätte gerettet werden sollen! Und warum verschmähte er ihn – der sich doch nichts sehnlicheres als seinen Sensenhieb herbeiwünschte. „Ahrhrhghg!!!“ Protestierte er immer wieder, keuchend und ächzend. Seine schlaffe Schulter rutschte bei seinem stetigen Ziehen unter seinen eigenen hageren Rücken und klemmte sich dort schmerzhaft ein. Der Greis versuchte sich zu drehen – ohne Erfolgt. „Aurhhgghghghgh!“ Heulte er unglücklich nicht ahnend dass er damit vermutlich seinen Sohn – den er nicht mal als solches Erkannte sondern einfach als beweglicher Ballast auf seinem Körper wahrnahm – erschreckte. Plötzlich riss der Greis seine Augen auf als er eine gewaltige Energie verspürte die in seinen Körper gejagt wurde. Seine knöcherige Hand versteifte sich zitternd und packte Tod nur noch fester an der Kutte. „Chhhrhfhfhhghghh“ Krächzte er auf und erzitterte am ganzen Leib ehe er schliesslich den Gevatter losliess und sich röchelnd auf den Rücken drehte.

<i> Papi!</i> Eine zarte Stimme so unscheinbar und doch so klar, wie die Stimme des eigenen Kindes wohl immer klar sein würde. <b><i>Castuusss!!</i></b> Brüllte das Viech.

<i>
Papi, halt mich fest, beruhige mich, ich hab Angst</i> Der Dämon riss seine Augen auf… und sah. Er sah den Himmel über sich. Ein Loch im Dach. Ein Vogel flog gerade daran vorbei. Er runzelte die Stirn. Hörte sich selbst Röcheln…. Und spürte Pein. Ein dumpfes pochen am Kopf. Schmerzen in der Schulter. Am Rücken, ein brennen auf seiner Haut und in seinem Körper. Schwere Atemzüge die in seinem Brustkorb spannten. Er spürte Verzweiflung und Leere. Schmerz und Leere. Dies war alles was Aurelius offenbar gespürt hatte. Der Dämon rührte sich. Die Stimmen und Geräusche um ihn herum erreichten ihn nur dumpf und unverständlich. Sein Blickfeld war stark eingeengt. Selbst sein Dämonisches Wesen hatte keine all zu grosse Chance gegen den Star welcher die Augäpfel des Medicus befallen hatte. Nur sah der Dämon keine Punkte… sondern Schatten.

Schwäche. Sein alter Wirtkörper war von unendlicher Schwäche gezeichnet. Ja. Aurelius war inzwischen über die Jahrhunderte komplett von seinem Dämon abhängig geworden. Ohne ihn würde er auch Celcia höchstens noch dahinvegetieren können. Doch auch die Anwesenheit Asmodis reichte nicht aus ihn wieder zu verjüngen. Irgendwas stimmte da nicht. Irgendwas ging da gewaltig schief! Asmodi knurrte – Aurelius knurrte und wand sich auf dem Boden. Das Blut klebte an seiner Haut und rann langsam aus seinem Körper. Es kam frisches, schwarzes hinzu. Denn das Dämonische hatte sich sofort in den Kreislauf des Zombies gemischt. Die verblassten weissen Haare nahmen langsam wieder Farbe an und schimmerten matt blau.

Er spürte wie sich Castus in seinen Armen wand und hielt ihn fest. Er begann zu grollen. Beruhigend. Asmodi war in seinem Wirtskörper zurückgekehrt. <b>Aurelius?</b> Er horchte in sich. <b>…</b> Nichts antwortete ihm. <b>AURELIUS!!</b> Brüllte das Viech. <b>A..hg…..s.m.o….d..e.u..s??</b> Antwortete es matt und verworren in seinem Geist. Viel schien von dem Menschen in diesem Körper nicht mehr übrig zu sein und doch war er da.

Der Medicus – sein Geist, sein Verstand musste noch irgendwie existieren. Da traf ihn das Licht. Asmodi verzog sein Gesicht. Er hasste es noch immer. Doch dann kam ihm die Idee… der rettende Einfall für Aurelius Verstand. Er entfachte sein Seelenfeuer. Funken spürten beim Greiss. Die Augen dampften kurz Blau auf. Es kostete Unmengen an Energie. Doch der gewünschte Effekt trat ein… Licht und Seelenfeuer trafen sich… und schenkten Aurelius Erinnerungen. Nicht jene schmerzliche an das Verlorene… nein… Erinnerungen die ein Bewusstsein weckten. Aurelius Templar… du bist noch da. Du existierst. Sein Leben kehrte wieder.

<b>Asmodi…</b> Keuchte es matt. Der Dämon lächelte.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. Oktober 2008, 18:19

Da lag sie, halb tot, eigentlich nur noch Schmerz und Pei spürend – und heilte. Sie tat das, was jede Heilerin laut ihrem Schwur zu tun hatte. Sie heilten erst die Verletzten und dann sich selbst. Würde Mallahall dazu aber überhaupt in der Lage sein? Sich selbst zu heilen?
Ihr Licht drang als kleine helle Funken aus ihren Fingerspitzen und sprang auf den Zombiekörper über, auf dessen Bauch noch immer der Säugling lag. Castus war friedlich, gluckste ab und an, aber schien sonst ruhig. Tatsächlich war er dies auch, denn er hörte das tiefe Grollen aus der Brust seines Vaters. Asmodis Grollen. Er war in Sicherheit, so dachte das Kind (sofern ein so junges Leben die Situation überhaupt begriff).

Im Inneren des alten Körpers geschah ein Wunder. Lichtmagie traf auf das blaue Seelenfeuer, beide verschmolzen erneut miteinander, wie es nur in dieser Konstellation möglich war. Aeshma-Daevas Feuer würde niemals mit Mallahalls Lichtmagie zusammenarbeiten können. Hierzu fehlte die tiefe Bindung zwischen Dämon und Herrin, zwischen Schüler und Lehrerin, zwischen Freunden. Nur sie beide waren in der Lage, ein solches Wunder zu vollbringen.
Und es grenzte wirklich an ein Wunder. Aurelius konnte nach einer Weile wieder klarer denken. Er erkannte den Dämon, der sich erneut in seinem Körper eingenistet hatte. Endlich waren sie wieder zusammen und auch wenn es einen gewissen pervertierten Beigeschmack besaß – Aurelius und Asmodi gehörten zusammen. Sie bildeten Asmodeus und nach jenem Lebewesen sehnten sich im Augenblick vor allem die Freunde um die beiden herum.
Castus lag noch immer brabbelnd auf dem Bauch der Väter. Er schien zu fühlen, dass sie beide ganz nah bei ihm waren und es ließ ihn freudig strampeln.
Mallahalls Hand berührte jene des Medicus. Sie wusste, was sie eben vollbracht hatte und noch immer bewältigte, auch wenn es sie sehr, sehr müde machte. Ihre Lippen brachen auf, als sie lächelte. Dann brach auch noch der Kontakt. Mallahalls Hand sackte neben Aurelius' zusammen. Sie rührte sich nicht mehr. Lediglich ihre verbrannte Brust hob und senkte sich kaum sichtbar.
Sie hatte getan, was sie konnte. Für mehr reichte es nicht. Jetzt musste die Heilerin sich selbst helfen, um im Nachhinein andere behandeln und helfen zu können. Ihre innere Konzentration ließ die Schmerzen zu, aber ließ sich nicht von ihnen überwältigen. Sie versuchte, Kraft aus allem zu schöpfen, was ihr zugänglich war. Ebenso schien es bei Aurelius im Augenblick der Fall zu sein. Seine Haut blieb gräulich, der Zombiezauber war nicht von ihm genommen worden. Aber sein Alterungsprozess wandelte sich. Verjüngung trat ein, wenn auch langsamer als eine Schnecke am Fuße eines Berges. Das Haar seines Bartes nahm einen leicht blauen Ton an und es spross nun auch langsam – natürlich in Bürstenkammform – auf seinem Schädel. Die Haut festigte sich, man konnte kaum mehr hindurchsehen. Aber von alledem bekamen die Umstehenden nicht wirklich etwas mit.

"Er ist tot, diese Bestie hat unseren Mann einfach umgebracht", knurrte Aglamar betreten. Er stand vor Esiahs Leichnam, der im eigenen Blute gestorben war. Die Rüstung wies kindskopfgroße Löcher auf, welche von Asmodis Klauen stammten. Niemand hätte eine solche Attacke überleben können.
"Er war dumm, sich in den Bannkreis zu stellen", gab Graille Baun von sich, während er bereits die Vorräte des kopflosen Druiden durchsuchte und Jamilla weitere Verbände zuwarf. Die Zwergin schob sie ächzend mit dem Fuß zu Zanraia und gab ihr den Befehl, sie zu versorgen. Zanraia sträubte sich, doch da flog schon eines von Grailles Messer an ihrem Gesicht vorbei und schlitzte ihr bewusst die Wange auf. "Ich will zu Castus!", klagte sie, schaute zu ihrem Söhnchen und ließ dicke Tränen aus ihren Augen kullern. Was war nur geschehen? Die Nekromantin verstand es nicht. Wo war ihr schöner Dämon hin verschwunden? Warum hatte Castus ...?

"Dieses Kind hat den Dämon vernichtet!", gab Venen von sich und trat an den zunichte gemachten Bannkreis heran. Castus schaute zu ihm auf. Seine blauen Augen musterten diesen Fremden neugierig und erste Erinnerungen wurden in dem winzigen Köpfchen verarbeitet. Castus wimmerte. Dieser Mann hatte ihn durch die Luft geworfen. Das hatte ihm offensichtlich nicht gefallen. Und schon wieder wurde der Kleine am Bein angehoben. Sofort begann er zu weinen.
"Dieses Kind hat ein Haraxwesen vernichtet! Dabei muss es zur Hälfte selbst eines sein, wenn diese Hexe dort drüben ihren Körper an eine solche Bestie gegeben hat!" Mit ausgestrecktem Finger zeigte er auf Zanraia, welche ihrerseits die Arme ausstreckte und aufstand. "Gib mir mein Kind zurück!", verlangte sie, aber Graille Baun war in Windeseile bei ihr und hielt ihr ein Messer an die Kehle. "Ganz ruhig bleiben", zischte er. Zanraia sank wieder auf die Knie zurück.

"Wisst ihr, was DAS bedeutet, Gefährten?!" Venen hielt den Säugling nun behutsamer im Arm und nicht mehr am Beinchen. Ja, er hielt Castus gar wie einen kleinen Schatz. Aglamar schaute zu ihm auf. Er hatte die Augen des Verstorbenen geschlossen und wanderte nun weiter zu Mallahall und Aurelius.
"Wir brauchen einen neuen Dämonenjäger?", scherzte Graille. Er interessierte sich herzlich wenig für das Ableben des Paladins. Tatsächlich hatten sich beide nicht sonderlich gut verstanden, aber Graille war auch das jüngste Mitglied der Gruppe. Bald würde dies nicht mehr so sein.
"Was willst du uns sagen, Venen?", fragte die Zwergin nun. Sie hatte ihr Gesicht weitgehend selbst verbunden, ebenso die kurzen Arme. Fast schon erinnerte sie an eine Mumie, aber Zanraias Todesboten hatten ihr wirklich schwer zugesetzt.

Mallahall seufzte auf. Sie brauchte Hilfe. Aglamar wanderte aus der Hütte, winkte einige Elfen und Menschen herbei. Während er noch verkündete, dass der Dämon gebannt sei und man nun dringend medizinische Hilfe benötigte, erklärte Venen seiner Gruppe: "Dieses Kind ist genau das, was Celcia schon immer brauchte. Die Dämonen werden ihm mehr trauen als sonst jemanden, denn es stinkt mit Sicherheit nach ihnen. Es ist ein halber Dämon, ein Bastard-Mischwesen. Aber es besitzt die Fähigkeit, diese elenden haraxischen Bestien einfach auszulöschen. Wenn das mal kein Grund ist, es aufzuziehen und nach unserem Willen zu formen. Wenn das Kind auf unserer Seite ist, dann hat Esiah sein Leben nicht sinnlos verwirkt. Wenn es Dämonen vernichten kann, dann ist dieser Säugling unser fünftes Mitglied!" Venen hob den kleinen Castus hoch, der nach Leibeskräften schrie und weinte. Zanraia brach es fast das Herz. Erneut erhob sie sich. "Lasst mich zu Castus!", klagte sie, wurde von Graille aber nur mit einem Schnitt am Arm gestraft, so dass sie wiederholt Ruhe gab.

"Das Kind heißt also Castus. Gut. Castus Ranáum. Ich werde ihn als meinen Sohn erziehen – natürlich nur, wenn es ungefährlich für Celcia ist. Das werde ich in Zyranus prüfen lassen. Dieser kleine Dämonenjäger wird untersucht, erforscht und uns dienlich sein." Venen schaute sich kurz um, nahm Castus wieder in den Arm. "Räumen wir hier auf und begraben die Toten. Danach geht es für eine Hälfte von uns nach Zyranus. Wir erforschen Castus und liefern Etelin dort ab. Die übrigen reisen in die Heimat. Nehmt die Hexe mit. Sie ist unsere Angelegenheit und wir werden uns darum in Grandea kümmern."
Die Gruppe nickte, nur Aglamar wandte sich noch einmal kurz an den Anführer. Dieser nickte und erklärte ihm etwas. Aglamar schaute zum verbrannten Körper von Mallahall. "Sie also auch nach Zyranus. Aber erst sollte sie wenigstens transportfähig gemacht werden", meinte der Energiemagier. Sein Blick wanderte weiter. Sofern der Alte die Ereignisse überleben würde, brächte man ihn einfach mit nach Grandea. Wer immer er in diesem Schauerspiel darstellte – denn unter den Dämonenjägern war es nicht geklärt worden, sie erkannten in ihm noch nicht den gesuchten Asmodeus –, sie würden es herausfinden und dann wäre er in ihrer Obhut am sichersten.

Elfen und Menschen strömten nun in die Hütte und hoben Mallahall ganz vorsichtig an. Man brachte sie fort. Jamilla folgten ihnen, auch sie brauchte nun einen Heilkundigen. Zanraia zerrte man unter Grailles Aufsicht davon, sie würde man einsperren, bis die Reise weiterging. Venen betrachtete sich den kleinen Castus, der noch immer weinte. "Du wirst das Ende aller Dämonen", freute er sich und teilte Aglamar mit einem festen Blick mit, dass dieser nun zum Aufräumen abkommandiert worden war.
Der Energiemagier nickte, seufzte aber. Er schaute zu Etelin. Der Lich hatte sei langem keinen Ton mehr von sich gegeben, das Seil und die stetigen elektrischen Stöße hinderten ihn daran. Dann trat der Magier an Esiahs Leiche heran. In einer langen Schweigeminute trauerte er um den Gefallenen.
Und Asmodeus? Niemand achtete auf ihn. Ein Greis stellte keine Gefahr dar ...

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 15. Oktober 2008, 00:33

Das schreckliche an der Tatsache dass Aurelius Erinnerungen durch den Dämon wiederkamen war dies – dass sie erst bei den Gemeinsamen begannen. Es existierte nur sein Leben als Asmodeus… was davor war – verloren. Unerreichbar weit weg in den tiefen seines Unterbewusstseins verborgen. Asmodeus sah. Er musste Medicus gewesen sein. Er hatte auch noch viele Menschen geheilt als er schon vom Dämon besessen gewesen war. Dann folgten die Erinnerungen der Depression, der tiefen Melancholie wo er sich regelmässig versucht hatte selbst zu vernichte. Der Greis begann sich vor seinem eigenen Leben zu fürchten.

Es waren zu viele Bilder die da auf einmal wie Blitze durch seinen Verstand schossen und sich immer wieder funken sprühend sowie laut knallend entluden. Es erschein so als würde die geballte Menge an Information beinahe die Kapazität der einzelnen Neuronen sprengen. Eine Reizüberflutung die unermesslich war. Die Bilder kamen in immer schnellerer Abfolge. Tod. Heilung. Verderben. Dämon. Mord. Freundschaft. Isolation. Verbannung. Gewalt. Medizin. Immer schneller und noch mehr MEHR MEHR! Bild um Bild. Emotion um Emotion. Erinnerung um Erinnerung. Ca. 125 Jahre sollten in jenen wenigen Sekunden erfasst und verstanden sowie als eigene Geschichte akzeptiert werden. Zusätzlich kam dazu dass es teilweise grässliche Bilder und Emotionen waren.

Der Greis rührte sich. Noch hatte Asmodi nicht gänzlich die Kontrolle über Aurelius übernommen. Ihm diese Autonomie auch noch zu nehmen – zusätzlich zum Verstand wäre einem Todesurteil gleich gekommen. Die milchigen Augen des Greises bebten. Schauten rastlos umher bis sie sich schliesslich nach hinten verdrehten. Ein grässlicher Krampf überkam Aurelius. Zu viele Reize, eine zu hohe Belastung fürs Gehirn. So eine massive Überflutung von Information würde niemand aushalten können – besonders kein 150 jähriger seniler Zombie.

Er begann zu Krampfen. Es sah zum fürchten aus. Dieses Klappergestell begann zu vibrieren just in jenem Moment wo ohnehin niemand auf ihn achtete – selbst Mallahall war schon fortgeschafft worden. Seine Extremitäten verrenkten sich es knackste und knirschte. Wie viel würde in diesem Körper noch heil sein? „Agngngngnggngnnnnn.“ Aurelius begann zu schäumen. Nässte sich peinlicher Weise gar ein. Niemand würde wohl darauf kommen was da in dem Alten gerade vor sich ging. Senile krampften noch häufig – wenn sie zu viel Licht hatten, wenn es zu laut war, wenn es zu viel Bewegung vor ihren Augen gab und wie sich nun herausstellte auch dann wenn sie wieder Besessen waren.

„Ngngghgnnnghgh.“ Schnaufte er. Asmodi griff nicht ein sondern wartete ab. Er wollte nicht dass seine Existenz aufflog solange sein Wirtskörper so schwach war. Es wäre ein leichtes ihn nun zu vernichten. Ausserdem war er so auf Aurelius konzentriert gewesen, dass er für einige wichtige Minuten seine Aufmerksamkeit nicht der Aussenwelt hatte schenken können. Er wusste nichts von der Zukunft die seinen Sohn drohte. Er wollte sich umsehen… doch selbst der Dämon war erschöpft. Er brauchte Ruhe. Zumal sein Wirtskörper die Müdigkeit von Jahrhunderten in sich trug.

Schwermütig verhielt sich das Viech ruhig. Verkroch sich irgendwo tief in Aurelius drin und brütete neue Strategien aus. Während der Greis sich endlich vom Krampf erholte und erschöpft röchelte.

Da hatten sich die Jäger ja was tolles aufgebrockt diesen vollgepinkelten Alten mit sich zu schleifen. Er würde pflege brauchen – von seiner heimlichen Verjüngung merkte man bisher ja noch kaum etwas.

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Re: Unter Elfen und Menschen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. Oktober 2008, 18:55

"CASTUSSSS!" Schreiend und zappelnd musste Zanraia aus der Hütte des verstorbenen Druiden geschafft werden. Sie wehrte sich extrem, aber letztendlich hatte es keinen Sinn. Castus würde in die Stadt der Magier und sie selbst nach Grandea gebracht werden. Ihrem Sohn standen Untersuchungen bevor, denn wie es aussah, hatte er Asmodi vernichtet – den eigenen Vater einfach vernichtet. Zanraia weinte bittere Tränen. Sie glaubte nicht daran, aber woran sollte sie noch glauben? An Aurelius, den Medicus, den sie ebenfalls mit ganzem Herzen liebte? Der alte Greis, welcher achtlos am Boden lag mit Dutzenden Verletzungen und um den sich niemand kümmern wollte?
Die Nekromantin sackte zusammen. Endlich wurde es leichter für ihre Häscher, sie fortzuschaffen. Hilfesuchend schaute sie zu Aglamar, dem Energiemagier. Dann wanderte ihr Blick weiter zu Aurelius. Sie konnte ihn kaum mehr erkennen, denn Tränenflüsse nahmen ihr die Sicht. "Warum können wir nicht einfach eine Familie sein?", keuchte sie erstickt. Dann wurde Zanraia hinaus geführt. Draußen band man ihre Hände und brachte sie in einem leer stehenden Stall eines Waldläufers unter. Graille Baun nahm freiwillig die erste Schicht als Wache an.

Die Zwergin unter den Dämonenjägern führte man mitsamt Mallahall zu einer alten Elfe, die noch vom unter Elfen und Menschen gemeinsamen Aufbau des Dorfes zu erzählen wusste. Sie war blind, aber sehr weise. Ihre heilkundigen Kräfte glichen nicht jenen des Druiden, aber sie beherrschte die Naturmagie und kannte sie so mit Pflanzen bestens aus. Nun würde sie die oberste Heilerin des Dorfes sein, denn Jisantin Roj war nicht mehr. Seine Leiche wurde soeben von einigen Jägern des Dorfes von der Wand genommen – jedenfalls das, was von ihm übrig war.
"Bringt auch unseren gefallenen Kameraden fort", wies Aglamar ihnen an. Neben Asmodeus war er nun der einzige noch, der in der Hütte verweilte. Er hatte Venen spezielle Handschuhe überlassen, damit dieser das energiemagische Seil um Etelin auch anfassen konnte, ohne einen Schlag zu bekommen und hatte den Lich rasch hinaus gebracht. Castus lag in Venens Armbeuge, wimmerte leise vor Sehnsucht nach einem vertrauten Geist.
Aber es half nichts. Die Freunde – die Familie – sie wurden getrennt.

Nachdem auch Esiah herausgeschafft worden war – bei jedem Meter, den die Dorfbewohner ihn trugen, schien seine Klinge, die noch immer am Boden lag, zu vibrieren – sah sich Aglamar in der Hütte um. Aufräumen sollte er, laut Venens Befehl. Hierbei war jedoch nicht gemeint, dass er umgestoßene Möbel wieder herrichten oder das Dach reparieren sollte. Diese Hütte würde zum Einsturz gebracht und bis auf die Grundmauern verbrannt werden. So hielten sie es immer nach einer Exorzierung und anschließenden Dämonenvernichtung. Orte von solch haraxischer Lastigkeit durften auf Celcia nicht weiter bestehen. Ihre Asche musste in alle Winde verteilt werden, damit dämonische Überbleibsel an Kraft verloren. Was Venen Ranáum tatsächlich gemeint hatte, war, dass Aglamar sich um die Toten und die noch nicht ganz Toten kümmern sollte. Sein Blick fiel auf den Alten.

Schaum lief aus seinen Mundwinkeln, die Muskeln zitterten wie nach einem leichten Krampfanfall. Außerdem hatte er sich eingenässt. Das passierte ja oft bei sehr alten Menschen und dieser hier musste steinalt sein.
Aglamar betrachtete ihn ... und stutzte. Ganz so steinalt wirkte er gar nicht. Die Haut hatte einen gesünderen Farbton angenommen als noch vor Exorzierung. Außerdem wirkte er lange nicht mehr so dem Tode nahe wie noch vor einigen Augenblicken, als sie ihn von den Pferden geholt hatten. <b>Vermutlich war dieser alte Körper irgendwie auch vom Dämon beeinflusst und hat durch dessen Vernichtung endlich Freiheit erlangt.</b> Bei diesen Gedanken fiel dem Magier auf, dass sie den ehemaligen Dämonenherren Asmodeus nicht gefunden hatten. Wo mochte er sein? Hatte die Bestie ihn zerrissen, nachdem sie sich den Körper der Lichtmagierin gekrallt hatte? Der Gedanke war nicht abwegig. Vielleicht würden die Jäger Asmodeus niemals wiedersehen, selbst wenn er noch lebte. Es ahnte ja niemand, dass eben jener Mann hinter der Fassade des senilen und inkontinenten Greises steckte!

"Nicht unsere Aufgabe", meinte der Energiemagier schroff und hatte hierbei sogar Recht. Opfer und Dämonenbesessene fielen üblicherweise nicht in ihren Bereich. Um solche armen Tölpel kümmerten sich die Anstalten für geistig Gestörte wie beispielsweise Burgstein in Pelgar.
Seine Gruppe wurde nur zur Vernichtung der Haraxwesen eingesetzt. Jede über diese Aufgabe hinausgehende Angelegenheit war freiwillig und wurde von den Dämonenjägern nur ausgeführt, sofern man sie dafür bezahlte oder ein Besessener im Nachhinein noch eine beträchtliche Gefahr für Celcia darstellte.

Aglamar kniete sich gerade in jenem Moment zu dem Alten nieder, da weitere Elfen und Menschen die Hütte betraten, um nach dem Rechten zu sehen. Allesamt wirkten irgendwie unruhig, vorsichtig und jederzeit bedacht zu fliehen oder zu kämpfen.
"Der Dämon ist vernichtet worden. Dankt den Göttern dafür", sagte der Magier, um die Anwesenden zu beruhigen. Einige von ihnen, vor allem Elfen, schlugen göttliche Zeichen der Florencia und des Phaun oder sandten ein leises Dankesgebet zu ihnen.
"Helft mir, auch diesen alten Mann zu eurer Naturmagierin zu bringen. Und wenn es möglich wäre besorgt ihm neue Kleidung ... seine Blase scheint auch nicht mehr die Beste zu sein."

Die Elfen nickten, einer lief sofort zum örtlichen Schneider. Die übrigen trugen unter Aglamars Blicken Asmodeus aus der Hütte, die sein Dämon in einen Trümmerhaufen verwandelt hatte. Er wurde zur Naturmagierin gebracht. Das könnte Asmodi noch Probleme bereiten, denn ihr Haus war ein halb lebendes Exemplar. Sie ließ nicht nur Pflanzen quer durch die Stube wachsen, sondern hinderte auch den Kräuterwuchs in keinster Weise. Mallahall lag schon bei ihr, auf einem Lager aus mit Klee gefüllten Laken. Die blinde Elfe betastete soeben ihre verbrannte Haut, zupfte sie mit spitzen Fingern herunter und bestrich das darunter liegende Fleisch mit einer fast flüssigen Masse. Mallahall stöhnte, schwitzte. Ihre Wangen waren fiebrig heiß, aber sie kämpfte weiter gegen ihr eigenes Ende an.
Jamilla hockte auf einem Pilz, der groß genug war, um einen natürlich Stuhl zu bilden und war von Kopf bis Fuß in Bandagen gewickelt. Sie ähnelte einer zu klein geratenen Mumie. Asmodeus wurde auf ein zweites Lager gebettet, der Geruch von Wiesengräsern und getrocknetem Klee umfing ihn.

"Gute, weise Elfe. Bitte behandelt auch diesen alten Mann hier", gab Aglamar zur Erklärung ab. "Sein Zustand muss stabil genug sein, dass wir ihn bei unserer Abreise mitnehmen können."
Die Elfe nickte, arbeitete aber zunächst an Mallahall weiter.

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